Hauptseminar Prof. Dr. Karin Pittner „Wortstellung" Wintersemester 2011112 Eine Betrachtung der rechten Satzklammer Germanistische Linguistik, Masterstudiengang Frauke Daum Emscherstraße 28 44791 Bochum [email protected] 03.05.2012 Ruhr-Universität Bochum Inhalt 1. Einleitung 02 2. Kurzeinführung Satzklammer 03 3. Hierarchien in der rechten Satzklammer 04 3.1. Nach Bech 04 3.1.1. Die infiniten Verbalformen 04 3.1.2. Statusrektion 06 3.1.3. Das Schlussfeld 07 3.2. Befüllung des Verbalkomplexes nach Pafel 09 4. Nichtverbales Material in der rechten Klammer 11 5. Schlussbemerkungen 20 6. Bibliografie 22 1. Einleitung Die verbale Satzklammer besteht aus einem linken Teil, der sich zwischen Vorfeld und Mittelfeld befindet und einem rechten Teil, dem das Mittelfeld vorangeht und der durch das Nachfeld abgegrenzt wird. Welche Elemente in den Klammern auftreten können, ist von der Art des vorliegenden Satzes abhängig. Die linke Klammer ist dem finiten Verb vorbehalten; nur in eingeleiteten Nebensätzen wird sie durch eine subordinierende Konjunktion besetzt. In diesen Fällen positioniert sich das finite Verb in der rechten Klammer, welche ebenfalls die infiniten Verbalformen beinhaltet. Zum Teil lassen sich auch nichtverbale Elemente, die in enger Beziehung zum Verb stehen, der rechten Satzklammer zuordnen. Im Rahmen des Seminars „Wortstellung" habe ich mich durch mein Referat über „Die rechte Satzklammer" eingehender mit dem Verbalkomplex und seiner Einordnung in das topologische Feldermodell befasst. Dabei war ich erstaunt, dass nach Ansicht vieler Autoren die rechte Klammer nicht nur verbale Elemente beinhaltern sondern auch weitere Komponenten aufnehmen kann. Bei der Erstellung dieser Arbeit hatte ich den Eindruck, dass eine Abgrenzung, welche Elemente zum Verbalkomplex gezählt werden können und welche nicht, mitunter nicht eindeutig bzw. schwierig vorzunehmen ist. Aus diesem Grund werde ich mich in Kapitel vier genauer mit dieser Fragestellung befassen. Ebenfalls interessant finde ich die Tatsache, dass Rektionsbeziehungen zwischen Verben vorliegen, durch die in der rechten Klammer eine Hierarchie aufgebaut werden kann. Beginnen wird diese Arbeit mit einer kurzen Einführung in den Begriff Satzklammer, in der auch die je nach Autor variierenden Bezeichnungen für den rechten Kammerteil vorgestellt werden. Dessen Aufbau wird im folgenden Kapitel anhand der Aufzeichnungen von Bech und Pafel erläutert, wobei auch auf die Beziehung der infiniten Verben untereinander eingegangen wird. Das vierte Kapitel widmet sich der Diskussion, inwieweit nichtverbale Elemente der rechten Klammer zugeordnet werden können und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen. Das Ziel meiner Arbeit ist es, den rechten Teil der Satzklammer vorzustellen und deren Aufbau zu erläutern. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf der Erörterung liegen, welche nichtverbalen Komponenten der rechten Klammer zugeordnet werden können und welche Grundlagen für eine Zuteilung gelten. 2. Kurzeinführung Satzklammer Als Satzklammer werden die beiden Felder des Topologischen Feldermodells bezeichnet, die Komponenten des Verbalkomplexes beinhalten können. Während die linke Satzklammer in der Regel durch eine Wortform besetzt ist, kann die Anzahl der Segmente in der rechten Satzklammer variieren; ihre generelle Besetzung ist fakultativ (vgl. Duden 2010: 862). (1) a) Sie ist den ganzen Weg nach Hause gelaufen. b) Sie wird den ganzen Weg nach Hause gelaufen sein. c) Sie läuft den ganzen Weg nach Hause. Wie anhand der obigen Beispiele feststellbar ist, wird die rechte Klammer bei Verwendung von analytischen Zeitformen besetzt. Ebenfalls wird deutlich, dass es sich bei dem Verb in der linken Klammer um ein finites Verb handelt, während die Verbform in der rechten Klammer infinit ist. Weinrich bezeichnet das Verb der linken Satzklammer als Vorverb und die Elemente der rechten Klammer als Nachverb (vgl. Weinrich 1986: 121). Weitere Bezeichnungen für die rechte Klammer sind Schlussfeld (Bech 1957) und Verbalkomplex (Pafel 2009). Je nach Art des Satzes kann die Stellung des finiten Verbs variieren. Es steht entweder an erster (2a/b), zweiter (vgl. 1) oder im Falle von Nebensätzen an letzter Stelle (2c). Die infiniten Verbformen stehen dagegen immer in der rechten Klammer (vgl. Duden 2010: 862/63). (2) a) Läuft sie den ganzen Weg nach Hause? h) Lst sie den ganzen Weg nach Hause gelaufen? c) [Es ist nicht wahr,] dass sie den ganzen Weg nach Hause gelaufen ist. Das finite Verb steht nur in Nebensätzen an letzter Stelle, da die linke Satzklammer in diesen Sätzen durch eine subordinierende Konjunktion, wie z.B. dass in Beispiel (2c), besetzt wird. Teilweise wird auch angenommen, dass Relativpronomen die linke Klammer besetzen können (vgl. Weinrich 1986: 140ff). 3. Hierarchien in der rechten Satzklammer deutschen Hauptsatz wird die rechte Satzklammer durch eine unbestimmte Anzahl infiniter Verbalformen besetzt.. l Bech hat die infiniten Formen systematisiert und anhand ihrer Rektionseigenschaften untersucht. In diesem Zusammenhang hat er auch die Teilung des Schlussfeldes - so bezeichnet er die rechte Satzklammer - in Oberfeld und Unterfeld vorgenommen. In wieweit die Rektionseigenschaften der einzelnen Infinitformen sich auf die Besetzung des Schlussfeldes auswirken und welche Hierarchien in der rechten Klammer aufgestellt werden können, wird im Kapitel 3.1. thematisiert. Pafel ist dagegen der Ansicht, dass die rechte Klammer aus einer kleinen Verbalphrase besteht, die in bestimmten Fällen durch Komplemente erweitert werden kann (vgl. Kapitel 3.2.). 3.1. Nach Bech 3.1.1 Die infiniten Verbalformen Zum besseren Verständnis der infiniten Verbalformen im Deutschen hat Bech sie in ein zweigliedriges Schema eingeordnet: 1. Status 2. Status 3. Status 1. Stufe (Supinum) lieben (Infinitiv) 2. Stufe (Partizipium) liebend(er) (Partizip Präsens) zu lieben (zu-Infinitiv) zu liebend-eis) (Gerundiv) geliebt (Partizip geliebt(-er) (Partizip Präteritum) Präteritum) (Bech 1957: 12) Grundsätzlich gibt es keine Vorgabe. wie viele infinite Formen die rechte Klammer beinhalten kann. Häufig wird jedoch ein Maximum von ttinf Verbalformen angegeben, da bei mehreren Verbalformen eine Verständlichkeit des Satzes nicht mehr gewährleistet werden kann (vgl. Duden 2010: 862). 5 Die beiden Stufen lassen sich dadurch unterscheiden, dass in Stufe 2 eine Deklination möglich ist, während in Stufe 1 keine Flexion erfolgen kann (vgl. Wöllstein-Leisten 1997: 66). Wie Bech zuvor festgestellt hat, ist die Deklination der Partizipien in Stufe 2 identisch mit der Flexion von Adjektiven, da die Partizipien hinsichtlich Genus, Kasus, Numerus und Komparation markiert sind (vgl. Bech 1957: 13/14). Die infiniten Verbalformen in Stufe 1 und 2 müssen in Verbindung mit einem finiten Verb auftreten. Dabei lässt sich nicht jeder Status mit jedem beliebigen finiten Verb kombinieren: (3) a) Ich werde dich lieben (1. Status). b) *Ich werde dich zu lieben /geliebt (2.3. Status). c) Ich wünschte, dich zu lieben (2. Status). d) *Ich wünschte, dich lieben /geliebt (2.3. Status). e) Ich hatte dich geliebt ("3. Status). ) *Ich hatte dich lieben (1. Status). g) ?Ich hatte dich zu lieben (2. Status). In den Beispielen (3a), (3c), und (3e) wird der Status vom finiten Verb regiert. Es liegt eine Statusrektion vor. Statusrektion definieren Pittner / Berman folgendermaßen: „Eigenschaft von bestimmten Verben wie Modalverben oder bestimmten Vollverben, die Form (den Status) der infiniten Verben festzulegen, die zusammen mit ihnen auftreten." (Pittner / Berman 2008: 188). Bei Wöllstein-Leisten findet sich eine genauere Zuteilung, welche Arten von Verben welchen Status regieren. Den reinen Infinitiv (1. Status) regieren Modalverben und einige tempusbildende Auxiliare, der zu-Inifinitv (2. Status) wird von Vollverben regiert und wiederum tempusbildende Auxiliare und auch Verben wie kommen regieren den 3. Status (Partizip) (s. Wöllstein-Leisten 1997: 66/67). Auch Substantive. Adjektive und Präpositionen sind laut Wöllstein-Leisten in der Lage einen Status zu regieren, jedoch nur den 2. (vgl. Wöllstein-Leisten 1997: 67). (4) a) Er hatte die Chance, ein Weltstar zu werden. b) Sie war erfreut. eine gute Note bekommen zu haben. c) Er beeilte sich, um den Zug noch zu erreichen / erreichen zu können. 6 Ob in den Beispielen (4alb) wirklich das Substantiv bzw. Adjektiv für eine Statusrektion verantwortlich sind, wage ich zu bezweifeln. Was für Beispiel c festgehalten werden kann, ist, dass der zu-Infinitiv häufig eine Verbindung mit um eingeht. Die bisherigen Beispiele zeigten nur die Status- und Rektionsbeziehungen innerhalb der 1. Stufe. Das liegt daran, dass laut Bech bei den Partizipia keine Rektionen und Kongruenzen vorliegen, „die status der partizipia [demnach] nicht regiert sind" {Bech 1957: 19). 3.1.2 Statusrektion Im vorangegangenen Kapitel wurde bereits gezeigt, dass Verben in der Lage sind, andere Verbformen zu regieren. Die Rektionstähigkeit der Verben bleibt auch dann bestehen, wenn sie selbst von einem anderen Verb regiert werden (vgl. WöllsteinLeisten 1997: 67). Wie im Beispiel (5) darstellt wird, lassen sich Ketten von statusregierten Verben bilden. Bech bezeichnet diese Verbreihungen als subordinative bzw. hypotaktische Ketten (vgl. Bech 1957: 26). (5) a) Er sitzt Vl. b) Er bleibtV1 sitzenV2. c) Er darfVJ sitzenV3 bleiben V2. d) Er bittet VE, sitzen V4 bleiben V3 zu dürfenV2. e) Er hatV1 gebetenV2, sitzenV5 bleibenV4 zu düifenV3. f) Er sollVl gebetenV3 habenV2, sitzen V6 bleiben V5 zu dütfenV4. (Bech 1957: 28) Mit V I wird im Folgenden das maximal übergeordnete Verb bezeichnet, das von keinem anderen Verb regiert wird. In der Regel handelt es sich dabei um das finite Verb in der linken Klammer.' V2 dient als Bezeichnung für das Verb, das von V1 regiert wird und V3 ist wiederum das unter V2 untergeordnete Verb (vgl. Bech 1957: 26). Je höher also die Indexzahl, desto untergeordneter steht das Verb. 2 Liegt ein Nebensatz vor, steht das finite Verb selbstverständlich beim restlichen Verbalkomplex in der rechten Satzklammer. Mehr dazu auf den folgenden Seiten. 7 Betrachtet man ein Beispiel, bei dem alle Verben in der rechten Klammer stehen, sieht die Rangfolge der Statusrektion folgendermaßen aus: ..., dass er alles reparieren V4 zu können V3 behauptet V2 hatVl. (6) (Wöllstein-Leisten 1997: 67) An diesem Punkt soll festgehalten werden, dass grundsätzlich das rechts stehende Verb das weiter links stehende regiert, sofern alle Verben in der rechten Satzklammer stehen. Dass dabei auch Ausnahmen entstehen können, verdeutlicht die Unterteilung des Schlussfeldes in Oberfeld und Unterfeld. 3.1.3. Das Schlussfeld Das Schlussfeld lässt sich untergliedern in ein Ober- (0) und ein Unterfeld (U). Dabei muss beachtet werden, dass ein Oberfeld nur gemeinsam mit einem Unterfeld existieren und nicht alleine auftreten kann. „Das schlußfeld enthält also immer ein unterfeld. aber nicht immer ein oberfeld." (Bech 1957: 63). Wie in den Beispielen (5) und (6) gezeigt wurde, kann die Stellung, in welcher das regierende Verb steht variieren. Mal steht es rechts von dem regierten Verb mal links. Die Regierungsrichtung des Verbs ist davon abhängig. ob es im Ober- oder im Unterfeld steht. Im Oberfeld folgt auf das regierende Verb das regierte, es steht also V 1 vor V2. Für das Unterfeld liegt der gegenteilige Fall vor, bzw. eine umgekehrte Reihenfolge. Dort steht das regierte Verb (V2) an linker Stelle, also vor dem regierenden Verb (V I) (vgl. Bech 1957: 63). Für die Besetzung der beiden Felder gilt, dass im Unterfeld immer das maximal untergeordnete Verb des gesamten Schlussfeldes steht, während im Oberfeld nur finiten Verben oder Verben im 1. Status (Infinitiv) aufzufinden sind (vgl. ebd.). Daraus folgt, dass „das maximal untergeordnete verbum des oberfeldes immer den Status des maximal übergeordneten verbums des unterfeldes [regiert]." (Bech 1957: 63/64 ebenso Beispiel 7) (7) a) ... dass man ihn hier (liegen V4 bleiben V3 lassen V2 kann V1)(U) b) ... dass man ihn hier (kann Vl)(0) (liegen V4 bleiben V3 lassen V2)(U) c)... dass man ihn hier (kann V1 lassen V2) (0) (liegenV4 bleiben V3) (U) 8 Anhand des Beispiels (7) soll außerdem gezeigt werden, dass die Verben im Schlussfeld so umgestellt werden können, dass zu einem bereits zuvor vorhandenen Unterfeld ein Oberfeld hinzutreten kann. Pafel hat Bechs Annahmen erweitert und ist der Ansicht, dass auch eine Zwischenstellung im Schlussfeld vorliegen kann, die wiederum das Unterfeld in zwei Teile teilt. Dadurch wird die Unterteilung in Ober- und Unterfeld allgemein erschwert (vgl. Pafel 2009: 56157 ebenso Beispiel 8). (8) ob sie lachen wird können. (V3 VI V2) In Beispiel (8) liegt nun eine Zwischenstellung vor, was bedeutet, dass das regierende Verb zwischen den von ihm regierten Verben steht. Die Beispiele in (7b/c) widersprechen der Annahme, dass das finite Verb, sofern es beim restlichen Verbalkomplex in der rechten Klammer steht, am Ende des Satzes positioniert ist (vgl. Vorderwülbecke / Donalies 2012). Somit ist auch erschwert, hei Nebensätzen von Verb-Letzt-Stellung zu sprechen, sollte das finite Verb im Oberfeld oder in der Zwischenstellung stehen. Als Ausnahme muss hierbei das Hilfsverb haben in Kombination mit einem Modalverb und einem weiteren Verb angesehen werden. Während haben den 3. Status regiert, treten Modalverben mit dem reinen Infinitiv auf (vgl. Wöllstein-Leisten 1997: 71). (9) a) ..., dass er das Zimmer aufgeräumt hat hj ..., dass er das Zimmer aufräumen soll Bei einer Kombination dieser beiden Beispiele/würde folgender Satz entstehen: (9) c) ..., *dass er das Zimmer aufräumen gesollt hat Für den Fall, dass haben als finites Verb mit einem Modalverb innerhalb der rechten Klammer kombiniert werden kann, muss die finite Form ins Oberfeld verschoben werden und das regierte Modalverb im 1. Status erscheinen. Dabei ist zusätzlich auch immer mindestens ein vom Modalverb regiertes Verb erforderlich (vgl. WöllsteinLeisten 1997: 72). 9 (9) d) ..., dass er das Zimmer hat aufräumen sollen e) ..., dass er es hat sollen Der Infinitiv von sollen, der in Beispiel (9d) anstelle des Perfektpartizips in (9c) auftritt wird als Ersatzinfinitiv bezeichnet. Er tritt nur in Verbindung mit haben auf., außer den Modalverben fordern auch Verben der Wahrnehmung und lassen den Ersatzinfinitiv (vgl. Pittner / Berman 2008: 93). Sobald haben in einer Ersatzinfinitiv-Konstruktion von einem Verb regiert wird, wird es gemeinsam mit dem finiten Verb ins Oberfeld verschoben. (9) fl dass er das Zimmer wird haben aufräumen sollen Laut Vorderwülbecke / Donalies ist es ebenfalls möglich, das Hilfsverb werden an den Anfang der rechten Klammer, also ins Oberfeld, zu verschieben (vgl. Vorderwülbecke / Donalies 2012). Wichtig ist dabei, dass das finite Verb wieder mit zwei Infinitiven auftritt. (9) g) *..., dass er das Zimmer wird aufräumen. (?) h) ..., dass er das Zimmer wird aufräumen werden. 3.2. Befül lung des Verbalkomplexes nach Pafel Pafel ist der Ansicht, dass der Verbalkomplex - die rechte Klammer - durch eine Phrase befüllt werden kann (vgl. Pafel 2009: 57/58). Anhand der Beispiele in (10) macht er deutlich, dass eine Verschiebung einiger Elemente des Schlussfeldes in das Vorfeld, welches durch Phrasen besetzt ist, möglich ist. (10) a) Sie wird noch lachen können. b) Lachen wird sie noch können. c) Lachen können wird sie vielleicht nicht mehr. d) * Können wird sie vielleicht nicht mehr lachen. (Pafel 2009: 57) Können ist demnach, weil es nicht alleine im Vorfeld stehen kann, keine Phrase, sondern muss als Wort eingestuft werden. Das bedeutet für Beispiel (10c), dass Lachen können eine Verbalphrase ist, die aus der Verbalphrase Lachen und dem Wort Können besteht. Wird ist in diesem Beispiel nicht Teil des Vorfeldes, sondern das finite Verb in der linken Klammer (vgl. Tafel 2009: 57). Trotzdem kann diese Verbstellung auch in der rechten Klammer auftreten bspw. in dem Satz Wir hofft en alle, dass sie wieder lachen können wird, woraus sich folgende Darstellung er g ibt (11) VP VP VP V V wird V können lachen (Pafel 2009: 58) Wird stellt in Beispiel (11) den Kopf der Verbalphrase dar, während es sich bei lachen können um ein Komplement handelt. Daraus folgert Pafel, dass der Verbalkomplex „durch genau eine ,kleine VP' [gefüllt wird], die nur aus V und (fakultativ) einem oder mehreren Komplementen zu V besteht. Wir können also sagen, dass das Unterfeld eine kleine VP ist, die, wenn im Unterfeld mehr als ein Verb steht, aus V und einer kleinen VP als Komplement zu V besteht, wobei die Abfolge in der kleinen VP ,Komplement vor V' ist." (Pafel 2009: 58). „Komplement vor V" liegt vor, wenn sich das finite Verb am Ende des Schlussfeldes bzw. Unterfelds befindet. Existiert neben dem Unterfeld auch ein Oberfeld, in dem dann das maximal übergeordnete Verb positioniert ist, verändert sich die Reihenfolge von V und Komplement, sodass V links von Komplement steht (vgl. Pafel 2009: 58). Vergleicht man die Ansätze von Bech und Pafel fällt auf, dass beide das finite Verb bzw. das maximal übergeordnete Verb als Zentrum der rechten Klammer ansehen. Von ihm ausgehend werden die infiniten Formen in ihre Position gebracht. Das 11 Komplement bei Pafel entspricht den regierten Verben bei Bech. Beides steht im Unterfeld links vom regierenden Verb bzw. Kopf während es im Oberfeld auf der rechten Seite vom Regens positioniert ist. Meiner Meinung nach wird die Strukturierung der rechten Klammer durch die Statusbeziehungen der Verben gut dargestellt. Jedoch würde ich befürworten, dass die Eröffnung eines Oberfeldes nur dann notwendig ist, wenn ein Ersatzinfinitiv vorliegt, da ich die Verbletztstellung des finiten Verbs den Oberfeldkonstruktionen vorziehe (vgl. Bsp. (7a) mit (7b/c)). 4. Nichtverbales Material in der rechten Klammer Über die Existenz von nichtverbalem Material in der rechten Klammer gibt es unterschiedliche Ansichten. Während Wöllstein-Leisten nichtverbales Material in der rechten Klammer ausschließt, stimmen andere Autoren partiell dem Vorkommen von weiteren Elementen im rechten Klammerteil zu. Das vorliegende Kapitel widmet sich einer genauen Betrachtung der einzelnen Elemente, denen von diversen Autoren eine Existenz in der rechten Klammer zugestanden wird. Dabei soll diskutiert werden, inwieweit die Zuteilung zum rechten Klammerteil gerechtfertigt ist, oder ob die Elemente eher einem anderen topologischen Feld zugehörig sind. Zugleich soll an dieser Stelle festgehalten werden, dass bei einer Nebensatzklammer nie ein nichtverbales Element alleine in der rechten Klammer stehen kann, da in diesem Fall eine Besetzung der rechten Klammer mit dem finiten Verb obligatorisch ist. Für Pittner und Berman gibt es zwei nichtverbale Komponenten, die sich ihrer Meinung nach zur rechten Klammer zuordnen lassen. Zum einen Verbbestandteile trennbarer Verben (12a) und sogenannte Funktionsverbgefüge, die durch eine Präpositional- (12c) oder eine Nominalphrase (12b) realisiert werden können (vgl. Pittner / Berman (2008): 90/91). (12) a) Heute kasete ich, ür einen Obstsalat ein. b) Lisa führt gerne Rad. c) Er setzte sie über den Sachverhalt in Kenntnis. 12 Ob es sich bei einem Element, um einen Teil der rechten Klammer handeln kann, lässt sich nach Pittner / Berman wie folgt überprüfen: „Die Elemente in der rechten Klammer sind sehr positionsfest, nichts kann zwischen sie und das finite Verb am Ende der rechten Klammer treten. Daher lassen sich durch einen entsprechenden Umstelltest die Elemente der rechten Klammer identifizieren: wenn etwas zwischen das fragliche Element und das Verb gestellt werden kann, handelt es sich nicht um ein rechtes Klammerelement." (Pittner / Berman 2008: 91). (13) a) Ich habe heute für einen Obstsalat eingekauft. *Ich habe heute ein, ür einen Obstsalat gekauft. b) Lisa ist gerne Rad gefahren. *Lisa ist Rad gerne gefahren. (') c) Er hat sie über den Sachtverhalt in Kenntnis gesetzt. *Er hat sie in Kenntnis über den Sachverhalt gesetzt. (?) Wie die Beispiele in (13a) zeigen, lassen sich trennbare Verbpartikeln eindeutig zu den Bestandteilen der rechten Klammer rechnen. Die Beispiele in (13b) und (c) sehe ich nicht als vollkommen ungrammatisch sondern als durchaus akzeptabel an. Die Konstanz der Position und die Untrennbarkeit der einzelnen Komponenten ist laut Pittner / Berman jedoch nicht der einzige Indikator, um Elemente der rechten Klammer zuordnen zu können. Da die fraglichen Glieder sich zu Teilen des Prädikats entwickelt haben, dürfen sie keine Satzglieder sein. 3 Zudem treten sie ohne Artikel und Modifikator auf (vgl. Pittner / Berman 2008: 91). (14) a) *Lisa ist gerne das Rad gefahren. h) *Lisa ist gerne schnelles Rad gefahren. c) *Er hat sie über den Sachverhalt in die Kenntnis gesetzt. d) *Er hat sie über den Sachverhalt in .späte Kenntnis gesetzt. Was bei Funktionsverbgefügen auffällt ist, dass die Elemente der rechten Klammer eine wichtige Rolle für die Bedeutung des Prädikats zu spielen scheinen, da die Vorverben nur eine schwache semantische Kennzeichnung aufweisen (vgl. Pittner Berman 2008: 91). Eroms drückt dies folgendermaßen aus: „Die Klammer wird aus dem Aus diesem Grund rechnen Pittner / Berman sowohl Prädikative, als auch Direktionaladverbiale ebenfalls nicht zur rechten Satzklammer (vgl. Pittner / Berman 2008: 91). 13 dem auxiliarähnlichen Funktionsverb und dem nominalisierten lexikalischen Kernteil gebildet." (Eroms 1993: 27). Er beobachtet zusätzlich eine Kombination von Funktionsverbgefügen und Partikelverben (s. ebd.): (15) Die britische Königin stattet den neuen Bundesländern einen Besuch ah. Man könnte bei diesem von Eroms vorgeschlagenen Beispiel dazu tendieren, lediglich die Verbpartikel ab der rechten Klammer zuteilen und einen Besuch im Mittelfeld platzieren. Dann müsste einen Besuch aber als Satzglied eingestuft werden, was durch folgende Tests widerlegt werden kann: (16) a) *Die britische Königin stattet den neuen Bundesländern ihn ab (Pronominalisierungstest) b) *Die britische Königin stattet einen Besuch den neuen Bundesländern ah (Permutationstest) c) *Wen stattet die britische Königin ab? (Fragetest) d) Einen Besuch stattet die britische Königin den neuen Bundesländern ab (?). (Vorfeldtest) Gegen eine geringe Vorfeldfähigkeit von Funktionsverbgefügen sprechen sich Pittner / Berman (vgl. S. 91) aus während Altmann / Hofmann einer Verschiebung ins Vorfeld zustimmen (vgl. S. 77). Ich halte ebenso eine Vorfeldfähigkeit für möglich, stimme aber zu, dass es sich bei Funktionsverbgefügen nicht um Satzglieder. sondern um Teile des Prädikats handelt. Die anhand von den Aufzeichnungen Pittner / Bermans beschriebenen trennbaren Verbbestandteile und Funktionsverbgefüge werden von vielen Autoren als rechte Klammerelemente angesehen.4 Altmann / Hofmann rechnen zu den Partikelverben auch komplexe trennbare Verben, die mitunter schwer zu identifizieren sind: „Ein Problem bilden hierbei allerdings Ausnahmen bilden hierbei Wölistein-Leisten, die keinerlei nichtverbales Material für die rechte Klammer zulässt. Ebenso dulden Vorderwülbecke / Donalies nur Teile von Präverben, also trennbaren Verben (vgl. Vorderwülbecke / Donalies 2012). 14 Ausdrücke, bei denen man nicht klar zwischen syntaktischer Struktur und Wortbildungsstruktur unterscheiden kann." (Altmann / Hofmann 2004: 76). (17) a) Ich gebe dem Kind den Ball wieder. b) Erschrocken schaut er in die Grube hinein. Altmann / Hofmann stellen die Frage, ob es sich bei gebe - wieder um ein trennbares Verb wiedergeben oder um eine Kombination mit dem freien Temporaladverbial wieder handelt.'" Anhand der Zusammen- und Getrenntschreibung lässt sich keine Entscheidung treffen, da ihrer Meinung nach für komplexe Verben keine Zusammenschreibung vorausgesetzt wird (vgl. Altmann / Hofmann 2004: 76). Nichtsdestotrotz sehen sie die Elemente in Beispiel (17) als Wortbildungsprodukte an und rechnen somit Adverbiale zu den Komponenten der rechten Klammer. Für Weinrich sind Adverbien ebenfalls klammerschließende Elemente und bei ihm finden sich folgende Beispiele: (18) (.) Ein altes Weib schlich daher. b) Sie drehte sich zu mir zurück c) Ich machte mich schleunigst davon. (Weinrich 2005: 31/32) Gerade bei den Adverbien ist es meiner Meinung nach schwierig zu entscheiden, ob sie der rechten Klammer angehören oder nicht. Da ich bei den Funktionsverbgefügen bereits zugestimmt habe, dass rechte Klammerelemente keine Satzglieder sein dürfen, müsste ich konsequenter Weise den Adverbien eine Position in der rechten Klammer absprechen. Bei genauerer Betrachtung der Beispiele (18a/blc) und (17a) würde ich dies bekräftigen. In (17b) lässt sich meiner Meinung nach das Adverbial verschieben, z.B. Erschrocken schaute er hinein in die Grube und (18b) ließe sich dementsprechend in Sie drehte sich zurück zu mir umwandeln. In Beispiel (18a) stört h generell die Kombination von schleichen und daher. Bei schleichen wäre es meiner Meinung nach sinnvoll von um etwas schleichen zu sprechen, wie etwa Der Dieb schleicht um die Ecke. 15 Zweifel habe ich bezüglich Beispiel (17a), weil wieder meiner Meinung nach eine enge Verbindung mit dem Verb eingeht. (I9) a) Ich gebe dem Kind den Ball wieder. h) ? Ich gebe dem Kind wieder den Ball. c) Ich habe dem Kind den Ball wieder gegeben. d) *Ich habe dem Kind den Ball wieder gestern gegeben. e) ?Wieder habe ich den Ball dem Kind gegeben. Was bei Pittner / Berman als Funktionsverbgefüge bezeichnet wird, unterteilt Weinrich in Nomen sowie Präpositionale Ausdrücke als Nachverben. Altmann und Hofmann verwenden als Oberbegriff „Verbale Idiome" und differenzieren zwischen Objektinkozporationen6 und Funktionsverbgefügen. Trotz der unterschiedlichen Benennung lassen sich Übereinstimmungen in den Ausführungen Weinrichs und Altmanns l Hofmanns erkennen. Ob es sich bei einem Nomen oder einem präpositionalen Ausdruck um ein Nachverb handelt, kann laut Weinrich auf folgende Weise deutlich gemacht werden. Nomen treten in der Regel ohne Artikel auf (20a), sind nicht attributierbar (20h) und bilden eine enge Bedeutungseinheit mit ihrem Vorbverb. Das lässt sich daran erkennen, dass die Bildung eines deverbalen Kompositums möglich ist (20c) (vgl. Weinrich 2005: 46/47). (20) a) Lisa fährt gerne Rad. b) *Lisa. ährt gerne schnelles Rad. c) Radfahren ist Lisas Hobby. Altmann und Hofmann sehen in Bespiel (20a) eine Objektinkorporation vorliegen, die sieh in Beispiel (20c) als eine Zusammenrückung veräußert, „die durch die Neuregelung der Orthographie verschleiert wird. In der alten Orthographie wurden diese Strukturen teils als ein orthographisches Wort behandelt (radfahren) teils als mehrere (Auto fahren)" (Altmann / Hofmann 2004: 77). Ihrer Ansicht nach müssen Objektinkorporation bedeutet, dass das Objekt in das Verb integriert wird (vgl. Duden 2001: 441). 16 diese Beispiele aufgrund ihrer Struktur zu den Trennbaren Verben gezählt werden (vgl. ebd.). Unter einem präpositionalen Ausdruck bzw. einem Präpositionaladjunkt versteht Weinrich ein Nachverb, dessen nominalem Bestandteil eine Präposition vorangestellt wird (vgl. Weinrich 2005: 45). Im Gegensatz zu den rein nominalen Funktionsverbgefügen kann ein präpositionaler Ausdruck auch mit Artikel auftreten, der bspw. mit einer Präposition verschmelzen kann (21a). (21) a) Wir nehmen ihn ins Kreuzverhör (in + das). b) *Wir nehmen ihn im Kreuzverhör (in -!- denn) c) *Wir nehmen ihn ins laute Kreuzverhör (1* Wir nehmen ihn in Kreuzverhöre. Ob es sich bei einem präpositionalen Ausdruck um ein rechtes Klammerelement handelt, lässt sich ebenfalls überprüfen. Tritt ein Artikel vor das Nomen bzw. mit der Präposition zusammen, kann dieser nicht verändert werden (21a/b). Auch lässt sich das Nomen nicht attributieren (21c) und sein Numerus ist unveränderbar (21 d). Das bedeutet, dass eine Invarianz der Nomen vorliegt (vgl. Weinrich 2005: 45). Altmann / Hofmann stimmen Weinrich insofern zu, dass auch sie Funktionsverbgefüge für unveränderbar im Artikel und nicht attributierbar halten (vgl. Altmann / Hofmann 2004: 77). Trotzdem sind sie der Ansicht, dass es sich hierbei nicht um Wortbildungsprodukte, sondern um syntaktische Strukturen handelt, die nicht der rechten Klammer sondern dem hinteren Rand des Mittelfeldes angehören (vgl. ebd.). Von den meisten Autoren abgelehnt wird indessen die Existenz von Prädikativen in der rechten Klammer (vgl. z.B. Thurmair 1991 oder Pittner / Berman 2008). Pittner / Berman begründen dies damit, dass es sich bei Prädikativen um Satzglieder handelt, die ihrer Meinung nach nie als rechte Klammerelemente in Frage kommen, sondern stattdessen am rechten Rand des Mittelfelds stehen (vgl. Pittner / Berman 2008: 91). Auch Altmann / Hofmann räumen ein, dass die Position der Prädikative nicht einfach festzulegen ist (vgl. Altmann / Hofmann 2004: 78). 17 Weinrich geht dagegen von der Existenz einer Prädikationsklammer bzw. einer Kopulaklammer aus. (22) a) Die Sonne scheint heute sehr hell. b) Im Kinosaal war noch genug Platz. Er argumentiert, dass die ganze Bedeutung der Prädikation an den Prädikativen bzw. Nachverben festgemacht wird, da sie im Gegensatz zu den Kopulaverben lexikalisch bedeutungsstark sind (vgl. Weinrich 1986: 131). Ich denke, dass das Prädikativ nicht der rechten Klammer zugeordnet werden sollte, da es sich dabei um ein Satzglied handelt. Der Duden vermerkt, dass „je enger ein Satzglied zum Prädikat gehört, desto näher steht es gewöhnlich an der rechten Satzklammer, also am rechten Rand des Mittelfelds" (Duden 2010: 867). Da das Prädikativ mit dem finiten Verb das Prädikat bildet ist die Position am äußeren Rand des Mittelfeldes gerechtfertigt. Von den Kopulaklammern abzugrenzen sind Fälle, in denen ein Adjektiv als Nachverb auftritt. Einzig bei Weinrich finden sich dafür Beispiele (z.B. stelle - fest oder nehme wahr), obwohl auch er deren Vorkommen gering einschätzt (vgl. Weinrich 2005: 47). Ich bin der Ansicht, dass seine Beispiele als komplexe Verben eingestuft werden sollten, da es sich um lexikalisierte Wortbildungsprodukte handelt. Die Existenz von nichtverbalem Material in der rechten Klammer wird auch in den Arbeiten von Bech und Pafel thematisiert. Bech ist der Ansicht, dass nichtverbales Material Teil des Schlussfeldes sein kann. Voraussetzung dafür ist für ihn ein vorhandenes Oberfeld: „Das schlußfeld umfaßt im allgemeinen nur verben, und zwar supina und eventuell das verbum finitum, V IM. Wenn aber ein oberfeld vorhanden ist, so kommt es bisweilen vor, daß ein nicht-verbales glied, das irgendwie eine nahe verbindung mit dem maximal untergeordneten verbum des schlußfeldes hat, unmittelbar vor diesem verbum steht." (Bech 1957: 67). Als Beispiele führt er an: (23) a) ... daß man des Halunken werde hcibhgJt werden können b) ... daß der Tod ihr werde in unab.solviertem Zustcru7 auflauern dürfen 18 c)..., da ihm von einem Vor haba i der 4-et it, el:rriisse Kunde zugenommen sein. (Bech 1957: 67) Es stellt sich bei Bechs Beispielen die Frage, inwieweit die nichtverbalen Glieder eine enge Verbindung mit dem maximal untergeordneten Verb des Schlussfeldes eingehen. Am ehesten würde ich der Verbindung in (23a) zustimmen (habhaft - werden), erachte die anderen Beispiele (in unabsolviertem Zustand auflauern; Kunde - zugenommen) aber für nicht aussagekräftig, da meines Erachtens keine besondere Nähe der nicht-verbalen Elemente zum Verb vorliegt. Außerdem liegt. gerade in Beispiel (b), keine schwache semantische Kennzeichnung des Bezugsverbs (auflauern) vor, sodass die rechte Klammer durch bedeutungsstärkeres nichtverbales Material ergänzt werden müsste. Bechs Ansichten über trennbare Verben decken sich dafür mit den Beobachtungen der anderen Autoren. Handelt es sich bei einem trennbaren Verb um das maximal übergeordnete Verb, welches nicht im Schlussfeld (und demnach in der linken Klammer) steht, befindet sich dessen Präverb am Ende des Schlussfeldes (vgl. Bech 1957: 67/68 ebenfalls die Beispiele). (24) cr) Er fängt jetzt an. b) Er. fängt jetzt zu sprechen an. Pafel hat sich bei seinen Ausführungen stark an Bech orientiert und hält es im Gegensatz zu Bech für möglich, dass nichtverbales Material auch dann im Schlussfeld existieren kann, wenn kein Oberfeld vorhanden ist (25b/c). Zum Vergleich ist an dieser Stelle sein Beispiel für nichtverbales Material im Unterfeld mit vorhandenem Oberfeld ebenfalls aufgeführt (25a) (vgl. Pafel2009: 57). (25) a) ob sie (hätte)«)) ( darum bitten müssen)(U) b) ob sie (darum bitten muss)(U) c) ob sie (darum bittet) (U) In Anlehnung an seine Theorie der ,kleinen VP' im Verbalkomplex handelt es sich bei nichtverbalen Elementen um Komplemente, die mit der kleinen VP kombiniert werden. Als nichtverbale Komplemente kommen für Pafe] in Frage: Verbpartikeln. 19 Funktionsverbgefüge. Adverbiale und Prädikative Phrasen sowie Objekte (vgI. Bsp. 25) und Subjekte (vgl. Pafel 2009: 59/60). Wie bereits häufig angeführt, zähle ich Satzglieder nicht zu den rechten Klammerelementen, also auch keine Subjekte und Objekte. Als letztes Element soll an dieser Stelle das Negationswort angeführt werden, dass von einigen Autoren der rechten Klammer zugeordnet wird. Eroms ist einer der Befürworter der Negationsklammer. Er notiert, dass dabei zwischen einer nominalen (26a) und einer Satznegation unterschieden werden muss (26b) (vgl. Eroms 1993: 19): (26) a) kein reich gedeckter Tisch h, Einen reich gedeckten Tisch findet man im Saal nicht. Eroms sieht die Existenz einer Negationsklammer als bewiesen an, da sich das Negationselement auf das Prädikat bezieht und „nicht und das gesamte verbale Prädikat in Kontaktstellung stehen" (Eroms 1993: 28). Nicht befindet sich demnach in der Anfangsstellung der rechten Klammer. 8 Häufiger ist die Annahme, die Satznegation nicht als Teil der Klammer anzusehen. Pittner und Berman begründen diese Ansicht damit, dass die Satznegation die Position links von Prädikativen und Direktionaladverbialen einnimmt ' (vgl. Pittner / Berman 2008: 91). Da ihrer Ansicht nach Prädikative und Direktionaladverbiale keine Elemente der rechten Klammer sind, ist die Satzne gation auch keines. Altmann und Hofmann erläutern ihre Abneigung gegenüber der Negationsklammer dadurch, dass „Die Umwandlung in Verb-Letzt aber [zeigt], dass die Negation nicht nicht unmittelbar vor dem klammerschließenden finiten Verb stehen muss, dass also das Lokaladverbiale sowohl im Mittelfeld wie im Nachfeld stehen kann, wenn es nach nicht steht." (Altmann / Hofmann 2004: 79 ebenso die Beispiele). 7 vier nichtverbalen Elemente werden hier nicht weiter betrachtet, da dies bereits an anderer Stelle geschehen ist (vgl. Seiten davor). Prädikative Phrasen entsprechen den Prädikativen. 8 8Eine Negationsklammer kann demnach nur bei einer Satznegation vorliegen. nicht aber in Beispiel (26a) 9Vgl. dazu auch Beispiel (27d). 20 (27) a) Er traf ihn im Kino nicht (?) b) Er traf ihn nicht im Kino c) ..., dass er ihn im Kino nicht traf d) ..., dass er ihn nicht im Kino traf e) ..., dass er ihn nicht traf im Kino. Auch Pafel hält die Zuordnung von Negationsausdrücken zum rechten Klammerteil als unzureichend: „Was Negationsausdrücke wie nicht und keineswegs angeht, die direkt vor den finiten und infiniten Verben stehen können, so gehören sie nicht mit zu VK." (Pafel 2009: 62). Stattdessen schlägt Pafel vor, der Negationspartikel ein eigenes topologisches Feld zwischen dem Mittelfeld und der rechten Klammer (bei ihm VK) zu eröffnen (vgl. Pafel 2009: 63). Die Beispiele von Altmann I Hofmann sind meines Erachtens aussagekräftig genug, um nicht nicht dem Verbalkomplex zuzuordnen. 5. Schlussbemerkungen Bei einer oberflächlichen Betrachtung der Satzklammer lässt sich feststellen, dass der linke Klammerteil stets durch ein finites Verb oder aber in Nebensätzen durch eine Konjunktion gefüllt werden muss. Dementsprechend befinden sich die infiniten Verbalformen des Verbalkomplexes, die in ihrer Anzahl nicht limitiert sind, in der rechten Klammer. Auch kann es vorkommen, dass die rechte Klammer in bestimmten Sätzen leer bleibt, bspw. bei Verwendung von synthetischen Zeitformen, die keine infiniten Verben erfordern. Um den Aufbau der rechten Klammer zu beschreiben hat Bech ein Modell entwickelt, auf dass viele Autoren in der Sekundärliteratur zurückgreifen. Infinite Verbalformen lassen sich in verschiedene Status einteilen und können dadurch in Relationsbeziehungen -- vergleichbar mit Kasusbeziehungen - zueinander gesetzt werden. Seine Unterteilung der rechten Klammer (des Schlussfeldes) in Oberfeld und Unterfeld wird ebenfalls vielfach befürwortet und lässt sich beim Vorkommen des Ersatzinfinitivs positiv bestätigen. Der Ansatz von Pafel erweitert Bechs BBBB 2 1 Strukturierung, indem er besagt, dass die Formen der rechten Klammer zu einer kleinen Verbalphrase zusammengefasst werden können. Während über die Struktur der rechten Klammer weitestgehend Einigkeit herrscht, gibt es mitunter Schwierigkeiten die Elemente einzugrenzen, denen neben den infiniten Verbalformen eine Existenz in der rechten Klammer zugestanden werden kann. da eine Abgrenzung zwischen rechter Klammer und Mittelfeld zum Teil nicht einfach vorzunehmen ist. Wenig umstritten ist die Zuteilung von Verbbestandteilen trennbarer Verben zum Verbalkomplex, da diese eine enge Verbindung mit dem finiten Verb eingehen und sehr positionsfest sind. Ebenfalls häufig werden Funktionsverbgefüge, wie bspw. in Kenntnis setzen oder Rad fahren, der rechten Klammer zugeordnet, die dadurch gekennzeichnet sind. dass sie mit festem oder ohne Artikel und ohne Modifikator auftreten. Da in diesen Fällen die Verben lediglich eine schwache semantische Markierung aufweisen, sind die nichtverbalen Elemente relevant für die Bedeutung des Prädikats. Bei Adverbien kommt meiner Meinung nach erschwerend hinzu, dass sie gelegentlich nicht eindeutig von Bestandteilen komplexer Verben abzugrenzen sind. Ob ein Element letztlich dem rechten Klammerteil zugeordnet werden kann, hängt meines Erachtens im Wesentlichen davon ab. ob es sich um ein Satzglied handelt oder nicht, da diese nicht Teil des Verbalkomplexes sind. Daher gehe ich in Übereinstimmung mit den meisten der Autoren, die dieser Arbeit zugrunde liegen. davon aus, dass Prädikative, Adverbiale sowie Subjekte und Objekte keine rechten Klammerelemente darstellen. Auch der Negationspartikel nicht wird eine Position vor der rechten Klammer im Mittelfeld zugeschrieben. Abschließend möchte ich festhalten, dass nichtverbale Komponenten der rechten Klammer zugeordnet werden können, insofern sie einen wesentlichen Einfluss auf die Bedeutung des Prädikats haben, positionsfest und keine Satzglieder sind. 22 6. Bibliografie Bech, Gunnar (1957): Studien über das deutsche Verbum infinitum. Bd. Kopenhagen. Altmann, Hans / Hofmann, Ute (2004): Topologie fürs Examen. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. Dalmas, Martine / Vinckel, Helene (2006): Wenn die Klammer hinkt …... Ein Plädoyer für das Prinzip ,Abgrenzung‘,. URI:: http://www2.rz.hubetlin d6 liflcws ls;! fstitut/s\ nn a x '1 Ia u2hh6'lscitrac elclalr a s_vinckel.pdf(letzteAbfrage: 18.22) <r Duden (2001):Das Fremdwörterbuch. 7., neubearbeiteteund erweiterteAuflage. Mannheim: Dudenverlag. Duden (2010): Die Grammatik. 8., überarbeitete Auflage. Mannheim: Dudenverlag. Eroms, Hans-Werner (1993): Hierarchien in der deutschen Satzklammer. In: Mariellier, Jean-Franois (Hg.): Satzanfang - Satzende. Syntaktische, semantische und pragmatische Untersuchungen zur Satzabgrenzung und Extraposition im Deutschen. Tübingen: Narr. S. 17-34. Pafel, Jürgen (2009): Zur linearen Syntax des deutschen Satzes. In: Linguistische Berichte 217, 37-80. Pittner, Karin / Berman, Judith (2008): Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. aktualisierte Auflage. Tübingen: Narr. "Turmair, Maria (1991): Warten auf das Verb. Die Gedächtnisrelevanz der Verbklammer im Deutschen. In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache. Bd. 17. S.174-202. Vorderwülbecke. Klaus / Donalies Elke (2012): Stellungsfelder und Satzklammer. URL: http://hypermedia.idsmannheim.de/call/public/sysgram.ansicht?vtyp=d&v id=1 241 (letzte Abfrage: 26.3.12) Weinrich, Harald (1986): Klammersprache Deutsch. In: Sitta, Horst (Hg.) Sprachnormen in der Diskussion. Berlin: de Gruyter. S. 116-145. Weinrich, 1larald (1993): Textgrammatik der deutschen Sprache. Hildesheim: Olms. Wöllstein-Leisten, Angelika u.a. (1997): Deutsche Satzstruktur. Grundlagen der syntaktischen Analyse. Tübingen: Stauffenburg. 23