Entscheidungshilfe Generalisierte Angststörung: Was ist eine generalisierte Angststörung? Was ist eine generalisierte Angststörung? Menschen mit generalisierter Angststörung leiden unter einem ständigen Gefühl von Besorgtheit und Anspannung in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme. Dabei beziehen sich die Sorgen teilweise auf Bereiche, um die sich auch andere Menschen Sorgen machen, z.B. darauf, dass sie selbst oder die Angehörigen schwer erkranken oder einen Unfall haben könnten. Menschen mit generalisierter Angststörung machen sich aber oft auch um ganz alltägliche Dinge Sorgen, z.B. darum, die Nachbarin nicht gegrüßt zu haben. Dass man sich in bestimmten Situationen Sorgen macht, ist normal: So sorgt sich jemand, der bei einer Firma arbeitet, der es schlecht geht, vielleicht um seinen Arbeitsplatz. Bei Menschen mit einer generalisierten Angststörung sind solche Sorgen jedoch deutlich stärker ausgeprägt als bei anderen Menschen. Sie sorgen sich übermäßig, auch wenn keine besondere Gefahr besteht. Sie können ihre Sorgen außerdem kaum oder gar nicht kontrollieren. Der Alltag kann dadurch stark beeinträchtigt sein. Welche psychischen und körperlichen Symptome treten auf? Die Diagnose einer "generalisierten Angststörung" trifft dann zu, wenn die Besorgnis und Anspannung bezüglich alltäglicher Ereignisse mindestens 6 Monate vorhanden ist und verschiedene körperliche und psychische Symptome vorliegen, zum Beispiel: Herzklopfen Schweißausbrüche Kribbeln im Magen Schwindel Angst, verrückt zu werden oder zu sterben Hitzegefühl oder Kälteschauer Muskelverspannungen Konzentrationsschwierigkeiten Reizbarkeit Einschlafstörungen Die Betroffenen versuchen oft, Auslöser für die Ängste (z.B. Berichte über Unfälle) zu vermeiden, entwickeln Rituale, die Sicherheit geben sollen oder versuchen, sich zum Beispiel bei ihren Angehörigen zu versichern, dass es diesen gut geht und nichts passieren wird. Da Angehörige die Sorgen auch oft als belastend erleben, kann es zu Konflikten kommen. Seite 1 Wie häufig sind generalisierte Angststörungen? Ungefähr 5 von 100 Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer generalisierten Angststörung. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Während andere Angsterkrankungen meist in der Jugend oder dem frühen Erwachsenenalter entstehen, ist dies bei generalisierten Angststörungen eher selten. Generalisierte Angststörungen treten oft zwischen dem 35. und dem 45. Lebensjahr erstmalig auf. Ungefähr 5 von 100 Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer generalisierten Angststörung. Wie entsteht eine generalisierte Angststörung? Es gibt verschiedene Ursachen und Erklärungen, wie und warum eine generalisierte Angststörung entstehen kann: Man kann die Veranlagung dazu geerbt haben (genetische Einflüsse) Die chemischen Vorgänge im Körper können verändert sein: Vermutlich sind bei Menschen mit Angststörungen die Botenstoffe im Gehirn, die für Entspannung sorgen, weniger vorhanden oder wirken schlechter. Manche Menschen, die eine Angststörung entwickeln, hatten als Kinder keine sichere Bindung z.B. zu ihren Eltern oder anderen nahen Bezugspersonen. Sie haben zum Beispiel das Verhalten ihrer nahen Bezugspersonen manchmal als unvorhersehbar erlebt. Für Menschen mit generalisierter Angststörung ist es häufig schwerer auszuhalten als für andere Menschen, dass man keine "absolute Sicherheit" hat (zum Beispiel: im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz). Sie reagieren sehr sensibel auf Reize, die eine Gefahr darstellen könnten. Ereignisse, die harmlos oder bedrohlich sein können (also mehrdeutig sind) werden eher als bedrohlich eingeschätzt. Betroffene glauben, dass sie Dinge nicht ändern oder kontrollieren können, was wiederum Angst auslöst. Viele Betroffene nehmen an, dass sie sich durch Sorgen vor Enttäuschungen schützen oder ein Unglück abwenden können. Hinter diesen positiven Annahmen über Sorgen steckt die Idee: Wer vorsichtshalber schon einmal Angst hat, dass etwas passieren könnte, ist dann nicht enttäuscht, wenn es auch wirklich passieren sollte. Menschen mit hohen Ansprüchen an sich selbst sind oft empfänglicher für psychische Erkrankungen wie Angsterkrankungen. Seite 2 Gibt es unterschiedliche Formen oder Verläufe? Die meisten Menschen, die an einer generalisierten Angststörung erkrankt sind, haben auch zusätzlich andere psychische Erkrankungen. Am häufigsten sind Erkrankungen, bei denen die Stimmung stark beeinträchtigt ist (z.B. Depressionen), andere Angststörungen (z.B. soziale Phobie, Panik und Agoraphobie) und somatoforme Störungen. Bestehen neben der generalisierten Angststörung gleichzeitig weitere Erkrankungen, hat die Störung häufiger einen lang andauernden Verlauf. Was passiert, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird? Bei vielen Betroffenen dauert es mehrere Jahre, bis sie Hilfe aufsuchen, z.B. aus Scham oder weil sie denken „da muss ich alleine durch“ oder „mich versteht sowieso keiner“. Wenn die Erkrankung nicht behandelt wird, besteht jedoch ein hohes Risiko, dass sie lange bestehen bleibt. Viele Betroffene erleben zwar beschwerdefreie Zeiten, bei ungefähr der Hälfte der Personen treten aber später erneut Beschwerden auf. Wie viele körperliche Untersuchungen sind notwendig? Viele Menschen mit Ängsten gehen häufig erst einmal zum Arzt (z.B. Hausarzt), weil sich Angstsymptome oft körperlich zeigen (z.B. Herzklopfen, Schwindel, Muskelverspannungen) und sie oft auch Angst haben, unter einer schlimmen körperlichen Erkrankung wie z.B. einer Krebserkrankung zu leiden. Die Beschwerden zunächst einmal körperlich abzuklären ist durchaus sinnvoll, um auszuschließen, dass die Beschwerden körperliche Ursachen haben (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen). Auch bestimmte Stoffe (z.B. Nikotin, Koffein, Cannabis, Schilddrüsenmedikamente) können Angstsymptome auslösen. Wenn Ärzte jedoch keine Ursachen für die Beschwerden finden, kann es oft auch frustrierend sein zu hören „Sie haben nichts!“ Wichtig ist: Sie bilden sich Ihre Beschwerden nicht ein! Auch durch seelische Belastungen können körperliche Symptome ausgelöst werden. Diese sind nicht gefährlich für den Körper, können sich aber sehr unangenehm anfühlen. Wenn bei Ihnen keine körperlichen Ursachen gefunden wurden, ist es hilfreich weiter zu beobachten, ob es seelische Auslöser für Ihre Beschwerden geben könnte: Treten die Beschwerden in bestimmten Momenten besonders oft auf? Ist etwas Bestimmtes passiert, bevor die Beschwerden schlimmer wurden? Es ist nicht immer leicht, diese Zusammenhänge zu erkennen. Eine Psychotherapie kann Sie dabei unterstützen. Quelle: http://entscheidungshilfen.psychenet.de/index.php?id=897 Seite 3