DAS MAGAZIN FÜR MODERNE LANDWIRTSCHAFT 2/2015 Für eine sichere und hochwertige Nahrung Food Chain Partnership bei Bayer Ernährungssicherung Zwischen Essenstrends und globalem Hunger Menschen Die Baumwollpioniere Partnerschaften Wie ,3 kleine Dinge‘ viel bewegen Inhalt Dossier 12 Für sichere und hochwertige Nahrung Ein Jahrzehnt gesunder Partnerschaften Food Chain Partnership, eine Initiative von Bayer, ­feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Sie ist zu einem starken Symbol für die Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette geworden – und für gemeinsame Ziele: nachhaltige Landwirtschaft, sichere Lebensmittel und sichere Ernährung. ErnährungssicherHeit 32 Landwirtinnen mit Visionen Frauenpower Partnerschaften Sie sind das Rückgrat der heutigen Agrarwirtschaft und leisten einen großen Beitrag zur Weltwirtschaft: Landwirtinnen aus verschiedenen Kontinenten öffnen die Tore ihrer Farmen und geben Einblicke in ihr Leben. 24 Vielfalt in der Landwirtschaft Ein Beruf mit vielen Facetten Landwirte sichern die Ernährung von morgen. Neben ihrer Schlüsselfunktion als Nahrungsproduzenten erfüllen sie viele weitere Rollen, die der Umwelt, der Wirtschaft und der Gesellschaft zugutekommen. ErnährungssicherHeit Ölraps auf dem Vormarsch: Gelber Star 6 Talk Trends Weltweite Trends in der Landwirtschaft 4 „Jetzt ist es Zeit zu handeln.“ Herbizidresistenzen sind weltweit eine Herausforderung. Über dieses Thema sprach Professor Stephen Powles, Leiter der Australian Herbicide Resistance ­Initiative, mit Liam Condon, Vorstandsvorsitzender 10 von Bayer CropScience. Dossier Die App-Version tionen, Videos und der Farming’s Fotogalerien. Wei- Future bietet tere Informationen zusätzliche Infor- finden Sie auf der mationen wie Rückseite des interaktive Anima- Magazins. Für sichere und hochwertige Nahrung: Ein Jahrzehnt gesunder Partnerschaften 12 Essay Zertifizierungen stärken die Nahrungsmittelsicherheit: 20 Mehr Transparenz schaffen von Dr. Kristian Möller Farming’s Future · 3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Partnerschaften von der Saat bis zur Ernte – so umfangreich unterstützt Bayer Landwirte, Lebensmittelhersteller und Verbraucher. Unsere Food Chain Partnership-Initiative ist ein integrierter Ansatz, um sichere und nachhaltige Nahrungsmittel in jedem Produktionsschritt zu gewährleisten. In diesem Jahr feiert das Programm sein zehnjähriges Jubiläum. 40 Youth Ag-Summit in Canberra, Australien ,3 kleine Dinge‘ für den Wandel Ernährungssicherung betrifft uns alle – und es ist an der jungen Generation, Lösungen für die Zukunft zu finden. Vor diesem Hintergrund fand der Youth Ag-Summit 2015 in Australien statt. Innovation Experten für die Schädlingsbekämpfung: Razzia gegen Raupen 22 Partnerschaften Vielfalt in der Landwirtschaft: Ein Beruf mit vielen Facetten 24 ErnährungssicherHeit Zwischen Geschmack und Hunger Frauenpower 28 32 Innovation Biologischer Pflanzenschutz für Obst und Gemüse: Pilz gegen Wurm 36 Menschen Die Baumwollpioniere 38 Nicht nur Landwirte profitieren von den Food Chain Partnership-Initiativen. Auch die internationale Nahrungsmittelindustrie braucht nachhaltige landwirtschaftliche Initiativen entlang ihrer Lieferkette. In dieser Ausgabe sprechen wir mit Andrea Garnier, Unilevers Global Procurement Sustainability Manager. Sie lernen Unilevers Engagement hinsichtlich einer nachhaltigen Agrarpraxis kennen und erfahren, wie Food Chain Partnership dieses Engagement unterstützt. Diesen Sommer fand eine besondere Veranstaltung in der australischen Hauptstadt Canberra statt: Am Youth Ag-Summit nahmen 100 junge Menschen aus 33 Ländern teil. In unserem Artikel bekommen Sie einen Eindruck, wie die nächste Generation bereits jetzt Verantwortung übernimmt. Und es sind nicht nur die jungen Menschen, die die Landwirtschaft maßgeblich ver­ ändern: Auch moderne Farmer selbst erfüllen viele weitere Rollen. Sie sind innovative Pioniere, Unternehmer und Umweltschützer. In unserem Beitrag ,Ein Beruf mit vielen Facetten‘, erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Seiten der Landwirtschaft. Unsere Teilnehmer des Youth Ag-Summit führen den Dialog auf den SocialMedia-Kanälen fort und neue Interessenten nehmen an der Diskussion teil. Jetzt sind Sie an der Reihe: Vernetzen Sie sich mit uns auf Facebook, Twitter und auf unserer Website. In Kürze können Sie unsere Farming’s Future-App auch interaktiv auf Ihrem Smartphone nutzen – nach dem Motto: ‚Farming’s Future To Go‘. Weitere Details dazu finden Sie auf der Rückseite dieser Ausgabe. Wie immer freuen wir uns auf Ihr Feedback: Teilen Sie uns Ihre Meinung zu dieser Ausgabe mit und sagen Sie uns, zu welchen Themen Sie künftig mehr erfahren möchten. Partnerschaften Youth Ag-Summit in Canberra, Australien: ‚3 kleine Dinge‘ für den Wandel 40 Nachrichten 44 MenscHen YouFarm: Landwirtsfamilien im Fokus: Moderne Farm, historischer Charme In unserer Titelgeschichte ‚Ein Jahrzehnt gesunder Partnerschaften‘ erfahren Sie mehr darüber, wie die Food Chain Partnership-Initiative die globale Nahrungsproduktion weltweit verändert hat. Allerdings variieren die Anforderungen je nach Region und Erzeugnis – je nachdem, ob es sich um den Anbau von Weintrauben in Indien, Zitruspflanzen in Spanien oder Gemüse in Guatemala handelt. Lesen Sie, wie das Food Chain Partnership-Programm für mehr Transparenz sorgt und sich auf regionale und sogar lokale Bedürfnisse fokussiert. 46 Viel Vergnügen bei der Lektüre! Beth Roden Leiterin Communications der Division Crop Science bei Bayer @bethkroden22 Trends Weltweite Trends in Dezember 2015 Wo kommt das Fleisch her? 42,3 Prozent der weltweiten Fleischproduktion entfallen auf Asien. Amerika erzeugt lediglich 31,4 Prozent. Europa stellt 18,7 Prozent der weltweiten Fleischprodukte her. Nur 5,6 Prozent werden in Afrika produziert. Quelle: FAOSTAT +8.000 – 28.500 Euro Asien Andere 42,3 % 2 % Afrika 5,6 % Lohnende Investition Europa 18,7 % Amerika Mit modernen Technologien wie der Satellitentechnik wirtschaften Landwirte effizienter. Sie können gezielt Daten über ihre Felder erheben und die Produktivität verbessern: Kleine Betriebe können bis zu 8.000 Euro Mehrgewinn erzielen – größere Farmen sogar bis zu 28.500 Euro. Die Investition in diese Technik hat sich meist nach vier bis sechs Jahren ausgezahlt. Quelle: National Geographic Meterhohe Raupen Auf Wachstumskurs Der Baumwollkapselwurm verursacht auf Brasiliens Äckern jährlich Schäden von schätzungsweise fünf Milliarden USDollar. Das liegt auch an seiner enormen Fortpflanzungsrate: Während seines Lebens kann das Weibchen bis zu sechsmal etwa 1.500 Eier ablegen. Im Larvenstadium messen die gefräßigen Raupen bis zu vier Zentimeter. Aneinandergereiht ergäbe das eine 360 Meter hohe Raupenkette, die damit fast an die Höhe des Empire State Building heranreicht. 1,6 Milliarden US-Dollar betrug der Markt von biologischen Pflanzenschutzmitteln im Jahr 2014. Das sind weniger als Quelle: Bayer Contra Lagartas; Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Quelle: Biopesticide Industry Alliance, Reuters, Research & Markets 31,4 % fünf Prozent des gesamten Pflanzenschutzmittelmarkts. Tendenz steigend. Bis 2020 soll das Marktvolumen gar auf über fünf Milliarden US-Dollar steigen – das entspricht einem Marktanteil von sieben Prozent. Die strenge Regulierung von Pflanzen5 Milliarden ~7 % schutzmitteln und die steigende Nachfrage von Bioprodukten könnten das Marktwachstum in Europa befeuern. Die Region Asien-Pazifik ist ein weiterer Zukunftsmarkt: Hier leben 60 Prozent der Weltbevölkerung auf 30 Prozent der globalen Landfläche. 1,6 Milliarden < 5 % 2014 2020 Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft ~1.500 19 % BIP Im Durchschnitt trug die Landwirtschaft im Jahr 2013 weltweit zu etwa drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Je nach Region sind die Unterschiede jedoch erheblich: In Südasien macht die Landwirtschaft 19 Prozent des BIP aus. In Nordamerika ist es lediglich ein Prozent. Quelle: FAO, Worldbank.org der Landwirtschaft Der Wert der Lebensmittel 56,6 % Heuschrecken-Burger Etwa zwei Milliarden Menschen ernähren sich auch von Insekten, vor allem in Asien und Afrika. Ver- Die US-Amerikaner geben verhältnismäßig wenig Geld für Nahrungsmittel aus: Lediglich 6,4 Prozent der jährlichen Lebenshaltungskosten fließen in den Einkauf von Nahrungsmitteln und Getränken. Anders sieht es in Nigeria aus: Hier geben die Menschen 56,6 Prozent des ihnen zur Verfügung stehenden Einkommens dafür aus. In keinem anderen Land ist der prozentuale Anteil so hoch. braucher der westlichen Welt tun sich dagegen schwer mit der Insektenmahlzeit. Noch – denn laut der Nestlé-Zukunftsstudie können sich 52 Prozent der befragten Deutschen vorstellen, Insekten zu essen – wenn die Zubereitung stimmt und das Insekt im Essen unsichtbar ist. Durchaus möglich, dass im Jahr 2030 vermehrt Heuschrecken-Burger auf den Speisekarten der westlichen Welt angeboten werden. Quelle: National Geographic, Nestlé, Tagesspiegel Quelle: United States Department of Agriculture Economic Research Service USA Farming’s Future · 5 6,4 % Frauenpower gegen Hunger Nigeria Hätten Landwirtinnen weltweit denselben Zugang zu Land, Bildung und Krediten wie ­Männer, könnten sie den Ertrag auf ihren Feldern um 20 bis 30 Prozent steigern. Dieser Mehr­ ertrag würde ausreichen, um 150 Millionen ­hungernde Menschen zu ernähren. Quelle: FAO, National Geographic Risikofaktor Hunger Auf der Erde leben mehr als sieben Milliarden Menschen. Einer von neun Menschen weltweit geht jeden Abend hungrig schlafen. Quelle: State of Food Security in the World, FAO 2015 Proteinbombe Der Gartenfuchsschwanz Amaranthus caudatus – nicht zu verwechseln mit dem Unkraut Palmer Amaranth – ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Bereits seit 7.000 Jahren dient er Urvölkern Südamerikas als Nahrungsquelle, und das aus gutem Grund: Mit 18 Prozent Proteingehalt ist er ein wahrer Eiweißlieferant noch vor Dinkel (15 Prozent), Weizen (14 Prozent) und Roggen (zehn Prozent). Amaranth-Körner sind zudem glutenfrei und füllen in gepuffter Form immer mehr Müslischalen auf den Frühstückstischen der Menschen. Quelle: Focus online, Zentrum der Lebensmittelgesundheit, Lebensmittellexikon 18 % Amaranth 15 % Dinkel 14 % Weizen 10 % Roggen ErnährungssicherHeit DeZember 2015 Kevin, Herbert und ­Marc Serfas (v. l.) begutachten die Rapspflanzen ihres Landwirtschaftsbetriebs in Iron Springs, Kanada. Farming’s Future · 7 ÖLRAPS AUF DEM VORMARSCH Gelber Star Nach Soja ist Raps die zweitwichtigste Ölsaat weltweit. Das verdankt der Raps vor allem den Pflanzenzüchtern. Auch Bayer-Experten arbeiten daran, dass sich die Raps-Erfolgsgeschichte in Europa fortsetzt. Schoten-Check: Wenn Herbert, Kevin und Marc Serfas im Frühjahr die Rapspflanzen der kanadischen Farm Iron Springs begutachten, lässt das gelbe Blütenmeer um sie herum ihre Herzen höher schlagen. „Raps macht einfach gute Laune“, sagt Kevin Serfas. Für die Landwirte erreicht die Freude wenige Monate später ihren Höhepunkt: Wenn sich die Blüten in Schoten verwandelt haben und die schwarzen, ölhaltigen Samen erntereif sind. Dass Raps heute die zweitwichtigste Ölsaat nach Soja ist, liegt auch an den Pflanzenzüchtern: Sie erschufen eine Sorte mit deutlich weniger Bitter­stoffen wie beispielsweise Erucasäure. Sie machte das Öl bis 1974 ungenießbar und sogar gesundheitsbedenklich. „Deswegen spielte Rapsöl lange Zeit keine Rolle auf dem Markt. Das hat sich mit den Canola-Sorten grundlegend geändert“, erklärt Andree-Georg Girg, Globaler Ölsaatenmanager bei Bayer. Die Abkürzung ‚Canola‘ steht für Canadian oil, low acid. Denn die Züchtung stammt aus Kanada, dem weltweit größten Raps-Erzeugerland. träger im Tierfutter genutzt werden kann. Damit war der Erfolgskurs der gelben Blütenpflanzen vorgezeichnet. An Wert gewann die Kulturpflanze Raps, als es gelang, Sorten mit niedrigem Glucosinolatgehalt im Rapsschrot zu züchten. Seit Mitte der 80er-Jahre werden diese sogenannten ‚00-Sorten‘ angebaut, deren Schrot als Protein­ Die weltweite Anbaufläche hat sich seitdem mehr als vervierfacht auf rund 35 Millionen Hektar. Die Rapsölproduktion hat sich sogar fast verzehnfacht. Mit 72 Millionen Tonnen erreichte die Rapsernte im Jahr 2014 ein his- Canola Die Abkürzung Canola steht für Canadian oil, low acid. torisches Rekordhoch. „Insbesondere die Erträge in Kanada und der Europäischen Union trugen hierzu bei“, sagt Dieter Bockey, Referent der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP). Allein in der EU waren es erstmals mehr als 24 Millionen Tonnen. In Mitteleuropa wird hauptsächlich Winterraps kultiviert, der einen Kältereiz benötigt, um zu blühen und Samen zu bilden. Ausgesät wird er Ende August bis Mitte September und geerntet im Frühsommer. „In Kanada, Australien und Indien wird ausschließlich Sommerraps angebaut“, so Bockey. Rapsöl zählt heute zu den gesündesten Ölen. Vor allem sein Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren macht es in den Küchen der Welt zu einem beliebten Begleiter. „Gerade auf dem asiatischen Markt ist Rapsöl sehr gefragt. Auch Fastfood-Ketten setzen vermehrt auf das gesunde Speiseöl“, erklärt Girg. Bayer ­arbeitet und forscht an Rapssorten, die mit weiteren Vorteilen aufwarten können. Unter der Marke InVigor™ haben die Pflanzenexperten neue Züchtungen mit speziellen Eigenschaften kreiert. „An den Erfolg, den wir mit InVigor bereits in Kanada erzielt haben, wollen wir jetzt in Europa anknüpfen“, erklärt Girg. So bietet Bayer beispielsweise eine Rapssorte 8 Ernährungssicherheit DeZember 2015 Ob speziell kultiviert zur Züchtung von Hybridsorten (links) oder auf Versuchsfeldern (rechts) – die unverwechselbaren gelben Rapspflanzen sind ein weitverbreitetes Bild in ländlichen Gegenden, zum Beispiel in Kanada und Westeuropa. mit einem besonders hohen Ölsäuregehalt an. Der Vorteil: Das Öl, das aus den Samen gepresst wird, ist sehr hitzeresistent und bleibt deswegen während der Verarbeitungsprozesse in der Lebensmittelindustrie stabil. Eine Fetthärtung, bei der ungesunde Trans-Fettsäuren entstehen würden, ist so nicht notwendig. Im Fachjargon heißen diese Rapskulturen auch HOLL-Sorten: Die Buchstabenkombination steht für ,high oleic, low linolenic‘ und bedeutet: Diese Rapssorte besitzt einen hohen Gehalt der einfach gesättigten Ölsäure, aber nur eine geringe Menge an Linolensäure. mit hohen Ölgehalten entwickelt, die auch den ackerbaulichen Ansprüchen genügt, und InVigor L140P bietet eine hohe Schotenfestigkeit, um Ernteverluste zu verringern. „Wir führen die Hochleistungssorten derzeit in verschiedenen europäischen Ländern ein“, erklärt Girg, beispielsweise in Frankreich: Dort haben sich die Experten von Bayer zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2020 zu den Topanbietern von Rapssaatgut zu gehören. Um das InVigor-Portfolio in Frankreich zu etablieren, plant Bayer, dort jedes Jahr eine regional angepasste Rapssorte auf den Markt bringen. Stärke kultivieren „Das Vertrauen in InVigor in Kanada ist sehr hoch und das motiviert uns für die Aufgabe, die uns jetzt in Europa bevorsteht. Dennoch wird dies kein Selbstläufer“, weiß der Rapsexperte. Lediglich eine bessere Sorte anzubieten, reicht heute nicht aus: Die Konkurrenz ist groß – alleine in Deutschland gibt es mehr als 200 Rapssorten, gegen die sich die Samen von Bayer beweisen müssen. Die polnischen Rapsbauern haben schon Erfahrungen mit dem neuen Bayer-Saatgut sammeln können: In der Anbausaison 2014 ließen sich damit sehr gute Ernten erzielen. „Die wichtigste Eigenschaft, auf die wir bei der Auswahl neuer Mit der neu gezüchteten Hybrid-Rapssorte InV 1010 hat Bayer eine ertragreiche Variante Die schrittweise Entwicklung, Kohlenstoffdioxid aus fossilen Quellen durch erneuerbare Energieträger zu verdrängen, wird ohne Pflanzenöle nicht möglich sein. Dieter Bockey, Referent der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) 72 Millionen Tonnen 2014 erreichte die weltweite Rapsernte mit 72 Millionen Tonnen ein Rekordhoch. Quelle: US-Landwirtschaftsministerium Sorten Wert legen, ist das maximale Ertragspotenzial“, sagt Stanislaw Szpara, Agrarberater für Agro-As in Polen. Das Life-Science-Unternehmen Bayer kann auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz zurückgreifen: Seine Experten schafften es 2009, das Erbgut von Raps zu entschlüsseln – in Kooperation mit zwei öffentlichen Forschungsinstituten, dem Beijing Genomics InstituteShenzhen in China und der University of Queensland in Australien, sowie dem niederländischen Biotech-Unternehmen Keygene in Wageningen. Damit legten sie eine wertvolle Basis für die Entwicklung neuer Sorten. In einem etablierten Züchtungscenter im belgischen Gent arbeiten die Pflanzenspezialisten an noch besseren Eigenschaftsprofilen der Ölsaat und passen diese an die regionalen Anbaugebiete an. „Wir züchten unter anderem auf Kornertrag, Ölgehalt, Tausendkorngewicht, aber auch eine gleichmäßige Blüte und Abreife. Zudem spielt die Robustheit gegen Pilzerkrankungen wie Phoma oder Sklerotinia eine Rolle“, Farming’s Future · 9 Die wichtigste Eigenschaft, auf die wir bei der Auswahl neuer Sorten Wert legen, ist das maximale Ertragspotenzial. Stanislaw Szpara, Agrarberater für Agro-As in Polen beschreibt Benjamin Laga, Genetiker von Bayer in Gent, die Komplexität der Züchtungsziele. Zwar verfolgen die europäischen Züchter im Wesentlichen die gleichen Ziele wie ihre kanadischen Kollegen, aber aufgrund der verschiedenen Klimazonen müssen die Rapseigenschaften unterschiedlich ausgeprägt sein. „Im Süden Frankreichs muss eine Sorte eine andere Standfestigkeit aufweisen als in Kanada, wo andere Windverhältnisse und Temperaturen herrschen“, erklärt Laga. Und auch der Boden – vom Lehm bis zum leichten Sandboden – beeinflusst die Züchtungsziele. aus fossilen Quellen durch erneuerbare Energieträger zu verdrängen, wird ohne Pflanzenöle nicht möglich sein.“ wir dafür gut vorbereitet. Und den Erfolg beeinflussen letztlich auch die Konsumenten, wenn sie sich für das gesündere Rapsöl entscheiden.“ Ob als Treibstoff, als nachwachsender Rohstoff oder als Basisprodukt für die Lebens- und Futtermittelindustrie: Raps ist vielseitig verwendbar. Von den knapp zehn Millionen Tonnen Rapsöl, die im Erntejahr 2014/2015 in der Europäischen Union produziert wurden, dienten sieben Millionen Tonnen technischen Zwecken und 2,6 Millionen Tonnen Nahrungszwecken. Wenn der Bedarf in Europa weiter steigt, zeigt sich Girg optimistisch: „Mit unserem Portfolio an unterschiedlichen Sorten und Erfahrungen aus Kanada sind Unterschiedliche Ansätze Vielseitige Varianten Zudem wird Raps auch als Rohstoff für Biodiesel eingesetzt. Das hat zu einer Ausdehnung der Felder in Europa geführt. Allerdings hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, die Produktion von Biotreibstoff aus Nahrungspflanzen wie Raps, Mais und Soja zu begrenzen und die Treibhausgas-Emissionen zu regulieren. „Die Politik ist bisher eine Antwort schuldig geblieben, wie die förderpolitischen Rahmenbedingungen für Biokraftstoffe insgesamt nach 2020 aussehen“, konstatiert Bockey. „Sollte der Marktzugang in die Europäische Union versagt werden, wird die europäische Biodieselindustrie neue Märkte im EU-Ausland erschließen müssen.“ Zudem gibt der UFOP-Referent zu bedenken: „Auch die schrittweise Entwicklung, Kohlenstoffdioxid Anbau und Ernte in der EU 2014 (geschätzt) Anbaufläche in 1.000 Hektar Frankreich Deutschland Polen Vereinigtes Königreich Tschechien Litauen Ungarn Dänemark Bulgarien Lettland Quelle: Europäische Kommission, AMI 1.503 1.398 842 715 421 244 210 150 127 111 Um die europäischen Landwirte mit den angepassten Sorten zu beliefern, hat Bayer zudem eine neue Anlage zur Raps-Saatgutaufbereitung in Monheim errichtet: Das European Oilseed Processing Center nahm Ende September 2015 seinen Betrieb auf. Dort werden die neuen Hybridsamen aufbereitet und gebeizt, damit sie sich auf dem Acker zu kräftigen Pflanzen mit hohen Erträgen entwickeln. „Hochwertiges Saatgut ist natürlich nur die eine Seite der Medaille: Ohne das geeignete Pflanzenschutzprogramm ist die Rapsernte gefährdet, denn zahlreiche Krankheiten und Schädlinge haben es auf Blüten, Schoten und Samen abgesehen“, erklärt Girg. Deswegen bietet Bayer ein Pflanzenschutzpaket an, dass Raps den Landwirten zur Erntezeit noch mehr Freude bereitet. Und künftig können die Landwirte mit Hightechmethoden noch mehr für den Erfolg ihrer leuchtend gelben Felder tun. „Bayer ist Pionier, was digitale Diagnose-Tools für Rapskulturen angeht – beispielsweise, um Schädlinge früher zu erkennen oder Ertragskarten und Bestandsdichten zu erstellen“, so Girg weiter. „In Kanada laufen bereits erste Pro­jekte – und auch in Europa wird die Digitalisierung die Karriere der gelben Blüten weiter ankurbeln“, ist der Rapsexperte überzeugt. Talk Dezember 2015 Herbizidresistenzen weltweit bekämpfen „Jetzt ist es Zeit zu handeln.“ Herbizidresistenzen sind weltweit eine Herausforderung. Über dieses Thema sprach Professor Stephen Powles, Leiter der Australian Herbicide Resistance Initiative, mit Liam Condon, Vorstandsvorsitzender von Bayer CropScience. Liam Condon: Unkräuter bedrohen die globale Lebensmittelversorgung und schädigen Nutz­ pflanzen, die eine Milliarde Menschen ernähren könnten. Durch Unkräuter entstehen weltweit Verluste, die schätzungsweise 13,2 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion ausmachen. Das entspricht jährlich mehr als 55 Milliarden Euro. Wir können Unkräuter zwar mit Herbiziden kontrollieren, doch die zunehmenden Herbizid­ resistenzen sind weltweit ein enormes Problem. Die Situation lässt sich nur mit einem ganzheit­ lichen, nachhaltigen Ansatz lösen – basierend auf Wissensaustausch, Zusammenarbeit und Innovation. Daher wollen wir bei Bayer mit führenden Wissenschaftlern und internationalen Institutionen neue Lösungen entwickeln, die die Landwirte weltweit bei der Bekämpfung herbi­ zidresistenter Unkräuter unterstützen. Beispiels­ weise freuen wir uns, mit Ihnen, Steve, als international anerkanntem Herbizidexperten zusammenzuarbeiten. Sie und ihre Organisa­ tion, die Australian Herbicide Resistance Initia­ tive (AHRI), sind für uns ideale Partner. Stephen Powles: Wir müssen sogar zusammen­ arbeiten, denn wir sitzen sozusagen im selben Boot. Doch auch für uns bietet die Zusammen­ arbeit mit Bayer viele Vorteile. Beispielsweise profitiert unser AHRI-Team vom Austausch mit dem Kompetenzzentrum für Unkrautresistenzen von Bayer in Frankfurt. Es hilft uns sehr, die Australian Herbicide Resistance Initiative (AHRI) Die AHRI ist eine führende Institution zur Erforschung von Herbizidresisten­ zen in Australien. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind nachhal­ tige Landwirtschaft und Unkrautkon­ trolle. Die For­ schungstätigkeiten des Teams mit Sitz an der University of Western Australia reichen von der Erforschung der Biologie und Kon­ trolle der wichtigs­ ten Unkrautspezies bis zur Entwicklung von Anbaustrategien und der Grundla­ genforschung auf biochemischer und molekularer Ebene. Forschungskompetenz des jeweils anderen nutzen zu können. Es wäre undenkbar, all dieses Wissen im eigenen Land aufzubauen. Wir arbeiten sogar in einem vom Australian Research Council finanzierten Projekt zu den Mechanismen von Resistenzen, bei dem Bayer ein Partner ist. Zudem bieten Veranstaltungen wie das Weed Resistance Global Symposium ein Forum für Diskussionen über praxisnahe Lösungen für integriertes Unkrautmanagement. Liam Condon: Ja, dieser Erfahrungsaustausch ist wichtig, um Lösungen zu verbessern – und die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzu­ Wissenschaft spielt eine zentrale Rolle, um die Zukunft der Landwirtschaft zu gestalten. Liam Condon, Vorstandsvorsitzender von Bayer CropScience stellen. Das betrifft ja nicht nur die heutige Bevölkerung, sondern auch die bis zum Jahr 2050 erwarteten neun bis zehn Milliarden Men­ schen. Unkräuter sind echte Bedrohungen für die Ernten. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich das erste Mal das Unkraut ,Palmer Amaranth‘ auf einem Feld sah. Die Pflanze kann fünf Zentimeter pro Tag wachsen, eine Höhe von vier Metern erreichen und pro Anbauperiode 1,8 Millionen Samen ausstreuen. Welche Nutz­ pflanze könnte diesem starken Gegner stand­ halten? Stephen Powles: Korrekt. Seit etwa 10.000 Jah­ ren machen uns Unkräuter die Nahrung streitig. Sie haben ihre Überlebensfähigkeit bereits bewiesen und trotzen den Bekämpfungsstra­ tegien der Landwirte. Unsere neuen gemein­ samen Ansätze und Entscheidungen werden die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln beeinflussen. Unser Ziel lautet, mehr Lebens­ mittel durch weniger Unkräuter zu produ­ zieren – aber auf nachhaltige Weise. Denn inzwischen haben wir eine der wichtigsten Lektionen gelernt: Herbizide sind hervorragende Instrumente im Unkrautmanagement. Sie sind effektiv, preiswert und lassen sich einfach anwenden, aber auch leicht übermäßig einset­ zen! Mehrfach resistente Unkräuter führen uns vor Augen: Der alleinige Gebrauch von Herbi­ ziden ist nicht nachhaltig. Das goldene Zeitalter, in dem sich die Kontrolle von Unkräutern einfach mit Herbiziden lösen ließ, ist vorbei. Wir können den Kampf nur gewinnen, wenn wir diese wertvollen Werkzeuge klüger einsetzen als in der Vergangenheit. Wir müssen eine Kombina­ tion aus chemischem und nicht chemischem Pflanzenschutz nutzen: etwa intelligente Frucht­ folgen, das Aussortieren von Unkrautsamen während der Ernte oder Möglichkeiten der digitalen Landwirtschaft. So lassen sich Resis­ Farming’s Future · 11 IN KÜRZE Professor Stephen Powles tenzen bekämpfen und Herbizide langfristig anwenden. Vielfalt ist der Schlüssel. Liam Condon: Ich stimme vollkommen zu. Die Vielfalt der Ansätze ist der Schlüssel, um Landwirtschaft nachhaltig betreiben zu können. Deshalb investieren wir jährlich mehr als eine Milliarde Euro in Forschung und Entwicklung. Dabei konzen­trieren wir uns auf unseren inte­ grierten Werkzeugkasten mit chemischen und biologischen Pflanzenschutzmitteln, modernen Züchtungsmethoden und der Erforschung von Pflanzeneigenschaften. Wissenschaft und moderne Technologien wie die digitale Land­ wirtschaft spielen bei der Gestaltung der zukünftigen Agrarwirtschaft eine zentrale Rolle. Dank Lösungen der digitalen Landwirtschaft lernen Landwirte, was auf ihren Feldern passiert – und können Entscheidungen besser und schneller treffen. Präzise Daten, um Pflan­ zen in Echtzeit zu überwachen und die Boden­ gesundheit zu analysieren, sind Beispiele dafür, wie sich Entscheidungen erleichtern lassen. Sie helfen aber auch, die Nachhaltigkeit im Auge zu behalten. Wir sind begeistert von den Möglichkeiten, die diese neuen Technologien bieten. Stephen Powles: Das ist der richtige Ansatz. Verschiedene Techniken einzusetzen, ist der einzig nachhaltige Weg im Kampf gegen Resis­ tenzen. Und diese Vielfalt erfordert auch mehr Kommunikation. Dass sich Landwirte, Industrie und wissenschaftliche Community vernetzen, verlangt sowohl konventionelle als auch neue Wege des Austauschs – etwa über soziale Medien. Unsere Forschungsergebnisse müssen über sämtliche Kommunikationskanäle an die Erzeuger, die Agrarindustrie, die Berater und die Wissenschaftsgemeinde verbreitet werden. Daher investieren wir in unserem Forschungsteam 30 Prozent unseres Budgets in Kommunikation. Liam Condon: Ein sehr guter Punkt. Unsere Branche investiert vermutlich noch zu wenig in Kommunikation. Doch der Kontakt mit der Öffentlichkeit und allen, die mit Landwirtschaft zu tun haben, ist ganz wesentlich. Bei Bayer Vielfalt ist der einzig nachhaltige Weg im Kampf gegen Resistenzen. Prof. Stephen Powles, Leiter der Australian Herbicide Resistance Initiative Stephen Powles ist Professor an der University of Western Australia und Leiter der Australian Herbicide Resis­ tance Initiative (AHRI). Seine Expertise reicht von der Grundlagenforschung zur Evolution und molekularen Basis von Herbizidresistenzen über die angewandte Agrarforschung bis hin zum Agrarmanagement. In den vergangenen 32 Jahren prägte ­Powles besonders die australische und internationale Denkweise des nach­haltigen Herbizideinsatzes – durch eine reduzierte Herbizidab­ hängigkeit und höhere Vielfalt in Agrarökosystemen. legen wir einen großen Schwerpunkt auf einen weitgehend integrierten Medien-Mix – ange­ fangen bei unserer Unternehmenspublikation Farming’s Future bis hin zu den Aktivitäten in digitalen und sozialen Medien sowie Bildungs­ ansätzen. Wir wollen den gesellschaftlichen Dialog fördern und ein Bewusstsein dafür schaf­ fen, dass es Innovationen und neuer Techno­ logien bedarf. Stephen Powles: Ja, es ist unerlässlich, dass wir unsere Ergebnisse mit den Endanwendern teilen. Nur so können wir ein Bewusstsein für Herbizidresistenzen schaffen und Verhal­ tensänderungen anregen. Jeder spielt eine Rolle beim Umgang mit Resistenzen und der Ernährung einer wachsenden Weltbevöl­ kerung. Gemeinsam werden wir die Unkräuter besiegen – durch Wissenschaft, Technologie und ein Verständnis der evolutionären Prinzi­ pien. Jetzt ist es Zeit zu handeln! Dossier Dezember 2015 SIESA Food Chain Manager Edgar Garcia (links) und sein Kollege Samuel Sanic (rechts) inspizieren das Wachstum und die Qualität des angebauten Gemüses auf einer SIESA-Farm in Guatemala. Farming’s Future · 13 Für sichere und hochwertige Nahrung Ein Jahrzehnt gesunder Partnerschaften Food Chain Partnership, eine Initiative von Bayer, feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Sie ist zu einem starken Symbol für die Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette geworden – und für gemeinsame Ziele: nachhaltige Landwirtschaft, sichere Lebensmittel und sichere Ernährung. 14 Dossier Dezember 2015 Das Food Chain Partnership-Projekt in Guatemala haben Bayer und der Gemüseexporteur SIESA gemeinsam initiiert. Mitarbeiter Rolando Machan (rechts) bei der Feld­arbeit. Wir wollen mit unserem Unternehmen den Verbrauch von hochwertigen Gemüsesorten in unseren Exportmärkten steigern. Edgar Garcia, Produktionsleiter bei SIESA Lebensmittel einzukaufen war noch nie so kompliziert: Ein durchschnittlicher westlicher Supermarkt bietet heutzutage im Laufe des Jahres 400 bis 500 verschiedene frische Obstund Gemüsesorten an. Kein Wunder also, dass die richtige Wahl zuweilen schwer fällt. Zudem machen sich Kunden vermehrt Gedanken über Herkunft und Qualität der angebotenen Waren. Der Anspruch „aus nachhaltiger Erzeugung“ wird zum Qualitätssiegel. Sichere Lebensmittel bleiben für Verbraucher ein äußerst wichtiges Thema. Und häufig verknüpfen die Kunden in ihrer Wahrnehmung diese Sicherheit vor allem mit Pflanzenschutzmittel-Rückständen. „Unsere Nahrung war noch nie so sicher. Doch die Verbraucher sorgen sich häufig mehr über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln als über Salmonellen und Schimmelpilze in der Nahrung, die eine wesentlich größere und direktere Bedrohung darstellen“, erklärt Silke Friebe, Leiterin des Food Chain Management bei Bayer. „Unser Ziel ist es, die Gesellschaft zu informieren, Vertrauen zu schaffen und Ängste zu entkräften, indem wir die positiven Ergebnisse kommunizieren, die wir gemeinsam mit unseren Partnern erreicht haben“, fährt Friebe fort. Ein globaler Erfolg Dass Verbraucher der Lebensmittelproduktion mehr Beachtung schenken, ist nichts Neues: Einen Höhepunkt erreichte die Besorgnis der Öffentlichkeit hinsichtlich sicherer Lebensmittel und Pflanzenschutzmittel-Rückstände im Jahr 2005. Daraufhin reagierte der Einzelhandel mit verstärktem Interesse für die Produktionssysteme seiner Lieferanten. Das gab den Anstoß für das Konzept ,Food Chain Partnership‘ von Bayer, einen ganzheitlichen Ansatz, um integrierte Lösungen für Nutzpflanzen mit sämtlichen Partnern der Wertschöpfungskette zu verwirklichen: Erzeuger, Exporteure, Importeure, Verarbeitungsbetriebe und Einzelhändler. In dieser Zeit begannen die Bayer-Experten, eng mit den Beteiligten zusammenzuarbeiten und vor allem beratend in Sachen landwirt- schaftlicher Praxis und Verbesserungen im Pflanzenschutz zur Seite zu stehen. „Denkt man über die globale Nahrungsmittelkette nach, muss man alle am Produktionsprozess beteiligten Menschen und ihre täglichen Anforderungen in Betracht ziehen“, sagt Silke Friebe. „Was vor zehn Jahren als gezielte Reaktion auf die besorgte Öffentlichkeit hinHoch über dem Atitlán-See, im Südwesten Guatemalas, erntet Landwirt Santos Tun Coc mit seiner Familie Zucker­erbsen. Farming’s Future · 15 sichtlich der Rückstände begann, hat sich zu etwas weit Größerem entwickelt. Das Programm ist weltweit erfolgreich und umfasst mehr als 70 Food Chain Manager, Partnerschaften in 40 verschiedenen Ländern und 50 unterschiedlichen Nutzpflanzen“, so Friebe. Gemüse aus Guatemala Eine dieser Erfolgsgeschichten ist das Food Chain Partnership-Projekt mit der SIESA Group in Guatemala. „Wir sind einer der wichtigsten Gemüseexporteure Großbritanniens und der USA und haben Verträge mit 17 zertifizierten Erzeugergruppen. Zusätzlich pflegen wir Beziehungen zu 1.200 Kleinbauern“, sagt Edgar Garcia, Produktionsleiter bei SIESA. „Wir wollen mit unserem Unternehmen den Verbrauch von hochwertigen Gemüsesorten in unseren Exportmärkten steigern.“ Zu den von SIESA angebauten Gemüsesorten im Hochland von Guatemala gehören Zuckererbsen, handgeschälte Erbsen, Feuerbohnen, grüne Bohnen, Zuckerschoten, Ackerbohnen und Broccoli. Diese Gemüsesorten werden hauptsächlich nach Großbritannien und in die USA exportiert, wo die Verbraucher hochwertige Erzeugnisse nachfragen, die nachhaltig, sicher und rückverfolgbar angebaut werden. „Viele Einzelhändler verlangen von ihren Zulieferern zudem sozial- und umweltverträgliche Produktionsmethoden“, erläutert Silke Friebe. Dies führte 2008 zu einer Food Chain Part- 70 Food Chain Manager von Bayer arbeiten in 40 verschiedenen Ländern und mit 50 Nutzpflanzenarten (hauptsächlich Obst und Gemüse) an der Umsetzung des Food Chain Partner­shipKonzepts. nership-Initiative zwischen der SIESA Group und Bayer. „Weil sich die Exportmärkte von Guatemala vergrößerten und immer ausgereifter wurden, stieg auch die Nachfrage nach hochwertigen und sicheren Waren“, sagt Garcia. Um diesen Marktanforderungen gerecht zu werden, wollten die guatemaltekischen Landwirte und Exporteure die neuesten Technologien nutzen, um Pflanzenschutzmittel anzuwenden und nachhaltige Produktionsmethoden einzuführen. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Die exportfähigen Waren ließen sich um 20 Prozent steigern. Gleichzeitig konnte die Anzahl der PflanzenschutzmittelAnwendungen um rund zehn Prozent gesenkt werden. Und es gab weniger Verunreinigungen durch leere Produktbehälter. „Alle Projektpartner haben eindeutig profitiert“, erklärt Garcia. Die Gemüseerzeuger produzieren mehr exportfähige Waren und erzielen höhere Preise. Und SIESA schützt seine Marktanteile durch den Export sicherer Produkte. Zudem können die Einzelhändler bei ihren heimischen Kunden mit Qualität und Sicherheit werben. Doch es gibt noch einen weiteren, unbezahlbaren 16 Dossier Dezember 2015 Dank einer speziellen Anbaumethode für Trauben in Indien ist die Produktivität relativ hoch. Die Trauben werden vorrangig in die Europäische Union, in die Vereinigten Arabische Emirate, nach Russland und nach Bangladesch exportiert. Dank des Einsatzes aller Beteiligten haben wir die Qualität und Produktivität der Traubenherstellung erheblich gesteigert. Ben Horsburgh, Direktor des Qualitätsmanagements bei UNIVEG Vorteil. „Das Projekt hat dazu beigetragen, die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Gebiete Guatemalas zu fördern. Die Haushaltseinkommen verbesserten sich, sodass Familien ihre Kinder zur Schule schicken konnten. Zudem wurden infrastrukturelle Maßnahmen und Dienstleistungen bereitgestellt. Das schafft Arbeitsplätze und beugt der Landflucht vor“, fügt Friebe hinzu. Indische Tafeltrauben Ein ähnliches Food Chain Partnership-Projekt wurde auch in Maharashtra, Indien, umgesetzt. Der Bundesstaat ist das Zentrum der indischen Tafeltraubenproduktion und verantwortlich für 80 Prozent der landesweiten Exporte. Doch vor allem der Handel mit Europa war immer eine Herausforderung. Der Grund: die immer strengeren Anforderungen der europäischen Supermärkte. Der Nachweis von ChlormequatRückständen im Jahr 2010 verringerte das Exportpotenzial der indischen Tafeltrauben weiter – und ließ das gesamte Exportvolumen nach Das Team, bestehend die Erzeugnisse und aus UNIVEG und bespricht die nächs- Bayer, kontrolliert ten Programmschritte. Europa erheblich sinken. Daher startete Bayer eine Zusammenarbeit mit der UNIVEG-Gruppe, einem weltweiten Anbieter von Frischobst, um die nachhaltige Produktion hochwertiger indischer Trauben zu fördern. Zuerst galt es, bei allen Akteuren Vertrauen aufzubauen: „Es war sehr wichtig, die Erzeuger von dem gesamten Ansatz und der Initiative selbst zu überzeugen“, erinnert sich Ben Horsburgh, Leiter der Qualitätssicherung bei UNIVEG. Anschließend entwickelte Bayer ein Pflanzenschutzprogramm für Tafeltrauben. Besonders wichtig war es, kritische Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen: die Rückstandshöchstwerte in der EU, die Nutzung zugelassener Produkte, Empfehlungen des indischen National Research Centre for Grapes (NRCG) und Wartezeiten nach der Ernte, aber ebenso vergangene Erfahrungen der Anbauer und historische Labordaten der Rückstandsanalysen. Bayer unterstützte die Traubenanbauer zudem bei der guten landwirtschaftlichen Praxis und dem Krankheitsund Schädlingsmanagement durch die gemeinsame Nutzung von Wetterdaten. Farming’s Future · 17 Ein Zuckerwürfel ... Mit modernen chemi- tionen zu diesen in einem Lkw-Container (2.700 Liter) entspricht einem Teil pro schen Analyseverfah- Rückständen nutzen ­Millionen, das heißt einem Milligramm pro Kilogramm ren lassen sich selbst das leider häufig aus. geringste Spuren von Tatsächlich stellen Rückständen bestim- diese Spuren, men. Diese Mengen solange sie unter- sind so klein, dass halb des zulässigen sie sich der Mensch Höchstwerts liegen, nur sehr schwer vor- kein Risiko für Mensch stellen kann. Publika- oder Tier dar. in einem Frachtschiff (2,7 Millionen Liter) entspricht einem Teil pro Milliarde, das heißt einem Mikrogramm pro Kilogramm 1 µg = 0,000000001 kg im Bodensee (2,7 Billionen Liter) entspricht einem Teil pro­ Billiarde, das heißt einem Pikogramm pro Kilogramm. 1 pg = 0,000000000000001 kg Zu den Spezial- (oben) und Brokkoli. Die Ernte wird auf optimalen Temperatu- 40 Jahren Gemüse an: Bundesstaaten. pflanzen gehören Aktuell baut Fresh Select Qualität geprüft, bevor ren bis zum Transport 16 Gemüsesorten in Salat, Blumenkohl auf 3.000 Hektar Land an. sie verpackt und bei gelagert wird. Nachhaltigkeitsradar In anderen, fortschrittlicheren Regionen der Welt hat die Food Chain Partnership-Initiative zur Entwicklung eines neuen Instruments geführt: des Bayer-Sustainability-Radars. Damit lässt sich der bereits erreichte Fortschritt in Sachen Nachhaltigkeit beim Erzeuger messen. So können die Food-Chain-Partner erkennen, wo sie ihre Anbaumethoden verbessert haben. Er hilft ihnen zu verfolgen, ob ihr Unternehmen Fresh Select baut seit drei australischen 1 mg = 0,000001 kg Um sicherzustellen, dass sich die Erzeugnisse bis zum Anbauort zurückverfolgen lassen, wurden in einem Testlauf von Bayer sämtliche Spritzbehandlungen der Landwirte über eine elektronische Plattform erfasst. Während der Erntezeit berieten und schulten UNIVEGExperten die Landwirte und Exporteure in Erntefragen, der Klassifizierung und Verpackung der Trauben, um die Anforderungen der verschiedenen Supermärkte einzuhalten. „Dank des Einsatzes aller Beteiligten haben wir die Qualität und Produktivität der Traubenherstellung erheblich gesteigert“, betont Horsburgh. So konnten die Landwirte ihre durchschnittlichen Exporterträge um 15 bis 20 Prozent steigern. Die Gesamtkosten für den Pflanzenschutz ließen sich um zehn bis 15 Prozent Prozent senken, weil die Anzahl der Spritzbehandlungen verbessert wurde. „Kurz gesagt: Dank dieser Food Chain PartnershipInitiative werden hochwertige Tafeltrauben erzeugt, die UNIVEG gemäß den Anforderungen der europäischen Supermärkte liefern kann“, fasst Friebe zusammen. auf dem richtigen Weg zu einem noch erfolgreicheren, nachhaltigen Farmbetrieb ist. Für John Said, einen Gemüseerzeuger in der Nähe von Melbourne in Australien, ist der Sustainability-Radar auch eine Art Bildungssystem: „Je mehr Menschen wir schulen, desto besser und nachhaltiger werden wir. Und der bisher erreichte Fortschritt ist dank der Unterstützung des Food Chain Partnership-Teams tatsächlich überwältigend.“ Im Fall von John Said umfasst das PartnershipProjekt den Anbau von Blumenkohl, Brokkoli und verschiedenen Salatsorten. „Wir betreiben seit 40 Jahren Gemüseanbau und bauen 16 verschiedene Sorten in drei australischen Bundesstaaten an“, sagt er stolz. Saids Landwirt- Je mehr Menschen wir schulen, desto besser und nachhaltiger werden wir. John Said, Gemüseerzeuger in Victoria, Australien 18 Dossier Dezember 2015 Unendliche Sonnenstunden und großflächige Obstplantagen machen die spanische Region Almeria zu einem Zitrusfrucht­ paradies. schaftsunternehmen Fresh Select bewirt­ schaftet 3.000 Hektar Land „mit großartiger Unterstützung durch Bayer“, sagt Said. „Mit der Gründung unseres Food Chain PartnershipProjekts im Jahr 2012 erkannten wir den Vorteil einer Partnerschaft. Bayer bot nicht einfach nur Produkte an, sondern vermittelte auch Wissen über alle Schritte, die für einen erfolgreichen, nachhaltigen Betrieb nötig sind.“ Dank der Partnerschaft erhält Fresh Select heute maßgeschneiderte, integrierte Lösungen, die auf effektivem chemischen und biologischen Pflanzenschutz basieren. Zudem profitiert Fresh Select vom ergänzenden Service in den Bereichen Umweltschutz, Effizienz und Sicherheit. Für Said ist besonders wichtig: „Bei Food Chain Partnership geht es nicht nur um hohe Qualität und geringe Rückstände. Das nachhaltige Management natürlicher Ressourcen wie Boden und Wasser ist ein ebenso wichtiger Aspekt“, erklärt Friebe. Beide Ressourcen sind in Australien begrenzt. Das bedeutet für John Said und sein Team oftmals eine extreme Herausforderung: „Ohne Boden kein Anbau“, sagt er. Das Food Chain Partnership-Team unterstützt Fresh Select mit einem Programm zur Bodengesundheit. Zusätzlich nutzen sie Anbaualternativen Partnerschaften und nachhaltige Landwirtschaft sind ein Weg kontinuierlicher Verbesserungen. Silke Friebe, Leiterin Food Chain Management bei Bayer und Fruchtfolgen, um Boden zurückzugewinnen. John Said sorgt sich vor allem um das Wassermanagement: „Wir kennen die Herausforderungen, die das wenig verfügbare Wasser hier in Australien mit sich bringt. Heute achten wir viel mehr auf unsere Wasserspiegel und verwenden bessere Systeme. Beispielsweise nutzen wir Bewässerungstechnologien, die über Nacht laufen können, sodass wir Verluste über Tag verringern.“ Spanisches Zitrusgewächs Ähnliche Gedanken gehen Gregorio Aznar durch den Kopf. Sein landwirtschaftlicher Familienbetrieb, Antas Export, liegt im Herzen Andalusiens in Spanien. „Es ist ein Paradies für Zitrusfrüchte: Wir haben unendlich viele Sonnenstunden und ein weites Land“, so Aznar. „Aber wir kämpfen mit der Wasserknappheit.“ Wie bei Fresh Select in Australien konzentriert sich auch die Food Chain Partnership mit Antas Export darauf, die Ressourcen effizient zu nutzen. Das umfasst eine bessere Bewässerungstechnologie kombiniert mit maßgeschneiderten integrierten Lösungen – beispielsweise angepassten chemischen und biologischen Pflanzenschutzprodukten und Farming’s Future · 19 Interview mit Andrea Granier von Unilever Andrea Granier ist Global Procurement Sustain­ ability Manager bei Unilever. Den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn war er in der integrierten Lieferkette von Agrarerzeugnissen und der Lebensmittelindustrie tätig. Granier ist an Unilevers Initiativen zur nachhaltigen Landwirtschaft von Beginn an beteiligt. Wie hat sich die Verbrauchernachfrage in den vergangenen ­Jahren verändert und was bedeutet dies für Unternehmen wie Unilever und andere Partner in der Lebensmittelkette? Verbraucher fordern qualitativ hochwertige und zweckmäßige Produkte. Darüber hinaus gibt es auch weitere Kriterien wie Transparenz – zum ­Beispiel ­verbunden mit den Fragen, woher die Produkte stammen oder wie Agrar­erzeugnisse angebaut werden. Wir müssen also eine auf Nachhaltigkeit ­beruhende Sichtweise erarbeiten. Bei Unilever ist unser Beschaffungsteam dafür zuständig, die nachhaltige Entwicklung, ins­ besondere mit Blick auf Einkauf und Landwirtschaft, voranzutreiben. Die andalusische Firma Almeria Zitrusfrüchte an, Antas Export baut auf zum Beispiel Zitronen, rund 300 Hektar in Orangen und Clementinen. weiteren ergänzenden Dienstleistungen. Antas Export ist seit 2014 Partner von Bayer. Die Zitronen, Orangen und Clementinen des andalusischen Unternehmens werden in Länder wie Deutschland und Italien exportiert. „Wir sind ein kleines Unternehmen, doch wir leisten eine ganze Menge“, sagt Gregorio Aznar stolz. Und er fügt hinzu: „Bayer hilft uns, nachhaltige Praktiken einzuführen und hochwertige Lebensmittel zu erzeugen.“ „Dies sind nur ein paar Beispiele“, merkt Silke Friebe an. Heute gibt es Food Chain PartnershipProjekte für jede Region der Welt und für viele verschiedene Nutzpflanzen. „Bei Obst und Gemüse sind wir bereits gut etabliert“, sagt Friebe. „Inzwischen kommt unser Ansatz auch bei Pflanzen wie Reis, Getreide, Mais, Zuckerrohr und Ölsaaten in Schwung.“ Aus einem kleinen Team ist inzwischen ein Netz aus globalen, regionalen und lokalen Food Chain Managers geworden. Friebe ist sich sicher, dass diese Erfolgsgeschichte erst der Anfang ist: „Partnerschaften und nachhaltige Landwirtschaft sind keine einfachen Ziele, die man erreicht und abschließt. Es ist vielmehr ein Weg kontinuierlicher Verbesserungen.“ Wie sichern Sie die Qualität innerhalb Ihres Produktportfolios? Uns stehen verschiedene Möglichkeiten und Systeme innerhalb unserer Lieferkette zur Verfügung, um Qualität sicherzustellen. Zum Beispiel beziehen wir in mehr als 200 Produktionsstätten Rohstoffe aus der Landwirtschaft. Unilever hat sich dazu verpflichtet, bis 2020 die gesamten landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus nachhaltigen Quellen zu beziehen. Dazu brauchen wir den vollständigen Einblick in unsere Lieferkette. ­Darüber hinaus müssen auch unsere Zulieferer die Kriterien unseres ­Kodex für nachhaltige Landwirtschaft und unsere Richtlinien zur Einhaltung der Menschen- und Arbeitsrechte erfüllen. Diese Vorgaben sind im ,Unilever Supplier Qualification System‘ festgehalten. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie in Bezug auf Frischware wie Obst und Gemüse? Rückverfolgbarkeit ist hier die entscheidende Herausforderung, da Lieferketten komplex und viele Beteiligte involviert sind. Eine weitere Herausforderung besteht darin, unsere Lieferkette so weit wie möglich zu straffen und den direkten Kontakt zu Landwirten herzustellen. Dies ist Voraussetzung dafür, dass wir unsere nachhaltige Beschaffungsstrategie einführen können. Weitere Herausforderungen beziehen sich auf die angebauten Kulturpflanzen und Standorte und decken beispielsweise die Wassernutzung in sehr trockenen Ländern oder effektives Schädlingsmanagement unter schwierigen Klimabedingungen ab. Wie würden Sie den Erfolg von Bayers Food Chain Partnership zusammenfassen? Das Programm ist vorteilhaft, um nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken auf Farmebene einzuführen. Vor allem dann, wenn es schwierig oder gar unmöglich ist, mit Landwirten direkt in Kontakt zu kommen. Die Ausweitung dieser Partnerschaft auf einen größeren industriellen Rahmen würde der gesamten Lebensmittel- und Getränkebranche helfen, nachhaltige Landwirtschaft schneller einzuführen und Nachhaltigkeit zu einem Qualitätsmerkmal zu machen. Essay Dezember 2015 Zertifizierungen stärken die Nahrungsmittelsicherheit Mehr Transparenz schaffen Verfasst von Dr. Kristian Möller, Geschäfts­führer des Qualitäts­sicherungssystems GLOBALG.A.P. Der Trend zu mehr Transparenz durchdringt alle Lebensbereiche – auch die Nahrungsmittelindustrie. Noch vor einigen Jahren ging es vor allem um das ,tell me‘: Also viele landwirtschaftliche Betriebe kommunizierten, dass sie eine nachhaltige Agrarpraxis betreiben. Heute orientiert man sich mehr in Richtung des ,show me‘. Deshalb suchen Landwirte nach Möglichkeiten, mit denen sie ihr Versprechen transparent nachweisen können: die sichere und nachhaltige Produktion unserer Lebensmittel. Und diese neue Art der Transparenz wird nicht zuletzt befeuert durch die Digitalisierung. Denn beispielsweise die sozialen Netzwerke fördern den direkten Austausch zwischen Landwirten, Verbrauchern und Händlern. Diese Art der Kommunikation wird zukünftig weiter wachsen. Damit sind die Landwirte aber auch sehr schnell direkter Kritik oder gar Vorurteilen ausgeliefert. Den Wunsch nach mehr Transparenz können Landwirte aktiv gestalten – beispielsweise durch die Zertifizierung ihrer Produkte. Diese sind der Schlüssel zu weitaus mehr Transparenz und helfen Landwirten bei der Dokumentation ihrer landwirtschaftlichen Praxis. Damit können sie die hochwertige Qualität ihrer Erzeugnisse glaubhaft belegen – und diese wird auch im Handel und beim Endverbraucher deutlicher wahrgenommen. Das stärkt die Geschäftsbeziehungen der zertifizierten Landwirte, weil auch die Zwischen- und Einzelhändler von der zuverlässig hohen Qualität, der Sicherheit und Rückverfolgbarkeit der Produkte profitieren. Zudem verschafft die Zertifizierung den Landwirten auch entscheidende Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten, die keine Zertifizierung vorweisen können. Zertifizierungen sind also nicht nur der Schlüssel zu mehr Transparenz, sie erhöhen auch die Wirtschaftlichkeit eines Landwirts. Denn nachweisbare Qualität lässt sich am Markt besser verkaufen. Standard zur Orientierung Freiwillige Aktivitäten für Zertifizierungen, wie die GLOBALG.A.P.-Zertifizierung, unterstützen diese Prozesse. GLOBALG.A.P. ist ein Standard für die sichere und nachhaltige Produktion von Lebensmitteln. Er vereinfacht das Miteinander innerhalb der globalen Partnerschaften im Lebensmittelbereich. So muss nicht jeder Akteur der gesamten Lieferkette selbst seine Produkte kontrollieren. Stattdessen kann er sich auf Standards verlassen, die kontrolliert umgesetzt werden. Das vermeidet unwirtschaftliche Doppelungen entlang der Lieferkette, weil eine einheitliche Sprache existiert. Die GLOBALG.A.P.-Kriterien bestehen aus 240 Fragen, die für die Erzeugung relevant sind. Dazu gehören beispielsweise die Bereiche Umweltschutz, Rückverfolgbarkeit und Lebensmittelsicherheit. Unser Standard verlangt unter anderem mehr Effizienz in der Produktion: Er verbessert die Geschäftsergebnisse und hilft bei der Einsparung lebenswichtiger Ressourcen. Ebenso erfordert er eine landwirtschaftliche Praxis, die bestmögliche Voraussetzungen für zukünftige Generationen schafft. Jede Farm mit einem GLOBALG.A.P.-Zertifikat ist in unserer Datenbank registriert. Wir arbeiten derzeit intensiv daran, dass sich alle Landwirte weltweit mit lokalen und globalen Lieferketten verlinken können. GLOBALG.A.P. kooperiert seit seiner Entstehung auch sehr eng mit Bayer und anderen führenden Agrarunternehmen. Im Jahr 2014 beispielsweise haben GLOBALG.A.P. und die Food Chain Partnership-Initiative von Bayer gemeinsam vier Expertenschulungen in Mittelamerika, Afrika, Europa und im Raum Asien-Pazifik durchgeführt, um Kompetenzpartner von Bayer zu qualifizieren. Sie sorgen in den landwirtschaftlichen Betrieben Landwirte suchen Möglichkeiten, mit denen sie ihr Versprechen transparent nachweisen können: die sichere und nachhaltige Produktion unserer Lebensmittel. Dr. Kristian Möller, Geschäftsführer des Qualitätssicherungssystems GLOBALG.A.P. Farming’s Future · 21 Sie trafen sich auf von GLOBALG.A.P., Möller, Vorstands­ Silke Friebe, Leiterin der Fruit Logistica in Ronald Guendel, vorsitzender von des Food Chain Berlin (v. l.): Flavio Global Senior Key GLOBALG.A.P., Liam Management Alzueta, Vizepräsi­ Relations Manager Condon, Vorstand­ bei Bayer Crop­ dent und Chief bei Bayer Crop­ vorsitzender von Science. Marketing Officer Science, Dr. Kristian Bayer CropScience, für Qualitätssicherung nach unseren Richtlinien. Gemeinsam haben wir das neue Serviceprogramm BayGAP-Tool entworfen. Es besteht aus drei Kernbereichen: intensive Schulung in der Gruppe, individuelle Anbauberatung und Qualitätssicherung. Damit wurde ein Grundstein gelegt, um auch Kleinbauern zu helfen, die Anforderungen „Guter Landwirtschaftlicher Praxis“ erfüllen zu können und lokale Kunden gemäß deren Anforderungen beliefern zu können. Zukunftspläne entwickeln Das ist aber nur ein Teil unserer Arbeit. Zukünftig will GLOBALG.A.P. noch mehr Ressourcen für eine Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe bereitstellen. Das bedeutet: mehr Training und Infrastruktur. Zudem wollen wir noch mehr Anreize schaffen, diese Praktiken auch anzuwenden. Diejenigen, die tatsächlich nachhaltiger produzieren, müssen sich von den Konkurrenten ohne Zertifizierung eindeutig abheben. Denn wer verantwortungsvolle Land- wirtschaft betreibt, muss auch die Früchte ernten – und soll wirtschaftlich davon profitieren. Wir müssen also einen Markt für sichere und landwirtschaftliche Warentrennung schaffen. Denn Händler und Endverbraucher werden diese garantiert hochwertigen Produkte erkennen und wertschätzen. So trennt sich sehr einfach die Spreu vom Weizen. Diese Vorgehensweise ist kein Selbstzweck, sondern eine Notwendigkeit: Denn Landwirte stehen vor der großen Herausforderung, die ständig wachsenden Ansprüche des Markts zu erfüllen. Zertifizierungen können deshalb hilfreiche und geschickte Mittel sein, um die Sicherheit ihrer Produkte zu demonstrieren. Durch Transparenz gewährleisten zertifizierte Betriebe die Integrität ihrer Produkte und sichern sich das Vertrauen ihrer Kunden. So vergrößern sie ihr Potenzial, langfristig größere Erträge zu erwirtschaften, und tragen zu einer starken und sicheren Lieferkette innerhalb der gesamten Nahrungsmittelindustrie bei. GLOBALG.A.P. GLOBALG.A.P. steht für gute Agrarpraxis und setzt Standards für die globale Zertifizierung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Es ist eines der weltweit führenden Qualitätssicherungssysteme in der Landwirtschaft mit einem Fokus auf Lebensmittelsicherheit. Hinzu kommt ein transparentes Integritätssystem für eine weltweit einheitliche Umsetzung der Anforderungen. GLOBALG.A.P. entwickelt kundenspezifische Lösungen für die Zertifizierung und Prüfung von Betrieben und den Aufbau von Trainingsprogrammen. Heute sind rund 155.000 Primärproduzenten in 119 Ländern zertifiziert. GLOBALG.A.P.-Anforderungen konzentrieren sich in erster Linie auf die Produktsicherheit und Umweltverträglichkeit sowie die Gesundheit, Sicherheit und das Wohlergehen von Mensch und Tier. Innovation DeZember 2015 Die Raupe der Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera) ist ein wahrer Nimmersatt. Neben Blättern und Stängeln hat sie es vor allem auf die Samenhülse der Soja­ pflanze abgesehen (Bild). Experten für die Schädlingsbekämpfung Razzia gegen Raupen Raupen bedrohen die Ernten. Eine neue Bayer-Initiative hilft brasilianischen Landwirten bei der Abwehr der Schädlinge. Das Programm umfasst viele Bereiche – von Monitoring und Schulungen bis hin zur landesweit vernetzten Datenbank. Sie sind kaum daumengroß, doch ihr Appetit ist enorm: Die Raupen der Baumwoll-Kapseleule suchen seit Jahren die Felder von Afrika bis Asien heim. Auf dem amerikanischen Kontinent war der Nachtfalter mit dem lateinischen Namen Helicoverpa armigera bislang nicht verbreitet. „2012 tauchten die ersten Berichte auf, dass eine neue Raupenart in den Sojafeldern des Bundesstaats Bahia im Nordosten Brasiliens gesichtet wurde“, erinnert sich Joaquim Mariano Costa, einer der Koordinatoren der COAMO-Kooperative. Und im darauffolgenden Jahr bestätigte das Forschungsinstitut des brasilianischen Ministeriums für Landwirtschaft und Tierhaltung (EMBRAPA), dass der Schädling in das Land eingedrungen war. Seitdem verursachte die winzige Raupe auf brasilianischen Feldern Ertragsverluste in Milliardenhöhe – und bedroht auch Baumwolle und Mais. „Angesichts dieser Entwicklung wird eine integrierte Schädlingsbekämpfung immer wichtiger“, erklärt Costa, der für Mitglieder der COAMO jährlich Workshops auf dem Feld organisiert. Dort lernen sie, die Raupenschädlinge besser zu erkennen und zu bekämpfen. Und jetzt können er und seine Kol- Farming’s Future · 23 legen auch auf Lösungen aus dem Projekt Bayer Contra Lagartas (Bayer gegen Raupen) zurückgreifen. Kontrolle für eine erfolgreiche Ernte Dabei werden unter anderem Mottenfallen zur Schädlingskontrolle eingesetzt. So lassen sich das Ausmaß des Befalls bestimmen und Hinweise gewinnen, ob sich die Raupenpopulation schlagartig vermehren könnte. „Denn die Anzahl der Eier in einem bestimmten Gebiet hängt zum großen Teil davon ab, wie viele erwachsene Tiere dort leben. So können wir ziemlich genau abschätzen, wie stark die Ernte betroffen sein wird“, erklärt Everson Zin, Fungizidmanager bei Bayer in Brasilien. Die dreieckigen Fallen aus Plastik oder Holz sind mit Klebstoff bestrichen, an dem die Motten haften bleiben. Jede Falle lässt sich zudem mit Pheromonen präparieren, die jeweils bestimmte Raupenarten anlocken. So werden gezielt Arten geködert, die bereits Schäden verursacht haben. Die einzelnen Tiere und die Produkte zu ihrer Bekämpfung lassen sich so leichter bestimmen. Zin zufolge sind derzeit 5.200 solcher Schädlingsfallen auf 1.300 Kontrollstationen in ganz Brasilien verteilt. Der Schwerpunkt liegt auf Regionen, die von der Raupenplage stark bedroht sind: Dazu gehören die Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Paraná, Minas Gerais, Mato Grosso do Sul, Mato Grosso, Goiás und Bahia. Der Produktmanager erklärt, dass in den vergan- Everson Zin, Experte für Pflanzenschutz bei Bayer in Brasilien, hilft mit innovativen Beobachtungsprogrammen, den Schädlingsbefall zu reduzieren. genen Monaten neben der Baumwoll-Kapseleule auch weitere Raupenarten vermehrt auftraten. „Das Hauptziel unseres Projekts ist es, ein Datennetz aufzubauen. Es soll den Farmern helfen, sich besser auszutauschen, wenn sie Entscheidungen zur Kontrolle der Schädlinge treffen“, so Zin. ­Darüber hinaus unterstützt Bayer Contra Lagartas die Betriebe auch dabei, ihre Produktivität zu steigern – beispielsweise durch den effizienteren Einsatz von Ressourcen und die Vermittlung guter landwirtschaftlicher Praktiken. „Die Schädlingsfallen ermöglichen einen hervorragenden Informationsaustausch zwischen den Landwirten und den Experten von Bayer“, fasst Zin zusammen. Farmer, die am Projekt teilnehmen und Schädlingsfallen erhalten möchten, können sich unter bayercontralagartas.com.br anmelden und dort wöchentlich aktuell über ihre Kulturen Zahlreiche Schädlinge bedrohen Sojafelder – wie dieses im Süden Brasiliens. Joaquim Mariano Costa arbeitet für die COAMO-Kooperative im Süden Brasiliens. Diese organisiert re- gelmäßige Praxistage, die die Landwirte über effektive Schädlingsbekämpfung informiert. informieren. „Als nächsten Schritt möchten wir eine lokale und landesweite Berichterstattung zur Raupenbekämpfung für ganz Brasilien aufbauen“, sagt Zin. Monitoring Zweifelsfrei beim ersten Versuch Der richtige Zeitpunkt spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Behandlung von Pilzkrankheiten bei Sojapflanzen geht. Um das sicherzustellen, hat Bayer do Brazil ein weiteres Projekt gestartet: „De Primeira, Sem Dúvida“, was so viel heißt wie „Zweifelsfrei beim ersten Versuch“. Dabei werden Sojafelder in Echtzeit beobachtet – und Kameras in den fünf größten Soja-Anbaugebieten des Landes aufgestellt. Renommierte Pflanzenpathologen prüfen die Videos direkt und geben den Farmern sofort Statusinformationen zu ihren Kulturen. Jedes Sojagebiet wird dazu in zwei gleich große Bereiche unterteilt. Eines erhält die korrekte Fungizidbehandlung – beispielsweise zur Bekämpfung von Sojabohnenrost. Im zweiten Teilgebiet sind Kontrollfelder, die später behandelt werden. Eine weitere Projektkomponente ist ein Algorithmus: Damit lässt sich das Risiko eines Krankheitsbefalls vorhersagen. Mit diesem kombinierten Ansatz kann Bayer den Sojafarmern helfen, den bestmöglichen Zeitpunkt für die Fungizidbehandlung zu bestimmen. Partnerschaften DeZember 2015 Vielfalt in der Landwirtschaft Ein Beruf mit vielen Facetten Landwirte sichern die Ernährung von morgen. Neben ihrer Schlüsselfunktion als Nahrungsproduzenten erfüllen sie viele weitere Rollen, die der Umwelt, der Wirtschaft und der Gesellschaft zugutekommen. Landwirte sind Multitalente. Sie sind Tüftler, Unternehmer, Arbeitgeber oder Landschaftsgestalter. Ihre tägliche Arbeit umfasst weitaus mehr, als Kühe zu melken und Getreide für unser Brot anzubauen. Der Beruf des Landwirts ist vielschichtig und interdisziplinär – und das wirkt sich positiv auf den Erfolg des Farmbetriebs und die Umwelt aus. Innovatoren: Landwirtschaft wird Hightech Mithilfe einer Karten-App auf seinem Smartphone prüft ein Farmer auf dem Weizenfeld den Zustand der Feldfrüchte. Auf dem Display sieht er Satellitenbilder, die zum Beispiel die Bodenbeschaffenheit und Topografie der Felder zeigen. Aus diesen Daten ermittelt die App die geeignete Menge Pflanzenschutzmittel für die jeweiligen Flächen- abschnitte. Der Landwirt kann direkt draußen auf dem Feld seine Entscheidungen treffen. Was wie eine Zukunftsvision klingt, ist in vielen Landwirtschaftsbetrieben bereits Realität. Mit hochmodernen Ansätzen treibt Bayer diese Entwicklung voran – wie Tobias Menne, Leiter des Bereichs Digitale Landwirtschaft bei Bayer, erklärt: „Die digitale Landwirtschaft verleiht den Farmern sozusagen Superkräfte. Wir helfen ihnen dabei, ihre Entscheidungen so präzise, effizient und einfach wie möglich zu treffen. Zudem erleichtern die digitalen Lösungen das Leben der Landwirte, weil sie sich viel mehr Zeit für ihre Entscheidungen nehmen können.“ Innovationen haben die Landwirtschaft schon immer vorangetrieben. Besonders deutlich zeigt sich dies in Industrieländern: Vor 115 Jahren konnte ein Landwirt nur vier Menschen ernähren, weil die damalige Technik sehr begrenzt war. Als 1950 landwirtschaftliche Maschinen eine größere Rolle spielten, waren es schon zehn Personen. Dank weiterer Innovationen in den Bereichen Züchtung, Pflanzenschutz und Datenerfassung im Ackerbau kann ein einzelner Landwirt heute genug Nahrung für 129 Menschen produzieren. Und es wird immer wichtiger, dass Landwirte neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen bleiben, denn: Die Weltbevölkerung wächst derzeit um 80 Millionen Menschen pro Jahr. Im Jahr 2050 werden die Landwirte voraussichtlich zehn Milliarden Menschen ernähren müssen – und das angesichts schwindender landwirtschaftlich nutzbarer Flächen, begrenzter natürlicher Ressourcen und eines unbeständigeren Klimas. Abgesehen von dieser globalen Verantwortung wollen viele Landwirte mit neuesten Technologien möglichst gute Startbedingungen für ihre Nachfahren schaffen. „Wir müssen Farming’s Future · 25 Moderne Landwirtschaft bedeutet: ein nachhaltiges Unternehmen ­führen, komplexe körperliche Arbeit leisten sowie Fachwissen und Geschäftssinn besitzen. Landwirte als Ernährer der Industriestaaten 1900 Vor den technischen Errungenschaften konnte ein einzelner Landwirt vier ­Menschen ernähren. 1950 Rund 50 Jahre später konnte ein Farmer bereits zehn Menschen versorgen. 2012 Dank moderner Technologien und Geräte kann ein Landwirt heute 129 Menschen ernähren. Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (2013) 26 Partnerschaften DeZember 2015 Die moderne Landwirtschaft erreicht nachhaltige Produktivität durch sinnvolle neue Technologien und wissenschaftliche Arbeitsweisen – wie beispielsweise GPS. Wir müssen uns mit modernen Technologien vertraut machen, weil sie unsere praktische Arbeit immer mehr bestimmen werden. uns selbst und die nachfolgende Generation ermuntern, moderne Technologien kennenzulernen und zu nutzen. Denn diese beeinflussen immer stärker unser Handeln“, erklärt Corbin Schuster, Landwirt in Südaustralien. „Meine Familie ist seit sieben Generationen hier. Und ich möchte, dass die Farm auch die nächsten sieben Generationen lang fortbesteht. Der Schlüssel dazu ist der effektive Einsatz moderner Technologien“, fügt er hinzu. Unternehmer: Landwirte stärken die Wirtschaft Trotz großer Anstrengungen und langfristiger Strategien, die für die weltweite Ernährungssicherung sorgen sollen, wird häufig unterschätzt, wie umfassend der Beruf des Landwirts ist. „Viele Menschen machen sich kaum Gedanken über die Agrarproduktion und die vielen Facetten des landwirtschaftlichen Berufes“, erklärt Klaus Kirsch, Global Manager des Projekts Bayer ForwardFarming. Landwirte sind jedoch nicht nur Welternährer, sondern auch Unternehmer – und spielen eine wichtige Rolle für die Weltwirtschaft. Nach Angaben der Welthandelsorganisation WTO nahmen die weltweiten Exporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Jahre 2013 um knapp sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr zu – und erreichten einen Wert von 1.745 Milliarden US-Dollar. Außerdem trug der Agrarsektor fast zu einem Zehntel zum weltweiten Warenhandel im Jahr 2013 bei. Corbin Schuster, Landwirt in Südaustralien Zugleich müssen sich die Landwirte komplexen Herausforderungen stellen. Ihr Handeln hängt stark von äußeren Faktoren ab – wie den Märkten und Wechselkursen. Landwirte brauchen daher auch wirtschaftliches Know-how, um die Chancen und Risiken für ihren Betrieb zu erkennen. Auch deshalb schließen sie sich in Berufsverbänden zusammen, um stets über wichtige Entwicklungen informiert zu sein, die sich auf ihren Beruf auswirken können. Eine der wichtigsten Aufgaben des australischen Landwirtschaftsverbands National Farmers’ Federation ist es deswegen sicherzustellen, dass australische Farmer die unternehmerische Seite der Landwirtschaft bewältigen. „Das ist ganz entscheidend, denn als Farmer braucht man handwerkliches Geschick und Köpfchen. Landwirte Landwirte sind auch Arbeit­geber vieler gut ausgebildeter Menschen. müssen kompetente Fachleute sein, die verantwortungsvoll mit Ländereien umgehen“, erklärt Simon Talbot, Geschäftsführer der National Farmers’ Federation. Der Agrarsektor ist zudem der größte Arbeitgeber der Welt. 1,3 Milliarden Menschen arbeiten in der globalen Landwirtschaft. Das entspricht 1,3 Milliarden Menschen 40 Prozent der erwerbs­ tätigen Weltbevölkerung arbeiten im Agrarsektor. Farming’s Future · 27 40 Prozent der erwerbsfähigen Weltbevölkerung. Allein in Afrika ist über die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Nachhaltigkeitsexperten: Landwirte schonen die Umwelt Vielen Landwirten liegt der Erhalt der Umwelt am Herzen. Sie bemühen sich, ihre Betriebe nachhaltig zu führen. Das Projekt Bayer ForwardFarming unterstützt diesen Ansatz. Über die weltweite Wissensplattform für nachhaltige Landwirtschaft werden praktische Anwendungen gemeinsam mit den Landwirten erprobt: „Bayer ForwardFarming trägt zu einer nachhaltigen Landwirtschaft bei, die im Einklang mit den wirtschaftlichen Zielen der Landwirte steht“, sagt Kirsch. Das Projekt setzt dabei auf folgende Kern­elemente: integrierter Pflanzenbau, hochwertiges Saatgut, chemischer und biologischer Pflanzenschutz, maßgeschneiderter Service sowie strategische Maßnahmen und Partnerschaften. Einer der ersten Betriebe, der am Projekt ForwardFarming teilnahm, war Hof ten Bosch in Belgien. Die Brüder Jan und Josse Peeters führen den Hof und engagieren sich, wirtschaftlichen Erfolg mit dem Schutz der Umwelt zu verbinden. „Als Bayer ForwardFarm zeigen wir, wie sich Unternehmenserfolg als Farmbetrieb mit der Umweltverantwortung vereinbaren lässt – und das umfasst auch die Biodiversität“, erklärt Jan Peeters. Vor vier Jahren begannen die Brüder dank der Bayer-Unterstützung mit dem Walloon Agricultural Research Centre zusammenzuarbeiten, um Maßnahmen gegen die Erosion auf Kartoffelfeldern zu entwickeln. „Dadurch konnten wir unseren Ertrag 2011 um sieben Prozent gegenüber den üblichen Erträgen von 40 bis 45 Tonnen Pommes-frites-Kartoffeln pro Hektar steigern“, so Peeters weiter. Ebenfalls wichtig für Hof ten Bosch: die Gesundheit der Bienen und der Erhalt der Artenvielfalt. Deshalb errichteten die Brüder Bienenhotels, die neue Nistplätze bieten. Im Jahr 2015 stellten sie zudem ein weiteres und größeres Insektenhotel als Nist- und Brutmöglichkeit auf, das zahlreiche andere Bestäuber und Nutzinsekten anlocken soll. In naher Zukunft werden sich weitere Betriebe in Frankreich, Deutschland und den Niederlan- Langzeitgäste willkom- Moderne Landwirt- Bienen bestäuben mühsam genug Nah- men! Ein Insektenhotel schaft bedeutet die Pflanzen, die rung. Blühstreifen sind auf dem Hof ten Bosch auch, die Artenviel- unsere Früchte, wichtig für das Bie- von Jan und Josse Pee- falt zu fördern. Nüsse und Gemüse nen-Ökosystem, denn tragen. Die Bestäu- sie helfen den Insek- ber finden oft nur ten, sich zu ernähren. ters in Belgien: den dem Bayer ForwardFarming-Projekt anschließen. Die Bandbreite der Feldfrüchte und Erzeugnisse reicht dabei von Weintrauben und Zwiebeln über Zuckerrüben bis hin zu Kartoffeln und Winterweizen. Ein wichtiger Aspekt des Projekts besteht darin, Landwirten den sachgerechten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu vermitteln. So schützen sie nicht nur sich selbst, sondern auch die Umwelt. Ein Beispiel für eine neue Aufbringungsform, die besonders bienenfreundlich ist, ist das DroplegSystem. „Durch die innovativ eingestellten Düsen werden die Bienen geschont, weil das Pflanzenschutzmittel nicht auf die Blüten gelangen kann“, erklärt Reinhard Friessleben, Leiter Applikationstechnik bei Bayer. In anderen Ländern schützen Landwirte die Umwelt, indem sie bestimmte Anteile ihrer Ackerflächen unberührt lassen. So muss zum Beispiel der brasilianische Farmer Vinícius Formighieri Lazarini 20 Prozent seines Landes als Umweltschutzfläche erhalten: „Wir dürfen die Natur in diesem Gebiet nicht stören“, erklärt er. „Wir versuchen, den Bereich aufzuforsten und kontinuierlich zu verbessern.“ Die brasilianische Regierung hat Gesetze erlassen, denen zufolge ein bestimmter Anteil der Flächen unberührt bleiben muss. Aufgrund dieser Forstschutzgesetze können von insgesamt 85 Millionen Hektar poten­ziell landwirtschaftlich nutzbarer Flächen in Brasilien derzeit nur etwa 15 Millionen Hektar genutzt werden. Technik, Nachhaltigkeit und sozialökonomische Aspekte spielen eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft. Die Menschen, die dafür verantwortlich sind – vor allem Landwirte – haben keinen einfachen, einseitigen Beruf. Ihre vielschichtige Arbeit beeinflusst unsere Welt auf unterschiedlichste Weise. Alle Facetten tragen dazu bei, die Landwirtschaft der Zukunft voranzutreiben und die weltweite Ernährung zu sichern – eine der größten Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Jan Peeters, Landwirt in Belgien Unternehmenserfolg als Farmbetrieb lässt sich mit Umweltverantwortung vereinbaren – und das umfasst auch die Biodiversität. ErnährungssicherHeit Dezember 2015 Globale ERNÄHRUNGSTRENDS Zwischen Geschmack und Hunger Stachelannonen, Seealgen und Insekten landen immer häufiger auf den Tellern der Industrienationen. Die Esskultur ist weltweit im Wandel. Aber immer noch gibt es Regionen, in denen die Nahrung nicht für alle reicht. Farming’s Future · 29 Unter dem gelbgrünen Schutzpanzer der Baobab-Frucht verbirgt sich faseriges und trockenes Fleisch. Und der säuerliche Geschmack verrät schnell das Geheimnis der Frucht des afrikanischen Affenbrotbaums: Baobab ist reich an Vitamin C. Der Samen im Inneren enthält außerdem Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor sowie ungesättigte und gesättigte Fettsäuren. Das hochwertige Nährwertprofil macht Baobab zu einem echten Powerlieferanten für den menschlichen Körper und zu trendigem ‚Superfood‘. „Heute wollen viele Menschen gesund essen und suchen nach natürlichen Nahrungsmitteln anstelle von Fertigprodukten mit künstlichen Zusatzstoffen. Der Trend geht zum gesunden Lifestyle“, sagt Simon Dang, Ernährungsexperte von Weber Shandwick in China. Gerichte aus frischen, fettarmen und zugleich nährstoffreichen Zutaten bilden einen wachsenden Gegenpart zur ungesunden Fehlernährung, die in vielen Ländern zum massiven Problem geworden ist. Und der gesunde Trend erobert die Märkte mit den gleichen Vorzügen, mit denen sich die FastFood-Welle weltweit etabliert hat: abwechslungsreiches, geschmacksintensives und schnelles Essen für unterwegs. Vor allem in den USA und Asien sind moderne Food Trucks besonders beliebt – sie bieten gesunde Schnellgerichte zum Mitnehmen. In Singapur kaufen beispielsweise 81 Prozent der Menschen ihr Essen am liebsten unterwegs bei Straßenverkäufern – Restaurantbesuche werden seltener. Besonders beliebt ist hochklassiges Fast Food wie beispielsweise Gourmet-Burger. Selbst McDonald’s setzt mittlerweile auf die gesunde Welle: „Mit der Einführung des Veggie Clubhouse erweitern wir unser erfolgreiches Premium-Segment und erfüllen den Wunsch vieler Gäste nach hochwertigen fleischlosen Burgern“, sagt Holger Beeck, Vorstandsvorsitzender von McDonald’s in Deutschland. Die Basis des Fleischersatzes bildet der Samen einer heiß begehr- ten Pflanze aus Südamerika: „Quinoa ist eine hervorragende Eiweißquelle und enthält neben essenziellen Aminosäuren auch viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Mineralstoffe, B-Vitamine sowie Ballaststoffe“, sagt Hartmut Welck, Manager des Netzwerkes Bioaktive Pflanzliche Lebensmittel. „Die Nachfrage nach dem Getreideersatz aus Lateinamerika ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen“, so Welck weiter. Die Pflanze wird hauptsächlich in Peru, Bolivien und Ecuador angebaut. In ihren Herkunftsländern sind Nutzpflanzen wie Quinoa und Amaranth schon lange ein Grundnahrungsmittel – und jetzt erobern sie den globalen Markt. Von der Farm auf den Tisch Aber solche Ernährungstrends sind keine Moden: „Food-Trends ändern sich über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren und sind eine Antwort auf aktuelle Probleme und Herausforderungen“, sagt Hanni Rützler, Nahrungstrendforscherin am futurefoodstudio in Wien. Die Globalisierung ist nicht nur Antriebskraft für gesellschaftliche Umbrüche, sie sorgt auch für den grundlegenden Wandel in den Küchen rund um den Globus. Dabei rückt auch die Direktvermarktung regionaler Produkte wieder in den Fokus: „Das Konzept ‚von der Farm auf den Baobab ist an nur und seine Äste wenigen Orten der (rechts) tragen Welt zu finden, zum eine besondere Beispiel in Gebie- Frucht. Das weiße, ten der Sub­sahara ­trockene Frucht- in Afrika. Der Bao- fleisch (Mitte) sieht bab-Baum (links) ungewöhnlich aus, trägt viele Geheim- ist aber reich an nisse in sich: Er ­Vitaminen und speichert Wasser Mineralien. Tisch‘ ist weit verbreitet“, sagt Dang. Einige gehen sogar so weit, nur das zu essen, was von Natur aus wächst – das sogenannte ‚Wild Food‘. Generell achten Verbraucher immer öfter auf die Herkunft und die Erntesaison von Feldfrüchten. Darauf reagierten Gastronomiebetriebe zunächst mit regionalen Gerichten und dann mit regionalen Zutaten. Auch Restaurants und Hotelküchen müssen ihr Angebot stetig an die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Gäste anpassen: „Geschmacksvielfalt hat bei uns Konjunktur“, sagt Stefanie Heckel vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Klassische Hausmannskost und deftige Gerichte erwachen zu neuem Leben. Aber auch neue Kreationen sind gefragt. Das sogenannte ,Hybrid Food‘ beispielsweise kombiniert unterschiedliche kulinarische Ansätze: vom Garnelen-Kirschsalat bis zur Spargel-Zitronen-Tarte – der Fusions­küche 795 Millionen Menschen auf der Welt haben nicht genug zu essen. Quelle: FAO 2015 In vielen Industrienationen bieten Food Trucks ein neues Ess-Erlebnis: gesunde regionale Zutaten und Neu-Interpretationen von klassischen Gerichten. 30 3 Ernährungssicherheit DeZember 2015 Hunger ist vor allem ein Verteilungsproblem. Ina Danquah, Deutsches Institut für Ernährungsforschung sind keine Grenzen gesetzt. Auch Seealgen in unterschiedlichsten Kombinationen und sogar Insekten gehören zum neuen Speiseplan. Aber solche ,Food-Wanderwellen‘ gab es schon immer: „Letztlich sind alle nationalen Märkte von der globalen Esskultur beeinflusst“, sagt Rützler. In Frankreich sind schon lange arabische Gewürze und kulinarische Einflüsse vertreten. England ist bekanntermaßen stark geprägt von indischen Gewürzen und Teesorten. „Und das peruanische Nationalgericht Ceviche – roher Fisch in Limettensaft – hat seinen Ursprung in der Immigration japanischer Einwanderer im 19. Jahrhundert“, so Rützler weiter. Festessen und Hungersnot Und diese Welle ist auch beim Fleischkonsum zu beobachten. Dabei herrscht aber noch großes Gefälle zwischen den verschiedenen Teilen der Welt: In den Industrieländern verzehrt im Durchschnitt jeder Mensch rund 80 Kilogramm Fleisch im Jahr – also rund 1,5 Kilogramm pro Woche. Das ist etwa das 2,5-fache der Menge, die Menschen in Entwicklungsländern durchschnittlich zu sich nehmen. Aber weltweit steigt der Fleischkonsum und zeigt Indien exportiert aktuell mehr Fleisch als Brasilien und bedient somit die weltweit steigende Nachfrage. Zudem gibt es dort trotz der enormen Bevölkerung Fortschritte im Kampf gegen Unterernährung. eine klare Tendenz: In Europa und den USA bleibt der Verbrauch nahezu gleich, in Teilen Asiens steigt die Nachfrage dagegen extrem an. Die wachsende chinesische Mittelschicht verzehrt zunehmend Fleisch und will versorgt werden: Indien exportiert heute mehr Rindfleisch als Brasilien. Zugleich entsteht ein starker Gegentrend: „Fleischkonsum wird in einigen Ländern aktuell intensiv hinterfragt und viele Menschen verzichten ganz darauf“, sagt Rützler. Eine Alternative ist Soja: Aus dem Saft der Hülsenfrucht wird neben Joghurt, Käse und Co. auch Tofu erzeugt. „Kein Fleisch zu essen ist eigentlich nichts Exotisches, sondern war in vielen Regionen lange Tradition“, erklärt die Ernährungsforscherin. 43 kg Weltweit isst jeder Mensch im Durchschnitt 43 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Quelle: Statista, Das Statistik-Portal Sie glaubt, „dass globale Entwicklungen bei der Ernährung differenziert betrachtet werden müssen. Wir denken hier – etwa bei Prognosen zum Fleischkonsum – oft zu eurozentrisch“. Zu viele lokale Umstände bestimmen den Speiseplan. Denn Essen ist beispielsweise in einigen Teilen der Erde immer noch ein begrenztes Gut: Weltweit sind 795 Millionen Menschen unterernährt, so die aktuellen Zahlen der Welternährungsorganisation FAO. In manchen Regionen hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verbessert, etwa in Lateinamerika, Südost- und Zentralasien sowie in Nord- und Westafrika. Insgesamt sank die Zahl der Hungernden in den vergangenen zehn Jahren um 167 Millionen Menschen. Dennoch: Hunger bleibt weltweit das größte Gesundheitsrisiko. „Jede Mutter möchte ihre Kinder ausreichend mit Essen versorgen, aber manche haben gar nicht die Möglichkeit dazu“, sagt Ina Danquah vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in PotsdamRehbrücke. Die Folgen sind Untergewicht und Mangelerscheinungen – die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit der Betroffenen nimmt ab. Dabei wird zwischen zwei verschiedenen Formen von Unterernährung unterschie- Farming’s Future · 31 Dynamische ­Trend-Nahrung 64 % 29 % 98 % Hanni Rützler ist Nahrungstrendforscherin des futurefoodstudios in Wien und befasst sich mit der gesellschaftlichen Entstehung neuer Trends. In Zusammenarbeit mit dem Zukunftsinstitut verfasst sie einen jährlichen FoodReport. der hungernden Weltbevölkerung lebt in Entwicklungsländern. Davon leben etwa 64 Prozent in Asien und der Pazifikregion sowie 29 Prozent in Afrika. Quelle: FAO State of Food Insecurity in the World, FAO 2015, National Geographic 11/14 den: „Menschen mit einer Makronährstoffmangelernährung nehmen zu wenig Proteine auf – sie verlieren Gewicht. Eine schleichende Mikronährstoffmangelernährung entsteht dagegen durch fehlende Vitamine.“ Der Nährstoffmangel hindert vor allem die Entwicklung und das Wachstum von Neugeborenen und Kindern. Diese Anzeichen treten aber nicht nur bei Unterernährung auf, auch die ungesunde Fehlernährung vieler Menschen in den Industrienationen hat solche Folgen. Effizienter Anbau nötig Die große Diskrepanz zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern besteht aber in der Verfügbarkeit frischer Lebensmittel. „Wir haben die Möglichkeit, die Welt zu ernähren und müssen sicherstellen, dass alle Menschen mit nahrhaftem Essen versorgt werden“, sagt Josef Schmidhuber von der FAO in Italien. In Südostasien, vor allem in Indien, Indonesien und Malaysia, gelang in den späten 1950erund 1960er-Jahren ein spürbarer Fortschritt der landwirtschaftlichen Produktivität. Aber in großen Teilen Afrikas fehlen beispielweise diese erfolgreichen Ansätze: funktionierende Infrastruktur, Institutionen, Bewässerungssysteme und Wissensvermittlung. „In ländlichen Gebieten gibt es viel Armut – dort muss man ansetzen. Vor allem kleine Landwirtschaftsbetriebe sind auf Unterstützung angewiesen“, so Schmidhuber. Aber egal, ob es um neuste Ernährungstrends für Industrienationen geht oder wie Kleinbauern in Entwicklungsländern ihre Region sicher mit Nahrung versorgen können: Die Grundlage für eine sichere Ernährung der Weltbevölkerung ist eine effiziente Landwirtschaft – für gesunde QuinoaBurger in New York ebenso wie für nahrhaften Hybridreis auf asiatischen Tellern. Josef Schmidhuber, FAO Italien Wir müssen die Versorgung aller Menschen mit nahrhaftem Essen sichern. Welche Ernährungstrends erwarten Sie? In den kommenden zehn Jahren wird sich ein sehr fundamentaler Wandel in Bezug auf die Lebensmittelqualität vollziehen. Die jüngeren Generationen haben gelernt, mit der Vielfalt an Wahlmöglichkeiten entspannter umzugehen. Sie informieren sich über regionale Produkte und entdecken neue Trends, die ihren Werten entsprechen. Essen wird zu einem Lebensstil und einem Ausdruck der eigenen Individualität. Und schon jetzt gilt: Gesundes Essen muss nicht Verzicht bedeuten – es darf richtig gut schmecken. Wie beeinflussen gesellschaftliche Trends unsere Ernährungsweise? Es ist nicht neu, dass ethische und religiöse Einstellungen die Essgewohnheiten mitbestimmen. In den vergangenen Jahren ist der Aspekt wieder stärker geworden – man kann eine Moralisierung der Märkte feststellen. In arabischen Kulturen gibt es Hygienerichtlinien und Bestimmungen zur Tierschlachtung – ,halal‘ ist dort ein wichtiger Aspekt. Auch in Frankreich und England hat der Trend an Bedeutung gewonnen. In der amerikanischen Gastronomie spielt ,koscheres‘ Essen eine zentrale Rolle. Der Trend könnte sich auch nach Europa ausbreiten. ErnährungssicherHeit Dezember 2015 Landwirtinnen sind Schlüssel­ figuren der globalen Landwirt­ schaft. Trotzdem haben viele nicht die gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen. Farming’s Future · 33 LANDWIRTINNEN MIT VISIONEN Frauenpower Sie sind das Rückgrat der heutigen Agrarwirtschaft und leisten einen großen Beitrag zur Weltwirtschaft: Landwirtinnen aus verschiedenen Kontinenten öffnen die Tore ihrer Farmen und geben Einblicke in ihr Leben. Es ist ein sonniger Spätvormittag in New South Wales im östlichen Teil Australiens. Koa­ las klettern in den Eukalyptusbäumen im Herzen der beeindruckenden Farmanlage. Vor dieser Kulisse sitzt die junge Landwirtin Kate Davidson auf einem Heuballen und nippt an ihrem Kaffee­ becher. Sie betreibt die 10.195 Hektar große Farm gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Bruder. „Ich komme gerade von meiner ersten Schicht Feldarbeit“, erzählt sie – und sieht dabei zwar müde, aber gleichzeitig zufrieden aus. „Die Arbeit ist körperlich anstrengend, aber sie erfüllt mich, denn ich fühle mich mit jedem Feld ver­ bunden.“ Leidenschaft für Landwirtschaft Die 68-jährige Landwirtin Elaine Bellamy aus Alberta in Kanada teilt Davidsons Begeisterung für die Landwirtschaft: „Meine Felder tragen Namen und haben eine eigene Geschichte. Es ist ein Erfolgsgefühl, wenn die Raps- und Getreideernte als Nahrungsmittel für Menschen auf der ganzen Welt verschifft wird.“ Bellamy arbeitete als Lehrerin, bevor sie zur Landwirt­ schaft kam: „Als mein Vater 2002 starb, war ich überrascht, dass er die Leitung seiner Farm mir übertrug. Doch er hatte mir schon als Kind den Wert von Land und Boden vermittelt. Meinen Die Kanadierin Elaine Bellamy ist Landwirtin aus Leidenschaft. Ihr wichtigster Erfolgstipp für Frauen in der Landwirtschaft: die Aneignung guter Mathekenntnisse. Eltern verdanke ich die Freude am Lernen – und so legte ich los: Ich eignete mir das Wissen und die Fähigkeiten an, um diesen großen landwirt­ schaftlichen Familienbetrieb führen zu können.“ Buchhaltung und Finanzplanung sind unerläss­ lich. „Man muss einen klaren Kopf bewahren und mit Zahlen umgehen können. Zudem sind gute Mathematikkenntnisse und eine klare Vor­ stellung von der Zukunft wichtig“, erklärt Bel­ lamy. „Wie jede Branche hat auch die Welt der Landwirtschaft unterschiedliche Facetten. Als Frau wird einem schnell klar, dass man Außer­ gewöhnliches leisten muss, um mithalten zu können. Aber – egal ob Mann oder Frau – alle Landwirte haben mit denselben Problemen zu 34 Ernährungssicherheit DeZember 2015 43 Prozent aller landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in den Entwicklungsländern sind Frauen. Trotzdem haben sie weniger Chancen und schlechteren Zugang zu Ressourcen als ihre männlichen Kollegen. kämpfen.“ Bellamys Erfolgsrezept: „Stetig lernen und Wissen erweitern.“ Bildung als Schlüssel Auch für Kate Davidson ist Bildung der Schlüs­ sel zum Erfolg: „Frauen sind heute besser aus­ gebildet. Sie können ihre Fähigkeiten in den Betrieben anwenden und ihnen so zu Wachs­ tum verhelfen“, erklärt die Landwirtin. Doch die ­Bildungschancen sind weltweit sehr ungleich verteilt. Benachteiligt sind vor allem Frauen in Entwicklungsländern. Und besonders deutlich zeigt sich dies in ländlichen Regionen, in denen weibliche Familienoberhäupter nur knapp halb so lange zur Schule gegangen sind wie die männlichen. In Afrika beispielsweise ist die ­Analphabetenrate bei Frauen auf dem Land am höchsten. Tatsache ist: Landwirtinnen sind hier gegenüber ihren männlichen Kollegen auf vielfache Weise benachteiligt. Grund hierfür ist die ungleiche Chancenverteilung zwischen den Geschlech­ tern. Für indische Frauen ist es beispielsweise sehr schwierig, Kredite zu erhalten. Denn Frauen erfüllen nicht alle geforderten Bedingungen für eine Kreditvergabe – beispielsweise Grundbe­ sitz. Das erschwert indischen Landwirtinnen den Zugang zu Ressourcen, die sie für dauerhafte Beschäftigung benötigen. Diese Kluft zeigt sich bei den ungleichen Löhnen: So verdienen Frauen im Agrarsektor der afrikanischen ­Entwicklungsländer nur halb so viel wie Män­ ner – und das, obwohl sie über 70 Prozent der ­afrikanischen Nahrungsmittel erzeugen. Zwar sind 43 Prozent aller landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in den Entwicklungsländern Frauen, doch ihr Einfluss ist deutlich geringer als der von Männern. Aber hätten Frauen die glei­ chen Chancen und den gleichen Zugang zu produktiven Ressourcen wie Männer, könnten Frauen die Erträge ihrer Betriebe um 20 bis 30 Prozent steigern. Mit dieser Produktionsstei­ gerung könnten weitere 150 Millionen Menschen ernährt werden. Landwirtinnen in den Industrieländern fühlen sich dagegen eher gleichbehandelt. Die südafrikani­ sche Obstbäuerin Karin Cluver leitet einen Betrieb in der Nähe der Stadt Grabouw, etwa 500 Kilometer östlich von Kapstadt. Cluver Die Arbeit ist körperlich anstrengend, aber sie erfüllt mich auch, denn ich fühle mich mittlerweile mit jedem Feld verbunden. Kate Davidson, Landwirtin in New South Wales, Australien 70 % der afrikanischen Nahrungs­ mittel werden von Frauen in der Landwirtschaft erzeugt. Quelle: United Nations African Renewal 2015 fühlt sich nicht als ,Frau in einer Männerwelt‘: „Ich werde in der Agrarbranche voll akzeptiert. Ich hatte die Freiheit, Dinge auszuprobieren. Mein Vater hatte immer ein offenes Ohr für mich“, erklärt die 42-Jährige. Ihr Selbstbewusst­ sein verdankt Cluver nicht zuletzt der liberalen Einstellung ihrer Familie. Ihre Großmutter war die erste Landwirtin in der Region. Als ausgebildete Lehrerin gründete sie 1957 eine Schule für die Kinder der Landarbeiter. „Heute besuchen die Kinder von 58 Betrieben diese Schule“, erzählt Cluver. „Meine Familie und ich glauben, dass Frauen in der Landwirtschaft vor weitaus weni­ ger Herausforderungen stehen, wenn sie sich schon in jungen Jahren auf ihre Ausbildung kon­ zentrieren.“ Darum wurde in der Schule unter anderem ein Praxisschwerpunkt eingerichtet, der landwirtschaftliche Fertigkeiten vermittelt. Cluver ist überzeugt, dass aktuelle Kenntnisse und Fähigkeiten für die Zukunft der Landwirt­ schaft unverzichtbar sind: „Man muss nicht nur die Grundlagen verstehen und sich mit Pflanzen, Boden und Bewässerung auskennen, sondern Farming’s Future · 35 Unsere Herausforderung besteht darin, mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Karin Cluver, Landwirtin, Südafrika auch Daten interpretieren können“, sagt sie. Die vernetzte, digitale Landwirtschaft spielt für sie eine große Rolle: „GPS-Bilder sagen oft mehr als tausend Worte. Wir müssen dafür sorgen, dass wir diese Daten auch nutzen. Die Heraus­ forderung für uns liegt darin, mit der Entwicklung der Technik Schritt zu halten.“ Offenheit führt zum Erfolg Eine offene, unvoreingenommene Einstellung kann Landwirtinnen ebenfalls den Weg zum Erfolg ebnen. Elaine Bellamy hat deshalb an Landwirtschaftskongressen in Kanada und den USA teilgenommen. Statt zu versuchen, mög­ lichst viel zu reden, hört sie lieber aktiv zu – besonders bei Gesprächen mit männlichen Kol­ legen. „Ich habe mich in der Branche immer akzeptiert gefühlt, auch wenn viele Männer sich wohler fühlen, wenn sie sich mit ihren männlichen Berufskollegen unterhalten“, erklärt sie. „Man kann jedoch viel von ihnen lernen, indem man einfach zuhört und Fragen stellt.“ Unabhängig davon besucht Bellamy auch Kongresse, die sich speziell an Frauen in der Landwirtschaft richten – beispielsweise die Advancing Women in Agri­ culture Conference, die im kanadischen Calgary stattfand. „Das war eine einzigartige, fast über­ wältigende Erfahrung, denn ich war noch nie bei einer solchen Veranstaltung, an der nur Frauen teilnahmen“, erinnert sie sich. „Die ganze Atmo­ sphäre war sehr kameradschaftlich – ein ganz anderes Gefühl als bei Kongressen, an denen ich als einzige Frau unter lauter Männern teilnehme.“ Auch Führungskompetenzen können Landwir­ tinnen zum langfristigen Geschäftserfolg verhel­ fen. „An den sozialen Kompetenzen arbeiten“, empfiehlt Cluver, die für 120 fest angestellte Mitarbeiter und 300 Saisonkräfte verantwortlich ist. „Als Vorgesetzte muss man sein Team moti­ vieren können. Man muss die richtigen Leute in den richtigen Positionen einsetzen und unter­ stützen. Wissen verleiht Autorität und Respekt“, fügt Cluver hinzu. Anteil Frauen in der ­Landwirtschaft Stand: 2010; in % Kanada China Australien Nigeria Indonesien Deutschland Indien Südafrika USA Vereinigtes Königreich Russland Brasilien Äthiopien Mexiko 52,6 47,9 44,9 39,7 39,3 36,8 32,4 29,6 25,9 24,9 24,7 24,5 18,7 12,3 Quelle: FAO Als Landwirtin erfolgreich zu sein, ist auch eine Frage des Selbstbewusstseins. Obwohl knapp 50 Prozent der weiblichen Arbeitskräfte in Aus­ tralien in der Landwirtschaft tätig sind, vermisst Kate Davidson oft den Mut zum Selbstver­ ständnis bei ihren Kolleginnen. „Das Problem ist, dass sich viele Frauen immer noch nicht mit ihrem Beruf als Landwirt identifizieren“, erklärt sie. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Welternährungsorganisation FAO bestätigt Davidsons Einschätzung: Demnach bezeich­ nen Frauen weltweit ihre Tätigkeit weit weniger häufig als Arbeit. Und sie berichten seltener als Männer, dass sie in der Landwirtschaft tätig sind. Und das, obwohl ihr Arbeitstag durch­ schnittlich länger dauert als der von Männern. Häufig sind Landwirtinnen auch für die Familie zuständig – zusätzlich zu der Zeit, die sie mit der Farmarbeit verbringen. Berücksichtigt man diesen zusätzlichen Zeitaufwand, so leisten USamerikanische Frauen insgesamt mehr Arbeits­ stunden in der Agrarwirtschaft als Männer. Insgesamt beinhaltet der Beruf des Farmers – ganz gleich, ob es Frauen oder Männer sind – eine Vielzahl anspruchsvoller und faszi­ nierender Tätigkeiten. Kate Davidson fasst es so zusammen: „Es gibt kaum Routinen. Kein Tag ist wie der andere. Beispielsweise ist man an einem Tag ausschließlich mit den Rin­ dern beschäftigt, dann sitzt man eine Woche lang im Büro oder auf dem Traktor. Diese Viel­ falt gefällt mir an der Arbeit in der Land­ wirtschaft.“ Innovation Dezember 2015 Links: Bayer-Mitarbeiter Marc Rist ­begutachtet Wurzeln in einem Gewächshaus in Monheim. Unten: Eier der Nematodenart Meloidogyne incognita unter dem Mikroskop. Biologischer Pflanzenschutz für Obst und Gemüse Pilz gegen Wurm Winzige Fadenwürmer können Paprika, Tomaten, Bananen und Co. extrem schädigen. Ein biologisches Pflanzenschutzmittel von Bayer aus Pilzsporen kann die Wurmeier zerstören und helfen, Erträge zu sichern. Der unsichtbare Feind verbirgt sich im Boden: Nematoden – auch bekannt als Fadenwürmer – befallen die Wurzeln wichtiger Obst- und Gemüsesorten. Laut Marc Rist, Forscher bei Bayer, verändert der Nematodenbefall den Hormonhaushalt in der Pflanzenwurzel. Die Folge: Die Zellen teilen sich verstärkt – das führt zu einem unregelmäßigen Pflanzen- und Wurzelwachstum. Wenn die Nematoden aus ihren Eiern geschlüpft sind, bohren sich die Larven der Fadenwürmer in die Wurzeln – und verursachen weiteren Schaden. „Die Pflanze wird geschwächt und krank. Über die klumpigen Wurzeln kann sie kaum Wasser- und Nährstoffe aufnehmen. Das macht die Pflanze auch anfälliger für andere Schädlinge und Krankheiten“, sagt Rist. Eine gesunde und Die untere Pflanze eine infizierte weist Schädlings­ ­Bana­nenwurzel: befall auf. Tritt ein Nematodenbefall auf, kränkeln die Gewächse, tragen kleine und gelbliche Blätter und zeigen ein verkümmertes Wachstum. Den Landwirten drohen hohe Ernteausfälle. „Für mich stellen Nematoden ein ernsthaftes Problem dar“, bestätigt der türkische Paprika-Bauer Nihat ­Yildirim. „Sie verbreiten sich blitzschnell und Farming’s Future · 37 Nihat Yildirim (links) erntet ­Paprika und kontrolliert ihre Größe und Qualität. Agraringenieur ­Rodolfo Solis (rechts) prüft die Bananenwurzeln können meine Ernteerträge drastisch verringern.“ Von Tomaten und Kartoffeln bis zu Mais und Trauben – Experten schätzen die Ernteverluste durch Nematoden über die verschiedenen Arten von Nutzpflanzen weltweit auf bis zu 20 Prozent. Das entspricht einem Schaden im Wert von 100 Milliarden US-Dollar. Das Tückische: Die Fadenwürmer selbst sind so winzig, dass sie mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Auch an der Pflanze selbst ist der Befall oft nicht zu erkennen. Nur geschulte Landwirte wissen, wo sie bei den Wurzeln hinschauen müssen und wie sie die richtige Diagnose stellen. Nematoden kontrollieren Es gibt mehr als 4.000 unterschiedliche pflanzenparasitäre Nematoden. Hinzu kommt: Die Fadenwürmer sind robust. Manche Arten können vier bis fünf Jahre in der Erde überleben – ganz ohne eine Wirtspflanze. „Nach vier bis fünf Wochen kann ein Nematodenweibchen mehrere Hundert Eier produzieren“, sagt Rist. Er und seine Forscher-Kollegen von Bayer möchten den Schaden durch Fadenwürmer verhindern und entwickeln BioAct™, ein biologisches Pflan- auf Befall an der Central American Experimental Ag Station in Costa Rica. zenschutzmittel, das Pilzsporen enthält: Purpureocillium lilacinum Stamm 251. BioAct lässt sich durch Tröpfchenbewässerung einfach an die Wurzeln bringen und zerstört die Eier eines breiten Spektrums an pflanzenparasitären Nematoden. So sind Obst- und Gemüsepflanzen vor gefräßigen Schädlingen geschützt. Die Pilzsporen haften an den Eiern der Fadenwürmer, durchdringen ihre Membran und saugen sie leer. Bernhard Hitzberger, Produktmanager für BioAct, betont weitere Vorteile des Produkts: „Landwirte können ihre Felder und Plantagen mit BioAct mehrfach und in unterschiedlichen Wachstumsphasen bis kurz vor der Ernte be­handeln.“ Bayer entwickelt einen integrierten Ansatz, um die Fadenwürmer zu kontrollieren: Dazu vereinten die Forscher BioAct mit anderen Pflanzenschutzprodukten wie dem neuen Nematizid Velum™ Prime. Feldversuche in Zentralamerika zeigten, dass vor allem mehrjährige Gewächse wie Bananen besonders gut auf diese Kombination ansprechen und gesündere Pflanzen mit einem höheren Gewicht der Fruchtstände ausbilden. „Es ist eine echte Herausforderung, den zerstörerischen Nematoden Herr zu werden. Deswegen braucht es neue Methoden wie den integrierten Ansatz von BioAct und Velum Prime“, sagt Hitzberger. BioAct ist als wasserdispergierbares Pulver und Granulat erhältlich und bietet eine effektive und flexible Nematodenkontrolle. „Zudem verbessern unsere Forscher BioAct weiter und entwickeln flüssige Formulierungen, mit denen sich das Produkt bequemer ausbringen lässt“, sagt Rist. Der Biologe und seine Kollegen treiben die Erforschung dieser landwirtschaftlichen Herausforderung voran. Schaden durch Nematoden Durchschnittliche jährliche Verluste (%) 100 20,6 20,6 19,7 15,3 15,0 14,9 14,7 90 13,8 12,5 12,2 12,2 10,9 10,7 10,6 10,2 4,2 12,3 80 Mittel­ wert 70 60 50 ... 0 Tomate Eierpflanze Kaffee Tabak Weintraube Paprika Baumwolle Mais Banane Zuckerrohr Ananas Melone Kartoffel Zuckerrübe Sojabohne Zitruspflanze Quelle: Nematode-Plant Expert Information System, University of California menschen Dezember 2015 Brisbane Wee Waa Sydney Teil dieses Familienbetriebs zu sein, ist eine große Motivation. Daniel Kahl (rechts), Baumwollfarmer der dritten Generation bei Merced Farming, zusammen mit seinem Bruder Sam (links) und seinem Vater James Australische Farmer mit amerikanischen Wurzeln Die Baumwollpioniere In den 1960er-Jahren kurbelten Unternehmer aus den USA die Baumwollindustrie Australiens an. Paul Kahl, Gründer von Merced Farming, ist einer davon. Ein sonniger Tag in den Sechzigerjahren: Paul Kahl prüft die Baumwollpflanzen seines Feldes im australischen Bundesstaat New South Wales. Ein zufriedenes Lächeln umspielt sein Gesicht, denn die schneeweißen Früchte zeigen ihre ganze Pracht – und versprechen eine gute Ernte. Der Erfolg ist der Familie Kahl bis heute treu geblieben. Nachdem Paul Kahl mit seiner Frau 1961 aus Kalifornien auswandert war, gründeten sie Merced Farming in Wee Waa, etwa 500 Kilometer nordwestlich von Sydney gelegen. Zusammen mit anderen USamerikanischen Unternehmern stehen sie für die Anfänge der modernen Baumwollindustrie in Australien. Erfolgsgeschichte mit langer Historie Im Jahr 2015, mehr als 50 Jahre später, existiert Merced Farming immer noch. Paul Kahls Sohn James und die drei Enkel Daniel, Sam und Matthew setzen die Arbeit fort. „Die Felder sind unser Zuhause. Sie waren immer ein besonderer Ort für uns. Teil dieses Familienbetriebs zu sein, ist eine große Motivation“, sagt der älteste Enkel Daniel Kahl. Er und seine Brüder sind entschlossen, das Agrar­unternehmen weiter voranzutreiben. „Unser Vater hat uns gezeigt, wie wir unsere Stärken kombinieren können, damit sich die Pflanzen auf dem Feld und die betriebs­ wirtschaftlichen Zahlen gleich gut entwickeln“, fährt Daniel Kahl fort. Heute ist Merced Farming auf 4.000 Hektar angewachsen und produziert bis zu 10.000 Baumwollballen pro Jahr. Diese Menge würde ausreichen, um die Einwohner der Millionenstadt Köln einmal von Kopf bis Fuß einzukleiden. Der Farming’s Future · 39 Australien ist der trockenste Kontinent der Erde. Deshalb setzen Farmer wie die Kahl-Familie auf besondere Bewässerungssysteme. Ertrag ist zwar zufriedenstellend, doch James Söhne führen das Unternehmen in Zeiten begrenz­ ter Ressourcen. Besonders die Wasserknapp­ heit ist ein ernstes Problem. „Australien ist ein Land der Trockenheit. Das wirkt sich negativ auf unsere Böden aus. In Australien steht der Wasserbedarf ganz oben auf der Agenda“, erklärt James Kahl, der über 40 Jahre Erfahrung in der Landwirtschaft aufweisen kann. „Letzten Endes sind wir Landwirte auch Wassermanager. Innerhalb eines Jahres werden etwa acht Millionen Liter Wasser pro Hektar benötigt, um zehn Baumwollballen zu produzieren. Doch häufig fehlt das kostbare Nass“, fährt er fort. Dennoch haben die australischen Landwirte einen Weg gefunden, diese Herausforderung zu meistern: In den Baumwollregionen Australiens wird das Wasser in großen Reservoirs gespeichert und dann über ein Kanalsystem zu den Feldern geleitet. Eine weitere Herausforderung für die Familie Kahl ist der Umgang mit Unkräutern, Schädlingen und Pflanzenkrankheiten. Um diesen vorzubeugen, 450 Millionen Menschen könnten jährlich mit Jeans, Socken, Unterwäsche und einem Shirt versorgt werden – allein mit der Ernte australischer Baumwollfarmer. Quelle: Cotton Australia setzt die Familie auf eine strenge Fruchtfolge. Die Jahresproduktion der Farm besteht zur Hälfte aus Baumwolle, zu einem Viertel aus Getreide oder Mais und zu einem weiteren Viertel aus Weizen oder Mungbohnen. „Damit verhindern wir, dass sich Resistenzen auch gegen Insektizide oder Herbizide entwickeln. Und wir bewahren den Nährstoffhaushalt, der sich durch den Anbau von Monokulturen negativ verändern würde. Wir helfen der Natur, damit sich keine schwachen, pflegeintensiven Gewächse bilden“, sagt James Kahl. Das Pflanzenschutzprogramm der Familie kommt so auch den Böden der Farm zugute. „Unsere bevorzugte Fruchtfolge schont unseren Ackerboden. Wir müssen weiter daran arbeiten, diesen Zustand zu verbessern – ebenso wie den Kohlenstoffgehalt und damit die Leistungsfähigkeit der Böden“, ergänzt Kahl. Vertrauen in Technologie Die Landwirte der Kahl-Familie setzen bei der Pflege ihrer Nutzpflanzen auch auf moderne Technologien. „Die Baumwollindustrie ist ein Schlüsselsegment der australischen Landwirtschaft – und nimmt neue Technologien schnell an“, sagt James Kahl. Viel Unterstützung bietet dabei der Cotton Growers Service (CGS), insbesondere im Digitalbereich. Die Organisation unterstützt Baumwollerzeuger mit modernen Techniken wie iPads, Satelliten und Drohnen, die Daten zum Wachstum und zur Gesundheit der Pflanzen auf den Feldern sammeln. James Kahl: „Diese Informationen verbessern unsere Entscheidungen, sodass wir mit weniger Einsatz hochwertigere Fasern produzieren können.“ Merced Farming verbindet traditionelle mit innovativen Elemente und jahrzehntelange Erfahrung mit modernen Technologien. Diese Kombination machte nicht nur die Familie Kahl erfolgreich, sondern ist auch das Fundament der gesamten Baumwollindustrie Australiens. James Kahl bemerkt stolz: „Heute sind wir das Land mit der weltweit höchsten Qualität und den größten Erträgen beim Baumwollanbau. Und diese Position unserer Industrie möchte ich mit meiner Familie ausbauen – trotz aller Herausforderungen.“ Fasern im Fokus: Die Kahl-Familie produ­ziert jährlich bis zu 10.000 Baumwollballen. Partnerschaften Dezember 2015 Fotos, Spaß und Spannung pur: Auf dem Youth Ag-Summit 2015 in Australien diskutierten junge Führungskräfte aus 33 Nationen über die Zukunft der Landwirtschaft. Farming’s Future · 41 Youth Ag-Summit in Canberra, Australien ‚3 kleine Dinge‘ für den Wandel Ernährungssicherung betrifft uns alle – und es ist an der jungen Generation, Lösungen für die Zukunft zu finden. Vor diesem Hintergrund fand der Youth Ag-Summit 2015 in Australien statt. „Wir wollen junge Führungskräfte zusammenbringen, damit sie ihre Ideen und Expertise austauschen, aber auch ihre Leidenschaft teilen. Sie treibt uns an, die Menschen unseres Planeten zu ernähren. Wir glauben, dass Innovationen entstehen, wenn Kreativität, Zusammenarbeit und die Begeisterung für das eigene Handeln zusammenkommen.“ Mit diesen Worten eröffnete Bernd Naaf, Leiter Business Affairs & Communications der Division Crop Science bei Bayer, den Youth Ag-Summit (YAS) 2015 in der australischen Hauptstadt Canberra. Auf dieser außergewöhnlichen Versammlung trafen sich 100 Vertreter aus 33 Ländern – mit einem einfachen gemeinsamen Ziel: Wege finden, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Den diesjährigen YAS, der auf die erste Veranstaltung 2013 in Kanada folgte, richtete Bayer zusammen mit dem Future Farmers Network (FFN) aus. Darin sollte der Jugend eine Plattform geboten werden, um zu diskutieren, wie eine wachsende Weltbevölkerung ausreichend ernährt werden kann. Gleichzeitig sollte das Treffen die jungen Landwirte dazu inspirieren, sich als aktiven Teil eines globalen Wandels zu verstehen. Auf der Agenda standen einfache und packende Themen wie Innovation, Nachhaltigkeit und Führung. Um sich als einer der 100 Finalisten am YAS in Canberra zu qualifizieren, mussten die Kandidaten einen Aufsatz zum Thema „Anforderungen an die globale Ernährungssicherung“ verfassen. Laura Checa beispielsweise studiert Agrartechnik. In ihrem Essay behandelte sie den Mangel an jungen Farmern in ihrem Heimatland Spanien. „Es gibt nicht genug junge Landwirte. Viele Menschen interessieren sich nicht für Landwirtschaft, weil sie mit zu vielen Problemen verknüpft zu sein scheint. Außerdem haben wir in den Industrieländern die Nähe zur Natur verloren, wertschätzen unsere Nahrung nicht mehr und neigen dazu, Lebensmittel zu verschwenden. In Entwicklungsländern dagegen fehlt es an geeigneten Lagermöglichkeiten, sodass dort viel Nahrung verdirbt“, erklärt sie. In ihrem Essay plädiert Checa für eine neue Stufe des Urban Gardening. Sie schlägt vor, bepflanzte Zierflächen in Obst- und Gemüsebeete umzuwandeln. Damit bekäme die Stadtbevölkerung einen engen Bezug zur Landwirtschaft und zugleich könne gegen die Lebensmittelverschwendung vorgegangen werden. Hu Pu kommt aus der chinesischen Hauptstadt Peking. Dort arbeitet er an seiner 42 Partnerschaften Dezember 2015 Schon mit kleinen Dingen kann ich etwas zum Wohle der Gesellschaft beitragen. ­ romotion und verbringt viel Zeit im Labor. Für P ihn war es deshalb nur folgerichtig, sich in seinem Essay mit wissenschaftlichen Ansätzen zu befassen. „Ich bin ein echter Laborfreak und möchte Lösungen finden, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Deshalb habe ich einen Aufsatz über synthetische Biologie geschrieben, die immer populärer wird. Es geht darum, die Probleme mithilfe der Gentechnik zu lösen. Zum Beispiel müsste vielerorts der Salzgehalt im Boden gesenkt werden, um mehr fruchtbares Land zu gewinnen“, erklärt Pu. Pu ist von den Vorteilen dieser Technologie überzeugt. Er sagt aber auch, dass noch viel zu tun sei, bis sie vollständig einsatzfähig sei. Dazu gehört, die öffentliche Wahrnehmung zu ändern. „Viele Menschen in China, vor allem Prominente, äußern sich gern antiwissenschaftlich und sind gegen gentechnische Verfahren. Darum wollte ich diesen Aufsatz schreiben und die Leute davon überzeugen, dass biotechnologische Methoden nicht so schädlich sind, wie die Menschen glauben. Wir sollten diese Verfahren weiterentwickeln, weil wir sie brauchen“, sagt Pu. Edward Silva, Teilnehmer aus den USA, hat seinen Aufsatz auf das Farmleben ausgerichtet – was nicht sonderlich verwundert: Seine Familie baut Mandeln und Weintrauben an und hält eigenes Vieh auf ihrer Farm in Kalifornien. Silva beschreibt, dass es weltweit rund 500 Millionen kleine Farmbetriebe gibt, die tatkräftige Unterstützung benötigten, um ihren Beitrag zur Ernährung von mehr als neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 leisten zu können. „In meinem Auf- satz suche ich Antworten auf die Frage: Wie lassen sich die Möglichkeiten von Unternehmern ausbauen, einfach zugängliche, passende Technologien für die Kleinbauern zu entwickeln? Kleinen Farmbetrieben fällt es schwer, genauso effizient, effektiv und profitabel zu wirtschaften wie große Landwirtschaftsbetriebe. Aber mit der richtigen Technologie könnten sie nachhaltiger und rentabler agieren“, erklärt Silva. Junge Visionäre in Aktion Zu Tagungsbeginn konzentrierten sich die Teilnehmer auf 15 Topthemen, die aus den 100 Aufsätzen ausgewählt wurden. Silva erklärt, was damit passiert: Jeden Tag stimmen alle über diese Themen ab, um eine Prioritätenliste mit fünf Topthemen zu entwickeln. „Die 100 Teilnehmer wurden in Gruppen eingeteilt und haben diskutiert, welche Themen für sie die wichtigsten sind. Sie haben sich gefragt, wie sich die heutige Jugend bei der Ernährungssicherung von neun Milliarden Menschen bis zum Jahr 100 Delegierte, 33 Länder: Die Chancen der Landwirtschaft standen im Fokus. Hu Pu, Youth Ag-SummitTeilnehmer aus China 2050 am besten einbringen kann. Durchgehend wichtig waren die Themen Bildung und Kompetenzentwicklung, ebenso wie die Kommunikation über den Wert der landwirtschaftlichen Berufe und Bildungsmaßnahmen für Jugendliche. Diese Auswahl war nicht erstaunlich“, so Silva. „Aber es gab auch überraschende Themen wie R&D für Innovationen sowie Agrarprodukte, für die neue Produktionsweisen erschlossen werden.” Am Ende der Woche standen fünf Topthemen fest: Erziehung, Kommunikation, verantwortungsvoller und nachhaltiger Konsum, Innovation sowie persönliche Führungsqualitäten. Sie bildeten die Grundlage für die Canberra Youth Ag-Erklärung. Dieses wichtige Dokument enthält eine Vielzahl an Lösungsansätzen und Handlungsvorschlägen. Laura Grubb aus Australien und Samba Ouma Zablon aus Kenia stellten sie im Oktober 2015 dem Komitee der Vereinten Nationen für globale Nahrungsmittelsicherheit in Rom vor. Die Erklärung ist aber nicht das einzige Ergebnis des YAS: Jeder Teilnehmer hat seine ganz persönliche sogenannte ‚3 kleine Dinge‘-Herausforderung angenommen und sich überschaubare Ziele gesetzt, um etwas zu verändern. Laura Checa möchte ihre persönliche ‚3 kleine Dinge‘-Herausforderung damit beginnen, einen bienenfreundlichen Garten in ihrer spanischen Heimatstadt anzulegen. „Ich glaube, uns ist nicht bewusst, wie wichtig Bienen sind. Sie spielen eine große Rolle für die Bestäubung, die Landwirtschaft und die Artenvielfalt. Darum sollten wir Farming’s Future · 43 Ich suche nach einem Weg, Menschen davon zu überzeugen, Lebensmittel nicht zu verschwenden. Laura Checa, Youth Ag-SummitTeilnehmerin aus Spanien uns kümmern. Zweitens beschäftigt mich die Verschwendung von Lebensmitteln. Deshalb möchte ich mir gerne etwas überlegen, um den Menschen in meiner Nachbarschaft klarzumachen, dass Lebensmittel nicht vergeudet werden dürfen“, sagt sie. Für Hu Pu war der YAS eine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, eine Welt außerhalb Chinas kennenzulernen und zu erfahren, dass er viele Möglichkeiten hat. Pu möchte sich bei einer gemeinnützigen landwirtschaftlichen Organisation in China engagieren. „Bislang standen für mich meine eigenen Angelegenheiten im Vordergrund und ich habe dabei wenig an die Gesellschaft gedacht. Aber während des Summit wurde mir klar, dass ich eine Verantwortung habe – und dieser möchte ich gerecht werden. Schon mit kleinen Dingen kann ich etwas zum Wohle der Gesellschaft beitragen. Zweitens hoffe ich, meine Eltern davon überzeugen zu können, dass Gentechnologie nicht so schädlich ist, wie sie glauben. Beim YAS habe ich mir das Selbstvertrauen und die Geduld dafür erarbeitet. Der dritte Punkt besteht darin, jede Mahlzeit aufzuessen, die ich bestelle oder zubereite. Es ist eine Schande, dass wir hier auf dem Summit überlegen, wie wir die Menschheit ernähren sollen, während gleichzeitig große Mengen Lebensmittel v­ ergeudet werden – vor allem in vielen Industrieländern“, erklärt Pu. Edward Silva beginnt in Kalifornien seine ‚3 kleine Dinge‘-Herausforderung damit, sich einer der Prioritäten des YAS zu widmen – der Bildung. Erstens plant er, ein lokales agrartouristisches Geschäft aufzubauen, damit sich Landwirte und Verbraucher besser vernetzen können. Der zweite Punkt auf seiner To-do-Liste dreht sich darum, die Arbeit von 30 YAS-Teilnehmern aus der ganzen Welt bekannt zu machen – im Rahmen einer Publikation zum Thema Nahrungsmittel-Transport, die von der US-Organisation Food Tank ins Leben gerufen wird. Als dritten Punkt hat er sich eine kühne und spannende Aufgabe gestellt: „Es gibt eine Wettbewerbsplattform namens HeroX. Dort kann ich Probleme veröffentlichen, die mich beschäftigen und beispielsweise mit der welt- Ich plane ein lokales Agrartouristikunternehmen, um Landwirte und Verbraucher besser zu vernetzen. Edward Silva, Youth Ag-SummitTeilnehmer aus den USA Laura Grubb und Samba O ­ uma Zablon durften die Youth Ag-Erklärung dem Komitee der Vereinten Nationen für globale Nahrungsmittel­sicherheit vorstellen. weiten Unsicherheit in Ernährungsfragen zu tun haben. Als Anreiz für Lösungsvorschläge kann ich Geld sammeln, um das Problem zu lösen. Bewerben kann sich im Grunde jeder – ganz gleich ob Ingenieur, Architekt, Wissenschaftler oder Nichtwissenschaftler, um das von mir gestellte Problem bestmöglich zu lösen. Derjenige, dessen Lösung gewählt wird, bekommt einen Geldpreis. Das ist eine gute Strategie, um Menschen zur Problemlösung zu ermutigen“, sagt er. YAS 2015 trägt Früchte Nach Ende des zweiten Youth Ag-Summit kehrten die Teilnehmer in ihre Heimat zurück – mit den Fähigkeiten und dem Selbstvertrauen im Gepäck, einen Wandel bewirken zu können. Hu Pu resümiert: „Die Veranstaltung war sehr gut organisiert – ich sehe Funken zwischen den Teilnehmern fliegen. Wir können sicher keine Patentrezepte liefern oder vielversprechende Projekte ins Leben rufen, die alle Fragen klären. Aber es war fabelhaft, dass sich Teilnehmer aus der ganzen Welt auf die wirklichen Herausforderungen konzentriert haben, vor denen wir stehen.“ Der Summit hat einen bleibenden Eindruck bei Pu und den anderen Teilnehmern hinterlassen. „Wir werden künftig Führungskräfte sein. Das Wohlergehen der Menschen wird auf unseren Schultern lasten. Darum ist es großartig, dass wir diese Erkenntnis bereits in so jungen Jahren gewinnen konnten. So haben wir noch genug Zeit und Möglichkeiten“, fasst Pu zusammen. Nachrichten Dezember 2015 Bayer stärkt das Gemüsesaatgutgeschäft in Indien Bayer übernimmt SeedWorks India Das Unternehmen Bayer wird SeedWorks India Pvt. Ltd. akquirieren. SeedWorks India ist auf die Züchtung, Herstellung und Vermarktung von Hybridsaatgut für Tomaten, Chilis, Okras und Kürbisse spezialisiert, wurde 1998 gegründet und beschäftigt an seinen Forschungs- und Produktionsstandorten in Bangalore und Hyderabad 180 Vollzeitmitarbeiter. Der Erwerb wird das indische Gemüsesaatgutgeschäft von Bayer weiter stärken. „Damit bieten wir unseren Kunden eine noch größere Auswahl an Hochertragshybridsaatgut“, erklärte Joachim Schneider, Leiter des Gemüsesaatgut-Bereichs bei Bayer. Indien ist der zweitgrößte Gemüseproduzent der Welt. Indien ist dabei, sich zum bevölkerungsreichsten Land der Welt zu entwickeln und muss daher mit einer stark wachsenden Nachfrage nach bezahlbaren Lebensmitteln rechnen. „Unser Ziel ist es, die Ertragskraft und Qualität wichtiger Anbaukulturen zu steigern und die Kleinbauern in Indien umfassend zu unterstützen“, betont Schneider. Der Geschäftsbetrieb von SeedWorks India wird in die Organisation von Bayer eingegliedert. Bestehende und neue Sorten werden künftig unter der Marke ­Nunhems™ vertrieben. Innovative Partnerschaft Neue Gemeinschaftsinitiative Weltkonferenz Neue Lösungen zur Unkrautbekämpfung Resistenz von Weidel- Herbizidresistenzen weltweit bekämpfen gras prüfen Hintere Reihe (v. l.): R. Dickmann, T. Marchand und H. Stuebler (Bayer), J. Harvey und S. Thomas (GRDC). Vordere Reihe (v. l.): A. Percy (Bayer), R. Clark (GRDC) und der australische Landwirtschaftsminister B. Joyce. Das Einjährige Weidelgras zählt zu den schädlichsten Unkräutern für landwirtschaftliche Großbetriebe in Australien und weltweit. Eine Besonderheit ist, dass das Unkraut Resistenzen gegen verschiedene Herbizidklassen gleichzeitig entwickelt hat. Liam Condon, Vorstandsvorsitzender von Bayer CropScience, beim Weed Resistance Symposium in Paris. Die Wissenschaft spielt nicht nur eine wichtige Rolle, um Herbizidresistenzen zu kontrollieren, sondern auch um die Landwirtschaft der Zukunft voranzutreiben. Bayer und die australische Grains Research & Development Corporation (GRDC) haben mit der Herbicide Innovation Partnership ein gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Damit sollen Lösungen zur Unkrautbekämpfung erforscht und entwickelt werden. „Unser Ziel ist es, Landwirten neue Technologien im Umgang mit resistenten Unkrautarten an die Hand zu geben und die Nachhaltigkeit moderner Anbausysteme zu stärken“, erklärt Axel Trautwein, Leiter der Abteilung Small Molecules Research bei Bayer. Bayer arbeitet gemeinsam mit Forschern der University of Western Australia an der Bekämpfung des herbizidresistenten Einjährigen Weidelgrases. Das Projekt umfasst Forschungsarbeiten, die von Wissenschaftlern der Australian Herbicide Resistance Initiative gemeinsam mit Experten des Weed Resistance Competence Center von Bayer in Frankfurt am Main durchgeführt werden. Die Forscher wollen Gene identifizieren, die für die metabolische Resistenz verantwortlich sind und diese blockieren. Mit dem Weed Resistance Global Symposium, das im Herbst in Paris stattfand, bot Bayer eine einzigartige Plattform: Mehr als 200 Agrarexperten aus 26 Ländern tauschten sich hier über die Herausforderungen von Herbizidresistenzen aus. „Dieses Problem lässt sich nur mit einem ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz lösen – basierend auf Wissenstransfer, Kooperation und Innovation“, sagte Liam Condon, Vorstandsvorsitzender von Bayer CropScience, während seiner Präsentation. Farming’s Future · 45 Auf einen Blick Moderner Gartenbau Im September veranstaltete Bayer das internationale Horticulture Symposium im mexikanischen Puerto Vallarta. Die Themen Nachhaltigkeit und Innovation standen im Mittelpunkt. Ein zentrales Thema für alle Teilnehmer war die mittlerweile ganzjährige Nachfrage der Verbraucher nach einer breiten Vielfalt an hochwertigem, nachhaltig produziertem Obst und Gemüse zu erschwinglichen Preisen. Reis-Partnerschaft Beim zweiten Rice Future Forum, das im Oktober in Vietnam stattfand, riefen Politiker und Reisexperten zu einer nachhaltigen Reiserzeugung auf. Die Experten waren sich einig: Öffentlich-private Partnerschaften spielen eine zentrale Rolle für die Akzeptanz neuer landwirtschaftlicher Technologien, weil die Mehrheit der Reisproduzenten in den ASEAN-Staaten Kleinbauern sind. NEUE Anlage eröffnet Aufbereitung von Raps-Saatgut Feierliche Eröffnung der neuen Europäischen Aufbereitungsanlage für Raps-Saatgut in Monheim (v. l.): Bayer-Führungskräfte Frank Terhorst, Marc Reichardt und Martin Dawkins. Im September 2014 eröffnete Bayer das neue European Oilseed Processing Center in Monheim. Mit der Aufbereitungsanlage für RapsSaatgut erweitert das Unternehmen seine Technologie-Plattform und bietet den Produzenten ein integriertes System – vom Anbau über die Aufbereitung bis zur Auslieferung. „Die Nachfrage nach verbesserten Raps-Hybridsorten steigt in vielen Ländern kontinuierlich an“, sagt Marc Reichardt, Leiter Agricultural Com- mercial Operations bei Bayer. Die beträchtlichen Investitionen des Konzerns in die moderne Aufbereitungsanlage unterstreichen das Ziel von Bayer, ein führender Anbieter im europäischen Rapsmarkt zu werden. „Raps ist für europäische Landwirte eine lukrative Feldfrucht. Und Bayer ist Experte, wenn es um gesunde, ertragreiche Rapspflanzen mit hohem Nährwert geht“, ergänzt Frank Terhorst, Leiter des Saatgutgeschäfts bei Bayer. Kartoffeln aus China Beim neunten Annual World Potato Congress, der im Juli in Shanghai stattfand, wurde Chinas Rolle als weltweit größter Kartoffelproduzent bestätigt. Sowohl qualitativ als auch quantitativ gilt das Potenzial der Kartoffel als noch nicht ausgeschöpft. Da die Feldfrucht zudem umweltschonend ist, könnte sie langfristig einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit in China leisten. Entwicklung neuer Weizensorten Ausbau des Weizenzucht-Zentrums Soja-Zertifizierung Bayer und die Organisation Round Table on Responsible Soy (RTRS) wollen gemeinsam ein Zertifikat für die Sojaproduktion gemäß RTRS-Standard entwickeln. Ein nicht exklusiver Vertrag zwischen Bayer und RTRS soll diese Zertifizierung unterstützen. Dabei soll das Programm Valore von Bayer verstärkt eingesetzt werden. Die RTRS-Zertifizierung gewährleistet, dass Soja – ob als Rohstoff oder als verarbeitetes Produkt – aus umweltgerechter, sozialverträglicher und wirtschaftlich tragfähiger Erzeugung stammt. (v. l.): der Landtagspräsident von Sachsen-Anhalt Detlef Gürth, Dr. Helmut Schramm und Dr. Mathias Kremer (beide Bayer), Hartmut Möllring, Minister für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, und Frank Terhorst (Bayer). Bayer erweitert sein Europäisches WeizenzuchtZentrum in Gatersleben, Sachsen-Anhalt. Derzeit umfasst es etwa 40 Hektar Anbaufläche, 1.000 m² Gewächshausfläche und 1.300 m² Labor- und Bürofläche. Hinzu kommen weitere 1.000 m² für die Saatgutaufbereitung. Die Weizenzuchtfläche soll in den kommenden Jahren auf insgesamt 80 Hektar erweitert werden. „Um die Produktion auf umweltverträgliche Weise zu steigern, benö- tigen wir Innovationen. Daher investieren wir so umfangreich in die Forschung hier in Gatersleben. Extreme Wetterbedingungen haben die weltweiten Weizenmärkte bereits mehrfach destabilisiert“, sagt Frank Terhorst, Leiter des Saatgutgeschäfts bei Bayer. Seit der Eröffnung des WeizenzuchtZentrums im Biotechpark in Gatersleben im Jahr 2012 hat Bayer die Kapazität des Forschungskomplexes bereits verdreifacht. menschen Dezember 2015 Gerardo Graziano (rechts kniend), Gewinner des YouFarm-Videowettbewerbs 2015, mit der Familie Di Lucchio vor ihrem An­wesen Villa delle Rose in Italien. YouFarm: Landwirtsfamilien im Fokus Moderne Farm, historischer Charme Mit dem Porträt eines landwirtschaftlichen Familienbetriebs in Italien belegte Gerardo Graziano den ersten Platz beim YouFarm-Videowettbewerb von Bayer. Sein Gewinn: eine Rundreise durch Asien und Australien. Umgeben von zwei Seen und einem alten Kloster liegt die idyllische Villa delle Rose, eine historische Residenz aus dem Jahr 900 n. Chr. Vor sieben Jahren übernahm die Familie Di L ­ ucchio das Anwesen, um hier Gäste zu bewirten und moderne Landwirtschaft zu betreiben. Zu dem Betrieb in Atella, etwa 180 Kilometer östlich von Neapel, gehört eine Weide mit 50 Schafen und Ziegen. Dort erzeugt die Familie hausgemachten Käse, Pasta und Fleisch. YouFarm-Gewinner Gerardo Graziano ist ein häufiger und gern gesehener Gast in der Villa delle Die Villa delle Rose der Di Lucchios liegt in malerischer Landschaft im Süden Italiens. Rose. Ganz besonders schätzt er die hausgemachten Gerichte und das persönliche Ambiente. Eines Abends kam ihm, während er mit seiner Frau Sabrina und der Familie Di Lucchio beim gemeinsamen Abendessen saß, die zündende Idee: „Wenige Tage zuvor hatte meine Frau über Facebook erfahren, dass Bayer einen Videowettbewerb unter dem Motto ‚Familienbauernhof‘ veranstaltet“, erinnert er sich. „An diesem Abend wurde mir klar, dass mir das perfekte Beispiel einer modernen Bauernfamilie direkt gegenübersaß: Unsere Freunde waren die idealen Protagonisten für ein solches Video.“ Farming’s Future · 47 Gerardo Graziano hat sich gegen 43 Teilnehmer durchgesetzt und überzeugte sowohl die Social-MediaGemeinde als auch eine Jury aus Medien- und Landwirtschaftsexperten von ­seinem Video. Ich möchte den jungen Leuten die Welt der Landwirtschaft näher bringen. Schon von Kindheit an hat Graziano einen engen Bezug zur Landwirtschaft. „Ich habe früher oft meinen Großvater besucht, der einen Hof in den Bergen besaß“, erklärt er. „Neben der Tierhaltung konzentrierte er sich auf den Anbau von Oliven und Weintrauben. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diese Zeit.“ Seine Liebe zur Landwirtschaft möchte Graziano nun auch mit seinen italienischen Landsleuten teilen: „Nur wenige Menschen hier möchten gerne im Agrarsektor arbeiten. Doch die Di Lucchios sind das Wagnis eingegangen und glaubten stets an ihren Erfolg. Ich hoffe, dass ich mit meinem Videoporträt auch bei anderen Menschen Interesse für Landwirtschaft wecken kann.“ Und noch eine Botschaft möchte Graziano mit seinem Videobeitrag vermitteln: den Aspekt der Nachfolge. „Ich möchte den jüngeren Zuschauern die Welt der Landwirtschaft näherbringen“, erklärt er. Deshalb sind auch Studenten der nahe gelegenen Landwirtschaftsakademie Teil seines Videos. Sie sammeln erste praktische Erfahrungen in der Villa delle Rose. „Angelo, der Sohn der Di Lucchios, zeigt ihnen zum Beispiel den Umgang mit Nutztieren. Auch er hat früher an der Landwirtschaftsakademie studiert und ist ein Vorbild für den Nachwuchs“, so Graziano. Insgesamt 44 Videos wurden beim YouFarmWettbewerb eingereicht. Im öffentlichen Voting auf den Social-Media-Kanälen von Bayer gelangte Grazianos Beitrag unter die besten Zehn. Eine Jury aus Landwirtschafts- und Medienexperten traf die Endauswahl und kürte schließlich Graziano zum Sieger. Auch Beth Roden, Kommunikationsleiterin der Division Crop Science bei Bayer, beteiligte sich als Jurymitglied: „Grazianos Video hat Gerardo Graziano, Gewinner des YouFarmVideowettbewerbs uns am stärksten überzeugt, weil er die Kriterien in Bezug auf Storytelling, Kreativität und Umsetzung des Mottos am besten erfüllt hat“, erklärt sie. Doch obwohl er sein Video äußerst professionell gestaltet hat, ist Graziano kein Profifilmer – ganz im Gegenteil: „Von Beruf bin ich Buchhalter“, sagt er. „Das Filmen stellt für mich einen Ausgleich zu meiner Arbeit dar und lässt mich meine kreative Seite ausleben. Für meine Filme lasse ich mich durch Filmevents inspirieren. Zum Beispiel besuche ich gerne das Festival von Cannes.“ Internationaler Erfahrungsaustausch Als Sieger des Wettbewerbs nahm Graziano an der „Farming Around the Continent Tour“ durch Asien und Australien teil. Dabei bereiste er Indonesien, besichtigte Teeplantagen in den Cameron Highlands in Malaysia und sogar einen vertikalen Bauernhof in Tokio. Zu den Höhepunkten der Reise zählte die Preisverleihung beim Youth Ag-Summit in der australischen Hauptstadt Canberra: Dort versammelten sich junge Erwachsene aus aller Welt, um nachhaltige Konzepte zur Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu diskutieren. Graziano ist froh, dass er an diesem Gedankenaustausch teilhaben durfte: „Ich bin mir sicher, mit neuen Impulsen zurückzukehren, die ich an die Landwirte zu Hause weitergeben kann.“ Scannen Sie diesen QR-Code, um zu Gerardo Grazianos ­Gewinnervideo zu gelangen. Farming’s Future Herausgeber Bayer CropScience AG 40789 Monheim am Rhein, Deutschland Verantwortlich für den Inhalt Beth Roden Redaktion Ute Bode, Bernhard Grupp, Bayer CropScience AG TransQuer GmbH, München/Gießen Gestaltung Cosmonaut Network, Brühl Unter Mitwirkung von: David Cussons, Toowoomba Druck HH Print Management Deutschland GmbH, ­Düsseldorf Fotonachweis Umschlag: Peter Ginter; S. 6/7: Dirk Hansen; Claire Lincoln; S. 8/9: privat, Bayer AG/Stock Photo Getty Images, iStock von Getty Images, Bayer CropScience AG; S. 10/11: Bayer Crop­Science AG; S. 12/13: Peter Ginter; S. 14/15: Peter Ginter; S. 16/17: INIVEG, Bayer Crop­Science AG, Kubikfoto; S. 18/19: iStock von Getty Images, Bayer CropScience AG, Antas Export, ­privat; S. 20/21: Bayer CropScience AG; S. 22/23: Kubikfoto, Bayer do Brazil; S. 24/25: Kubikfoto; S. 26/27: Kubikfoto, Bayer CropScience AG, iStock von Getty Images; S. 28/29: iStock von Getty Images, Bayer CropScience AG; S. 30/31: privat, Bayer Crop­ Science AG, Bayer AG/Stock Photo Getty Images, Nicole Heiling; S. 32/33: Kubikfoto, Bayer Crop­ Science Canada; S. 34/35: Kubikfoto, Peter Ginter, Bayer AG/Stock Photo Fotolia, Bayer (Pty) Ltd, South Africa; S. 36/37: Peter Ginter, Sascha Eilmus; S. 38/39: Kubikfoto; S. 40/41: Bayer Crop­Science AG; S. 42/43: Bayer CropScience AG; S. 44/45: Bayer Crop­Science AG; S. 46/47: privat, Bayer CropScience AG, iStock von Getty Images Redaktionsanschrift Bayer CropScience Aktiengesellschaft Communications Alfred-Nobel-Straße 50 D-40789 Monheim am Rhein, Deutschland Telefon: +49 21 73 38 35 40 E-Mail: [email protected] www.cropscience.bayer.com Zukunftsgerichtete Aussagen Farming’s Future kann bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen enthalten, die auf den gegen­ wärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung des Bayer-Konzerns bzw. seiner Teilkonzerne beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweichen. Diese Faktoren schließen diejenigen ein, die Bayer in veröffentlichten Berichten beschrieben hat. Diese Berichte stehen auf der Bayer-Website www.bayer.de zur Verfügung. Die Gesellschaft übernimmt keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen. Farming’s Future ist eine international veröffentlichte Zeitschrift, die nicht als Werbung oder Produktangebot gedacht ist. Sie bietet auch Informationen zu Produkten, die nicht in allen Ländern zugelassen sind. Wir bitten unsere Leser, unbedingt die nationalen Zulassungen sowie die jeweiligen Gebrauchsanleitungen zu beachten. Bayer CropScience AG Alfred-Nobel-Str. 50 40789 Monheim am Rhein, Germany Interaktive Erlebniswelt FARMING’S FUTURE to go Unsere verbesserte Farming’s Future-App für Smartphones und Tablets ist da – mit neuen, ständig aktualisierten Inhalten: Unsere App bietet Ihnen eine Auswahl aktueller Artikel. Zudem entführen Sie exklusive App-Stories auf eine Reise rund um den Globus – tauchen Sie ein in die Welt der Landwirtschaft von morgen. Die neue App ermöglicht ein interaktives Erlebnis auf Ihren Tablets – und von jetzt an ist sie auch auf Ihren Smartphones interaktiv steuerbar: Brandneue Videos, interaktive Spiele und Animationen, Infografiken und Fotogalerien vermitteln Ihnen einen authentischen Eindruck von der Landwirtschaft. Scannen Sie den QR-Code, um zur Farming’s Future-App im App Store zu gelangen. FARMING’S FUTURE IM INTERNET Dieser QR-Code führt Sie direkt zu der globalen Webseite von Farming’s Future: Dort haben Sie Zugang zu allen Beiträgen der vergangenen Ausgaben. 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