Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin 2012 in Zusammenarbeit mit dem Philosophischen Seminar und dem Forschungsschwerpunkt Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt (FSP BIOGUM) der Universität Hamburg Ethik und Psyche Hamburg, 27. –29. September 2012 Call for Abstracts Die Psyche des Menschen übte schon immer eine große Anziehungskraft für philosophische Überlegungen aus, ist sie doch im Gegensatz zu körperlichen Eigenschaften der direkten Beobachtung entzogen und lädt daher ein zu Spekulationen über ihre Wirkungs- und Funktionsweise. Das damit zusammenhängende Leib-Seele Problem hat nicht nur die Philosophie beschäftigt, sondern auch die Medizin. So wird der Status der Psychiatrie als medizinische Wissenschaft bisweilen immer noch bestritten, indem auf den schwer fassbaren Charakter ihres Gegenstands verwiesen wird. Diese Schlachten um die Theorie des psychiatrischen Krankheitsbegriffs scheinen geschlagen und sind insbesondere durch eine verstärkte Biologisierung des menschlichen Geistes beantwortet worden. Gleichwohl ist die psychiatrische Ethik nach wie vor nicht hinreichend ausgearbeitet, speziell im Vergleich zur allgemeinen Medizinethik. Dies hat damit zu tun, dass wir immer noch weit davon entfernt sind, psychische Störungen wirklich zu verstehen, unter anderem auch deshalb, weil sich gezeigt hat, dass psychische Phänomene eben nicht auf hirnphysiologische reduziert werden können. Das nach wie vor unterentwickelte theoretische Verständnis des Gegenstandsbereichs Psyche führt so zu einer ebenfalls vergleichsweise benachteiligten Situation in der ethischen Debatte. Durch die Ausweitung der modernen Neurowissenschaften ergeben sich zudem neue ethische Fragen, die nicht mehr im engen Sinne der psychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Behandlung zuzuordnen sind: Die menschliche Psyche soll dem direkten Zugriff menschlichen Handelns in immer mehr Bereichen zugeführt werden. Die diskutierten Interventionen reichen inzwischen weit über die Behandlung von psychischen Störungen hinaus. Doch ob diese in der angestrebten Breite überhaupt möglich sind, ist selbst durchaus strittig. Inwiefern die Hoffnungen der Lebenswissenschaften auf die Ausdehnung therapeutischer oder schlicht erwünschter Eingriffe in psychische Funktionen berechtigt sind, hängt selbst wieder von einer realistischen Einschätzung der Funktionsweise des Geistes ab. Doch auch die Erforschung der psychischen Funktionen und ihrer Pathologien wirft wiederum ethische Fragen auf, denn sie wird meist an vulnerablen Gruppen durchgeführt. Das hier vorgeschlagene Hauptthema der Jahrestagung der AEM soll theoretische, historische, klinische und ethische Fragen verbinden, wie sie sich in der Psychiatrie, Psychotherapie und in Bezug auf die Konzeptualisierung des mentalen Lebens des Menschen ergeben. Die Hoffnung besteht darin, dass sich daraus eine genuine Ethik der Psyche ergeben könnte, die der Besonderheit der geistigen Erlebnisse des Menschen gerecht wird und nicht einfach die Ergebnisse der allgemeinen Medizinethik auf einen Bereich überträgt, der gewisse Besonderheiten aufzuweisen hat. Folgende Themen können in wissenschaftlichen Beiträgen oder Praxisberichten angesprochen werden: • • Psycho-/Neuroenhancement Nutzen und Zukunft der Psychotherapie • • • • • • • • • • Psychiatrische Ethik Grenzen der Patientenautonomie in der Psychiatrie Das Konzept der Psyche in Verbindung mit Auffassungen der Person Einwilligungskompetenz Forschung mit psychisch Kranken Ethische Aspekte der Gerontopsychiatrie Geistige Behinderung: Klassifikation und normative Auswirkungen in Bezug auf Lebensqualitätsurteile Theoretische und ethische Aspekte der Sucht Normative Fragen der Forensischen Psychiatrie Neuere Diskussionen zum Hirntodkriterium Abstracts (max. 300 Wörter) können bis zum 29. Februar 2012 bei der Geschäftsstelle der AEM in Göttingen eingereicht werden. Abstracts sollen im Dateiformat (kompatibel mit Word für Windows) sein und Namen, Institution und Adresse der Autorin/des Autors, Titel des Vortrags sowie eine Darstellung der Fragestellung, Methodik und Ergebnisse enthalten. Der Eingang des Abstracts wird bestätigt; die Begutachtung erfolgt anonym. Die Autorinnen und Autoren der angenommenen Vorträge werden bis zum 15. April 2012 benachrichtigt. Während der Tagung wird eine Kinderbetreuung angeboten. Kontaktadresse der AEM: Geschäftsstelle der Akademie für Ethik in der Medizin e.V., Humboldtallee 36, D-37073 Göttingen, Tel.: +49 (0)551 39-9680, Fax: +49 (0)551 39-3996, E-Mail: [email protected]