14.05.2004 11:21 Uhr Seite 183 Institut für Molekulare Immunologie Institute of Molecular Immunology München / Munich (Direktorin / Director: Prof. Dr. Dolores J. Schendel) ie Forschungsaktivitäten des Instituts bewegen sich im Grenzgebiet zwischen Hämatologie, Immunologie, Onkologie und Transplantationsbiologie. Hier werden Konzepte zur Modulation des Immunsystems mittels zell- und molekularbiologischer Methoden entwickelt. Untersucht werden neue Strategien der Immuntherapie und Gentherapie bei Krebs sowie bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Transplantat-Abstoßungsreaktionen. Dabei kommen Tiermodelle und Invitro-Studien mit isolierten Zellen des menschlichen Immunsystems zum Einsatz. Auf der Grundlage dieser Strategien werden in enger Kooperation mit medizinischen Fakultäten sowohl innerhalb als auch außerhalb Münchens klinische Studien entworfen und umgesetzt. Am Institut für Molekulare Immunologie arbeiteten zum Jahresende 7 Wissenschaftler/innen, 7 Nachwuchswissenschaftler/ innen, 7 Doktoranden/innen, 9 technische Assistenten/innen und mehrere Gäste an immunologischen Projekten der Grundlagenforschung bzw. der anwendungsorientierten Forschung. Im Jahr 2003 promovierte eine Doktorandin in der Biologie (Dr. rer. nat.), und ein Doktorand absolvierte seine humanmedizinische Promotion (Dr. med.). Als Beispiel unserer Forschungsaktivitäten im Jahr 2003 stellen wir zwei Projekte aus der Arbeitsgruppe Tumorimmunologie und der Klinischen Kooperationsgruppe „Hyperthermie“ vor. D Die Institute 183_188_imi.qxd esearch at the institute is focused on the intersecting field between haematology, immunology, oncology, and transplantation biology. Concepts are developed for modulating the immune system using cellular and molecular methods. New strategies are investigated for the immunotherapy and gene therapy of cancer, and the treatment of autoimmune diseases and transplant rejection reactions. The research uses both animal models and in vitro studies with isolated cells from the human immune system. Clinical studies based on these strategies are designed and carried out in close cooperation with medical faculties both in Munich and elsewhere. We present two projects as examples of our activities in 2003: one from the ‘Tumour Immunology’ group and one from the clinical co-operation group ‘Hyperthermia’. There are currently 7 scientists, 7 junior scientists, 7 postgraduate students, and 9 technicians at the institute carrying out basic and applied immunological research. In 2003, two students were awarded doctorates, one in biology and one in medicine. R Der Einfluss von B7-1, B7-H1 und IL-2 auf die Expansion von Tumor-spezifischen T-Zellen beim Nierenzellkarzinom B. Frankenberger, E. Nössner, H. Pohla, N. Baur und D. J. Schendel Trotz der immer noch sehr ungünstigen Prognose für das metastasierte Nierenzellkarzinom (RCC) werden große Hoffnungen auf neue Immuntherapie-Ansätze gesetzt, da das RCC, ähnlich wie das Melanom, als immunogener Tumor eingestuft wird und in GSF 183 183_188_imi.qxd 14.05.2004 11:21 Uhr Seite 184 seltenen Fällen auch Spontanremissionen beobachtet werden können. Normalerweise befindet sich das Immunsystem in einem homeostatischen Gleichgewicht, das durch eine Vielzahl von positiven und negativen Signalen reguliert wird. Tumorzellen sind aber in der Lage, diese Balance derart zu beeinflussen, dass für T-Zellen aktivierende Signale von negativen Signalen quantitativ oder/und qualitativ dominiert werden können. Ein besseres Verständnis der Mechanismen, die zur T-Zell-Anergie/-Abschaltung im Tumormilieu führen, soll letztendlich der Verbesserung immuntherapeutischer Behandlungskonzepte dienen und den Patienten zu einer effektiveren Abwehr ihres autologen Tumors verhelfen. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung einer Antitumor-Antwort wird dem T-ZellWachstumsfaktor Interleukin-2 (IL-2) zugeschrieben, der für die klonale Expansion und das Überleben von T-Zellen sowie für die Heraufregulation von anti-apoptotischen Molekülen der Bcl-Familie in T-Zellen verantwortlich ist. Besonders auf IL-2 basierende Immuntherapien haben in mehreren Studien bereits erfolgversprechende Ansprechraten auch beim Nierenzellkarzinom nachweisen können. Eine weitere Schlüsselrolle bei der Regulation der T-Zell-Aktivierung bzw. -Toleranzinduktion spielen die Rezeptor-LigandenPaare der B7-Familie. Die B7-Moleküle B7-1 (CD80) und B7-2 (CD86) können an zwei verschiedene Rezeptoren binden: die Bindung an den kostimulatorischen CD28-Rezeptor auf v.a. ruhenden T-Zellen führt nach spezifischer Ligation des T-Zell-Rezeptors (TZR) mit dem Peptid-MHC-Komplex (pMHC) zur klonalen Expansion von T-Zellen, der autokrinen IL-2-Freisetzung sowie zur Expression von anti-apoptotischen Molekülen. Im Gegensatz dazu kommt es nach Bindung an den inhibitorischen CTLA-4- (CD152) Rezeptor auf aktivierten T-Zellen nach erfolgreicher Entwicklung einer Immunantwort wieder zur Abschaltung der T-Zell-Antwort. In jüngster Zeit sind noch weitere v.a. negative kostimulatorische Mitglieder der B7-Familie beschrieben worden, die aktiv Immunantworten aufgrund einer fehlenden T-Zell-Proliferation, gehemmten IL-2-Synthese und Induktion von Apoptose in Effektor- 184 GSF CTLs inhibieren können. Die meisten Untersuchungen beschränken sich derzeit auf den PD („programmed death“)-1-Rezeptor auf aktivierten T-Zellen und seine beiden Liganden B7-H1 (PD-L1) und PD-L2 (B7-DC). So entwickeln beispielsweise PD-1-defiziente Mäuse systemische Autoimmunerkrankungen und belegen zusammen mit B7-H1-/PD1-Blockierungsexperimenten die wichtige Rolle der PD-1:B7-H1-Ligation als negativen Regulationsmechanismus in Lymphozyten in vivo. Wir untersuchten in einem In-vitro-Testsystem den Einfluss der immunmodulatorischen Moleküle IL-2, B7-1 und B7-H1 auf die Expansion und das Überleben von tumorspezifischen T-Zellen anhand unseres gut charakterisierten RCC-26-Systems. Am Tumorort des Patienten 26 dominierten v.a. zwei Klone tumorinfiltrierender Lymphozyten (TIL), die sich nur geringfügig in ihrer Antigen-erkennenden CDR3-Region unterschieden und die wir TIL-26-GG bzw. TIL-26-LSG nannten. Diese Klone konnten über einen langen Zeitraum in geringer Anzahl in der Peripherie des Patienten 26 nachgewiesen werden und könnten als wichtige Quelle für tumorspezifische Effektor-CTL für eine erfolgreiche Antitumor-Antwort bei RCC-Patienten dienen. Beide Klone standen uns durch limitierende Verdünnungsversuche zur Verfügung und zeigten eine MHC-restringierte (HLA-A*0201), Tumorantigen-spezifische Lyse von RCC-26-Zellen, nicht aber von Normalnierenzellen des Patienten 26. Die tumorspezifischen TZR-Sequenzen beider Klone wurden in unseren Versuchen als molekulare Marker eingesetzt, um eine Reaktivierung bzw. Expansion von tumorspezifischen Gedächtniszellen nachweisen zu können. Mit Hilfe von RT-PCR- und ImmunfluoreszenzAnalysen konnten wir zeigen, dass die Tumorzellen im Gegensatz zu den Normalnierenzellen von Patient 26 das negative Kostimulationsmolekül B7-H1 exprimieren, während das positive Kostimulationsmolekül B7-1 auf der Oberfläche der Tumorzellen fehlt. Darüber hinaus zeigten die FACS-Analysen für die in situ-dominanten TIL-26-Klone „GG“ und „LSG“ eine spezifische Anfärbung für den Rezeptor PD-1, CD28 und CTLA-4. Um einen Einfluss von IL-2 auf die Expansion von tumorspezifischen T-Zellen analy- 183_188_imi.qxd 14.05.2004 11:21 Uhr Seite 185 RCC-26 RCC-26/B7/ IL-7 PBMC-26 + exogenes IL-2 GG LSG GG GG GG n.d. n.d. GG GG n.d. n.d. - - Die Institute LSG GG MLTC #4 RCC-26/B7/ IL-2 GG MLTC #3 GG RCC-26/B7 GG MLTC #2 RCC-26 MLTC #1 Tumor-assoziierte TZR-CDR3-Region* Abb. 1: Ex-vivo-Expansion von tumorassoziierten T-Zellen in der MLTC. PBMC von Patient 26 wurden in einer MLTC unter Zugabe von exogenem IL-2 mit verschiedenen gentechnisch modifizierten RCC-26-Linien stimuliert. Nach vier Stimulationsrunden wurden die Zellen geerntet, RNS isoliert und Tumorantigen-assoziierte TZR-Sequenzen mit Hilfe der RT-PCR sowie nachfolgender direkter Sequenzierung der TZR-CDR3-Region analysiert. * Gezeigt sind die ersten beiden Aminosäuren, die für die CDR3-Region der TIL-26-GG und TIL-26LSG charakteristisch sind; „-“ bedeutet, dass TIL-26-spezifische Sequenzen nicht detektiert werden konnten und „n.d.“, dass TIL-26-spezifische Sequenzen nicht bestimmt wurden. sieren zu können, verwendeten wir Tumorzellen des Patienten 26 sowie gentechnisch modifizierte Tumorzellen dieses Patienten (RCC26/B7-1, RCC26/B7-1/IL-2, RCC-26/B71/IL-7) als Stimulatorzellen in einer autologen gemischten Lymphozyten-/Tumorzellkultur (MLTC; siehe Abb. 1 und Abb. 2). In wöchentlichen Abständen wurden hierzu Blutlymphozyten (PBMC) des Patienten 26 mit den unmodifizierten Tumorzellen bzw. den RCC-Transduktanten in Gegenwart oder in Abwesenheit von exogenem IL-2 stimuliert. Die T-Zellen dieser Stimulationskulturen wurden nach jeweils 8-10 Tagen geerntet, gezählt und dann erneut im selben Verhältnis mit den verschiedenen Tumorzellen stimuliert. Ein Teil der T-Zellen wurde nach jeder Stimulationsrunde molekularbiologisch auf Vorhandensein der charakteristischen tumorassoziierten TZR-Sequenzen mit Hilfe einer quantitativen „real-time-RTPCR“ (Light Cycler System) und CDR3-spezifischen Primern untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigten für die Kulturen, ohne exogen zugefügtes IL-2, dass tumorspezifische TZR-Transkripte kontinuierlich bis zur 4. Stimulationsrunde abnehmen, wenn mit unmodifizierten oder B7-transfizierten Tumorzellen stimuliert wurde. Wurde dagegen mit den Doppeltransduktanten (RCC26/B7-1/IL-2) stimuliert, so war für die 4 Stimulationsrunden, auch in Abwesenheit von exogenem IL-2, eine deutliche Zunahme an tumorassoziierten TZR-Transkripten wie auch an anti-apoptotischem Bcl-XL zu verzeichnen. Diese Zunahme konnte nur auf endogen produziertes IL-2 der Doppeltransduktanten zurückzuführen sein und zeigt die wichtige Rolle von IL-2 für eine erfolgreiche Proliferation und Expansion von tumorspezifischen T-Zellen in diesem In-vitro-Testsystem. Neueste Studien in einem Maus-Tumormodell konnten belegen, dass selbst die B7-H1-vermittelte Inhibition von CD8+ T-Zellen durch exogene IL-2-Gabe dominiert wird und aufgehoben werden kann. In Anlehnung an diese Befunde konnten wir auch in unseren MLTC-Kul- GSF 185 Marker RCC-26/B7-1/IL-2 - IL-2 RCC-26/B7-1/IL-2 RCC-26/B7-1 RCC-26 RCC-26/B7-1/IL-2 RCC-26 + IL-2 Negative control 4. Restimulation + IL-2 RCC-26/B7-1/IL-2 RCC-26 - IL-2 RCC-26/B7-1/IL-2 RCC-26 + IL-2 RCC-26/B7/-1IL-2 RCC-26 RCC-26/B7-1 RCC-26/B7-1/IL-2 - IL-2 3. Restimulation RCC-26/B7-1 2. Restimulation + IL-2 RCC-26 Seite 186 RCC-26/B7-1 1. Restimulation 11:21 Uhr RCC-26/B7-1 14.05.2004 RCC-26/B7-1 183_188_imi.qxd Abb. 2: Die Ex-vivo-Expansion von tumorassoziierten T-Zellen ist IL-2-abhängig. PBMC-26 wurden mit unmodifizierten und genmodifizierten RCC-26-Tumorzellen über vier Restimulationsrunden in wöchentlichen Abständen stimuliert. Während der ersten Stimulationsrunde wurde IL-2 in geringer Dosis noch zu allen drei MLTC-Kombinationen zugegeben. Ab der zweiten Restimulation wurden die einzelnen MLTC-Kombinationen in zwei Fraktionen aufgeteilt, von denen nur jeweils ein Kulturansatz exogenes IL-2 erhielt. Im Gegensatz zu den MLTC-Kombinationen mit exogenem IL-2 kam es bei denjenigen Kombinationen zu einem Verlust von tumorassoziierten TZR-Transkripten, welche kein exogenes IL-2 erhielten und mit RCC-26- oder RCC26/B7-1-Zellen stimuliert wurden. Interessanterweise expandierten tumorassoziierte T-Zellen auch in Abwesenheit von exogenem IL-2, wenn sie mit RCC-26/B7-1/IL-2 stimuliert wurden, aufgrund der endogenen Expression des IL-2Transgens in den Tumorzellen. turen nach exogener IL-2-Zugabe und zunehmender Restimulationsdauer einen deutlichen Anstieg an tumorspezifischen T-Zellen – begleitet wiederum von einer Zunahme an anti-apoptotischem Bcl-XL – feststellen, unabhängig davon, ob mit Tumorzellen allein, den Einfach- oder den Doppeltransduktanten stimuliert wurde. Die Ergebnisse unserer MLTC konnten zeigen, dass Signal 1 (Ligation TZR:pMHC) für eine Proliferation tumorspezifischer T-Zellen nicht ausreicht und die fehlende Proliferation auch nicht allein durch B7-Kostimulation aufgehoben werden kann. Im Gegensatz dazu konnte eine optimale Proliferation der T-Zellen nur dann erreicht werden, wenn gleichzeitig positive Signale über B7-1- und IL-2-Moleküle an die T-Zellen vermittelt wurden. Dieser Befund unterstreicht insbesonders die wichtige Rolle von IL-2 auch bei der Immuntherapie des Nierenzellkarzinoms, indem negative Signalwege wie z.B. über eine potentielle B7-H1:PD-1-Interaktion durch Anwesenheit von IL-2 am Tumorort dominiert werden könnten. 186 GSF Chemotherapie-induzierter Glutathionmangel in immunkompetenten Effektorzellen und seine funktionelle Folgen M. Kuppner, V. Milani, C. von Hesler, K. E. Tschöp, O. Heinz und R. D. Issels In der Therapie solider Tumoren sind meist verwendete antineoplastische Wirkstoffe das Oxazaphosphorine-Cyclophosphamid und dessen Isoform Ifosfamid. Wird Ifosfamid systemisch verabreicht, wirkt es sowohl auf die Tumorzellen selbst als auch auf immunologisch relevante Zellpopulationen wie T-Zellen, natürliche Killerzellen und dendritische Zellen. In vivo wird Ifosfamid durch hepatische Oxidasen zu 4-Hydroxiifosfamid (4-OH-IF) metabolisch aktiviert. Es wurde bereits gezeigt, dass sowohl die aktivierte Form von Ifosfamid als auch ein Abbauprodukt (Akrolein), eine Depletion des Thiols Glutathion (GSH) in verschiedenen Zellarten verursacht. GSH spielt in vielen verschiedenen biologischen Seite 187 Prozessen eine Rolle. Dazu gehören Entgiftung, DNS- und Proteinsynthese, Transport und Enzymaktivierung, die Erhaltung des zellulären Redox-Potentials sowie der Schutz vor oxidativem Stress. Desweiteren verursacht GSH eine Reduktion der proliferativen Aktivität von Lymphozyten, da diese GSH beim Übergang von der G1- in die S-Phase des Zellzyklus benötigen. Unsere Arbeitsgruppe untersuchte die Wirkung von 4-Hydroperoxyifosfamid (4-OOH-IF), einer Vorstufe von 4-OH-IF, auf NK-Zellen und zytotoxische Lymphozyten. Wir konnten zeigen, dass Ifosfamid die Proliferation und die zytotoxische Antwort beider Zelltypen dosisabhängig hemmt. Diese Effekte waren von der Verfügbarkeit des intrazellulären GSH abhängig. Die Wirkung von Ifosfamid auf das GSH-Niveau und auf die zytotoxische Aktivität war bei NK-Zellen wesentlich schwächer als bei T-Zellen. Ein Grund dafür könnte der gemessene höhere initiale GSH-Spiegel und die höhere GSHSyntheserate der NK-Zellen sein. Obwohl die Wirkung von 4-OH-IF und die resultierende GSH-Depletion in T- und NK-Zellen bereits untersucht wurden, war die Wirkung von 4-OH-IF auf das GSH-Niveau in antigenpräsentierenden Zellen (APZ), wie Monozyten und dendritischen Zellen, unbekannt. Dendritische Zellen (DZ) sind die wichtigsten Antigen-präsentierenden Zellen. Durch ihre einzigartige Eigenschaft, eine primäre T-Zell-Antwort zu induzieren, sind DZ-Schnittstelle zwischen der angeborenen und der adaptiven Immunantwort. Unreife dendritische Zellen sind für die Aufnahme und Prozessierung von Antigenen verantwortlich. Nach ihrer Ausreifung präsentieren sie als reife DZ antigene Peptide an T-Zellen. Unsere Arbeitsgruppe hat den Einfluss von 4-OH-IF auf den GSH-Spiegel von unreifen und reifen DZ sowie Monozyten im Vergleich zu T-Zellen und NK-Zellen untersucht. Dabei hatten DZ einen höheren konstitutiven GSH-Spiegel als T-Zellen und NK-Zellen bei gleichen Spendern. Die Dendritischen Zellen zeigten eine geringere GSH-Depletion durch 100 µM 4-OH-IF als die T- bzw. NK-Zellen (Abb. 3). In Übereinstimmung mit früheren Ergebnissen wurde beobachtet, dass NKZellen eine geringere Sensitivität gegenüber 4-OF-IF besitzen als T-Zellen (Abb. 4). 45 40 CON 35 IFO (100 µM) 30 25 20 15 10 5 0 T cells NK cells monocytes Immature Mature DC DC Abb. 3: Der Gluthation-Spiegel von T-Zellen, NK-Zellen, Monozyten, unreifen sowie reifen dendritischen Zellen (DZ) nach Behandlung mit Ifosfamid für 90 min. Die Institute 11:21 Uhr nM GSH/mg protein 14.05.2004 120 IFO 50 µM IFO 100 µM IFO 200 µM 100 % of control GSH 183_188_imi.qxd 80 60 40 20 0 T cells NK cells monocytes Immature Mature DC DC Abb. 4: Immun-Effektorzellen besitzen unterschiedliche Suszeptibilität gegenüber Ifosfamidinduzierter Glutathion-Depletion. Die Behandlung von – aus Monozyten mittels IL-4 und GM-CSF generierten – DZ mit 4-OH-IF führte zu einer signifikanten Reduktion ihrer Fähigkeit, T-Zellen in einer MLR (Gemischte Lymphozyten Reaktion = allogeneic mixed leucocyte reaction) zu stimulieren. Der GSH-Spiegel kann durch Behandlung der DZ mit Gluthation-monoethylester (GSH-OEt) rekonstituiert werden. Dies hat zur Folge, dass auch die allostimulatorische Fähigkeit (Abb. 5) der DZ sowie die Fähigkeit zur IFN--Sekretion wiederhergestellt werden. Die Induktion einer alloreaktiven PBLProliferation durch DZ hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel ihrer Ausreifung, der Expression kostimulatorischer Moleküle und dem Zytokinmilieu. 4-OH-IF hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Expression des Ausreifungsmarkers CD83, der kostimulatorischen Molekülen CD40 und CD86 sowie von MHC Klasse I und HLA-DR. IL-12 spielt eine wichtige Rolle bei der GSF 187 14.05.2004 % of control GSH values 183_188_imi.qxd 11:21 Uhr Seite 188 120 Zellproliferation in einer MLR und kann auch die Sekretion von IFN-gamma induzieren. Wir konnten zeigen, dass 4-OH-IF eine signi- fikante Reduktion des GSH-Spiegels und der IL-12-Sekretion bewirkte. Durch eine nachfolgende Behandlung der DZ mit GSH-OEt erlangten die Zellen erneut die Fähigkeit, IFN- und IL-12 zu sezernieren sowie T-Zellen zu stimulieren. Dies weist darauf hin, dass der primäre Effekt von 4-OH-IF die GSH-Depletion ist und die verminderte Sekretion von IFN- und IL-12 sowie die verminderte T-ZellStimulierung als die Folge der GSH-Depletion auftritt. Zusammenfassend zeigen unsere Untersuchungen, dass ein Hauptvertreter der Chemotherapie, der häufig bei der Behandlung maligner Erkrankungen verabreicht wird, den intrazellulären GSH-Spiegel myeloischer DZ depletiert. Dies führt zu einer verminderten Fähigkeit der DZ, naive T-Zellen zu stimulieren. Die verwendeten Ifosfamid-Konzentrationen liegen im klinisch relevanten Bereich. GSH-OEt, das den intrazellulären GSH-Spiegel rekonstituiert, hebt die inhibitorischen Effekte auf. Daher werden für Tumorpatienten therapeutische Ansätze angestrebt, bei denen der GSHSpiegel nach Behandlung mit Ifosfamid wiederhergestellt wird, um die funktionelle Aktivität der DZ zu steigern. 100 80 60 40 20 0 IFO IFO + ester 45000 40000 35000 cpm 30000 25000 20000 15000 10000 5000 0 CON DC + PBL IFO DC + PBL IFO/ester DC + PBL PBL alone Abb. 5: (A) Der Gluthation-Spiegel dendritischer Zellen ist nach Ifosfamid-Behandlung vermindert und kann durch die Zugabe von Glutathionmonoethylester (GSH-OEt) wieder hergestellt werden. (B) Ifosfamid-Behandlung hat eine verminderte allostimulatorische Kapazität von DZ zur Folge, die durch Behandlung mit GSH-OEt wieder hergestellt wird. Zusammenarbeit Ausgewählte Veröffentlichungen Zusammenarbeit besteht mit der Chirurgischen Klinik und Poliklinik, Klinikum Großhadern; dem Institut für klinische Radiologie, Klinikum Großhadern; der Orthopädischen Klinik und Poliklinik, Klinikum Großhadern; der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Klinikum Großhadern sowie dem Department Pharmazie, Zentrum für Pharmaforschung, LMU München und MaxPlanck-Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen. Kuppner, M.C., Scharner, A., Milani, V., Von Hesler, C., Tschöp, K.E., Heinz, O., Issels, R.D. Ifosfamide impairs the allostimulatory capacity of human dendritic cells by intracellular glutathione depletion. Blood, 102: 3668-3674 (2003) Zusatzfinanzierung durch HGF-Strategiefonds und im Rahmen der Zusammenarbeit mit der LMU München, Nr. 70-2301-IS2“ Immunologische Parameter bei regionaler Hyperthermie und systemischer Chemotherapie“ durch Deutsche Krebshilfe, Förderung im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereiches 455 Projekt B9 „Virale Funktionen und Immunmodulation“ Mocikat, R., Braumüller, H., Gumy, A., Egeter, O., Ziegler, H., Reusch, U., Bubeck, A., Louis, J., Mailhammer, R., Riethmüller, G., Koszinowski, U., Roecken, M.: Natural killer cells activated by MHC class I (low) targets prime dendritic cells to induce protective CD8 T cell responses. Immunity 19(4), 561-569 (2003) 188 GSF Kolb, H.J., Schmid, C., Barrett, A.J., Schendel, D.J.: Graftversus-leukemia reactions in allogeneic chimeras. Blood Sep 4 [Epub ahead of print] (2003) Boehm, T., Hofer, S., Winklehner, P., Kellersch, B., Geiger, C., Trockenbacher, A., Neyer, S., Fiegl, H., Ebner, S., Ivarsson, L., Schneider, R., Kremmer, E., Heufler, C., Kolanus, W.: Attenuation of cell adhesion in lymphocytes is regulated by CYTIP, a protein which mediates signal complex sequestration. EMBO J. 22(5), 1014-24 (2003)