Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Response-Funktionen • Bisher haben wir vorwiegend Eigenschaften des thermodynamischen Gleichgewichts untersucht. • Diese stellen aber nur einen beschränkten Ausschnitt der interessierenden Phänomene dar. • Zur theoretischen Behandlung von Nichtgleichgewichtszuständen gibt es vielfältige Ansätze. • Die lineare Antworttheorie beschränkt sich auf kleine Störungen aus Gleichgewichtszuständen und untersucht die Reaktion des untersuchten Systems auf solche kleine Störungen. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 1 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Sie stellt andererseits einen recht allgemeinen Rahmen dar, da keine Einschränkungen bezüglich der Natur der Störung oder deren zeitlichem und räumlichem Verhalten gemacht werden müssen, solange diese nur insgesamt klein sind. • Es seien n̂A (r) Dichten von Observablen, beispielsweise Teilchendichte, Stromdichte, Energiedichte, Magnetisierung und andere. • Dazu gehören konjugierte Felder hA (r, t), beispielsweise Potentiale, Kraftfelder, Temperaturdifferenzen, Magnetfeld und andere. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 2 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Das betrachtete System sei durch einen, im Allgemeinen zeitabhängigen, Hamiltonoperator H = H0 − XZ hA (r, t) n̂A (r)d3 r (1) A beschrieben. • Dabei sei H0 der Hamiltonoperator des ungestörten Systems, und die Störungen hA (r, t) seien so klein, dass man sich auf Störungsrechnung erster Ordnung beschränken kann. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 3 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Wir untersuchen den Erwartungswert einer Dichte n̂A (r) zur Zeit t: hn̂A (r, t)ih , falls Störungen vorhanden sind. • Die Dichten seien so gewählt, dass im Gleichgewicht hn̂A (r, t)i0 = 0 ist. • Falls die Störungen hinreichend klein sind, ist hn̂A (r, t)ih = XZ Z B t RAB (r−r 0 , t−t0 )hB (r0 , t0 )d3 r0 dt0 −∞ (2) • Dabei haben wir Kausalität vorausgesetzt und Homogenität in Raum und Zeit für das ungestörte System. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 4 . Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Die Funktionen RAB (r − r 0 , t − t0 ) nennt man lineare Antwort- oder Responsefunktionen. • Es sei ρh (t) der statistische Operator in Gegenwart der Störungen. • Dann ist hn̂A (r, t)ih = Tr n̂A (r) ρh (t) SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg . (3) Seite 5 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Die Zeitabhängigkeit von ρh (t) ist durch die von-Neumann-Gleichung −i d ρh (T ) = [H(t), ρh (t)] dt ~ (4) gegeben. • Daraus erhält man, unter Verwendung der zyklischen Invarianz der Spur, d −i hn̂A (r, t)ih = Tr [n̂A (r), H(t)] ρh (t) dt ~ , (5) wobei für H(t) (??) zu verwenden ist. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 6 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Der Satz von Dichten n̂A (r) sei vollständig in dem Sinn, dass für jede Dichte −i [n̂A (r), H0 ] = ~ XZ LAC (r − r̄) n̂C (r̄)d3 r̄ (6) C geschrieben werden kann. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 7 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Der Satz sei linear unabhängig in dem Sinn, dass die Zerlegung (??) eindeutig ist. • Damit wird d hn̂A (r, t)ih = dt XZ LAC (r − r̄)hn̂C (r̄, t)ih d3 r̄ C Z X i + h [n̂A (r), n̂C (r0 )] i0 hC (r0 , t)d3 r̄ ~ C • Dabei können wir, wenn wir uns auf lineare Terme in h beschränken, für den Erwartungswert des Kommutators den Gleichgewichtserwartungswert verwenden. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 8 (7). Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Setzen wir darin noch (??) ein, erhalten wir als Bewegungsgleichung der Responsefunktionen d RAB (r − r 0 , t − t0 ) = dt XZ LAC (r − r̄) RCB (r̄ − r 0 , t − t0 )d3 r̄ C i + h [n̂A (r), n̂B (r0 )] i0 δ(t − t0 ). ~ • Die Bedingung der Kausalität ist RAB (r, t) = 0 für t < 0. Speziell für t → 0+ erhält man i RAB (r − r , 0 ) = h [n̂A (r), n̂B (r0 )] i0 ~ 0 SS 2005 + Heermann - Universität Heidelberg . (9) Seite 9 (8) Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Fluktuationen • Wir hatten bereits die Fluktuationen der Energie mit der spezifischen Wärme in Zusammenhang gebracht und dabei das kanonische Ensemble verwendet. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 10 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Betrachten wir nun die Fluktuationen in der Teilchenzahl, dann erhalten wir < (δN )2 > = < (N − < N >)2 > (10) = < N 2 > − < N >2 (11) XX X 2 Ni P i − Ni Nj Pi Pj (12) = i = i 2 ∂ ln Zgk ∂(βµ)2 j . (13) β,V • Also stehen die Teilchenzahlfluktuationen mit der Kompressibilität in Zusammenhang. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 11 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Ganz allgemein erhalten wir ∂<X> − =< (δX)2 > ∂ξ . (14) • Die rechte Seite dieser Gleichung ist stets positiv, und die linke Seite bestimmt die Krümmung der thermodynamischen freien Energie. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 12 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Beispiele: Molekular Dynamik • Wir erinnern uns an die Beziehung 3 hEk i = N kB T 2 , die die Temperatur T mit dem Erwartungswert der kinetischen Energie in Beziehung setzt. • Bei MD Simulationen betrachten wir im Allg. eine Hamiltonfunktion H = Ek + U X 1X mvi2 + U (rij ) = 2 i i<j SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 13 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Das System besitzt also eine konstante Energie, d. h. die Temperatur kann nicht konstant sein. • Ein Weg, eine konstante Temperatur einzuführen, ist, die kinetische Energie konstant zu halten: X mvi2 = const . i SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 14 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem 1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: SS 2005 Wähle ~ri 0 , ~vi 0 for i=0; i < N do Berechne die Kräfte F~ (rin , vin ) Berechne ~ri n+1 , ~vi n+1 P Berechne i m(vin+1 )2 = Λ Skaliere die Geschwindigkeiten, so dass Λ der gewünschten Temperatur entspricht end for Heermann - Universität Heidelberg Seite 15 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Alle Geschwindigkeiten werden skaliert, d.h. es wird angenommen, dass alle Teilchen und jedes Gebiet eine und nur eine Temperatur haben. • Wie soll der Skalenfaktor aussehen? Zählt man P 2 mv i = const als eine Nebenbedingung und vermindert i dadurch die Zahl der Freiheitsgrade s (3N − 4)kB Tref P β= mi vi2 wobei die Nebenbedingung Gesamtimpuls = 0 berücksichtigt worden ist. • Welche Geschwindigkeiten sollen skaliert werden? SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 16 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Bei einigen Integrationsverfahren werden Halbschrittgeschwindigkeiten berechnet! 1X L= mvi2 − U (r) (U 6= U (r, ṙ)) 2 i ∂L d ∂L − =0 ∂ri dt ∂ ṙi (15) (16) • Betrachte das folgende dissipative System d ∂L − ∂ri dt ∂L ∂ ṙi = −F (ri , ṙi ) ∂V d ∂V + Ann. F (ri , ṙi ) = − ∂ri dt ∂ri SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg (17) (18) Seite 17 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem d.h. die verallgemeinerten Kraft läßt sich nach einem verallgemeinerten Potential ableiten. Def. L0 := L − V 0 d ∂L − → ∂ri dt 0 ∂L ∂ ṙi =0 (20) Ann. V = ξ(r, ṙ)φ(r, ṙ) (21) ∂φ ∂ξ = pi + ξ +φ ∂ ṙi ∂ ṙi (22) → mṙi SS 2005 (19) Heermann - Universität Heidelberg Seite 18 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem ∂U ∂φ ∂ξ ṗi = − −ξ −φ ∂ri ∂ri ∂ri 1X 2 Ann. φ = φ(ṙ) = mri − Λ = 0 2 ∂φ → mṙi = pi + ξ ∂ ṙi ∂U ṗi = − ∂ri s pi 2mΛ P 2 → mṙi = m j pj ṗi SS 2005 ∂U = − ∂ri Heermann - Universität Heidelberg (23) (24) (25) (26) (27) (28) Seite 19 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Thermodynamik • Die Thermodynamik ist eine Theorie, die sich mit Systemen befasst, die stets im Gleichgewicht sind. • Werden Veränderungen an einem System vorgenommen, dann gehen die Veränderungen so langsam vor, dass man stets vom Gleichgewicht sprechen kann. • Hierbei nehmen wir zunächst ein intiutives Verständnis von Begriff Gleichgewicht an. • Aus der Alltagserfahrung wissen wir, dass wir bei makroskopischen Systemen, und nur solche wollen wir hier betrachten, nur eine begrenzte Anzahl von Parametern benötigen, um den Zustand zu beschreiben. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 20 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Solche Parameter sind Druck P oder das Volumen V . • Betrachte etwa das folgende Experiment. • Wir bringen in einen Container mit variablem Volumen ein Gas ein. Wir beobachten, dass nach einiger Zeit sich ein Volumen V eingestellt hat. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 21 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Reicht die Angabe des Volumens, um den Zustand des Gases zu charakterisieren? • Was ist ein System? • Ein thermodynamisches System ist von der Umgebung durch Wände mit besonderen Eigenschaften getrennt. • Solche Wände erlauben oder verhindern verschiedene Arten von Wechselwirkungen zwischen dem thermodynamischen System und seiner Umgebung. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 22 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Dabei unterscheiden wir offene Systeme Stoff- und Energieaustausch geschlossene Systeme Energieaustausch, kein Stoffau adiabtische Systeme Kein Wärmeaustausch isoliertes (abgeschlossenes) System Kein Stoff-, kein Energieaustau • Weiter sei das System einfach, d.h., es ist makroskopisch homogen, isotrop, nicht geladen und genügend groß, so dass Oberflächen keine Rolle spielen (thermodynamischer Limes). SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 23 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Wir nehmen weiterhin an, dass es makroskopische Gleichgewichtszustände gibt, die vollständig durch endlich viele Parameter beschrieben werden können. • Diese Parameter heißen Zustandsgrößen. • Ein thermodynamischer Zustand wird durch die Gesamtheit der unabhängigen makroskopischen Parameter eines Systems bestimmt, d.h., er wird durch die Menge aller thermodynamischen Variablen, die für die eindeutige Beschreibung des Systems erforderlich sind, festgelegt. • Die Anzahl der Variablen ist dabei oft von der Art des Systems abhängig. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 24 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Jeden denkbaren Zustand, der durch dieselben statistischen Werte für das Gesamtsystem beschrieben werden kann - z.B. durch ein- und dieselbe innere Energie, dieselbe Temperatur oder dieselbe Dichte - nennen wir einen Makrozustand. • In der klassischen Thermodynamik werden nur Gleichgewichtszustände betrachtet, da sich nur unter diesen Voraussetzungen sinnvolle thermodynamische Parameter definieren lassen. • D.h., die äußeren Bedingungen ändern sich so langsam (quasistatisch), dass das System in jedem Augenblick näherungsweise im Gleichgewicht ist. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 25 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Erstes, zweites und drittes Gesetz • Der Vollständigkeit halber führen wir die Grundpostulate nochmals an. Axiom 0.1 Nullter Hauptsatz der Thermodynamik Befinden sich die Systeme A und B, sowie B und C im thermischen Gleichgewicht, so befinden sich auch die Systeme A und C im thermischen Gleichgewicht. • Dies beschreibt die Transitivität des thermischen Gleichgewichtes. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 26 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Axiom 0.2 Erste Hauptsatz der Thermodynamik Die Änderung der inneren Energie eines Systems ist gleich der Summe der (in gleichen Energieeinheiten) von außen zugeführten Wärmemenge und der zugeführten Arbeit. Bei einem Kreisprozess ist die Summe von zugeführter Wärme und Arbeit gleich Null. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 27 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Wird in einen geschlossenen System (Energieaustausch möglich) Energie in Form von Wärme oder mechanischer Arbeit zugeführt (abgeführt), erhöht sich die innere Energie E des Systems. E2 –E1 = ∆Q + ∆W , (29) wobei ∆Q die zugeführte Wärmemenge und ∆W die zugeführte Arbeit ist. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 28 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Durchläuft das System einen Kreisprozess (siehe weiter unten), bei dem es am Ende wieder in dem gleichen Zustand ist wie am Anfang, muss die innere Energie, die nur von dem augenblicklichen Zustand des Systems abhängt, auch wieder die gleiche geworden sein, d.h., E2 = E1 , also 0 = ∆Q + ∆W . (30) • In einem Kreisprozess ist die Summe von zugeführter Arbeit und Wärmeänderung gleich Null. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 29 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Die Zustandsgleichung drückt den funktionalen Zusammenhang der Variablen eines Systems im Gleichgewicht aus. Sie stellt demnach einen funktionalen Zusammenhang zwischen thermodynamischen Zustandsgrößen her. • Dabei wählt man eine der Zustandsgrößen als Zustandsfunktion und die anderen, von ihr abhängigen Zustandsgrößen, als Zustandsvariablen. • In der Thermodynamik versteht man unter einem reversiblen Prozess einen Prozess, bei dem das System wieder in den Ausgangszustand zurückkehren kann, ohne dass in seiner Umgebung irgendwelche Veränderungen eingetreten sind. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 30 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Eine notwendige und hinreichende Bedingung für die Reversibilität ist das thermodynamische Gleichgewicht. Axiom 0.3 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik Im thermodynamischen Gleichgewicht hat ein System eine möglichst große Entropie. Die Entropie eines abgeschlossenen Systems wird nie von alleine kleiner • Der zweite Hauptsatz definiert irreversible Prozesse. • Ein Prozeß, bei dem die Entropie zunimmt, kann offenbar geschehen, der Rückwärtsprozeß jedoch nicht. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 31 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Axiom 0.4 Dritter Hauptsatz der Thermodynamik Bei der Annäherung der Temperatur an den absoluten Nullpunkt (T = 0) wird die Entropie S unabhängig von thermodynamischen Parametern. • Die konstante Entropie bei T = 0 lässt sich als S = kB ln Γ0 (31) scheiben, wobei kB die Boltzmann-Konstante ist und Γ0 die Anzahl der möglichen Mikrozustände im Grundzustand. • Man kann dies auch ausdrücken als: Der absolute Nullpunkt der Temperatur ist unerreichbar (Nernst-Theorem). SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 32 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Legendre Funktionen • Die natürlichen Variablen der Energie E sind die Entropie S, das Volumen V und die Teilchenzahl N . • Zu jeder dieser Variablen gibt es konjugierte Variablen S → T Temperatur (32) V Druck (33) chemisches Potential (34) → P N → µ • Experimentell zugänglich ist im Allgemeinen die Temperatur T und nicht die Entropie. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 33 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Gibt es eine Möglichkeit einen Tuple von Variablen, etwa (S, V, N ) umzuwandlen in (T, V, N )? • Sei allgemein Z eine Zustandsfunktion der Variablen X und Y Z = Z(X, Y ) . (35) • Dann ist dZ = SS 2005 ∂Z ∂X dX + Y ∂Z ∂Y Heermann - Universität Heidelberg dY . (36) X Seite 34 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Sei Z = const dann, folgt (∂Z/∂X)Y ∂Y = − zykl. ∂X Z (∂Z/∂Y )X (∂Z/∂Y )X ∂X = − zykl. ∂Y Z (∂Z/∂X)Y (∂X (∂Y (∂Z −1 = − (∂Y Z (∂Z X (∂X Y (37) (38) (39) . • Sei nun der Zusammenhang zwischen den Größen Z, Y und X implizit gegeben Ω(X, Y, Z) = const SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg , (40) Seite 35 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • dann ergibt sich für das Differential dΩ = ∂Ω ∂X ZY ∂Ω dX + ∂Y ∂Ω dY + ∂Z ZX dZ XY . (41) • Sei Z, Y und X implizit durch Ω gegeben und sei weiter Z = const dann folgt ∂Y ∂X Ω,Z (∂Ω/∂X)Y,Z = − (∂Ω/∂Y )X,Z zykl. . (42) • Bevor wir im thermodynamischen Kalkül fortfahren, wollen wir ein Beispiel der Anwendung dieses Kalküles angeben. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 36 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Beispiele • Angenommen, wir hätten die folgende Zustandsgleichung gegeben P = P (V, T ) , (43) • dann folgt dP = SS 2005 ∂P ∂T dT + V Heermann - Universität Heidelberg ∂P ∂V dV (44) T Seite 37 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Dabei heißt κT = −V ∂P ∂V (45) T die (isotherme) Kompressibilität und 1 α=− V ∂V ∂T (46) P der thermische Ausdehnungskoeffizient . SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 38 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Es gilt: −1 = − (∂X (∂Y Z (∂Y (∂Z X (∂Z (∂X , (47) Y woraus ∂P ∂T = ακT (48) V folgt. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 39 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Maxwell-Relationen • Da Funktionen wie E und S totale Differentiale haben und somit lntegrabilitätsbedingungen genügen, folgt für thermodynamische Potentiale die ldentität der gemischten zweiten Ableitungen. • Beispiel: ∂2E ∂2E = ∂V ∂S ∂S∂V SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg (49) Seite 40 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Es gelten die Maxwell-Relationen ∂T ∂V S ∂T ∂P S ∂S ∂V T ∂S − ∂P T SS 2005 = = = = ∂P − ∂S ∂V ∂S P ∂P ∂T V ∂V ∂T P Heermann - Universität Heidelberg (50) V (51) (52) (53) Seite 41 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Zur Temperatur • Das Axiom 3 der Thermodynamik lässt sich auch als Variationsprinzip formulieren: Bei konstanter Energie ist die Entropie maximal (δS)E ≤ 0 (54) • Angenommen wir hätten zwei Körper A und B, die jeweils die Energien E A und E B bzw. die Entropien S A und S B haben. • Beide Körper werden in Kontakt gebracht. • Nach einiger Zeit wird sich ein Gleichgewicht einstellen. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 42 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Welche Temperaturen haben die beiden Systeme dann? • Nehmen wir an, dass zu Anfang T A 6= T B ist. • Zunächst muss die Änderung der Entropie positiv sein: ∆S > 0 ∆S A + ∆S B > 0 (55) und SS 2005 A ∂S ∂E A A ∆E + V B ∂S ∂E B Heermann - Universität Heidelberg ∆E B > 0 (56) V Seite 43 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Wegen ∆E A = −∆E B folgt 1 1 − B A T T ∆E A > 0 (57) • Nehmen wir an, dass T A > T B zu Anfang, dann muss ∆E A < 0 und falls T A < T B , dann ∆E A > 0. • Demnach fließt die Energie stets von einem warmen Körper zu einem kalten. • Für die Gesamtenergie gilt E = E A + E B und weiter (δ 2 S)E ≤ 0 SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg (58) Seite 44 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Da E = const, folgt ∆E A = −∆E B (59) TA = TB (60) und S extensiv. • Da δE ≥ 0 folgt • Befassen wir uns nochmals mit der Wärme dW = dE + P dV (61) und nehmen wir an, dass die Energie eine Funktion der Variablen T und V ist. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 45 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Damit dW = ∂E ∂T dT + V ∂E ∂V + P dV T (62) • Bei konstantem Volumen folgt ∂E ∂T V dW = dT (63) • Andererseits sei V = V (T, P ), dann dV = ∂V ∂T + P ∂V ∂P (64) T und weiter SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 46 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem ∂E ∂E = + +P ∂T V ∂V T ∂E ∂V + +P dP ∂V T ∂P T dW ∂V ∂T dT P (65) • Also bei konstantem Druck SS 2005 ∂E ∂T + V ∂E ∂V +P T ∂V ∂T Heermann - Universität Heidelberg P dW = dT (66) Seite 47 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Die Wärmezufuhr pro Temperatureinheit heißt Wärmekapazität CV CP SS 2005 ∂E = (67) ∂T V ∂E ∂E ∂V = + +P (68) ∂T V ∂V T ∂T P Heermann - Universität Heidelberg Seite 48 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Es folgt CP = C V + ∂E ∂V +P T ∂V ∂T ∂T ∂V (69) P und SS 2005 ∂E ∂V + P = (CP − CV ) T Heermann - Universität Heidelberg (70) P Seite 49 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Aus E = E(V, T ) folgt dann weiter für die Wärme ∂T dW = CV dT + (CP − CV ) ∂V dV (71) P • Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt: (δ 2 E)S,V,N > 0 • Falls (δ 2 E)S,V,N = 0, dann ist die Stabilität nur durch die Terme höherer Ordnung zu bestimmen. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 50 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Wenn (δ 2 E)S,V,W < 0 dann ist ein System intrinsisch instabil. Satz 0.1 Im thermodynamischen Gleichgewicht gilt: (i) CV ≥ 0 (ii) CP ≥ 0 Korollar 0.1 CP > C V SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 51 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Beweis: δS = 0 = δS1 + δS2 δV1 = δV2 = 0, δN1 = δN2 = 0 δ 2 E = (δ 2 E1 ) + (δE2 ) 2 2 1 ∂ E 1 ∂ E 2 2 = (δS ) + (δS ) 1 2 2 ∂S 2 V,N 2 ∂S 2 V,N 2 ∂ E ∂T T δS1 = −δS2 , = = 2 ∂S V,N ∂S V,N CV SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 52 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem ⇒ 2 (δ E)S,V,N SS 2005 CV ≥ 0. 2 1 T 2 T (δS1 ) = + 2 1 2 CV CV 1 1 1 2 + 2 ≥0 (δS1 ) T = 1 |2 {z } | CV{z CV } ≥0 ⇒ 1 Heermann - Universität Heidelberg ≥0 Seite 53 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Satz 0.2 (i) Die Gibbs freie Energie G(T, P ) = E − T S + P V (−µN ) ist eine konkave Funktion der Temperatur und eine konkave Funktion des Drucks (ii) Die Helmholtz freie Energie F (T, V ) = E − T S ist eine konkave Funktion der Temperatur und eine konvexe Funktion des Volumens. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 54 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Beweis: 1. S=− ⇒ ⇒ SS 2005 ∂ G ∂T 2 2 2 ∂ F ∂T 2 ∂G ∂T =− P = − P = − V ∂S ∂T ∂S ∂T ∂F ∂T P V G, F konkave Funktionen von T . Heermann - Universität Heidelberg V 1 = − CP ≤ 0 T |{z} ≥0 1 = − CV ≤ 0 T |{z} ≥0 Seite 55 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem 2. 2 ∂ G ∂P 2 ∂2F ∂V 2 = − T = − T ∂V ∂P ∂P ∂V = −V KT ≤ 0 T T 1 = ≥0 V KT ⇒ G ist eine konkave Funktion des Drucks, F ist eine konvexe Funktion des Volumens. Es gilt: SS 2005 G = F + PV Heermann - Universität Heidelberg Seite 56 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem Kreisprozesse, Wärmekraftmaschinen • Wir wollen nun den Carnot-Prozeß betrachten. • Der Carnotsche Kreisprozess durchläuft vier Zustandsänderungen: – Isotherme Expansion (A → B) – Adiabatische Expansion (B → C) – Isotherme Kompression (C → D) – Adiabatische Kompression (D → A) • Arbeitsmedium ist ein ideales Gas. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 57 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Isothermen in einem p − V Diagramm erhält man aus der Zustandsgleichung pV = kB T N. (72) • Bei festem N und einer Temperatur T ist also 1 p(V, T ) = kB T N . V SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg (73) Seite 58 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Die Adiabaten erhält man aus dem Ausdruck für die Entropie V 5 3 mkB T S = kB + ln + ln N (74) 2 2 2π~ N 2 durch Elimination der Temperatur mit Hilfe der Zustandsgleichung (??) p(S, V ) ∼ V −5/3 . (75) • Der gesamte Carnot-Prozeß benutzt zwei Isothermen (A → B) mit Temperatur T1 und (C → D) mit T2 . • Die Stücke (B → C) und (D → A) sind Adiabaten. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 59 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Die innere Energie ist unverändert nach dem Prozess (erster Hauptsatz) ∆U = ∆W(A→B) + ∆W(B→C) + ∆W(C→D) + ∆W(D→A) + Q1 + Q2 = 0 (76) • Der erste Teil ist die vom System gewonnene Arbeit. • Der zweite Teil ist die zugeführte Wärmemenge. Für die Arbeit erhalten wir −∆W = Q1 − Q2 SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg (77) Seite 60 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Den Wirkungsgrad definieren wir als ∆W η= ∆Q (78) • Der Wirkungsgrad stellt eine theoretische obere Grenze dar, die nur bei hinreichend langsam (quasistatisch, reversibel) arbeitenden Maschinen erreicht wird. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 61 Vorlesung Statistische Mechanik: N-Teilchensystem • Der Wirkungsgrad bei Carnot-Prozess ist η = = = = −∆W ∆Q Q1 − Q 2 Q1 Q2 1− Q1 T2 1− T1 (79) (80) (81) (82) also der maximal mögliche. SS 2005 Heermann - Universität Heidelberg Seite 62