Versuch: Operationsverstärker 1 Allgemeines Unter einem Operationsverstärker (OP) versteht man einen hoch verstärkenden DiffeĆ renzverstärker. Durch Beschaltung des OP mit anderen hauptsächlich passiven BaueleĆ menten entstehen Operationsverstärker-Schaltungen mit vielfältigen Eigenschaften. Ähnlich dem Transistor gehört der OP zu den Standardbauelementen der SchaltungstechĆ nik [1]. Für die Darstellung in elektronischen Schaltungen wird der OP als Blockschaltungssymbol gemäß Bild 1 gezeichnet. Hierbei werden die Anschlüsse für die Betriebsspannung, die OffĆ set-Spannungskompensation, die Frequenzgangkompensation usw. nicht mit eingezeichĆ net. invertierender Eingang Ausgang nicht invert. Eingang Bild 1 Blockschaltungssymbol des Operationsverstärkers Beim Entwurf von Schaltungen mit OPs rechnet man gewöhnlich mit dem "idealen OperatiĆ onsverstärker", dessen Eigenschaften in Tabelle 1 dargestellt sind. Zum Vergleich wurden in Tabelle 1.1 auch die Datenbereiche realer OPs eingetragen. Tabelle 1 Eigenschaften idealer und realer Operationsverstärker Eigenschaften idealer OP realer OP DifferenzgleichspannungsĆ verstärkung V0 1 5 000 V0 5 000 000 Gleichtaktunterdrückung CMRR 1 90 dB CMRR 140 dB Eingangswiderstände ZP und ZN 1 106 W ZP , ZN 1015 W Eingangsströme IP und IN 0 0,1 pA IP , IN 0,5 mA Ausgangswiderstand Za 0 5 W Za 500 W Slew Rate SR 1 0,2 V/ms SR 50 V/ms Transitfrequenz fT 1 0,1 MHz fT 60 MHz 1 1.1 Grundschaltungen Der größte Teil der Schaltungen mit Operationsverstärkern basiert auf zwei GrundschalĆ tungen, dem invertierenden Verstärker nach Bild 2a und dem nicht invertierenden VerstärĆ ker nach Bild 2b. RN I2 R1 I1 IN Ud U1 V0 Ze Ua0 Za Ua a RN I2 R1 I1 IN Ud V0 Ze Ua0 Za Ua U1 b Bild 2 Grundschaltungen mit Operationsverstärkern a invertierender Verstärker b nicht invertierender Verstärker 2 1.1.1 Berechnung der Verstärkung des invertierenden Verstärkers Man erhält durch Aufstellen der Maschen- und Knotengleichungen entsprechend der in Bild 2a eingetragenen Zählpfeile folgende Ausdrücke: U a0Ą +Ą V 0 @ U d Z aĂ +Ă 0 ! U aĂ +Ă U a0 Ua U1 ) V 0 U1 ) Ud 0 I 1Ą +Ą Ą +Ą R1 R1 Ua0 Ua ) V Ua ) Ud 0 I 2Ą +Ą Ą +Ą RN RN I NĄ +Ą U a0 V 0 @ Ze I 1 ) I 2 ) I NĄ +Ą 0 Die Verstärkung V I der invertierenden OP-Schaltung ergibt sich zu V IĄ +Ą Ua 1 Ą +Ą * V 0Ą ĄĄ. R R U1 1Ă )Ă (V 0 ) 1) 1 Ă )Ă 1 (1.1) RN Ze R1 In Gl. (1.1) kann man den Ausdruck vernachlässigen und erhält nach Umformung für Ze den Betrag der Verstärkung: |V I|Ą +Ą 1 * k Ă Ą , 1 )k V0 mit kĄ +Ą (1.2) R1 Ą +ĄRückkopplungsfaktor. R1 ) RN Für eine große Differenzverstärkung V 0 wird V I VI | R Ą +Ą * 1 Ă @Ă (1 * k )Ą +Ą 1 * 1 Ą +Ą * N V0Ă³R R1 k k (1.3) 1.1.2 Der nicht invertierende Verstärker Für den nicht invertierenden Verstärker nach Bild 2b erhält man V NĄ +Ą V0 ĄĄĄ. 1 ) k @ V0 (1.4) Ist die Differenzverstärkung V 0 sehr groß, vereinfacht sich Gl. (1.4) zu VN | R1 Ą +Ą 1 Ă Ă Ă , Ą Ą Ą Ą mitĂ Ą Ă kĄ +Ą ĂĂĂ. R1 ) RN k V 0Ă³R 3 (1.5) 1.2 Offsetgrößen Die Differenzverstärkerstufen der Operationsverstärker werden mit bipolaren TransiĆ storen oder Feldeffekttransistoren realisiert. Für die Arbeitspunkteinstellung dieser TranĆ sistoren sind Basis- bzw. Gateströme erforderlich. Es treten bei MOSFETs parasitäre Ströme auf. Diese sind in Tabelle 1 mit IP und IN angegeben, siehe auch Bild 8. Den linearen Mittelwert dieser Ströme nennt man Ruhe- oder Vorstrom (Bias current): I BĂ +Ą 0, 5 @ ( ŤI PŤĂ )Ă ŤI NŤ )Ă , (1.6) während man die Differenz mit Offsetstrom bezeichnet: I OffĂ +Ą ŤI PĂ ćĂ I NŤĂ . (1.7) Der Strom IN durchfließt in den Schaltungen nach Bild 2 die Widerstände R1 und RN und ruft an diesen Spannungen hervor, die als zusätzliche Eingangsspannungen wirken. Beim invertierenden Verstärker kann man diesen Einfluss kompensieren, indem in den nicht inĆ vertierenden Eingangszweig ein Widerstand RP gemäß Bild 11 geschaltet wird. Durch den Vorstrom IP wird eine weitere Eingangsspannung aufgebaut, die der Eingangsspannung durch IN entgegenwirkt, falls IP und IN gleich groß sind und R PĂ +Ă R 1Ă øĂ R N ist. Der OffsetĆ strom IOff verhindert einen vollständigen Abgleich. Ist die Differenzspannung Ud eines realen Operationsverstärkers Null, so tritt trotzdem am Ausgang des OP eine Gleichspannung auf. Um diese Ausgangsspannung zu kompensieren, muss eine Eingangsgleichspannung angelegt werden. Diese Spannung nennt man OffsetĆ spannung UOff . Sie liegt bei realen OPs im mV-Bereich. Neben den OffsetkompensationsĆ schaltungen, die zusätzliche Spannungen am Eingang des Operationsverstärkers produzieĆ ren, haben einige OPs hierfür besondere Anschlüsse, die entsprechend Bild 3a und Bild 3b mit Trimmpotentiometern beschaltet werden können. Da nicht bei allen Operationsverstärkeranwendungen die Offsetgrößen stören (z.B. bei reiĆ nen Wechselstromverstärkern), können in diesen Fällen die Kompensationsmaßnahmen entfallen. ) UB * UB a Bild 3 b c Einige Möglichkeiten zum Offsetspannungsabgleich 4 * UB 1.3 Gleichtaktverstärkung und Gleichtaktunterdrückung Gleichtaktverstärkung Liegt an den Eingängen eines Operationsverstärkers jeweils die gleiche Spannung U eg1 an, so ist die Differenzspannung beider Eingänge Null. Die Ausgangsspannung U ag1 sollte bei offsetkompensiertem OP dann ebenfalls Null sein. Realerweise ist dies nicht der Fall und man definiert die Gleichtaktverstärkung V g1 zu V g1Ă +Ă U ag1 ĂĂĂ. U eg1 (1.8) Gleichtaktunterdrückung (common mode rejection ratio - CMRR) Unter der Gleichtaktunterdrückung G versteht man des Verhältnis von LeerlaufverstärĆ kung zu Gleichtaktverstärkung: GĂ +Ą V0 ĂĂĂ. V g1 (1.9) 1.4 Slew Rate Beim realen OP sind sowohl die abgebbaren als auch die internen Spannungen und Ströme beschränkt. Folglich können interne parasitäre Kapazitäten nur mit endlichen Strömen umgeladen werden, wodurch die Geschwindigkeit mit der sich die Ausgangsspannung des OP ändern kann, begrenzt ist. Auf einen Eingangsdifferenzspannungssprung hinreichenĆ der Höhe antwortet der Verstärker mit einem rampenförmigen Ausgangssignal, dessen Steigung als Slew Rate (SR) bezeichnet wird. Diese Größe beeinflusst insbesondere das ^ Großsignalverhalten: Eine Sinusausgangsspannung der Amplitude U A und der Frequenz f besitzt die maximale Steigung ^ d U (t) | Ą +Ą 2p f U ĂAĄ Ą Ą . a max dt (1.10) ^ Demnach ist bei gegebener Signalamplitude U A die Maximalfrequenz f max durch die Slew Rate SR begrenzt auf f maxĄ vĄ SR^ Ą Ą . 2p U A Werden diese Grenzen nicht eingehalten, treten nichtlineare Verzerrungen auf. 5 (1.11) 1.5 Frequenzgang und Stabilität Neben der Slew-Rate schränkt das Kleinsignalverhalten der rückgekoppelten OP-SchalĆ tung ihre nutzbare Bandbreite weiter ein. Hierzu ist zu berücksichtigen, dass ein OperatiĆ onsverstärker in der Regel aus mehreren Verstärkerstufen (Differenzverstärkerstufe, ZwiĆ schenstufe, Endstufe) besteht. Jede dieser Stufen zeigt ein Tiefpassverhalten erster Ordnung mit einer Grenzfrequenz w gn. Die Verstärkung V des Operationsverstärkers ist demnach komplex und eine Funktion der Frequenz: V (jw)Ą +Ą V 0Ą 1 1 1 Ă @Ă Ă @Ă ĄĄ. ( 1 ) j ww ) ( 1 ) j ww ) ( 1 ) j ww ) g1 g2 (1.12) g3 Als Transitfrequenz des Operationsverstärkers wird diejenige Frequenz f T bezeichnet, ab der seine Verstärkung unter Eins absinkt, d.h. (1.13) |V (2p f TĂ)Ă |Ă +Ą 1Ă Ą . Diese Größe kann nur einen groben Anhaltspunkt für die Auswahl von OperationsverstärĆ kern liefern. In Bild 4 ist der mit Geradenstücken approximierte Frequenz- und Phasengang eines Operationsverstärkers im logarithmischen Frequenzmaßstab dargestellt (Bode-DiaĆ gramm). Diese Approximation erleichtert das Verständnis bei der Konstruktion von FreĆ quenz- und Phasenverläufen. Die Geradenapproximation ist nur bei logarithmisch geteilĆ ter Frequenzachse möglich. 1.5.1 Stabilität Für die Dimensionierung von OP-Schaltungen ist eine weitere Eigenschaft des OP-MoĆ dells entscheidend. Der Winkel arg {V (jw )} nimmt für positive Frequenzen Werte zwischen 0_ und -270_ an. Ein reeller Rückkopplungsfaktor k entsprechend den Gl. (1.2) bis Gl. (1.5) führt daher bei einem Operationsverstärker zur Instabilität, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen erĆ griffen werden. Für die Schleifenverstärkung dieser OP-Schaltung gilt VȀ (jw)Ą +Ą k @ V 0 1 1 1 Ă @Ă Ă @Ă ĄĄ. ( 1 ) j ww ) ( 1 ) j ww ) ( 1 ) j ww ) g1 g2 (1.14) g3 Instabiltiät tritt immer dann auf, wenn der Betrag der Verstärkung |VȀ(jw)| größer gleich Eins und die Phasenverschiebung derart ist, dass die Gegenkopplung zu einer Mitkopplung entartet, d.h. der Betrag der Phasenverschiebung |arg {VȀ (jw )}| kleiner gleich 180_ wird. Eine Operationsverstärkerschaltung ist stabil, wenn für alle Frequenzen w gilt |VȀ (jw ) |Ą tĄ 1 , für alle w, für die | arg { VȀ (jw ) }|Ă wĂ 180° , (1.15) für alle w, für die |VȀ (jw ) |Ă wĄ 1 . oder anders ausgedrückt | arg { VȀ (jw ) }|Ă tĂ 180° , (1.16) Die Differenz zwischen -180_ und dem tatsächlichen Winkel bei |VȀ (jw ) | + 1 nennt man Phasenreserve f r. Sie ist ein Maß für das Einschwingverhalten des rückgekoppelten Verstärkers. 6 je einTiefpaß 1.Ordnung mit einem Verstärkungsrückgang von 20 dB/Dekade 20 dB/Dekade Verstärkung | V | in dB 20 lgV 0 40 dB/Dekade 60 dB/Dekade 0 0,1 f g1 f g1 10 f g1 f g2 f g3 fT w 2p Phasengang der EinzelĆ tiefpassfunktionen mit eiĆ ner Phasendrehung von je 45_ bei den EckfrequenĆ zen und einer GesamtdreĆ hung von 45_/Dekade Phase in Grad 0 * 90 * 180 Gesamtphasengang * 270 0,1 f g1 Bild 4 f g1 10 f g1 f g2 f g3 w 2p Typischer Frequenz- und Phasengang eines Operationsverstärkers in logarithĆ mischem Frequenzmaßstab 7 1.5.2 Frequenzgangkompensation Maßnahmen, die der Instabilität des rückgekoppelten Operationsverstärkers begegnen, nennt man Fequenzgangkompensation. Im wesentlichen gibt es zwei Prinzipien. Die einfachste Methode ist die Kompensation mit nacheilender Phase (Lag-KompensaĆ tion). Hierbei wird dem Operationsverstärker ein weiterer Tiefpass mit niedriger GrenzĆ frequenz nachgeschaltet. Dadurch wird bewirkt, dass die Verstärkung bereits vor Erreichen der kritischen Phasendrehung von -180_ auf Werte unter Eins absinkt, siehe Bild 5. Amplitudengang in dB 20 lgV0 Amplitudengang mit Millerkompensation unkompensiert Amplitudengang mit Tiefpaßkompensation 20 lg 1 k 0 fk f M1 0,1 f g1 f g1 10 f g1 f g2 f M2 w 2p f g3 Phasenwinkel in Grad 0 * 90 Phasengang mit Tiefpaßkompensation Kompensation für v' > 1 mit Phasenreserve fr Phasengang unkompensiert fr Phasengang mit Miller-Kompensation * 180 * 270 fk Bild 5 f M1 0,1 f g1 f g1 f T fM f g2 f M2 f g3 w 2p Zur Frequenzgangkompensation Es gilt dann für die Kreisverstärkung VȀT (jw)Ą +Ą VȀ(jw)Ă @Ă 1 w ĄĄ. 1 ) jw (1.17) k Die Eckfrequenz fk des Kompensationstiefpasses richtet sich nach dem RückkopplungsfakĆ tor k. Ist z.B. k = 0 (keine Rückkopplung), so benötigt man keine Kompensation, ist dageĆ 8 gen k = 1 (volle Rückkopplung), so ist fk mindestens so zu wählen, dass |V( jw )| + 1, wenn f= -180_ erreicht hat. Hierbei hätte der Operationsverstärker aber keine Phasenreserve und der rückgekoppelte Verstärker würde auf der Grenze zwischen stabilem und instabiĆ lem Betrieb arbeiten. In Bild 5 ist u.a. für den Fall 0 t k t 1 die Tiefpasskompensation für eine Phasenreserve f r eingezeichnet (durchgezogene Linie). Eine Kompensation ist mit einer Phasenreserve von 65_ in den meisten Fällen optimal ausgelegt. Nach Gl. (1.5) besitzt der gegengekoppelte Verstärker in Elektrometerschaltung eine VerĆ stärkung von VN + 1ńk u 1 . Das Produkt |V( jw ) @ k | wird Eins, wenn |V ( jwT )| auf den Wert 1ńk abgesunken ist. Die Kompensationsfrequenz fk muss nun so gewählt werden, dass gemäß Bild 5 für diese FreĆ quenz f T eine Phasendrehung fĂ +Ă f rĄ *Ă 180° mit f r = Phasenreserve (1.18) erreicht wird. Zur graphischen Konstruktion von f k kann oft f T u 10f k angenommen werden, d.h. bei der Frequenz f T dreht der Kompensationstiefpass die Phase bereits zusätzlich um - 90_ und die Amplitude wird um 20 dB/Dekade gedämpft. Bei einigen Operationsverstärkern ist gemäss Bild 6 zur Kompensation ein besonderer AnĆ schlusspunkt herausgeführt, an dem ein externer Kompensationskondensator angeschlosĆ sen werden kann. Der Widerstand Rx ist Bestandteil des integrierten OperationsverstärĆ kers. Rx Ck Bild 6 Kompensationsschaltung eines Operationsverstärkers Die Bestimmung des Kompensationskondensators erfolgt mit Gl. (1.9) und Bild 6 zu 1 ĂĂĂ. C kĂ +Ă (1.19) 2p f k @ R x Bei einer großen Klasse von Operationsverstärkern wird durch die Kompensation nicht ein zusätzlicher Tiefpass niedriger Grenzfrequenz eingebaut, sondern durch Verschiebung der vorhandenen Grenzfrequenzen fg1 und fg2 eine Kompensation erreicht. Hierbei wird der Kompensationskondensator nicht wie in Bild 6 einpolig gegen Masse geschaltet, sondern mit zwei extern herausgeführten Anschlüssen des Operationsverstärkers verbunden. Diese Kompensationsart nutzt den sogenannten "Miller-Effekt" der kapazitiven RückführschalĆ tung aus [2]. Die erste Eckfrequenz fg1 des unkompensierten OPs wird zur Frequenz fM1 hin verschoben 1 (1.20) ĄĄ, f M1Ă +Ă 2p R x1 @ C k und es ergibt sich in der Berechnung von Ck kein Unterschied zur Gl. (1.19). Jedoch tritt nun fg1 im Bodediagramm des kompensierten OP nicht mehr auf. Die Frequenz fg2 wird durch Ck zu höheren Frequenzen fM2 hin verschoben 9 f M2Ă +Ă 1 ĄĄĄ. C @C 2p R x2Ă (C 1 ) 1C 2 Ă) (1.21) k Hierbei sind Rx1 , Rx2 , C1 und C2 Bestandteile des Operationsverstärkers die nicht von auĆ ßen beeinflussbar sind und deren Werte nicht in Datenblättern zu finden sind. Müssen diese Bauelemente bei der Kompensation berücksichtigt werden, so muss man mit Hilfe von FreĆ quenzgangmessungen deren Wert bestimmen. In Bild 5 ist zusätzlich der Frequenzgang eingezeichnet, der bei Anwendung dieser Kompensationstechnik entsteht (gestrichelte LiĆ nie). Man erkennt, dass sich bei sonst gleichen Verhältnissen eine größere Phasenreserve als bei der "Tiefpasskompensation" ergibt, und somit eine größere Bandbreite des VerstärĆ kers ausgenutzt werden kann. Im Versuch wird ein Operationsverstärker mit "Miller-KomĆ pensation" verwendet. 1.5 Operationsverstärkerschaltungen Unter der Annahme eines idealen Operationsverstärkers mit V 0 ³ R und I N + 0 gilt, dass U d + 0. Folglich berechnet sich nach Bild 2a mit den komplexen Impedanzen Z 1(jw) im Vorwärtszweig und Z N(jw) im Rückkopplungszweig der Frequenzgang (die ÜbertragungsĆ funktion) einer invertierenden Operationsverstärkerschaltung zu: H (jw)Ą +Ą Z (jw) U a(jw) Ą +Ą * N Ă. Z 1(jw) U 1(jw) (1.22) Beispielsweise erhält man einen Tiefpass erster Ordnung mit der Übertragungsfunktion H TP (jw)Ą +Ą * k 1 ) j ww (1.23) TP durch Z 1 + R 1Ă Ă Ă undĂ Ă Ă Z N(jw) + R N ø 1ńjwC NĂ , (1.24) wobei k + R NńR 1 und w TP + 1ńR NC N. Weitere Operationsverstärkerschaltungen findet man beispielsweise in [1]. 2 Literaturhinweise [1] Tietze, Ch. Schenk: Halbleiterschaltungstechnik, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York [2] N. Fliege: Lineare Schaltungen mit Operationsverstärkern, Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1979 [3] W. Bauer, H.H. Wagener: Bauelemente und Grundschaltungen der ElekĆ tronik, Band 2: Grundschaltungen Carl Hanser Verlag München, Wien 1981 elt 1050-2 10 3 Versuchsdurchführung 3.1 Messgeräte zur Versuchsdurchführung 1 1 1 1 1 Zweikanaloszilloskop Vielfachmessgerät Funktionsgenerator Frequenzzähler Versuchsmodell 0 Hz bis 10 MHz 10 Hz bis 5 MHz 3.2 Versuchsaufgaben 1) Vor Versuchsbeginn (zu Hause) berechne man die Widerstände R1 und RN für den idealen und realen Operationsverstärker, wenn dieser sowohl in der nicht invertieĆ renden als auch in der invertierenden Schaltung eine Gleichspannungsverstärkung von 40 dB bringen soll. Außerdem ist der Kompensationskondensator für eine PhaĆ senreserve f r von 45_ zu berechnen, wenn die Eckfrequenzen des unkompensierten Operationsverstärkers mit fg1 = 16 kHz und fg2 = 370 kHz festgelegt sind. Die LeerĆ laufverstärkung betrage 100 dB und der Widerstand Rx habe einen Wert von 109 W. Die Berechnungen sind für die Tiefpasskompensation durchzuführen. 2) Es ist mit der in Bild 7 angegebenen Schaltung die Offsetspannung des OperationsĆ verstärkers zu messen. Der Widerstand RP dient nur zur Kompensation des RuhestroĆ meinflusses. Man leite die angegebene Gleichung für die Offsetspannung her. RN R N + 10 kW R1 R 1 + R P + 100 W C k + 33 pF RP Ua Ck Offset Bild 7 R 0 + 5, 1 MW R0 U OffĂ +Ă U a R1 RN Messschaltung zur Offsetspannungsmessung 3) In die Schaltungsanordnung gemäß Bild 7 wird ein Potentiometer in die mit "Offset" bezeichneten Klemmen eingesetzt und der Offsetspannungsabgleich durchgeführt. Als Nullindikator ist das Multimeter zu verwenden. 4) Mit der Schaltung nach Bild 8 korrigiere man ggf. bei geschlossenen Schaltern S1 und S2 den Offsetabgleich und registriere die Änderung. Für die weiteren Versuche soll der Offsetspannungsabgleich nicht mehr verändert werden. Mit der Schaltung nach Bild 8 sind die Eingangsströme sowie der Offsetstrom zu bestimmen. Es ergeben sich folgende Ströme: 11 S1 geöffnet, S2 geschlossen : I NĂ +Ă S1 geschlossen, S2 geöffnet: S1 geöffnet, Ua RN I PĂ +Ă * S2 geöffnet : I OffĂ +Ă Ua RP Ť UR Ă ŤĂ Ă Ă fürĂ R a S1 N + RP + R R N + R P + R + 22 MW RN C k + 33 pF IN IP S2 Ua Ck R0 RP Offset Bild 8 5) Messschaltung zur Messung der Eingangsströme Mit der Schaltung nach Bild 9 messe man die Gleichtaktunterdrückung G für eine Frequenz von 100 Hz. Es gilt G dBĂ +Ă 20 log ǒUU Ă @Ă RR Ǔ 1 2 a 1 (3.1) . Auf die Herleitung der Gl. (3.1) soll hier verzichtet werden. Man führe die Messung der Gleichtaktunterdrückung bei U1 = 1 V, 5 V und 10 V durch. R 1 + R Ȁ1 + 100 W R2 R 2 + R Ȁ2 + 100 kW C k + 33 pF R1 R1 U1 Bild 9 Ȁ Ck R2 Ȁ Ua R0 Messschaltung zur Bestimmung der Gleichtaktunterdrückung G 12 6) Mit der in Bild 10 angegebenen Messschaltung ist der Frequenzgang des nicht gegenĆ gekoppelten Operationsverstärkers aufzunehmen und auf einfach logarithmisch geĆ teiltem Papier als Bodediagramm darzustellen. Hierbei ist die Leerlaufverstärkung |V( jw )| in dB und der Phasenverlauf f ( jw ) linear aufzutragen Mit der einstellbaren Gleichspannung von 16 mV kann man der Spannungsdrift der Ausgangsspannung entgegenwirken. Sie ist während des Versuchs ständig so nachzuführen, dass der MitĆ telwert der Ausgangsspannung etwa 0 V beträgt. Das Ausgangssignal des OP wird mit Kanal 2 des Oszilloskops verbunden. Die Frequenz des Eingangssignals lese man am Frequenzmesser ab. Man beachte die Masseverbindung zwischen Versuchsaufbau, Sinusgenerator und Oszilloskop. Es ist bei den Messungen die Eingangsspannung so zu bemessen, dass der OperatiĆ onsverstärker nicht übersteuert wird. Dies äußert sich zum einen in einer BeschneiĆ dung der oberen Amplitudenwerte der Ausgangsspannung (Aussteuerungsgrenze überschritten) und zum anderen bei höheren Frequenzen in einer Verformung des SiĆ nussignals in ein Dreiecksignal (Slew-Rate überschritten). vom Sinusgenerator zum Oszilloskop, Kanal 1 3, 3 pF, VersuchĂ 6 Ck + 22 pF, VersuchĂ 7 BNC-T-Stück 10kW BNC-Verbindungskabel zum Oszilloskop, Kanal 2 100W BNC-Buchse 10kW U+ Bild 10 7) Ck 16mV Masseverbindung Oszilloskop R0 100W Messschaltung zur Messung der Leerlaufverstärkung V( jw ) Der Schaltungsaufbau nach Bild 10 ist durch einen Kompensationskondensator von 22 pF zu ergänzen. Man bestimme die neu entstandenen Eckfrequenz fk1 und schlieĆ ßen mittels Gleichung (1.19) auf den Widerstand Rx . 13 8) Man berechne für einen Umkehrverstärker nach Bild 11 mit einer Verstärkung von 18,3 dB einer Phasenreserve von 65_ und RN den Kompensationskondensator Ck und das Verhältnis von R 1 . Die hierfür erforderliĆ chen Operationsverstärkerdaten wurden bereits in Versuch 6 ermittelt. Der Einfluss des Ruhestromes soll mit Rp kompensiert werden. Für den Widerstand Rp wird der theoretische Wert angesetzt. Es ist die Schaltung aufzubauen und das Bodediagramm zu skizzieren. RN R1 U1 Ck RP Bild 11 9) Ua R0 Schaltung eines Umkehrverstärkers Mit der in Aufgabe 8 dimensionierten Operationsverstärkerschaltung entwerfe man gemäß Gl. (1.22) einen Hochpass erster Ordnung mit der Eckfrequenz f HP = 1,6 kHz vor Versuchsbeginn. Man realisiere den Hochpass mit den zur Verfügung stehenden Bauelementen und stelle den Frequenzgang in einem Bode-Diagramm dar. 7.05 14