C. pneumoniae - medac

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Chlamydia pneumoniae
Mycoplasma pneumoniae
EinpunktQuantifizierung
C. pneumoniae und M. pneumoniae
Serologie medac
Diagnostischer Fortschritt
bei Atemwegsinfektionen
Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH Diagnostika Theaterstrasse 6 D-22880 Wedel
Telefon 04103/8006-0 Fax 04103/8006-359 www.medac-diagnostika.de
Chlamydia pneumoniae
Chlamydia pneumoniae (Chlamydophila pneumoniae = neue Nomenklatur) ist ein obligat
intrazellulärer Schleimhautparasit, der primär das Epithel des Respirationstrakts besiedelt. Über
interstitielle Makrophagen im entzündeten Lungenparenchym gelangen die Erreger auch in die
Blutbahn, von wo aus sie u.a. Gefäßwände, Gelenke oder auch das Zentralnervensystem zu
infizieren vermögen.
Die Infektion beginnt häufig mit uncharakteristischer Symptomatik wie Pharyngitis, Husten oder
Schnupfen. Eine Verwechselung mit einem grippalen Infekt ist nicht selten. Der Krankheitsverlauf
kann langwierig sein. Nicht erkannte C. pneumoniae-Infektionen können zu schwerwiegenden
Folgeerkrankungen führen. Die höchste Inzidenz von C. pneumoniae-Infektionen liegt bei
Kindern zwischen dem 5. und 9. Lebensjahr. Sie wird mit 9 % beschrieben. Wiederholte
Reinfektionen sind für die hohe Prävalenz der IgG-Antikörper (50 bis > 75 %) im Erwachsenenalter
verantwortlich. Das Spektrum der klinischen Manifestationen ist vielgestaltig und z. T. in heftiger
Diskussion (s. Abb. S. 3)
Akute C. pneumoniae-Infektionen
Die respiratorische C. pneumoniae-Infektion verläuft häufig subklinisch, mitunter jedoch auch als
fulminante interstitielle Pneumonie.
Der Erreger besiedelt das Schleimhautepithel des Nasopharyngealraums und parasitiert intrazellulär. Koinfektionen mit Viren und weiteren respiratorischen Bakterien sind möglich.
Akute, produktive Chlamydieninfektionen sind mit Tetracyclinen, Makroliden oder Chinolonen in
der Regel komplikationslos zu behandeln.
Eine Differenzialdiagnostik zu anderen Infektionen ist allein über den klinischen Befund nicht
möglich. Daher werden Chlamydieninfektionen häufig nicht erkannt und demzufolge auch nicht
behandelt.
Das Selbstheilungspotenzial gegenüber dem intrazellulär lebenden Bakterium ist begrenzt, so
dass zahlreiche Infektionen chronisch werden können.
Jeder Erwachsene macht im Laufe seines Lebens wenigstens eine C. pneumoniae-Infektion
durch. Ein Teil dieser Infekte chronifiziert.
Chronische C. pneumoniae-Infektionen
Vom oberen Respirationstrakt gelangen die Chlamydien nicht selten in die Lunge.
In der Lunge wird eine Vielzahl der Erreger von den Alveolarmakrophagen/Monozyten aufgenommen.
Die Monozyten gelten als Vektoren, die die Chlamydien in die Wand der arteriellen Gefäße, das
ZNS und die Gelenke verbringen.
In den Monozyten wechseln die Chlamydien von der produktiven Phase der Infektion (Vermehrung
der Erreger) in die nichtproduktive Phase (Persistenzzustand der Erreger).
Persistierende Chlamydien haben eine aberrante Form, einen modifizierten Metabolismus und ein
verändertes Antigenmuster.
Persistierende Chlamydien vermehren sich nicht und sind somit überwiegend therapierefraktär.
Persistierende Chlamydien triggern jedoch Entzündungs- und Proliferationsprozesse durch das
Freisetzen von Faktoren.
Die chronische vaskuläre Chlamydien-Infektion gilt als ein Faktor für das Fortschreiten der
Atherosklerose bis hin zum Infarkt.
Eine chronische Synovia-Infektion durch persistierende Chlamydien führt zur reaktiven Arthritis.
Nicht auszuschließen ist, dass unter dem Einfluss von persistierenden Chlamydien Erkrankungen
des Zentralnervensystems (Multiple Sklerose, Alzheimer) befördert werden.
2
Modell einer C. pneumoniae-Infektion
1
Akute, produktive Infektion - therapierbar
Vermehrung von C. pneumoniae in den
Epithelzellen des Respirationstraktes:
Zerstörung der Wirtszelle
EB
1
RB
2
Zellkern
2
1
2
2
1
Chronische, nicht produktive Infektion therapierefraktär
Persistenz von C. pneumoniae in
Monozyten und Zellen der Gefäßwand
3
PRB
Zellkern
2
Chronisch-infizierte Zellen setzen proinflammatorische Zytokine frei
2
2
Inhibition durch exogene Statine*
Inflammation der Gefäßwand mit Zellproliferation
Inflammation der Gelenke
Inflammation im ZNS
Krankheitsassoziationen der chronischen
Förderung der
Plaqueentstehung
Chlamydieninfektion
Gelenkentzündungen
entzündliche Prozesse
im ZNS (?)
1 Elementarkörperchen, 2 Retikularkörperchen, 3 persistierende Retikularkörperchen
* Statine wirken antiinflammatorisch
3
Mycoplasma pneumoniae
M. pneumoniae ist ein extrazellulärer Schleimhautparasit, der primär die Epitheloberfläche des
Respirationstrakts besiedelt. Darüber hinaus ist eine systemische Ausbreitung des Erregers über
das Blut bekannt. M. pneumoniae besitzt eine hohe Wirtsspezifität und gilt daher auch als ausschließlich humanpathogen. Die höchste Inzidenz für M. pneumoniae-Infektionen liegt zwischen
dem 5. und 15. Lebensjahr. Die Seroprävalenz der IgG-Antikörper schwankt altersabhängig von
15 % bei Kleinkindern bis zu 50 % bei Erwachsenen.
M. pneumoniae ruft Erkrankungen sowohl im oberen als auch im unteren Respirationstrakt
hervor. Neben Tracheobronchitiden und atypischen Pneumonien können Pharyngitis, Laryngitis,
Otitis media und Myringitis verursacht werden. Als mögliche extrapulmonale Komplikationen bzw.
Folgeerkrankungen sind Meningitis, Meningoenzephalitis, Polyneuritis (Guillain-Barré-Syndrom),
Myo- und Perikarditis, Myalgien, Arthralgien, Arthritis, hämolytische Anämien, thrombopenische
Purpura sowie Affektionen der Haut (u.a. Stevens-Johnson-Syndrom) bekannt.
M. pneumoniae kann sowohl endemisch als auch epidemisch zu jeder Jahreszeit auftreten.
Epidemien sind alle drei bis sieben Jahre zu beobachten.
Die Inkubationszeit für eine Erkrankung beträgt 10 bis 21 Tage. Die Infektionen verlaufen sowohl
asymptomatisch als auch symptomatisch mit unspezifischen Krankheitszeichen. Nach einer
abgelaufenen Infektion sind häufig noch persistierende Erreger über Wochen und Monate nachweisbar.
Für die Therapie dieser Infektionen kommen klassischerweise Tetracycline, Makrolide und
Chinolone zur Anwendung. Die Diagnostik ist mittels Direktnachweis und Serologie möglich.
Die Serologie ist die Methode der Wahl.
In der Routine dominiert die ELISA-Technik, mit deren Hilfe IgG-, IgA- und IgM-Antikörper differenziert werden. Maßgeblich für einen spezifischen und sensitiven ELISA ist das Antigen.
Als entscheidender Virulenzfaktor für M. pneumoniae gilt die Adhärenz an die Wirtszelle. Das
Andocken des Erregers erfolgt über die Terminal- oder Tip-Struktur, die charakteristisch für den
Erreger ist (Abb.).
Tip-Struktur
Die wichtigen hochimmunogenen Proteine sind über die gesamte Oberfläche des Erregers
verbreitet. Auf der Terminal-Struktur können sie auch als größere Cluster vorkommen. Von den
mehr als 10 bekannten immunogenen Proteinen kommt dem P1-(170 kDa) Adhäsin eine
vorrangige Bedeutung zu. M. pneumoniae tritt in zwei Varianten auf, die sich durch Variationen im
P1-Adhäsin manifestieren.
Neueste Erkenntnisse wurden bei der Auswahl des Antigens für den Mycoplasma pneumoniaeIgG- und IgA-ELISA medac berücksichtigt. Das Antigen stellt ein Gemisch aus mehreren
rekombinant hergestellten Proteinen dar, wodurch besonders die Spezifität der Serologie erhöht
wird . Für den Mycoplasma pneumoniae-IgM-ELISA medac wird ein natives, aufgereinigtes
Antigen eingesetzt.
Aufnahmen von M. pneumoniae: Mit freundlicher Erlaubnis von Prof. G. Christiansen, Prof. S. Birkelund, Universität Aarhus, Dänemark, 2004.
4
C. pneumoniae- und M. pneumoniae-Diagnostik
Serologischer Nachweis
Zur Differenzialdiagnostik bei respiratorischen Infektionen werden überwiegend serologische
Nachweisverfahren eingesetzt. Das trifft auch auf die C. pneumoniae- und M. pneumoniaeDiagnostik zu.
Mikroimmunfluoreszenztest und Partikelagglutinationstest
Als goldener Standard in der Chlamydienserologie gilt nach wie vor der MikroimmunfluoreszenzTest (MIF-Test). Die Qualität der Ergebnisse leidet unter der subjektiven Bewertung. Außerdem
differieren die Resultate stark in Abhängigkeit vom Testsystemhersteller. Um die
Antikörperkonzentration beurteilen zu können, ist die Ermittlung des Endtiters über zahlreiche
Verdünnungsschritte erforderlich. Insgesamt kann der MIF-Test die Anforderungen der
Routinediagnostik nur bedingt erfüllen. Für die M. pneumoniae-Serologie existiert kein goldener
Standard. Als Basis gilt hier der Partikelagglutinationstest. Eine Differenzierung der
Antikörperklassen ist mit diesem Test jedoch nicht möglich. Zur sicheren Bewertung der
Ergebnisse muß in jedem Fall ein zweites Serum herangezogen werden.
Enzymimmunoassay
In der Routine haben sich automatisierbare ELISA durchgesetzt. Um das Fortschreiten einer
Erkrankung bzw. den Therapieerfolg besser beurteilen zu können, ist ein Monitoring von
Antikörperverläufen notwendig. Bei chronischen Infektionen ist mit gleichbleibenden
Antikörperkonzentrationen zu rechnen. Im Gegensatz dazu steigen diese bei akuten
Primärinfektionen und Reinfektionen signifikant an. Konzentrationsveränderungen sind jedoch nur
über eine sichere Quantifizierung feststellbar. Ein wesentlicher Fortschritt bei der Quantifizierung
der serologischen Ergebnisse ergibt sich aus der Einpunktkalibrierung/Einpunktquantifizierung,
die sowohl im speziesspezifischen Chlamydia pneumoniae-IgG- und IgA-ELISA plus medac als
auch im Mycoplasma pneumoniae-IgG- und IgA-ELISA medac zur Anwendung kommt.
Einpunktquantifizierung (EPQ)
Die entscheidende Voraussetzung für die EPQ medac ist die Bestimmung der beiden
Kurvenparameter a und b sowie des Kalibratorsollwertes durch den Hersteller. Mit Hilfe dieser
chargenspezifischen Parameter werden die Messwerte korrigiert und die Antikörperkonzentrationen berechnet.
Beispiel EPQ medac:
OD-Sollwert des Kalibrators x OD
gemessen
OD-Messwert des Kalibrators
1. Messwertkorrektur
ODkorrigiert =
2. Unit-Berechnung
a
-1
Konzentration [AU/ml] = b/ OD
korrigiert
(
)
AU = arbiträre Einheit
Die Kurvenparameter a und b sind chargenabhängig.
5
C. pneumoniae- und M. pneumoniae-Serologie
Eigene Ergebnisse
Wie eingangs erwähnt, rufen C. pneumoniae und M. pneumoniae Erkrankungen im oberen und
unteren Respirationstrakt hervor. Darüber hinaus sind diese Erreger auch am Entstehen
extrapulmonaler Erkrankungen beteiligt. Sowohl C. pneumoniae- als auch M. pneumoniaeInfektionen treten asymptomatisch oder aber mit unspezifischer Symptomatik wie leichtem Fieber,
Husten, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen auf, ähnlich wie bei typischen bakteriellen oder
viralen Infekten. Deshalb ist eine Differenzialdiagnostik unumgänglich, um erregerspezifisch
therapieren zu können.
Als Methode der Wahl wird die Serologie eingesetzt.
Ergebnisse zur C. pneumoniae- oder M. pneumoniae-Serologie sind aus dem deutschsprachigen Raum kaum vorhanden. Die Firma medac hat sich daher mit folgenden Fragen
auseinandergesetzt:
-
Mit welcher Antikörperprävalenz haben wir in Deutschland zu rechnen?
Welche Antikörperhäufigkeiten finden wir in Routinekollektiven bei der Fragestellung
“Respiratorische Infektion” (RI)?
Wie häufig treten Doppelinfektionen auf?
Wie lassen sich aussagefähige Interpretationen erzielen ?
Patientenauswahl:
C. pneumoniae
M. pneumoniae
- 513 Patienten mit RI (0 - 80 Jahre alt, Routinekollektiv)
- 502 Kinder mit RI (0 - 10 Jahre alt) aus Belgien
- Antikörperverläufe von Patienten mit RI, KHK
(koronare Herzkrankheit)
- 417 Patienten mit RI (0 - 80 Jahre alt)
- Antikörperverläufe von Patienten mit RI
(während einer Epidemie in Schweden)
Das Routinekollektiv (RK)
Zusammensetzung des RK nach Altersklassen
Für die Untersuchungen von Antikörperhäufigkeiten wurde ein Kollektiv aus der
täglichen Laborroutine in Deutschland
mit der Fragestellung “Respiratorische
Infektion” ausgewählt.
Die Rekrutierung der Seren* erfolgte von
Oktober bis November 2007 in Deutschland.
30%
Häufigkeit
25%
20%
15%
10%
5%
0%
0-5
6-10
11-20
21 -40
41-60
>60
Altersklassen (Jahre)
* Danke an alle, die bei der Rekrutierung der Seren und Ergebnisse geholfen haben.
6
Antikörperprävalenzen
C. pneumoniae
Das Routinekollektiv mit RI
Ein repräsentativer Anteil (195 Patienten) des RI-Kollektivs ist jünger als 20 Jahre. In dieser
Gruppe sind die meisten Primärinfektionen (IgM positiv) zu verzeichnen (s. Abb. links).
Altersabhängige Häufigkeitsverteilung von
C. pneumoniae-Antikörpern bei RI
100%
90%
IgG
IgA
IgM
Häufigkeit
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
0-5
6-10
11-20
21-40
41-60
>60
Altersklassen (Jahre)
Bei Kleinkindern (0-5 Jahre) sind IgG (11 %), IgA
(4 %) und IgM (4 %) nachweisbar. Im frühen
Schulalter (6-10 Jahre) nehmen besonders IgA(18 %) und IgG-Antikörper (41 %) an Häufigkeit
zu.
Jenseits von 10 Jahren sind IgA-Antikörper in
Abhängigkeit von den Altersklassen zwischen
25 % und 42 % vorhanden.
Der IgG-Anteil nimmt mit dem Alter zu (66 % bis
86 %). IgM tritt im Erwachsenenalter in ca. 3 %
der Fälle auf.
Befundbeurteilung für das Routinekollektiv mit RI
Die Beurteilung der Infektion erfolgt in der Regel anhand der Antikörperkonstellation in einem
Serum. Die Positivrate (Anteil aller positiven Ergebnisse in einer Altersklasse) steigt von 13 % bei
Kleinkindern (0-5 Jahre) bis zu 89 % jenseits von 60 Jahren an. Die Akutinfektionen (Antikörperkonstellation mit einem positiven IgM) nehmen mit zunehmenden Alter ab.
C. pneumoniae-Befunde bei RI
100%
90%
80%
Häufigkeit
Die zurückliegenden Infektionen/ Seronarben
(solitäres IgG) kommen bereits auffallend häufig
(>25 %) in der Gruppe 6-10 Jahre vor.
Außer im Kindesalter bis zu 10 Jahren überwiegen die Befunde aus IgG und IgA als Zeichen
einer bestehenden Infektion. Hierin liegt die
große Herausforderung für die Diagnosestellung (s. S. 8).
70%
60%
50%
40%
Akutinfektion
Best. Infektion
Seronarbe
Negativ
30%
20%
10%
Befundbeurteilung für Kinder mit RI aus
Deutschland und Belgien
0%
0-5
6-10
11-20
21-40
41-60
>60
Altersklassen (Jahre)
Insgesamt stehen die serologischen C. pneumoniae-Ergebnisse von 608 Kindern mit respiratorischer Infektion zur Diskussion (Abb. unten).
100%
90%
Häufigkeit
80%
70%
60%
50%
40%
Akutinfektion
best.Infektion
30%
Seronarbe
negativ
20%
10%
0%
0-5
0-5
6-10
6-10
D
B
D
B
Die Ergebnisse stammen sowohl von hospitalisierten als auch ambulant versorgten
Kindern. Sie entsprechen somit dem Probenspektrum eines Routinelabors.
Unabhängig davon, ob die Kinder aus Belgien*
(B) oder Deutschland (D) kommen, liegt die
Infektionsrate (Summe aller positiven Befunde) in den ersten fünf Lebensjahren zwischen
8 % und 13 %. Bereits im frühen Schulalter (8 10 Jahre) sind die C. pneumoniae-Infektionen
auf mehr als 40 % angestiegen.
Altersklassen (Jahre)
7
Befundinterpretation
C. pneumoniae
Aufgrund des überwiegend unspezifischen und asymptomatischen Verlaufs einer C.
pneumoniae-Infektion und durch die hohe Prävalenz von Antikörpern (s.S. 7) ist eine Abgrenzung
zwischen aktuellen, gerade ablaufenden und bereits zurückliegenden Infektionen sehr schwierig.
Obwohl jeder Mensch in seinem Leben wenigstens eine C. pneumoniae-Infektion bekommt,
erinnern wir uns kaum daran. Da nur ein Bruchteil dieser Infektionen während ihrer Akutphase
erkannt werden, kann daraus eine Erregerpersistenz resultieren. Über die nicht
auszuschließenden schwerwiegenden Spätfolgen einer persistierenden C. pneumoniaeInfektion wurde bereits auf S. 2 berichtet. Sowohl vor dem Hintergrund der hohen Durchseuchung
mit C. pneumoniae als auch angesichts der nicht auszuschließenden Gefahr der
Folgeerkrankungen ist eine Differenzialdiagnostik erforderlich. Allein das Auftreten von IgG- und
IgA-Antikörpern gegen C. pneumoniae signalisiert nur, dass sich der Körper mit diesem Erreger
auseinandergesetzt hat. Im Folgenden werden Möglichkeiten aufgezeigt, die die Befundung der
serologischen Ergebnisse erleichtern sollen.
Akute Infektionen
Serologisch sicherer Nachweis einer akuten Infektion
1.)
Durch den Nachweis von IgM-Antikörper im Akutserum
Neben dem IgM sollte IgA und/oder IgG vorhanden sein, da ansonsten eine polyklonale BZellstimulation nicht auszuschließen ist.
2.)
Durch den Nachweis einer Antikörperbewegung in Serumpaaren
Der Abstand zwischen den Blutabnahmen sollte 10 Tage nicht unterschreiten.
Statistisch gesicherte Veränderung in der Antikörperkonzentration (AU/ml)
IgG: 2-facher Anstieg der Antikörperkonzentration
IgA: 2,5-facher Anstieg der Antikörperkonzentration
Wahrscheinlicher Nachweis einer akuten Infektion
1.)
Nachweis von IgG und IgA bei Fehlen von IgM in Einzelproben
In der Regel kommen IgM-Antikörper nur bei Primärinfektionen vor.
Bei Reinfektionen oder Reaktivierungen treten im allgemeinen keine oder nur vereinzelt
IgM-Antikörper auf. Die Immunantwort wird hier durch IgG und IgA bestimmt.
In der Praxis sind das die häufigsten Fälle, die zur Beurteilung anstehen (s. Seite 7).
Nach Kuo et al. (1995) und Dowell et al. (2001) sprechen IgG-Titer ³ 1 : 512 (MIF-Test) mit
großer Wahrscheinlichkeit für eine akute Infektion.
Entsprechende IgG-Konzentrationen im C. pneumoniae-IgG-ELISA plus medac werden
zur Zeit überprüft.
Um die Aussage sicherer zu machen, wird zusätzlich zu diesem IgG ein positiver IgABefund gefordert.
Einschätzung der Methoden
Beim Vergleich von Ergebnissen zwischen MIF-Test und ELISA ist zu berücksichtigen,
dass der MIF-Test subjektiv abzulesen ist und dass zudem aufgrund verschiedener
Testeinstellungen eine hohe Variabilität in den Ergebnissen auftreten kann. Die
Reproduzierbarkeit der ELISA-Ergebnisse ist dagegen sehr hoch.
8
Antikörpermonitoring
C. pneumoniae
Im Folgenden werden Beispiele für Infektionsstadien dargestellt und beschrieben.
Akute Infektion
Patienten mit respiratorischer Infektion
Beispiele für eine akute C. pneumoniae-Infektion:
700
10,0
350
300
1,55
6,0
300
4,0
200
IgG
2,0
IgA
100
1,50
250
1,45
200
1,40
150
1,35
100
1,30
50
1,25
Cp IgG/IgA (AU/ml)
400
LJ-A9
300
IgM (COI)
500
Cp IgG/IgA (AU/ml)
LJ-F9
8,0
IgM (COI)
Cp IgG/IgA (AU/ml)
LJ-H7
600
IgM
0
0
0,0
0
0
200
150
100
50
0
1,20
42
Blutabnahme (Tage)
250
0
31
42
Blutabnahme (Tage)
Blutabnahme (Tage)
IgM: cut off = 1* ; IgG und IgA: cut off = 25 AU/ml
*IgM-Ergebnisse werden als Cut off Index (COI) angegeben
Patient LJ-H7:
- IgM als Akutmarker vorhanden
- Innerhalb von 42 Tagen keine
signifikanten Veränderungen im
IgG und IgA
Patient LJ-A9:
- IgM nicht vorhanden
- IgG und IgA bei t0 unauffällig niedrig
- Signifikanter IgG-Anstieg um den
Faktor 4,2 innerhalb von 42 Tagen
Patient LJ-F9:
- IgM als Akutmarker vorhanden
- Innerhalb von 31 Tagen keine
signifikanten Veränderungen im
IgG und IgA
Chronische Infektion
Eine chronische Infektion mit persistierenden Erregern gehört offensichtlich zu den häufigsten
Erscheinungsbildern einer C. pneumoniae-Infektion (s. Seite 7).
Dieser Zustand ist durch konstante Antikörper-Konzentrationen für IgG und IgA über Wochen,
Monate und vielleicht sogar Jahre gekennzeichnet (s. unten).
Bei persistierenden Chlamydien ist die Chance eines Therapieerfolgs durch Antibiotika nur gering.
So erklärt sich auch die hohe Anzahl persistierender, konstanter Antikörper-Titer.
Patienten mit koronarer Herzkrankheit
Beispiele für eine persistierende C. pneumoniae-Infektion:
400
300
A-33v
250
200
IgG
150
IgA
100
350
300
250
200
150
100
50
50
0
0
0
12
26
Blutabnahme (Wochen)
52
400
A-162v
Cp IgG/IgA (AU/ml)
350
Cp IgG/IgA (AU/ml)
Cp IgG/IgA (AU/ml)
400
350
A-149p
300
250
200
150
100
50
0
0
12
26
52
Blutabnahme (Wochen)
0
12
26
52
Blutabnahme (Wochen)
IgG und IgA: cut off = 25 AU/ml
Patienten A-33v, A-162v, A-149p:
- IgG- und IgA-Antikörper persistieren auf unterschiedlich hohem Niveau.
- Zum Ausschluss einer Reaktivierung oder Reinfektion serologische Kontrollen in größeren Abständen durchführen!
- Veränderungen der IgG-Konzentration um den Faktor 2 bzw. für das IgA um den Faktor 2,5 würden eine signifikante Veränderung
anzeigen.
9
Antikörpermonitoring
C. pneumoniae
Zurückliegende Infektion (Seronarbe)
Die zurückliegende, abgelaufene Infektion ist durch das solitäre IgG gekennzeichnet, das auch als
Seronarbe bezeichnet wird. Dabei ist die Höhe der IgG-Antikörper-Konzentration nicht
ausschlaggebend (s. unten). Die Seronarben können über Monate und wahrscheinlich auch Jahre
bestehen bleiben. Dennoch wird eine langfristige Immunität gegen Chlamydien nicht aufgebaut.
Aus einem Einzelwert ist nicht abzuleiten, ob es sich nur um eine zurückliegende Infektion handelt.
Bei klinischen Verdacht sollte durch ein Zweitserum eine Reinfektion ausgeschlossen werden.
Patienten mit koronarer Herzkrankheit
Beispiele für eine zurückliegende C. pneumoniae-Infektion:
300
250
200
150
IgG
100
IgA
50
350
A-57v
Cp IgG/IgA (AU/ml)
A-27p
Cp IgG/IgA (AU/ml)
Cp IgG/IgA (AU/ml)
350
400
400
400
300
250
200
150
100
50
0
0
0
12
26
350
A-102v
300
250
200
150
100
50
0
0
52
Blutabnahme (Wochen)
12
26
52
0
Blutabnahme (Wochen)
12
26
52
Blutabnahme (Wochen)
IgG und IgA: cut off = 25 AU/ml
Patienten A-27p, A-57v und A-102v:- IgA über den Untersuchungszeitraum von einem Jahr negativ
- IgG über den Untersuchungszeitraum von einem Jahr konstant positiv
Therapieerfolg
Offensichtlich lässt sich ein Therapieerfolg auch am Verlauf einer Antikörperkonzentration
ablesen. Eine Halbierung der IgG-Konzentration und/oder ein Abfall des IgA sind Anhaltspunkte für
einen Rückgang der Immunreaktion gegen den Erreger und ein Hinweis auf den Therapieerfolg.
Patienten mit respiratorischer Infektion
Beispiele für Therapieerfolg bei einer C. pneumoniae-Infektion:
1200
LJ-I3
200
150
100
50
IgG
Cp IgG/IgA (AU/ml)
Cp IgG/IgA (AU/ml)
250
LJ-C2
1000
800
600
400
200
IgA
0
0
0
62
0
21
Blutabnahme (Tage)
Blutabnahme (Tage)
IgG und IgA: cut off = 25 AU/ml
Patient LJ-I3:
- IgA-Abfall um den Faktor 1,7 (n.s.)
- IgG-Abfall um den Faktor 2 (sign.)
Patient LJ-C2:
- IgA-Abfall um den Faktor 2,4 (n.s.)
- IgG-Abfall um den Faktor 4 (sign.)
.
Im Idealfall sind signifikante Antikörperabnahmen bereits innerhalb von 3 bis 9 Wochen nach
Therapieende zu verzeichnen.
10
Antikörperprävalenzen
M. pneumoniae
Altersabhängige Häufigkeitsverteilung von M. pneumoniae-Antikörpern bei RI
100%
IgG
IgA
IgM
90%
80%
Häufigkeit
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
0-5
6-10
11-20
21-40
41-60
Das Kollektiv der Patienten mit RI
Bereits bei Kleinkindern (0-5 Jahre) sind IgMund IgG-Antikörper in 17 % bzw. 35 % der Fälle
nachweisbar (s. Abb. links). IgA-Antikörper
treten hier nur sporadisch auf (3 %).
Vom frühen Schulalter (6-10 Jahre) bis hin zum
Alter von 20 Jahren nimmt die IgG-Häufigkeit
auf mehr als 65 %, die des IgM auf 22 % zu. Das
IgA ist in der gleichen Zeit bei 11 % der Fälle
nachweisbar.
>60
Altersklassen (Jahre)
Auch jenseits von 20 Jahren bleibt die IgA-Häufigkeit auf etwa diesem Niveau. Im Gegensatz dazu
tritt das IgM jetzt nur noch in durchschnittlich 4 % der Fälle auf. Der IgG-Anteil schwankt um 35 %.
Befundbeurteilung für das Kollektiv mit RI
Die Beurteilung der Infektion erfolgt in der Regel anhand der Antikörperkonstellation in einem
Serum. Die Positivrate (Anteil aller positiven Ergebnisse in einer Altersklasse) beträgt im
vorliegenden Kollektiv bei Kleinkindern (0-5 Jahre) bereits 35 %, bei frühen Schulkindern schon
58 % und bei Teenagern und jungen Erwachsenen (11-20 Jahre) 65 %. Danach verringert sich die
Häufigkeit der positiven Ergebnisse auf etwa die Hälfte (33-46 %).
Der relativ hohe Anteil an Akutinfektionen
(Antikörperkonstellation mit einem positiven IgM)
im Alter zwischen 0 und 20 Jahren ist auffallend.
Akut- und zurückliegende Infektionen/ Seronarben (solitäres IgG) sind die vorherrschenden
Befunde in den Altersgruppen vom Kleinkind bis
hin zum jungen Erwachsenen. Danach häufen
sich die sogenannten bestehenden Infektionen
(IgG und IgA gemeinsam positiv), die nur von den
Seronarben (22-32 %) an Häufigkeit übertroffen
werden.
Häufigkeit
M. pneumoniae-Befunde bei RI
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Akutinfektion
Best. Infektion
Seronarbe
Negativ
0-5
6-10
11-20 21-40 41-60
Altersklassen (Jahre)
>60
Befundinterpretation
M. pneumoniae
Nach den vorliegenden serologischen Befunden finden die meisten M. pneumoniae-Infektionen
zwischen dem Eintritt in das Schulalter und dem frühen Erwachsenenalter statt. Primärinfektionen
werden durch das gemeinsame Auftreten von IgM und IgG und/oder IgA angezeigt. Mit
fortschreitendem Alter sind die aktiven Infektionen (offensichtlich Reinfektionen) durch die
Kombination von IgA und IgG gekennzeichnet. Erreger- und Antikörperpersistenzen sind für
Mycoplasma-Infektionen nicht bekannt. Insofern bestehen keine besonderen Schwierigkeiten bei
der Beurteilung der serologischen Ergebnisse.
11
Befundinterpretation
M. pneumoniae
Darüber hinaus erfaßt der Mycoplasma pneumoniae-ELISA medac die Dynamik der
Antikörperkonzentration sehr gut (s. Abb. unten).
Antikörperkinetik während einer Mycoplasma pneumoniae-Infektion bei Kindern
Häufigkeit der Ak im
M.pneumoniae-ELISA medac
70%
IgM positiv
60%
IgA positiv
Größe des Kinderkollektivs: n = 113
IgG positiv
50%
- IgM-Antikörper bereits 0 - 1 Tag nach
Fieberbeginn nachweisbar
- IgM-Maximum zwischen 5. und 10. Tag
- IgA-Maximum zwischen 11. und 14. Tag
- IgG-Maximum innerhalb von 21 Tagen
noch nicht erreicht
40%
30%
20%
10%
0%
0-1
2-4
5-7
8-10
11-14
15-21
Tage nach Fieberbeginn
Aus der Antikörperkonstellation für M. pneumoniae in nur einem Serum ergeben sich
diagnostische Hinweise. Die sichersten Ergebnisse sind aus Serumpaaren abzuleiten.
Im Folgenden werden Beispiele für das Verhalten der IgG-, IgA- und IgM-Antikörper im Verlauf
einer M. pneumoniae-Infektion dargestellt. Alle Patienten wurden aufgrund der Symptomatik
bereits bei t0 mit Doxycyclin therapiert. Die einzelnen Infektionsstadien wurden bereits auf den
Seiten 8 bis 10 charakterisiert und gelten grundsätzlich auch für M. pneumoniae-Infektionen.
Antikörpermonitoring
M. pneumoniae
Akute Infektion
Patienten mit respiratorischer Infektion
Beispiele für eine akute M. pneumoniae-Infektion:
160
4
140
2,5
2
100
1,5
1
0,5
0
0
0
14
28
Blutabnahme (Tage)
4,5
p1519
4
3,5
120
3
100
2,5
80
2
60
1,5
40
1
20
500
3,5
400
3
2,5
300
2
200
1,5
1
100
0,5
0
0
0
14
28
Blutabnahme (Tage)
IgM (COI)
150
50
600
4
IgM (COI)
3
Mp IgG/IgA (AU/ml)
3,5
IgM
4,5
1701
IgM (COI)
Mp IgG/IgA (AU/ml)
IgA
200
4,5
y102
IgG
Mp IgG/IgA (AU/ml)
250
0,5
0
0
0
14
28
Blutabnahme (Tage)
IgM: cut off = 1* ; IgG und IgA: cut off = 10 AU/ml (*IgM-Ergebnisse werden als Cut off Index (COI) angegeben)
Patient y102:
- IgG und IgA Serokonversion
innerhalb von 14 Tagen
- IgM negativ
Patient 1701:
- IgG und IgA Serokonversion
innerhalb von 14 Tagen
- IgM negativ
Patient p1519:
- IgG und IgA Serokonversion
erst nach 28 Tagen
- IgM Serokonversion innerhalb
von 14 Tagen
Serokonversionen für IgG, IgA und IgM erfolgen überwiegend bereits innerhalb von 14 Tagen nach
dem ersten Auftreten von Symptomen.
12
Antikörpermonitoring
M. pneumoniae
Zurückliegende Infektion (Seronarbe)
Patienten mit respiratorischer Infektion
Beispiele für eine zurückliegende M. pneumoniae-Infektion:
80
IgA
2
50
40
1,5
30
1
20
0,5
10
0
IgG und IgA: cut off = 10 AU/ml
2
50
40
1,5
30
1
Patienten 1802 und 1420:
- IgG positiv oder grenzwertig
- IgA und IgM negativ
20
0,5
10
0
14
2,5
60
IgM (COI)
Mp IgG/IgA (AU/ml)
2,5
IgM
0
3
1420
70
IgM (COI)
Mp IgG/IgA (AU/ml)
60
80
3
1802
IgG
70
0
0
28
0
14
28
Blutabnahme (Tage)
Blutabnahme (Tage)
Bei klinischen Verdacht auf eine Infektion sollte durch ein Zweitserum eine Reinfektion ausgeschlossen werden.
Therapieerfolg
Über die Veränderung der Antikörperkonzentrationen unter Therapie ist wenig bekannt. In den
dargestellten Beispielen wird deutlich, dass es unter Therapie zunächst noch zu einem Anstieg der
Antikörperkonzentration kommen kann, danach fallen die Konzentrationen unterschiedlich schnell
ab.
Patienten mit M. pneumoniae-Infektion
Beispiele für Therapieerfolg bei einer M. pneumoniae-Infektion:
120
IgM
3,5
140
3
100
2
80
1,5
60
1
40
0
0
0
14
28
Blutabnahme (Tage)
5
4,5
140
4
1301
100
3,5
80
3
2,5
60
2
40
1,5
1
3,5
120
3
100
2,5
80
2
60
1,5
40
1
20
0,5
20
0,5
20
160
0,5
0
0
0
14
28
Blutabnahme (Tage)
0
IgM (COI)
2,5
180
4
IgM (COI)
120
4,5
1001
4
IgA
Mp IgG/IgA (AU/ml)
160
4,5
1728
IgG
IgM (COI)
Mp IgG/IgA (AU/ml)
180
Mp IgG/IgA (AU/ml)
200
0
0
14
28
Blutabnahme (Tage)
IgM: cut off = 1* ; IgG und IgA: cut off = 10 AU/ml
*IgM-Ergebnisse werden als Cut off Index (COI) angegeben
Patienten 1728 und 1001:
- IgG, IgA und IgM Serokonversion innerhalb von 14 Tagen, danach
Abnahme der Ak-Konzentration bei allen drei Antikörpern
Patient 1301:
- IgG, IgA und IgM bereits bei t0
positiv
- Anstieg aller drei Antikörper
innerhalb von 14 Tagen, danach
Abfall aller drei Antikörper
Unter Therapie wird besonders der schnelle und signifikante Abfall der IgA-Konzentration deutlich.
13
Doppelinfektion
C. pneumoniae und M. pneumoniae
Häufig wird nachgefragt, ob Infektionen mit C. pneumoniae und M. pneumoniae zur gleichen Zeit
möglich sind.
In diesem Zusammenhang wurde ein Teilkollektiv bestehend aus 181 Patienten aus dem Routinekollektiv älter als 20 Jahre parallel mit den C. pneumoniae- und M. pneumoniae-ELISA medac
untersucht.
Antikörperkonstellationen und “Doppelinfektionen” bei Patienten mit RI
Antikörperkonstellation
IgG
+
+
+
+
-
IgA
+
+
+
+
-
IgM
+
+
+
+
-
C. pneumoniae
M. pneumoniae
n
0
2
0
67
0
0
75
37
relativ
0%
1%
0%
37%
0%
0%
41%
20%
n
1
4
0
14
0
0
50
112
relativ
1%
2%
0%
8%
0%
0%
28%
62%
181
100%
181
100%
C. und M. pneumoniae
gleichzeitig
n
0
0
0
7
0
0
25
22
relativ
0%
0%
0%
4%
0%
0%
14%
12%
Vergleichbar mit dem Gesamtkollektiv (s. S. 7 u. 11) differieren auch hier die Ergebnisse zwischen
beiden Erregern (s. Tab.). In 80 % der Fälle sind Antikörper gegen C. pneumoniae nachweisbar.
Im Gegensatz dazu treten nur bei etwa 38 % der Patienten Antikörper gegen M. pneumoniae auf.
Anhand des serologischen Befundes ist der Anteil Akutinfektionen, verursacht durch C.
pneumoniae, mit 1 % relativ gering (s. Abb.). Etwa zu gleichen Teilen können bestehende
Infektionen (37 %) und Seronarben (41 %) einer zurückliegenden Infektion festgestellt werden. Bei
den M. pneumoniae-Infektionen besteht bei 3 % der Patienten ein Hinweis auf eine Akutinfektion.
Ein ähnlich kleiner Anteil (8 %) hat offensichtlich eine bestehende Infektion. Der Anteil an
Seronarben liegt bei 28 %.
C. pneumoniae- und M. pneumoniae-Befunde bei RI
100%
90%
Akutinfektion
Best. Infektion
Seronarbe
80%
70%
Häufigkeit
Bei 32 (18 %) von den insgesamt 181
Patienten kommen sowohl Antikörper
gegen C. pneumoniae als auch M.
pneumoniae vor. Dieser Fakt bedeutet
jedoch nicht, dass bei diesen Patienten
eine floride Infektion durch beide Erreger
gleichzeitig abläuft.
In 25 Fällen (14 %) ist jeweils nur ein
solitäres IgG vorhanden, das auf eine in
der Vergangenheit abgelaufene Infektion
mit C. und M. pneumoniae hinweist.
Bei einem verschwindend kleinen Anteil
von 4 % der Seren liegen IgG- und IgAAntikörper sowohl gegen C. pneumoniae
als auch M. pneumoniae vor.
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
80%
38%
C. pneumoniae
M. pneumoniae
Positivrate
Die serologischen Ergebnisse geben keinen Hinweis auf eine parallel ablaufende akute Infektion
(Doppelinfektion) mit C. pneumoniae und M. pneumoniae. Bei weniger als 20 % der Patienten
sind sowohl Antikörper gegen C. pneumoniae als auch M. pneumoniae nachweisbar, die jedoch
nichts über den zeitlichen Verlauf der Infektionen aussagen.
14
Zusammenfassung/Schlussfolgerungen
C. pneumoniae und M. pneumoniae
·
·
·
·
·
·
·
Respiratorische Infektionen gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit.
Etwa 10 bis 15 % dieser Infektionen werden durch C. pneumoniae oder M. pneumoniae
verursacht.
Neben Infektionen des Respirationstrakts sind zahlreiche extrapulmonale Erkrankungen
durch C. pneumoniae und M. pneumoniae bekannt.
Zur Differenzialdiagnostik wird die Serologie als Methode der Wahl eingesetzt.
In der vorliegenden Arbeit werden Ergebnisse zur C. pneumoniae- und M. pneumoniaeSerologie aus Deutschland vorgestellt.
Die Diagnostik wurde mit den C. pneumoniae-IgG- und IgA-ELISA plus sowie C. pneumoniaeIgM-sELISA und den M. pneumoniae-IgG-, IgA- und IgM-ELISA von medac durchgeführt.
Die IgG- und IgA-ELISA ermöglichen aufgrund der Einpunktquantifizierung ein einfaches und
stabiles Antikörpermonitoring.
C. pneumoniae-Serologie:
·
·
·
·
·
Die Positivrate steigt von 13 % bei Kleinkindern bis zu 89 % bei über 60-Jährigen an.
Außer bei Kleinkindern herrscht der Befund bestehende C. pneumoniae-Infektion (IgG in
Kombination mit IgA) vor.
Der Nachweis von IgG und IgA bei Fehlen von IgM in Einzelproben trägt Hinweischarakter.
IgG-Konzentrationen von ³ 1 : 512 im MIF-Test sprechen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für eine akute Infektion.
Definierte Antikörperveränderungen in gepaarten Seren ergeben die sichersten Aussagen.
M. pneumoniae-Serologie:
·
·
·
Die höchste Positivrate von 65 % tritt bereits im Kindesalter auf. Hier dominieren IgM und IgG.
Bei Erwachsenen sinkt die Positivrate auf etwa die Hälfte ab.
Jenseits von 20 Jahren scheinen Reinfektionen vorzuherrschen. Hier fungiert das IgA als
Aktivitätsmarker.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass C. pneumoniae- und M. pneumoniaeInfektionen zu einem hohen Anteil an den respiratorischen Infektionen in Deutschland beteiligt
sind.
Antikörper gegen C. pneumoniae und M. pneumoniae treten in weniger als 20 % der Fälle
gemeinsam auf.
Die vorliegenden serologischen Daten sollten durch Ergebnisse molekularbiologischer
Untersuchungen untermauert werden.
15
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16
Stand 03/2012
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