die eRnÄhRunG deR stillenden mutteR Es geht zu Hause drunter und drüber. Für den Haushalt bleibt eigentlich keine Zeit, weil Du so damit beschäftigt bist, das Baby zu versorgen. Einkaufen und Kochen lassen sich nur mit Mühe in den Alltag integrieren, und so vergisst Du vielleicht selbst zu essen. Nimm Dir Zeit! Kleine Zwischenmahlzeiten und rasch verfügbare Speisen (wie z. B. Brot, Obst …) helfen, den Energiehaushalt auszugleichen und Dir wieder den nötigen Kick zu geben. Essen soll ganz besonders in der Stillzeit Freude machen! Wie viel Energie brauchst Du wirklich? Um Milch produzieren zu können, benötigt Dein Körper in der Stillzeit etwas mehr Energie als vor oder während der Schwangerschaft. Wenn Du Dein Baby ausschließlich stillst, sind es in etwa zusätzlich 525 bis 635 kcal pro Tag. Wenn Dein Baby bereits Beikost bekommt und Du nur noch teilweise stillst, liegt der zusätzliche Energiebedarf bei rund 285 kcal pro Tag (dies ist jedoch abhängig davon, wie viele Stillmahlzeiten Dein Baby noch bekommt). Die Kalorienangaben sind aber lediglich Durchschnittswerte. Der tatsächliche Bedarf ist von Frau zu Frau verschieden. Um herauszufinden, welche Kalorienmenge Dein Körper braucht, kannst Du Dich an Deinem eigenen Gewicht orientieren. Wenn Du Dein Gewicht hältst bzw. langsam abnimmst, passt die Kalorienzufuhr für Dich persönlich gut. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, Deine Kalorienaufnahme streng zu kontrollieren. Das Wichtigste ist eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, bei der auf die Qualität der Nahrungsmittel und Speisen geachtet wird. Du kannst Dir je nach Gusto und Zeit Deine Mahlzeiten auch mithilfe unserer Rezeptideen zusammenstellen oder auf unsere Tagespläne zurückgreifen. Diese können bei der Planung helfen und den Alltag erleichtern. Nimm vor allem Gemüse und Obst sowie Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte zu Dir, um Deinen Mehrbedarf an Energie zu decken. Eine abwechslungsreiche Kost versorgt Dich auch ausreichend mit allen Nährstoffen. 22 In den nachfolgenden Tabellen geben wir Dir ein paar Beispiele dafür, was Du zusätzlich essen kannst, um Deinen Mehrbedarf zu decken. BEISPIELE FÜR AUSSCHLIESSLICHES STILLEN (CA. 525–635 KCAL MEHRBEDARF PRO TAG): Beispiel 1 1 Scheibe Vollkornbrot mit 2 Scheiben (fettarmem) Käse und 2 Tomaten + 1 Schüssel Müsli mit Joghurt und frischen Früchten (z. B. Apfel und Beeren) Beispiel 2 2 Scheiben Vollkornbrot mit Käse, Schinken und ¼ Gurke + 1 Apfel + 1 kleine Handvoll Nüsse (z. B. Walnüsse) Beispiel 3 1 Vollkornweckerl mit Hüttenkäse, 2 Karotten und ½ Paprika + 1 Packung Buttermilch (½ Liter) + 1 Banane und 125 g Erdbeeren AUS UNSEREN REZEPTEN: Beispiel 4 1 Portion Gemüsesuppe + 1 Portion Ofengemüse mit Tsatsiki, Rosmarin und Vollkornbrot Beispiel 5 1 Portion Lachs mit Lauch und Ofenkartoffeln Beispiel 6 1 Portion Couscoussalat mit Halloumi und weißen Bohnen BEISPIELE FÜR TEILWEISES STILLEN (CA. 285 KCAL MEHRBEDARF PRO TAG): Beispiel 1 1 Scheibe Vollkornbrot mit Gemüseaufstrich + 1 Schüssel Fruchtsalat mit Nüssen Beispiel 2 1 Schüssel Müsli mit Milch und frischen Früchten Beispiel 3 1 Scheibe Vollkornbrot mit Gemüse-Topfen-Aufstrich + 1 Glas Buttermilch (200 ml) + 1 Birne AUS UNSEREN REZEPTEN: Beispiel 4 1 Portion Gemüsesuppe + 1 Portion Joghurtshake Beispiel 5 1 Portion Bananenfrappé Beispiel 6 1 Portion Salade niçoise mit gebratener Forelle 23 Wie sieht eine ausgewogene Ernährung während der Stillzeit aus? Im Praxisteil findest Du viele nützliche Tipps und Tricks, die Dir helfen, die passende Ernährung gut und einfach in Deinen Alltag einzubringen. Lass uns aber zunächst mit ein bisschen Theorie beginnen: Prinzipiell ist es für die Zusammensetzung der Muttermilch wichtig, auf die Aufnahme von Lebensmitteln zu achten, die reich an Omega-3-Fettsäuren sowie Vitaminen und Mineralstoffen sind. Die gute Neuigkeit ist, dass, auch wenn Deine Ernährung nicht optimal ist, Dein Körper es schafft, nährstoffreiche Milch zu produzieren. Strebe das aber bitte nicht an, denn eine sehr einseitige und unausgewogene Ernährung kann negative Auswirkungen haben. Mamis, die sich nicht ausgewogen ernähren, fühlen sich eher müde und gestresst und beenden das Stillen daher manchmal früher als geplant. Unsere Nahrungsmittel enthalten prinzipiell drei Hauptenergielieferanten: Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß. Diese sollten dem Körper in unterschiedlichen Mengen zugeführt werden. Mindestens die Hälfte der aufgenommenen Energie sollte aus Kohlenhydraten, ca. ein Drittel aus Fett und der Rest aus Eiweiß bestehen. Dabei gilt wie so oft: Qualität vor Quantität. Fett ist nicht gleich Fett, und auch bei Eiweiß und Kohlenhydraten kommt es darauf an, in welcher Form wir sie zu uns nehmen. Bedarf an ausgewählten Vitaminen und Mineralstoffen Neben dem bereits erwähnten erhöhten Energiebedarf braucht Dein Körper in der Zeit des Stillens aber auch mehr Vitamine und Mineralstoffe. WISSENSBOX: OMEGA-3-FETTSÄUR EN e von Fisch mmenhang zwischen der Aufnahm Zahlreiche Studien haben einen Zusa Aufnahme angerschaft und Stillzeit (bzw. der durch die Mutter während ihrer Schw von Gehirn und tsäuren sind ) und der Entwicklung an Ölen, die reich an Omega-3-Fet Augen beim Säugling beobachtet. an Omega-3ter haben Lebensmittel, die reich * Aber auch für die stillende Mut teln zählen e Bedeutung. Zu jenen Nahrungsmit Fettsäuren sind, eine ganz besonder zliche Öle – ng oder (Lachs-)Forelle – und pflan unter anderem Fische – Lachs, Heri enöl sowie Walnüsse. Raps-, Soja-, Walnuss- und Leinsam * 24 Kohlenhydrate – Basis einer ausgewogenen Ernährung Fett – ein bedeutender Energielieferant Der Großteil unserer Energieaufnahme sollte über Koh- gleiche Menge an Kohlenhydraten oder Eiweiß. Neben lenhydrate erfolgen. Zu den Kohlenhydraten zählen ein- der Funktion als Energielieferant ist Fett aber auch als fache Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel, aber auch Träger von Geschmacks- und Aromastoffen bekannt komplexere Kohlenhydrate, wie wir sie in Gemüse und und versorgt uns mit essenziellen (= lebensnotwendi- Obst bzw. Getreide und Hülsenfrüchten finden. Natürlich gen) Fettsäuren. hat es sich schon herumgesprochen, dass wir gerade Daher ist es besonders wichtig, auf die Qualität des auf- bei einfachem Zucker und zuckerhaltigen Nahrungs- genommenen Fetts zu achten. mitteln sparsamer zugreifen sollen. Zu den komplexe- Ganz allgemein essen wir in unseren Breitengraden ren Kohlenhydraten zählen auch die Ballaststoffe. Und sehr fettreich und nehmen dazu noch bevorzugt tieri- diese Gruppe ist für Dich besonders bedeutsam. Viele sche Fette aus Fleisch, Wurst, fettreichen Milchproduk- Frauen leiden nach dem Wochenbett unter Verstopfung. ten, Pasteten etc. zu uns. Dabei bleiben die so wertvol- Ballaststoffe helfen, die Verdauung zu regulieren. Bitte len pflanzlichen Fette und Fett aus Fisch, die uns hoch- denk immer daran, genügend zu trinken, damit die Bal- wertige Fettsäuren liefern, häufig auf der Strecke. Fett liefert annähernd doppelt so viel Kalorien wie die laststoffe quellen können! Besonders empfehlenswert sind vor allem Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, Vollreis, Vollkornteigwaren und Getreideflocken sowie Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Gemüse, Obst und Leinsamen, am besten geschrotet. Eiweiß – ein wichtiger Baustoff für den Körper Dein Körper braucht Eiweiß als Baustein für wichtige körpereigene Strukturen wie Muskeln, Organe, Knochen, Bindegewebe, Haut, Antikörper, Enzyme und einige Hormone. Für die körpereigene Milchproduktion braucht Dein Körper etwas mehr Eiweiß, das Du leicht über die Ernährung zuführen kannst. Es ist wichtig, auf eine gute Eiweißqualität in den Mahlzeiten zu achten. Natürlich kannst und sollst Du die Lebensmittel auch kombinieren. Es ist nicht schwierig, diesen Mehrbedarf an Eiweiß zu decken. Bau Nahrungsmittel wie Milch und Milchprodukte, Fisch, Fleisch, Geflügel und Eier sowie Hülsenfrüchte in Deinen Speiseplan ein. Falls Du Dich vegetarisch oder vegan ernährst, musst Du etwas mehr auf Deine Eiweißaufnahme achten. Wenn Du nicht auf die nötige tägliche Eiweißmenge kommst, entnimmt Dein Körper das Eiweiß, das er für die Milchbildung benötigt, Deinem Muskelgewebe. Auf den Eiweißgehalt der Muttermilch wirkt sich eine unausgewogene Ernährung aber nur geringfügig aus. Generell wird aber sehr eiweißreich gegessen, sodass ein Eiweißmangel unwahrscheinlich ist. Viele eiweißreiche Nahrungsmittel enthalten auch andere wichtige Nährstoffe wie etwa Kalzium, Eisen und Zink. Ein wenig Zurückhaltung ist bei eiweißreichen Lebensmitteln aus tierischer Herkunft anzuraten, weil diese auch einen höheren Anteil an gesättigten Fettsäuren aufweisen können. Du kannst tierisches Fett aber reduzieren, indem Du beispielsweise die Haut von Huhn und Pute entfernst, das sichtbare Fett von Fleisch und Schinken wegschneidest und bei Milchprodukten auf fettarme Varianten umsteigst. 25