18. Januar 2017 Elektrizitätslehre II Martin Loeser Laborpraktikum 3 – Magnetischer Fluss und Induktionsgesetz 1 Lernziele Bei diesem Versuch werden magnetische Felder und die damit verbundenen dynamischen Phänomene untersucht. • Sie kennen die Natur des magnetischen Feldes, sowie den damit verbundenen Begriff magnetische Flussdichte. Sie kennen die Ursache für magnetische Felder und können deren Feldlinien qualitativ beschreiben, sowie deren Orientierung im Vergleich mit dem Magnetfeld der Erde bestimmen. • Sie kennen das Induktionsgesetz und die damit verbundenen Begriffe magnetischer Fluss und Verkettungsfluss. Sie können unterscheiden zwischen der induzierten Transformationsspannung und der Bewegungsspannung. • Sie kennen die Regel von Lenz und ihre Bedeutung zur Bestimmung des Vorzeichens der induktiven Spannung an den Klemmen einer Spule oder einer Leiterschleife. 2 Einleitung 2.1 Induktionsgesetz Jeder elektrische Strom erzeugt ein magnetisches Feld. Die Stärke eines magnetischen Feldes wird durch die magnetische Flussdichte B beschrieben, mit [B] = Vs/m2 = T (Tesla, nach Nikola Tesla (1856 - 1943)). Die Feldlinien können beispielsweise durch Eisenspäne oder Kompassnadeln visualisiert werden. Fliesst ein Strom durch eine zylindrische Spule, erzeugt er in ihrem Inneren ein nahezu homogenes Magnetfeld, dessen Feldlinien parallel zur Zylinderachse verlaufen. Laborpraktikum 3 – Magnetischer Fluss und Induktionsgesetz, Elektrizitätslehre II 2 Steht ein homogenes magnetisches Feld senkrecht zu einer Leiterschleife, so kann der magnetische Fluss Φ, der diese Schleife durchsetzt, als Produkt der magnetischen Flussdichte B und der durchfluteten Fläche A bestimmt werden: Φ = BA, [Φ] = Vs = Wb, (Weber, nach Wilhelm Eduard Weber (1804 - 1891)). Wird der magnetische Fluss durch eine Leiterschleife zeitlich verändert, so erscheint an den Enden der Schleife (an den Anschlussklemmen) eine Spannung die gerade der zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses entspricht. Dieser Sachverhalt wird durch das Induktionsgesetz beschrieben u(t) = Φ̇(t) = A(t)Ḃ(t) + Ȧ(t)B(t) Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die magnetische Flussdichte oder die durchsetzte Fläche ändert. Bei einer Spule mit N Windungen wird der magnetische Fluss durch jede dieser Windungen der Wicklung erfasst, so dass gilt Φ(t) = N A(t)B(t). 2.2 Lenz’sche Regel Zur Bestimmung des Vorzeichens der Spannung kann die Regel von Lenz benutzt werden: In einer geschlossenen Schleife wird durch eine Änderung des magnetischen Flusses eine Spannung und damit auch ein Strom induziert. Die Richtung dieses Stroms ist dabei so, dass sein (entstehendes) Magnetfeld der Flussänderung entgegenwirkt. 3 Versuchsdurchführung – Messaufgaben 3.1 Visualisierung von magnetischen Feldern Versuchen Sie, den Verlauf der magnetischen Feldlinien mit der Kompassnadel für folgende Objekte sichtbar zu machen: (a) Erdmagnetfeld. In welche Richtung verlaufen die Feldlininen? Welches Ende (Farbe) der Kompassnadel entspricht dem magnetischen Nordpol? (b) Permanentmagnet. Wie verlaufen die Feldlinien? Welche Richtung haben sie? Wo ist das Feld am stärksten? Wo am schwächsten? (c) Stromführender Leiter. Wie verlaufen die Feldlinien um den Leiter? Hängt deren Verlauf von der Stromrichtung ab? Hängt deren Verlauf von der Stromstärke ab? Wie würde das Feld bei Wechselstrom aussehen? Laborpraktikum 3 – Magnetischer Fluss und Induktionsgesetz, Elektrizitätslehre II 3 3.2 Induktionsgesetz Auf einem Glasrohr werden je zwei Spulen zwischen 5 und 10 cm von den Rohrenden angebracht. Lassen Sie den Permanentmagneten im Glassrohr fallen und messen Sie mit dem KO die dabei entstehenden Verläufe der Spannungen (Spannungsstösse) dieser Spulen (KO-Einstellung: DC- Modus, DC-Triggermodus, STOR. MODE, PTR, SINGLE). Die Spulen sollten für diesen Versuch in Serie geschaltet werden. (a) Überlegen Sie zunächst mit Hilfe der Gesetze für den freien Fall, was für eine Fallzeit Sie für den Magneten erwarten. Stellen Sie die Zeitskala des KOs entsprechend ein. (b) Lassen Sie nun den Magneten fallen und untersuchen Sie den Spannungsverlauf. Zeichnen Sie dazu mit Hilfe des KOs den Spannungsverlauf an den Spulen dar. (c) Was ändert sich am Spannungsverlauf, wenn der Magnet mit dem anderen Ende voraus fällt? Was ändert sich, wenn eine Spule umgedreht wird, bzw. die Anschlüsse umgepolt werden? (d) Wie verändert sich das Signal, wenn man die Anzahl der Spulenwindungen erhöht? (e) Für die folgenden Untersuchungen ist es hilfreich, das gemessene Signal mit MATLAB zu analysieren. (i) Wie gross sind die Fallzeit und die Fallgeschwindigkeit des Magneten? (ii) Wie gross ist der magnetische Fluss Φ(t), der die Spulen durchsetzt? Integrieren Sie dafür, beispielsweise mit Hilfe des cumsum(...)-Kommandos den Spannungsverlauf u(t). Eventuell muss man zunächst den Mittelwert von u(t) entfernen. (iii) Wie gross ist die magnetische Flussdichte B des Magneten? Setzen Sie dafür Φmax = N BA. (f) Stellen Sie für zwei verschiedene (beliebig wählbare) Konfigurationen die Verläufe von u(t) und Φ(t) in gemeinsamen Matlab-Figuren dar. Stellen Sie sicher, dass die von Ihnen gemessenen Spannungen korrekt sind – durch die falsche Einstellung des Tastkopfes sind sie unter Umständen um den Faktor 10 zu gross. Laborpraktikum 3 – Magnetischer Fluss und Induktionsgesetz, Elektrizitätslehre II 3.3 Inventar • Funktionsgenerator TG 5011A • Multimeter Keysight 34450A • Oszilloskop Tektronix TDS 2012C • verschiedene Spulen (2 × 32, 1 × 64 Windungen) • Plexiglasrohr mit O-Ringen zur Fixierung der Spulen • Dauermagnet (rot: Nordpol, grün: Südpol), Durchmesser: 18 mm • kardanisch aufgehängte Kompassnadel 4