1. Anatomie

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1. Anatomie
An das menschliche Auge werden verschiedenste Anforderungen gestellt. So soll es z. B.
beweglich und reaktionsschnell sein, scharfes Nah- und Fernsehen ermöglichen, Bewegungen erschütterungsfrei folgen, am Tag und in der Nacht sehen – und all das über
viele Jahrzehnte! Bei einem Blick auf die Entwicklung des Auges wird seine Komplexität
noch deutlicher: Es wird beim Embryo schon in der 4. Woche gebildet, ist aber erst einige
Jahre nach der Geburt voll entwickelt.
Zahlen und Fakten rund ums Auge
Durchmesser ca. 2,4 cm bei einem Erwachsenen und ca. 1,7 cm bei einem Kind.
Die Tränenproduktion beginnt in der 3. Lebenswoche. Bei Erwachsenen wird
ca. 1 µl / Minute gebildet. Diese Menge kann sich beim Weinen bis auf
100 µl / Minute steigern.
Man schätzt, daß 70 % aller für den Menschen wichtigen Informationen durch das
Sehsystem (alles was für das Sehen notwendig ist: Auge, Sehnerv, Sehzentrum etc.)
aufgenommen werden.
6 Muskeln bewegen das Auge in die verschiedenen Richtungen.
Diese Muskeln müssen Schwerstarbeit leisten, da sie 100.000 mal pro Tag in
Aktion treten, um die Augen in die richtigen Richtungen zu stellen.
6
Einleitung
Anatomie
Optik
Trockenes Auge
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
1.1 Das Auge – ein komplexes Gebilde
Der mit „Sehen“ bezeichnete Vorgang verweist auf einen komplizierten Prozess, bei dem
von der Umgebung reflektiertes oder von einem Leuchtkörper abgestrahltes Licht (elektromagnetische Wellen) auf den Augenhintergrund trifft und, als Signal weitergeleitet,
im Gehirn ein Bild erzeugt.
Dazu werden mit Hilfe des optischen Systems (Hornhaut, Linse und Glaskörper) Objekte
der Umwelt auf der Netzhaut abgebildet. Hornhaut und Linse sind dabei die Licht brechenden Medien. Der Bild aufnehmende Teil ist die Netzhaut mit einer kleinen Stelle des
schärfsten Sehens, der Makula lutea. In der Netzhaut werden die physikalischen Reize
(elektromagnetische Wellen mit 380 nm – violettblaues Licht – bis 750 nm – tiefrotes
Licht) mittels photochemischer Prozesse in den Zapfen und Stäbchen in Nervenreize umgewandelt. Die weiterleitenden Nervenfasern werden im Sehnerv gebündelt, kreuzen
zum Teil zur anderen Seite, um dann als Sehstrang weiter zu laufen und erreichen schließlich die primäre und sekundäre Sehrinde im Hinterlappen des Gehirns.
Umgekehrt steuert das Gehirn die Motorik des Auges, indem es die äußeren Augenmuskeln innerviert (anregt) und dadurch entsprechend spannt oder entspannt. Die Regelkreise zur Steuerung des Auges sind sehr kompliziert und vielschichtig.
Zusammenfassung:
Das Auge ist ein komplexes Organ, das einige Jahre bis zur vollen Entwicklung benötigt. Es ist zentraler Bestandteil des Sehens, indem es Licht empfängt, in Signale
umwandelt und an das Gehirn weiterleitet.
Dreidimensional
Einleitung
Anatomie
Optik
Trockenes Auge
Schnittdarstellung
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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Grundsätzliches zur Anatomie des Auges
Das Auge liegt gut geschützt in einer Knochenhöhle, gepolstert insbesondere durch Fettgewebe. Seine Bewegungen werden durch sechs seitlich am Augapfel befestigte Muskeln gesteuert. Auf der Rückseite führt der Sehnerv aus dem Auge in das Gehirn. Der
Augapfel hat einen Durchmesser von ca. 24 mm und ein Gewicht von ca. 7,5 g.
Alle an der Optik beteiligten Teile des Auges sind gefäßfrei: Hornhaut, Augenkammern,
Linse und Glaskörper. Dies ist notwendig, damit das Licht einen freien Zugang zur Netzhaut hat. Trotzdem muss ihre Versorgung mit Nährstoffen gewährleistet sein. Dies geschieht einerseits über Gefäße (z. B. über die limbalen – an der Übergangszone zwischen
Hornhaut und Lederhaut gelegenen – Gefäße), andererseits durch Diffusion (über den
Tränenfilm und das Kammerwasser).
Zusammenfassung:
Das Auge liegt in einer Knochenhöhle und ist über den Sehnerv mit dem Gehirn
verbunden. Die an der Optik beteiligten Teile sind frei von Gefäßen.
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Anatomie
Optik
Trockenes Auge
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
1.2 Die Schichten des Auges
Äußere Augenschicht (Cornea + Sklera)
Mittlere Augenschicht
(Uvea=Regenbogenhaut,
Ziliarkörper, Aderhaut))
Innere Augenschicht (Retina)
Die äußere Hülle des Auges – bestehend aus Hornhaut und Lederhaut – umschließt das
Auge. Diese äußere Augenschicht ist eine dehnungsfeste Bindegewebskapsel, deren primäre Funktion es ist, die Form des Augapfels aufrecht zu erhalten. Zudem dient Sie dem
Schutz des Augapfels. Unter der äußeren Augenschicht befindet sich die Uvea, bestehend
aus Regenbogenhaut, Ziliarkörper und Aderhaut. Die Uvea wird auch als mittlere Augenschicht bezeichnet. Sie ist dicht mit Gefäßen durchzogen, enthält aber auch Nerven-,
Bindegewebs- und Muskelzellen.
Im Zentrum der Iris liegt das kreisrunde Sehloch, die Pupille. Die Iris trennt die vordere
Augenkammer von der hinteren. Dabei ist die hintere Augenkammer kleiner und umschließt ringförmig die Linse. Die Augenkammern sind mit Kammerwasser gefüllt, welches in der hinteren Augenkammer vom Ziliarkörper gebildet wird und in der vorderen
Augenkammer über den Kammerwinkel und den Schlemmschen Kanal abfließen kann.
Die innere Augenschicht besteht aus Netzhaut und Pigmentepithel.
Zusammenfassung:
Das Auge besteht aus drei Schichten:
äußere Augenschicht
mittlere Augenschicht
innere Augenschicht
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Optik
Trockenes Auge
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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1.2.1 Die äußere Augenschicht
Die äußere Augenschicht umschließt
den Augapfel. Sie besteht aus der undurchsichtigen Lederhaut (Sklera) und
der durchsichtigen Hornhaut (Cornea).
Die Lederhaut (Sklera)
Hornhaut
Lederhaut
Die Lederhaut (Sklera) ist eine dicke,
derbe und undurchsichtige, aus kollagenen Fasern aufgebaute, dehnungsfähige Bindegewebskapsel. Durch sie
wird, unterstützt durch den mit einer
klaren, gelartigen Substanz gefüllten
Glaskörper, die Form des Augapfels
aufrecht erhalten.
Die Lederhaut erscheint als das Weiße des Auges. Sie nimmt ca. 80 % der äußeren Hülle
ein und ist von Adern durchzogen, die beim genauen Hinsehen zu erkennen sind.
Die Hornhaut (Cornea)
Der von der Bindehaut nicht bedeckte vordere Abschnitt des Augapfels enthält die durchsichtige und sehr empfindliche Hornhaut (Cornea). Sie ist wie ein Uhrglas in die Lederhaut
(Sklera) eingelassen. Die Hornhaut ist für zwei Drittel der Brechungskraft des Auges verantwortlich (ca. 45 dpt). Um dies zu erreichen, ist sie gekrümmt. Die Hornhaut besteht –
ebenso wie die Lederhaut – aus kollagenen Fasern, die regelmäßig angeordnet sind. Sie
besitzt viele Nerven, ist aber trotzdem durchsichtig, bedingt durch das Fehlen von Blutgefäßen sowie eine partielle Dehydration. Alle Teile sind in ihrer Dichte sehr homogen. Dies
unterstützt die Durchsichtigkeit. Die Hornhaut wird durch Diffusion aus dem Kammerwasser, der Tränenflüssigkeit und den arteriellen Gefäßen am Hornhautrand ernährt.
Zusammenfassung:
Die äußere Augenschicht besteht aus Lederhaut und Hornhaut. Die Lederhaut erhält
die Form des Augapfels aufrecht. Die Hornhaut ist verantwortlich für die Brechung
des Lichts.
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Gereiztes Auge
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AMD
Glaukom
1.2.2 Die mittlere Augenschicht (Uvea)
Die mittlere Augenschicht besteht aus
drei Teilen: der Aderhaut (Choroidea),
dem Ziliarkörper (Corpus ciliare) und
der Regenbogenhaut (Iris).
Die Uvea ist u. a. verantwortlich für die
Blutversorgung und die Ernährung von
Teilen der Netzhaut. Zudem wird im Ziliarkörper das Kammerwasser produziert sowie die Brechkraft der Linse reguliert.
Regenbogenhaut Ziliarkörper
Aderhaut
Die Regenbogenhaut bestimmt über
die Größe der Pupille die Menge des
einfallenden Lichtes und erfüllt somit
eine Blenden-Funktion.
Um ihre Funktionen erfüllen zu können, ist die mittlere Augenschicht dicht mit Gefäßen
durchzogen. Sie besitzt auch Nerven, Muskelzellen und Bindegewebe. Dadurch ist sie
besonders empfindlich für Schmerzen.
Die Aderhaut (Choroidea)
Die Aderhaut liegt direkt unter der Lederhaut. Sie ist das Gewebe im menschlichen Körper, das am dichtesten von Gefäßen durchzogen ist und besteht aus mehreren lamellenartig angeordneten Bindegewebsschichten mit zahlreichen Gefäßräumen, die vor allem
der Ernährung der angrenzenden Netzhautschichten dienen. Die Hauptfunktion der Aderhaut ist der Flüssigkeits- und Wärmeaustausch.
Die Regenbogenhaut (Iris)
Die Regenbogenhaut befindet sich zwischen der vorderen und der hinteren Augenkammer. Sie bildet den Blendenapparat des Auges. Wie bei einer Fotokamera muss dieser
Blendenapparat sehr beweglich sein. So ist das zarte, lockere Bindegewebe der Iris (Irisstroma) wie ein Scherengitter strukturiert.
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Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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Damit ist eine größtmögliche Flexibilität gewährleistet. Die Iris verengt oder erweitert
die Pupille von 1,5 mm bis 8 mm (neutral: 4 mm). Dadurch wird neben der Tiefenschärfe insbesondere die Menge des Lichteinfalls reguliert und das Auge kann sich der jeweiligen Lichtsituation anpassen. Neben der Reduzierung des Lichteinfalls durch die pigmentierte Iris und der sich verändernden Papille, können auch die Photorezeptoren der Netzhaut einen Teil der einfallenden Lichtintensität steuern.
Die Regenbogenhaut enthält zwei glatte Muskeln, die für die reflektorische Weitenveränderung der Pupille bei variierenden Lichtverhältnissen verantwortlich sind.
Der Ziliarkörper (Corpus ciliare)
Der Ziliarkörper besteht aus zwei Teilen, dem Ziliarkörpermuskel und den Ziliarkörperzotten. Der Ziliarkörpermuskel reguliert über die Zonulafasern die Brechkraft der Linse (Akkommodation). Dadurch ist das Scharfstellen/Sehen sowohl in der Ferne als auch in der
Nähe möglich. In den Epithelzellen der Ziliarkörperzotten wird das Kammerwasser produziert und anschließend von diesen in die Hinterkammer abgegeben.
Wie entstehen die unterschiedlichen Augenfarben?
Die Augenfarbe, die Farbe der Iris, wird durch die Zellen des hinteren Epithels und die
Pigmentierung der Vorderfläche (Melaningehalt) bestimmt. Fehlt das Pigment (Albinos),
sind die Augen wegen der durchschimmernden Gefäße rot. Bei einer blauen Iris sind
weniger, bei grünlicher bis brauner Färbung reichlich Pigmentzellen vorhanden. Die Farbe der Augen ist erblich. Babys, deren Augen auch später noch blau sind, haben bei der
Geburt hellblaue Augen. Babys, die später braune Augen bekommen, haben bei der
Geburt dunkelblaue oder graublaue Augen.
Zusammenfassung:
Die mittlere Augenschicht (Uvea) besteht aus Aderhaut, Ziliarkörper und Regenbogenhaut. Die Aderhaut dient dem Flüssigkeits- und Wärmeaustausch. Der Ziliarkörper produziert das Kammerwasser und reguliert die Brechkraft der Linse.
Die Regenbogenhaut bestimmt die Menge des Lichteinfalls.
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Gereiztes Auge
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Glaukom
1.2.3 Die innere Augenschicht
Die innere Augenschicht setzt sich aus
der Netzhaut (Retina) und dem Pigmentepithel zusammen.
Das Pigmentepithel
Pigmentepithel
Dieses Pigmentepithel kann im weitesten Sinne als eine „Dichtung“ (sog.
Blut-Retina-Schranke) betrachtet werden. Es befindet sich zwischen dem
äußeren Bereich der Netzhaut und der
Aderhaut. Die Hauptfunktionen dieses
Epithels sind der Vitamin-A-Metabolismus, die Blut-Retina-Schranke, die
Phagozytose, die Lichtabsorption und
der Wärmeaustausch zur Aderhaut.
Netzhaut
Die Netzhaut (Retina)
Die Netzhaut ist eine neunschichtige Haut, die sich in drei Bereiche gliedert:
die Nervenzellen mit Photorezeptoren
die Bipolarzellen und
die Ganglienzellen.
Die Nervenzellen mit Photorezeptoren
Die Nervenzellen sind primäre Sinneszellen. Die lichtempfindlichen Sinneszellen, die Stäbchen und Zapfen (Photorezeptoren), befinden sich in der äußeren, an das Pigmentepithel
grenzenden Zone der Netzhaut, d. h. sie sind von der Seite des Lichteinfalls abgekehrt und
von Nervenzellen und Nervenfasern überlagert. Das Licht muss somit erst alle übrigen
Schichten der Netzhaut durchdringen, bevor es die Photorezeptoren erreicht. Das Sinnesepithel enthält ca. 6-7 Millionen Zapfen und 110-125 Millionen Stäbchen. Im zentralen Bereich des schärfsten Sehens der Netzhaut, der Fovea centralis, ist die Retina stark verdünnt
(ca. 0,1 mm) und enthält ausschließlich Zapfen, die nur noch von einer dünnen Gewebeschicht überdeckt werden, so dass das einfallende Licht einen unmittelbaren Zutritt zu den
Sinneszellen hat.
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Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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Aderhaut
Nervenzellen mit
Photorezeptoren
Bipolarzellen
Im Bereich, in dem die optische Achse auf den Augenhintergrund (Fovea centralis) trifft,
gibt es nur Zapfen, im äußeren Bereich der Retina überwiegen die Stäbchen. An der
Austrittsstelle des Sehnerven aus dem Augapfel, der Papilla nervi optici, fehlen die Sinneszellen. Daher wird der Sehnervenkopf auch „blinder Fleck“ genannt.
Die peripher gelegenen Stäbchen arbeiten auch bei geringer Lichtintensität und sind
zuständig für das Dämmerungssehen mit weiter Pupille. Die zentral gelegenen Zapfen
sind auf helles Licht angewiesen und auf das Farbsehen (rot, grün, blau) spezialisiert.
Dies ist bei Tag mit enger Pupille möglich. Der Mensch sieht damit Farben im Bereich von
400 bis 750 nm.
Zusammenfassung:
Die innere Augenschicht besteht aus Netzhaut und Pigmentepithel. In der Netzhaut
befinden sich die lichtempfindlichen Sinneszellen (Photorezeptoren).
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Gereiztes Auge
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Glaukom
1.3 Die vordere Augenkammer
Die vordere Augenkammer wird vorn von der Hornhaut und hinten von der Iris und der
Linse begrenzt. Dieser Raum ist mit Kammerwasser gefüllt. Das Volumen ist klein, nur
0,3 ml Kammerwasser befinden sich darin. Der Winkel zwischen Hornhaut und Iris wird
als Kammerwinkel bezeichnet (siehe auch Abschnitt „Kammerwinkel“). Über ihn fließt
das in der Hinterkammer produzierte Kammerwasser ab. Dabei verlässt es das Auge über
das Trabekelmaschenwerk und den Schlemm‘schen Kanal und mündet dann in die episkleralen Venen.
1.3.1 Der Kammerwinkel
Der Kammerwinkel wird durch die periphere Hornhaut sowie durch die Vorderfläche der
Irisbasis gebildet. Das Kammerwasser der vorderen Augenkammer fließt durch ein
schwammartiges Netzwerk (Trabekelmaschenwerk) in den Schlemm’schen Kanal, der
wiederum in die episkleralen Venen mündet. Über diesen Weg verlässt das Kammerwasser das Auge.
Schlemm’scher Kanal
Kammerwinkel
Iris
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Gereiztes Auge
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1.4 Die hintere Augenkammer
Die hintere Augenkammer wird vorn von der Iris, seitlich vom Ziliarkörper, hinten durch
den Glaskörper und mittig durch die Linse begrenzt. Sie ist ebenfalls mit Kammerwasser gefüllt, welches in den Zotten des Ziliarkörpers gebildet und in die Hinterkammer
abgegeben wird und durch die Pupille in die vordere Augenkammer gelangt. Das Kammerwasser ernährt die gefäßlosen Gewebe des Auges und enthält den notwendigen
Sauerstoff. Der osmotische Druck entspricht dem des Blutplasmas. Zudem ist das Kammerwasser für den Augeninnendruck zuständig. Das gesunde Auge hat einen konstant
„normalen“ Augeninnendruck. Dieser bewirkt eine Wölbung der Hornhautoberfläche
und einen gleich bleibenden Abstand zwischen Hornhaut, Iris und Linse. Für eine
gleichmäßige Ausrichtung der Photorezeptoren auf der Netzhaut ist er ebenso relevant
wie der Glaskörper selbst.
Zusammenfassung:
Die vordere und hintere Augenkammer sind mit Kammerwasser gefüllt. Dieses
dient der Versorgung des gefäßlosen Gewebes und dem Aufrechterhalten des Augeninnendrucks. Über den Kammerwinkel in der vorderen Augenkammer fließt
das Kammerwasser ab.
Ziliarkörper
Zonulafasern
Iris
Linse
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1.4.1 Die Linse
Hinter der Pupille sitzt die bikonvexe Linse zwischen Glaskörper und Regenbogenhaut.
Der Durchmesser der Linse beträgt 6,5-9 mm. Die Dicke schwankt bei Neugeborenen bis
hin zu 80jährigen zwischen 3,5-5 mm. Die Vorderfläche ist etwas schwächer gekrümmt
als die Hinterfläche. Der optische Brechwert beträgt zwischen 9-33 dpt.
Die Linse ist gefäß- und nervenfrei. Den Kern der Linse bilden alte Fasern, die bereits
während der Embryogenese entstanden sind. Neue Fasern bilden sich während des ganzen Lebens außerhalb der alten und vergrößern somit den Umfang der Linse. Insgesamt
setzt sich die Linse aus dem inneren Kern, der umgebenden Rinde (Cortex) und der Kapsel zusammen. Von der Linse verlaufen feine Zonulafasern zum Ziliarkörper. Durch Anspannung des Ringmuskels im Ziliarkörper verlängern sich die Zonulafasern, was zu einer
Verdickung der zentralen Linse mit gleichzeitig einhergehender Brechkrafterhöhung
führt. Je flacher die Linse ist, desto geringer ist die Brechkraft. Mit geringer Brechkraft
kann besonders gut weit gesehen werden. Eine Brechkrafterhöhung ist zum Nahsehen
notwendig.
Zusammenfassung:
Die Linse ist bikonvex und sitzt hinter der Pupille. Über die Steuerung der Zonulafasern
durch den Ziliarkörpermuskel wird die Brechkraft der Linse erhöht oder gesenkt.
1.4.2 Der Glaskörper (Corpus vitreum)
Der so genannte Glaskörper befindet sich im hinteren Teil des Augapfels. Das Volumen
des Glaskörpers beträgt 4 ml und füllt damit den größten Bereich des Augeninnenraumes
aus. Er enthält Glaskörperflüssigkeit, die zu 99 % aus Wasser besteht und durch Hyaluronsäure-Komplexe zu einem hochviskösen Gel gebunden ist. Der Glaskörper ist zellfrei. Er
besitzt ein feines, faseriges Gerüstwerk, das ihn in seiner natürlichen Lage hält.
Geringgradige Glaskörpertrübungen, als Schlieren vor dem Auge wahrnehmbar, finden
sich in fast jedem Auge.
Zusammenfassung:
Der Glaskörper füllt den größten Bereich des Augeninnenraums aus und enthält
eine zu 99 % aus Wasser bestehende, durch Hyaluronsäure-Komplexe zu einem Gel
gebundene Substanz.
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Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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1.4.3 Der Augenhintergrund
Bei Betrachtung des Augenhintergrundes mit einem Ophthalmoskop (Augenspiegel) sind
die Blutgefäße der Netzhaut zu erkennen. Der Sehnervenkopf, durch den alle retinalen
Blutgefäße und Nervenfasern in das Auge eintreten bzw. es verlassen, wird „Blinder
Fleck“ (Papilla nervi optici) genannt. Zahlreiche Gefäße ziehen zur Makula lutea, dem
Bereich des schärfsten Sehens. In ihrem Zentrum liegt der „Punkt des schärfsten Sehens“
(Fovea centralis), eine kleine Grube, in der die optische Achse den Augenhintergrund
trifft. Dieser Ort ist frei von Blutgefäßen.
Zusammenfassung:
Der Augenhintergrund enthält den Blinden Fleck (Sehnervenkopf, Papille) und den
Punkt des schärfsten Sehens (Makula, Fovea).
retinale Gefäße
Papille
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Makula
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Optik
Trockenes Auge
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
1.5 Die Augenmuskulatur
1.5.1 Die äußeren Augenmuskeln
Der im Binde- und Fettgewebe der Augenhöhle (Orbita) eingebettete Augapfel ist in alle
Richtungen beweglich. Die äußeren Augenmuskeln sind für diese Beweglichkeit zuständig. Sie sorgen dafür, dass der Augapfel bewusst in alle Richtungen gedreht werden
kann.
Dabei arbeiten die Muskeln so genau, dass sie das Bild des rechten und des linken Auges
exakt übereinander legen. Aus welchem Blickwinkel auch immer, beide Augen fixieren
das gleiche Bild. Nur so entsteht ein räumlicher Eindruck – mit nur einem Auge wäre das
nicht möglich. Auch beim Wechsel von Nah- und Fernsehen (auch als „Akkomodation“
bezeichnet = Veränderung der Brechkraft) sind die äußeren Augenmuskeln beteiligt, indem sie die Position der Augen zum Objekt hin anpassen.
Insgesamt gibt es sechs äußere Augenmuskeln:
Oberer gerader Augenmuskel = Musculus rectus superior
Unterer gerader Augenmuskel = Musculus rectus inferior
Äußerer gerader Augenmuskel = Musculus rectus lateralis
Innerer gerader Augenmuskel = Musculus rectus medialis
Oberer schräger Augenmuskel = Musculus obliquus superior
Unterer schräger Augenmuskel = Musculus obliquus inferior
oberer und unterer schräger Augenmuskel
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Gereiztes Auge
insgesamt 4 gerade Augenmuskeln
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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Insgesamt gibt es sechs äußere, quer gestreifte Augenmuskeln, die größtenteils in der
Tiefe der Orbita von einem Sehnenring entspringen und sich dann zu einem pyramidenförmigen Muskelring formieren. Hinzu kommen mehrere intraokulare Muskeln (Ziliarmuskel, M. dilatator pupillae, M. sphincter pupillae).
Die Augenmuskeln werden von drei Hirnnerven versorgt, dem Nervus oculomotorius,
dem Nervus trochlearis und dem Nervus abducens. Bei Störungen von Augenmuskelnerven kann das betroffene Auge nicht mehr in alle Stellungen gebracht werden. Es treten
Doppelbilder auf.
Augenmuskel
Funktion
zuständiger Hirnnerv
Oberer gerader Augenmuskel=
M. rectus superior
Hebt das Auge und läßt es nach Nervus oculomotorius
Innen rollen.
Unterer gerader Augenmuskel=
M. rectus inferior
Senkt den Blick und läßt das
Auge nach außen rollen.
Nervus oculomotorius
Äußerer gerader Augenmuskel=
M. rectus lateralis
Auswärtsbewegung des Auges
(Abduktion)
Nervus abducens
Innerer gerader Augenmuskel=
M. rectus medialis
Innenbewegung (zur Nase) des
Auges. (Adduktion)
Nervus oculomotorius
Oberer schräger Augenmuskel=
M. obliquus superior
Abduktion, senken des Blicks
und Einwärtsrollen.
Nervus trochlearis
Unterer schräger Augenmuskel=
M. obliquus inferior
Abduktion, nach außen rollen
und Heben des Blicks.
Nervus oculomotorius
Zusammenfassung:
Sechs äußere Augenmuskeln sind für die Beweglichkeit des Auges zuständig.
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Optik
Trockenes Auge
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
1.5.2 Die inneren Augenmuskeln
Die inneren Augenmuskeln sind
Musculus sphincter pupillae: Pupillenverenger zur Adaptation
(Anpassung) an verschiedene Helligkeiten
Musculus dilatator pupillae: Pupillenerweiterer zur Adaptation
(Anpassung) an verschiedene Helligkeiten
Musculus ciliaris: zur Akkommodation (Brechkraftveränderung) der Linse
(„Scharfstellen des Auges“)
Der Lichteinfall ins Augeninnere wird mit Hilfe zweier glatter Muskeln korrigiert. Sie können die Pupillenöffnung erweitern bzw. verengen. Ein variables Sehen in der Nähe und
Ferne wird durch den Ziliarmuskel möglich gemacht. Dadurch kann jeder gewünschte
Punkt des Gesichtsfeldes scharf auf der Retina abgebildet werden.
Zusammenfassung:
Zwei innere Augenmuskeln regeln den Licheinfall ins Augeninnere, ein weiterer
Muskel ist für die Akkommodation der Linse zuständig.
Einleitung
Anatomie
Optik
Trockenes Auge
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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1.6 Hilfs- und Schutzeinrichtungen des Auges
Die Hilfs- und Schutzeinrichtungen des Auges haben im Wesentlichen die Aufgabe, die
Funktionsfähigkeit des Auges zu erhalten und insbesondere die Hornhaut zu schützen,
bzw. zu unterstützen. Sie bestehen aus:
den Augenlidern
der Bindehaut
dem Tränenapparat
dem Tränenfilm
1.6.1 Die Augenlider
Nach außen sichtbar sind die Lider und die Wimpernhaare. Auch die Augenbrauen
schützen die Augen, indem sie den Stirnschweiß am Auge vorbei leiten. Nicht direkt zu
erkennen sind die Talg-, Schweiß- und Wimperndrüsen, die Tränendrüsen und die Tränenwege. Die Augenlider bedecken den Augapfel. In Ober- und Unterlid, welche die
Oberlid
Unterlid
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