2. Optik

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2. Optik
Das optische Empfangsorgan des Menschen ist das Auge. Das optische System aus Hornhaut und Augenlinse bewirkt, dass das, was betrachtet wird, auch scharf auf der Netzhaut abgebildet wird. Es ist vergleichbar mit der Funktion eines Fotoapparates. Der Film
in der Kamera entspricht dabei der Netzhaut im Auge. 6 Mio. farbempfindliche Zapfen
und 120 Mio. besonders lichtempfindliche Stäbchen wandeln Lichtreize in Nervenimpulse um, die über den Sehnerv zum Gehirn geleitet werden. Das Auge passt sich zudem
unterschiedlichen Lichtverhältnissen optimal an. Der Mensch erkennt mit seinen Augen
schwach leuchtende Sterne, hat aber auch kein Problem, bei hellem Sonnenlicht sehr gut
zu sehen.
Bei einem gesunden Auge werden Lichtstrahlen sowohl beim Blick in die Ferne als auch
beim Sehen in der Nähe auf der Netzhaut zu einem scharfen Bild vereinigt. Das abbildende System des Auges entwirft auf der Netzhaut ein reelles, umgekehrtes und verkleinertes Bild der betrachteten Gegenstände. Dieser Effekt kommt durch Brechung der Lichtstrahlen an den gekrümmten Flächen zustande. Die Brechkraft eines optischen Systems
wird in Dioptrien (dpt), d. h. durch den reziproken Wert (Kehrwert) der in Metern gemessenen Brennweite, angegeben. Dabei entspricht die Brennweite in der Optik dem Abstand eines Brennpunktes, auch Fokus genannt, von dem ihm zugeordneten Hauptpunkt
auf der Linse bei parallel einfallendem Licht.
Brechkraft (dpt) =1/Brennweite (m)
Licht
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Einleitung
Anatomie
Dunkelheit
Optik
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Glaukom
2.1 Akkommodation
Der optische Apparat des Auges ist in der Lage, unterschiedlich weit entfernte Gegenstände scharf auf der Netzhaut abzubilden. Die Kraft dahinter ist der Ziliarmuskel, der die
Position der Zonulafasern bestimmt. Diese können blitzschnell gespannt oder entspannt
werden. Durch die stattfindende Verformung der Linse verändert sich ihre Brechkraft. Vor
allem der Krümmungsradius der vorderen Linsenfläche wird dadurch geändert.
Beim Blick in die Ferne wird die Augenlinse flach gezogen. Beim Betrachten naher Gegenstände muss sich die Augenlinse wölben, um eine höhere Brechkraft zu erzielen.
Dieser Anpassvorgang wird Akkommodation genannt. Mit zunehmendem Alter sinkt die
Fähigkeit zur Brechkrafterhöhung. Damit rückt der Nahpunkt immer weiter vom Auge
weg.
Zonulafasern
Linse, gestrafft
Einleitung
Linse, entspannt
Blick in die Ferne
Die Naheinstellung
Ringmuskel (der Iris) ist entspannt,
die Linse wird durch Faserzug
flacher/dünner
Ringmuskel (der Iris) ist angespannt,
die Linse wird durch Lockerung
der Zonulafasern gewölbter/dicker
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Ein Kleinkind kann z. B. noch auf eine Entfernung von etwa sechs Zentimetern scharf sehen, jedoch mit zunehmendem Alter lässt die Elastizität der Linse nach, so dass die
Grenze des scharfen Sehens mit 30 Jahren etwa bei 15 cm und mit 50 Jahren bei 40 cm
liegt. In höherem Alter verlieren die meisten Menschen die Fähigkeit, ihre Augen auf
Lese- oder Arbeitsdistanz zu akkommodieren. Dieser Mangel, „Altersweitsichtigkeit“ genannt, wird durch eine besondere Nahbrille ausgeglichen.
Der Ziliarkörper (Corpus ciliare)
Im vorderen Abschnitt des Auges
bildet die mittlere Augenhaut
den Ziliarkörper. Charakteristisch
ist die faltige Struktur. Der Ziliarkörper enthält die glatten Muskelfaserzüge des Ziliarmuskels,
der über die Zonulafasern den
Krümmungsradius der Linse reguliert.
Zudem wird in den Ziliarkörperzotten das Kammerwasser produziert, welches über das Ziliarkörperepithel in die Hinterkammer abgesondert wird.
Zusammenfassung:
Nah- und Fernsehen wird durch Akkomodation der Linse ermöglicht. Diese Akkomodation wird durch Anspannung und Entspannung der Zonulafasern über die Bewegung des Ziliarmuskels gesteuert. Auch die Kammerwasserproduktion erfolgt
im Ziliarkörper.
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2.2 Funktionsstörungen der Optik
Durch einen zu kurzen oder zu langen Bau
des Augapfels, durch altersbedingten Flexibilitätsverlust der Linse oder durch Anomalien der Hornhaut können einfallende Lichtstrahlen sich nicht mehr auf der Netzhaut
treffen. Das führt zu unscharfem Sehen. Es
wird zwischen Kurz- und Weitsichtigkeit unterschieden.
Gesundes Auge
2.2.1 Kurzsichtigkeit
Bei Kurzsichtigkeit ist das Auge relativ zur
Brechkraft von Hornhaut und Linse zu lang.
Entweder ist das Auge an sich zu lang oder
die Brechkraft der lichtbrechenden Medien
zu stark. Beim Blick in die Ferne kommt es
zu einem unscharfen Bild, da sich die Lichtstrahlen aufgrund eines zu langen Auges
schon vor der Netzhaut im Glaskörper vereinigen. Beim Blick auf nahe Gegenstände ist
das Bild gestochen scharf, da sich die Lichtstrahlen auf der Netzhaut vereinigen können. Ein Zerstreuungsglas (Minusglas) bricht
parallel einfallende, d. h. aus der Ferne
kommende, Strahlen so, als ob sie vom
Nahpunkt kämen. Auf der Netzhaut entsteht
ein scharfes Bild. Meist verstärkt sich die
Kurzsichtigkeit bis zum 25. Lebensjahr durch
ein Längenwachstum des Auges, das erst
danach zum Stillstand kommt. Zu langes Auge = Kurzsichtigkeit
Zusammenfassung:
Kurzsichtigkeit tritt auf, wenn das Auge relativ zur Brechkraft von Hornhaut und Linse
zu lang ist und kann durch ein Zerstreuungsglas (Minusglas) korrigiert werden.
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2.2.2 Weitsichtigkeit
Bei Weitsichtigkeit ist das Auge relativ zur
gegebenen Brechkraft von Hornhaut und
Linse zu kurz. Jungen Menschen mit mäßiger Weitsichtigkeit fällt es häufig nicht auf,
dass sie weitsichtig sind. Durch Akkommodation (Erhöhung der Linsenbrechkraft
durch Anspannen des Ziliarmuskels) wird
das Bild in der Ferne scharf gesehen.
Zu kurzes Auge = Weitsichtigkeit
Beim Blick in die Nähe kommt es zu einem
unscharfen Bild, da sich die Lichtstrahlen
trotz maximaler Linsenbrechkraft wegen
des zu kurzen Auges erst hinter der Netzhaut vereinigen. Mit höherem Alter nimmt
die Fähigkeit zur Erhöhung der Linsenbrechkraft ab. Damit wird scheinbar die Weitsichtigkeit stärker. Zur Korrektur werden Sammelgläser (Plusgläser) verwendet.
Zusammenfassung:
Weitsichtigkeit entsteht, wenn das Auge relativ zur Brechkraft von Hornhaut und
Linse zu kurz ist und kann durch Sammelgläser (Plusgläser) korrigiert werden.
2.2.3 Schielen
Der Begriff „Schielen“ („Strabismus“) bezeichnet meist beständige oder immer wieder
auftretende Fehlstellungen der Augen. Rund 4-5 Millionen Menschen in Deutschland sind
daran erkrankt. Sie leiden nicht nur unter der oft äußerlich sichtbaren Abweichung: Noch
belastender sind die mit dem Schielen verbundenen Sehstörungen. Je früher das Schielen im Leben des Kindes auftritt, desto schwerer ist die Sehbehinderung.
Um den Raum richtig erkennen zu können, müssen beide Augen in dieselbe Richtung
schauen. In jedem Auge entsteht dabei jeweils ein Bild, das sich nur geringfügig von
dem Bild im anderen Auge unterscheidet.
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Das Gehirn veschmilzt diese beiden Bilder zu einem einzigen dreidimensionalen Seheindruck. Die Fehlstellung eines
Auges führt beim Schielen jedoch dazu,
dass die in den einzelnen Augen entstehenden Bilder gravierend voneinander abweichen.
Schielen
Das Gehirn ist nicht mehr in der Lage,
sie zu einem einzigen dreidimensionalen Bild zu verschmelzen. Um die störenden Doppelbilder zu vermeiden,
kann das kindliche Gehirn das vom
schielenden Auge übertragene Bild einfach unterdrücken. Das hat oft die Folge, dass das nicht benutzte Auge sehschwach wird, obwohl es organisch
gesund ist. Diese Art von Sehschwäche
wird Amblyopie genannt.
Ohne Behandlung entwickeln nahezu 90 % aller Schielkinder eine einseitige Amblyopie.
Wird diese Schielschwachsichtigkeit nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, bleibt sie
lebenslang bestehen. Das Kind kann dann nie mehr lernen, richtig beidäugig oder gar
dreidimensional zu sehen. Eine rechtzeitige Behandlung kann die Amblyopie so gut wie
immer verhindern und sogar beidseitiges und meist auch gutes räumliches Sehen herstellen.
Zusammenfassung:
Schielen ist mit dem Sehen von störenden Doppelbildern verbunden, die vom Gehirn unterdrückt werden. Dieses Unterdrücken kann zur Amblyopie führen, die
durch rechtzeitige Behandlung umgangen werden kann.
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2.3 Kontaktlinsen
Bei der Kontaktlinse handelt es sich um
eine ultradünne, uhrglasförmige Linse.
Sie wird direkt auf das Auge gesetzt und
ist daher nahezu unsichtbar. Sie kann
aus starrem, flexiblem oder auch aus
quellfähigem Kunststoff gefertigt sein.
Dabei gibt es entsprechend ultradünne,
weiche oder formstabile Kontaktlinsen.
In der Regel werden sie anstelle einer
Brille zur Korrektur der Fehlsichtigkeit
eingesetzt. Bei Kontaktlinsen gibt es im
Gegensatz zur Brille keine Einschränkung des Blickfeldes und die Umwelt
wird ohne Randverzerrung in natürlicher
Größe wahrgenommen.
Typische Brillenprobleme wie Drücken, Rutschen, Beschlagen und Regentropfen auf den
Gläsern fallen weg. Es gibt einen modischen und kosmetischen Vorteil und nicht zu vergessen ist die Möglichkeit, ungehindert Sport zu treiben.
Formstabile Kontaktlinsen
Die modernen formstabilen Linsen sind aus einem extrem leichten Material, das sich
durch hohe Sauerstoffdurchlässigkeit und gute Verträglichkeit auszeichnet. Sie sind mehrere Jahre haltbar, leicht zu pflegen und zu handhaben. Sie haben sehr gute optische Eigenschaften, können hohe Dioptrienzahlen und vor allem auf einfache Weise auch Hornhautverkrümmungen oder -unregelmäßigkeiten ausgleichen. Sie benötigen unbedingt
eine präzise Anpassung, brauchen eine längere Eingewöhnungszeit als weiche Kontaktlinsen und können ein Fremdkörpergefühl auslösen.
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Weiche Kontaktlinsen
Weiche Kontaktlinsen bestehen aus so genanntem Hydrogel oder Silikon-Hydrogel. Alternativ werden auch Weichlinsen aus Silikon angeboten. Sie sind größer als formstabile
(harte) Linsen. Allerdings erfordert es auch etwas Übung, sie einzusetzen und auch wieder herauszunehmen. Dafür ist die Eingewöhnungszeit kürzer und der Tragekomfort oft
besser als bei formstabilen Linsen. Eine gründliche Pflege ist wie bei allen Linsen natürlich Voraussetzung, Weichlinsen müssen gründlich gesäubert werden Zu einer vollständigen Reinigung gehören neben der Desinfektion und Oberflächenreinigung der Kontaktlinse auch die Proteinentfernung.
Mittlerweile gibt es bereits „Tageslinsen“, die nicht gereinigt werden brauchen, da sie
nach einmaligem Tragen entsorgt werden und täglich eine frische Linse eingesetzt wird.
Immer stärker rücken auch Materialien, die fast 100 % Sauerstoff an das Auge lassen und
bei dieser hohen Qualität sogar über Nacht getragen werden können, in den Fokus.
Zusammenfassung:
Kontaktlinsen sind Sehhilfen, die direkt auf das Auge gesetzt werden. Mit ihnen
lassen sich typische Brillenprobleme umgehen.
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3. Das Trockene Auge
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Krankheit „Trockenes Auge“, mit den Ursachen,
die ihr zugrunde liegen, der Symptomatik und den therapeutischen Möglichkeiten, die
dem Betroffenen zur Verfügung stehen.
Definition:
Das „Trockene Auge“ ist eine komplexe Störung von Tränenfilm und Augenoberfläche durch verminderten Tränenfluss oder vermehrte Verdunstung, welche mit
physisch-psychischem Unbehagen oder visueller Beeinträchtigung einhergeht.
Die Ursachen sind vielfältig.
Die Bezeichnung „Trockenes Auge“ wird umgangssprachlich für Keratoconjunctivitis sicca
verwendet. In diesen Begriff haben die lateinischen bzw. griechischen Worte:
kerato – Hornhaut (gr.),
conjunctiva – Bindehaut (lat.) und
sicca – trocken (lat.)
Eingang gefunden.
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