natur & heilen 26. Heilkraut für diese Ausgabe Alle 26 Heilkräuter unter prismamagazin.de von Brigitte Addington Zertifizierte Wildkräuterexpertin Erlenfeld 19A, 91096 Erlangen & 09131–9317296, www.sonnetra.de Kommunikationzentrum für Kräuterkundige weltweit s h te c E Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) L ungenkraut ist eine mehrjährige Pflanze mit einem fleischigen, verzweigten und kriechenden Wurzelstock, aus dem behaarte Rosettenblätter wachsen, die mit weißlichen Flecken übersät sind, weshalb es in manchen Gegenden auch als „Fleckenkraut“ bezeichnet wird. An den 20-30 cm hohen, aufrecht stehenden Blütensprossen entfalten sich schon im zeitigen Frühjahr von März bis April kleine Blütenkelche, deren Färbung von rot nach blauviolett übergeht. Grund hierfür ist ein im Zellsaft enthaltener, zu den Anthocyanen zählender Farbstoff, der bei Änderung des pH-Werts seine Farbe wechselt. Oft sieht man an einer Pflanze gleichzeitig 2 bis 3 Blütenfarben, weshalb man die Blume auch „Brüderchen und Schwesterchen“ nennt. Vorkommen und Standort Das Raublattgewächs kommt vor allem in Mittel- und Südeuropa vor. Es wächst bevorzugt in schattigen Laubwäldern, in der Nähe von Gebüschen, an Bachläufen und auf kalkhaltigen, lehmigen Böden bis in Höhen von ca. 1700 Metern. Inhaltsstoffe Die Pflanze enthält Schleimstoffe, Gerbstoffe, Mineralien, Allantoin, Kieselsäure und Flavonoide. Verwendung zu Heilzwecken Der botanische Name „Pulmonaria“ stammt vom Lateinischen „pulmo“ ab, was „Lunge“ bedeutet. In der mo- 18 prisma 90 ©2013 dernen Medizin kommt das Kraut selten zum Einsatz, aber in der Volksmedizin wird es bei allen Bronchial- und Lungenbeschwerden eingesetzt. Außerdem wird es bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes angewendet und lindert z.B. Magen-Darm-Entzündungen und Durchfall. Als Tee, Frischsaft oder in einem Smoothie verarbeitet ist es ein gutes Heilmittel bei den genannten Erkrankungen. Außerdem hat das Kraut wundheilende Eigenschaften. Hierfür wird die Pflanze getrocknet, im Mörser zu Pulver zerstoßen und auf kleine Wunden gestreut. Aufgrund seines Kieselsäuregehalts wirkt es auch unterstützend bei einer Schwäche des Bindegewebes. Lungenkrautblätter sind in der Küche vielseitig verwendbar: als Beimischung zu Salaten, in Suppen, Kartoffelgerichten, Kräutersaucen, -butter und -quark. Die farbigen Blüten sind eine wohlschmeckende essbare Dekoration und verschönern jedes Gericht. Volksheilkunde und Magie Zu Zeiten von Paracelsus (1493-1541) gab es die „Signaturenlehre“, die besagte, dass die Natur die Pflanzen mit besonderen Kennzeichen ausgestattet habe, die auf ihre spezielle Heilkraft hindeuteten. So sahen die Menschen im Lungenkraut, auf dessen Blättern sich lungenförmige helle Stellen abzeichnen, bereits damals ein Heilkraut für Lungenkrankheiten, was die uns heute bekannten Inhaltsstoffe bestätigen. Pulmonaria officinalis zählte außerdem zu den Marienpflanzen. Die weißen Flecken auf den Grundblättern sollen der Legende nach entstanden sein, als Muttermilch Marias beim Stillen des Jesuskindes darauf tropfte. Deshalb wird das Kraut auch „Unserer lieben Frau Milchkraut“ genannt. Die Lungenkraut-Blütenessenz gilt als Joker-Essenz: Sie lässt das Undenkbare denken, das Ungewöhnliche wagen und das Unerwartete tun. Sie lässt uns über den eigenen Schatten springen und auch mal etwas Verrücktes tun. Sie verhilft zu originellen und phantasievollen Ideen. Die Essenz kann in scheinbar ausweglosen Situationen helfen, doch noch durch einen genialen Einfall das Ruder herumzureißen und eigene Grenzen zu überschreiten. <