CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK (1714 - 1787) Gluck wurde als Förstersohn geboren. Seine Eltern waren über die musikalischen Ambitionen ihres Kindes nicht glücklich. Während seiner Studien an der Karlsuniversität in Prag brachte er sich als Tanzmusiker und Kapellsänger durch, bis ihn Fürst Lobkowitz, von seiner Beherrschung des Cellos begeistert, nach Wien vermittelte, wo er von einem italienischen Fürsten nach Mailand verpflichtet wurde. Dort wurde er 1736 Schüler Giovanni Sammartinis und veröffentlichte eine erste Oper. „Artaxerxes“ war ein Erfolg und veranlasste den rasch bekanntgewordenen Komponisten, weitere Opern im Stil der alten Oper seria zu schreiben. 1745 kam er in London mit Händel zusammen, mit dem er ein gemeinsames Konzert veranstaltete. In der Folge unternahm Gluck mit der Operntruppe des Pietro Mingotti Tourneen durch ganz Europa, wobei er dirigierte und komponierte. Nach einer schweren Erkrankung in Kopenhagen kam er nach Wien und heiratete mit 37 Jahren die 18jährige Marianne Perg. Die glückliche Ehe war kinderlos. Bis 1774 blieb Gluck – in angesehener Stellung bei Hof – in Wien. Dann ging er nach Paris, nachdem er zuvor zusammen mit dem Dichter Raniero Calzabigi seine grosse Reform der Oper begonnen und in Wien damit Widerspruch erweckt hatte. In Paris wurden seine Reformen begeistert aufgenommen, was neben weiteren grossen Kompositionen zur Folge hatte, dass er von mehreren seiner italienischen Opern französische Fassungen erarbeitete. Auch in Paris gab es Gegner, die ihn gegen den Italiener Niccolo Piccini ausspielen wollten, jedoch erleben mussten, wie dieser sich bald selbst zu Glucks Reformwerk bekannte. Mit 65 Jahren kehrte Gluck schliesslich nach Wien zurück, nachdem seine letzte Oper „Echo e Narcisse“ wenig Zustimmung gefunden hatte. Die Tochter seiner verstorbenen Schwester hatte er adoptiert und zur Sängerin ausbilden lassen. Als sie in jungen Jahren starb, schrieb Goethe auf Vermittlung Wielands für sie als Nachruf seinen „Triumph der Empfindsamkeit“. Mit 73 Jahren endete Glucks abwechslungsreicher, von zahllosen Erfolgen gekrönter Lebensweg in Wien. Das grosse Verdienst Glucks beruht darauf, dass er die Kunstform der Oper von den starren Zwängen der alten Form befreite, die nur für selbstgefällige Stimmvirtuosen geschriebenen Auswüchse des Ziergesanges eliminierte, das Seccorezitativ durch Orchesterrezitative ersetzte und durch grosse durchkomponierte Formen von einer nie dagewesenen Dramatik einführte, die heute vielfach „moderner“ erscheinen, als manches von Mozart Geschriebene. Die Textdichtung gewann gegenüber der Musik an Bedeutung und wurde zur Grundlage für die musikalische Dramatik. Obwohl sein neuer Stil zunächst kaum von anderen Komponisten weitergeführt wurde, ist sein Einfluss auf die Entwicklung der späteren Oper – auch auf Wagner – nicht zu unterschätzen. Wenn Mozart den formalen Aufbau der älteren Opera seria in seinen italienischen Opern nicht aufgegeben hat, so gab er dennoch seiner Gesangslinie (im Sinne Glucks) als erster echten Ausdruck und Bezug auf das dramatische Geschehen. Auszug aus „DIE OPER“ von Dieter Zöchling ACS-Reisen AG