2. AUFFÜHRUNGSABEND Sa ison 2013 2 014 D o n n er s tag 14 .11.13 2 0 U h R I Semperoper Dresden 2. aufführungsabend Dresdner Kapellsolisten Helmut Branny Leitung Susanne Branny Violine 1. Violinen: Susanne Branny, Annette Unger, Jörg Kettmann, Mechthild von Ryssel, Annekathrin Rammelt 2. Violinen: Matthias Meißner, Günter Friedrich, Alexander Ernst, Emanuel Held, Signe Dietze Bratschen: Stephan Pätzold, Michael Schöne, Zsuzsanna Schmidt-Antal, Martin Fraustadt Violoncelli: Andreas Priebst, Juliane Gilbert, Titus Maack Frank Martin (18 9 0 -19 74) »Etudes« für Streichorchester (1955 / 1956) Ouverture. Andante con moto 1ère Etude. Tranquillo e leggero 2èmeEtude. Allegro moderato 3èmeEtude. Molto Adagio 4 èmeEtude. Allegro giusto Wolfgang Rihm (*19 5 2) »Lichtes Spiel«, Ein Sommerstück für Violine und kleines Orchester (2009) Pau s e Kontrabässe: Wolfgang Amadeus Mozart Christian Rolle, Christoph Bechstein (17 5 6 -17 91) Flöten: Symphonie D-Dur KV 385 »Haffner-Symphonie« (1782 / 1783) 1. Allegro con spirito 2. Andante 3. Menuetto – Trio 4. Presto Bernhard Kury, Cordula Bräuer Oboen: Andreas Lorenz, Petra Andrejewski Klarinetten: Dietmar Hedrich, Jan Seifert Fagotte: Erik Reike, Andreas Börtitz Hörner: Harald Heim, Klaus Gayer Trompeten: Mathias Schmutzler, Siegfried Schneider Pauken: Bernhard Schmidt Zum Programm Frank Martin »Etudes« für Streichorchester Frank Martin ist eine in Stil und künstlerischer Entwicklung singuläre Figur im 20. Jahrhundert – einem Jahrhundert, dem er sich trotz seiner Außenseiterposition innigst zugehörig fühlte. Der Schweizer besuchte nie ein Konservatorium, das Erlebnis der Bach’schen »Matthäus-Passion« aber weckte in jungen Jahren sein musikalisches Interesse und ließ ihn Privatunterricht nehmen. Nicht allein als Komponist, auch als Musikpädagoge engagierte er sich in seiner Heimatstadt Genf. 1950 wurde er zum Professor an die Kölner Musikhochschule berufen. Den Ruhm Martins begründeten Werke wie die »Jedermann-Monologe« nach Hofmannsthal oder die Shakespeare-Oper »Der Sturm«, die 1956 in Wien triumphal uraufgeführt wurde. Im zeitlichen Umfeld dieser Premiere löste Martin ein Versprechen ein und schrieb für den Dirigenten und Mäzen Paul Sacher die »Etudes« für Streichorchester, die, so der Komponist, es ihm ermöglichten, sich nach der Zauberwelt der Oper »einer strengeren und von der Magie der Orchestration befreiten Musik« zu widmen. Kunstvoll und mit klanglicher Eleganz setzt Martins Stück verschiedenste Streicher­ fertigkeiten in Szene. Den Auftakt bildet eine mit punktierten Rhythmen ausgestattete Ouvertüre. Ihr folgt die erste Etüde, eine »Kette einzelner, flüchtiger Gedanken«, vorgetragen von gedämpften Streichern, im Wechsel von (fast statischem) Staccato und (fließendem) Legato. Die gewitzte zweite Etüde erkundet das Pizzicato, »ob weich ge­zupft, trocken gerissen, gitarrenartig mit dem Daumen geschleift« oder in vielerlei wei­teren Varianten – ein tänzerischer Satz, der unweigerlich an Jazz oder südländische Musik denken lässt und bei der Uraufführung durch das Basler Kammerorchester wiederholt werden musste. Den Ruhepunkt markiert die dritte Etüde, die die Besetzung auf Bratschen und Violoncelli konzentriert (»ausdrucksvoll und gehalten«). Die vierte Etüde sorgt mit ihrer raffinierten Kontrapunktik für den furiosen Abschluss im vollen Streicherklang. Besetzung: Streicher // Dauer: ca. 20 Minuten Wolfgang Rihm »Lichtes Spiel« für Violine und kleines Orchester »Ich will bewegen und bewegt sein, alles an Musik ist pathetisch«, bekannte Wolfgang Rihm am Beginn seiner Karriere und blieb diesem Credo bis heute treu. Der gebürtige Karlsruher ist eine der bedeutendsten, charismatischsten, kompositorisch produktivsten Persönlichkeiten der Musikwelt und trägt in dieser Saison den Titel des Capell-Compositeurs der Sächsischen Staatskapelle. Er und das Orchester sind nicht zuletzt durch zwei Uraufführungen miteinander verbunden: 1998 hoben Giuseppe Sinopoli und die Kapelle in Dresden Rihms »Vers une symphonie fleuve IV« aus der Taufe, 2003 schloss sich unter Kent Nagano der Vokalzyklus »Europa nach dem letzten Regen« an. Die heutige Aufführung des 2009 in Partitur gesetzten »Lichten Spiels« eröffnet Rihms Dresdner Residenz, in deren Rahmen eine ganze Reihe seiner Werke in den Kapellkonzerten in der Semperoper und bei den Osterfestspielen Salzburg erklingen werden – einschließlich einer Ur- und einer Deutschen Erstaufführung. Anfang der 1990er Jahre hatte Rihm für Anne-Sophie Mutter sein erstes Violinkonzert »Gesungene Zeit« komponiert, fast zwei Jahrzehnte darauf ließ er mit »Lichtes Spiel« ein weiteres konzertantes Werk für die Geigerin folgen, die sich ein zeitgenös­ sisches Gegenstück zu den Violinkonzerten Mozarts wünschte. Dass im Titel der Ausdruck »leichtes Spiel« mitschwingt, ist typisch für den rhetorischen Witz des Komponisten, aber auch für seinen hintergründigen Umgang mit dem verbreiteten MozartBild. »Lichtes Spiel« stellt, so Rihm, »eine transparente, instrumentale Bewegung dar«, das Stück ist »etwas Lichtes, aber sicherlich kein ›Leichtgewicht‹«. Vom Pianissimo ausgehend und immer wieder dorthin zurückkehrend, fordert »Lichtes Spiel« und ganz besonders der Solopart einen ungeheuren Ausdrucks- und Nuancenreichtum ein; Transparenz und Komplexität, intime Kantabilität und vorwärtsdrängende Virtuosität erweisen sich als zusammengehörige Seiten dieser Musik, die vor allem eine Musik der poetischen »Zwischentöne« ist. Uraufgeführt wurde das »Sommerstück« am 18. November 2010 durch Anne-Sophie Mutter und New York Philharmonic. Besetzung: Solo-Violine, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher // Dauer: ca. 18 Minuten Wolfgang Amadeus Mozart »Haffner-Symphonie« KV 385 Als hätte Mozart in jenen Tagen nicht schon genug damit zu tun gehabt, seine neue Oper »Die Entführung aus dem Serail« in gut verkäufliche Arrangements umzumünzen und seinem Vater endlich das Einverständnis zur Hochzeit mit Constanze Weber zu entlocken, da bürdete ihm besagter Vater auch noch eine Festmusik auf: für Sigmund Haffner d. J., den Sohn des Salzburger Bürgermeisters, der am 29. Juli 1782 in den Adelsstand erhoben werden sollte. Leopold Mozart erwartete zu diesem Anlass von seinem Sohn eine festliche Serenade. Erst mit mehr als einer Woche Verspätung allerdings – und drei Tage nach der Vermählung mit Constanze – waren alle sechs Sätze von Wien nach Salzburg gesandt. »Sie sehen daß der Willen gut ist«, beschwichtigte Mozart den »liebsten, besten Vatter«, »allein wenn mann nicht kann, so kann man nicht! – ich mag nichts hinschmiren.« Wann die Serenade (die nicht zu verwechseln ist mit der älteren »Haffner-Serenade« KV 250) letztlich uraufgeführt wurde, ist unbekannt. Hinsichtlich der Interpretation hatte Wolfgang Amadeus Mozart konkrete Vorstellungen: »… das Erste Allegro muß recht feüerig gehen. – das lezte – so geschwind als es möglich ist.« Ein halbes Jahr nach Fertigstellung verlangte Mozart von seinem Vater die »hafner-Musique« für eine Akademie in Wien zurück. An das Werk scheint er jedoch nur noch vage Erinnerungen gehabt zu haben: Die Musik, gestand Mozart erstaunt, »hat mich ganz surprenirt – dann ich wusste kein Wort mehr davon; – die muß gewis guten Effect machen.« Er fügte Flöten und Klarinetten hinzu, entfernte den anfänglichen Marsch sowie ein Menuett und formte so aus der sechssätzigen Serenade die heute bekannte viersätzige »Haffner-Symphonie«. Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 20 Minuten To r s t e n B l a i c h Helmut Branny Le i t un g kann auf eine überaus facettenreiche künstlerische Arbeit blicken, er ist das, was man aus gutem Grund einen »Forscher und Entdecker« auf den Feldern der Musik des Barock bis zur Gegenwart bezeichnet. Seit 1994 leitet er die Dresdner Kapellsolisten und seit 1995 die Cappella Musica Dresden, bereits seit 1979 gehört er als Kontrabassist der Sächsischen Staatskapelle an. Mit den Kapellsolisten gastierte er in den wichtigen Konzert­zentren Euro­pas und Asiens, von Berlin bis Tokio. Unter seiner Leitung spielten namhafte Solisten wie Alison Balsom, Albrecht Mayer, Viktoria Mullova, Nils Mönkemeyer oder Lise de la Salle. Seit 2003 hat er neben seiner Mitgliedschaft in der Staatskapelle eine Professur an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden inne. Susanne Branny Violine erhielt ihre musikalische Ausbildung in ihrer Heimatstadt Dresden, in der sie auch ihr Violinstudium absolvierte. 1990 wurde sie als Konzertmeisterin des Schleswig-Holstein Festival Orchesters ausgewählt, im gleichen Jahr trat sie ihr Engagement in den ersten Violinen der Sächsischen Staatskapelle an. Regelmäßig ist sie als Kammermusikerin zu erleben, häufig spielte sie im Dresdner Barockorchester und bei den Dresdner Barocksolisten. Sie ist erste Violinistin der Cappella Musica Dresden und zählt zu den Gründungsmitgliedern der Dresdner Kapell­ solisten, deren Konzertmeisterin sie seit 2000 ist. Dresdner Kapellsolisten Hauptsächlich Musiker der Sächsischen Staatskapelle bilden die Dresdner Kapell­ solisten. 1994 von Helmut Branny mitbegründet und seither von ihm geleitet, widmen sich die Kapellsolisten der Pflege der barocken, klassischen und romantischen Kammermusikliteratur. Gerade um das Dresdner Repertoire, um Komponisten wie Zelenka, Heinichen, Pisendel oder Graun, hat sich das Ensemble vielfach verdient gemacht, immer wieder rücken auch selten gespielte oder zu Unrecht vergessene Werke auf die Programme. Ihre rege Konzerttätigkeit führte die Kapellsolisten in alle bedeutenden Musikstädte Deutschlands, durch Europa und nach Asien. Für das Album »Weichet nur, betrübte Schatten« mit dem Bratschisten Nils Mönkemeyer und Werken von Ro­ setti, Hoffmeister und Bach erhielten die Musiker 2010 den »Echo Klassik«. VORSCHAU D o n n er s tag 21.11.13 2 0 U HR SEMPEROPER D RES D EN 3. Kammerabend Mitwirkende Kammerharmonie der Sächsischen Staatskapelle Dresden Ludwig van Beethoven Rondo (Rondino) Es-Dur WoO 25 Wolfgang Amadeus Mozart Serenade c-Moll KV 388 (KV 384a) »Nacht Musique« Antonín Dvořák Serenade d-Moll op. 44 Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein Impressum Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann Spielzeit 2013 | 2014 H e r au s g e b e r Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © November 2013 R e da k t i o n Dr. Torsten Blaich b i l d n ac h w e i s D i e n s tag 2 9. 4 .14 2 0 U h r S e m p er o p er D r e s d e n 3. Aufführungsabend Han-Na Chang Dirigentin Kai Vogler Violine Wolfgang Amadeus Mozart Symphonie g-Moll KV 183 Antonín Dvořák Romanze für Violine und Orchester f-Moll op. 11 Béla Bartók Divertimento für Streichorchester Sz 113 Helmut Branny, Susanne Branny: Matthias Creutziger Text Der Einführungstext von Dr. Torsten Blaich ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. G e s ta lt u n g u n d s at z schech.net Strategie. Kommunikation. Design. Druck Union Druckerei Dresden GmbH Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. w w w. s ta at s k a p e l l e - d r e s d e n . d e