Falk Gastro-Kolleg Leber und Gallenwege

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Falk
Gastro-Kolleg
Leber und
Gallenwege
Hepatitis C – Update 2015
Zusammenfassung
Etwa 300.000 Menschen sind in Deutschland chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV)
infiziert. Nach einem Infektionsverlauf von mehreren Jahrzehnten kommt es bei einem
Teil der HCV-infizierten Personen zu einer fortschreitenden Lebererkrankung, die von der
Leberfibrose bis hin zur Leberzirrhose und zum hepatozellulären Karzinom (HCC) reichen
kann. Die antivirale Therapie der chronischen HCV-Infektion basierte über mehr als 10 Jahre
auf einer Kombination von pegyliertem Interferon-α (PegIFNα) mit Ribavirin. Diese Therapie
führte abhängig vom HCV-Genotyp nur bei 40–80% der Patienten zur Ausheilung der
Infektion und war mit zahlreichen Nebenwirkungen sowie Kontraindikationen assoziiert.
Seit 2014 stehen durch die Kombination verschiedener direkt antiviral wirksamer Medikamente (direct-acting antivirals, DAAs) Interferon-freie Therapien zur Behandlung der
HCV-Infektion zur Verfügung, die bei fast allen Patienten eine nebenwirkungsarme Ausheilung der Infektion ermöglichen. Interferon-freie Therapien basieren auf Inhibitoren der
NS3/4A-Protease, der NS5B-Polymerase sowie des NS5A-Proteins. In dieser Übersicht
werden die aktuellen Daten und Therapiealgorithmen diskutiert.
PD Dr. Christoph Neumann-Haefelin*
Prof. Dr. Robert Thimme
Medizinische Klinik II
Universitätsklinikum Freiburg
Hugstetter Str. 
 Freiburg
*Korrespondierender Autor
Schlüsselwörter
Hepatitis C | Sofosbuvir | Simeprevir | Daclatasvir | Ledipasvir | Paritaprevir |
Ombitasvir | Dasabuvir
Fragebeantwortung unter
www.falkfoundation.de
Falk Gastro-Kolleg
Titelbild: Histologisches Bild bei Hepatitis C
1
Hepatitis C – Update 2015
Einleitung
Das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist ein einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Flavi­
viren [1]. Weltweit sind ca. 80–130 Millionen Menschen mit HCV infiziert [2]. In Deutschland sind ca. 300.000 Menschen chronisch infiziert, entsprechend einer Prävalenz von
etwa 0,4% der Bevölkerung. Die höchste Inzidenz findet sich bei jungen Männern im
Alter von 20–29 Jahren. Das HCV wird parenteral übertragen; Risikofaktoren sind insbesondere intravenöser Drogenkonsum sowie operative und invasive Eingriffe. Übertragungen über Nadelstichverletzungen, Tätowierungen oder Piercings, eine sexuelle
sowie vertikale Übertragung sind selten. Eine wichtige Ausnahme hiervon sind homo­
sexuell aktive Männer, insbesondere bei Vorliegen einer HIV-Infektion. Blutprodukte sind
seit Einführung des HCV-Screenings von Blutprodukten im Jahr 1991 sehr sicher, eine
Bluttransfusion vor 1991 sollte jedoch weiter als Risikofaktor in Betracht gezogen werden. In der klinischen Praxis bleibt bei 30–50% der HCV-Infizierten der Übertragungsweg offen.
P Weltweit sind 80–130 Millionen
Menschen mit HCV infiziert, in Deutsch­
land ca. 300.000 Menschen. Hauptrisiko­
faktoren sind intravenöser Drogen­
konsum, operative und invasive Eingriffe
sowie Bluttransfusionen vor 1991.
Klinik
Die akute HCV-Infektion verläuft meist milde mit Allgemeinsymptomen wie Fieber,
gastrointestinalen Beschwerden sowie Gelenk- und Muskelschmerzen oder bleibt ganz
asymptomatisch und wird daher in der Regel nicht diagnostiziert [3]. Sie geht in ca. 70%
der Fälle in eine chronische HCV-Infektion über. Nur etwa 25% der Patienten mit einer
akuten HCV-Infektion zeigen einen ikterischen Verlauf. Diese Patienten haben dann eine
deutlich höhere Chance (ca. 50%) das Virus spontan zu eliminieren. Fulminante Verläufe
einer akuten HCV-Infektion sind extrem selten.
P Die akute HCV-Infektion verläuft
nur in ca. 25% ikterisch und bleibt
meist unerkannt.
Die chronische HCV-Infektion ist in der Regel wenig symptomatisch. Einige Patienten
klagen über Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie neuropsychologische Beschwerden. Mögliche extrahepatische Manifestationen sind u. a. eine gemischte Kryoglobulinämie, eine membranoproliferative oder membranöse Glomerulonephritis, eine Porphyria cutanea tarda, ein oraler Lichen planus sowie Non-Hodgkin-Lymphome. In den
ersten 15 Jahren nach Infektion ist die Entwicklung einer fortgeschrittenen Leberfibrose,
einer Zirrhose oder eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) sehr selten [4, 5]. Im längeren Verlauf entwickeln jedoch 10–30% der Patienten eine Leberzirrhose, die dann auch
mit einem deutlich erhöhten Risiko für die Entwicklung eines HCC assoziiert ist. Ein
höheres Alter bei Infektion, männliches Geschlecht, Alkoholkonsum, Koinfektionen mit
HIV, HBV oder Schistosoma, eine begleitende nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH)
sowie eine Eisenüberladung sind Risikofaktoren für die Entwicklung einer Leberzirrhose.
Bei Patienten unter Immunsuppression, in der Regel nach Organtransplantation, kann
es zu einer schnell progredienten cholestatischen Verlaufsform der Hepatitis C kommen.
P Die chronische HCV-Infektion ist
meist asymptomatisch. Nach einer
Infektionsdauer von mehr als 15 Jahren
entwickeln 10–30% der Patienten
eine Leberzirrhose mit dann hohem
HCC-Risiko.
Diagnostik
Patienten mit mehrfach erhöhten Transaminasen sowie Patienten aus Risikogruppen,
wie z. B. intravenöse Drogenkonsumenten oder Dialysepatienten, sollten auf das Vorliegen einer HCV-Infektion getestet werden [6]. In der Regel ist die Bestimmung der
Anti-HCV-Antikörper ausreichend. Diese werden ca. 8 Wochen nach Infektion positiv
und persistieren dann langfristig. Die Antikörper helfen somit nicht, zwischen einer
akuten, chronischen oder ausgeheilten HCV-Infektion zu differenzieren. Bei positivem
Anti-HCV erfolgt als nächstes eine HCV-RNA-Bestimmung mittels RT-PCR. Ein positiver
Befund spricht in der Regel für eine chronische HCV-Infektion, sofern keine Hinweise
auf eine akute Infektion (anamnestisches Infektionsereignis, Ikterus, ausgeprägte Erhöhung der Transaminasen) bestehen. Eine negative HCV-PCR bei positivem Anti-HCV
spricht für eine ausgeheilte HCV-Infektion und sollte nach 3–6 Monaten bestätigt werden, um eine niedrig-virämische Infektion auszuschließen. Patienten mit geschwächter Immunantwort, wie z. B. HIV-Infizierte oder Dialysepatienten, können eine deutlich
P Primärdiagnostik sind Anti-HCVAntikörper. Bei positivem Befund
folgt die HCV-PCR.
2
verzögerte Bildung von Anti-HCV zeigen. Bei diesen Patienten ist ggf. eine primäre
Bestimmung der HCV-RNA sinnvoll.
An Folgediagnostik sollten zur Therapieplanung der HCV-Genotyp sowie die HCV-Viruslast bestimmt werden. Zudem sollten andere Lebererkrankungen, wie z. B. eine Koinfektion mit Hepatitis-B-Virus oder eine Autoimmunhepatitis, ausgeschlossen werden. Zur
Einschätzung der Dringlichkeit einer antiviralen Therapie können neben der Leber­
sonografie eine Fibroscan-Messung oder eine Leberbiopsie hilfreich sein. Dies ist auch
insofern relevant, als bei vielen Interferon-freien Therapieregimen bei vorliegender
Zirrhose eine längere Therapiedauer erforderlich ist.
P HCV-Genotyp und HCV-Viruslast
müssen zur Therapieplanung bestimmt
werden. Sonografie und ggf. FibroscanMessung oder Leberbiopsie sind zur
Abschätzung der Therapiedringlichkeit
hilfreich.
Therapie
Bei Verdacht auf eine akute HCV-Infektion sollte in jedem Fall Rücksprache mit einem
hepatologischen Zentrum gehalten werden. Bei Patienten mit einer akuten Infektion
mit dem HCV-Genotyp 1 kann ggf. ein Studieneinschluss in die Akute-HCV-IV-Studie
des Kompetenznetzes Hepatitis (HepNet) erfolgen, bei der die Patienten mit einer Interferon-freien Therapie bestehend aus Sofosbuvir und Ledipasvir behandelt werden
(ClinicalTrials.gov Identifier: NCT02309918). Da direkt antiviral wirksame Medikamente
(direct-acting antivirals, DAAs) bisher nur für die chronische HCV-Infektion zugelassen
sind, muss ansonsten ein abwartendes Vorgehen oder aber eine Therapie mit pegyliertem Interferon-α (PegIFNα) über 24 Wochen erfolgen, welche bei der akuten HCVInfektion in ca. 90% zur Viruselimination führt [7].
P Die Therapie der akuten HCV-Infek­
tion sollte nach Rücksprache mit einem
Zentrum und ggf. im Rahmen der
Akute-HCV-IV-Studie des Kompetenz­
netzes Hepatitis (HepNet) erfolgen.
Eine chronische HCV-Infektion stellt prinzipiell eine Indikation zur antiviralen Therapie
dar [6]. Therapieziel ist die Ausheilung der HCV-Infektion. Diese liegt vor, wenn die
HCV-PCR 6 Monate nach Therapieende negativ ist (sog. sustained virological response
zu Woche 24, SVR24). In zahlreichen Studien konnte inzwischen demonstriert werden,
dass eine erfolgreiche antivirale Therapie der HCV-Infektion zur Vermeidung von Komplikationen der Leberzirrhose inkl. HCC und Leber-assoziiertem Tod führt, und sich somit auch positiv auf das Langzeitüberleben auswirkt [5]. Bei der Indikationsstellung
sollte jedoch die Dringlichkeit einer antiviralen Therapie berücksichtigt werden. Eine
dringende Therapieindikation besteht u. a. bei fortgeschrittener Leberfibrose sowie
-zirrhose, bei extrahepatischen Manifestationen sowie z. B. aus beruflichen Gründen.
Bei Patienten mit schweren Begleiterkrankungen sowie bei alten Menschen gibt es
bisher nur wenig Erfahrung mit der antiviralen Therapie der HCV-Infektion, sodass hier
die Indikation streng geprüft werden sollte.
P Ziel der antiviralen Therapie der
chronischen HCV-Infektion ist die
endgültige Virusausheilung. Hierdurch
kann das Risiko einer Leberzirrhose
sowie eines HCC deutlich gesenkt
werden. Eine dringliche Indikation
besteht insbesondere bei fortgeschritte­
ner Leberfibrose/-zirrhose sowie bei
extrahepatischen Manifestationen.
Über mehr als 10 Jahre (2002–2014) bestand die Therapie der chronischen HCV-Infek­
tion im Wesentlichen aus PegIFNα sowie Ribavirin. Bei den HCV-Genotypen 1 und 4
führte eine in der Regel 48-wöchige Therapie zu Ausheilungsraten von ca. 40–50%, bei
den HCV-Genotypen 2 und 3 führte eine 24-wöchige Therapie zu Ausheilungsraten von
ca. 80%. Diese Therapie hatte zahlreiche Nebenwirkungen: So ist PegIFNα mit grippeähnlichen Beschwerden, psychiatrischen Nebenwirkungen, einer Leuko- und Thrombozytopenie sowie Autoimmunphänomenen assoziiert und Ribavirin führt insbesondere zu einer hämolytischen Anämie. Daher war diese antivirale Kombinationstherapie
bei zahlreichen Patienten, z. B. mit schweren kardialen oder pulmonalen, psychiatrischen oder autoimmunen Grunderkrankungen, kontraindiziert. 2011 wurden erstmals
2 Proteaseinhibitoren (Boceprevir und Telaprevir) zur Therapie der HCV-Infektion zugelassen, die aufgrund ihrer vergleichsweise noch geringen antiviralen Wirksamkeit und
schnellen Resistenzentwicklung nur als Tripeltherapie zusammen mit PegIFNα und
Ribavirin eingesetzt werden konnten. Seit 2014 sind erstmals DAAs mehrerer Substanzgruppen zugelassen, die eine Interferon-freie antivirale Therapie der HCV-Infektion mit
einem sehr hohen Therapieansprechen ermöglichen (Abb. 1).
P Bis 2014 basierte die HCV-Therapie
auf PegIFNα und Ribavirin. Diese Therapie
war mit vielen und teils schweren
Ne­benwirkungen und zahlreichen
Kontraindikationen assoziiert. Interferonfreie Kombinationstherapien sind nicht
nur in Bezug auf Nebenwirkungen und
Kontraindikationen günstiger als
Interferon-basierte Tripeltherapien.
Inzwischen stehen auch Interferon-freie
Therapieregime zur Verfügung, die
in Bezug auf die reinen Medikamenten­
kosten günstiger als eine Interferonbasierte Tripeltherapie sind.
3
Abb. 1
100
IFN-freie Therapie
80
Telaprevir/Boceprevir + PegIFN/RBV
SVR
[%]
60
PegIFN/RBV
40
IFN/RBV
IFN (optimiert)
20
IFN
0
1989
1996
2000
2002
2011
2014
Meilensteine der HCV-Therapie vom ersten Einsatz des Interferon-α bis zur Interferon-freien
Therapie. IFN = Interferon; RBV = Ribavirin; PegIFN = pegyliertes Interferon; SVR = sustained
virological response (dauerhaftes virologisches Ansprechen)
Interferon-freie Kombinationstherapien sind nicht nur in Bezug auf Nebenwirkungen
und Kontraindikationen günstiger als Interferon-basierte Tripeltherapien. Inzwischen
stehen auch Interferon-freie Therapieregime zur Verfügung, die in Bezug auf die reinen
Medikamentenkosten günstiger als eine Interferon-basierte Tripeltherapie sind. Insofern können die Empfehlungen der DGVS vom September 2014 bereits jetzt als überholt
angesehen werden. Eine Neufassung wird noch in diesem Jahr erscheinen. Im Folgenden werden zunächst die aktuell verfügbaren DAAs diskutiert und anschließend mögliche Therapieregime bei den einzelnen HCV-Genotypen zusammengefasst.
Direkt antiviral wirksame Medikamente (direct-acting antivirals, DAAs)
Die Entschlüsselung des viralen Lebenszyklus von HCV sowie die Auflösung der Kristallstruktur der wesentlichen viralen Proteine ermöglichte die Entwicklung von DAAs.
Die aktuell zugelassenen Medikamente richten sich gegen die virale Protease NS3/4A
(Proteaseinhibitoren, Namensendung auf -previr), gegen die virale RNA-abhängige
RNA-Polymerase NS5B (Polymeraseinhibitoren, Namensendung auf -buvir) sowie das
an der Bildung des Replikationskomplexes beteiligte virale Protein NS5A (NS5A-Inhibitoren, Namensendung auf -asvir) (Abb. 2) [8]. Interessanterweise führt eine Interferonfreie Therapie dabei auch zu einer Normalisierung der Expression von Interferon-stimulierten Genen sowie zu einer Wiederherstellung der HCV-spezifischen T-Zell-Antwort
[9]. Somit könnten möglicherweise die direkt antivirale Wirkung der Interferon-freien
Therapie und eine indirekte, immunvermittelte Wirkung synergistisch zur Viruselimination beitragen und einen Relaps des Virus verhindern.
P Zugelassene DAAs sind Protease­
inhibitoren (-previr), Polymerase­
inhibitoren (-buvir) und
NS5A-Inhibitoren (-asvir).
4
Abb. 2
Proteaseinhibitoren:
•  Boceprevir1
•  Telaprevir1
•  Simeprevir
•  Paritaprevir2
NS5A-Inhibitoren:
•  Daclatasvir
•  Ledipasvir3
•  Ombitasvir2
NS2
E1
E2
NS5B
NS3
p7
Core
Polymeraseinhibitoren:
nukleotidisch:
•  Sofosbuvir
nicht-nukleosidisch:
•  Dasabuvir
NS5A
Zytosol
NS4B
NS4A
ER Lumen
Zugelassene DAAs.
Gezeigt sind alle viralen Proteine, wobei die Angriffspunkte der antiviralen Medikamente farbig
hervorgehoben sind.
1 Boceprevir und Telaprevir werden in Deutschland nicht mehr empfohlen.
2 Paritaprevir und Ombitasvir sind zusammen mit Ritonavir als Kombinationspräparat erhältlich.
3 Ledipasvir ist zusammen mit Sofosbuvir als Kombinationspräparat erhältlich.
Proteaseinhibitoren
Die antivirale Wirksamkeit von Proteaseinhibitoren wurde erstmals 2002 an Patienten
demonstriert. Das getestete Medikament (BILN 2061) zeigte jedoch bei einzelnen Patienten eine ausgeprägte Kardiotoxizität, sodass seine weitere Testung gestoppt werden
musste. 2011 wurden schließlich die beiden Proteaseinhibitoren Boceprevir und Tela­pre­
vir zugelassen. Diese beiden Proteaseinhibitoren wurden jeweils in einer Tripeltherapie
zusammen mit PegIFNα und Ribavirin eingesetzt. Sie waren nur beim HCV-Genotyp 1
wirksam. Die Therapiedauer lag je nach Vortherapie und virologischem Ansprechen
bei 24–48 Wochen (sog. response-guided therapy). Die Tripeltherapie erhöhte im Vergleich zur „klassischen“ dualen Kombinationstherapie das Ansprechen von ca. 40–50%
auf 70–80%, führte jedoch gleichzeitig zu verstärkten und zusätzlichen Nebenwirkungen. Zudem waren zahlreiche Medikamenteninteraktionen zu beachten, die insbesondere bei Patienten mit Komorbiditäten die Therapiemöglichkeiten deutlich einschränkten. Telaprevir und Boceprevir werden aktuell in Deutschland zur Therapie der
Hepatitis C nicht mehr empfohlen.
P Telaprevir und Boceprevir werden
nicht mehr empfohlen.
Seit Mai 2014 ist Simeprevir als Proteaseinhibitor der zweiten Generation in Deutschland zugelassen. Simeprevir wird einmal täglich gegeben und ist für die HCV-Geno­
typen 1 und 4 zugelassen. Gegen den HCV-Genotyp 3 ist Simeprevir weder in vitro noch
in vivo wirksam. Im Vergleich zu Boceprevir und Telaprevir hat Simeprevir deutlich
weniger Nebenwirkungen und zeigt auch weniger Medikamenteninteraktionen. Klinisch relevante Nebenwirkungen sind insbesondere ein (vergleichsweise seltener und
milder) Hautausschlag und eine Fotosensibilität. Simeprevir kann in einer Tripeltherapie zusammen mit PegIFNα und Ribavirin eingesetzt werden (24 Wochen Gesamttherapiedauer, Simeprevir dabei für die ersten 12 Wochen), wobei dieses Therapieschema
in Deutschland primär nicht empfohlen wird. Zudem ist dieses Therapieregime bei
Patienten mit HCV-Genotyp 1a und der Proteasemutation Q80K wenig effektiv. In Kombination mit dem Polymeraseinhibitor Sofosbuvir ist Simeprevir zur Behandlung von
Patienten zugelassen, bei denen eine dringende Therapieindikation besteht und bei
denen Interferon nicht gegeben werden kann.
P Simeprevir ist gegen den
HCV-Genotyp 3 nicht wirksam.
Bedeutsam ist die Proteasemutation
Q80K bei HCV-Genotyp 1a.
Seit Januar 2015 ist zudem der Proteaseinhibitor Paritaprevir zugelassen, der zusammen mit dem „Booster“ Ritonavir und dem NS5A-Inhibitor Ombitasvir in einer Tablette
formuliert ist. Die Boosterung erlaubt eine einmal tägliche Gabe, wobei für die erforderliche Dosis allerdings 2 Tabletten verabreicht werden müssen. Dieses Kombina­tions­
präparat ist in Kombination mit Ribavirin zur Therapie der HCV-Genotyp-4-Infektion
zugelassen; zur Therapie der HCV-Genotyp-1-Infektion wird es mit dem Polymerase­
inhibitor Dasabuvir und ggf. Ribavirin kombiniert.
5
NS5A-Inhibitoren
NS5A-Inhibitoren zeichnen sich durch eine sehr hohe antivirale Potenz aus und erreichen daher bereits im picomolaren Bereich ihre Wirksamkeit. Sie zeigen in der Regel
eine breite Genotyp-Abdeckung. Allerdings können sich relativ schnell Resistenzmutationen gegen NS5A-Inhibitoren ausbilden. Aktuell zugelassen sind die NS5A-Inhibitoren Daclatasvir, Ledipasvir sowie Ombitasvir.
P NS5A-Inhibitoren zeichnen sich durch
eine sehr hohe antivirale Potenz aus,
allerdings ist die Resistenzschwelle
relativ niedrig.
Daclatasvir ist seit August 2014 zugelassen. Es ist prinzipiell gegen alle HCV-Genotypen
wirksam und wird einmal täglich gegeben. Zur Dosisanpassung aufgrund von bestimmten Medikamenteninteraktionen (z. B. bei gleichzeitiger HIV-Therapie) steht neben der Standarddosierung von 60 mg auch eine 30-mg-Dosierung zur Verfügung.
Häufigste Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit. In Deutschland ist Daclatasvir ohne spezifische Einschränkung in Kombination mit anderen antiviralen Medikamenten zugelassen. Laut Zulassung wird insbesondere eine Kombinationstherapie zusammen mit Sofosbuvir bei Patienten mit dem HCV-Genotyp 1 oder 4
empfohlen. Bei Patienten mit Genotyp 3 wird eine Kombinationstherapie zusammen
mit Sofosbuvir und Ribavirin insbesondere bei Pateinten mit kompensierter Zirrhose
und/oder Versagen auf eine Vortherapie empfohlen.
P Das Kombinationspräparat aus
Ledipasvir und Sofosbuvir erlaubt
erstmals eine Therapie bestimmter
Patientengruppen mit einem
„One-pill“-Regime.
Ledipasvir ist nur als Formulierung mit Sofosbuvir in einer Tablette erhältlich. Diese
Kombination wird einmal täglich gegeben. Ledipasvir (und auch Sofosbuvir) ist prinzipiell gegen alle HCV-Genotypen in vitro aktiv, wobei die Aktivität gegen die HCVGenotypen 2 und 3 vergleichsweise schwächer ist. Empfohlen wird die Kombination
von Ledipasvir und Sofosbuvir aktuell zur Therapie der HCV-Genotypen 1 und 4. Beim
HCV-Genotyp 3 wird diese Kombination aufgrund der geringen Datenlage nur zusammen mit Ribavirin bei Patienten mit Zirrhose und/oder Versagen auf eine Vortherapie
empfohlen. Bei einer Infektion mit den HCV-Genotypen 2, 5 oder 6 sind bisher keine
Studiendaten verfügbar, sodass die Therapie aktuell nicht empfohlen wird.
Ombitasvir ist seit Januar 2015 als Teil der Dreifachkombination Paritaprevir/Ritonavir/
Ombitasvir erhältlich und kann wie oben beschrieben zur Therapie der Infektion mit
HCV-Genotyp 1 oder 4 eingesetzt werden.
Polymeraseinhibitoren
Bei den Polymeraseinhibitoren wird zwischen nukleos(t)idischen Polymeraseinhibitoren
sowie nicht-nukleosidischen Polymeraseinhibitoren unterschieden. Nukleos(t)idische
Polymeraseinhibitoren zeichnen sich aufgrund ihres Ansatzpunktes direkt im katalytischen Zentrum durch eine pangenotypische Wirksamkeit sowie eine hohe Resistenzbarriere aus. Zugelassen ist aktuell als alleiniger Vertreter dieser Substanzgruppe Sofosbuvir (seit Januar 2014). Nicht-nukleosidische Polymeraseinhibitoren sind hingegen
weniger stark sowie meist selektiv gegen bestimmte Genotypen antiviral wirksam und
zeigen eine schnellere Resistenzentwicklung. Aktuell zugelassen ist der nicht-nukleosidische Polymeraseinhibitor Dasabuvir.
Sofosbuvir wird einmal täglich gegeben und ist gegen alle HCV-Genotypen wirksam.
Sofosbuvir kann insbesondere bei den HCV-Genotypen 1 und 4 als Tripeltherapie zusammen mit PegIFNα und Ribavirin für 12 Wochen gegeben werden. Beim HCV-Genotyp 2 wird es zusammen mit Ribavirin für 12 Wochen verabreicht. Beim HCV-Genotyp 3
ist es zusammen mit Ribavirin für 24 Wochen eine Therapiealternative. Zudem stellt
Sofosbuvir wie bereits beschrieben einen wichtigen Kombinationspartner für Simeprevir und Daclatasvir dar und ist als Kombinationspräparat mit Ledipasvir in einer Tablette
erhältlich.
P Sofosbuvir hat eine sehr hohe
antivirale Potenz und eine sehr hohe
Resistenzbarriere. Es ist daher Bestand­
teil vieler Kombinationstherapien.
Dasabuvir wird zweimal täglich gegeben und kann zusammen mit Paritaprevir/
Ritonavir/Ombitasvir und ggf. Ribavirin bei einer Infektion mit dem HCV-Genotyp 1
eingesetzt werden.
6
Weitere Medikamente in Entwicklung
Eine Vielzahl weiterer Substanzen ist aktuell in klinischer Erprobung. Hierzu zählen u. a.
weitere Proteaseinhibitoren wie Grazoprevir oder Asunaprevir, NS5A-Inhibitoren wie
Elbasvir oder GS-5816 sowie Polymeraseinhibitoren wie MK-3682 oder Beclabuvir.
Zudem könnten Substanzen, die Wirtsfaktoren, wie z. B. Zell-Rezeptoren wie Occludin,
die micro-RNA-122 oder Cyclophyline, inhibieren, bei bestimmten Patientengruppen
eine Rolle spielen.
Aktuelle Interferon-freie Therapieregime zur Therapie der Hepatitis C
Im Folgenden werden die aktuellen Interferon-freien Therapieoptionen für die HCVGenotypen 1–6 einzeln dargestellt (Tab. 1). Die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) sind unter
www.dgvs.de abrufbar.
Tab. 1
Mögliche Interferon-freie Therapieregime bei den HCV-Genotypen 1–4
bei Patienten ohne Leberzirrhose*
Genotyp (Gt)
Regime
Dauer
SVR+
Kosten#
Genotyp 1:
Simeprevir1 + Sofosbuvir
12 Wochen
90% (Gt 1a), 100% (Gt 1b)
72.000 €
Daclatasvir + Sofosbuvir
12 Wochen
95–100%
84.000 €
– therapienaiv, Viruslast < 6 Mio. IU/ml:
8 Wochen
95%
45.000 €
– Sonstige:
12 Wochen
95%
67.000 €
– Genotyp 1b:
12 Wochen
95–97%
56.000 €
– Genotyp 1a: zusätzlich Ribavirin
12 Wochen
99–100%
58.000 €
Genotyp 2:
Sofosbuvir + Ribavirin
12 Wochen
90%
45.000 €
Genotyp 3:
Sofosbuvir + Ribavirin
24 Wochen
90%
90.000 €
Daclatasvir + Sofosbuvir
12 Wochen
96%
84.000 €
Ledipasvir/Sofosbuvir
12 Wochen
95%
67.000 €
Paritaprevir/Ritonavir/Ombitasvir + Ribavirin
12 Wochen
100%
53.000 €
Ledipasvir/Sofosbuvir
Paritaprevir/Ritonavir/Ombitasvir + Dasabuvir
Genotyp 4:
*Mögliche Therapieregime bei Leberzirrhose sowie Referenzen s. Text.
SVR = sustained virological response (dauerhaftes virologisches Ansprechen; negative HCV-PCR 12 bzw. 24 Wochen nach
Therapieende).
# Kosten laut Arneimittelinformation zu Drucklegung (gerundet; ohne Gewähr).
1 Simeprevir ist zur Interferon-freien Therapie laut Zulassung nur bei dringender Therapieindikation sowie InterferonUnverträglichkeit zugelassen.
+
HCV-Genotyp 1
Der HCV-Genotyp 1 ist weltweit am häufigsten und in Deutschland für etwa 60% der
HCV-Infektionen verantwortlich. Aufgrund des schlechten Therapieansprechens der
bisherigen Therapie mit PegIFNα und Ribavirin standen neue antivirale Therapien gegen
den HCV-Genotyp 1 im Fokus der Medikamentenentwicklung. Darüber hinaus basierten die ersten In-vitro-HCV-Replikon-Systeme, die wesentlich zur Medikamentenentwicklung beitrugen, auf dem HCV-Genotyp 1b. Daher stehen inzwischen zahlreiche
Therapieoptionen zur Verfügung, die für den HCV-Genotyp 1 optimiert wurden.
P Der HCV-Genotyp 1 ist mit ca. 60%
in Deutschland am häufigsten.
7
Simeprevir + Sofosbuvir
Die Kombination aus Simeprevir und Sofosbuvir über 12 Wochen wurde in der Phase-IIStudie COSMOS getestet und zeigte Ausheilungsraten von 100% beim HCV-Genotyp 1b
und > 90% beim HCV-Genotyp 1a, unabhängig vom Vorliegen einer Zirrhose, dem
Vorliegen der Proteasemutation Q80K oder der Gabe von Ribavirin [10]. Zugelassen ist
diese Kombination in Deutschland allerdings nur bei Patienten mit einer dringenden
Therapieindikation sowie bei Interferon-Unverträglichkeit.
P Simeprevir + Sofosbuvir über
12 Wochen führt in 90–100%
zur Virusausheilung.
Daclatasvir + Sofosbuvir
Die Kombination aus Daclatasvir und Sofosbuvir wurde in einer Phase-II-Studie über
12 oder 24 Wochen mit oder ohne Ribavirn getestet [11]. Sowohl therapienaive Patienten als auch Patienten mit Versagen auf eine Telaprevir- oder Boceprevir-basierte
Tripeltherapie zeigten unter allen 4 Therapievarianten (12 bzw. 24 Wochen, mit bzw.
ohne Ribavirin) Ausheilungsraten von 95–100%, sodass prinzipiell eine Therapiedauer
von 12 Wochen ohne Ribavirin empfohlen werden kann. Allerdings war bei dieser Studie eine Leberzirrhose Ausschlusskriterium, sodass die optimale Therapiedauer (12 vs.
24 Wochen) sowie ein zusätzlicher Nutzen von Ribavirin bei Patienten mit Leberzirrhose
aktuell unklar sind. Die Daten der entsprechenden ALLY-1-Studie (ClinicalTrials.gov
Identifier: NCT02032875) stehen aktuell noch aus.
P Daclatasvir + Sofosbuvir über
12 Wochen führt in > 95% zur Virus­
ausheilung. Bei Leberzirrhose ist das
optimale Regime (12 vs. 24 Wochen,
mit oder ohne Ribavirin) noch unklar.
Ledipasvir + Sofosbuvir
Die einmal tägliche Gabe des Kombinationspräparats aus Ledipasvir und Sofosbuvir
zeigte in den Phase-III-Studien ION-1, -2 und -3 eine Ausheilungsrate von ca. 95% [12–14].
Dabei war bei therapienaiven Patienten ohne Leberzirrhose und mit einer Viruslast
< 6 Mio. IU/ml eine Therapiedauer von 8 Wochen ausreichend. Vorbehandelte Patienten sowie Patienten mit einer höheren Viruslast sollten in der Regel über 12 Wochen
behandelt werden. Für Patienten mit einer kompensierten Leberzirrhose sieht die
Zulassung in der Regel eine Therapiedauer von 24 Wochen, für Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose eine 24-wöchige Therapie in Kombination mit Ribavirin vor.
2 aktuelle Studien konnten jedoch eindrucksvoll zeigen, dass eine 12-wöchige Therapie mit Ledipasvir plus Sofosbuvir und Ribavirin auch bei diesen Patienten ausreichen
könnte. So wiesen Patienten mit Leberzirrhose und vorherigem Versagen auf eine
Proteaseinhibitor-basierte Tripeltherapie Ausheilungsraten > 95% auf [15]. Sogar Patienten mit einer dekompensierten Leberzirrhose zeigten unter diesem Therapieregime
Ausheilungsraten von 87% [16].
P Eine 8-wöchige Therapie mit
Ledipasvir + Sofosbuvir führt beim
„Standardpatienten“ zu einer Aus­
heilung in > 95%. Bei Patienten mit
Leberzirrhose dürfte eine 12-wöchige
Therapie in Kombination mit Ribavirin
die sinnvollste Alternative sein.
Paritaprevir/Ritonavir + Ombitasvir + Dasabuvir
Paritaprevir, Ritonavir und Ombitasvir sind in einer Tablette kombiniert, von der einmal
täglich 2 Stück eingenommen werden müssen. Dasabuvir muss zweimal täglich eingenommen werden.
Bei HCV-Genotyp 1b führte diese Kombination über 12 Wochen sowohl bei therapienaiven als auch bei vorbehandelten Patienten zu Ausheilungsraten von 99–100%
(Phase-III-Studien PEARL-2 und -3) [17, 18]. Bei kompensierter Zirrhose lag bei zusätz­
licher Gabe von Ribavirin die Ausheilungsrate bei 98% [19].
P Die Kombination Paritaprevir/
Ritonavir + Ombitasvir + Dasabuvir
über 12 Wochen ermöglicht bei den
meisten Patienten Ausheilungsraten
> 95%. Patienten mit HCV-Genotyp 1a
oder Zirrhose sollten zusätzlich
Ribavirin erhalten.
Bei HCV-Genotyp 1a sollte die Therapie über 12 Wochen mit Ribavirin erfolgen; hierunter
lagen die Ansprechraten bei 95–97% [18, 20, 21]. Bei Patienten mit bereits bestehender
Leberzirrhose und einer Thrombozytenzahl < 90.000/µl oder Albumin < 3,5 g/dl oder
Alfafetoprotein > 20 ng/ml sollte die Therapie auf 24 Wochen verlängert werden.
8
HCV-Genotyp 2
Bei Patienten mit HCV-Genotyp 2 führt eine 12-wöchige Therapie mit Sofosbuvir und
Ribavirin zu einer Virusausheilung in ca. 90% [22]. Bei Patienten mit einer Leberzirrhose
kann eine Therapieverlängerung auf 16 Wochen eventuell die Ausheilungsrate erhöhen [23].
P HCV-Genotyp 2: 12 Wochen
Sofosbuvir + Ribavirin führen zu
90% zur Virusausheilung.
HCV-Genotyp 3
Der HCV-Genotyp 3 ist nach dem HCV-Genotyp 1 in Deutschland mit ca. 30% am häufigsten. Allerdings sind die Interferon-freien Therapieoptionen bei diesem Genotyp,
insbesondere bei Vorliegen einer Leberzirrhose, aktuell noch eingeschränkt.
Sofosbuvir + Ribavirin
Sofosbuvir mit Ribavirin über 24 Wochen führt in ca. 90% zu einer Virusausheilung,
wobei bei bereits bestehender Zirrhose das Therapieansprechen mit ca. 70% deutlich
niedriger liegt [22]. Eine Tripeltherapie aus Sofosbuvir, Ribavirin und PegIFNα über 12
Wochen zeigte in einer kleinen Studie hohe Ansprechraten [24]; für dieses Therapie­
regime hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bei der HCV-Genotyp-3-Infektion
jedoch keinen Zusatznutzen gesehen.
P Der HCV-Genotyp 3 ist mit ca. 30%
in Deutschland am zweithäufigsten.
Patienten mit HCV-Genotyp 3 und
bereits bestehender Leberzirrhose
zeigen deutlich reduzierte Ausheilungs­
raten.
P Sofosbuvir + Ribavirin über
24 Wochen bei HCV-Genotyp 3:
90% Virusausheilung, bei Leberzirrhose jedoch nur ca. 70%.
Sofosbuvir + Daclatasvir
Die Kombination aus Sofosbuvir und Daclatasvir über 24 Wochen führte bei 16 von 18
Patienten (89%) zur Virusausheilung [11]. Inzwischen konnte in der ALLY-3-Studie gezeigt
werden, dass bei Patienten ohne Leberzirrhose eine Therapiedauer von 12 Wochen
ausreicht und zu Ausheilungsraten von 96% führt [25]. Patienten mit Leberzirrhose
zeigten mit einer Ausheilungsrate von nur 68% jedoch ein deutlich schlechteres Therapieansprechen. Bei diesen Patienten sind daher weiterhin eine 24-wöchige Therapie­
dauer und eine zusätzliche Gabe von Ribavirin zu empfehlen.
P Sofosbuvir + Daclatasvir über
12 Wochen bei HCV-Genotyp 3:
> 90% Virusausheilung, bei Leber­
zirrhose jedoch nur knapp 70%.
Ledipasvir + Sofosbuvir + Ribavirin
Für diese Kombination liegen bisher nur Daten einer Phase-II-Studie vor. Patienten mit
oder ohne Zirrhose zeigten unter einer 12-wöchigen Therapie mit Ledipasvir, Sofosbuvir
und Ribavirin eine Virusausheilung von 100% (25 von 25 Patienten), ohne Ribavirin lag
die Ansprechrate bei nur 64% (16 von 25 Patienten). Aufgrund dieser geringen Datenlage wird Ledipasvir + Sofosbuvir bei HCV-Genotyp 3 aktuell nur als Therapiealterna­
tive bei Patienten mit Zirrhose und/oder Versagen einer Vortherapie empfohlen. Bei
diesen Patienten wird dann ein „konservatives“ Therapieregime zusammen mit Riba­
virin für 24 Wochen empfohlen.
P Ledipasvir + Sofosbuvir + Ribavirin
über 24 Wochen ist eine Therapie­
alternative bei Patienten mit
HCV-Genotyp 3 und Leberzirrhose.
HCV-Genotypen 4–6
Zum HCV-Genotyp 4 liegen aktuell nur wenige Studiendaten vor. Mögliche Therapiealternativen sind Ledipasvir/Sofosbuvir über 12–24 Wochen oder Paritaprevir/Ritonavir/Ombitasvir + Ribavirin über 12 Wochen. Letztere Kombination führte bei allen 91
behandelten Patienten (therapienaiv oder vorbehandelt) zur Virusausheilung [26]. Für
Patienten mit einer bereits bestehenden Leberzirrhose sollte dieses Therapieregime
laut Zulassung allerdings für 24 Wochen erfolgen.
P Für HCV-Genotyp 4 zeigt die
Kombination Paritaprevir/Ritonavir/
Ombitasvir + Ribavirin sehr gute
Ausheilungsraten.
Zu den HCV-Genotypen 5 und 6 liegen bisher keine Daten zur Interferon-freien Therapie vor. Im Rahmen der Neutrino-Studie wurden 7 Patienten mit HCV-Genotyp 5 oder
6 über 12 Wochen mit PegIFN, Ribavirin und Sofosbuvir behandelt, wobei alle Patienten eine Virusausheilung zeigten [27].
9
Spezifische Patientengruppen
Patientengruppen mit schwierigen Konstellationen, wie z. B. Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose, Patienten vor oder nach Lebertransplantation oder Patienten mit
schwerer Niereninsuffizienz, sollten in erfahrenen Zentren behandelt werden. Für diese
Patienten gibt es insgesamt ermutigende Studienergebnisse. So führt z. B. eine Kombinationstherapie mit Ledipasvir, Sofosbuvir und Ribavirin über 12 Wochen bei 87% der
Patienten mit einer dekompensierten Leberzirrhose und HCV-Genotyp 1 zu einer Virus­
ausheilung. Die Mehrzahl der Patienten zeigte zudem bereits im kurzfristigen Verlauf
eine Besserung der Leberzirrhose (abnehmender MELD-Score) [16]. Patienten unter
Immunsuppression (z. B. nach Lebertransplantation) können mit verschiedenen Therapieregimen behandelt werden, allerdings ist je nach gewähltem Regime entweder
eine engmaschige Kontrolle der Immunsuppressiva-Spiegel oder aber eine deutliche
Dosisanpassung erforderlich [28, 29]. Für Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz
und HCV-Genotyp-1-Infektion stellt eine Kombinationstherapie mit Paritaprevir/Rito­
navir/Ombitasvir und Dasabuvir eine mögliche Interferon-freie Therapieoption dar [30].
Für Patienten mit einer HIV-HCV-Koinfektion sind keine speziellen Therapiealgorithmen
erforderlich, es gelten die gleichen Therapierichtlinien wie bei Monoinfizierten. Allerdings ist eine Vielzahl von Medikamenteninteraktionen zu beachten, sodass auch diese
Patienten in entsprechend erfahrenen Zentren bzw. Schwerpunktpraxen behandelt
werden sollten.
P Auch für „schwierige“ Patienten­
gruppen (z. B. mit dekompensierter
Leberzirrhose oder schwerer Nieren­
insuffizienz sowie vor bzw. nach Leber­
transplantation) gibt es inzwischen gute
Therapieoptionen. Diese Patienten
sollten in Zentren therapiert werden. Für
Patienten mit HIV-HCV-Koinfektion sind
keine speziellen Therapiealgorithmen
mehr erforderlich. Es müssen jedoch
zahlreiche Interaktionen zwischen den
antiviralen Medikamenten beachtet
werden.
Fazit
Eine wachsende Anzahl von DAAs macht bei fast allen Patienten eine erfolgreiche
antivirale Therapie der HCV-Infektion mit einer kurzen Therapiedauer möglich. Allerdings muss das optimale Therapieregime basierend u. a. auf HCV-Genotyp, eventuellen Vortherapien, Vorliegen einer Zirrhose und Begleiterkrankungen ausgewählt werden. Für einzelne Patientengruppen, wie z. B. Patienten mit HCV-Genotyp 3 und bereits
bestehender Leberzirrhose, ist die Entwicklung optimierter Therapieregime weiterhin
ein wichtiges Ziel. Die aktuell empfohlenen Interferon-freien Medikamente sind nebenwirkungsarm. Es müssen jedoch weiterhin mögliche Medikamenteninteraktionen,
z. B. mit antiretroviralen, antikonvulsiven oder psychomodulierenden Medikamenten,
beachtet werden. Zudem muss die Sicherheit der DAAs bei Patienten mit schweren
Begleiterkrankungen, Kindern sowie alten Patienten noch bestätigt werden. Zusammenfassend könnte die Interferon-freie antivirale Therapie der HCV-Infektion jedoch
dazu beitragen, die Inzidenz von HCV-assoziierter Leberzirrhose und HCC deutlich zu
senken.
Zu empfehlende Literatur
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Virology and cell biology of the hepatitis C virus life cycle – An update.
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and Severe Renal Impairment Compared to Subjects with Normal Renal Function.
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12
Fragen zur Hepatitis C
Falk
Gastro-Kolleg
Frage 1:
Welche Aussage zur Epidemiologie der Hepatitis-C-Virus
(HCV)-Infektion trifft nicht zu?
Leber und
Gallenwege
EE
EE
EE
EE
Weltweit sind ca. 80–130 Millionen Menschen mit HCV infiziert
In Deutschland sind ca. 300.000 Menschen infiziert
Bluttransfusionen vor 1991 sind ein wichtiger Risikofaktor
Die sexuelle Übertragung spielt (bei heterosexuellen Paaren) eine untergeordnete
Rolle
EE Heutzutage kann bei mehr als 90% der Patienten der genaue Übertragungsweg
eruiert werden
Frage 2:
Welche Aussage zum natürlichen Verlauf der HCV-Infektion trifft zu?
Bitte beachten Sie:
Bei der Beantwortung der Fragen
ist immer nur 1 Antwort möglich.
EE Im Erwachsenenalter heilen > 90% der Infizierten die HCV-Infektion spontan aus
EE Die akute HCV-Infektion verläuft in ca. zwei Drittel der Fälle ikterisch, sodass meist
eine frühe Diagnose eine Therapie der akuten HCV-Infektion erlaubt
EE In den ersten 15 Jahren einer chronischen HCV-Infektion sind die Entwicklung einer
Leberzirrhose oder eines hepatozellulären Karzinoms sehr selten
EE Eine Koinfektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV), HIV oder Schistosoma schützt vor
der Entwicklung einer Leberzirrhose
EE Ein junges Alter bei Infektion sowie weibliches Geschlecht sind wesentliche
Risikofaktoren für die Entwicklung einer HCV-assoziierten Leberzirrhose
Die Beantwortung der Fragen und
Erlangung des Fortbildungszertifikats
ist nur online möglich.
Bitte gehen Sie dazu auf unsere Homepage
www.falkfoundation.de.
Unter dem Menüpunkt Falk Gastro-Kolleg
können Sie sich anmelden und die Fragen
beantworten.
Bitte diesen Fragebogen nicht
per Post oder Fax schicken!
Frage :
Welche Aussage zur Primär- und Folgediagnostik bei der HCVInfektion trifft nicht zu?
EE Primärer „Sreening-Test“ auf eine HCV-Infektion sind die Anti-HCV-Antikörper
EE Eine positive HCV-PCR bestätigt eine (akute oder chronische) HCV-Infektion
EE Die Bestimmung des HCV-Genotyps ist in der Ära der Interferon-freien Therapie
nicht mehr erforderlich
EE Sonografie sowie Fibroscan oder Leberbiopsie können zur Klärung der Therapiedringlichkeit und zur Auswahl des Therapieregimes hilfreich sein
EE Bei HIV-Infizierten sowie Dialysepatienten kann die Bildung von Anti-HCV-Antikörpern
deutlich verzögert sein, sodass zum sicheren Ausschluss einer HCV-Infektion bei
diesen Patienten die Durchführung einer HCV-PCR erforderlich ist
Frage :
Welche Aussage zur Therapie der chronischen HCV-Infektion trifft zu?
EE Therapieziel ist eine Suppression der Viruslast < 100 IU/ml
EE Während der Therapie der HCV-Infektion muss die HCV-PCR regelmäßig kontrolliert
werden, damit man die Therapie sofort stoppen kann, wenn die HCV-PCR negativ
geworden ist
EE Eine erfolgreiche antivirale Therapie senkt das Risiko der HCV-assoziierten Leberzirrhose sowie ihrer Komplikationen
EE Eine Therapieindikation besteht nur bei Leberzirrhose oder extrahepatischen
Manifestationen
EE Nach einer erfolgreichen antiviralen Therapie normalisieren sich die Leberwerte,
die Entwicklung einer Leberzirrhose kann jedoch nicht gestoppt werden
Wichtig:
Fragebeantwortung unter
www.falkfoundation.de
Falk Gastro-Kolleg
13
Frage 5:
Welche Aussage zu den einzelnen direkt antiviral wirksamen
Medikamenten trifft nicht zu?
EE
EE
EE
EE
EE
Telaprevir und Boceprevir werden in Deutschland nicht mehr empfohlen
Simeprevir wirkt gegen die in Deutschland häufigsten HCV-Genotypen 1 und 3
Daclatasvir ist u. a. gegen die HCV-Genotypen 1 und 3 wirksam
Ledipasvir ist als Kombinationspräparat mit Sofosbuvir erhältlich
Paritaprevir ist als Kombinationspräparat mit Ritonavir und Ombitasvir erhältlich,
wobei die „Boosterung“ mit Ritonavir eine einmal tägliche Dosierung erlaubt
Falk
Gastro-Kolleg
Leber und
Gallenwege
Frage :
Welche Aussage zu den NS5B-Polymeraseinhibitoren trifft zu?
EE Sofosbuvir ist ein nicht-nukleotidischer Polymeraseinhibitor, sodass sich schnell
Sofosbuvir-Resistenzen entwickeln können
EE Sofosbuvir zeigt in vitro und in vivo Aktivität gegen alle HCV-Genotypen
EE Sofosbuvir hat eine relativ geringe antivirale Potenz, sodass 3 Tabletten Sofosbuvir
täglich eingenommen werden müssen
EE Dasabuvir ist ein nukleosidischer Polymeraseinhibitor und hat daher eine hohe
antivirale Potenz gegen alle HCV-Genotypen
EE Eine Monotherapie mit Sofosbuvir ist insbesondere beim HCV-Genotyp 1 Erfolg
versprechend
Frage :
Welche Aussage zur Therapie der Infektion mit HCV-Genotyp 1
trifft nicht zu?
EE Simeprevir und Sofosbuvir über 12 Wochen zeigt bei Patienten mit oder ohne
Leberzirrhose hohe Ansprechraten von 90–100%
EE Daclatasvir und Sofosbuvir können bei Patienten ohne Leberzirrhose für 12 Wochen
ohne Ribavirin gegeben werden
EE Ledipasvir und Sofosbuvir erlauben bei vielen Patienten (keine Zirrhose, Viruslast
< 6 Mio. IU/ml) eine 8-wöchige Therapie
EE Die Kombination aus Paritaprevir/Ritonavir + Ombitasvir + Dasabuvir muss bei
Patienten mit HCV-Genotyp 1b immer zusammen mit Ribavirin gegeben werden
EE Im Gegensatz zu Zeiten der Interferon-basierten HCV-Therapie ist der HCV-Genotyp 1
aktuell kein „schwierig zu behandelnder“ Genotyp mehr
Bitte beachten Sie:
Bei der Beantwortung der Fragen
ist immer nur 1 Antwort möglich.
Die Beantwortung der Fragen und
Erlangung des Fortbildungszertifikats
ist nur online möglich.
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beantworten.
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per Post oder Fax schicken!
Frage :
Welche Therapie ist beim HCV-Genotyp 2 aktuell Standard?
EE
EE
EE
EE
EE
Pegyliertes Interferon-α, Ribavirin und Sofosbuvir (Tripeltherapie)
Sofosbuvir + Simeprevir (12 Wochen)
Sofosbuvir + Daclatasvir (24 Wochen)
Ledipasvir + Sofosbuvir (Kombinationspräparat, 12 Wochen)
Sofosbuvir + Ribavirin (12 Wochen)
Frage :
Welche Aussage zur Therapie des HCV-Genotyps  trifft zu?
EE Der HCV-Genotyp 3 gilt heutzutage als leicht zu behandeln
EE Insbesondere für Patienten mit HCV-Genotyp 3 und bereits bestehender Leberzirrhose steht noch keine kurz dauernde antivirale Therapie mit hoher Ausheilungsrate zur Verfügung
EE Da der HCV-Genotyp 3 nur 5% aller HCV-Infektionen in Deutschland ausmacht, ist
die Therapie dieser Infektion unter gesundheitspolitischer Betrachtung zweitrangig
EE Die aktuell zur Verfügung stehenden Proteaseinhibitoren eignen sich besonders
für eine Kombinationstherapie des HCV-Genotyps 3
EE Die bevorzugte Therapieoption bei therapienaiven Patienten mit HCV-Genotyp 3 ohne
Hinweis auf eine Leberzirrhose ist Ledipasvir/Sofosbuvir + Ribavirin über 24 Wochen
Wichtig:
Fragebeantwortung unter
www.falkfoundation.de
Falk Gastro-Kolleg
14
Frage 10:
Welche Aussage zur Therapie bestimmter Patientengruppen
ist nicht korrekt?
EE Bei Patienten mit Zustand nach Lebertransplantation sollte die HCV-Therapie
in spezialisierten Zentren erfolgen
EE Für Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz stellt die Kombination Paritaprevir/
Ritonavir/Ombitasvir + Dasabuvir eine mögliche Therapieform dar
EE Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose sollten aufgrund der schlechten
Ansprechraten keine Interferon-freie antivirale Therapie erhalten
EE Bei HIV-HCV-Koinfizierten sind keine speziellen Therapiealgorithmen mehr
erforderlich
EE Bei HIV-HCV-Koinfizierten müssen weiterhin zahlreiche Medikamenteninteraktionen
beachtet werden
Falk
Gastro-Kolleg
Leber und
Gallenwege
15
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