PDF-Laborinformation - Medizinisches Labor Bochum

Werbung
Hepatitis C (HCV)
Das weltweit verbreitete Hepatitis C Virus ist ein RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren,
welches hauptsächlich über Blut übertragen wird. Im Jahre 1988 konnte man das Hepatitis C
Virus erstmals als Erreger der Non-A-Non-B-Hepatitis (NANBH) identifizieren. Durch seine
hohe Mutationsrate besitzt es eine ausgeprägte genetische Variabilität. Bis heute konnte das
Virus durch die Analyse der RNA-Sequenzen in 6 Hauptgruppen (1, 2, 3,..) mit mehr als 80
Subtypen (a, b, c,..) eingeteilt werden.
Eine Impfung ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich.
In Europa findet man mit absteigender Häufigkeit überwiegend die Genotypen 1, 2 und 3.
Nach Angaben der WHO infizieren sich jährlich 3 bis 4 Millionen Menschen mit dem HCV. Die
Hepatitis C-Prävalenz unterscheidet sich stark je nach geographischer Lage und kann
zwischen 0,4 % (Nordeuropa) und 22 % (Ägypten) liegen.
In bestimmten Bevölkerungsgruppen findet man eine höhere Prävalenz, z.B. bei intravenösen
Drogengebrauchern, Dialysepatienten und Personen, welche vor 1991 polytransfundiert
wurden oder Plasmaderivate erhielten. Auch medizinisches Personal hat ein höheres
Infektionsrisiko z.B. durch Stichverletzungen mit HCV-kontaminierten Kanülen.
In 75% der Fälle verläuft die Hepatitis-C-Virus-Infektion asymptomatisch, fulminante Verläufe
sind äußerst selten. Etwa 50 bis 85 % der Hepatitis C-Infektionen nehmen einen chronischen
Verlauf. Bis zu 35 % der chronischen Infektionen gehen nach einer Latenzzeit von 20 bis 25
Jahren in eine Leberzirrhose über, die in einigen Fällen in einem Leberzellkarzinom münden
kann.
Die bisherige Standardtherapie aus pegylierten Interferon und Ribavirin konnte für den
Genotyp 1 seit 2011 in Europa durch die HCV-Protease-Inhibitoren Boceprevir und Telaprevir
erweitert werden. Die Entscheidung, die neue Tripletherapie fortzuführen oder zu stoppen
basiert auf der Messung der Virus-RNA zu genau festgelegten Zeitpunkten (z.B. Ersttherapie
mit Boceprevir, Bestimmung der RNA-Konzentration nach Woche 4, 8, 12 und 24).Der von
uns verwendete Abbott RealTime HCV-Assay liefert präzise Ergebnisse mit einer Sensitivität
von 12 IE/mL für die HCV Genotypen 1 bis 6.
In den nächsten Jahren besteht die Hoffnung auf noch bessere Heilungschancen durch
besser verträgliche neue Medikamente, wie dem NS5B-Polymerase-Inhibitor Sofosbuvir und
dem NS5A Replikationskomplex-Inhibitor Daclatasvir und Ledipasvir, die möglicherweise auch
ohne Ribavirin und Interferon auskommen und eine Heilung in nur 12 Wochen ermöglichen.
HCV-Genotypisierung
Die sechs bekannten HCV-Genotypen zeigen unterschiedliche Ansprechraten auf die
antivirale Kombinationstherapie mit PEG-Interferon und Ribavirin. Genotyp 1 ist generell mit
schwereren Krankheitsverläufen und geringerem Ansprechen auf Therapien assoziiert als die
anderen Genotypen. Durch die neue Tripletherapie konnten die Ausheilungschancen für
Genotyp 1 zwar signifikant erhöht werden, doch gibt es auch dort Unterschiede in der
Resistenzbildung zwischen Genotyp 1a und 1b, sodass eine Genotypisierung vor
Behandlungsbeginn empfehlenswert ist.
Die Therapiedauer richtet sich nach dem HCV-Genotyp, der HCV-RNA-Konzentration vor
Therapie und dem virologischen Verlauf unter der Behandlung. Deshalb ist eine regelmäßige
Kontrolle der Viruslast für eine erfolgreiche Therapie von großer Wichtigkeit.
Auch wenn keine antivirale Therapie indiziert ist, sollten regelmäßige Verlaufsuntersuchungen
stattfinden.
Indikationen
Bei Verdacht auf eine HCV-Infektion besteht die Basisdiagnostik im Nachweis spezifischer
Antikörper gegen HCV-Proteine.
Positive Befunde werden mit Hilfe der Nukleinsäureamplifikation verifiziert.
Stand: 02/2014
LI-FA-023-V1
Seite: 1/2
Weitere Indikationen zur Durchführung einer PCR:
•
Bei Verdacht auf eine akute HCV-Infektion (in der Inkubationsphase wird die PCR
deutlich früher positiv als der EIA)
•
Bei Immunkompromittierten, HIV-Infizierten und Dialysepatienten, da hier die Anti-HCVAntikörper fehlen können.
•
Bei Neugeborenen von HCV-Infizierten Mütter, da die mütterlichen Antikörper bis zu 18
Monate im Blut persistieren können.
•
Bestimmung der Viruslast zur Abschätzung der Infektiösität bzw. der Viruspersistenz
•
Planung und Überwachung einer antiviralen Kombinationstherapie
Zur optimalen Planung einer Therapie sollte nicht nur das Ausmaß der Virämie, sondern auch
der Genotyp bekannt sein.
Untersuchungsverfahren:
Die Bestimmung der Antikörper gegen HCV erfolgt durch einen ChemilumineszenzMikropartikelimmunoassay (CMIA)
Die Viruslast wird mit Hilfe des Realtime-PCR-Tests von Abbott bestimmt. Mit diesem Test
lassen sich Viruskonzentrationen von 12 IU/ml bis zu 100 Mio. IU/ml bestimmen. Der Test
erfasst die Genotypen 1, 2, 3, 4, 5 und 6.
Die Genotypisierung erfolgt durch Hybridisierung der Amplifikationsprodukte mit
genotypspezifischen Sonden.
Untersuchungsmaterial:
Für die serologische Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.
Für die Bestimmung der Viruslast und/oder Genotypisierung werden jeweils 3 ml EDTA-Blut
benötigt.
Abrechnung:
Der Antikörpernachweis ist als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen abrechenbar.
Der Nukleinsäurenachweis von HCV ist im Behandlungsfall dreimal im Quartal
abrechnungsfähig.
Für Selbstzahler (IGEL) fallen Kosten in Höhe von 23,32€ für die Anti-HCV Bestimmung und
145,72€ für den Nukleinsäurenachweis an.
Leiter von Untersuchungsstellen (Laboratorien) sind laut § 7 IfSG verpflichtet, den direkten
oder indirekten Nachweis des HCV zu melden, soweit nicht bekannt ist, dass eine chronische
Infektion vorliegt. Jede neu diagnostizierte HCV-Infektion ist somit meldepflichtig.
Stand: 02/2014
LI-FA-023-V1
Seite: 2/2
Herunterladen