Strahlentherapie in der Krebsbehandlung Krebs wird zunehmend zu einer chronischen, d.h. zu einer Erkrankung mit immer längerem Verlauf und damit auch zu einem zunehmend langem Überleben. Erreicht wird dieser Erfolg auch durch Kombination der vorhandenen 3 Behandlulngsmöglichkeiten Operation, Strahlentherapie und medikamentöse Behandlung. Grundprinzip jeder Krebsbehandlung ist die Entfernung oder das zum Absterben bringen (Apoptose) der Krebszellen ohne die gesunden Körperzellen zu schädigen. Die operative vollständige Entfernung der Krebszellen ist prinzipiell gegeben. Damit ist der Krebs geheilt, wenn keine Tochtergeschwülste im Körper verblieben sind, wie es für etwa 50 Prozent aller Tumoren gilt. Vergleichbare Ergebnisse sind für die Strahlentherapie, die sich in der Regel über mehrere Wochen erstreckt, ebenfalls möglich. Durch medikamentöse Therpie wird bei Erwachsenen – mit Ausnahme der Hodentumoren - kein makroskopisch erkennbarer, solider Tumor dauerhaft kontrolliert. Die Chemotherapie kann makroskopisch, z.B. computertomographisch in der Leber nachweisbare Metastasen vorübergehend auf mikroskopische, d.h. mit dem Auge nicht mehr erkennbare Größe reduzieren. Der Tumor hat dann weniger als z.B. 10 Millionen Zellen, wächst jedoch im Verlauf von Wochen oder Monaten wieder auf die Ursprüngliche Größe heran. Auch wenn die alleinige medikamentöse Behandlung weniger günstige Ergebnisse erreicht, kann sie jedoch in Kombination mit der Strahlentherapie die Krebszellen gegenüber Strahlen „sensitiver“ machen, sodass der Erfolg besser ist im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie oder alleinigen Strahlentherapie. Die kombinierte Radio-Chemotherapie ist heute bei vielen Tumorarten bevorzugte Behandlungsmethode. Die Behandlung durch ionisierende Strahlen stößt in der Bevölkerung häufig auf Skepsis. Strahlen sind unsichtbar und in der Lage, Schäden hervorzurufen, sie sind deshalb „unheimlich“. Dies gilt auch in Solingen, obwohl der Entdecker der Röntgenstrahlen im Bergischen beheimatet ist oder war. Der radiogene Zelltod (Apoptose) der Krebszelle wird auf unterschiedliche Weise hervorgerufen. Die Schädigung kann direkt erfolgen und trifft besonders die Zellen, die sich gerade im Vorgang der Zellteilung befinden. Tumoren, die besonders schnell wachsen haben einen besonders hohen Anteil an Zellen im Stadium der Zellteilung. Schnell wachsende Tumoren sind besonders strahlenempfindlich. „Gesundes“ Gewebe ist verhältnismäßig strahlenunempfindlich. Dieser Unterschied ermöglicht neben besonderen Strahlentechniken, die die Strahlen weitgehend selektiv an den Tumor heranführen und das gesunde Gewebe „schonen“ eine Strahlentherapie der Krebserkrankung. Neben dem direkten Zelltod werden Tumorzellen in ihrer Reproduktion durch Schädigung des Erbgutes (Entstehung von DNABruchststücken, die die Erbinformation nicht mehr weitergeben können) gehindert. Diese Wirkung kommt erst nach mehreren Zellteilungsvorgängen zur vollen Wirkung. Die Strahlenempfindlichkeit von Tumoren hängt ab von der Art, Größe und Stadium des Tumors und sicher auch von Eigenschaften des Patienten ab. Sehr strahlenempfindlich und deshalb gut „zu heilen“ sind bestimmte Hodentumore (Seminome) und Lympdrüsentumoren (Lymphome), besonders schwierig einer Strahlenbehandlung zugängig sind dagegen bestimmte Hirntumoren (z.B. Glioblastome). Es gibt Tumoren, bei denen die Bestrahlung in „heilender“, d..h. kurativer Absicht durchgeführt wird, wie bei weniger fortgeschrittenen (T1/T2Kategorie) Tumoren der Haut, des Gebärmutterhalses, Plattenepithelkarzinome im Kopf-Halsbereich inklusive des Kehlkopfes, neuerdings auch bei bestimmten Tumoren der Speiseröre, beim Prostatakarzinom, Analkarzinom, aber auch in umschriebenen Fällen von Enddarm-, Lungen- und Brustkarzinom. Kann die Bestrahlung nicht in „heilender“ (kurativer) Absicht durchgeführt werden, so gilt häufig die unterstützende, d.h. palliative Absicht, oft in Kombination mit der Chemotherapie. Die Bestrahlung wird auch um einen operativen Eingriff “herum“ platziert (präoperativ/neoadjuvant), um das Operationsergebnis zu verbessern. Nach der Operation kann die Strahlentherapie dem Wiederentstehen des Tumors vorbeugen (adjuvant); je früher dies möglich ist, desto besser sind die Ergebnisse. Beim Rektumkarzinom varriiert der Erfolg innerhalt weniger Wochen zwischen 30 und 60 % Heilung. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden Strahlen zur Tumortherapie eingesetzt, allerdings gingen die Behandlungserfolge oft mit gravierenden Nebenwirkungen einher. Obwohl sich die Heilungschancen seither stark verbessert haben und nicht betroffene Organe durch die Entwicklung neuer Geräte und Methoden optimal geschützt werden können, haben noch immer viele Patienten Angst vor dieser Therapieform. Ein Meilenstein der Entwicklung stellt die sogenannte IMRT (intensitätsmodulierte Strahlentherapie) dar, mit der man sehr viel besser als bisher die unterschiedliche Dicke des zu durchstrahlenden Gewebes berücksichtigen kann. Durch Einblendung des Strahls mit Hilfe sogenannter Multileafkollimatoren, die den Strahl formen, kann die Strahlung auf den Tumor konzentriert werden. . Durch eine besondere Form der IMRT, die am Beschleuniger ‚Rapid Arc’ (also ‚schneller Bogen’) genannt wird, kann die Bestrahlung kontinuierlich auch während der Drehung des Bestrahlungskopfes um den Patienten herum erfolgen. Dadurch verkürzt sich die Behandlungszeit auf etwa ein Viertel der sonst benötigten Zeit. Zusätzlich ermöglicht die neue Technik eine bessere Überwachung des Patienten im Verlauf der Behandlungszeit. Die Referentin, Frau Dr. Angela Funk ist Leitende Ärztin Strahlentherapie der radprax Gesellschaft für Medizinische Versorgungszentren mbH Leimbacher Straße 51a, 42281 Wuppertal. Im Vortrag werden die wesentlichen Behandlungsmodalitäten in der heutigen Strahlentherapie erläutert und zu Fragen Stellung genommen.