DIE PRESSE Balance Oktober 2008

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Problemstoff. Die an
und für sich gesunde
Tomate. Nur für ein paar
Menschen steht sie auf
dem Index: „Glykos“
reagieren auf Gemüse
(Kohlehydrate) nicht so
gut wie alle anderen.
Jede
Zelle isst
anders
Der eine braucht mehr Eiweiß, der andere mehr Kohlehydrate. Was
­gesunde Ernährung ist, lässt sich nicht pauschalieren. Stoffwechselprofile
berücksichtigen den Individuellen Bedarf. t e x t: m a d e l e i n e n a P e t s c h n i g
Kostprobe
Nachlesen
Karin Stalzer & Christina Szalai:
„Was den einen nährt, macht den
anderen krank“ im Windpferd
­Verlag, www.windpferd.de
Grundsätze der
Fünf-Elemente-Lehre
Warm essen (dreimal täglich)
Enzymkraft schonen (Gekochtes)
Würzen nicht vergessen
Keine energielosen Nahrungsmittel
Pausen zwischen den Mahlzeiten
Stoffwechselprofile
(laut stalzer/Szalai)
Der unternehmungslustige
Sympathikustyp
Der gemütliche
Parasympathikustyp
Der aufgedrehte Glykotyp
Der langsame Betatyp
Der gleichmäßige Verbrennungstyp/ausgewogene Stoffwechseltyp
Je nach Dominanz ergeben sich
27 Stoffwechseltypen
10 balance
Osten–Westen. Kann, was allgemein als bewusste Ernährung gilt,
bestimmten Menschen trotzdem im
Magen liegen und sich anlegen? Es
kann: Wenn man etwa ein „aufgedrehter Glykotyp“ oder ein „gemütlicher Parasympathikustyp“ ist, wie
es die Ernährungsberaterinnen Karin
Stalzer und Christina Szalai beschreiben. Wenn man also – entwicklungsgeschichtlich – über eines jener Stoffwechselprofile verfügt, deren Zellen
„Verpöntes“ brauchen, um optimal
versorgt zu sein: im speziellen Fall
viel purinreiches, fettes Eiweiß.
„Was den einen nährt, macht den anderen krank“ – das Buch von Christina Szalai und Karin Stalzer leistet eine
Art Pionierarbeit. Selten hat man sich
über die Notwendigkeit individueller
Ernährung so detailliert Gedanken
gemacht. Die Expertinnen haben die
Erkenntnis unterschiedlicher Stoffwechseltypen praxisnah in eine neue
Richtung weiterentwickelt. Sie sind
die Ersten, die das Stoffwechselprofil
in den Zusammenhang der Fünf-Elemente-Küche der Traditionellen Chinesischen Medizin stellen.
Diese „Fünf-Elemente-Lehre für den
Westen“ ergibt eine sinnige Verbindung: TCM begreift Ernährung ja als
Schlüssel zur Gesundheit und versucht, die Energien der Organe individuell – je nach Defizit – auszugleichen. Regeln, wie dreimal am Tag und
möglichst Gekochtes zu essen, fügen
sich ins Stoffwechselprofil-Konzept –
und zeitigen auch Abnehmerfolge.
Unabhängig von der persönlichen
Prägung sollte „grundsätzlich jeder
Stoffwechseltyp Einweiß, Fett und
Kohlehydrate bei jeder Mahlzeit zu
sich nehmen – aber in einem unterschiedlichen Mengenverhältnis“, sagt
Szalai. „Wichtig ist, dass die Anteile in
der Zelle ankommen, nur dann liefern sie auch Energie“, erklärt Stalzer.
Regelmäßig, nicht zu schnell, nicht
zu langsam müsse die Verbrennung
in den Zellen sein.
Der Körper neigt ja dazu, uns auszutricksen: Viel essen heiße nicht unbe-
dingt, viel Energie zu tanken und optimal versorgt zu sein: „Sind die Zellen
gesättigt, können sie nichts mehr aufnehmen und die überschießenden
Brennstoffe werden in Depotfett umgewandelt.“ Die Waage ist ein Indikator, das Wohlbefinden ein anderes:
Den hyperaktiven „Sympathikustyp“
etwa werde ein hoher Kohlehydrat­
anteil ruhiger machen als sehr viel
­Eiweiß. Der „Betatyp“ hingegen sei
ein Kohlehydrat-Langsamverbrenner,
ihm mache ein hoher Fettanteil mehr
zu schaffen als anderen.
Bauchgefühl. 27 Typen kennt die
Wissenschaft, je nachdem, was mehr
Einfluss auf den Nährstoffbedarf hat:
das autonome Nervensystem oder
das Verbrennungssystem in der Zelle. Die Dominanz lässt sich in einem
kurzen kinesiologischen Test feststellen. Manchmal decke sich das Ergebnis mit dem persönlichen Bauchgefühl, erzählen Stalzer und Szalai, und
dennoch reagieren manche Klienten
zunächst irritiert, wenn man vorschlägt, „so schräg anders“ zu essen.
Freilich: Energielose Lebensmittel
sind auch da tabu. „Mit einem Nahrungsmittelangebot, das in den letzten 200 Jahren alles Bisherige auf den
Kopf gestellt hat, muss unser Stoffwechsel erst umzugehen lernen.“ n
Fotos: fotolia
D
ie Semmel ist gestrichen.
Fette Milchprodukte detto. Fleisch gibt‘s höchstens zweimal die Woche, dafür aber viel Getreide, Obst
und Gemüse. Gegessen wird fünfmal
täglich. Klingt alles sehr vernünftig –
aus der Sicht des westlichen Ernährungskanons. Und dennoch, manche nehmen davon kein bisschen
ab. Die Blähungen bleiben. Auch die
Schlappheit nach dem Essen. Und
das Bedürfnis, bald wieder nachzuladen, am liebsten Süßes.
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Ein schönes Steak. Ein Festmahl für den Glyko, den ausgeprägtesten „Fleischfresser“ unter den Stoffwechseltypen. Rotes
Fleisch und Innereien bekommen ihm gut, und er kann sein
Steak auch fast roh essen, weil er Eiweiß roh leichter verdaut als
gekocht.
Ein Gupf Schlagobers. Ganz oben auf der Liste der selbstauferlegten Verbote, dabei gelten in der Fünf-Elemente-Küche fette
Milchprodukte als weitaus bekömmlicher als magere. „Viele haben
das Gefühl, sie müssen ganz viel Obst und Gemüse essen und jagen diesem Anspruch hinterher, der sie zusätzlich sehr stresst.“
Fotos: FotolIa
Eine Portion Müsli. Gilt als gesund, kann aber manche Menschen duchaus belasten: Rohes Obst ist aus der TCM-Sicht problematisch, der Magen braucht mehr Energie, um es zu verarbeiten.
Getreide macht manchen zu schaffen. Die Nüsse hingegen gelten
als gute Fettlieferanten.
15.09.2008
12:36:43 Uhr
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