Inhalt - Institut für Elektrische Energiewandlung

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Universität
Stuttgart
Institut für Leistungselektronik
und Elektrische Antriebe
Abt. Elektrische Energiewandlung
Prof. Dr.-Ing. N. Parspour
Inhalt 4 Halbleiterelektronik – Bipolartransistor ...................................................................... 4-18 4.3 Der Bipolartransistor ............................................................................................ 4-18 4.3.1 Aufbau und Funktionsweise von Bipolartransistoren ...................................... 4-18 4.3.2 Das Kennlinienfeld .......................................................................................... 4-20 4.3.3 Transistorersatzschaltbilder ............................................................................. 4-25 4.3.4 Grundschaltungen des Bipolartransistors ........................................................ 4-29 4.3.5 Die Emitterschaltung ....................................................................................... 4-30 4.4 Wechselstrom-Transistorverstärker ..................................................................... 4-32 4.4.1 Funktionsprinzip der Emitterschaltung als Verstärker .................................... 4-32 4.4.2 Wechselstromverstärker in Emitterschaltung .................................................. 4-35 4.4.3 Arbeitsgerade und Aussteuerbarkeit von Verstärkern ..................................... 4-43 4.4.4 Ersatzschaltbild des Wechselstromverstärkers ................................................ 4-44 4-18
4 Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4.3
Der Bipolartransistor
Der Transistor wurde 1947 vom Forscherteam Shockley, Bardeen und Brattain erfunden
(zunächst als Spitzentransistor, ein Jahr später dann als Flächentransistor). Er war das erste
verstärkende Bauelement auf Halbleiterbasis und verdrängte innerhalb von 20 Jahren die
Elektronenröhre weitgehend aus der Signalelektronik.
Der erste Transistor war ein sogenannter Bipolartransistor, d.h. im Bauelement findet sowohl
Elektronen- als auch Löcherleitung statt. Später wurden auch Unipolar-Transistoren realisiert
(z. B. Feldeffekttransistoren).
4.3.1 Aufbau und Funktionsweise von Bipolartransistoren
Der Bipolartransistor ist eine Weiterentwicklung der Halbleiterdiode. Er ist aus drei
unterschiedlich dotierten Halbleiterschichten aufgebaut. Man unterscheidet NPN- und PNPTransistoren.
Bild 4.17
Aufbau (Halbleiterschichten) des Bipolartransistors
Die Elektroden werden Emitter (E), Basis (B) und Kollektor (C) genannt. Man kann sich
einen Transistor als Reihenschaltung zweier Dioden vorstellen, von denen die Basis-EmitterDiode in Durchlassrichtung und die Basis-Kollektor-Diode in Sperrrichtung betrieben wird,
d. h. beim NPN-Transistor gilt UBE > 0 und UCE > 0 bzw. beim PNP-Transistor UBE < 0 und
UCE < 0 (siehe Bild 4.18).
Wenn im Basis-Emitterkreis eines NPN-Bipolartransistors ein in technischer Richtung
positiver Strom IB fließt, fließen auch Elektronen vom Emitter in die Basis. Diese
rekombinieren mit den Löchern in der Basis. Da dieser Vorgang eine gewisse Zeit benötigt,
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-19
fließen einige Ladungsträger sehr weit in die Basis hinein. Bei einer geringen Dicke der Basis
werden sie vom äußeren Feld durch UCE am Kollektor „angezogen“ und können bis zum
Kollektor gelangen. Hier werden diese Ladungsträger abgesaugt und gelangen nicht mehr zur
Basis-Elektrode. Dieser Vorgang führt zu einem Strom in den Kollektor.
Bild 4.18
Funktionsweise eines NPN-Transistors
Bei einer systematischen Untersuchung kann man feststellen, dass
ƒ
der Kollektorstrom IC mit steigendem Basisstrom IB ebenfalls ansteigt.
ƒ
der Kollektorstrom i. A. größer ist als der Basisstrom.
Dieser Effekt wird Stromverstärkung genannt und ist der wesentliche Grund für den
verbreiteten Einsatz von Transistoren.
Aufgrund der hohen Bedeutung in der Elektronik hat der Transistor ein eigenes Schaltsymbol
(Bild 4.19) bekommen. Die beiden Transistortypen werden durch die Richtung des (Dioden-)
Pfeils an der Emitter-Elektrode unterschieden. Die Spannungspolaritäten sind beim PNPTypen umgekehrt wie beim NPN-Typen.
Bild 4.19
Schaltsymbole von Bipolartransistoren
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-20
4.3.2 Das Kennlinienfeld
Die Stromverstärkung ist ebenso wie die Strom-Spannungs-Kennlinie der Basis-EmitterDiode nichtlinear. Daher werden Transistoren meist durch Kennlinienfelder beschrieben. Die
Kennlinienfelder werden mit Hilfe zweier variabler realer Spannungsquellen mit einstellbarer
Spannung gemessen. Die häufigste Schaltung verwendet den Emitter als gemeinsames
Bezugspotential für die beiden Quellen (sog. Emitterschaltung, Bild 4.20).
Bild 4.20 Messschaltung zur Ermittlung des Kennlinienfeldes (Transistor in Emitterschaltung)
In der gezeigten Emitterschaltung sind vier Größen am Transistor messbar: UCE, UBE, IC und
IB. In einer vollständigen Darstellung der Kennlinien werden die vier Größen an den vier
Achsen eines orthogonalen Koordinatensystems aufgetragen. Im folgenden Bild 4.21 ist das
Kennlinienfeld eines Silizium-NPN-Transistors gezeigt.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-21
Bild 4.21 Kennlinienfeld des NPN-Transistors vom Typ BC 108
ƒ
Im ersten Quadranten wird die Ausgangskennlinie IC = f(UCE) bei verschiedenen Werten
für IB aufgetragen. Die Kollektor-Emitterspannung UCE hat oberhalb eines Schwellwerts
UCE > 0,4 .. 0,5 V nur einen geringen Einfluss auf den Kollektorstrom IC.
In Verstärkerschaltungen können der Knick in der Kennlinie und die Steigung meist
vernachlässigt werden: IC ≠ f(UCE).
Das Produkt UCE . IC bestimmt den größten Teil der Verluste und damit die abzuführende
Wärme im Transistor. Daher ist der im Ausgangskennlinienfeld gewählte Arbeitspunkt
(hier
beispielhaft
eingezeichnet:
Kollektor-Emitter-Spannung
im
Arbeitspunkt
UCEA = 5 V, Kollektor-Emitter-Strom im Arbeitspunkt ICA = 42 mA) vor allem für die
Verlustberechnung von Bedeutung.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-22
ƒ
Im zweiten Quadranten wird die Stromverstärkungskennlinie IC = f(IB) aufgezeichnet.
Diese ist nahezu unabhängig von der Spannung UCE.
Der Strom IC ist viel größer als IB, es gilt:
IC = B . IB
(4.11)
Die Größe B wird als Gleichstromverstärkung bezeichnet und ist in der Größenordnung
von: B ≈ 5-5001.
Aus dem Diagramm ist zu erkennen, dass sich bei hohen Strömen die Gleichstromverstärkung verringert. Leistungstransistoren, die hohe Ströme leiten müssen, haben
kleine Verstärkungsfaktoren. Kleinsignaltransistoren, die für kleine Ströme aber hohe
Frequenzen, ausgelegt sind, haben relativ hohe Stromverstärkungen.
Für kleine Abweichungen vom Arbeitspunkt kann die Kurve IC = f(IB) durch eine Gerade
angenähert werden. Dieser Vorgang entspricht der Linearisierung der Ausgangskennlinie
in einem kleinen Bereich um einen Arbeitspunkt (Bild 4.22).
Dazu wird die Wechselstromverstärkung β wie folgt definiert:
β = ∆ΙC/∆ΙB
(4.12)
Die Wechselstromverstärkung liegt üblicherweise im Bereich von β ≈ 5 .. 500.
Für den gewählten Arbeitspunkt im Diagramm 4.22 mit IBA= 0,15 mA kann berechnet
werden:
B = ICA/IBA = 42 mA/0,15 mA = 280
β = ∆ΙC/∆ΙB = (55 - 28) mA / (0,22 - 0,1) mA = 225
1
In der Literatur wird B auch als hFe oder h21 bezeichnet.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-23
Bei einer geringen Variation des Basisstrom von ±
∆I B
um einen Arbeitspunkt IBA wird
2
zur vollständigen Beschreibung zusätzlich die Wechselstromverstärkung β benötigt:
ICA ±
∆IC
∆I
= B ⋅ I BA ± β ⋅ B
2
2
(4.13)
Bild 4.22 Kennlinienfeld des NPN-Transistors vom Typ BC 108 mit dem beispielhaft
eingezeichneten Arbeitspunkt UCE = 5 V und IC = 42 mA
Eine solche geringe Variation kommt beispielsweise bei Wechselstrom-Verstärkern vor.
Bei diesen Verstärkern wird nachdem ein Arbeitspunkt mit Gleichstromwerten UCEA, ICA,
IBA, UBEA eingestellt ist, ein Wechselspannungssignal den Gleichstromwerten des
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-24
Arbeitspunkts überlagert. Zum Beispiel im Falle bei Überlagerung eines sinusförmigen
Signals ergeben sich die Folgenden Zusammenhänge:
i B = I BA + i B ⋅ sin(ω⋅ t + ϕiB ) mit
^
i B << I BA
(4.14)
daraus folgt:
i C = ICA + β ⋅ i B ⋅ sin(ω⋅ t + ϕiB )
mit
i C = I + β ⋅ i B
CA
(4.15)
In den vorausgehenden Gleichungen sind iB und iC Mischgrößen, bestehend aus Gleichund Wechselanteil.
ƒ
Im dritten Quadranten wird die Eingangskennlinie aufgetragen. Sie entspricht von der
Form her einer Diodenkennlinie in Durchlassrichtung und kann wie diese durch eine reale
Spannungsquelle mit der Leerlaufspannung UBE0 und einem Widerstand RBE linearisiert
werden (siehe bitte Kapitel 4.2.4.2):
R BE = ∆U BE ∆I B
(4.16)
UBE0 repräsentiert die Diffusionsspannung des Emitter-Basis-Übergangs. In der Praxis
beträgt der Wert von UBE0 ≈ 0,5 .. 0,6 V (etwas geringer als bei einer reinen Diode).
Der Widerstand RBE beschreibt den Bahnwiderstand der Strecke Basis-Emitter und ist in
der Größenordnung von einigen 10 Ω bis einigen 100 Ω.
Für den im Diagramm 4.22 gewählten Arbeitspunkt im Eingangskennlinienfeld mit
UBEA = 0,59 V gilt:
R BE = ∆U BE ∆I B = (0,62 - 0,6) V / (0,22 - 0,1) mA = 167 Ω
ƒ
Der vierte Quadrant zeigt die Rückwirkungskennlinie, die den Einfluss der KollektorEmitterspannung UCE auf die Basis-Emitterspannung UBE wiedergibt. Da die Kennlinie
parallel zur UCE-Achse verläuft, gilt praktisch UBE ≠ f(UCE). Die Rückwirkung kann daher
in einer ersten Näherung vernachlässigt werden.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-25
4.3.3 Transistorersatzschaltbilder
Aufgrund der Möglichkeit der Steuerung des relativ großen Kollektorstroms über die
Veränderung des relativ kleinen Basisstroms bzw. der Basis-Emitter-Spannung liegt das
Haupteinsatzgebiet des Bipolartransistors in Signalverstärkerschaltungen.
Ein weiterer Anwendungsbereich des Bipolartransistors ergibt sich aus der Möglichkeit des
Durchlassens des Kollektorstroms durch die Basis-Emitter-Spannung. Diese Charakteristik
wird in elektronischen Schaltern benutzt.
Abhängig von dem Einsatzgebiet des Transistors als Verstärker bzw. als Schalter ergeben
sich die zugehörigen Ersatzschaltbilder:
4.3.3.1 Transistor-Ersatzschaltbild für Verstärkerschaltungen
Bei den Verstärkern wird ein Wechselstromsignal mittels einer Transistorschaltung verstärkt.
Dabei gelten die Zusammenhänge aus den Gleichungen (4.13) bis (4.16). Das Eingangssignal
ist demnach ein Mischsignal, das aus einem Gleichstrom- und einem Wechselstromanteil
besteht. Da das Verhalten des Bipolartransistors im Falle der Gleichstromgrößen von dem der
Wechselstromgrößen unterscheidet, existiert für den jeweiligen Fall das entsprechende
Ersatzschaltbild.
Linearisiertes Gleichstromersatzschaltbild des Bipolartransistors
Für einfache Berechnungen von Verstärkerschaltungen dürfen die Steigungen der Ausgangsund Rückwirkungskennlinien vernachlässigt werden. Die Ausgangskennlinien des Transistors
im Arbeitsbereich der Verstärkerschaltungen verlaufen dann parallel zu der UCE-Achse. Das
Verhalten kann dann mit einem einfachen Ersatzschaltbild beschrieben werden:
Bild 4.23
Linearisiertes Gleichstrom-Ersatzschaltbild des Bipolartransistors
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-26
Der Eingangskreis wird durch den Basis-Emitterwiderstand RBE und die Konstantspannungsquelle UBE0 beschrieben. RBE und UBE0 werden nach der Linearisierung der
Eingangskennlinie um einen Arbeitspunkt ermittelt. Der gestrichelt eingezeichnete Widerstand RCE beschreibt den Kollektor-Emitterwiderstand. Der Wert von diesem Widerstand ist
im Arbeitsbereich des Transistors als Verstärker sehr groß und kann in den meisten Fällen
vernachlässigt werden.
Aus der Maschengleichung der linken Masche des Ersatzschaltbilds kann ermittelt werden:
IB =
U BE − U BE0
R BE
(4.17)
Ist die Basis-Emitter-Spannung UBE für einen Arbeitspunkt bekannt, so kann der Basisstrom
IB für diesen Punkt mit Hilfe der obigen Gleichung und ohne Kenntnis der Eingangskennlinie
berechnet werden.
Dieses Ersatzschaltbild enthält ein neues Element: eine gesteuerte Stromquelle, dargestellt
durch eine Raute. Bei einer gesteuerten Stromquelle ist der Quellstrom von einer weiteren
Variablen (hier IB) abhängig:
IC0 = B ⋅ I B
(4.18)
Diese Stromquelle im Ersatzschaltbild beschreibt den für den Transistor typischen Effekt der
Stromverstärkung. Da der Kollektor-Emitterwiderstand einen sehr hohen Wert aufweist, ist in
der Praxis IC0 ≈ IC, sodass die Gleichung (4.11) statt der Gleichung (4.18) verwendet werden
kann. In einem beliebigen Arbeitspunkt gilt dann ICA0 = B ⋅ I BA , bzw. unter Vernachlässigung
von RCE:
I CA = B ⋅ I BA
(4.19)
Anmerkung 3: Die aufgetragenen Werte für UCE und UBE in den Achsen des Kennlinienfelds
entsprechen den Werten der Spannungen, die an den (äußeren) Klemmen des Transistors
gemessen werden können. Während UBE0 eine interne Spannung ist, die der Diffusions-
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Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-27
spannung des Emitter-Basis-Übergangs entspricht. UBE0 ist in einem kleinen Bereich um den
Arbeitspunkt konstant. UBE (die Klemmenspannung) kann sich aber in diesem Bereich
ändern.
Anmerkung 4: Durch die Spannungsquelle UBE0 fließt ein Strom, der der Quellspannung
gleichgerichtet ist. Daher wird in dieser Spannungsquelle Leistung verbraucht bzw. in Wärme
umgesetzt.
Linearisiertes Wechselstromersatzschaltbild des Bipolartransistors
Bei der Entwicklung des Wechselstromersatzschaltbildes wird berücksichtigt, dass ein
Wechselstromsignal den Gleichstromwerten des Arbeitspunktes linear überlagert ist. Unter
der Annahme, dass die Amplituden des Wechselsignals viel kleiner sind als die Werte des
Arbeitspunkts (Gleichung 4.14) können der Überlagerungssatz und das linearisierte Ersatzschaltbild (Bild 4.23) als Entwicklungsgrundlage für ein neues Ersatzschaltbilds für
Wechselstromsignale benutz werden. Dazu wird im linearisierten Bild 4.23 die Gleichspannungsquelle UBE0 kurzgeschlossen. Zusätzlich werden die Sperrschichtkapazitäten
zwischen dem Basis-Emitter-Übergang CBE und dem Basis-Kollektor-Übergang CBC
berücksichtigt. Diese Kapazitäten sind im Ersatzschaltbild 4.24 gestrichelt gezeichnet. Die
Basis-Emitter-Kapazität wird erst bei sehr hohen Frequenzen wirksam und kann gegenüber
der Basis-Kollektor-Kapazität eher vernachlässigt werden. Die Kapazität CBC ist maßgebend
für die obere Grenzfrequenz einer Verstärkerschaltung und kann im mittleren Arbeitsfrequenzbereichen vernachlässigt werden.
Bild 4.24 Linearisiertes Wechselstrom-Ersatzschaltbild des Bipolartransistors
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-28
4.3.3.2 Transistor-Ersatzschaltbild für Schalteranwendungen
Ein weiteres Anwendungsgebiet von Transistoren ist der Einsatz als elektronischer Schalter.
Wird der Basisstrom bzw. die Basis-Emitter-Spannung sehr niedrig, verringert sich der
Kollektorstrom auf einen Wert nahe Null. Die Kollektor-Emitter Strecke wird sehr hochohmig und der Schalter ist im „OFF“-Zustand. Umgekehrt, wenn die Basis-Emitter-Spannung
ihren maximalen Wert hat, fließt ein hoher Kollektorstrom bei einer niedrigen KollektorEmitter-Spannung. Der Schalter ist dann im „ON“-Zustand.
Bild 4.25 Arbeitspunkte des Transistors als elektronischer Schalter
Der Transistor arbeitet im eingeschalteten Zustand im ersten Teil der Ausgangskennlinie im
Bereich der niedrigeren Kollektor-Emitter-Spannungen. Die Kennlinie kann hier als eine
Gerade mit einer steilen Steigung betrachtet werden.
Bild 4.26 Linearisierung der Ausgangskennlinie des Bipolartransistors für Schalteranwendungen
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-29
Das elektrische Ersatzschaltbild passend zu diesem Teil der Kennlinie ist ein Ohmscher
Widerstand mit RCEon (Widerstand im eingeschalteten „ON“-Zustand). Dieser Widerstand
weist für sehr hohe Basisstromwerte einen niedrigen Wert auf und wirkt wie ein Schalter, der
den Strom IC leitet.
R CEon = ∆U CE / ∆IC
(4.20)
U CE ≈ R CEon ⋅ I C
(4.21)
4.3.4 Grundschaltungen des Bipolartransistors
Je nach Beschaltung der Elektroden werden drei Grundschaltungen des Bipolartransistors
unterschieden. Sie werden nach der von Ein- und Ausgangsseite gemeinsam benutzten
Elektrode benannt. Die Schaltungen weisen unterschiedliche Spannungs- (vU) und
Stromverstärkungen (vI) auf. Allen gemeinsam ist eine Leistungsverstärkung v P = v U ⋅ v I ,
die bei sinnvoller Dimensionierung größer als eins ist.
Bild 4.27 Transistor Grundschaltungen
ƒ
Die Emitterschaltung wird am häufigsten verwendet. Sie weist bei entsprechender
Dimensionierung der Schaltung sowohl eine Strom- als auch eine Spannungsverstärkung
größer eins auf. Die Phasenlage der Spannung wird um 180° gedreht.
ƒ
Die Basisschaltung hat eine Spannungsverstärkung, die viel größer als eins ist, und eine
Stromverstärkung kleiner als eins. Sie hat vor allem in der Hochfrequenztechnik eine Be-
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-30
deutung, da sie die geringste parasitäre Gesamtkapazität für das Eingangssignal aufweist
(CBC kann keinen Ausgangsstrom auf den Eingang zurückführen).
ƒ
Die Kollektorschaltung hat eine Spannungsverstärkung kleiner als eins und eine
Stromverstärkung, die viel größer als eins ist. Sie wird vor allem zur Anpassung von
hochohmigen Quellen an niederohmige Verbraucher eingesetzt (sog. Impedanzwandler).
4.3.5 Die Emitterschaltung
Emitterschaltung ist die am meisten verbreitete Transistorschaltung. Zur Erklärung des
Funktionsprinzips ist in Bild 4.28 die Grundschaltung dazu gezeichnet.
Bild 4.28 Emitterschaltung mit einem NPN-Transistor
Die hier dargestellte Emitterschaltung besteht aus einem Bipolartransistor, zwei Gleichspannungsquellen UBat1 und UBat2 und einem Widerstand RC. Die beiden Gleichspannungsquellen sind zusammen mit RC für die Einstellung des Arbeitspunkts zuständig. Dazu
wird zuerst die Gleichung der so genannten Arbeitsgeraden ermittelt.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-31
In der rechten Masche der Schaltung in Bild 4.28 gilt:
U Bat 2 = IC ⋅ R C + U CE
(4.22)
IC = (U Bat 2 − U CE ) / R C
(4.23)
Für die linke Masche kann geschrieben werden:
U BE = U Bat1
(4.24)
Gleichung 4.23 beschreibt die sog. Arbeitsgerade. Diese wird im Ausgangskennlinienfeld
eingezeichnet. Die Schnittpunkte dieser Gerade mit den Kennlinien sind die möglichen
Arbeitspunkte der Emitterschaltung. Die Gleichung 4.24 bestimmt die gültige Kennlinie aus
dem Ausgangskennlinienfeld und legt somit den zu wählenden Schnittpunkt fest.
Der Eingang der Emitterschaltung ist die Spannung, die zwischen den Anschlüssen BasisEmitter angelegt wird.
Der Ausgang der Emitterschaltung ist die Spannung, die zwischen den Anschlüssen
Kollektor und Emitter gemessen wird.
Wird die Emitterschaltung als Verstärker benutzt, muss das Wechselstromsignal dem
Eingangsgleichstromsignal überlagert werden. Dieser Zusammenhang ist im Bild 4.29 dargestellt. Die Wechselspannungsquelle ue(t) repräsentiert das Wechselstromsignal. Diese
Schaltung ist die Grundschaltung eines Wechselstromverstärkers. Zur Ermittlung des
Arbeitspunkts dieser Schaltung wird die Wechselspannungsquelle am Eingang kurzgeschlossen. Da die Schaltung linear ist, ist dies nach dem Überlagerungssatz zulässig.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-32
Bild 4.29 Emitterschaltung als Wechselstromverstärker – Anschauungsbild
4.4
Wechselstrom-Transistorverstärker
In vielen Bereichen der Technik müssen Signale verstärkt werden. Einige Beispiele sind:
ƒ
Messtechnik: Verstärkung von Sensorsignalen (0 Hz bis einige MHz)
ƒ
Elektroakustik: Verstärkung von Tonfrequenzsignalen (20 Hz bis 20 kHz)
ƒ
Hochfrequenztechnik: Verstärkung von Antennensignalen (150 kHz bis einige GHz)
Hierbei werden Transistorschaltungen eingesetzt und die Eigenschaft des Transistors als
stromverstärkendes Bauelement genutzt.
4.4.1 Funktionsprinzip der Emitterschaltung als Verstärker
Zur Veranschaulichung des Funktionsprinzips des Transistors als Signalverstärker wird die
Emitterschaltung in Bild 4.30 mit einer veränderbaren Spannungsquelle UBat1 am Eingang
und der konstanten Spannungsquelle UBat2 am Ausgang betrachtet. Bei der Quelle UBat1 wird
zuerst eine Spannung in der Größenordnung der Diffusionsspannung des Basis-EmitterÜberganges (ca. 0.6 V) eingestellt. Dadurch wird zusammen mit der konstanten Spannungsquelle UBat2 und dem Widerstand RC ein Arbeitspunkt für den Transistor eingestellt.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-33
Bild 4.30
Emitterschaltung zur Veranschaulichung des Funktionsprinzips des Transistors
als Signalverstärker
Ausgehend von diesem Arbeitspunkt wird die Basis-Emitter-Spannung durch die Veränderung von UBat1 um einen kleinen ∆UBE erhöht. Dies führt zu einer Erhöhung des
Basisstroms um den Betrag ∆I B und demzufolge auch zu einer Erhöhung des Kollektorstrom
um den Betrag ∆Ic . Zur Ermittlung der Veränderung der Ausgangsspannung ∆UCE wird
zunächst der Transistor im Bild 4.30 durch sein Gleichstrom-Ersatzschaltbild ersetzt
(Bild 4.31).
Bild 4.31
Emitterschaltung aus Bild 4.30 mit dem Transistor-Gleichstrom-Ersatzschaltbild
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-34
Im Schaltbild entsprechend Bild 4.31 werden für die Maschen I und II und den Knoten 1 die
zugehörigen Kirchhoffschen Gleichungen aufgestellt:
Masche I:
UBE = R BE ⋅ IB + UBE0
(4.25)
Masche II:
R C ⋅ I C + U CE = U Bat 2
(4.26)
Knoten 1:
IC = IC0 +
U CE
R CE
(4.27)
Die Veränderung der Kollektor-Emitterspannung ∆UCE um den Arbeitspunkt wird durch die
Variation der Parameter der Gleichungen 4.25 bis 4.27 bestimmt:
∆ U BE = R BE ⋅ ∆I B + ∆ U BE 0
aus 4.25 folgt:
mit
∆U BE 0 = 0 :
∆U BE = R BE ⋅ ∆I B
aus 4.26 folgt:
R C ⋅ ∆IC + ∆U CE = ∆U Bat 2
mit ∆U Bat 2 = 0 :
∆U CE = − R C ⋅ ∆IC
aus 4.27 folgt:
∆IC = ∆IC0 +
mit
∆IC0
=β
∆I B
Es ist somit:
∆IC = β⋅ ∆IB +
(4.28)
(4.29)
∆U CE
R CE
∆UCE
R CE
(4.30)
Gleichung (4.30) wird in Gleichung (4.29) eingesetzt:
⎛
R
∆U CE ⋅ ⎜1 + C
⎝ R CE
⎞
⎟ = − R C ⋅β ⋅ ∆I B
⎠
(4.31)
Nach einer Umformung ergibt sich für ∆UCE:
∆U CE = −β ⋅
1
1
1
+
R C R CE
⋅ ∆I B
(4.32)
Nun wird ∆I B in Gleichung (4.32) durch die Geichung (4.28) ersetzt, es ergibt sich für ∆UCE:
∆U CE = −β ⋅
1
1
1
+
R C R CE
⋅
∆U BE
R BE
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Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-35
Mit ∆UCE = ∆Ua und ∆UBE = ∆Ue folgt:
∆U a
= −β ⋅
∆U e
1
⎛ 1
1 ⎞
R BE ⋅ ⎜
+
⎟
⎝ R C R CE ⎠
(4.33)
Mit der Vereinfachung R CE ≈ ∞ ergibt sich:
∆U a
R
≈ −β⋅ C
∆U e
R BE
(4.34)
Es ist zu erkennen, dass der Betrag von ∆UCE um den Faktor β ⋅
RC
größer ist als ∆UBE.
R BE
Allerdings bewirkt, durch das negative Vorzeichen bedingt, eine positive Abweichung ∆UBE
eine negative Abweichung um ∆UCE vom Arbeitspunkt.
4.4.2 Wechselstromverstärker in Emitterschaltung
Im Folgenden wird ein einstufiger Wechselspannungs-Verstärker mit einem Bipolartransistor
untersucht. Dabei werden die prinzipiellen Merkmale von Verstärkerschaltungen hergeleitet,
die auch für andere Arten von elektronischen Verstärkern von Bedeutung sind.
Als Beispiel sei die einfache Verstärkerstufe in Emitterschaltung vorgegeben (Bild 4.32). Bei
der im Bild 4.32 dargestellten Wechselstromverstärkerschaltung erfolgt die Einstellung des
Transistor-Arbeitspunkts über die Spannungsquelle UBat2 und den Widerstand R1. Außerdem
wird das Wechselstromsignal über die Eingangskapazität Ce in die Schaltung „eingekoppelt“
und über die Ausgangskapazität Ca wieder „ausgekoppelt“. Dadurch wird gewährleistet, dass
der Schaltung reine Wechselstromsignale zugeführt bzw. von der Schaltung abgeführt
werden. Ferner wird die Wechselspannungsquelle (Signalquelle) vor der Gleichspannungsquelle geschützt (getrennt).
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-36
Bild 4.32
Einstufiger Wechselstromverstärker in Emitterschaltung
Zur Analyse der Schaltung werden folgende Vereinfachungen angenommen:
1. Der Kollektor-Emitter-Widerstand RCE ist unendlich groß.
2. Die Sperrschichtkapazitäten CBC und CBE sind sehr klein, sodass ihre Wirkung für den
mittleren Frequenzbereich vernachlässigt werden kann.
3. Die Kapazitäten Ce und Ca sind sehr groß und leiten auch bei sehr kleinen Frequenzen
den Wechselstrom durch.
Die Annahmen 1 und 2 führen zu den vereinfachten Transistorersatzschaltbildern Bild 4.33
und Bild 4.34. Die Annahme 3 bezieht sich auf die gesamte Schaltung, in der die Kapazitäten
Ce und Ca für die Wechselstrombetrachtung als kurzgeschlossen betrachtet werden können.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-37
Bild 4.33
Vereinfachtes Transisitor-Gleichstrom-Ersatzschaltbild
Bild 4.34
Vereinfachtes Transisitor-Wechselstrom-Ersatzschaltbild
Zur Ermittlung einer Beziehung zwischen der Eingangs- und Ausgangsspannung des
Wechselstromverstärkers wird die Schaltung aus Bild 4.32 genauer betrachtet:
In dem vorgestellten Wechselstromverstärker sind zwei Spannungsquellen vorhanden: die
Wechselspannungsquelle ue(t) und die Gleichspannungsquelle UBat2. Die verschiedenen
Transistorersatzschaltbilder zeigen, dass das Verhalten des Transistors bezüglich des
Wechselstroms und des Gleichstroms verschieden ist. Da es sich bei den ermittelten
Transistorersatzschaltbildern um lineare Schaltungen handelt (durch Linearisierung
gewonnen), bietet sich die Anwendung des Überlagerungsprinzips als die geeignete Methode
zur Analyse der Wechselstromverstärker-Schaltung an.
Die Berechnung des Wechselstromverstärkers erfolgt deshalb in zwei Schritten. Im ersten
Schritt wird die Wechselspannungsquelle kurzgeschlossen, die Gleichstromparameter werden
berechnet und der Arbeitspunkt wird eingestellt. Im zweiten Schritt wird die Gleichspannungsquelle kurzgeschlossen und die Wechselstromparameter werden berechnet. Die
Überlagerung beider Ergebnisse liefert die Werte der Mischsignale in der realen Schaltung.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-38
Schritt 1: Gleichstrombetrachtung – Einstellung des Arbeitspunkts
Die Wechselspannungsquelle, die die Eingangsspannung (Signalspannung) der Schaltung ist,
wird kurzgeschlossen, d. h. es wird zunächst ue(t) = 0 gemacht.
Es treten jetzt nur noch Gleichgrößen in der Schaltung auf. Der Transistor wird nun durch das
Ersatzschaltbild entsprechend Bild 4.33 dargestellt, welches nur die für Gleichstrom
relevanten Größen enthält. Die gesamte Schaltung wird aus der Gleichspannungsquelle UBat
versorgt. Durch entsprechende Wahl der Widerstände R1 und RC wird erreicht, dass sich die
gewünschten Parameter des Arbeitspunkts einstellen und die Verlustleistung des Transistors
PV ≈ UCE IC im zulässigen Bereich liegt.
Dieses Verfahren (Schritt 1) wird als Einstellung des Arbeitspunkts bezeichnet.
Durch den Kurzschluss der Wechselspannungsquelle ue(t) und unter Einsatz des TransistorGleichstromersatzschaltbildes wird das Gleichstromersatzschaltbild der Verstärkerschaltung
(Bild 4.35) ermittelt.
Bild 4.35
Gleichstrombetrachtung des Wechselstromverstärkers – Berechnung des Arbeitspunkts mit dem Gleichstromersatzschaltbild
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Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-39
Die Schaltung kann nun mit Hilfe der Kirchhoffschen Gesetze und der Stromverstärkungsgleichung berechnet werden:
Zweige: z = 3, Knoten: k = 2 => unabhängige Knotengleichungen: n = k – 1 = 1
Knoten 1:
I Bat = I B + I C
(4.35)
unabhängige Maschengleichungen: m = z – (k – 1) = 2
Masche I:
U BE0 + I B ⋅ R1 + I B ⋅ R BE − U Bat = 0
(4.36)
Masche II:
U CE + IC ⋅ R C − U Bat = 0
(4.37)
Stromverstärkung: IC = B ⋅ I B
(4.38)
Die Dimensionierung der Widerstände für einen Arbeitspunkt mit UCE = UBat/2 (der gewählte
Wert für UCE wird später begründet) und einen Strom IC ergibt:
RC =
U Bat
2 ⋅ IC
R1 = B ⋅
(4.39)
U Bat − U BE0
− R BE
IC
(4.40)
Schritt 2: Wechselstrombetrachtung – Berechnung des Verstärkungsfaktors
Nun wird am Eingang der Schaltung eine Wechselspannung ue(t) = ûe.sin(ωt) angelegt. Wie
bereits erläutert, da der Transistor um den Arbeitspunkt als lineares Bauelement modelliert
wird, darf der Überlagerungssatz angewendet werden. D.h. das Wechselstromverhalten kann
dann unabhängig vom bereits ermittelten Gleichstromverhalten berechnet werden. Dazu wird
die Gleichspannungsquelle kurzgeschlossen, d.h. es gilt UBat = 0 und der Transistor wird
durch sein Wechselstrom-Ersatzschaltbild (Bild 4.34) ersetzt. Es ergibt sich die Schaltung
entsprechend Bild 4.36.
Die Wechselstromanalyse dient zur Berechnung der Verstärkung der Schaltung. Zur
Berechnung der Spannungsverstärkung vu wird die Beziehung zwischen ue(t) und ua(t)
ermittelt. Dabei wird derjenige Wert für ua(t) angenommen, der sich einstellt, wenn kein
Ausgangsstrom fließt (die so genannte Leerlaufspannung).
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-40
Zur Berechnung der Stromverstärkung vi wird die Beziehung zwischen ie(t) und ia(t)
ermittelt. Dabei wird der jenige Wert für ia(t) eingesetzt, bei dem der (Wechselstrom-)
Ausgang kurzgeschlossen ist.
Da in der Schaltung entsprechend Bild 4.36 aufgrund der möglichen Vereinfachungen keine
Kapazitäten vorhanden sind, kann die Analyse der Schaltung mit zeitabhängigen Größen
erfolgen. Anderenfalls bietet sich die Berechnung der Schaltung mit komplexen Größen als
weniger aufwändig an.
Bild 4.36
Wechselstrombetrachtung des Wechselstromverstärkers – Berechnung der Verstärkungsfaktoren mit dem Wechselstromersatzschaltbild
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-41
Für den Eingangskreis gilt:
u BE ( t ) = u e ( t ) = i B ( t ) ⋅ R BE
(4.41)
Für den Ausgangskreis gilt:
u CE ( t ) = u a ( t ) = − R c ⋅ i RC ( t )
(4.42)
da ia ( t ) = 0 vorausgesetzt wird, gilt:
i RC ( t ) = i C ( t ) = β ⋅ i B ( t )
(4.43)
Die Gleichungen 4.42 und 4.43 ergeben:
u a ( t ) = − R C ⋅ i c ( t ) = − R C ⋅β ⋅ i B ( t )
(4.44)
Die Gleichungen 4.44 und 4.41 ergeben:
ua ( t ) = −
RC
⋅β⋅ u e ( t )
R BE
(4.45)
ua ( t ) = vU ⋅ u e ( t )
v u = −β ⋅
(4.46)
RC
R BE
(4.47)
Die Spannungsverstärkung vu beschreibt die Beziehung zwischen der Eingangswechselspannung ue(t) und der Ausgangswechselspannung ua(t) (im Leerlauf). Das negative Vorzeichen in Gleichung 4.47 bedeutet, dass die Phasenlage der Ausgangsspannung gegenüber
der Eingangsspannung um 180° verschoben ist.
Zur Berechnung der Stromverstärkung vi wird im Wechselstromersatzschaltbild des
Verstärkers der Ausgangsstrom bei kurzgeschlossenen Ausgangsklemmen berechnet:
ia ( t ) = iC ( t ) = β ⋅ i B ( t )
(4.48)
Aus dem Eingangskreis unter Verwendung der Stromteilerregel wird ermittelt:
i B ( t ) = ie ( t ) ⋅
R1
R1 + R BE
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
(4.49)
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-42
Gleichung 4.48 wird in Gleichung 4.47 eingesetzt:
i C ( t ) = i e ( t ) ⋅β ⋅
R1
R1 + R BE
(4.50)
i a ( t ) = vi ⋅ i e ( t )
(4.51)
Der Stromverstärkungsfaktor vi beträgt somit:
vi = β ⋅
R1
R1 + R BE
(4.52)
Vereinfachend gilt:
vi = β
(4.53)
Die Näherung ist meist zulässig, da RBE i.A. um 3 Größenordnungen kleiner ist als R1.
Die Leistungsverstärkung vP ergibt sich als Betrag des Produkts aus Strom- und Spannungsverstärkung:
v p = v u ⋅ vi
Anmerkung 5:
(4.54)
Komplexe Verstärkungsfaktoren
Es ist anzumerken, dass im Allgemeinen die Verstärkungsfaktoren komplexe Größen sind
und Terme beinhalten, die den Einfluss der Kapazitäten, die hier vernachlässigt wurden,
beschreiben. Zum Beispiel kann die Gleichung 4.47 auch wie folgt in komplexer Form
geschrieben werden:
vu =
Ua
Ue
Vu = β ⋅
(4.55)
R c ± j⋅π
⋅e
R BE
Anmerkung 6:
(4.56)
Verhalten eines Verstärkers bei mittlerer Frequenz
Würde die Wechselstromverstärkerschaltung vollständig und unter Berücksichtigung der
Kapazitäten berechnet werden, ergäben sich zwei Grenzfrequenzen für den Betrieb des
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-43
Wechselstromverstärkers: Die obere Grenzfrequenz fo bzw. die obere Grenzkreisfrequenz ω0
und die untere Grenzfrequenz fu. bzw. die untere Grenzkreisfrequenz ωu.
Die obere Grenzfrequenz wird durch den Kollektorwiderstand RC und und die BasisKollektorkapazität CBC (transistorspezifisch) bestimmt:
ωO =
1
R C ⋅ C BC
(4.57)
1
R e ⋅ Ce
(4.58)
R1 ⋅ R BE
R1 + R BE
(4.59)
und
ωu =
mit
Re =
In der Praxis werden diese Frequenzen für einen gegebenen Transistor und seine Schaltung
mit den obigen Formeln berechnet. Befindet sich die gewählte Arbeitsfrequenz innerhalb
dieser Grenzen, so kann der Einfluss der Kapazitäten vernachlässigt werden und die
Verstärkungen nach den Gleichungen 4.47 und 4.53 ermittelt werden.
4.4.3 Arbeitsgerade und Aussteuerbarkeit von Verstärkern
Wechselspannungs-Verstärker sollen die verfügbare Speisespannung gut ausnutzen. Die
gesamte Ausgangsspannung ua = UCEA + ûa . sin(ωt) darf die Versorgungs-Gleichspannung
UBat weder über- noch unterschreiten.
Einführung in die Elektrotechnik Teil II
Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-44
Bild 4.37
Einfluss der Arbeitspunkteinstellung auf die Ausgangskurvenform bei hoher
Aussteuerung
Um eine maximale Aussteuerbarkeit zu gewährleisten, ist es sinnvoll, den Arbeitspunkt bei
etwa UCE = UBat/2 zu wählen. Die zulässige maximale Amplitude der Ausgangsspannung
beträgt dann ûa = UBat/2.
4.4.4 Ersatzschaltbild des Wechselstromverstärkers
Das Gesamtverhalten eines Wechselstrom-Verstärkers innerhalb des mittleren Frequenzbereichs kann vereinfacht durch das Ersatzschaltbild im Bild 4.38 charakterisiert werden.
Bild 4.38
Ersatzschaltbild eines Wechselstromverstärkers
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Kapitel 4: Halbleiterelektronik – Bipolartransistor
4-45
Werden in den Ersatzschaltbildern Kapazitäten berücksichtigt, so treten Ausgangs- und
Eingangsimpedanzen auf. Da im Bild 4.38 die Kapazitäten nicht berücksichtigt wurden,
treten hier rein reelle Ein- und Ausgangsimpedanzen (ohmsche Widerstände) auf.
Der Eingangswiderstand des im Bild 4.32 vorgestellten Verstärkers wird anhand des
Wechselstromersatzschaltbildes (Bild 4.36) wie folgt berechnet:
Re =
U e R1 ⋅ R B
=
Ie R1 + R B
(4.60)
Der Ausgangswiderstand ist der Innenwiderstand der Ausgangsspannungsquelle. Für die
Schaltung entsprechend Bild 4.32 ist er gegeben durch:
Ra =
Ua 0 vu ⋅ Ue
=
= Rc
Iak
Ic
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(4.61)
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