Kapitel 3 Die elektromagnetische Theorie des Lichtes 3.1 3.1.1 Maxwellgleichungen im Vakuum und Medien Maxwellgleichungen im Vakuum Während wir in der Wellentheorie eine skalare Wellenfunktion betrachteten, gehen wir nun zu Vekorfeldern über. Diese Vektorfelder müssen die Maxwellschen Gleichungen im Vakuum erfüllen ~ r ~ r ~ r ~ r E~ = 0 ~ = 0 H ~ @H E~ + 0 = 0 @t ~ ~ "0 @ E = 0 H @t (3.1a) (3.1b) (3.1c) (3.1d) Aus den Maxwellgleichung ergibt sich die Wellengleichung für jede Komponente von E und H ~ 2U r 1 @2U = 0; c20 @t2 U = Ex ; Ey ; Ez ; Hx ; Hy ; Hz : (3.2) mit der Lichtgeschwindigkeit c0 = p 3.1.2 1 "0 : (3.3) 0 Maxwellgleichungen in Medien In dielektrischen Medien sind die durch die elektrischen und magnetischen Felder induzierte Polarisation P und Magnetisierung M zu berücksichtigen D = "0 E + P B = 0H + (3.4) 0 M: (3.5) Die elektrische Verschiebungsdichte D (auch elektrische Flussdichte, dielektrische Verschiebung) und die magnetische Flussdichte B (auch magnetische Induktionsdichte) erfüllen die Maxwell36 3.1. MAXWELLGLEICHUNGEN IM VAKUUM UND MEDIEN 37 gleichung in Medien ~ r ~ r ~ = % D ~ = 0 B (3.6a) (3.6b) ~ ~ H ~ = ~j + @ D r @t ~ @ B ~ E~ = r @t (3.6c) (3.6d) In quellfreien Medien verschwinden die elektrische Ladungsdichte % und die Stromdichte ~j auf der rechten Seite. 3.1.3 Randbedingungen an der Grenz‡äche dielektrischer Medien Im homogenen Medien sind alle Komponenten der Felder E, H; D; B kontinuierliche Funktionen des Ortes. In Abwesenheit freier Ladungen und Ströme gilt an der Grenz‡äche dielektrischer Medien tangentiale Komponenten von E und H sind stetig normale Komponenten von D und B sind stetig Auß erdem gilt, dass an der Ober‡äche idealer Leiter die tangentiale Komponente von E verschwinden muss. Diese Punkte sind in Abb. 3.1 dargestellt. Daraus ergibt sich sofort, dass bei der Re‡exion Abb. 3.1: Randbedingungen an der Grenz‡äche dielektrischer Medien [Sal07]. an Metallen bei senkrechtem Einfall die einfallende und re‡ektierte Welle die gleiche Amplitude besitzen müssen, aber um phasenverschoben sind. In der Summe ist das elektrische Feld damit Null. 3.1.4 Intensität, Leistung und Energie Diese Größ en hängen mit dem dem Poyntingvektor zusammen. Der Fluss der elektrischen Leistung ist durch den Poyntingvektor gegeben S~ = E~ ~ H (3.7) dessen Richtung die Richtung und dessen Magnitude den Betrag der Leistung angibt, die durch eine Einheits‡äche senkrecht zum Vektor hindurch‡ieß t. Die Intensität am Ort ~r ist die Magnitude des Zeitmittels des Poyntingvektors D E I (r; t) = S~ ; (3.8) t 38 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES wobei die Mittelung wieder über Zeitspannen erfolgt, die lang gegenüber der optischen Periode aber kurz gegenüber den in I (r; t) interessierenden Zeitskalen sind. Die Quellen und Senken des Poyntingvektors r S= @ @t 1 ~2 1 "0 E + 2 2 {z | ~2 0H + E~ | } Energie des elektro- magnetischen Feldes ~ ~ @P ~ @M + 0H @t {z @t } (3.9) Arbeit an Dipolen sind durch die zeitliche Änderung der elektromagnetischen Felder und die an den elektrischen und magnetischen Dipolen des Mediums verrichtete Arbeit gegeben (Poyntingtheorem). Auch die Impulsdichte des Feldes im Vakuum ist über "0 E~ ~ = 1 S~ B c20 (3.10) mit dem Poyntingvektor verknüpft. Der Impuls‡uss durch eine Einheits‡äche senkrecht zum Vektor S~ ist daher durch hSit =c0 gegeben. 3.2 Charakterisierung dielektrischer Medien Wir können dielektrische Medien in wichtige Klassen unterteilen. Folgende De…nitionen werden im weiteren noch von Bedeutung sein: Ein Dielektrikum ist linear, wenn die Polarisation P(~r; t) (Reaktion/Antwort des Mediums) eine lineare Funk~ _ E. ~ tion des Vektorfeldes E ist: P nichtdispersiv, wenn die Antwort des Mediums dem Feld instantan folgt und nicht von ~ (~r; t) _ früheren Werten des elektrischen Feldes - also seiner Historie - abhängig ist P E~ (~r; t). Dies ist natürlich eine Idealisierung. Keine Antwort kann wirklich instantan erfolgen. ~ nicht vom Ort im Medium abhomogen, wenn der Zusammenhang zwischen E~ und P hängig ist ~ nicht von der Richtung von E~ abhängig isotrop, wenn die Beziehung zwischen E~ und P ~ müssen dann parallel sein. ist. E~ und P ~ lokal ist, d.h. P ~ am räumlich nicht dispersiv, wenn die Beziehung zwischen E~ und P ~ ~ Ort ~r ist nur von E am Ort ~r abhängig und nicht von den Werten von E an anderen Orten. Wir betrachten zunächst den einfachsten Fall linearer, nicht-dispersiver, homogener und isotroper dielektrischer Medien. Dann gilt ~ = "0 E~ P mit der skalaren, ortsunabhängigen elektrischen Suszeptibilität dielektrische Verschiebungsdichte kann dann durch ~ = "0 E~ + "0 E~ D ~ = "0 (1+ ) E~ D ~ = "E~ D (3.11) ("Übernahmefähigkeit"). Die (3.12) (3.13) (3.14) 3.2. CHARAKTERISIERUNG DIELEKTRISCHER MEDIEN 39 mit der elektrischen Permittivität ("Durchlässigkeit") " = "0 (1+ ) : (3.15) Die relative Permittivität " = 1+ (3.16) "0 wird auch als dielektrische Konstante bezeichnet. Die entsprechende Beziehung für das magnetische Feld lautet ~= H ~ B mit der magnetischen Permeabilität (ebenfalls "Durchlässigkeit") des Mediums . Aus den Maxwellschen Gleichungen des Mediums ergibt sich dann wieder die Wellengleichung, jetzt aber mit der Geschwindigkeit 1 c= p : (3.17) " Dementsprechend erhalten wir für den Brechungsindex r " c = n= c0 "0 0 und für nichtmagnetische Materialien ( = (3.18) 0) n= p 1+ : (3.19) Das Poyntingtheorem (3.9) lässt sich damit als Kontinuitätsgleichung ~ S~ = r @W @t (3.20) mit der Energiedichte, die im Medium gespeichert ist 1 ~2 1 H ; W = "E~2 + 2 2 (3.21) formulieren. Für lineare, nicht-dispersive, isotrope aber inhomogene Medien wird n und damit c eine Funktion von ~r. Wenn die Variation von n auf einer Skala geschieht, die deutlich größ er ist als eine Wellenlänge, kann die folgende genäherte Wellengleichung erhalten werden ~ 2 E~ r 1 @2 ~ E c2 (~r) @t2 0: (3.22) ~ auf das Feld E~ von der Richtung In einem anisotropen Medium hängt die Antwort des Mediums P ~ ~ des Vektors E ab. P wird im Allgemeinen nicht mehr parallel zu E~ sein. In einem linearen, homogenen und nichtdispersivem Medium gilt die Beziehung X Pi = "0 ij Ej : (3.23) j Die elektrische Suszeptibilität wird also von einer skalaren Größ e zu einem Tensor zweiter Stufe (3 3 Komponenten). In dispersiven Medien hängt die Polarisation von der "Historie" des elektrischen Feldes E ab, d.h. die Antwort erfolgt nicht instantan sondern nach einer gewissen Antwortzeit oder "verschmiert" über einen längeren Zeitraum. Ein solches Medium wird vollständig charakterisiert 40 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES über die Impuls-Responsefunktion (Impuls-Antwortfunktion) { (t Mediums auf einen deltaförmigen Impuls zum Zeitpunkt t = 0 t0 ), also die Reaktion des E = (t): (3.24) Die Antwort auf ein beliebiges Feld E(t) kann dann als Faltung von E(t) mit der Antwortfunktion erhalten werden Z1 { t t0 E(t0 ) dt0 : (3.25) P(t) = "0 1 Ein letzter wichtiger Fall sind die nichtlinearen Medien bei denen die Relation zwischen P und E nicht linear ist. Sie sind von groß er Bedeutung, da mit ihnen eine Verdopplung optischer Frequenzen möglich ist. Aus den Maxwellgleichungen des Mediums können wir die allgemeine Wellengleichung mit Quellterm ~ @2P 1 @ 2 E~ ~ 2 E~ = (3.26) r 0 @t2 c20 @t2 ~ = herleiten. Wenn P nun keine lineare Funktion von E mehr ist, sondern allgemein als P geschrieben werden muss, so erhalten wir mit 1 @ 2 E~ = c20 @t2 ~ 2 E~ r 0 @ 2 (E) @t2 ~ (E) (3.27) eine nichtlineare partielle Di¤erentialgleichung für das elektrische Feld. Man beachte, dass das Superpositionsprinzip in diesem Falle nicht mehr gilt. Dielektrische Medien sind meist linear bis die Intensität des elektrischen Feldes eine gewisse Amplitude überschreitet und die Elektronen des Mediums soweit ausgelenkt werden, dass das Potential Abweichungen von einem harmonischen Potential zeigt. 3.3 Monochromatische Wellen in komplexer Notation Ausgehend von o n ~ r; t) = Re E(~ ~ r)ei!t E(~ o n ~ r)ei!t ~ r; t) = Re H(~ H(~ (3.28) (3.29) mit den komplexen Amplituden E und H - analog D und B ergeben sich die Maxwellgleichungen der komplexen Feldamplituden in einem quellenfreien Medium ~ r ~ r ~ = i! D ~ H ~ = ~ E i! B ~ D ~ = 0 r ~ B ~ = 0 r (3.30) (3.31) (3.32) (3.33) mit den Beziehungen D = "0 E + P B = 0H + (3.34) 0 M: (3.35) 3.4. ABSORPTION UND DISPERSION 41 Damit ergibt sich für den komplexen Poyntingvektor die einfache Beziehung ~ = 1E ~ S 2 ~ : H (3.36) Unter Verwendung der Materialgleichungen ~ = "E ~ D ~ = ~ B H (3.37) (3.38) für ein lineares nicht-dispersives, homogenes, isotropes und quellfreies Medium erhalten wir wieder die bekannte skalare Helmholtzgleichung für die Komponenten der Felder E und H r2 U + k 2 U = 0 (3.39) r (3.41) p mit k = nk0 = ! " . ~ und E ~ sind wechselseitig orFür transverse elektromagnetische Wellen (TEM), d.h. ~k, H thogonal zueinander, wird das Verhältnis der Amplituden E0 und H0 als Impedanz des Mediums r E0 = = (3.40) H0 " bezeichnet. Im Vakuum gilt 0 = 0 120 "0 377 und für nichtmagnetische Medien 0 : (3.42) n Für den Zusammenhang zwischen Intensität und elektrischem Feld lässt sich der einfache Zusammenhang jE0 j2 (3.43) I= 2 = herleiten, d.h. ein Laserstrahl mit einer Intensität von 10 W/cm2 besitzt eine elektrische Feldstärke von 87 V/cm. 3.4 3.4.1 Absorption und Dispersion Die komplexe Suszeptibilität Phänomenologisch beschreibt man die zusätzliche Absorption elektromagnetischer Wellen in einem Medium über eine komplexe Suszeptibilität = 0 +i 00 (3.44) bzw eine komplexe Dielektrizitätskonstante. Nach wie vor gilt die Helmholtzgleichung aber auch k wird jetzt komplex p p p k = ! " 0 = k0 1 + = k0 1 + 0 + i 00 (3.45) mit der Wellenzahl k0 = !=c0 . Zerlegen wir k analog i 2 = k0 p 1+ 0 +i 00 42 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES in seinen Realteil und den Imaginärteil und setzen dies in eine ebene Welle ein, so erhalten wir für die komplexe Amplitude U = Ae ikz = Ae i z (3.46) e 2 z : (3.47) Die Amplitude der Welle wird also exponentiell abklingen mit einer Zerfallskonstante =2. Für die Intensität der Welle gilt folglich I _ U 2 und deshalb jU (z)j2 = jA(z)j2 e z : (3.48) ist also der Absorptionskoe¢ zient (Extinktionskoe¢ zient). hingegen gibt die Änderungsrate der Phase mit z und ist somit die Ausbreitungskonstante der Welle. = nk0 (3.49) und die Welle breitet sich mit der Phasengeschwindigkeit c = c0 =n aus. Wir erhalten unmittelbar den Zusammenhang r p " i = = 1 + 0 + i 00 : (3.50) n 2 k0 "0 Für die komplexe Impedanz gilt = r 0 " = 0 1+ : Generell sind k, , " und komplexe Größ en, während , und n reell sind. In schwach absorbierenden Medien gilt 00 1 + 0 , so dass nährungsweise s 00 00 p p p i 0 1+ 1 + 0 + i 00 = 1 + 0 1 + i 1 + 1+ 0 21+ 0 genähert werden kann. Damit ergeben sich die "einfachen" Relationen p n 1+ 0 k0 00 = : n (3.51) (3.52) (3.53) (3.54) Der Brechungsindex ist also im Wesentlichen durch den Realteil der Suszeptibilität 0 gegeben, während der Absorptionskoe¢ zient proportional zum Imaginärteil 00 ist. In einem absorptiven Medium ist 00 negativ und damit positiv, in einem verstärkenden Medium ist es umgekehrt. 3.4.2 Dispersion Die Dispersion wird in der weiteren Vorlesung eine wichtige Rolle spielen. Sie wird beispielsweise benutzt um wellenlängenselektive Elemente zu erhalten (z.B. Prismen) und sie spielt auch eine zentrale Rolle bei der Propagation von Pulsen in Medien. Beides ist in Abb. 3.2 veranschaulicht. Die Wellenlängenabhängigkeit der Phasengeschwindigkeit führt dazu, dass jede Frequenz eine ihr eigene Verzögerung bei der Propagation eines optischen Systems erfährt. Dementsprechend wird der Puls verzerrt, in den meisten Fällen verbreitert und bei der üblichen Steigung (abnehmender Brechungsindex mit zunehmender Wellenlänge) laufen die roten Komponenten den blauen voraus. Wir werden darauf später im Detail noch eingehen. Die Dispersion kann durch verschiedene Größ en charakterisiert werden, am wichtigsten sind die Ableitung dn=d 0 bei einer Zentralwellenlänge 0 und die zweite Ableitung d2 n=d 20 . Wir sprechen von 3.4. ABSORPTION UND DISPERSION 43 Abb. 3.2: Ein‡uss der Dispersion in dielektrischen Medien bei optischen Komponenten (oben) und beim Durchgang eines Pulses (unten) [Sal07]. normaler Dispersion, wenn dn d 0 < 0, bzw. dn d! > 0 ist. anomaler Dispersion, wenn dn d 0 > 0, bzw. dn d! < 0 ist. Dispersion und Absorption sind tief verknüpft. Jedes dispersive Material muss Absorption besitzen und der Real- und der Imaginärteil von sind über die Kramers-Kronig Relationen verknüpft, die hier ohne Beweis angegeben seien: 0 ( ) = 2 Z1 s 00 (s) ds 2 s2 0 00 ( ) = 2 Z1 0 (s) 2 s2 ds: 0 Kennt man also entweder 3.4.3 0 oder 00 , so kann man die jeweils andere Größ e berechnen. Ein einfaches Modell der Atom-Licht Wechselwirkung: Das Lorentz Oszillator Modell Wir wollen hier das Lorentz-Oszillator Modell kurz zuammen fassen, welches in der Literatur ausführlich behandelt wird und aus dem sich ein mikroskopisches Verständnis für den Zusammenhang zwischen Dispersion und Absorption ergibt. Dazu betrachten wir die DGL der Polarisation P(t) in einem Medium, die von einem externen elektrischen Feld E(t) einer Lichtwelle gerieben wird d2 P dP + + ! 20 P =! 20 "0 0 E: (3.55) 2 dt dt Die Größ en , ! 0 und ein, so erhalten wir sind Konstanten. Setzen wir E(t) = Re Eei!t und P(t) = Re P ei!t ! 2 + i ! + ! 20 P = ! 20 "0 0 E: (3.56) 44 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES Das Umformen dieser Beziehung in die Form P = "0 ( )E und der Vergleich der beiden Formen ergibt ( )= mit den De…nitionen und Imaginärteil von = =2 und gewinnen 0 ( ) = 00 ( ) = 0 2 0 0 2 0 2 (3.57) +i = ! 0 =2 . Daraus lassen sich Ausdrücke für den Real 2 0 0 2 0 2 2 2 0 0 2 2 0 2 2 2 0 (3.58) )2 +( )2 +( : (3.59) 0( ) Diese Funktionen sind in Abb. 3.3 dargestellt. Bei kleinen Frequenzen 0 ist 0 00 und ( ) 0, für sehr hohe Frequenzen jenseits der Resonanz ( 0 ), ist die Suszeptibilität 0( ) des Mediums praktisch gleich der des Vakuums 00 ( ) 0. In der Nähe der Resonanz Abb. 3.3: Real- und Imaginärteil der Suszeptibilität [Sal07]. eines resonanten dielektrischen Mediums verwenden wir die Näherung 2 0 2 = ( 0 2 im Nenner von Gl. (3.57) und verwenden ( 0 ( ) 0 0( 0 0 0) + )( (3.60) ) im Imaginärteil. Damit ergibt sich 0 =2 2 ) +i 0 (3.61) 2 und somit 00 0 ( ) 1 0 ( ) 0 2 4 0 ( 00 : 0 2 2 ) + (3.62a) 2 (3.62b) 3.4. ABSORPTION UND DISPERSION 45 Für den absorptiven Anteil 00 erhalten wir also eine Lorentzfunktion. Weit weg von der Resonanz (j ) vereinfacht sich die Suszeptibilität zu 0j ( ) 0 2 0 2 0 2 ; (3.63) wird damit reell und das Medium weisst vernachlässigbare Absorption auf. 3.4.4 Die Sellmaier Gleichung Die gewonnen Kenntnisse über das Wesen der Dispersion und Absorption und die Wellenlängenabhängigkeit des Brechungsindexes können wir nutzen, um eine Näherungsgleichung für den Brechungsindex in Medien mit mehreren Resonanzübergängen zu erhalten. Wenn wir die Relation n2 = 1 + und Gl. (3.63) verwenden, so ergibt sich die Form n2 = 1 + X 2 j 0j j 2 j 2 : (3.64) Empirisch wird die Sellmeier-Gleichung n2 1+ X j 2 Bj 2 2 j (3.65) mit den Wellenlängen statt der Frequenzen verwendet, die mit üblicherweise 3 Termen über weite Bereiche den Verlauf des Brechungsindex gut wiedergibt. Einige Gleichungen für häu…g verwendete transparente Materialien sind in Abb. 3.4 gezeigt. Abb. 3.4: Sellmeiergleichungen für verschiedene optische Materialien [Sal07]. 46 3.5 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES Materialien zur Herstellung optischer Komponenten Für den Bau von Spiegeln benötigen wir Materialien, die eine hohe Re‡ektivität besitzen, für Linsen benötigt man durchsichtige Materialien. Diese müssen für den jeweiligen Wellenlängenbereich angepasst sein. Selbst die Eigenschaften der Luft müssen in bestimmten Wellenlängenbereichen berücksichtigt werden. Die Absorption dämpft einen Strahl beim Durchgang durch ein Medium gemäßdes LambertBeer’schen Gesetzes P (d) = P0 e kD (3.66) mit der Absorptions- oder Dämpfungskonstanten k. Diese wird meist in der Form des relativen Verlustes pro festgelegter Wegstrecke angegeben: 0,01/cm bedeutet eine Dämpfung um 1% nach einer Wegstrecke von 1 cm. Insbesondere bei Lichtleitfasern ist die Angabe in Dezibel pro km üblich (dB/km). 3.5.1 Spiegel Klassische Spiegel sind dünne Metallschichten die auf ein Substrat - z.B. Glas - aufgebracht werden. Früher wurden Spiegel aus Silber gefertigt, wesentlich günstiger sind aluminiumbeschichtete Spiegel. Der Verlauf der Re‡exion für Au, Ag und Al ist in Abb. 3.5 dargestellt. Unterhalb der sogenannten Plasmakante fällt die Re‡ektivität drastisch ab. Daher sind Gold und Silber im UV Bereich nicht verwendbar. Goldspiegel werden insbesondere im IR-Bereich verwendet. Im UVBereich kommen Aluminiumspiegel und dielektrische Spiegel zum Einsatz. Bei dielektrischen Spiegeln werden sehr dünne transparente Schichten mit unterschiedlicher Brechzahl auf ein Substrat aufgebracht. Die Schichtdicken liegen im Bereich der Wellenlänge des Lichtes. Durch Feinabstimmung der Schichtdicken können sowohl hochre‡ektierende (HR) Beschichtungen (HR) als auch antire‡ektierende Abb. 3.5: Wellenlängenabhängigkeit Beschichtungen für sehr enge Wellenlängenbereiche der Re‡ektivität der Metalle Au, Ag hergestellt werden (AR). Dies gelingt indem man und Al. dafür sorgt, dass sich die Re‡exionen von den unterschiedlichen Grenz‡ächen entweder konstruktiv (HRBeschichtung) oder destruktiv (AR-Beschichtung) überlagern (siehe Wellenoptik). Das Beschichten der Substrate wird als Coating bezeichnet. 3.5.2 Transmittierende Elemente Abbildung 3.6 zeigt für eine Reihe von wichtigen Materialien die Wellenlängenbereiche in denen das Medium hinreichend transparent ist. Im UV Bereich spielt Quarz eine wichtige Rolle, im sichtbaren Bereich die gewöhnlichen Silikatgläser (z.B. BK-7) und im Infrarotbereich sind Materialien transparent, die bei sichtbaren Wellenlängen lichtundurchlässig sind. Hier seien Silizium, Germanium, Galliumarsenid und Zinkselenid genannt, die allesamt in der Lasertechnologie eine wichtige Rolle spielen. 3.6. POLARISATION 47 Abb. 3.6: Transmissionsbereich verschiedener optischer Materialien für Fenster und Linsen [Sal07]. 3.6 3.6.1 Polarisation Polarisation des Lichtfeldes Wir betrachten eine monochromatische ebene Welle, die sich entlang der z-Achse ausbreitet n o ~ t) = Re A ~ ei!(t zc ) E(z; (3.67) ~ liegt in der xy-Ebene Das komplexe elektrische Feld A ~ = Ax~ex + Ay ~ey : A (3.68) Zur Beschreibung der Polarisation folgt man dem Verlauf des Endpunktes des Vektors E(z; t) an jedem Punkt z. Ausgehend von E~ = Ex~ex + Ey ~ey (3.69) mit h Ex = ax cos ! t h Ey = ay cos ! t i z + 'x c i z + 'y c lässt sich zeigen, dass die Endpunkte auf einer Ellipse der Gleichung Ex2 Ey2 + 2 a2x ay 2 cos ' Ex Ey = sin2 ' ax ay (3.70a) (3.70b) (3.71) mit der Phasendi¤erenz ' = 'y 'x liegen. Die Endpunkte des Veldfektors liegen also auf der Ober‡äche eines elliptischen Zylinders um z. Man spricht daher allgemein von elliptisch polarisiertem Licht. Wichtige Spezialfälle sind 48 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES 1. Linear polarisiertes Licht Für ' = 0; folgt Ey = ay Ex : ax (3.72) Die Ellipse in Abb. 3.7 (a) kollabiert zu einer Geraden (c), bzw. der Zylinder in (b) zu a einer Ebene in (d) die in einem Winkel = arctan axy zur x-Achse steht. 2. Zirkular polarisiertes Licht Für ' = 2; ax = ay = a0 folgt h Ex = a0 cos ! t h Ey = a0 sin ! t i z + 'x c i z + 'x c (3.73a) (3.73b) woraus sich Ex2 + Ey2 = a20 (3.74) ergibt. Aus dem elliptischen Zylinder ist ein kreisförmiger Zylinder geworden und das Licht wird als zirkular polarisiert bezeichnet. Man unterscheidet zwischen recht-zirkular polarisiertem Licht und links-zirkular polarisiertem Licht, je nachdem ob sich der Feldvektor im (' = =2) oder entgegen (' = =2) dem Uhrzeigersinn rotiert, wenn man dem Lichtstrahl entgegenblickt1 . (a) (c) (b) (d) (e) (f) Abb. 3.7: Rotation des Endpunktes des Feldvektors an einer festen Position z bzw. als Funktion von z zu fest vorgegebener Zeit t für den Fall elliptisch polarisiertenLIchts (a,b), linear polarisierten Lichts (c,d) und zirkular polarisierten Lichts (e,f) [Sal07]. 1 Diese De…nition wird in den meisten Optikbüchern verwendet. In den Ingenieurswissenschaften wird sie aber oftmals entgegengesetzt verwendet. 3.6. POLARISATION 3.6.2 49 Re‡exion und Brechung an Ober‡ächen Die Polarisation des Lichtes spielt in der Laserphysik ebenfalls eine groß e Rolle. Ohne auf die formale Beschreibung der Polarisation, z.B. in der Jones Repräsentation einzugehen (Übungen!), wollen wir hier einige Punkte nennen, die in den nachfolgenden Kapiteln von Bedeutung sein werden: Die Re‡exion an der Grenz‡äche zwischen zwei Medien hängt von der Polarisation ab In manchen Materialien hängt die Absorption von der Polarisation ab. Der Brechungsindex anisotroper Materialien hängt von der Polarisation ab. Wellen unterschiedlicher Polarisation besitzen unterschiedliche Geschwindigkeiten und dadurch kommt es zu unterschiedlichen Phasenverschiebungen für die beiden Polarisationsrichtungen. Bei schrägem Eintritt kann es auch zum Auseinanderlaufen der beiden Polarisationsanteile kommen. In optisch aktiven Materialien kann die Polarisationsebene des Lichtes beim Durchgang gedreht werden. Von besonderer Wichtigkeit ist das Re‡exions- und Brechungsverhalten an Ober‡ächen. Zunächst müssen wir die beiden Fälle unterscheiden, ob der elektrische Feldvektor senkrecht zur Einfallsebene (gebildet aus einfallendem Strahl und Normale auf der Grenz‡äche) liegt (TEPolarisation, transversal-elektrisch) oder ob dies für den magnetischen Feldvektor zutri¤t (TMPolarisation, transversal-magnetisch). Diese Verhältnisse sind in Abb. 3.8 dargestellt. Die Beträge der komplexen Re‡exionskoe¢ zienten Abb. 3.8: Re‡exion und Brechung rx für TE-Polarisation und ry für TM-Polarisation und an der Grenz‡äche zweier Medien die zugehörigen Phasen sind in Abb. 3.9 gezeigt. Wir [Sal07]. wollen di wichtigsten Punkte zusammenfassen und ansonsten auf die Literatur verweisen. 3.6.2.1 TE-Polarisation Bei externer Re‡exion (n1 < n2 ) ist rx immer reell und negative. Dementsprechend tritt immer ein Phasensprung 'x = bei der Re‡exion am optisch dichteren Medium auf. Die Magnitude ist jrx j = (n2 n1 )=(n1 + n2 ) bei Re‡exion unter 1 = 0 und steigt auf 1 bei streifendem Einfall ( 1 = 90 ). Letzteres macht man sich auch für die Re‡exion von Röntgenstrahlung zunutze, für die es keine gewöhnlichen Optiken und Spiegel mehr gibt. Bei innerer Re‡exion (n1 > n2 ) ist rx für kleine Winkel 1 reell und positive. Die Magnitude steigt von (n1 n2 )=(n1 +n2 ) für 1 = 0 an und erreicht beim kritischen Winkel der Totalre‡exion ere Winkel konstant bleibt. Die Phase bleibt c = arcsin(n2 =n1 ) den Betrag 1, der für noch größ zunächst 'x = 0 im Bereich 1 = [0; c ] und wächst oberhalb von c graduell von 0 bis . 3.6.2.2 TM-Polarisation Der Re‡exionskoe¢ zient ry ist bei externer Re‡exion (n1 < n2 ) immer reell und steigt zunächst von einem negativen Wert ry = (n1 n2 )=(n1 + n2 ) bei 1 = 0 auf 0. Letzteres wird beim 50 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES sogenannten Brewsterwinkel n2 (3.75) n1 erreicht und hier verschwindet die Re‡exion. Die Phasenverschiebung 'y springt hier von auf 0 (Vorzeichenwechsel) und damit wird ry positiv und steigt langsam auf den Wert 1 an. Die Unterdrückung der Re‡exion der TM Komponente beim Brewsterwinkel macht man sich beim Laserbau häu…g zunutze. B = arctan TE-extern TM-extern TE-intern TM-intern Abb. 3.9: Betrag des komplexen Amplitudenre‡exionskoe¢ zienten und Phasenverschiebung fü verschiedene Re‡exionstypen: TE-Polarisation (links), TM-Polarisation (rechts) externe Re‡exion (oben) und interne Re‡exion (unten) [Sal07]. Bei innerer Re‡exion (n1 > n2 ) ist ry für normalen Einfall ( 1 = 0) positiv und besitzt die Magnitude ry = (n1 n2 )=(n1 + n2 ). Auch hier verschwindet die Re‡exion am Brewsterwinkel. Jenseits von c springt die Phase von 'y = 0 auf um dann oberhalb des kritischen Winkels der Totalre‡exion graduell wieder auf 0 abzufallen. Man beachte, dass bei senkrechtem Einfall in allen Fällen der Re‡exionskoe¢ zient durch n1 n 2 jrj = (3.76) n1 + n2 gegeben ist. 3.6.2.3 Leistungsre‡exion und -transmission Die Re‡exions- und Transmissionskoe¢ zienten für die Lichtleistung R bzw. T , sind durch die Betragsquadrate der Amplitudenre‡exionskoe¢ zienten gegeben. Da re‡ektierte und einfallende 3.6. POLARISATION 51 Welle im gleichen Medium und unter gleichem Winkel zur Normalen propagieren, gilt R = jrj2 (3.77) und für den senkrechten Einfall gilt R= n1 n2 n1 + n2 2 : (3.78) Wichtig Beispiele sind die Trenn‡ächen Glas/Luft (n =1,5/1) mit R 0:04, d.h. 4% des Lichtes werden re‡ektiert, und GaAs/Luft (n =3,6/1) mit R 0:32. Die transmittierte Leistung ist T =1 R: (3.79) Im Allgemeinen gilt aber aufgrund der Winkeländerung beim Übertritt T = 6 jtj2 , vielmehr lautet der Zusammenhang n2 cos 2 2 jtj ; (3.80) T = n1 cos 1 weil der Leistungs‡uss senkrecht zur Grenz‡äche jeweils durch jEj2 jEj2 cos = n cos 2 2 0 gegeben ist. Die re‡ektierte Leistung von einer Glasplatte mit 2 parallelen Ober‡ächen ist annährend durch R 1+T2 0; 04 (1 + 0; 962 ) 0; 077 (3.81) gegeben. Abb. 3.10: Leistungsre‡exion für TE und TM Polarisation [Sal07]. 3.6.3 Optische Elemente zur Erzeugung und Manipulation der Polarisation Die wichtigsten Elemente zur Erzeugung und Manipulation seien hier nur kurz genannt. 3.6.3.1 Polarisatoren Linear Polarisiertes Licht kann durch verschiedene Methoden erzeugt werden: Polarisation durch selektive Absorption (Dichroismus) 52 KAPITEL 3. DIE ELEKTROMAGNETISCHE THEORIE DES LICHTES Polarisation durch selektive Re‡exion im Brewsterwinkel Polarisation durch selektive Brechung in anisotropen Kristallen (Polarisationsstrahlteiler) Es sei noch angemerkt, dass Laser in den meisten Fällen ohnehin linear polarisiertes Licht produzieren. 3.6.3.2 Wellenplatten Mit =4 Platten kann linear (zirkular) polarisiertes Licht in zirkular (linear) polarisiertes Licht umgewandelt werden, mit =2 Platten lässt sich die Polarisationsrichtung linear polarisierten Lichtes drehen. 3.6.3.3 Optische Isolatoren Unter Ausnutzung des Faraday E¤ektes - also der Drehung der Polarisationsebene linear polarisierten Lichtes in einigen Medien bei Vorhandensein eines Magnetfeldes - lässt sich ein optischer Isolator aufbauen, der Licht in nur einer Richtung passieren lässt. Dazu plaziert man einen solchen Rotator zwischen zwei Polarisatoren, die um 45 gegeneinander gedreht sind. Wird die Magnetfeldstärke so eingestellt, dass die Polarisationsebene beim Durchgang gerade um 45 gedreht wird, kann das Licht den zweiten Polarisator passieren. In der Gegenrichtung müsste das Licht um 45 in der entgegengesetzten Richtung gedreht werden, damit es passieren kann. Die Besonderheit des Faraday-E¤ektes liegt aber darin, dass die Drehrichtung unabhängig ist von der Ausbreitungsrichtung des Lichts, d.h. Licht in der Gegenrichtung wird ebenfalls um 45 in die gleiche Richtung gedreht und dadurch am zweiten Polarisator völlig ausgelöscht (siehe Abb. 3.11). Optische Isolatoren werden häu…g verwendet, um die Rückre‡exion des Laserlichtes in den Laser zu vermeiden, weil eine solche Rückkopplung zu Instabilitäten im Laserbetrieb führt. Abb. 3.11: Prinzip des optischen Isolators: (a) in Durchlassrichtung und (b) entgegen der Durchlassrichtung [Sal07].