Ladungsquantelung Das elektrische Feld als Energiespeicher 79. Das elektrische Feld als Energiespeicher a) Welche Beobachtung legt nahe, dass in einem elektrischen Feld Energie gespeichert ist? b) Zeigen Sie, dass im elektrischen Feld eines Plattenkondensators (Kapazität C, Betrag der Ladung auf einer Platte Q, Betrag der Spannung zwischen den Platten U) die Energie Eel Q2 E el = 12 ⋅ C gespeichert ist! c) Zeigen Sie, dass auch gilt: E el = 12 ⋅ C ⋅ U 2 bzw. E el = 12 ⋅ Q ⋅ U 80. Modifizierte Formel für die elektrische Energie → a) Zeigen Sie, dass im homogenen elektrischen Feld der Feldstärke E und → der elektrischen Verschiebungsdichte D eines Plattenkondensators, dessen Plattenzwischenraum das Volumen V einnimmt und materiefrei ist, die elektrische Energie E el = 12 ⋅ E ⋅ D ⋅ V gespeichert ist! b) Wie lautet die Beziehung aus Teilaufgabe a, wenn der Plattenzwischenraum mit einem Dielektrikum der relativen DK εr gefüllt ist? c) Welchen physikalischen Aspekt des elektrischen Felds bringt die Formel aus Teilaufgabe a besser zum Ausdruck als die Formeln aus Aufgabe 79? 81. Energiebilanz für einen materiefreien Plattenkondensator mit veränderlichem Plattenabstand Ein materiefreier Plattenkondensator (Plattenfläche 400,0 cm2; Plattenabstand d1 = 3,0 cm) ist an eine Batterie (Spannungsbetrag U = 300 V) angeschlossen. a) Berechnen Sie den Betrag Q1 der Ladung auf einer Kondensatorplatte und die vom Kondensator gespeicherte elektrische Energie Eel,1! Nun wird bei angeschlossener (Fall I) bzw. abgetrennter (Fall II) Batterie der Plattenabstand auf d2 = 7,0 cm vergrößert. 32 Materie im elektrischen Feld Berechnen Sie für beide Fälle b) die dabei verrichtete mechanische Arbeit Wmech, c) die Änderung ∆E der vom Kondensator gespeicherten elektrischen Energie d) und stellen Sie mit Hilfe der Ergebnisse aus den Teilaufgaben b und c jeweils eine quantitative Energiebilanz auf! Lösungen 79. Das elektrische Feld als Energiespeicher a) Wird ein geladener Kondensator von der Spannungsquelle abgetrennt und über einen ohmschen Widerstand R kurzgeschlossen (Schalter von I nach II), so entlädt er sich. Der Entladestrom verrichtet elektrische Arbeit, die im ohmschen Widerstand vollständig in Wärme umgewandelt wird. Die hierfür benötigte Energie C kann nicht von der Spannungsquelle bezogen werden, da diese ja abgetrennt ist. Als einzig mögliches Energiereservoir R II kommt nur das elektrische Feld I des Plattenkondensators in Betracht. b) Wird der Schalter zum Zeitpunkt t1 = 0, zu dem sich noch die gesamte Ladung Q auf den Kondensatorplatten befindet, Q(0) = Q, von I nach II bewegt, so hat sich die im Kondensator gespeicherte Energie Eelektr bis zum Zeitpunkt t2 = ∞, zu dem der Kondensator sicher entladen ist, Q(∞) = 0, vollständig in elektrische Arbeit Wel des Entladestroms umgewandelt. Es gilt also 33 Ladungsquantelung ∞ E el = Wel = ∫ U ( t ) ⋅ I ( t ) ⋅ dt vgl . Hinweis 0 Q( t ) FS. S. 40 / 2 .6.1: U ( t ) = C ∞ Q( t ) ⋅ ⋅ ⇒ E el = ∫ C ⋅ − Q ( t ) dt = FS. S. 36 / 1.1: I ( t ) = − Q ( t ) 0 Das Minuszeichen berücksichtigt die Tatsache , dass die Ladung auf den Kondensatorplatten abnimmt . ∞ ∞ ⋅ = − C1 ⋅ ∫ Q ( t ) ⋅ Q ( t ) ⋅ dt = − C1 ⋅ 12 ⋅ Q 2 ( t ) = [ ]0 ) = − C1 ⋅ (0 − 21 ⋅ Q 2 ) = 12 ⋅ QC 0 = − C1 ⋅ 12 ⋅ Q 2 ( ∞ ) − 12 ⋅ Q 2 ( 0 ) ( 2 2 c) E = 1 ⋅ Q = 1 ⋅ Q ⋅ Q 1 C⋅U⋅Q 1 el C 2 C 2 ⇒ E el = 2 ⋅ C = 2 ⋅ U ⋅ Q FS. S. 40 / 2 .6 .1: Q = C ⋅ U Q2 E el = 12 ⋅ C FS. S. 40 / 2 .6 .1: Q = C ⋅ U Hinweise: 2 1 (C ⋅ U) 1 ⇒ E el = 2 ⋅ C = 2 ⋅ C ⋅ U 2 P 1. Aus dem Physikunterricht der Mittelstufe wissen Sie, dass eine U·I zeitlich konstante Spannung U, die einen zeitlich konstanten Strom I verursacht, in der Zeit t die elekWel trische Arbeit W = U ⋅ I ⋅ t verrichtet (vgl. FS. S. 37 / 1.4.1). t Trägt man die zeitlich konstante t elektrische Leistung P, P = U ⋅ I , gegen die Zeit t in einem t-P-Diagramm an, so entspricht die elektrische Arbeit dem Flächeninhalt des Rechtecks mit den Seiten U ⋅ I und t. 34 Materie im elektrischen Feld Sind U(t) und I(t) und damit U( t ) ⋅ I( t ) zeitabhängige Funktionen, so ergibt sich die zwischen t1 = 0 und t2 = t verrichtete elektrische Arbeit auch als Flächeninhalt unter der t-U ⋅ I-Kurve. Es gilt also: P Wel t2 Wel = ∫ U ( t ) ⋅ I ( t ) ⋅ dt t t1 t2 t1 2. In der Formelsammlung ist nur die Beziehung E el = 12 ⋅ C ⋅ U 2 aufgeführt, auf S. 40 / 2.6.3. 80. Modifizierte Formel für die elektrische Energie a) FS. S. 40 / 2.6 .3: E = 1 ⋅ C ⋅ U 2 el A 1 2 ⇒ E el = 2 ⋅ ε 0 ⋅ d ⋅ U 2 A FS. S. 40 / 2.6 .2: C = ε 0 ⋅ d FS. S. 38 / 2.1.3: U = E ⋅ d ⇒ E el = 12 ⋅ ε 0 ⋅ Ad ⋅ E 2 ⋅ d 2 = 12 ⋅ ε 0 ⋅ A ⋅ d ⋅ E 2 = 12 ⋅ ε 0 ⋅ V ⋅ E 2 = 12 ⋅ E ⋅ ε 0 ⋅ E ⋅ V ⇒ FS. S. 39 / 2 .3: D = ε 0 ⋅ E ⇒ E el = 12 ⋅ E ⋅ D ⋅ V U| V| ⇒ W b) Bezeichnen Emat bzw. Dmat die Beträge der elektrischen Feldstärke bzw. der elektrischen Verschiebungsdichte im materiegefüllten Plattenzwischenraum, so gilt: E el , mat = 1 2 ⋅ E mat ⋅ D mat ⋅ V c) Aus zahlreichen Versuchen ist bekannt, dass in einem Volumen V, das → von einem elektrischen Feld der Stärke E durchsetzt wird, elektrische Energie gespeichert ist. Genau diesen Sachverhalt, dass das elektrische Feld, auch losgelöst von Materie, Träger von Energie ist, bringt die Formel aus Teilaufgabe a besser zum Ausdruck. Sie beschreibt nämlich 35 Ladungsquantelung die im Volumen V gespeicherte elektrische Energie nur durch die dort → → messbaren Feldgrößen E und D und nicht durch Größen, die die materiellen Felderzeuger charakterisieren. Hinweis: 1. Die Formeln aus Teilaufgabe a und b sind in der Formelsammlung nicht aufgeführt. Sie können aber leicht aus der dort auf S. 39 /2.4 abgedruckten Beziehung ρ el = 12 ⋅ E ⋅ D für die Energiedichte eines elektrischen Felds rekonstruiert werden: Die Energiedichte ist eine reichlich theoretische Größe. Sie drückt aus, welcher Energieanteil von der im Plattenzwischenraum gespeicherten elektrischen Energie auf die Volumeneinheit entfällt, also ρ el = E el V 1 2. Mittels Eel = 2 ⋅ E · D · V lässt sich der Betrag der Kraft F, mit der sich die Platten eines Kondensators gegenseitig anziehen anderes als in Aufgabe 42 berechnen: Vergrößert man nämlich bei einem geladenen, von der Spannungsquelle getrennten Kondensator den Abstand der Platten von d auf d + ∆d (Denken Sie im → → → Folgenden daran, dass sich F , D und E dabei nicht ändern!), so führt die hierbei aufgewandte mechanische Arbeit ∆W = F ⋅ ∆d zu einer Zunahme ∆E el = 12 ⋅ E ⋅ D ⋅ ∆V der im Feld gespeicherten elektrischen Energie. ∆W = ∆E el ⇒ F ⋅ ∆d = 12 ⋅ E ⋅ D ⋅ ∆V ⇒ = 12 ⋅ E ⋅ D ⋅ A ⋅ ∆d F = 12 ⋅ E ⋅ D ⋅ A Dies ist die im Hinweis zu Aufgabe 42 angesprochene, modifizierte, in der 1 Formelsammlung aufgeführte Form der Formel F = 2 ⋅ E · Q. 81. Energiebilanz für einen materiefreien Plattenkondensator mit veränderlichem Plattenabstand ⋅ −4 2 a) Q1 = C1 ⋅ U = ε 0 ⋅ A ⋅ U = 8,85 ⋅ 10 −12 C ⋅ 400 , 0 10−2 m ⋅ 300 V = d V⋅m = 3, 5 nC 36 1 3, 0 ⋅ 10 m Materie im elektrischen Feld E el ,1 = 12 ⋅ C1 ⋅ U 2 = 12 ⋅ ε 0 ⋅ dA ⋅ U 2 = 1 400 , 0 ⋅ 10 − 4 m 2 = 12 ⋅ 8,85 ⋅10 −12 VC⋅ m ⋅ ⋅ ( 300 V ) 2 = 5,3 ⋅10 −7 J −2 3, 0 ⋅ 10 m Fall I: U = konst. = 300 V Fall II: Q = konst. = 3,5 nC b) Für den Betrag F(x) der Kraft, die eine Kondensatorplatte auf die andere bei einen Plattenabstand x ausübt, gilt nach FS. S. 40 / 2.6.4 F( x) = ⇒ F( x ) = = = 1 2 1 ⋅ε ⋅E2 ⋅A = 2 0 2 1 ⋅ε ⋅ U ⋅A = 2 0 x2 ε0 ⋅ U2 ⋅ A 1 ⋅ 2 2 x ⋅E⋅D⋅A ⇒ 2 ⇒ F ( x ) = 12 ⋅ Dε ⋅ A = 0 Q2 = 12 ⋅ 2 ⋅A = = A ⋅ ε0 1 Q2 ⋅ = konst . 2 A⋅ ε 0 d2 Da Wmech = ∫ F ( x ) dx , folgt hieraus: d1 Wmech = ε0 ⋅ U2 ⋅ A ⋅ 2 d2 ∫ d1 = = dx x2 [ ] Q2 d2 ε0⋅ U2⋅ A ⋅ − 1x = 2 d1 ε0⋅ U2⋅ A ⋅ d1 − d1 = 2 1 2 ( d2 Wmech = 12 ⋅ A ⋅ ε ⋅ ∫ dx = 0 = ) = = 1 Q2 ⋅ 2 A ⋅ ε0 1 ⋅ Q2 2 A ⋅ ε0 d1 ⋅[ x ]d 2 = d 1 ⋅ ( d 2 − d 1) = (Aus Platzgründen wird der explizite Zahlenterm ausnahmsweise nicht angegeben.) = 3, 0 ⋅10 −7 J = 6 , 9 ⋅10 −7 J 37 Ladungsquantelung Fall I: U = konst. = 300 V Fall II: Q = konst. = 3,5 nC ∆E = E el , 2 − E el ,1 = c) = 12 ⋅ C 2 ⋅ U 2 − 12 ⋅ C1 ⋅ U 2 = = 12 ⋅ U 2 ⋅ ε 0 ⋅ dA − ε 0 ⋅ dA = = ε0 ( ⋅ U2 ⋅ A 2 ( 2 ) 1 ) b) ⋅ d1 − d1 = 2 1 b) = − Wmech = Q2 Q2 = 12 ⋅ C − 12 ⋅ C = 2 1 2 Q = 2 ⋅ ε 01⋅ A − ε 01⋅ A = d2 d1 b) Q2 = 12 ⋅ A ⋅ ε ⋅ ( d 2 − d1) = 0 = Wmech = 6, 9 ⋅ 10 −7 J − 3, 0 ⋅10 −7 J d) Vergrößert man den Plattenabstand von d1 auf d2, so wird dadurch dem System (Plattenkondensator und Batterie) (nur Plattenkondensator) von außen die Energie Wmech = 3, 0 ⋅10 −7 J Wmech = 6 , 9 ⋅10 −7 J zugeführt. Die vom Kondensator gespeicherte Energie nimmt um ∆E = 3, 0 ⋅10 −7 J ab. ∆E = 6 , 9 ⋅10 −7 J zu. Folglich wird der Batterie nicht nur ein Energiebetrag in Höhe der von außen am System verrichteten mechanischen Arbeit zugeführt, sondern darüber hinaus ein gleich großer Energiebetrag, der ursprünglich im elektrischen Feld im Plattenzwischenraum des Kondensators gespeichert war. Die dem System von außen her zugeführte mechanische Energie wird im elektrischen Feld des Plattenzwischenraums gespeichert. Der Energieinhalt der Batterie ändert sich nicht, sie war ja abgeklemmt. Der Energieinhalt der Batterie erhöht sich insgesamt um 6,0 ⋅ 10–7 J. Hinweis: Teile dieser Aufgabe werden gerne in Prüfungsaufgaben verwendet! 38