8. Unipolare Transistoren Bei Feldeffekttransistoren (FET) wird der Strom nur von den Ladungsträgern getragen, die in dem betreffenden Kristallgebiet in der Mehrzahl vorhanden sind (Majoritätsladungsträger). In der N-Zone sind es die Elektronen und in der P-Zone die Löcher oder Defektelektronen. 8.1 Sperrschicht-Feldeffekttransistoren Der Sperrschicht-FET wird nach dem Planarverfahren hergestellt. Bei N-Kanaltypen wird in mehreren Herstellungsschritten in das P-leitende Substrat der N-leitende Kanal eingebettet. Die Enden des Kanals erhalten hochdotierte N+-Zonen (Sourcezone und Drainzone). Die mit diesen Halbleiterzonen sperrschichtfrei verbundenen Metallanschlüsse werden als Source- und Drainelektrode bezeichnet. Oberhalb des Kristalls liegt DrainGate mit P-Substrat Sourcezwischen der Source- und elektrode verbunden elektrode Drainzone eine hoch dotierte P-leitende KristallSiO2 zone, die mit dem P-Substrat leitend verbunden ist. Diese beiderseits des NN+ P+ N+ Kanals liegende P-Zone bildet zusammen mit dem Kanalbreite Kanal einen PN-Übergang. N Die P-Zone wird mit der P-Substrat Steuerelektrode, der Gateelektrode verbunden. Kristallschnitt eines N-Kanal-Sperrschicht-FET Drain Wird an den N-leitenden Kanal eine Spannung angelegt, so Gate fließt ein Elektronenstrom von S nach D. Die Größe dieses Elektronenstromes wird bestimmt durch die angelegte Source Spannung und den Bahnwiderstand des Kristalls. Schaltzeichen des Sperrschicht-FET Die N-leitende Kristallstrecke hat positive Spannungswerte (Potentiale) gegenüber jeder P-Zone. Es bilden sich zwei Sperrschichten (Raumladungszonen) aus. Diese Sperrschichten sind um so breiter, je größer die in Sperrrichtung wirksame Spannung ist. Die Sperrschichtbreite nimmt also in Richtung von S nach D zu. Gerät ein Elektron in eine Sperrschicht, so wird es aus dieser Sperrschicht in Richtung zum neutralen N-Kristallbereich herausgedrängt. Die Sperrschichten sind für die Elektronen "verbotene Gebiete". Bei der Steuerspannung Null besitzt der Kanal seine höchste Leitfähigkeit. Wird das Potential des Anschlusspunktes G bezogen auf S negativer gemacht, so bedeutet das, dass die Spannungen in Sperrrichtung größer werden. Je negativer die Spannung UGS, desto breiter die Sperrschichten, desto geringer der Kanalquerschnitt und desto kleiner der Strom ID. Der Strom ID wird durch die Spannung UGS nahezu leistungslos gesteuert. Bei einem bestimmten negativen Spannungswert UGS stoßen die beiden Sperrschichten zusammen. Der Kanal hat jetzt den Querschnitt Null. Der Transistor ist gesperrt. G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 89 Die Spannung UGS muss beim N-Kanal-Sperrschicht-FET immer negativ sein. Bei positiven Spannungswerten von UGS werden die Sperrschichten abgebaut, und es fließt über die P-Zonen ein Strom. D + 12 V n ~ 10 V n p Kraft F ~6V G 0V p p Elektronenbahn n Richtung der elektr. Feldstärke vergrößerter Ausschnitt aus der Sperrschicht 0V S Sperrschichten eines Sperrschicht-FET Grundschaltung Die drei Grundschaltungen sind die Sourceschaltung (entspricht der Emitterschaltung bei bipolaren Transistoren), die Drainschaltung (Kollektorschaltung) und die Gateschaltung (Basisschaltung). Die Sourceschaltung ist eine häufig verwendete Grundschaltung mit Feldeffekttransistoren. Die folgenden Kennwerte beziehen sich auf diese Schaltung. Die Betriebsspannung Ub treibt den Drainstrom ID durch den Arbeitswiderstand RD. Die Größe des Drainstroms ist abhängig von der Gate-Source-Spannung -UGS. Die Eingangssignalspannung Ue ändert den Drainstrom ID und damit die Ausgangsspannung Ua. ID RD D G S RG Ue Ub UDS Der Feldeffekttransistor entspricht in seiner Arbeitsweise einem annähernd leistungslos steuerbaren Widerstand. Die Sourceelektrode dient als Bezugspunkt für die Eingangs- und Ausgangsschaltung. Der Eingangswiderstand ist hochohmig (106 ... 109 Ω). Ua -UGS Sourceschaltung G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 90 Eingangskennlinie Die Abhängigkeit des Drainstroms ID von der Gate-SourceSpannung UGS (ID = f{UGS}) wird ab der Gate-Source-Abschnürspannung UGS(P), bei der der Kanal zwischen Drain und Source praktisch abgeschnürt wird, in der Eingangskennlinie dargestellt. 20 ∆UDS = 15 V 15 ID / mA A 10 ∆ID ∆UGS 5 Eingangskennlinie eines NKanal-Sperrschicht-FET (ID = f{UGS} mit UDS als Parameter) ∆UDS = 5 V -7 -6 UGS(P) -5 -4 -3 UGS / V -2 -1 0 0 Die Steilheit S kennzeichnet das Steuerverhalten des FET. Sie kann der Eingangskennlinie im Arbeitspunkt A als Tangente entnommen werden. ∆I D (8.1) S = ∆U GS Ausgangskennlinie Die Ausgangskennlinie zeigt den Zusammenhang zwischen Drainstrom ID und Source-Drain-Spannung UDS mit UGS als Parameter. Wird die Drain-SourceSpannung UDS von Null ausgehend erhöht, steigt der Drainstrom zunächst nach dem Ohmschen Gesetz an. Man spricht hier vom ohmschen Bereich des FET. Ausgangskennlinie eines N-KanalSperrschicht-FET (ID = f{UDS} mit UGS als Parameter) G. Schenke, 1.2008 UGS(P) = -5 V 20 UGS = 0 V ohmscher Bereich Abschnürbereich 15 -1 V ID / mA -2 V 10 A ∆UDS -3 V UDSsat 5 0 ∆ID -4 V 0 5 Bauelemente der Elektrotechnik UDS / V 10 15 FB Technik, Abt. E+I 91 Nimmt UDS über die Abschnürgrenze hinaus zu, knickt die Kennlinie bei der Drain-SourceSättigungsspannung UDSsat ab. Im Abschnürbereich steigt der Drainstrom mit der weiteren Zunahme von UDS nur gering an. Der differentielle Ausgangswiderstand rds kann der Ausgangskennlinie im Arbeitspunkt A als Tangente entnommen werden. ∆U DS rds = (8.2) ∆I D Die Verlustleistung Ptot ergibt sich aus dem Produkt von Drain-Source-Spannung UDS und Drainstrom ID. Ptot = U DS ⋅ I D (8.3) Grenzwerte von Sperrschicht-Feldeffekttransistoren sind: maximale Drain-Source-Spannung UDSmax, maximale Gate-Source-Spannung UGSmax, maximaler Drainstrom IDmax, maximale Verlustleistung Ptot, höchste Sperrschichttemperatur ϑj (Tj). 8.2 MOS-Feldeffekttransistoren MOS-Feldeffekttransistoren (Metal-Oxide-Semiconductor) gehören zu der Gruppe der Isolierschicht-Transistoren oder kurz IG-FET genannt. Der aktive Teil des MOS-FET besteht aus einem P-Substrat (Kristall). In dieses Substrat werden zwei N-Zonen eindotiert. Das ganze Kristall erhält eine Abdeckschicht aus Siliziumdioxid (SiO2). Zwei Fenster für die Anschlüsse von Source und Drain werden ausgespart. Die SiO2-Schicht ist hochisolierend (1010 ... 1014 Ω) und verhältnismäßig spannungsfest. Auf diese Isolierschicht wird eine Aluminiumschicht (Al) als Gateelektrode aufgedampft. Das Substrat erhält einen besonderen Anschluss (Bulk). Dieser Anschluss ist im Allgemeinen direkt mit dem Sourceanschluss verbunden oder wird aus dem Gehäuse herausgeführt. UDS S G D S G UGS = 0 B P-Substrat D UGS ID N ID UDS l N N B E N P-Substrat Grundaufbau und Arbeitsweise eines MOS-FET (N-Kanal-Anreicherungstyp) Bei der Gate-Source-Spannung UGS = 0 besteht keine Leitfähigkeit zwischen der Drain- und Sourcezone, die angelegte Spannung UDS sperrt jeweils einen der beiden zwischen den N-Zonen und dem P-Substrat vorhandenen PN-Übergänge. Wird an die Gateelektrode eine gegenüber dem Substrat positive Spannung gelegt, werden durch die Wirkung des elektrischen Feldes innerhalb des Substrats Elektronen herausgelöst. Diese G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 92 bewegen sich entgegen der Richtung des elektrischen Feldes in den Bereich zwischen Drain- und Sourcezone und bilden einen N-leitenden Kanal. Bei angelegter Drain-Source-Spannung UDS fließt der Drainstrom ID über den Kanal. Mit der Gate-Source-Spannung UGS kann die Leitfähigkeit des Kanals und damit der Drainstrom ID leistungslos gesteuert werden. Ein Steuerstrom ist praktisch nicht erforderlich. Während des Schaltvorganges fließt kurzzeitig (rd. 1 µs) ein kapazitiver Umladestrom. Anreicherungstyp Bei Gatespannung Null oder bei offenem Gate ist die Strecke von Source nach Drain gesperrt. Da der Transistor sich bei fehlender Gatespannung selbst sperrt, wird er auch selbstsperrender MOSFET genannt. Ein leitfähiger Kanal entsteht durch Anreicherung der Zone in der Nähe der SiO2-Schicht (Anreicherungstyp). Die englischen Bezeichnungen sind enhancement-type und normally-off-type. Verarmungstyp Bei Gatespannung Null oder bei offenem Gate ist die Strecke von Source nach Drain leitfähig. Der Kanal erhält eine schwache Dotierung wie Drain und Source. Man nennt Transistoren dieser Art selbstleitende MOS-FET. Ein selbstleitender MOS-FET kann sowohl durch negative als auch durch positive Gatespannung UGS gesteuert werden. Beim N-Kanal-MOS-FET wird bei positiver Gatespannung der Kanal leitfähiger; bei negativer Gatespannung wird der Kanal hochohmiger. Da die Steuerung mit negativer Gatespannung häufiger angewendet wird, nennt man Transistoren dieser Art Verarmungstyp. Die englischen Bezeichnungen sind depletion-type und normally-ontype. D G S D D G N- Kanal S G S N- Kanal P- Kanal Schaltzeichen des Anreicherungs-IG-FET D G S P- Kanal Schaltzeichen des Verarmungs-IG-FET Schaltungen zur Arbeitspunktstabilisierung R1 Die Arbeitspunktstabilisierung bei FET erfolgt durch Spannungs- oder Stromgegenkopplung. Schaltungen mit Stromgegenkopplung entsprechen der Arbeitspunkteinstellung bei bipolaren Transistoren. RD ID Ck UDS Ub Schaltung zur Arbeitspunktstabilisierung beim N-KanalAnreicherungs-IG-FET mit Stromgegenkopplung UGS R2 UG0 RS CS (0) G. Schenke, 1.2008 Bauelemente der Elektrotechnik FB Technik, Abt. E+I 93