-167- Grundlagen der Elektrotechnik GET 1 3. Das Magnetfeld • Die magnetische Flussdichte • Die magnetische Feldstärke • Das Durchflutungsgesetz und Beispiele • Kräfte und Momente im Magnetfeld • Magnetfeld und Materie • Der Magnetische Fluss und das Induktionsgesetz • Grenzbedingungen für das Magnetfeld • Energie und Kräfte im Magnetfeld [Buch Seite 143-257] Kraftwirkungen bewegter Ladungen I -168- Phänomenologie der Effekte q M vD i F • Metallkörper • Magnetnadeln • Dauermagnete • Bewegte Ladungen • Stromdurchflossener Leiter r P • Bewegte Ladungen q, bzw. ein elektrischer Strom i rufen erneut eine Änderung des Zustands des Raumes hervor. • Äussert sich durch eine erneute Kraftwirkung (Kraft F und/oder Drehmoment M). • Fliesst in einem Leiter ein Strom mit der Stromstärke i, so wird: (c) Ein Stromfluss in einer bewegten, geschlossenen Leiterschleife induziiert. (a) Kraft auf magnetisierte Körper (Dauermagnete, Magnetausgeübt. (d) Fliesst ein veränderlicher Strom, so wird in einer geschlossenen Leiterschleife ein Strom induziiert, selbst wenn die Schleife in Ruhe ist. (b) Kraft auf bewegte Ladungen und weitere stromführenden Leiter(-schleifen) ausgeübt. 1 -169- Kraftwirkungen bewegter Ladungen II Schlüsse aus der Phänomenologie der Effekte • Kräfte auf Dauermagneten Kräfte auf stromdurchflossene Leiterschleifen: Kraftwirkung in Dauermagneten beruht auf mikroskopischen Kreisströmen. Erste Definition des Magnetfeldes: Über die beschriebenen Kraftwirkungen kann erneut ein Feld eingeführt werden – das Magnetfeld. Ursache des Magnetfeldes (d.h. die Quellen) sind bewegte Ladungen; also elektrische Ströme. Seine Wirkungen sind die genannten Kräfte und die beschriebene Induktionswirkung (ein weiterer Effekt der Kraftwirkung). Geschlossener Zyklus elektromagnetischer Prozesse: (Erster Hinweis für eine einheitliche elektromagnetische Feldtheorie) Elektrische Ladungen Elektrisches Feld Kraft auf bewegte Ladungen Magnetfeld Kraft auf Ladungen Zyklus Elektrischer Strom Ladungsträgerbewegung -170- Kraftwirkungen bewegter Ladungen III Beschreibung des Magnetfeldes (1) Kraftwirkung: Die Kraftwirkung des magnetischen Feldes wird durch das Vektorfeld der magneti schen Flussdichte B beschrieben. Damit entspricht die magnetische Flussdichte ihre Definition nach der elektrischen Feldstärke im Bereich des elektrischen Feldes. BE Merke: Für die magnetische Flussdichte wird gemäss DIN 1325 die Bezeichnung «magnetische Induktion» vorgeschlagen (aus historischen Gründen wird aber an der Verwendung der Bezeichnung «magnetische Flussdichte» festgehalten). (2) Ursache: Die Ursache des magnetischen Feldes ist der elektrische Strom. Zur Beschreibung der Verknüpfung des Magnetfeld mit seiner Ursache wird das Vektorfeld der magnetischen Feldstärke H eingeführt. Damit entspricht die magnetische Feldstärke der elektrischen Flussdichte im Bereich des elektrischen Feldes. HD 2 -171- Die magnetische Flussdichte I Kraftwirkung auf eine stromführende Leiterschleife (1) Versuchsanordnung: Quelle Bewegungsrichtung Leiter 3 i (2) Beobachtung der Kraftwirkungen: B n Leiter 2 F B i Leiter 4 ( ) (Lage der Leiterschleife im Magnetfeld) i Leiter 1 F vD F F i F = f n, B reibungsfreier Kontakt • Leiter 2 ist stromdurchflossen und beweglich, d.h. verschiebbar. • Leiter 1, 3 und 4 sind stromdurchflossen und starr montiert. • Alle Leiter befinden sich im Magnetfeld. Drei Versuchs- Experimente -172- Die magnetische Flussdichte II Kraftwirkung auf eine stromführende Leiterschleife (3) Abhängigkeit der Kraftwirkung auf Drehung der Leiterschleife: nmax nmax Drehrichtung i i i a) 2 1 Fazit: Betrag der Kraft auf den Leiter 2 bleibt unverändert ! i Fmax,a 1 i i 4 3 2 i 1 nmax i 4 i i i b) 1 4 i 2 c) Fmax,b nmax i 3 Fmax,c 3 4 i Fmax, a = Fmax,b = Fmax, c = Fmax, d i d) 2 i Fmax,d 3 3 -173- Die magnetische Flussdichte III Kraftwirkung auf eine stromführende Leiterschleife (Drehrichtung parallel zu Leiter 2) Fazit: Betrag der Kraft auf den Leiter 2 bleibt unverändert ! nmax n = nmax (4) Abhängigkeit der Kraftwirkung auf axiale Drehung der Leiterschleife: i i a) 2 4 c) 1 i nmax 3 i n 2 i 3 Fmax,d n i 3 2 Fmax,b i n i d) i 1 i 4 i 2 b) Fmax, a = Fmax,b = = Fmax, c = Fmax, d Fmax,c i i nmax 3 2 Fmax,a i 1 Drehrichtung i 3 4 2 4 1 i -174- Die magnetische Flussdichte IV Kraftwirkung auf eine stromführende Leiterschleife n = nmax (4) Abhängigkeit der Kraftwirkung auf axiale Drehung der Leiterschleife: (Drehrichtung senkrecht zu Leiter 2) Fazit: Betrag der Kraft auf den Leiter 2 variert sinusförmig steht aber stets senkrecht auf Leiter 2! i Fmax,a 3 4 i i nmax i c) 3 i 4 i i 3 n nmax Fmax,c 4 i n 2 1 i n 2 i Fmax,b = 0 b) F cos ( ( n, nmax )) 4 Fmax,c i i 2 i 1 Drehrichtung a) 1 nmax 2 Fmax,d = 0 i d) 1 bzw. i F sin , nmax ( ( )) 3 i 4 -175- Die magnetische Flussdichte V Formale Definition F sin , nmax ( ( B = B eB eB = nmax = eFmax e F max B = lim 0 i i 0 )) , nmax [ 0, ] ( F B = i Die magnetische Flussdichte VI ) Vs = 2 = T m -176- Definition in Worten Buch Seite 150: «Die magnetische Flussdichte B ist ein Vektorfeld, welches senkrecht auf einer von einer stromführenden Leiterschleife aufgespannten Ebene steht, wenn auf die stromführenden Leiter der Schleife in Abhängigkeit von der FlächennormalenRichtung entsprechend der bisherigen Diskussion die maximale Kraft ausgeübt wird.» «Der Betrag der magnetischen Flussdichte ist gleich dem Betrag der maximalen Kraft Fmax auf einen Leiter der Leiterschleife bezogen auf die Leiterlänge l und die zugehörige Stromstärke i, falls sowohl l als auch i beliebig klein werden.» «Die Richtung der Kraft auf den stromführenden Leiter steht senkrecht zur Richtung des Leiters und senkrecht zur Richtung der magnetischen Flussdichte. Die Kraftrichtung ist der Richtung des Bezugspfeiles der Stromstärke, bzw. der Richtung des Längenvektors und der Richtung der magnetischen Flussdichte im Rechtsschraubensinn zugeordnet.» 5 -177- Die magnetische Flussdichte VII Kraftwirkung auf stromführenden Leiter (1) «Makroskopische» Betrachtung: i, F B i, i, F Aus der Definition (Folie 176): F F B B B B i, Fmax (vergleiche B = lim Folie 175) 0 i i 0 F = i B sin , B ( ( )) F B i, F = i B ( { Wir haben eine Beziehung zwischen den makro skopischen Grössen der Kraft F, des Stroms i und der magnetischen mit seiner Richtung Flussdichte B gefunden. ( ) F, , B ) Die drei Grössen } : sind einander im Rechtsschraubensinn zugeordnet. -178- Die magnetische Flussdichte VIII Intermezzo: «Rechtsschraubensinn» F i, B i, i, F B B B B F i, i, (1) Ausgangsgleichung: F = i B ( (2) Grössen: { (i ), B, F} F ) (3) Rechte-Hand-Regel: F F i ( ) B 6 Die magnetische Flussdichte IX -179- Kraftwirkung auf stromführenden Leiter (2) «Mikroskopische» Betrachtung: Siehe hierzu Folie 130 zum Leiterstrom : i = J n A = nq qvD A i = nq q A vD vD ( ) = nq q V = A i = Q vD Mit: ( (3) Vergleich mit Coulomb-Kraft: Kraft auf bewegte Ladung Kraft auf ruhende Ladung F = Q v B F = Q E ( F = i B v vD F = Q v B ) ) ( ) Lorentz-Kraft -180- Die magnetische Flussdichte X Beispiel: «Geladenes Teilchen im Magnetfeld» x (1) Bahnkurve: 2r0 F v1 Q v Q B Fz (2) Durch den Ablenkvorgang vom Magnetfeld geleistete Arbeit: Wm = F ds = Q v B ds ( C F = Q v B F = Q v B v B m v 2 Fz = =: F r0 m v r0 = QB ( v2 C ) ) Das Kräftegleichgewicht F = Fz ergibt eine konstant gekrümmte Bahnkurve (Kreis mit Radius r0). 7 -181- Die magnetische Flussdichte XI Beispiel: «Geladenes Teilchen im Magnetfeld» (2) Durch den Ablenkvorgang vom Magnetfeld geleistete Arbeit: x Wm = F ds = Q v B ds ( v2 C 2r0 F v1 Q ds Wm = Q B dt C v Q B Fz ( ds ds ) C ds = Q B ds dt C der a b c = b c a Aus Vektor analysis = ( c a )b dt d s ds = Q B ds = 0 dt C ) ( ) Wkin,1 = Wkin, 2 v1 = v2 Die magnetische Flussdichte XII -182- Beispiel: «Geladenes Teilchen im Magnetfeld» (3) Diskussion: «Reflektor» v1 Q v1 • Bei der Ablenkung leistet das Magnetfeld keine Arbeit. • Ablenkrichtung aus Richtung der Teilchengeschwindigkeit und der magnetischen Flussdichte im Sinne der Rechtsschraube. B • Für sehr grosse Werte der magnetischen Flussdichte wird der Bahnradius r0 sehr klein, das heisst, das geladene Teilchen wird am Magnetfeld nahezu reflektiert. • «Reflektorfunktion» kann im Sinne einer Ladungsteilchensperre verwendet werden, um ein «Ladungsteilchengas» (Plasma) einzusperren. • Man spricht in diesem Zusammenhang von sogenannten «Magnetflaschen». 8 -183- Die magnetische Flussdichte XIII Beispiel: «Plasma-Einschluss in Magnetflasche» Ladungsträgerbewegung Toroidale «Flasche» • Plasma: Viele freie Ladungsträger, «Ladungsträgergas». Stellarator Leiter • Fusionsszenario: Viele Träger bei hohen Temperaturen miteinander kollidieren lassen: heisses Plasma. • Tokamak heisst die ganze Anordnung. Die «Flasche» selbst heisst Stellarator. Plasma Die magnetische Feldstärke I -184- Unteschiedliche Zugänge (1) Zum Wesen der magnetischen Feldstärke: • Die magnetische Flussdichte B wurde über die Kraftwirkung des Magnetfeldes definiert. • Bei der Definition magnetischen Feldstärke H wird nun ein umgekehrter Standpunkt eingenommen indem wir nach der Ursache des Magnetfeldes fragen. • Ursachen für ein Magnetfeld sind: (A) Ein elektrischer Strom (B) Ein magnetisierter Körper (C) Ein zeitlich veränderliches elektrisches Feld. • Ursache (A), d.h. der elektrische Strom, kann im Einklang mit Folie 169 als eine sehr allgemeine Quelle des Magnetfeldes betrachtet werden und eignet sich deshalb gut für die Definition der magnetischen Feldstärke H. 9 -185- Die magnetische Feldstärke II Unteschiedliche Zugänge (2) Charakterisierung und Gestalt des Magnetfeldes: In der Umgebung des Leiterdrahts bildet sich ein Magnetfeld aus, welches über die Kraftwirkung in kleinen Leiterschleifen beschrieben werden kann. Unter der Kraftwirkung werden Eisenfeilspäne entlang von kreisförmigen Linien ausgerichtet: Diese Linien können als Feldlinien des Magnetfeldes interpretiert werden. Mittels einer kleinen Leiterschleife (Versuch aus Folie 175) kann gezeigt werden, dass die dargestellten Feldlinien parallel zur magnetischen Flussdichte verlaufen (Eisenfeilspäne richten sich in Flussrichtung aus). Im geraden Leiterdraht fliesst ein elektrischer Strom der Stromstärke i. Anordnung «Magnetfeld um Stromleiter» soll für Definitionszwecke verbessert werden Spule. -186- Die magnetische Feldstärke III Unteschiedliche Zugänge (3) Das Magnetfeld in einer «langen» Spule: • Anzahl Windungen w • Länge • Durchmesser d • Stromstärke i • «Lange» Spule: 10d • Feldlinien bilden in sich geschlossene Linien (Ausserhalb: Streufeld). Die Lage der Eisenfeilspäne deutet ein starkes, homogenes Magnetfeld im Innern der Spule an, welches parallel zur Spulenachse ausgerichtet ist (im Innern: Hauptfeld). 10 -187- Die magnetische Feldstärke IV Unteschiedliche Zugänge (4) Die «langen» Spule als Definitionsgrundlage der magnetischen Feldstärke: B H «Lange Spule» mit homogenem Hauptfeld eignet sich gut um die zweite, mit der Ursache des Magnetfeldes verknüpfte Feldgrösse zu definieren. w i • Messung der magnetischen Flussdichte mittels kleiner Leiterschleife (Folie 175). i • Magnetfeld im Innern Stromstärke i • Magnetfeld im Innern Windungszahl w Die magnetische Feldstärke H einer «lange Spule» ist ein Vektorfeld dessen Absolutbetrag entsprechend dem Experiment definiert wird. Die Richtung verläuft entlang der Spulenachse und steht mit dem Bezugspfeil des Stromes im Rechtsschraubensinn. • Magnetfeld im Innern w i H = 1 A H = m Die magnetische Feldstärke V -188- Unteschiedliche Zugänge (5) Die lokale Definition der magnetischen Feldstärke: Hi i w i Ha w i H a = lim 0 i 0 Der Richtungssinn des H-Feldes bildet mit dem Kompensationsstrom ein Linksschraubensystem. • Bei der «Definition» der magnetischen Feldstärke auf Folie 187 handelt es sich eigentlich mehr um eine «Messvorschrift». • Die Definition einer (magnetischen) Feldgrösse muss lokal geschehen, d.h. im Raumpunkt. • «Messvorschrift» plus lokale Defintion ergeben das folgende Vorgehen: (A) Verschwindend kleine lange Spule wird in ein äusseres Magnetfeld Ha gebracht. (B) Stromstärke i und die Spulenrichtung werden so lange verändert, bis ein Nullfeld im Innern der Spule resultiert (Kompensation). (C) Der Betrag der elektrischen Feldstärke Ha ist demnach gegeben und die Richtung entspricht derjenigen der Spulenachse. 11 -189- Die magnetische Feldstärke VI Unteschiedliche Zugänge (6) Magnetische Feldstärke und magnetische Flussdichte: • Im Vakuum: Die magnetische Feldstärke und die magnetsiche Flussdichte beschreiben dasselbe Magnetfeld und sind im Vakuum zueinander proporional. • Die Grösse 0 heisst magnetische Feldkonstante (ist wie 0 eine Naturkonstante). • Im Material: Das Experiment zeigt eine veränderte Proportionaliät zwischen der magnetischen Feldstärke und der magnetischen Flussdichte im homogenen Material. B = μ0 H μ0 = 4 10 7 Vs Am = 1.256610 6 Vs Am B = μ0 μr H = μ H μr : Permeabilitätszahl des Materials -190- Das Durchflutungsgesetz I Definition (1) Experimentalanordnung: • Unendlich langer Draht. • Es fliesst ein Strom mit der elektrischen Stromstärke i. • Frage: Wie gross ist die magnetische Feldstärke H in Abhängigkeit der Stromstärke i. s := s cos ( H , s ) Folie 187 N H =1 ( w ik ) s C = =1 s N ( ) • Kleine Messspule gemäss Anordnung aus Folie 187. • Spule längs geschlossenen Kurven C führen, die den Leiter umschliessen. • Produkt H s bilden. 12 -191- Das Durchflutungsgesetz II Definition (1) Experimentalanordnung: N ( wi ) H s = C sk s cos H , s =1 =1 ( ( N N = ( wik ) cos H , s Summe ist vom Typ Strom. ( ( =1 = i Experiment ! H s N =i =1 Folie 185: Je weiter weg vom Leiter, umso schwächer wird das magnetische Feld. )) )) längs C H ds = i C Je weiter weg vom Leiter, umso länger ist C und umso grösser N. + : Summe bzw. Integral konvergieren auf einen (Strom-)Wert. -192- Das Durchflutungsgesetz III Intermezzo: «Magnetfeldrichtung bei Stromleitern» Rechte-Hand-Regel für Ströme: i H 13 -193- Das Durchflutungsgesetz IV Definition (2) Das Durchflutungsgesetz: Das Ergebnis aus Folie 191 kann zum sogenannten «Durchflutungsgesetz» verallgemeinert werden: N H ds = i = =1 C [] = A Das Linienintegral der magnetischen Feldstärke längs der geschlossenen Kurve C ist die Summe der vom Weg C umschlossenen elektrischen Stomstärken. Diese Grösse heisst elektrische Durchflutung . Sie durchsetzt die von der geschlossenen Kurve C aufgespannte Fläche A. Der Flächennormalenvektor steht zum Umlaufsinn von C steht im Rechtsschraubensinn (Folie 192). Ströme in Richtung der Flächennormalen werden positiv gezählt: damit ist = i1 i2 + i3. Das Durchflutungsgesetz V -194- Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #1: «Unendlich langer, zylindrischer Leiter» y • Leiter mit Radius 0. e H • Der Strom der Stromstärke i entspricht einer konstanten Integrationsweg C Stromdichte: P x n i a) 20 Leiteranordnung J b) 20 Leiterquerschnitt H i J = A • In Anbetracht z.B. der Folie 192 wird die magnetische Feldstärke wie folgt angesetzt: H = H e • Der Integrationsweg C sei ein Kreis mit Radius . 14 -195- Das Durchflutungsgesetz VI Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #1: «Unendlich langer, zylindrischer Leiter» Integrationsweg C • Aussen, d.h. > 0: y = H ds = H e ds = H ds e H P C = H 2 = i x n i C H = H e = H = a) 20 Leiteranordnung C ds = ds e i e 2 i e 2 > 0 • Stromrichtung ist dem Flächennormaleneinheitsvektor entgegengesetzt: i. Das Durchflutungsgesetz VII -196- Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #1: «Unendlich langer, zylindrischer Leiter» Leiterquerschnitt: J b) 20 H • Innen, d.h. 0: Kreisfläche innerhalb i i der Kontur C. J = J e = 02 z 02 i 2 C H ds = H 2 = 02 H = H = i 2 02 i e 2 2 0 0 15 -197- Das Durchflutungsgesetz VIII Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #1: «Unendlich langer, zylindrischer Leiter» H () H ( Innen ) «Innen» i 20 «Aussen» 0 = H ( Aussen ) 0 Magnetische Feldstärke ist stetig aber nicht differenzierbar in 0. 1 0 0 3 0 2 0 -199- Das Durchflutungsgesetz IX Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #2 : «Ideale lange Spule» w i H z H 0 n =wi H ( Aussen ) 0 • Homogen bedeutet hier: C = H ds = H ez ez = wi C ds = ds ez • In der idealen langen Spule gibt es nur ein homogenes Haupt feld (Streufeld ist vernachlässigbar): wi H= ez H = H ez (cf. empirisch gefundene Formel in Folie 187) 16 Das Durchflutungsgesetz X -200- Intermezzo «Feldbilder von kurzen Spulen» (1) Die kurze Spule: • «Röhren»: Verlauf der magnetischen Feldlinien (H-Feld). • «Farbcode»: Intensität der magnetischen Flussdichte im Sinne eines «heissen» Farbkonzeptes (rot: grosse Werte; blau: kleine Werte). • Kurze Spule ergibt relativ grosses Streufeld, doch auch ein bereits erstaunlich homogenes Hauptfeld. Das Durchflutungsgesetz XI -201- Intermezzo «Feldbilder von kurzen Spulen» (1) Die noch kürzere Spule (Chip-Spule): • «Röhren»: Verlauf der magnetischen Feldlinien. • «Farbcode» der Röhren: Intensität der magnetischen Feldstärke im Sinne eines «heissen» Farbkonzeptes (rot: grosse Werte; blau: kleine Werte). • Farbcode der Leiter: Potential entlang der verlustbehafteten Leiterspirale (rot: positiv; blau: negativ). • Sehr inhomogenes Feld! 17 -202- Das Durchflutungsgesetz XII Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #3 : «Ringspule» • Spule hat w Windungen. • Mittlere Umfangslänge: m = 2 12 ( ra + ri ) = 2 rm lm rm • Gesucht: Feldstärke auf der mittleren Umfangslinie: ri = ri H d s = H 2 rm = wi Cm H i i wi H = 2 rm H ds Cm • Von Cm aufgespannte Fläche wird w-mal von der Stromstärke durchsetzt: = w·i. Das Durchflutungsgesetz XIII -203- Intermezzo «Rechte-Hand-Regel für Spulen» 18 -204- Das Durchflutungsgesetz XIV Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #4: «Zwei parallele, unendlich lange, gerade Leiter» H H i i i 0 i 0 (A) Gegensinniger elektrischer Strom: - Feldlinien bilden Apollonische Kreise. - In der Symmetrieebene (SE) zwischen den Leitern verläuft das H-Feld parallel. (B) Geichsinniger elektrischer Strom: - Feldlinien umschliessen sowohl einzelne als auch beide Leiter. - Feldlienen sind senkrecht zur SE. Das Durchflutungsgesetz XV -205- Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #4: «Zwei parallele, unendlich lange, gerade Leiter» • Graphische Konstruktion des magnetischen Feldes: - Im Raumpunkt durch vektorielle Überlagerung der Einzelfelder. - Einzelfeld mit Hilfe des Durchflutungssatzes bestimmen (siehe hierzu Beispiel #1, Folie 195). - Feldlinien der Einzelfelder sind konzentrische Kreise um den Mittelpunkt des jeweiligen Leiters. - Richtungssinn des Einzelfeldes gemäss Folie 192. 19 Das Durchflutungsgesetz XVI -206- Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #4: «Zwei parallele, unendlich lange, gerade Leiter» Nullstellen sind nicht mehr in der Leitermitte. z=0 H = = i i ez ez 2 x 2 ( d x ) id ez = H z ez 2 x( d x ) H= = i i ez ez 2 ( d x ) 2 x i( 2x d ) ez = H z ez 2 x( d x ) Das Durchflutungsgesetz XVII -207- Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #4: «Zwei parallele, unendlich lange, gerade Leiter» • Die magnetische Feldstärke zweier Leiter mit zwei gegensinnigen Strömen von jeweils unterschiedlicher Stromstärke: i2 = 2i1 20 -208- Das Durchflutungsgesetz XVIII Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #5: «Koaxialleitung» y Bei der Koaxialleitung müssen vier Feldbereiche unterschieden werden: H ai i a Zwischenbereich: [i, ai ] e i i [0, i ] Innenleiter: Aussenleiter: [ai, a ] Aussenbereich: [a, [ x Dielektikum Mantel Aussenleiter Innenleiter Das Durchflutungsgesetz muss in allen vier Bereichen angesetzt werden, d.h. es sind entsprechende Konturen C zu wählen. -209- Das Durchflutungsgesetz XIX Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #5: «Koaxialleitung» y Innenleiter: Wie beim geraden Leiter aus Folie 196. H ai i e i i a H = [ 0, i ] Zwischenbereich: x i 2 i2 Dieser Bereich entspricht dem Aussenbereich beim geraden Leiter aus Folie 195. H = i 2 [ i , ai ] 21 -210- Das Durchflutungsgesetz XX Beispiele zum Durchflutungsgesetz Aussenleiter: Beispiel #5: «Koaxialleitung» - Aus Gründen der Symmetrie sind die Feldlinien auch hier als konzentrische Kreise um den Leiter ausgebildet. - Integrationskontur umschliesst Strom im Innenleiter und entgegengesetzten Strom im Aussenleiter. y H i ai e a J i i x a i =i 2 ai2 2 2 a ai = 2 H [ ai , a ] H = H = 0 > a Aussenbereich: ) ( ( ( ( ) 2 ai2 i 1 2 2 a ai2 ) ) -211- Das Durchflutungsgesetz XXI Beispiele zum Durchflutungsgesetz Beispiel #5: «Koaxialleitung» H () i 2i Bereich 1 Leiter Bereich 2 Luft Bereich 3 Leiter Bereich 4 Luft Fällt stärker als mit 1/ ab! 1 Bietet sich als Kabeltyp zum Energietransport an, wo grosse Ströme (ohne äusseres Magnetfeld) fliessen können. i 2ai i ai a 22 -212- Kräfte und Momente I Kräfte zwischen zwei geraden, parallelen Leitern (1) Experimentalanordnung: d d H 2 ,B2 i2 F21 F12 i1 F12 i2 i1 F21 H1,B1 H 2,B2 a) • Ströme sind die Ursache der Kräfte (Folie 168). H1,B1 b) Gegensinniger Stromfluss Gleichsinniger Stromfluss y z x Das gewählte Koordinatensystem d Annahme: d >> 2·0 c) • Kräfte über die Beziehung zwischen der magnetischen Flussdichte und dem elektrischenaus Strom (Folie 177) berechnen. • Gedankenexperiment: Leiter 1 erzeugt magnetisches Feld in welches der stromführende Leiter 2 eingebracht wird. -213- Kräfte und Momente II Kräfte zwischen zwei geraden, parallelen Leitern (2) Gleichsinniger Stromfluss: d • Das im Leiter 2 vorhandene Magnetfeld, welches vom Strom i1 im Leiter 1 erzeugt wurde (d >> 2·0) H 2 ,B2 i2 F21 F12 i1 a) H1,B1 μ i B1 = 0 1 ey 2 d • Kraft des Leiter 1 auf ein Stück des Leiters 2 der Länge (cf. Folien 177, 178): 2 = ez μ i F21 = i2 2 B1 = i2 ez 0 1 ey 2 d ( y z x c) d ) μ i i F21 = 0 1 2 ex 2 d 23 -214- Kräfte und Momente III Kräfte zwischen zwei geraden, parallelen Leitern (2) Gleichsinniger Stromfluss: d • Kraft des Leiter 2 auf ein Stück des Leiters 1 der Länge: H 2 ,B2 i2 F21 F12 i1 H1,B1 a) y z 1 = ez μ i F12 = i1 1 B2 = i1 ez 0 2 ey 2 d ( ) μ i i F12 = + 0 1 2 ex 2 d Wäre auch über «actio = reactio» zu ermitteln gewesen! Definition der Stromstärke 1 Ampère: Die beiden Leiter ziehen sich gegenseitig an! Abstand d = 1 m. Es fliesst genau 1 A, falls die Anziehungskraft pro Abschnitt F = 1·107 N/m ist. x c) d Kräfte und Momente IV -215- Kräfte zwischen zwei geraden, parallelen Leitern (3) Gegensinniger Stromfluss: • Das Vorgehen im Fall des gegensinnigen Stromflusses ist analog zu demjenigen des gleichsinnigen Stromflusses. d F12 i2 i1 F21 H 2,B2 H1,B1 b) • Die hier auftretende Kräfte sind denjenigen des vorhergehenden Beispiels (gleichsinniger Stromfluss) entgegengesetzt: Fij( gegensinnig ) = Fij( gleichsinnig ) i, j = 1, 2; j i y z x c) • Die beiden Leiter stossen sich gegenseitig ab! d 24 -216- Kräfte und Momente V Drehmoment an einer Leiterschleife im Magnetfeld i • Geschlossene, von der Stromstärke i durchflossene Leiterschleife. i • Magnetfeld in x-Richtung. • Drehachse in y-Richtung. h B = Bex y x z a) • Gemäss Rechte-Hand-Regel (Folie 178) wirken die Kräfte in z-Richtung. 2a • Kräfte auf die beiden Leiter: F1 = i1 1 B = i hey Bex = ih B ez F2 = i2 2 B = i +hey Bex = ih B ez ( ) ( ) ( ) ( ) -217- Kräfte und Momente VI Drehmoment an einer Leiterschleife im Magnetfeld T i n F1 b) F2 i B x y z • Drehmoment auf die Leiterschleife: T = T1 + T2 = a ex F1 + a ex F2 = aih B ex ez + ex ( ez ) = ( 2aih B ) ey = Ty ey s1 = a ex s2 = +a ex • Hebelarme zur Erzeugung des Drehmoments: ( ) 25 Kräfte und Momente VII -218- Drehmoment an einer Leiterschleife im Magnetfeld 90° i T i c) F1 F1 n • Winkelabhängigkeit des Drehmoments, d.h. Abhängigkeit des Drehmoments T zum Winkel zwischen der Flächennormalen und B-Feld. F2 F2 • Kräfte F1 und F2 bleiben konstant in Richtung und Betrag. B • Winkel zwischen Kräften (F1 und F2) und den zugehörigen Hebelarmen (s1 und s2) ändert sich mit 90° . • Nur die Komponenten F1‘ und F2‘ leisten einen Beitrag zum Drehmoment. (1) Drehmoment: T = ( 2ahi B ) sin ey = Ty ( ) ey • Mit wachsendem Argument 90° nehmen die Komponenten F1‘ und F2‘ ab doch treten zusätzliche Zug- und Druckkräfte in der Schleife auf. Kräfte und Momente VIII -219- Drehmoment an einer Leiterschleife im Magnetfeld 90° i c) F1 F1 T = ( 2ahi B ) sin i T n • «Neue Schreibweise» der Winkelabhängigkeit des Drehmoments: F2 F2 B = n, B ( ) Das magnetische Dipolmoment m einer geschlossenen Leiterschleife ist im Betrag gleich der Stromstärke mal der von der Leiterschleife aufgespannten Fläche. Die Richtung ist gleich der Stromrichtung im Rechtsschraubensinn zugeordneten Flächennormalen. = ( Ai B ) sin = i A n B sin = ( i A n ) B =: m B T = mB [ m ] = Am 2 (2) Magnetisches Dipolmoment: m = 2ahi n = i A n 26 -220- Kräfte und Momente IX Drehmoment an einer Leiterschleife im Magnetfeld (3) Darstellung der Winkelabhängigkeit des Drehmoments: • Stabile Gleichgewichtslage für = 0: Dipolmoment und B-feld sind parallel. • Labile Gleichgewichtslage für = : Dipolmoment und B-Feld sind antiparallel. Ty «stabil» 0 2 «labil» 3 2 2 T = m B = Ty ( ) ey -221- Magnetfeld und Materie I Mikroskopische Kreisströme (1) Mikroskopische Modellannahmen zum magnetisierten Material: • Bohr’sches Atommodell mit «kreisenden» Elektronen Kreisstrom i. • Kreisstrom i bewirkt elementares H-Feld. dQ e i= = = e dt T 2 27 Magnetfeld und Materie II -222- Mikroskopische Kreisströme (2) Magnetisierbares Material im externen Magnetfeld: • Die Gesamtheit der durch die atomaren Kreisströme erzeugten elementaren Magnetfelder beschreibt das magnetische Verhalten des Materials. • Es ist eine semi-klassische Beschreibung: Der Drehimpuls des einzelnen Elektrons (Spin) wird vernachlässigt, der Bahndrehimpuls der Elektronenbahn sei quantisiert (nimmt bestimmte feste Werte ein). • Das so beschriebene Material erscheint gegen Aussen als «magnetisch passiv», d.h. die Elementarfelder sind statistisch in alle Richtungen ausgerichtet und kompensieren sich in ihrer Gesamtheit. • Wie reagiert ein so beschriebenes Material, wenn es in ein externes Magnetfeld gebracht wird? Bext = μ0 H ext • Es werden hier drei resultierende, physikalische Effekte betrachtet: Diamagnetismus, Paramagnetismus und Ferromagnetismus. Magnetfeld und Materie III -223- Diamagnetismus (1) Vereinfachtes Modell: B=0 • Das Material ist in sich «magnetisch passiv». r0 • Die elementaren Magnetfelder zugehörig zu den verschiedenen Elektronenbahnen des Atoms kompensieren sich. v1 i1 v2 e i2 z • Im vereinfachten Modell betrachten wir zwei, übereinanderliegende Elektronenbahnen. • Die Umlaufrichtungen der beiden betrachteten Elektronenbahnen ist entgegengesetzt. r v1 = v2 B=0 i1 = i2 • Quantenmechanische Voraussetzung: die Bahndrehimpulse («Drall» der Elektronenkreisbewegung) sind quantisiert, d.h. sie können unter allen Umständen nur bestimmte, feste Werte einnehmen. • Wir bringen das Atom in ein externes B-Feld. 28 -224- Magnetfeld und Materie IV Diamagnetismus (2) Das Atom im externen Magnetfeld: B Fm1 r0 v1 i1 e v2 Fm2 i2 z r v1 v2 B0 i1 i2 • Im externen Magnetfeld erfahren die Elektronen eine nach aussen oder innen gerichtete Lorentzkraft (Folie 179): Fmi = e vi B ( ) • Im Gleichgewichtsfall müssen diese Kräfte durch die Zentrifugalkräfte der Elektronen kompensiert werden. • Bahndrehimpuls ist quantisiert (fester Wert), d.h. die Bahnradien r0 bleiben konstant. • Elektronen müssen daher ihre Bahngeschwindigkeit ändern (v1, v2), damit das Gleichgewicht erhalten bleibt. • Kreisströme ändern sich auch (i1, i2). Magnetfeld und Materie V -225- Diamagnetismus (3) Klärung eines vermeintlichen Widerspruchs: Folie 224: Bahndrehimpuls der Elektronenbahn bleibt konstant. Elektronengeschwindigkeit muss sich im externen B-Feld aber ändern. • Das Elektron kann zusätzlich Geschwindigkeit aufnehmen, ohne dass der Bahndrehimpiuls verändert wird, indem eine «anders gerichtete» Drehbewegung überlagert wird. • Diese «anders gerichtete» Drehbewegung kann in der Form einer Präzession des Atoms «implementiert» werden. • «Drall» der Elektronenbahn bleibt konstant, obwohl das Elektron von Aussen besehen die Geschwindigkeitsänderung v erfahren hat. 29 -226- Magnetfeld und Materie VI Diamagnetismus (4) Berechnung der resultierenden Änderungen: B Fm1 r0 e Fm2 i2 z r0 v1 i1 v2 B • Beobachtung: Änderungen sind gleichgerichtet! v1 i1 v 2 i2 r • Annahmen: Das externe Magnetfeld sei schwach.Präzessionswinkel ist daher klein. Die Änderungen v und i sind klein gegenüber den Werten v und i. -227- Magnetfeld und Materie VII Diamagnetismus (4) Berechnung der resultierenden Änderungen (Elektron #1): v1 = v1 e = v1 e v1 = v1 e B = B ez e ez = er ( ) v2 = v2 e = v2 e Kräftegleichgewicht: ze2 m 2 e + v e B e v + v e e v = 0 + ( ) [ ] r 1 1 z 1 1 r 4 r02 r0 0 ( Coulombkraft 2 ) Lorentzkraft Zentrifugalkraft ( ) ze m e B( v1 + v1 ) + v12 + 2v1v1 + v12 = 0 2 4 0 r0 r0 e Br0 e Br0 v1 v1 v + 2v1 =0 m m 2 1 ungestörtes Atom ze2 m = v12 2 4 0 r0 r0 30 -228- Magnetfeld und Materie VIII Diamagnetismus (4) Berechnung der resultierenden Änderungen (Elektron #1): e Br0 e Br0 v1 v1 v12 + 2v1 =0 m m Quadratische Gleichung Lösung unter Vernachlässigung kleiner quadratischer Terme: 2 e Br0 v + v12 2m e Br0 v 2m 2 1 v1 i1 e Br0 v1 e 2m e Br0 2m v1 =1 r0 2 2 1 v1 e 2 r0 e2 B i1 4 m Die Geschwindigkeit v1 wird um den Beitrag v1 vergrössert (siehe hierzu auch die Beobachtung aus Folie 226) v e B 1 = 1 r0 2m LarmorPräzession (Folie 225) -229- Magnetfeld und Materie IX Diamagnetismus (4) Berechnung der resultierenden Änderungen (Elektron #2): ( ) v2 = v2 e = v2 e Kräftegleichgewicht: B = B ez e ez = er m ze2 2 + e + v e B e v + v e e v = 0 ( ) [ ] r 2 2 z 2 2 r 4 r02 r0 0 ( Coulombkraft ( ) ) Lorentzkraft Zentrifugalkraft e Br0 e Br0 v2 v2 + v22 + 2v2 + =0 m m e Br0 v2 2m ( ) e Br0 v2 = e 2m Quadratische Gleichung v2 e2 B i2 = 2 r0 4 m 31 -230- Magnetfeld und Materie X Diamagnetismus (5) Der gesamte Magnetisierungseffekt: B • Wie bereits in Folie 226 vermutet wurde, sind die Geschwindigkeitsänderungen (v1, v2) gleichgerichtet. r0 v1 i1 i v 2 i2 • Dadurch sind auch die Änderungen der jeweiligen Kreisströme (i 1, i2) gleichgerichtet. • Die Bezugspfeilrichtungen der Stromänderungen sind (trotzt der entgegengesetzten Kreisströme) gleich und positiv. • Man darf also annehmen, dass das B-Feld im Material einen zusätzlichen Kreisstrom i erzeugt hat: e2 B i = i1 + i2 = 2 m -231- Magnetfeld und Materie XI Diamagnetismus (5) Der gesamte Magnetisierungseffekt: B, H m2 • Der resultierende Kreisstrom i erzeugt wiederum ein magnetisches Dipolmoment m. e2 B m = i A n = i A n = r02 n 2 m ( n i1 i1 i2 i2 m1 m Normalenvektor n bzw. m stehen im Rechtsschraubensinn zu i. = ) e2 B r02 e2 μ0 r02 n = H n 2m 2m • Der Vektor des H-Feldes ist dem Normalenvektor (und dadurch auch m) entgegengesetzt: e2 μ0 r02 m= H 2m Magnetisches Dipolmoment schwächt das erzeugende H-Feld. 32 -232- Magnetfeld und Materie XII Diamagnetismus (5) Der gesamte Magnetisierungseffekt: • Es sei nA die Anzahl Atome pro Volumeneinheit eines diamagnetischen Materials. M = nA m M = 1 m3 Am 2 = A m magnetische Dipoldichte • Die magnetische Dipoldichte heisst Magnetisierung M und hat die Einheit der magnetischen Feldstärke H. Die Magnetisierung M ist gleich dem magnetischen Dipolmoment pro Volumeneinheit (magnetische Dipoldichte), das in einem Material unter Einfluss eines externen Magnetfeldes ausgebildet wird oder dort permanent vorhanden ist (Permanentmagnet). Die Magnetisierung M ist gleichzeitig ein Mass für die vom Material beim Anlegen des Magnetfeldes gegenüber dem Fall des B = μ H +M 0 Vakuums zusätzlich aufgebrachte magnetische Feldstärke (cf. Schwächung). ( ) -233- Magnetfeld und Materie XIII Diamagnetismus (6) Die magnetische Suszeptibilität m: • Wie auch aus Folie 231 hervorgeht, ist beim Diamagnetismus die Magnetisierung proportional zur externen magnetischen Feldstärke. M = m H e2 μ0 r02 m = nA 2m Folie 231 Magnetische Suszeptibilität • Die im diamagnetischen Material auftretende Flussdichte B ist daher: B = μ0 H + M = μ0 (1+ m ) H = μ μ H = μ H 0 r ( ) μr μ = μ0 μr μr = 1+ m : Permeabilität des Materials; μ μ0 : magnetische Feldkonstante : Permeabilitätszahl des Materials (Diamagnetismus: < 1) 33 -234- Magnetfeld und Materie XIV Diamagnetismus (6) Die magnetische Suszeptibilität m: e2 μ0 r02 m = nA 2m Beim Diamagnetismus hat die Magnetisierung M eine schwächende Wirkung auf das externe Magnetfeld. Die Magneti- sche Suszeptibilität m ist daher negativ. -235- Magnetfeld und Materie XV Paramagnetismus (1) Material mit nichtverschwindenden magnetischen Dipolmomenten: z.B. ungleiche Kreisströme (a) Statistisch in alle Richtungen weisendes Dipolmoment führt zu magnetisch passivem Materialverhalten. (b) Anlegen eines externen Magnetfeldes erzeugt ein Drehmoment auf die Dipolmomente und lässt diese in Richtung des externen Magnetfeldes drehen: Verstärkung des externen Magnetfeldes. 34 Magnetfeld und Materie XVI -236- Paramagnetismus (2) Magnetische Suszebtilität m beim Paramagnetismus: • Der Verstärkungseffekt des externen Magnetfeldes beim Paramagnetismus drückt sich im positiven Wert der magnetischen Suszeptibilität m aus. • Auch beim Paramagnetismus gilt näherungsweise die Proportionalität: M = m H μr = 1+ m > 1 • Die statistische Ausrichtung der Dipolmomente bei fehlendem externen Magnetfeld ist ein Effekt der Temperaturbewegung. • Der Wert von m ist daher temperaturabhängig. Magnetfeld und Materie XVII -237- Ferromagnetismus Weiss’sche Bezirke 180°-Wand H=0 90°-Wand • Auch ohne Anlegen eines externen Feldes existieren Bereiche mit spontan, parallel ausgerichteten Dipolmomenten (Weiss’sche Bezirke), welche durch sog. Blochwände abgegrenzt sind. • Die resultierenden magnetischen Dipolmomente aller Weiss’schen Bezirke sind statistisch in alle Richtungen ausgerichtet, so dass keine Magnetisierung von aussen festgestellt werden kann (magnetisch passiv). • 90°- bzw 180°-Blochwände bezeichnen die die Richtungswechsel des magnetischen Dipolmomentes in den beiden durch die Blochwand abgegrenzten Bezirke. • Was geschieht nun durch Anlegen eines externen Magnetfeldes? 35 Magnetfeld und Materie XVIII -238- Ferromagnetismus H=0 Weiss’sche Bezirke 90°-Wand H H 180°-Wand a) b) c) (1) Anlegen einer zunehmenden • Blochwände verschieben sich so, dass Bezirke mit ähnlicher Ausrichtung der Magnetisierung zum magnetischen Feldstärke: externen Feld vergrössert werden. • Magnetisierung wird weiter zum Feld hin gedreht. Magnetfeld und Materie XIX -239- Ferromagnetismus (2) Zusammenhang zwischen B-Feld und H-Feld: • Der Magnetisierungsprozesses des ferromagnetischen Materials im externen Feld ist wesentlich komplizierter geworden, da die Verschiebung der Blochwände einen irreversiblen Prozess darstellen. • Die Magnetisierung hängt deshalb von der «magnetischen Vorgeschichte» des Materials ab. • Der Zusammenhang zwischen der Magnetisierung M und dem H-Feld, bzw. zwischen dem B-Feld und dem H-Feld ist die jeweilige Hysterese-Kurve (hier die Funktion g bzw. f). M =g H ( ) B = μ0 H + M = f H ( ) ( ) • Der Zusammenhang zwischen dem M-, dem B- und dem H-Feld ist kompliziert und nichtlinear geworden und lässt sich nicht mehr mittels Proportionalität beschreiben: Für ferromagnetische Materialien kann keine Permeabilitätszahl r mehr definiert werden. 36 -240- Magnetfeld und Materie XX Ferromagnetismus (3) Die Hysterese-Kurve M(H): Remanente Magnetisierung Mr : Sättigungsmagnetisierung Ms : Koerzitivfeldstärke Hk : (in Richtung des externen H-Feldes, Folie 238) M r = M r eM H k = H k ( eH ) M max = M s eH Hk gross: magnetisch hart. Hk klein: magnetisch weich. Hysterese M = M eM H = H eH 37