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Die Geschichte
des Wassers auf der Erde
seit 4,6 Milliarden Jahren
1. Entstehung von Wasser im Universum
2. Herkunft des Wassers auf der Erde
(und auf anderen Planeten)
3. Die Rolle des Wassers in der
bisherigen Erdgeschichte
4. Die Zukunft des Wassers auf der Erde
Joachim Block, DLR
16. August 2016
Die Geschichte
des Wassers auf der Erde
seit 4,6 Milliarden Jahren
1. Entstehung von Wasser im Universum
2. Herkunft des Wassers auf der Erde
(und auf anderen Planeten)
3. Die Rolle des Wassers in der
bisherigen Erdgeschichte
4. Die Zukunft des Wassers auf der Erde
Wasser ist H20
Wassermoleküle bestehen aus zwei Wasserstoffatomen (H) und einem Sauerstoffatom (O), die in einem Winkel von 104,45° aneinander gebunden sind. Bei hohen
Temperaturen oder niedrigem Druck bewegen sich diese Moleküle frei (⇒ Dampf),
unter 0 °C ordnen sie sich in einem Kristallgitter an (⇒ Eis). Dazwischen bewirken
schwache Brückenbindungen eine „geschmeidige“ Kopplung (⇒ Flüssigkeit)
Im frühen Universum konnte es noch kein Wasser geben…
Wasserstoff
Helium
… denn außer Wasserstoff und Helium existierten die chemischen Elemente
unseres Periodensystems anfangs noch gar nicht. Auch Sauerstoff gab es
noch nicht, und damit natürlich auch kein H2O
Alle anderen Elemente sind erst in den Sternen entstanden
Alle Sterne gewinnen Energie aus der Fusion von Wasserstoff zu Helium. Größere
Sterne erzeugen am Ende ihres „Lebens“ auch schwerere Elemente bis zum Eisen
Bei Supernova-Explosionen schwerer Sterne werden dann
sämtliche Elemente erzeugt und in den Raum geschleudert
Dadurch werden die Gaswolken im interstellaren Raum im Laufe von Jahrmilliarden
allmählich mit allen Elementen angereichert. Auch chemische Verbindungen (wie
H2O ) können sich jetzt bilden. Sterne jüngerer Generationen bekommen diesen
„Mix“ bei ihrer Entstehung dann schon mit – wie unsere Sonne vor 4,6 Mrd. Jahren
Gaswolken kontrahieren ⇒ neue Sterne entstehen
Akkretionsscheibe um
den jungen Stern HL Tauri
Akkretionsscheiben
im Orionnebel
Sobald im Zentrum lokaler Kontraktionen
Druck und Temperatur hoch genug sind,
zündet die Kernfusion, und ein neuer Stern
beginnt zu leuchten. Um ihn herum sammelt
sich die Materie in einer Akkretionsscheibe.
Dieser Vorgang kann heute mit Weltraumteleskopen gut beobachtet werden.
Auch die Ur-Sonne hatte einst solch eine Scheibe um sich…
Die Zusammenballung der festen Partikel in der Scheibe um die Ur-Sonne (→ hier
in künstlerischer Darstellung) zu immer größeren Körpern geschah relativ schnell.
4,56 Milliarden Jahre vor heute waren die Planeten der Sonne im wesentlichen fertig
– und sehr heiß, weil die Energie der ständigen Einschläge sie aufgeheizt hatte
Aufschmelzen der Ur-Erde vor 4,56 Milliarden Jahren
Die von den Einschlägen erzeugte Hitze führte zum Aufschmelzen wie in einem
Hochofen: Das Eisen sank in den Kern der Ur-Erde, die leichteren Silikate lagerten
sich als Gesteinsmantel darüber ab. Auf den Nachbarplaneten war es genauso.
Für Wasser (und für organische Moleküle) waren die frühen Planeten viel zu heiß
Nochmaliges Aufschmelzen bei der Entstehung des Mondes
Vor 4,51 Milliarden Jahren kollidierte die Ur-Erde mit einem anderen Protoplaneten
(Theia). Aus dem herausgeschleuderten Mantelmaterial kondensierte der Mond, und
die Erdachse wurde durch den Aufprall um 23 Grad gegen die Senkrechte gekippt
Aber wo kam nun unser Wasser her ?
Die protosolare Scheibe um die junge Sonne (→ Bild) hatte zweifellos auch
im Innenbereich Wasser enthalten, aber nach der Bildung der Erde und ihrer
Nachbarplaneten war es dort zunächst noch zu heiß, um Wasser festzuhalten.
Außerhalb einer gewissen „Gefriergrenze“ in größerem Abstand von der Sonne
waren hingegen massenhaft wasserhaltige Körper (Kometen, Asteroiden)
kondensiert. Sie bildeten ein entscheidendes Reservoir, wie wir heute wissen
Die Geschichte
des Wassers auf der Erde
seit 4,6 Milliarden Jahren
1. Entstehung von Wasser im Universum
2. Herkunft des Wassers auf der Erde
(und auf anderen Planeten)
3. Die Rolle des Wassers in der
bisherigen Erdgeschichte
4. Die Zukunft des Wassers auf der Erde
Joachim Block, DLR
16. August 2016
Die Erwartung
der frühen
Jahre – alles bemannt !
Nach
der Erkaltung
: Ein „Kometenbombardement“
Kometen und Asteroiden aus den äußeren
Bereichen des jungen Sonnensystems haben
vor ca. 4 Milliarden Jahren massenhaft die
allmählich erkaltenden Planeten „bombardiert“
und ihr Wasser mitgebracht. Zuerst verdampfte
alles, regnete später in einem Dauerregen ab
und bildete die ersten Ozeane
Erforschung der Schlüsselrolle der Kometen
Die europäische Forschungsmission ROSETTA
zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko,
an der auch Braunschweiger Institute maßgeblich
beteiligt sind, hat viele Erkenntnisse zur Herkunft
des irdischen Wassers und der darin gelösten
organischen Moleküle gebracht
x
Evolution der ersten „lebendigen“ Biomoleküle in den
Ozeanen des Archaikums vor ≈ 3,8 Milliarden Jahren
Vom ROSETTA-Lander gefundene organische
Moleküle auf 67P / Churyumov-Gerasimenko
Unser Nachbar Mars hat sein
Wasser weitgehend verloren…
Sandüberwehte alte Eisschollen
Ausgetrocknete Flussläufe
Wassereis nahe dem Mars-Nordpol
… während es weiter draußen
viel wasserreichere Welten gibt
Etliche Monde im äußeren Sonnensystem
enthalten prozentual viel mehr Wasser als
die Erde und besitzen bis zu 100 km tiefe
Ozeane unter einer oberflächlichen Eisdecke.
Auf dem Saturnmond Enceladus (→ Bild links)
gibt es sogar Geysire, die Wasserdampf tief in
den Weltraum hinausschleudern
Die Erwartung
der frühen
Jahre seit
– alles
!
Irdischer
Wasservorrat:
konstant
3,8 bemannt
Mrd. Jahren
1,46 Milliarden km3 Wasser
Die Geschichte
des Wassers auf der Erde
seit 4,6 Milliarden Jahren
1. Entstehung von Wasser im Universum
2. Herkunft des Wassers auf der Erde
(und auf anderen Planeten)
3. Die Rolle des Wassers in der bisherigen
Erdgeschichte
4. Die Zukunft des Wassers auf der Erde
Joachim Block, DLR
16. August 2016
Stromatolithen – seit 3,5 Milliarden Jahren
Stromatolithen sind Ablagerungen
mit jeweils einer dünnen phototropen
Mikrobenmatte an der Oberfläche.
(Foto: eines der letzten rezenten
Vorkommen in Australien, Shark Bay)
Cyanobakterien trieben als erste Organismen
Photosynthese. Vor 2,5 Milliarden Jahren
begann die Atmosphäre freien Sauerstoff zu
enthalten und nur wenige Mikroorganismen,
die ihn vertragen konnten, überlebten.
Zeitweise zugefrorene Ozeane im Präkambrium
ganz zugefroren ?
fast zugefroren ?
Nach dem „Great Oxigenation Event“ kam es vor ca. 2,3 Milliarden Jahren zum
ersten Mal, und dann im „Cryogenium“ (vor 850 - 630 Mio. Jahren ) zum zweiten
Mal zu einer Totalvereisung der Erde („Schneeball-Erde“). Das war auch deshalb
möglich, weil die Sonneneinstrahlung damals noch schwächer war.
Nur die weiterlaufende Plattentektonik erzeugte beide Male genug Treibhausgase, um die Erde schließlich wieder aufzutauen
DieDie
Erwartung
der frühen
Jahre – alles(Ediacarium)
bemannt !
Erde im späten
Proterozoikum
Als die Erde 4 Milliarden Jahre alt wurde (kurz
vor Beginn des Kambriums) hätten wir sie noch
nicht als unseren Heimatplaneten erkannt…
South
Pole
Die Kontinente waren völlig anders angeordnet
und noch gänzlich unbelebt. In den Meeren hatte
es bis dahin nur Einzeller gegeben, aus denen
sich gerade erst die ersten Vielzeller entwickelten
In den Ozeanen des Kambriums beginnt vor
542 Millionen Jahren die Vielfalt des Lebens
Die vier Kontinente, die es im Kambrium gibt (Gondwana, Laurentia,
Baltica und Sibiria), sind noch unbelebt. Erst im Ordovizium und Silur
geht das Leben an Land, im Devon die ersten Wirbeltiere
Paläozoikum: Erste Blütezeit des Lebens
Zwischen der kambrischen Revolution
(542 Mio. Jahre vor heute) und dem Ende
des Perm (251 Mio. Jahre vor heute) hat
das irdische Leben seine erste Hochblüte,
seit dem Devon auch an Land
Die größte biologische Katastrophe aller Zeiten
Das Zechsteinmeer
breitet sich in ganz
Norddeutschland aus
Tethys
Pangäa
Panthalassa
Vor 251 Millionen Jahren lassen riesige Vulkanausbrüche (Trapps) in Sibirien
die Temperaturen drastisch steigen, auch im Ozean. Dadurch kippt der Ozean
chemisch um (Methan aus Methanhydrat wird frei). 96 Prozent aller Arten sterben.
Trias und Jura
Panthalassa
Tethys
Die große Zeit der Dinosaurier
In der Trias muss sich die höhere Tierwelt von
neuem entwickeln. Dominant werden die
Reptilien, vor allem die Saurier. Im Jura
beherrschen sie die Erde.
Die Erde in der Kreidezeit : eisfrei und warm
Die Öffnung des Atlantiks schreitet immer weiter fort. Indien hat sich von der
Antarktis getrennt und wandert nach Norden. Australien wird bald folgen.
Der Meeresspiegel liegt sehr hoch, große Bereiche der Kontinente sind von
Flachmeeren überflutet. Auch Braunschweig liegt im flachen Kreidemeer.
Die
der
frühen
Jahre
– alles bemannt
!
DerErwartung
aufgefaltete
Boden
des
Kreidemeers
bei
Hoppenstedt am Fallstein (südöstlich Hornburg)
Der Meeresspiegel lag in der Kreidezeit 400 Meter höher !
Cenoman
Turon
Entdeckung der Iridiumanomalie in der 65 Millionen Jahre
alten Kreide-Tertiär-Grenzschicht durch W. Alvarez (1978)
tertiäre Fossilien
(z.B. höhere Säugetiere)
kreidezeitliche Fossilien
(z.B. Dinosaurier)
Chicxulub : Einschlag eines 10 km großen Asteroiden
•
•
•
•
•
•
Hitze- und Druckwelle tötet sofort alle Lebewesen in riesigem Umkreis
Feuerwalze läuft um die ganze Erde und setzt sämtliche Wälder in Brand
Extrem dichte Rauch- und Aschewolken verdunkeln die Atmosphäre jahrelang
Kälte und Dunkelheit bringen die Photosynthese weitgehend zum Erliegen
Zahllose Gattungen sterben, darunter alle Saurier (außer den Vögeln)
So endet die Kreidezeit (und damit das Mesozoikum). Das Tertiär beginnt
Die europäische Südküste im mittleren Tertiär (Oligozän)
FABL-Vortrag / BLM-Reihe „Archäologie am Mittwoch“
19. Januar 2011
Joachim Block
Im Oligozän (30 Mio. Jahre vor heute) ragen
bereits große Teile der Alpen aus dem Meer,
die Karpaten jedoch noch nicht. Der Boden
des einstigen Tethysmeeres ist weitgehend
subduziert, oberflächennahe Krustenteile
werden mit den Alpen aufgefaltet
In den
Eiszeiten
Pleistozäns
Die Erwartung der
frühen
Jahre –des
alles
bemannt !lag der
Meeresspiegel 100 m tiefer als heute
Der Boden der Nordsee war Festland → „Doggerland“
Die Erwartung der frühen Jahre – alles bemannt !
Die Verteilung des irdischen Wassers heute
Die Geschichte
des Wassers auf der Erde
seit 4,6 Milliarden Jahren
1. Entstehung von Wasser im Universum
2. Herkunft des Wassers auf der Erde
(und auf anderen Planeten)
3. Die Rolle des Wassers in der bisherigen
Erdgeschichte
4. Die Zukunft des Wassers auf der Erde
Joachim Block, DLR
16. August 2016
Zunächst einmal ist das Pleistozän keineswegs zu Ende…
Was wir „Holozän“ nennen (= die geologische Jetztzeit) ist vermutlich nur ein
Interglazial – wie die Warmzeiten zwischen Elster-, Saale- und Weichseleiszeit
Eem
Holozän
+4
Elster
Saale
hoch
Weichsel
0
-4
-8
Temperatur
CO2
Methan
- 12
400
300
Relative Kohlendioxidund Methankonzentration
Temperatur im Verhältnis
zum heutigen Klima
Holstein
niedrig
200
100
0
Tausend Jahre vor heute
Ob die gegenwärtige anthropogene Erwärmung diese Abfolge unterbricht oder
nur verzögert, wird sich noch herausstellen.
Die Sonne wird heißer und bläht sich auf
Leuchtkraft der Sonne
Heute = 100 %
Alter des Sonnensystems in Milliarden Jahren
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Ende der Erde
höheres Leben
nicht mehr
möglich
bisherige Erdgeschichte
Ozeane verkochen,
kein Leben mehr
Sonnenaufgang in 4 Milliarden Jahren
Unsere Sonne wird sich zum „Roten Riesen“ aufblähen, schließlich ihre Hülle abwerfen
und im Kern zu einem „Weißen Zwerg“ kollabieren. Sterne mit mehr als dem 1,44-fachen
der Sonnenmasse kollabieren noch weiter zu Pulsaren oder Schwarzen Löchern.
Zusammenfassung (1)
•
Wasser ist eine der einfachsten chemischen Verbindungen im Universum.
Es besteht aus zwei Elementen, nämlich Wasserstoff und Sauerstoff.
•
Im frühen Universum gab es jedoch weder Wasser noch irgendwelche festen
Körper (auch noch keine Planeten), weil sämtliche Elemente außer Wasserstoff und Helium erst später durch Kernfusion in den Sternen erzeugt wurden.
•
Erst nachdem das Universum einige Milliarden Jahre alt war und hinreichend
viele Sterne entstanden und inzwischen auch schon wieder explodiert waren,
reicherte sich das interstellare Gas allmählich mit diesen Elementen an. Damit
wurde u.a. auch die Bildung von Wasser möglich.
•
Sterne späterer Generationen (wie z.B. unsere Sonne) bekamen dann schon
genügend viel von diesen Elementen mit, um auch feste Planeten zu bilden.
•
Die Entstehung unseres eigenen Sonnensystems begann vor 4,6 Milliarden
Jahren. Die Bildung der Erde und ihrer Schwesterplaneten war ein phasenweise sehr heißer Prozess. Wasserreiche Körper (z.B. Kometen) kondensierten
vorzugsweise in den kühleren sonnenferneren Bereichen des Sonnensystems.
Zusammenfassung (2)
•
Ein Großteil des Wassers (und alle organischen Moleküle, die für die
Entstehung des Lebens unerlässlich waren) wurden erst nachträglich durch
Kometen und Asteroiden auf die Planeten gebracht.
•
Die Erde hat ihren damals angesammelten Wasservorrat von 1,46 Mrd. km3
durch die bisherige Erdgeschichte gut bewahrt (während z.B. der Mars den
seinen weitgehend verloren hat). Auch die Entwicklung des Lebens und die
Plattentektonik haben den Wasservorrat der Erde als solchen nicht berührt.
•
Über alle Klimaschwankungen der „näheren“ Zukunft hinweg (anthropogene
Erwärmung, neue Eiszeiten…) wird die Sonne langfristig heißer werden, bis
sie sich in ca. 5 Milliarden Jahren zum „Roten Riesen“ aufblähen wird. Diese
Entwicklung ist sicher und unabwendbar. Schon lange vorher, in bereits etwa
2 – 3 Milliarden Jahren, werden die irdischen Ozeane verkochen.
•
Der irdische Wasservorrat wird sich dabei in heißen Dampf verwandeln und
allmählich mitsamt der gesamten Atmosphäre vom enorm gesteigerten
Sonnenwind in den Weltraum geblasen werden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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