pneumo frankfurt kompakt – Ausgabe 10 / 2016 Neue Perspektiven bei der Mukoviszidose-Behandlung Mutationsspezifische Therapie mit Kalydeco oder Orkambi Die genetisch bedingte, rezessiv, autosomal vererbte Mukoviszidose ist noch nicht heilbar und die Behandlung bleibt bislang symptom-orientiert, hauptsächlich gegen Atemwegs- und Lungenbeschwerden, wie auch gegen Symptome aus dem gastrointestinalen Bereich. Seitdem 1989 das Mukoviszidose-Gen identifiziert wurde, suchen Forscher nach Möglichkeiten einer Gentherapie und/oder nach Therapien, die den Basisdefekt korrigieren könnten. Der Basisdefekt resultiert aus der genetisch bedingten fehlerhaften CFTR-Proteinbildung, die zu einer Störung des Chloridkanals in der Zellenoberfläche und damit zu einer erhöhten Natrium-Resorption und einem verminderten Ausstrom von Chlorid-Ionen aus der Zelle führt. Erschwerend kommt hinzu, dass inzwischen nahezu zweitausend verschiedene Mutationen identifiziert wurden, die eine Mukoviszidose hervorrufen können. In den letzten Jahren ist es jedoch tatsächlich gelungen, eine mutationsspezifische Therapie für wenige Mutationen zu entwickeln. Das erste zugelassene Medikament mit dem Wirkstoff Ivakaftor (Kalydeco) kann seit wenigen Jahren bei Patienten mit neun verschiedenen Mutationen eingesetzt werden. Die häufigste davon ist die Mutation G551D, die mindestens heterozygot beim Patienten auftreten muss. Das Auftreten der Mutationen ist jedoch sehr selten und kommt in Deutschland in 2-4% der Erkrankten vor. Ivacaftor ist ein Potentiator mit der Eigenschaft die Aktivität der CFTR-Kanäle so zu verändern, dass Patienten beim Ansprechen auf die Therapie eine Verbesserung der Lungenfunktion und einen Abfall der Exazerbationen zeigen. Ende 2015 wurde ein zweites Medikament mit dem Namen Orkambi und den Wirkstoffen Ivacaftor/Lumacaftor für die Behandlung von Mukoviszidose-Patienten ab 12 Jahren mit der häufigsten Mutation (Homozygotie dF508) auf den Markt gebracht. In diesem Fall wurde ein Potentiator (Ivacaftor) mit einem Korrektor (Lumacaftor) kombiniert. Studien haben gezeigt, dass es unter der Therapie mit Orkambi zu einer nur sehr leichten Verbesserung der Lungenfunktion gekommen ist, vor allem besserte sich aber die Exazerbationsrate und damit führt das Medikament zu einer Verbesserung des Krankheitsverlaufs. Unklar bleibt jedoch weiter, ob die Kombination Lumacaftor/Ivacaftor bei den dF508 homozygoten Patienten tatsächlich mindestens teilweise den Basisdefekt korrigiert und damit abschwächen kann. Die pneumo frankfurt kompakt – Ausgabe 10 / 2016 vorliegenden Studiendaten sind ausreichend, um die Indikation für die Therapie bei homozygoten dF508-Patienten Voraussetzungen zu stellen. Medikamentengabe und dem mit Da laut Fachinformation jedoch Basisdefekt der vorliegenden Zusammenhang unklar geblieben ist, zwischen dauern in Deutschland Bemühungen an, dass bei Patienten, welche für die Therapie in Frage kommen, vor Untersuchungen Therapiebeginn wie im Schweißtest, Rahmen Messung einer der Studie nasalen standarisierte transepithelialen Potentialdifferenz (NPD) und eine intestinale Strommessung (ICM) an der Rektumschleimhautbiopsie in einer Ussingkammer durchzuführt werden. Damit will man versuchen, den Einfluss auf den Basisdefekt besser zu verstehen und genauer zu klären, wer von der Therapie besonders gut profitiert und wer mehr Nebenwirkungen ohne wesentliches Ansprechen auf das Medikament erleidet. Bei der mutationsspezifischen Therapie handelt es sich um eine lebenslange und auch eine sehr teure Therapie, daher ist die Indikation von erfahrenen CF-Ärzten zu stellen und auch erst nach entsprechenden Vorbereitungen einzuleiten. Christina Smaczny, 22.08.2016