Faktenbox HPV-Impfung

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Faktenbox HPV-Impfung
Nutzen und Risiken im Überblick
Jede medizinische Behandlung bringt Nutzen und Risiken mit sich. Diese Faktenbox kann Sie bei Ihrer
Entscheidung und der Vorbereitung des Arztbesuchs unterstützen.
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Wie hilft Ihnen diese Faktenbox?
Es gibt häufig mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Ihre eigenen Bewertungen von Nutzen und Risiken der jeweiligen Maßnahmen sind wichtig für
die richtige Entscheidung. Diese Faktenbox hilft Ihnen, Nutzen und Risiken
der HPV-Impfung abzuwägen. Sie zeigt, ob durch die Impfung weniger
Personen an Zellveränderungen und Genitalwarzen erkranken und wie
häufig Nebenwirkungen auftreten. Die Informationen und Zahlen stellen
keine endgültige Bewertung dar. Die Zahlen in der Faktenbox basieren auf
den derzeit besten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Was ist das Ziel der Behandlung?
Die HPV-Impfung soll die Entstehung von HPV-Infektionen, die zu Gebärmutterhalskrebs führen können, verhindern.
Was hat HPV mit
Gebärmutterhalskrebs zu tun?
Gebärmutterhalskrebs ist ein langsam wachsender Krebs, der unter
anderem auf sexuell übertragbare Infektionen zurückgeführt werden
kann. In den allermeisten Fällen werden Gebärmutterhalskrebs und seine
Vorstufen durch dauerhafte Infektionen mit humanen Papillomaviren
(HPV) verursacht. Ein Großteil der sexuell aktiven Frauen und Männer
infizieren sich einmal im Laufe ihres Lebens mit HPV. Es gibt mehr als 150
verschiedene Typen des HP-Virus.
Bei HPV 6 und 11 handelt es sich um sogenannte Niedrigrisikotypen. Sie
können Feigwarzen in der Scheide, an den Schamlippen, im Damm- oder
Afterbereich oder beim Mann zusätzlich an Penis und Hodensack verursachen. Bei HPV 16 und 18 handelt es sich hingegen um sogenannte
Hochrisikotypen, die bei ca. 70 bis 90 von 100 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs vorliegen.
Bei einer dauerhaften Infektion mit HPV können sich bei Frauen sogenannte zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN) entwickeln. Dabei
handelt es sich um mögliche Krebsvorstufen, die je nach Schweregrad
von 1 bis 3 bewertet werden. CIN 3 sind schwere Zellveränderungen und
damit die unmittelbaren Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses. Ca. 5 bis
10 von 100 Frauen, deren HPV-Testergebnis mindestens zwei Jahre lang
positiv ist, entwickeln eine Krebsvorstufe oder Gebärmutterhalskrebs.
Bei Männern nennen sich die Zellveränderungen penile intraepitheliale
Neoplasien (PIN).
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Für wen wird eine
HPV-Impfung empfohlen?
Für einen effektiven Impfschutz empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren zwei Impfungen im
Abstand von 6 Monaten. Für Jugendliche über 14 wird eine dreifache
Impfung empfohlen, wobei zwischen der ersten und der zweiten Dosis ein
Monat liegen sollte. Die Impfung sollte möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr stattfinden, um die Möglichkeit einer bereits bestehenden HPV-Infektion auszuschließen.
Können auch Jungen und Männer
von HPV betroffen sein?
Die humanen Papillomaviren (HPV) können auch die Geschlechtsorgane
von Jungen und Männern infizieren, jedoch seltener als bei Frauen. Die
Entzündungen können zu HPV-assoziierten Läsionen (Hautveränderungen) am Penis sowie zu Penis- und Analkrebs führen. Die HPV-Impfung
schützt gegen Krebsvorstufen und Genitalwarzen. Derzeit laufende
Studien untersuchen, wie viele Männer geimpft werden müssten, damit
Frauen bei geringer Impfteilnahme vom Impfschutz der Männer profitieren würden.
Welche Impfstoffe für die
HPV-Impfung gibt es?
Gegen Infektionen mit HPV sind in Deutschland zwei Impfstoffe zugelassen:
Gardasil® und Cervarix®. Beide schützen vor den HPV-Typen 16 und 18 und
Gardasil® zusätzlich vor den HPV-Typen 6 und 11.
Die Informationen zum Nutzen und zu Risiken der HPV-Impfung in dieser Faktenbox beziehen sich nur auf den Impfstoff Gardasil®.
Erklärende Informationen
zum Verständnis der Grafiken
Die Zahlen zum Nutzen der HPV-Impfung beziehen sich auf Frauen und Männer
zwischen 16 und 26 Jahren, die eine HPV-Impfung mit dem Impfstoff Gardasil®
oder eine „Scheinimpfung“ (Placebo) erhielten.
Die Zahlen zu den Risiken der Impfung beziehen sich auf Mädchen und Frauen
zwischen 9 und 26 Jahren, die eine HPV-Impfung mit dem Impfstoff Gardasil®
oder eine „Scheinimpfung“ (Placebo) erhielten. Anders als die Zahlen zum Nutzen,
beziehen sich die Zahlen zu den Risiken nur auf jene Mädchen und Frauen, welche
unmittelbar nach der Impfung zwei Wochen lang beobachtet werden konnten.
Könnte man hingegen alle Geimpften betrachten, wären kleine Schwankungen der
Zahlen zu erwarten. Die Effekte sind davon unbenommen.
NUTZEN
Wie viele Frauen entwickelten nach ca. 3 ½ Jahren schwere Zellveränderungen (CIN 3)?
Frauen mit Scheinimpfung
Frauen mit HPV-Impfung (Gardasil)
2 von 100 Frauen
entwickelten schwere Zellveränderungen.
1 von 100 Frauen
entwickelte schwere Zellveränderungen.
98 von 100 Frauen
99 von 100 Frauen
entwickelten keine schweren Zellveränderungen.
entwickelten keine schweren Zellveränderungen.
Wie viele Frauen erkrankten in einem Zeitraum von ca. 3,5 Jahren nach der Impfung an Genitalwarzen?
Frauen mit Scheinimpfung
Frauen mit HPV-Impfung (Gardasil)
4 von 100 Frauen
Weniger als 1 von 100 Frauen
erkrankten an Genitalwarzen.
96 von 100 Frauen
Mehr als 99 von 100 Frauen
erkrankten nicht an Genitalwarzen.
erkrankten an Genitalwarzen.
erkrankten nicht an Genitalwarzen.
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Wie viele Männer erkrankten nach ca. 3 Jahren an Genitalwarzen?
Männer mit Scheinimpfung
Männer mit HPV-Impfung (Gardasil)
4 von 100 Männern
erkrankten an Genitalwarzen.
1 von 100 Männern
erkrankte an Genitalwarzen.
96 von 100 Männern
99 von 100 Männern
erkrankten nicht an Genitalwarzen.
erkrankten nicht an Genitalwarzen.
Wie viele Männer entwickelten nach ca. 3 Jahren mäßige bis schwere Zellveränderungen (PIN 2 oder PIN 3)?
In den Vergleichsgruppen gab es keinen Unterschied. Es entwickelte jeweils weniger als 1 von 100 Personen
mäßige bis schwere Zellveränderungen.
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RISIKEN
Bei wie vielen Frauen wurde ein Jahr nach der Impfung eine sexuell übertragbare Krankheit
(z. B. Chlamydien, Syphilis), gegen die die Impfung nicht schützt, gefunden?
In den Vergleichsgruppen gab es keinen Unterschied. Es wurde jeweils bei weniger als 1 von 100 Frauen
eine sexuell übertragbare Krankheit gefunden, gegen die die Impfung nicht schützt.
Bei wie vielen Frauen traten innerhalb der ersten fünf Tage durch die Impfung Schmerzen an
der Einstichstelle auf?
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Frauen mit Scheinimpfung
Frauen mit HPV-Impfung (Gardasil)
Bei 49 von 100 Frauen
traten Schmerzen an der Einstichstelle auf.
Bei 84 von 100 Frauen
traten Schmerzen an der Einstichstelle auf.
Bei 51 von 100 Frauen
traten keine Schmerzen an der Einstichstelle auf.
Bei 16 von 100 Frauen
traten keine Schmerzen an der Einstichstelle auf.
Bei wie vielen Frauen traten Schwellungen an der Einstichstelle auf?
Frauen mit Scheinimpfung
Frauen mit HPV-Impfung (Gardasil)
Bei 7 von 100 Frauen
traten Schwellungen an der Einstichstelle auf.
Bei 25 von 100 Frauen
traten Schwellungen an der Einstichstelle auf.
Bei 93 von 100 Frauen traten keine
Schwellungen an der Einstichstelle auf.
Bei 75 von 100 Frauen traten keine
Schwellungen an der Einstichstelle auf.
Bei wie vielen Frauen traten Hautrötungen und Hautirritationen an der Einstichstelle auf?
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Frauen mit Scheinimpfung
Frauen mit HPV-Impfung (Gardasil)
Bei 12 von 100 Frauen traten Hautrötungen
und –irritationen an der Einstichstelle auf.
Bei 25 von 100 Frauen traten Hautrötungen
und –irritationen an der Einstichstelle auf.
Bei 88 von 100 Frauen traten keine
Hautrötungen und –irritationen an der
Einstichstelle auf.
Bei 75 von 100 Frauen traten keine
Hautrötungen und –irritationen an der
Einstichstelle auf.
Bitte beachten Sie, dass die Zahlen keine endgültige Bewertung der Impfung darstellen. Die
Größenordnung der Wirkungen basiert auf den derzeit besten medizinischen Erkenntnissen.
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Was können wir aus der
Faktenbox schließen?
Bis dato kann die Anzahl von verhinderten Erkrankungen und Todesfällen
durch Gebärmutterhalskrebs aufgrund mangelnder Langzeitdaten von geimpften Mädchen und Frauen nicht bestimmt werden. Jedoch bietet die HPV-Impfung einen gewissen Schutz gegen Genitalwarzen und Krebsvorstufen (CIN
1-CIN 3). Damit werden bei betroffenen Frauen operative Eingriffe verhindert.
Außerdem sind die Risiken der HPV-Impfung gering.
Was sollte noch beachtet werden?
Der HPV-Test kann durch einen Abstrich vom Muttermund ärztlich durchgeführt werden. Der HPV-Test wird aktuell in Deutschland von den GKV nur in
bestimmten Fällen wie nach operativen Eingriffen aufgrund von Präkanzerosen oder Zervixkarzinom oder zur Abklärung bei auffälligen oder unklaren
Befunden des PAP-Abstrichs finanziert. Da die verfügbaren Impfstoffe nicht
gegen alle Gebärmutterhalskrebs verursachenden HP-Viren schützen, sollte
dennoch die Wahrnehmung der Früherkennungsmaßnahmen in Betracht
gezogen werden.
Welche alternativen Schutzmöglichkeiten vor einer Infektion
gibt es?
Kondome bieten einen Teilschutz gegen HPV-Infektionen.
Über diese Faktenbox
Die Faktenbox zur HPV-Impfung wurde vom Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung erstellt.
Die Informationen in der Faktenbox wurden folgenden Quellen entnommen:
[1] Schiffman M, Solomon D. Cervical-cancer screening with human papillomavirus and cytologic cotesting.
N Engl J Med 2013;369(24):2324–2331. doi:10.1056/NEJMcp1210379
[2] Dillner J, Kjaer SK, Wheeler CM, et al. Four year efficacy of prophylactic human papillomavirus quadrivalent
vaccine against low grade cervical, vulvar, and vaginal intraepithelial neoplasia and anogenital warts: randomised
controlled trial. BMJ 2010;341:c3493. doi:10.1136/bmj.c3493
[3] U.S. Food and Drug Administration. Gardasil Package Insert. 2015.http://www.fda.gov/downloads/BiologicsBloodVaccines/Vaccines/ApprovedProducts/UCM111263.pdf (accessed 9 Dec2015).
[4] Jena AB, Goldman DP, Seabury SA. Incidence of sexually transmitted infections after human papillomavirus
vaccination among adolescent females.
JAMA Intern Med 2015;175:617. doi:10.1001/jamainternmed.2014.7886
[5] Kjaer SK, Sigurdsson K, Iversen O-E, et al. A pooled analysis of continued prophylactic efficacy of quadrivalent
human papillomavirus (Types 6/11/16/18) vaccine against high-grade cervical and external genital lesions.
Cancer Prev Res Phila Pa 2009;2:868–78. doi:10.1158/1940-6207.CAPR-09-0031
[6] Markowitz LE, Dunne EF, Saraiya M, et al. Human papillomavirus vaccination: recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP). MMWR Recomm Rep Morb Mortal Wkly Rep Recomm Rep
Cent Dis Control 2014;63:1–30.
[7] Giuliano, AR, Palefsky, JM, Goldstone, S, et al. Efficacy of Quadrivalent HPV Vaccine against HPV Infection
and Disease in Males. New England Journal of Medicine 2011, 364(5), 401-411. doi: 10.1056/NEJMoa0909537
Aktualisiert: Februar 2016
Haftungshinweis:
Diese Faktenbox wurde mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Dennoch können wir keine Gewähr für die
Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Inhalte geben. Gleiches gilt insbesondere für die Inhalte externer
Links. Insbesondere ersetzt die Faktenbox keinen Arztbesuch oder eine ärztliche Beratung und Untersuchung.
Die in den Faktenboxen veröffentlichten Informationen sollen Ihnen als Unterstützung für die Vorbereitung
des Arztgespräches dienen.
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