Himmelserscheinungen im Dezember: Die Cepheiden – ein Schlüssel zur kosmischen Entfernungsskala - NZZ Sternenhimmel Himmelserscheinungen im Dezember Die Cepheiden – ein Schlüssel zur kosmischen Entfernungsskala Die Cepheiden sind Sterne, die periodisch ihre Helligkeit verändern. Anhand dieser Sterne können wir heute ermessen, wie weit andere Galaxien von uns entfernt sind. von Felicitas Mokler Am Dezemberhimmel raunen uns tief im Nordwesten noch Leier und Schwan aus den Sommertagen zu. Im Südwesten versinkt der Wassermann am Horizont. Höher im Südwesten finden wir die markante Sternkonstellation aus Pegasus und Andromeda. Auf der Ekliptik darunter ziehen die Fische vorüber. Im Südosten bietet das grossflächige Wintersechseck Orientierung. Es setzt sich aus den hellsten Sternen der auffälligen Wintersternbilder zusammen: Aldebaran, dem blutunterlaufenen Auge im Stier, Kapella, dem Hauptstern im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen, Prokyon im Kleinen Hund, Sirius im Grossen Hund und Rigel im Orion. Nicht weit vom Himmelspol entfernt gen Westen geneigt steht das eher unscheinbare Sternbild des Kepheus. Wie Kassiopeia ist auch ihr Gemahl so weit nördlich am Firmament verewigt, dass er von unseren Breiten aus betrachtet niemals unter dem Horizont verschwindet und sich daher die gesamte Nacht beziehungsweise das ganze Jahr über beobachten lässt. Im Jahr 1784 bemerkte der englische Astronom John Goodricke, dass der vierthellste Stern dieser Konstellation, Delta Cephei, regelmässig seine Helligkeit ändert. Mit einer Periode von nur 5,3 Tagen wird er zunächst heller und schliesslich wieder dunkler. Auch in seinem Minimum ist der Stern noch gut mit blossem Auge sichtbar, der Unterschied zum Maximum beträgt etwa eine Grössenklasse. So lässt sich der gesamte Helligkeitsverlauf auch gut ohne astronomische Hilfsmittel verfolgen. Vor rund 100 Jahren katalogisierte die Amerikanerin Henrietta Swan Leavitt 1777 veränderliche Sterne in den Magellanschen Wolken. Der damalige Direktor des Harvard College Observatory, Edward Pickering, hatte sie und eine ganze Reihe weiterer Frauen angestellt, um Fotoplatten mit Sternaufnahmen auszuwerten. Dabei stiess Leavitt auf 25 Sterne in der kleinen Magellanschen Wolke, deren Helligkeit nach dem Muster von Delta Cephei schwankte. Sie fand heraus, dass die Periode der Cepheiden umso länger war, je heller die Sterne an sich strahlten. Damit entdeckte sie die Periode-Helligkeit-Beziehung für diesen Sternentyp. Zum damaligen Zeitpunkt kannte man allerdings noch nicht die Entfernung zur kleinen Magellanschen Wolke und glaubte sogar, sie sei Teil der Milchstrasse. Wenig später gelang es jedoch, die Entfernung ähnlicher Cepheidensterne innerhalb der Milchstrasse zu bestimmen und damit ihre Helligkeit zu eichen. http://www.nzz.ch/wissenschaft/sternenhimmel/die-cepheiden--ein-schluessel-zur-kosmischen-entfernungsskala-1.18653197 Himmelserscheinungen im Dezember: Die Cepheiden – ein Schlüssel zur kosmischen Entfernungsskala - NZZ Sternenhimmel Damit liess sich die von Leavitt gefundene Relation auf rein stellare Grössen zurückführen: Die Cepheiden gehorchten einer einfachen PeriodeLeuchtkraft-Beziehung. Mit dieser Erkenntnis war den Astronomen ein wichtiges Werkzeug zur Entfernungsbestimmung in die Hände gelegt. Kennt man nämlich die Periode eines Cepheiden-Veränderlichen, lässt sich seine Leuchtkraft erschliessen und aus dieser Grösse und der beobachteten Helligkeit wiederum seine Entfernung bestimmen. Mit heutigen Observatorien wie dem Hubble-Teleskop können Astronomen Cepheiden selbst in Galaxien beobachten, die bis zu 60 Millionen Lichtjahre entfernt sind. Somit spielen sie eine Schlüsselrolle bei der Festlegung der kosmischen Entfernungsskala. Dass die Leuchtkraft der Cepheiden periodisch schwankt, hat mit dem Alter dieser Sterne zu tun. Sie haben ihre besten Jahre bereits hinter sich und sind mit der Zeit instabil geworden. In diesem Zustand heizen sich die äusseren Sternschichten zunächst stark auf, der Stern wird heller, er gewinnt an Leuchtkraft. Die abgestrahlte Energie reicht aber nicht aus, um das thermodynamische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, daher dehnt sich schliesslich die Hülle aus. Dabei kühlt der Stern ab und wird wieder dunkler, die Hülle zieht sich zusammen, und der ganze Prozess beginnt wieder von vorne. Lauf des Mondes: Zu Monatsbeginn, am 3. 12., steht der abnehmende Halbmond im Sternbild Löwe. Zu Neumond befindet sich der Erdtrabant am 11. 12. im Schlangenträger. Der wieder zunehmende Halbmond ist am 18. 12. in den Fischen aufzufinden. Am 25. 12. steht der Vollmond in den Zwillingen. Lauf der Planeten: Merkur ragt zu Monatsende in den frühen Abendstunden tief im Südwesten knapp über den Horizont. Venus dagegen leuchtet den ganzen Monat über als heller «Morgenstern» im Südosten. Ebenfalls am morgendlichen Südosthimmel finden wir den rötlichen Mars. Der Riesenplanet Jupiter geht bereits gegen Mitternacht auf und ist in den Morgenstunden schon weiter gen Süden gerückt. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann sind Objekte für den Feldstecher. Kometen und Sternschnuppen: Der Komet C/2013 US10, im Jahr 2013 mit dem Catilina Survey entdeckt, könnte sich zu einem hübschen Weihnachtskometen am Morgenhimmel entwickeln. Im Lauf des Monats bewegt er sich durch die Konstellation Jungfrau Richtung Norden und geht in den Bärenhüter über. Zwar sind Helligkeitsentwicklungen von Kometen schwer vorhersagbar. Doch im Monatsverlauf nimmt seine Helligkeit zu, und es wird auch unter Experten gemunkelt, dass er um Weihnachten herum gut von blossem Auge sichtbar sein könnte. An Sternschnuppen sind im Dezember die Geminiden aktiv. Scheinbar aus dem Sternbild Zwillinge kommend, ist ihr Maximum in den Abendstunden des 14. Dezember zu erwarten. http://www.nzz.ch/wissenschaft/sternenhimmel/die-cepheiden--ein-schluessel-zur-kosmischen-entfernungsskala-1.18653197