13. KinderJugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Prof. und Dr. Heiner Keupp Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen: Der 13. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung Vortrag im Rahmen der Sitzung des sächsischen Landesjugendhilfeausschusses am 25.11.2010 in Chemnitz Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 1 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Der Berichtsauftrag g der Bundesregierung g g Die Bundesregierung will die Rahmenbedingungen für das Aufwachsen der nachfolgenden Generationen verbessern; dazu gehört zuvorderst auch das soziale, psychische und physische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen; die bestmögliche Förderung der Gesundheit ist ein zentrales Recht aller Kinder und Jugendlichen; Heran achsenden die behindert oder von on Behinder ng be die Heranwachsenden, Behinderung bedroht sind, sind zu integrieren; und die Koordination und Vernetzung der Hilfesysteme y ((Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitsversorgung und Eingliederungshilfe) soll verbessert werden. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 2 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Die zentralen konzeptionellen p Stichworte Ausgangspunkte: Ottawa-Charta der WHO UN-Kinderrechtskonvention UN-Konvention zur Rechte behinderter Menschen Salutogenetische Perspektive: Kohärenz und Selbstwirksamkeit B Befähigungs-Ansatz f h A (C (Capability-Approach): bl A h) Verwirklichungschance Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 3 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Bezugspunkt: Ottawa Charta der WHO "Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und d lieben. li b Gesundheit G dh it entsteht t t ht dadurch, d d h dass d man sich i h um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen." Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 4 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gesundheitsförderung zielt auf die Befähigung zu einer selbstbestimmselbstbestimm ten Lebensweise und darf nicht auf die Bereiche Ernährung und Bewegung reduziert werwer den, obgleich diese durchaus wichtige Zielbereiche von Prävention und GesundheitsfördeGesundheitsförde rung sind. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 5 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gesundheit Gesundheitsressourcen Gesundheitsrisiken Gesundheitsförderung Prävention Salutogenese Pathogenese Aktivitäten zur Verbesserung der Gesundheit Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 6 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Aaron Antonovsky 1923 - 1994 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 7 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 8 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Kohärenz ist das Gefühl, dass es Zusammenhang und Sinn im Leben gibt, gibt dass das Leben nicht einem unbeeinflussbaren Schicksal oder Zufallsgenerator unterworfen ist. Der Kohärenzsinn beschreibt eine geistige Haltung: Meine Welt erscheint mir verständlich und stimmig; auch Probleme und Belastungen, die ich erlebe, kann ich in einem größeren Zusammenhang h sehen h (V (Verstehbarkeit). t hb k it) Das Leben stellt mir Aufgaben, die ich lösen kann. Ich verfüge über Ressourcen, die ich zur Meisterung meines Lebens, meiner aktuellen Probleme mobilisieren kann (Handhabbarkeit). Für meine Lebensführung ist jede Anstrengung sinnvoll. Es gibt Ziele und (Bedeutsamkeit). d Projekte, P j kt für fü die di es sich i h zu engagieren i llohnt h t (B d t k it) Kohärenzfördernd sind die Widerstandsressourcen: Individuelle, soziale,, gesellschaftliche und kulturelle Ressourcen. g Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 9 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Generalisierte Widerstandsressourcen Im Individuum: organisch-konstitutionelle Widerstandsressourcen, Intelligenz, Bildung, Bewältigungsstrategien und Ich Ich-Stärke, Stärke, die nach An Antonovsky eine der zentralen emotionalen Widerstandressourcen darstellt, als emotionale Sicherheit, als Selbstvertrauen und positives g in Bezug g auf die eigene g Person. Selbstgefühl Im sozialen Nahraum: Zu den Widerstandsressourcen zählen aber auch wesentlich die sozialen Beziehungen zu anderen Menschen. Diese beinhalten das Gefühl, sich zugehörig und „verortet „verortet“ zu fühlen, VerVer trauen und Anerkennung durch für einen selbst bedeutsame Andere zu erfahren und durch die Beteiligung an zivilgesellschaftlichem Engagement g g sich als selbstwirksam erleben zu können. Hinzu kommt die Möglichkeit, sich Unterstützung und Hilfe von anderen Menschen zu holen und sich auf diese zu verlassen. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 10 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Generalisierte Widerstandsressourcen Auf gesellschaftlicher Ebene: Widerstandsressourcen entstehen durch die Erfahrung von Anerkennung über die Teilhabe an sinnvollen Formen von Tätigkeiten und ein bestimmtes Maß an Sicherheit, Sicherheit mit diesen seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können (Verfügbarkeit über Geld, Arbeit, Wohnung….). A fd Auf der k kulturellen lt ll Eb Ebene: Widerstandsressourcen Wid t d vermitteln itt l auch h der Zugang zu kulturellem Kapital im Sinne tragfähiger Wertorientierungen (bezogen aus philosophischen, politischen, religiösen oder ästhetischen Quellen). Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 11 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Quelle: Richard M. Lerner: Die 6 Cs der p Q positiven Jugendentwicklung g g Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen H dl Handlungsbefähigung b fähi a e a auf de der Einschätzung c ä g dessen, de e , „„was a ist,, was a man a hat, a, basiert was man kann und wozu man fähig ist“. H dl Handlungsbefähigung b fähi beruht b ht auff dem Erkennen der eigenen Situation und eines Handlungsbedarfes, dem Erkennen und Abschätzen der verfügbaren individuellen und in der Konstellation gegebenen Handlungsoptionen und –ressourcen, der Überzeugung, selbst handlungsfähig zu sein, sowie der Fähigkeit kontextangemessen zu handeln. Quelle: Matthias Grundmann (2006). Sozialisation. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gesundheitsrelevante Entwicklungsthemen 07.12.2010 Unter 3-Jährige: Säuglings- und Kleinkindalter Bindung und Autonomie 3- bis unter 6-Jährige: Kindergarten- und Vorschulalter Sprechen, Bewegen und Achtsamkeit 6- bis unter 12-Jährige: Grundschulalter Aneignen und Gestalten, Beziehungen eingehen und sich bewähren 12- bis unter 18-Jährige: Jugendalter Körper spüren, Grenzen suchen, Identität finden 18- bis 27-Jährige: Junge Erwachsene Sich entscheiden, Intimität leben, Verantwortung übernehmen Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 14 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen „Neue Morbidität“ V Veränderung d d des K Krankheitsspektrums: kh k von akuten zu chronischen Erkrankungen und von somatischen zu psychischen Störungen Untermauert durch die aktuellen Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys g g y ((KiGGS)) des Robert-Koch-Instituts. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 15 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Psychische Auffälligkeiten bei 3 bis 17-Jährigen (Elternangaben); KiGGSSonderauswertung des RKI im Rahmen des 13 13. KJB 14 12 Prozent 10 8 6 4 2 3 4 5 6 7 8 Gesamt 9 10 Jungen 11 12 13 14 15 16 17 Mädchen Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 16 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Psychosoziale Probleme und elterliche Einkommenssituation Quelle: Robert-Koch-Institut: KIGGS Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 17 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Elterneinschätzung: „Meinem Kind geht es sehr gut“ Quelle: Robert-Koch-Institut: KIGGS Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 18 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Quelle: Robert-Koch-Institut: KIGGS Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 19 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Heranwachsende aus sozial benachteiligten Familien bzw. mit Migrationshintergrund – auch sonst gesundheitlich benachteiligt: Sie sind motorisch weniger leistungsfähig sie ernähren sich ungesünder und bewegen sich weniger ihr Medienkonsum ist höher sie haben häufiger mehrere Gesundheitsprobleme und geringeres Wohlbefinden, sie verfügen über weniger persönliche, familiäre und soziale Ressourcen geschlechtsspezifische Differenzen ergeben sich verschärft sie zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten (ADHS; v.a. Jungen), sie haben häufiger psychische Probleme und Essstörungen (v.a. (v a Mädchen). (Quelle: KiGGS-Daten; nach Angaben der Eltern und der Jugendlichen) Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 20 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Befundlage Trotz aller T ll alarmistischen l h D Diskurse k wachsen h etwa 80 % d der K Kinder d und Jugendlichen in Deutschland gut auf und es ist davon auszugehen, dass dafür ein gut funktionierendes lebensweltliches und sozialstaatliches System die Grundlage schafft. Dieses gilt es weiterhin zu sichern und auszubauen. A wenigsten Am i t profitieren fiti von di diesen St Strukturen kt Ki Kinder, d JJugendliche dli h und ihre Familien, die von Armut, Migration oder besonderen Lebenslagen (wie Behinderung oder schwere psychische und körperliche Erkrankungen der Eltern) sowie von Exklusion betroffen sind. 07.12.2010 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 21 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Handlungsfelder g der Kinder- und Jugendhilfe g Familien- und Elternbildung, frühe Förderung Kindertagesbetreuung S h i Schnittstellen: ll G Ganztagesbetreuung, b Gesundheitssystem, G dh i Frühförderung Jugendarbeit Hilfen zur Erziehung Jugendschutz Delinquenz und Gewaltprävention DelinquenzSchnittstellen: § 35 a SGB VIII, Behindertenhilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Jugendhilfe und Schule Jugendberufshilfe Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 22 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gesundheitsförderung g in der KJH J – eine vorläufige g Zwischenbilanz (I) Konzeptionelle Unschärfen – Vielfalt der Begriffe: Gesundheitserziehung, -bildung oder -pädagogik? Gesundheitsförderung oder Prävention? Sozialpädagogik oder Gesundheitsförderung – unterschiedliche Perspektiven auf die Praxis? Dilemma: Die Fachdiskussion hält an – aber die KJH braucht eine einheitliche Begrifflichkeit, um sich verständigen und ihre Leistungen darstellen zu können! Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Konzeptionelle Unschärfen G Gesundheitsbildung dh b ld Ge de E Gesunde Erziehung ieh g und d Bild Bildung g Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gesundheitsförderung g in der KJH J – eine vorläufige g Zwischenbilanz (II) Vielfältige, additive und punktuelle Projektpraxis (statt flächendeckender Regelangebote) mit unterschiedlicher Intensität in den verschiedenen Handlungsfeldern: g Relativ intensiv in der Familienbildung und in den Kindertagesstätten (verankert in den Bildungs-plänen der Länder) R l ti „implizit“ Relativ i li it“ iin d der Ki Kinder d und d JJugendarbeit d b it Von isolierten Einzelprojekten hin zu „gesundheitsförderlichen GesamtSettings“ ist meist noch ein weiter Weg! Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Vielfältige Projektpraxis: Das Beispiel: Kindertagesbetreuung Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gesundheitsförderung in der KJH – eine vorläufige Zwischenbilanz (III) Unterschiedliche, oft kombinierte Formen Information und Aufklärung g ((z.B. durch BzGa-Kampagnen) p g ) Gesundheitspädagogische Projekte und Aktionen (meist im Sinne von Prävention) Gesundheitsbezogene Prävention (verhaltens- und verhältnisbezogen, z.T. sozialraumorientiert) Eingebettete Gesundheitsförderung (die „gesunde Kita Kita“)) Implizite Gesundheitsförderung (= Selbstwirksamkeit fördernde Pädagogik, die (bisher) nicht als Gesundheitsförderung gesehen wird) Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gesundheitsförderung in der KJH – eine vorläufige Zwischenbilanz (IV) Hauptthemen: Ernährung Bewegung Stress- und Konfliktbewältigung Aufklärung zu Sucht und Sexualität noch wenig zu Körperwahrnehmung und –wertschätzung Ungedeckte Versprechen: Probleme der Evaluation Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen Z t l Zentralperspektive: kti Der vorsichtige Titel des 13. Kinder- und Jugendberichts b „Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen“ lässt sich auf das Prinzip der „Befähigungsgerechtigkeit“ verdichten. verdichten 07.12.2010 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 29 29 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen E f hl Empfehlungen Besonderer Förderungsbedarf g bei Aufwachsen in Armutslage Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen g g Kindern von psychisch, sucht- und chronisch erkrankten Eltern Traumatisierte Kinder und Jugendliche Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 30 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Leitlinie Inklusion Im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention (§ 24) haben alle Kinder, unabhängig von ihrem Rechtsstatus, ein Recht „auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit“. Insofern sind alle Maßnahmen an einer Inklusionsperspektive auszurichten, die keine Aussonderung akzeptiert. Inklusionsnotwendigkeiten bestehen vor allem für Kinder, die in Armut A aufwachsen, f h ffür Heranwachsende h mit Migrationshintergrund h und für Mädchen und Jungen mit behinderungsbedingten Handlungseinschränkungen. Sprach-, Status- und Segregationsbarrieren sind abzubauen und d di die L Lebenslagen b l von Ki Kindern d und d JJugendlichen dli h mit it B Behinderung hi d sind i d iin allen Planungs- und Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen (disability mainstreaming). Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Kinder und Jugendliche mit Behinderung Entscheidung: keinen eigenen Abschnitt zu Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, g sondern die Lebenslage g dieser Kinder und Jugendlichen als Querschnittsthema im Bericht zu bearbeiten. Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche mit Bedürfnissen, Bedürfnissen wie sie jedes Kind entwickelt. Auch für sie sind die gesundheitswissenschaftlichen Grundkonzepte der Salutogenese, das der Verwirklichungschancen und des Empowerment in vollem Umfang handlungsleitend. Bei Kindern Kindern- und Jugendlichen mit Behinderung stellt sich beson besonders dringlich die Frage nach einer Vernetzung der Hilfesysteme und deren Steuerung („Große Lösung“?). Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 32 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Wie sieht die Inklusionspraxis aus? Lediglich im Bereich der Kindertagesstätten kann von einem teilweise flächendeckenden integrativen Angebot in den Bundesländern gesprochen p werden. Die Praxis der Leistungsträger ist durch scharfe Abgrenzungen zwischen Sozialhilfe, Jugendhilfe und Krankenkassen geprägt. Die Angebote in der Behindertenhilfe stehen isoliert, und von dorther können sie den individuellen Hilfsbedarf nur eingeschränkt aufgreifen. Bestätigt hat sich erneut, dass an den Schnittstellen von Kinder- und Jugendhilfe, Sozialhilfe und Gesundheitshilfe sogenannte Verschiebebahnhöfe entstehen und bisweilen „schwarze Löcher“ Löcher in den Angeboten existieren. Unzureichende Datenlage Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 33 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Option Große Lösung Jugendhilfe PRO Unterscheidung nach der Art der Behinderung entfällt Unterscheidung zwischen behinderungsspezifischem und erzieherischem Bedarf entfällt bzw. ist jugendhilfeintern zu lösen Synergien S i d durch hd den W Wegfall f ll problematischer bl ti h SSchnittstellen h itt t ll Erhebliche fachliche Vorteile: z.B. Erleichterung g der integrativen g Kindertagesbetreuung g g und des Zu-gangs von Eltern körperlich/geistig behinderter Kinder bzw. Jugendlicher zur Erziehungs- und Familienberatung CONTRA Zuständigkeitswechsel bei Volljährigkeit Hoher „Umsetzungsaufwand“ Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Option Große Lösung Jugendhilfe Bei dieser Lösung stehen • die Lebenslage Kindheit und Jugend und • der spezifische Entwicklungs- und Förderungsbedarf im Vordergrund. ► Dieses Konzept trägt der Integration und Inklusion Rechnung Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Quelle: Der SPIEGEL vom 03.08.2009 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 36 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen Gesundheitsförderung in der frühen Kindheit durch ein integriertes System früher Förderung Frühe Hilfen müssen als umfassendes Unterstützungsangebot für Eltern von der Schwangerschaft über die Geburt bis zu den ersten Lebensmonaten/-jahren Lebensmonaten/ jahren organisiert werden. Familienhebammen sind hier ein mögliches Angebot, allerdings bedürfen sie einer sozialdiagnostischen Qualifizierung. Am besten geeignet scheinen Early-excellence-Projekte, Early-excellence-Projekte Kinder-Tages-Zentren (KiTZ), (KiTZ) „Haus für Familien“, Mütter- und Familienzentren und Mehr-Generationen-Häuser, die sozialraumbezogen ausgerichtet sind und ein komplexes Angebot machen können. Frühe Hilfen dürfen nicht unter einer Kontrollperspektive wahrgenommen werden, sondern als abrufbare Assistenz und als Orte, an denen sich Familien treffen und austauschen a a c e und d damit da auch a c selbst e b organisieren o ga e e können. ö e . Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 37 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Quelle: DIE ZEIT vom 30.07.2009 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 38 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen E f hl Empfehlungen G Gesundheitsförderung dh it fö d iim SSchulalter h l lt Die steigenden gesundheitlichen Belastungen (Ernährungsprobleme, Übergewicht, i ht chronische h i h E Erkrankungen k k wie i All Allergien i und d psychosoziale h i l P Probleme bl wie i ADHS) dürfen nicht medikalisiert werden. Weil in der Schule alle Kinder erreicht werden können, bedarf es einer verbesserten Kooperation von gesundheitsförderlichen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe und der Schule durch den Ausbau der Schulsozialarbeit. Speziell in den Ganztagesangeboten ist die systematische Förderung von alters altersspezifischen Gesundheitsthemen relevant. Förderung der Elternselbsthilfe (etwa durch Projekte wie Elterntalk) Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 39 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Erwerb von Methylphenidat (z.B. Ritalin) durch Apotheken Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Medizinprodukte, BfArM 2008 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 40 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Quelle: DER SPIEGEL 34/2010 SS. 132 34/2010, Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 41 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Quelle: DIE ZEIT vom 30.07.2009 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 42 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen Gesundheitsförderung im Jugendalter Dringend erforderlich ist eine stärkere fachliche (und politische) Aufmerksamkeit für die gesundheitlichen Herausforderungen und Risiken des Jugendalters (vor allem psychosoziale Probleme wie Sucht, Sucht Essstörungen, Essstörungen Depressionen). Depressionen) Notwendig ist die Unterstützung bei der Erarbeitung realistischer und erreichbarer Lebensziele und der identitären Grenzziehung. Diese sind Voraussetzung fü Gewinnung G i L b k hä für von Lebenskohärenz. Unterstützung ist vor allem bei der Bewältigung von Übergängen (z.B. Schule – Beruf) relevant. Jugendliche in ambulanten, teilstationären und stationären Hilfen zu Erziehung bedürfen einer genügend intensiven, aber an ihre Lebenswelt anschlussfähige, nicht ausgrenzende und mit dem Gesundheitssystem vernetzte Hilfen. Hilfen Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 43 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen Gesundheitsförderung bei Jungen Erwachsenen Verstärkte Aktivitäten der Kinder- und Jugendhilfe, zur Förderung materieller, sozialer, psychischer, intellektueller und körperlicher Ressourcen zur Si Sicherung h d des Berufseinstiegs B f i ti und d einer i möglichst ö li h t selbständigen lb tä di Lebensführung. Junge schwangere Frauen in belastenden, unsicheren Lebenssituationen haben ein besonders hohe Gesundheitsrisiko und bedürfen deshalb einer besonderen Unterstützung, die sowohl die berufliche und psychosoziale Förderung der Mütter als auch die Entwicklungsförderung der Kinder einschließt. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 44 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen p Arbeitsfeldübergreifende Herausforderungen Strategien kommunaler Armutsbekämpfung Die Lebenslagen von Armut betroffenen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen h können kö nur durch d h abgestimmte b ti t k kommunale l St Strategien t i der d A Armutst bekämpfung aussichtsreich verbessert werden. In betroffenen Stadtteilen und strukturschwachen ländlichen Regionen bedarf es dazu eines Ausbaus der Infrastruktur an gesundheitsförderlichen Betreuungs-, Betreuungs Bildungs Bildungs- und Freizeitange Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche sowie an zielgruppenbezogenen Versorgungsangeboten im Gesundheitsbereich. Die Schule kann gesundheitliche Ungleichheit verstärken oder aber im positiven Sinne durch Einbeziehung von Angeboten schulbezogener Jugendhilfe einen Beitrag zum Abbau ungleicher Lebenschancen leisten. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 45 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen Herausforderungen an die Politik (Bund, Land, Kommune) Verringerung ungleicher Gesundheitschancen als vorrangiges nationales ti l G Gesundheitsziel dh it i l Verbesserung von Voraussetzungen für Netzwerkbildung und von deren Absicherung Gesetzesfolgenabschätzung und Prüfaufträge Verbesserung der Voraussetzungen für die Kooperation mit der Schule Schaffung von Inklusionslösungen auf allen Ebenen Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 46 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen p Arbeitsfeldübergreifende Herausforderungen Verbindliche Netzwerkbildung Netzwerke für eine verbesserte Kooperation von Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheitssystem und Eingliederungshilfe sind erforderlich. In diesen vernetzten Strukturen sind zielgenaue Handlungsstrategien bezogen auf den jeweiligen Sozialraum, die speziellen Problemkonstellationen und unter Berücksichtigung der Erfahrungen und Kompetenzen der beteiligten Systeme zu entwickeln, durchzuführen und zu evaluieren. Diese Netzwerke sind von besonderer Bedeutung in den Bereichen Frühe Förderung, Kindertagesbetreuung, Schnittstelle Schule – Kinder und Jugendhilfe, Jugendliche in belastenden Lebenslagen, Lebenslagen Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Die Koordination ist Aufgabe des Kinder- und Jugendhilfesystems und muss finanziert sein In einem Bundesmodellverbund ist diese Netzwerkförderung anzuschieben und zu evaluieren. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 47 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Gemeinsame Aufgaben der Jugend- und Gesundheitsämter Entwicklung g einer g gemeinsamen „„Sprache“ p & gemeinsamer Ziele Kooperation bei den Netzwerkkonferenzen Sensibilisierung g und Aktivierung g von Kooperationspartnern Jugendamt Aufbau einer Präventions- und Reaktionskette (Arbeitsabläufe) Gesundheitsamt Gestaltung von Hilfen an der Schnittstelle von Jugend- und Gesundheitshilfen Stärkung präventiver Angebote F üh k Früherkennungsuntersuchungen h als l Gesundheitsförderung Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen … Akteure in den lokalen Netzwerken: Beratungsbereich Teilstionäre Angebote Ehe-, Familien- und Lebensberatung Suchtberatung Schwangerenberatung Eingliederungshilfe Kindertagesbetreung Sozialpädaiatrische Frühförderstellen Zentren Heilpädadogische Angebote Sozialpädiatrische Zentren Frauenberatungsstellen Migrationsberatung Erziehungsberatung Jugendhilfe Jugendamt Gesundheitshilfe Geburts- und Kinderkliniken Gesundheitsamt Schwangerenberatung Hebammen und Psychiatrien Entbindungspfleger GynäkologInnen Familienbildung Kita´s Hilfen zur Erziehung Kinderschutzdienste flankierende Partner & Bereiche KinderärztInnen Frühförderung Schulen Polizei Familiengerichte Frauenhäuser Sozialämter Agenturen für Arbeit Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « „Kommunales Biotop“ Biotop 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Selbsthilfegruppen Patientenorganisationen Krankenkassen Akutklinik:Pädiatrie, KJP Kinder-/Jugendhilfe Apotheken MVZ: Ärzte, Filialen H b Hebammen Versorgungsnetzwerk Kinderkrippe Gesundheitshäuser Kindergärten Kuration Rehabilitation Prävention Fach- und Rehaklinik Rentenversicherung Kindertagesstätten Ambulanzen Tagesklinik Beratungsstellen Sozialhilfe Frühförderung Schulen TherapieFö d Förderzentrum t Agentur für Arbeit Schulen Schulsozialarbeit Ambulante Fachtherapeuten Public Health Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « Haus-/Fachärzte 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Empfehlungen Herausforderungen an die Politik (Bund, Land, Kommune) Verbesserung der Voraussetzungen für die Kooperation mit der Schule Diese vornehmlich an die für die Schulpolitik verantwortlichen Länder und die Kommunen adressierte Forderung zielt auf die Verbesserung der Ressourcen und Rahmenbedingungen, um in allen Schulen dauerhaft und ergänzend zum schulischen Unterricht selektive Präventionsmaßnahmen insbesondere für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund bzw. mit niedrigem sozioökonomischem Status für die Themenfelder Bewegung und Ernährung, Sprechen/Kommunikation und soziale Kompetenz etablieren zu können. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 51 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Herausforderungen g I Die 2008 von der Bundesregierung vorgelegte „Strategie zur Förderung der Kindergesundheit“ sollte unter Einbeziehung der EmpfehEmpfeh lungen des 13. KJB weiterentwickelt werden. 2010 ist das Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer i l A Ausgrenzung. Hi Hier iistt ein i b besonders d d dringlicher i li h A Ansatz t fü für G Gesundheitförderung und gesundheitsbezogene Prävention (z.B. durch die Einführung einer Kindergrundsicherung). Die „große Lösung“ erfordert eine nachhaltige Strategie der Entwicklung inklusiver Lösungen auf allen Ebenen. In den Feldern der Jugendhilfe bedeutet Inklusion geschlechts-, herkunfts- und migrationssensibel zu arbeiten. Die Kinderschutzfrage muss mit einer umfassenden Förderperspektive der frühen Entwicklungspotentiale verbunden werden. 07.12.2010 Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 52 13. Kinder- und Jugendbericht: Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen Herausforderungen II 07.12.2010 Da die gesundheitsrelevanten Belastungswerte im Schulalter besonders dramatisch sind, müssen gesundheitsförderliche Kooperationen der Kinder- und Jugendhilfe mit der Schule strukturell verbessert werden. Die gesellschaftliche und politische Ignoranz gegenüber den zunehmenden psychosozialen Problemen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen muss überwunden werden. werden Die Förderung verbindlicher kooperativer Netzwerkstrukturen zwischen den Systemen der Jugend-, Gesundheits- und Ei li d Eingliederungshilfe hilf bedürfen b dü f einer i strukturellen t kt ll Absicherung Ab i h und Förderung. Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie « 53