Unterrichtsmaterial zum ohrenauf!-schulkonzert01 2015/2016 für Grundschulklassen © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 1 ohrenauf!-schulkonzert01 2015/2016 23. Oktober 2015, 9.30 Uhr Kölner Philharmonie Hector Berlioz Le carnaval romain – Konzertouvertüre op. 9 Gürzenich-Orchester Köln François-Xavier Roth, Dirigent Anne Weber-Krüger, Moderation © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 2 Das Gürzenich-Orchester Köln 4 François-Xavier Roth//Gürzenich-Kapellmeister 6 Hintergrundinformationen Biographie Louis Hector Berlioz (1803 - 1869) Lebenslauf für Schüler Das Werk „Le carnaval romain“ op. 9 Informationen zur Opernhandlung 7 7 8 9 11 Vorschläge für den Unterricht Die Geschichte von Teresa und Cellini - Schreiben Arbeitsblatt 1a: Unsere moderne Version der Geschichte Arbeitsblatt 1b: Die Geschichte von Cellini und Teresa Arbeitsblatt 1c: Die Geschichte von Cellini und Teresa 12 12 13 14 15 Karneval in Rom: Masken basteln und die Karnevalsszene spielen Arbeitsblatt 2: Vorlagen für Masken 16 18 Saltarello tanzen Arbeitsblatt 3: Saltarello tanzen 21 22 Rhythmusübungen zum Saltarello Arbeitsblatt 4: Rhythmusübungen zum Saltarello 23 24 Englisch-Horn, Tamburin und Triangel: Instrumentenkunde Arbeitsblatt 5a: Das Englischhorn Arbeitsblatt 5b: Das Tamburin und das Triangel 25 26 27 Karnevalslied: Schunkeln Arbeitsblatt 6a: Opernarie und Schunkelversion Arbeitsblatt 6b: Aus einer Opernarie wird ein Karnevalslied 28 29 30 Impressum 31 © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 3 Das Gürzenich-Orchester Köln »Wenn man beweisen wollte, dass moderne Musik nicht unbedingt scheußlich klingen muss, dann müsste man sie ihnen zu spielen geben, denn Ihr Spiel ist getragen von Geist, Können und unbeschreiblichem Wohlklang.« Rolf Liebermann an den Vorstand des Gürzenich-Orchesters (1952) In der langen Geschichte des Kölner Gürzenich-Orchesters bündeln sich viele Entwicklungslinien des städtischen Musiklebens. Die Wurzeln reichen zurück bis zur städtischen Ratsmusik des 15. Jahrhunderts und der Domkapelle. 1827 übernahm die aus betuchter und kunstengagierter Bürgerschaft bestehende „Cölner Concert-Gesellschaft“ die Trägerschaft. Dreizehn Jahre später bestellte sie mit Conradin Kreutzer den ersten fest besoldeten städtischen Kapellmeister, der die zahlreichen Orchester- und Chorkonzerte, sowie Opernaufführungen leitete. Die Gesellschaftskonzerte fanden ab 1857 in einem Handels- und Festsaal aus der Zeit der Spätgotik statt, dem sogenannten Gürzenich. Von Ferdinand Hiller über Franz Wüllner, Fritz Steinbach, Hermann Abendroth und Günter Wand, bis hin zu Markus Stenz und François-Xavier Roth – so unterschiedlich die städtischen Kapellmeister in der Nachfolge von Conradin Kreutzer ihre Schwerpunkte auch setzen, so ist ihnen doch gemeinsam, dass sie alle die Balance zwischen dem klassischen Kanon und dem jeweils Neuen ihrer Zeit suchten. Robert und Clara Schumann konzertierten mit dem Gürzenich-Orchester in Köln, Hector Berlioz, Giuseppe Verdi und Richard Wagner dirigierten ihre neuesten Werke. Johannes Brahms persönlich leitete die Uraufführung seines Doppelkonzerts für Violine, Violoncello und Orchester. Richard Strauss’ „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ (1895) und „Don Quixote“ (1898) wurden hier aus der Taufe gehoben und Gustav Mahler vertraute dem Orchester die Uraufführung seiner 5. Sinfonie an. 1888 ging das Orchester in städtische Trägerschaft über. Die damals 43 Orchestermitglieder bespielten vertraglich verpflichtet das Theater. Bis heute ist das Gürzenich-Orchester zugleich das Orchester der Oper Köln. Bis der Gürzenich zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder genutzt werden konnte, diente die Aula der Universität als Hauptspielort. Günter Wand war von 1945 bis 1974 Gürzenich-Kapellmeister. Neben der Intensivierung des klassisch-romantischen Repertoires widmete er sich zeitgenössischen Komponisten. Juri Aronowitsch erweiterte von 1975 bis 1986 das Repertoire um Werke von Tschaikowsky, Mussorgsky, Schostakowitsch, Dvořák und Sibelius sowie die Wiener Spätromantik mit Schreker und Korngold. Marek Janowski weihte 1986 die Kölner Philharmonie mit Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 8, der „Sinfonie der Tausend“, ein: Das Gürzenich-Orchester ist seitdem in einem der schönsten Konzertsäle der Welt beheimatet, der Kölner Philharmonie. Unter James Conlon, der den Klangkörper ab 1989 © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 4 dirigierte, fand das Orchester mit Konzertreisen und preisgekrönten CD-Einspielungen den Anschluss an das internationale Musikgeschäft. Von 2003 bis 2014 leitete Markus Stenz das Gürzenich-Orchester Köln. Das Orchester wurde unter ihm für das beste Konzertprogramm der Saison ausgezeichnet – unter anderem für die Einführung des „3. Akts“, einem zuvor nicht bekanntgegebenem Programmpunkt am Ende der Sinfoniekonzerte. Mit Dmitrij Kitajenko, der 2009 zum Ehrendirigent ernannt wurde, erarbeitete das Orchester intensiv russisches Repertoire. Zahlreiche Einladungen führten das Gürzenich-Orchester Köln auf bedeutende internationale Konzertpodien, zum Beispiel nach Wien, Athen, Amsterdam, zum International Festival Edinburgh, zu den Proms der BBC nach London sowie mehrmals nach Asien. Nicht nur im Ausland, sondern auch deutschlandweit genießt das GürzenichOrchester Köln einen guten Ruf und gehört zu den Spitzenensembles des Landes. Das Nachrichtenmagazin Focus wählte es 2008 unter die ersten zehn der deutschen Sinfonieorchester. Das Gürzenich-Orchester Köln spielt pro Jahr rund 50 Sinfoniekonzerte in der Kölner Philharmonie und wirkt als Orchester der Oper Köln bei rund 160 Vorstellungen mit. Mit 130 Musikerinnen und Musikern gehört es zu den größten Orchestern Deutschlands. Diese kommen aus elf verschiedenen Nationen. Hinzu kommen in jeder Saison sechs Praktikanten, d.h. fortgeschrittene Musikstudenten, die mit Unterstützung der ConcertGesellschaft Köln Gelegenheit zu einem einjährigen Orchester-Praktikum erhalten. Im Gürzenich-Orchester Köln vereinen sich Musikerinnen und Musiker unterschiedlichster Herkunft und musikalischer Entwicklung. Ihnen gemeinsam ist die frühzeitige Entscheidung für eine künstlerische Karriere und die Hingabe an die Musik weit über das Spiel im Orchester hinaus. Viele treten solistisch auf und wirken in Kammermusikensembles oder haben Professuren und Lehraufträge an deutschen und internationalen Musikhochschulen. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 5 François-Xavier Roth//Gürzenich-Kapellmeister François-Xavier Roth hat mit Beginn der Saison 2015/2016 das Amt als Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Gürzenich-Kapellmeister angetreten. Roth wurde 1971 in Paris in einen musikalischen Haushalt geboren, sein Vater, Daniel Roth, ist Organist an Saint Sulpice in Paris. François-Xavier Roth studierte Flöte bei Alain Marion am Konservatorium Paris. Neben seiner Tätigkeit als Flötist an der Opéra National de Paris begann er ein Dirigierstudium bei János Fürst und Jorma Panula. Nachdem er 2000 den renommierten Donatella-Flick-Dirigierwettbewerb gewann, war er ein Jahr Assistant Conductor beim London Symphony Orchestra und arbeitete dort unter anderem mit Pierre Boulez und Colin Davis zusammen. Im Jahr 2003 gründete François-Xavier Roth das innovative Orchestre Les Siècles, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten – je nach Werk und oftmals im selben Konzert – kontrastreiche und bunte Programme aufführt. Mit Les Siècles konzertierte er in Frankreich, Italien, Deutschland, England und Japan. Seit 2011 ist er Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg. Als Gastdirigent leitet Roth weltweit führende Orchester, darunter das London Symphony Orchestra, das BBC Symphony Orchestra, das Boston Symphony Orchestra, das Königliche Concertgebouw-Orchester, das Bayerische Staatsorchester, die Bamberger und die Wiener Symphoniker. Einen besonderen Schwerpunkt legt der Maestro auf Musikvermittlung und Medienproduktionen. In seiner ersten Saison als Gürzenich-Kapellmeister etabliert er viele neue Angebote für Kinder und Jugendliche, darunter den Impuls-Probenbesuch. Er möchte die jungen Menschen zu sich in die Philharmonie einladen und mit ihnen gemeinsam die Musik erleben. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 6 Hintergrundinformationen Biographie Louis Hector Berlioz (1803 - 1869) * 11. Dez. 1803 in La Côte-Saint-André (Dép. Isère) †. 8. März 1869 in Paris Berlioz war der Sohn eines angesehenen Arztes und gab sein Medizin-Studium zugunsten eines Kompositionsstudiums am Pariser Konservatorium bei Jean François Le Sueur und Anton Reicha auf. 1830 wurde er mit dem Großen Rompreis ausgezeichnet, was ihm einen Studienaufenthalt in Italien ermöglichte. Seit 1838 hatte er eine Stelle als Konservator, später dann als Bibliothekar am Pariser Konservatorium inne. Zwischen 1842 und 1854 machte er einige sehr erfolgreiche Konzertreisen durch ganz Europa, allerdings blieb ihm in Frankreich der Erfolg versagt. Aus diesem Grund waren für ihn die Stelle als Bibliothekar und die Tätigkeit als Musikkritiker für verschiedene Zeitungen, u. a. für das Magazin Journal des débats (1835-1863), von existentieller Bedeutung. Berlioz setzte neue Impulse in der Musik des 19. Jahrhunderts, indem er auf die sinfonische Form und den Gebrauch des Orchesters direkten Einfluss nahm und gleichzeitig die musikalische Ästhetik veränderte; eine seiner größten Neuerungen war die bewusste Ausnutzung der Klangfarben der Orchesterinstrumente für die Charakteristik des Ausdrucks. Berlioz setzte sich intensiv für die Förderung der zeitgenössischen Musik ein, für deren spezielle Anforderungen er die Orchester seiner Zeit reformierte und als erster „Virtuosendirigent“ eine neue Generation von Musikern ausbildete. Seine Symphonie fantastique (1830) erzeugte bei der Uraufführung einen Skandal; ihre formalen und inhaltlichen Neuerungen riefen damals eine ästhetische Revolution hervor. Mit diesem Werk ist ganz eng der Beginn der Programm-Musik verbunden. In Harold en Italie für Viola und Orchester (1834) wies er durch Transformation eines wiederkehrenden Themas (der ideé fixe) den Weg für die sinfonische Dichtung, die später von dem ungarischen Komponisten Franz Liszt aufgenommen und von vielen namhaften Komponisten wie Richard Strauss und Richard Wagner weiterentwickelt wurde. Damit war die Idee des Leitmotivs geboren, mit dem Berlioz jeder Figur und jeder Thematik ein eigenes wiedererkennbares Zeichen zuwies. Neben seiner kompositorischen und journalistischen Arbeit schuf Berlioz mit seiner Instrumentationslehre Traité d’instrumentation et d’orchestration modernes (1844) eines der wichtigsten theoretischen Musikwerke überhaupt. Sie wurde später von Richard Strauss überarbeitet und erweitert. Zu Berlioz’ wichtigsten Werken gehören die Opern Benvenuto Cellini (1834-38) und Les Troyens (1856-1858), die Programmsinfonie Roméo et Juliette (1836-1838), die dramatische Legende La damnation de Faust (1846), das Requiem Grande messe des morts (1837); die biblische Trilogie L’enfance du Christ (1850-1854) und die Ouvertüre La Carnaval Romain (1844). Seine wichtigsten Schriften sind die Mémoires (1870; posthum veröffentlicht) und die Soirées d’orchestre (1853). (nach: Encarta ® Enzyklopädie Professional 2005) © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 7 Lebenslauf für Schüler Hector Berlioz ist einer der berühmtesten französischen Komponisten – und ein ganz besonderer Mensch. Er lebte von 1803 – 1869. Seine Musik kann man in die Epoche der „Romantik“ einordnen, allerdings experimentierte er immer schon mit Klängen. Er wollte die Musik seiner Zeit erneuern und verändern. Sein Vater war ein angesehener Arzt und verbot Berlioz Musik zu studieren. Doch dieser setzte sich mit 19 Jahren durch. Im Studium erregte er bereits Aufsehen, weil die Professoren ihn unverschämt fanden, da er laut und deutlich sagte, wenn ihm die Musik der anderen Komponisten nicht gefiel. Auf der anderen Seite war er sehr gefühlsbetont. Jahrelang war er unglücklich in eine Schauspielerin verliebt. „Mein Leben ist ein Roman, der mich sehr interessiert“, hat Berlioz über sich selbst gesagt. Vielen seiner Zeitgenossen, auch dem Publikum, war seine Musik zu modern und zu ungewöhnlich. Bei den Aufführungen seiner Werke kam es deswegen häufiger zu „Skandalen“. Die Leute schrien mitten im Stück, die Musiker sollen aufhören. Die feinen Damen fielen in Ohnmacht. Es wurden sogar Sitzkissen auf die Bühne geworfen. Berlioz ließ sich davon aber wenig beeindrucken. Er verfolgte weiter seine musikalischen Ideen. Während seines Lebens reiste er durch ganz Europa, als Komponist, als Journalist und als Dirigent. Außerdem arbeitete er als Musikkritiker und ging nicht gerade höflich mit seinen Kollegen um. Auch deswegen war er bei anderen Musikern nicht sehr beliebt. Er führte ein ausschweifendes Leben und war sehr emotional; heute würde man sagen: Ein Freak! © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 8 Das Werk „Le carnaval romain“ op. 9 Jahr: Besetzung: Dauer: Sätze: 1844 großes Sinfonieorchester 9 Minuten in einem Satz, Konzertouvertüre Noch spät in seinem Leben lobte Berlioz sie als seine "liebste Partitur" - "lebendiger, frischer, neuartiger (und das ist einer ihrer größten Fehler) als alle meine anderen Werke": Berlioz´ Oper Benvenuto Cellini war 1838 bei der Premiere durchgefallen; 1843/44 gestaltete der Komponist aus seiner Oper eine neue, unabhängige Konzertouvertüre: "Le carnaval romain". Bei der Uraufführung am 3. Februar 1844 unter Leitung des Komponisten verlangte das hingerissene Publikum spontan eine zweite Aufführung und seit diesem Tag hat das Werk niemals aufgehört auf dem Spielplan der großen Sinfonieorchester zu stehen. Die Oper hingegen fristet bis heute ein Schattendasein. Liszt bemühte sich 1852 sehr um das Werk und erreicht mehrere erfolgreiche Aufführungen in Deutschland. Doch vor allem in Frankreich galt das Werk als "durchgefallen". Römischer Karneval 1857 Zwei wichtige musikalische Themen aus der Oper bilden das melodische Grundgerüst der Ouvertüre: Zum einen das schnelle Saltarello, das im zweiten Bild der Oper im ausgelassenen Karnevalstreiben der römischen Piazza Colona gesungen und getanzt wird. Zum anderen das große Englischhorn-Solo, das auf das Liebesduett Cellini - Teresa (1. Akt, 3. Szene) zurückgeht. Wie häufig bei Berlioz beginnt die Ouvertüre mit einem markanten Einsatz, fast wie ein plötzlicher Donnerschlag. Rhythmus (6/8-Takt) und Tonart (A-Dur) sind schon die des © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 9 "Saltarello". Nach zwanzig Takten unterbricht dann aber ein sehr überraschend einsetzendes "Andante sostenuto" den stürmischen Auftakt. Unvermittelt erklingt ein graziöses, sehr gesangliches Motiv im Englischhorn. Mitten im Karneval erklingt diese romantisch-sehnsuchtsvolle Melodie, die sich dem Zuhörer gut einprägt. Wiederholt wird sie außerdem von den Bratschen (und Violoncelli), dann ein weiteres Mal von den Geigen und Flöten, diesmal unterstützt durch einen Tamburinrhythmus. Ebenso plötzlich erklingen schnelle Tonläufe der Flöten, die das Saltarello ankündigen. Sofort übernimmt der schnelle markante 6/8-Rhythmus das Geschehen. Zunächst noch mit Dämpfern in den Streichern und verhalten in der Dynamik steigert er sich zum ausgelassenen Springen und Tanzen. Die Melodie des Saltarello wird von den Streichern und Flöten intoniert. Durch ein Aufbrausen der Pauken, Trommeln und des Triangels wird die Melodie immer wieder unterbrochen, bis das Ganze in einem, wie eine Rakete aufsteigenden Akkord zu münden scheint, um dann aber sofort wieder neu und noch wilder zu beginnen. Nachdem das wilde Saltarello überraschend unterbrochen wird, erklingt ein sanftes Zwischenspiel in den Holzbläsern, das den Dreiklang vom Beginn des Englischhorn-Solos aufgreift. Doch auch dieses Motiv wird schließlich von den Posaunen in den wilden Tanz des Saltarellos integriert. In immer schneller werdender Bewegung reißt das Saltarello den Zuhörer mit. Die entsprechende Szene aus der Oper kommentierte Liszt mit den Worten: "Hier spricht zum ersten Mal in der Musik der Pöbel mit seiner rasenden Stimme". Vergleicht man die Konzertouvertüre mit den beiden Szenen aus der Oper, so fällt auf, dass Berlioz die Melodien zwar unverändert gelassen hat, dass aber durch die neue Instrumentierung das Orchesterwerk farbenfroher, mitreißender und musikalisch ausdrucksvoller erscheint als das gesungene Original. Obwohl die Singstimmen und der Text fehlen, bringt die Ouvertüre den Inhalt besser heraus. Dies gilt vor allem für das Liebesduett, aus dem Berlioz in der Ouvertüre das liebevoll orchestrierte "Andante sostenuto" komponiert hat. (Sabine Kellner) © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 10 Informationen zur Opernhandlung Die Oper "Benvenuto Cellini" komponierte Hector Berlioz zwischen 1833-38. Kurz zuvor hatte er eine Reise nach Rom unternommen. Berlioz wollte in dieser Zeit unbedingt ein anerkannter Komponist in Frankreich werden. Eine erfolgreiche Oper hätte ihm sicherlich den Durchbruch verschafft. Dafür erschien ihm die Geschichte des Bildhauers Cellini, der als "genialer Schurke" und gewitzter Geschäftsmann im 16. Jh. lebte, wie geschaffen; zumal die romantischen Zeitgenossen gerade für Künstlerpersönlichkeiten aus der Renaissance schwärmten. Leider wurde die Uraufführung 1838 kein Erfolg. Die Handlung spielt in Rom an den Tagen Fastnachtmontag, Fastnachtdienstag und Aschermittwoch. Cellini: Er ist ein bekannter, aber wegen seiner Gaunereien auch berüchtigter Bildhauer aus Florenz. Der Papst hat bei ihm eine Bronzestatue von Perseus in Auftrag gegeben. Während seines Aufenthalts in Rom verliebt er sich in Teresa, die Tochter des päpstlichen Schatzmeisters Balducci. Dieser möchte gar nichts mit Cellini zu tun haben, vor allem weil der offizielle päpstliche Bildhauer Fieramosca, Cellinis direkter Konkurrent, seiner Meinung nach Teresa heiraten solle. Cellini versucht mit List und Tücke, sowohl seinen zukünftigen Schwiegervater, als auch seinen privaten und beruflichen Widersacher auszuschalten. Teresa: Sie liebt Cellini, ist aber noch unsicher, ob sie ihm einfach so nach Florenz folgen soll. Sie hat schon zu viele schlimme Geschichten über ihn gehört und möchte auch die Zustimmung ihres Vaters erhalten. Cellini und Teresa treffen sich während des Karnevalstreibens auf der Straße. Er bringt ihr Blumen und gesteht ihr seine unendliche Liebe. Sie aber zögert, weil sie Angst vor ihrem Vater hat. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 11 Vorschläge für den Unterricht Die Vorschläge für den Unterricht beziehen sich alle auf das Werk „Le carnaval romain“ op. 9. Als Referenzaufnahme wurde verwendet: „Berlioz Collection”, London Symphony Orchestra, Sir Colin Davis, Philips, Baarn 1993 (Insignia). Die Geschichte von Teresa und Cellini - Schreiben Diese Idee für den Unterricht lehnt sich eng an die musikalische Herkunft des Stückes an. Berlioz verwendet in seinem „carnaval romain“ zwei Themen, die er aus seiner Oper „Benvenuto Cellini“ entliehen hat. Das erste Thema geht zurück auf das Duett zwischen Benvenuto und Teresa, die sich heimlich treffen und sich ihre Liebe gestehen. Zunächst sollten die Schüler also in die Thematik eingeführt werden. Dazu ist es sinnvoll, über die Musik einen Zugang zu eröffnen. Hören Sie mit den Schülern die Stelle von ca. 0:30 – 4:10 und fragen Sie die Schüler nach ihren Ideen. Anschließend sollten Sie folgende Geschichte erzählen oder direkt mit der Lückengeschichte auf dem Arbeitsblatt (1a) arbeiten: Ein junger, ehrgeiziger Mann kommt neu in die Stadt. Direkt am ersten Tag hat er sich in ein junges Mädchen verliebt, Teresa, die Tochter eines reichen römischen Bürgers. Teresas Vater hat aber bereits einen anderen Mann für seine Tochter ausgesucht, den sie heiraten soll. Der junge Mann lässt sich davon nicht abhalten. Auch das Mädchen findet den Mann sehr attraktiv und nett, deshalb verabreden sich die beiden heimlich am Abend. Es entsteht ein Gespräch zwischen den beiden. Er ist mutig und möchte, dass ihr Vater von seiner Liebe erfährt. Sie ist ängstlich und besorgt, dass ihr Vater furchtbar böse werden wird. Für ältere Schüler (ab dem 4. Schuljahr) wäre es auch denkbar, die Geschichte in unsere Zeit zu versetzen (Arbeitsblatt 1b). Wahrscheinlich ist der Beruf des „Bildhauers“ nicht so realitätsnah für die Schüler, dieser könnte geändert werden. Außerdem könnten sich Teresa und Cellini über E-Mails oder über Skype verständigen. Auch die Sprache wäre wesentlich moderner. Alle diese Aspekte können und sollen dann ausprobiert und aufgeschrieben werden. Eine weitere Möglichkeit wäre den Schülern den Originaltext aus der Oper zur „Modernisierung“ vorzulegen (Arbeitsblatt 1c). Dann würde es darum gehen, den Schüler zu sagen, dass die Oper immerhin aus dem Jahr 1834 stammt und sogar im 16. Jahrhundert spielt, was man natürlich auch an der Sprache erkennen kann. Insgesamt ist es wichtig, dass auch immer wieder die Musik erklingt, damit die Schüler ihre Ideen an den Charakter der Musik anpassen können. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 12 Arbeitsblatt 1a: Unsere moderne Version der Geschichte Benvenuto Cellini ist ein ________________ aus Florenz. Er kommt nach Rom, weil er von ______________________den Auftrag bekommen hat, ___________________________. Als er in Rom ankommt, verliebt er sich Hals über Kopf in Teresa Balducci, die Tochter des __________________________________. Doch Herr Balducci – der Vater von Teresa – hat schon einen anderen Mann für seine Tochter ausgesucht: Fieramosca, der auch ________________ von Beruf ist. Teresa liebt Cellini viel mehr als Fieramosca, hat aber auch große Sorge, dass sie Fieramosca heiraten muss. Cellini und Teresa treffen sich ___________________________________________. Er bringt ihr ___________________ und sagt: „ ___________________________________“. Sie antwortet: „ _____________________________________________________“ , weil sie Angst vor ihrem Vater hat. Er will sie überzeugen und sagt: „__________________ _________________________.“ Sie hat immer noch Zweifel und meint: „ _________________________________________________________________________. “ Die beiden beschließen, dass ______________________________________________. Sie überlegen sich auch, wie sie Fieramosca austricksen können, nämlich indem sie ______________________________________________________________________. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 13 Arbeitsblatt 1b: Die Geschichte von Cellini und Teresa Hector Berlioz, der Komponist von „carnaval romain“, erzählt mit seiner Musik die Liebesgeschichte von Cellini und Teresa. Die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert. Benvenuto Cellini ist ein Bildhauer aus Florenz. Er kommt nach Rom, weil er vom Papst den Auftrag bekommen hat, eine Statue aus Bronze anzufertigen. Als er in Rom ankommt, verliebt er sich Hals über Kopf in Teresa Balducci, die Tochter des päpstlichen Schatzmeisters. Doch Herr Balducci – der Vater von Teresa – hat schon einen anderen Mann für seine Tochter ausgesucht: Fieramosca, der auch Bildhauer von Beruf ist. Teresa liebt Cellini viel mehr als Fieramosca, und hat große Sorge, dass sie Fieramosca heiraten muss. Cellini und Teresa treffen sich während des Karnevals auf der Straße. Beide sind verkleidet, damit man sie nicht erkennt. Er bringt ihr Blumen und gesteht ihr seine unendliche Liebe. Sie aber zögert, weil sie Angst vor ihrem Vater hat. Soweit die alte Geschichte. Hört euch nun mehrmals die Musik an und schreibt eine neue Version! Heute gibt es kaum noch Bildhauer. Außerdem gibt es heute andere Möglichkeiten, um sich heimlich zu verabreden, als eine Maske aufzuziehen und sich abends auf der Straße zu treffen. Überlegt euch zuerst, was ihr ändern wollt. Folgende Fragen können euch helfen: 1. Welchen Beruf soll Cellini haben? 2. Welchen Beruf soll Teresas Vater haben? 3. Wie lernen sich Teresa und Cellini kennen? 4. Wie können sie sich verabreden? 5. Was bringt Cellini als Geschenk mit? 6. Was können die beiden tun, um Fieramosca auszutricksen? © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 14 Arbeitsblatt 1c: Die Geschichte von Cellini und Teresa Hector Berlioz, der Komponist des „carnaval romain“, erzählt mit seiner Musik die Liebesgeschichte von Cellini und Teresa. Die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert. Berlioz hat die Oper im Jahr 1843/44 geschrieben. Dementsprechend altertümlich ist die Wortwahl. Lest Euch die Texte gut durch und schreibt dann mit Hilfe der Musik eine moderne Fassung dieser Szene! Hier der Originaltext der Oper: Cellini O, Teresa, vous que j´aime plus que ma vie, Teresa, je viens savoir Si loin de vous, triste et bannie, Mon âme doit perdre l´espoir. Teresa Las! votre amour n´est que folie, Cellini, un vain tourment et sans espoir Il faut m´oublier pour la vie Car je ne dois plus vous revoir Zusammen: Cellini Eh bien! donc, Teresa, ma chère vie Au nom des saints, je viens savoir Si loin de vous, triste et bannie Mon âme doit perdre l´espoir. Teresa Mais votre amour, Cellini, n´est que folie Un vain tourment et sans le moindre espoir Ne m´appelez lpus votre amie, Non, je ne dois plus vous revoir. O Teresa, die ich liebe mehr als mein Leben Teresa, ich frage Euch: soll ich von ferne Euch nur verehren? Auf immer soll meine Seele ohne Hoffnung sein? Ach, Eure Liebe ist nur Torheit, Cellini, sie ist nur Qual und hoffnungslos. Für dieses Leben müsst Ihr mich vergessen, ich darf Euch nie mehr sehen. Also denn, Teresa, mein süßes Leben ich frage Euch, Teresa, mein Leben: soll ich von fern Euch nur verehren? Auf immer soll meine Seele ohne Hoffnung sein? Ach, Eure Lieb´, Cellini, sie ist doch Torheit, sie ist nur Qual, nur hoffnungslose Pein Nennt niemals mich mehr Eure Geliebte! Nein! Ich darf Euch niemals mehr sehen! © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 15 Karneval in Rom: Masken basteln und die Karnevalsszene spielen Diese Idee steht in engem Zusammenhang mit dem schnellen Saltarello-Teil der Ouvertüre. Einen Einstieg kann man über die Assoziationen der Schüler zum Karneval allgemein bekommen, was sicherlich problemlos möglich ist. Dann können römische Karnevalsmasken gebastelt werden. Die typischen Masken des römischen Karnevals gab es schon in der Antike. Erhalten sind Augenmasken aus Messing oder Silber. Sie sind den venezianischen Masken ähnlich, bedecken in der Regel aber nur die Augen. Häufig werden goldene und silberne Elemente verwendet, auch Federschmuck gibt es häufig. Im Gegensatz zu den bekannteren venezianischen Masken sind die römischen oft Ton in Ton gehalten und weniger bunt. Es wäre schön, wenn so viele Schüler wie möglich eine Maske basteln können, da sie während der Moderation im Schulkonzert angezogen werden sollen! Am besten tragen die Schüler die Masken an dem Band um den Hals, damit sie sie jederzeit im Konzert aufsetzen können und die Masken nicht verloren gehen. Wenn die Masken fertig sind, kann die Musik dann auch schon im Klassenraum szenisch umgesetzt werden. Passend zum schnellen Beginn der Musik laufen und hüpfen alle durcheinander. Wenn der langsame Teil beginnt, sucht sich jeder einen Partner und stellt pantomimisch ein Gespräch dar. Im langsamen Teil erklingt eine liedhafte Melodie, die insgesamt dreimal wiederholt wird. Jedes Mal, wenn die Melodie von vorne beginnt, wird der Gesprächspartner gewechselt (also insgesamt 3 Partner). Dann geht die Musik wieder in den schnellen Saltarello über. Dafür sollen sich Gruppen bilden (ca. 6-8 Schüler), die im Kreis tanzen. Die einfachste Möglichkeit wäre, im Karnevalsbedarf einfache Zorro-Masken in schwarz oder weiß zu kaufen und diese dann mit viel Gold und Silber zu verzieren. Wer die komplette Maske selbst herstellen will, kann folgende Bastelanleitung benutzen. Folgendes Material wird benötigt: • Tonpapier oder Lackierter Karton in der Stärke 0,5 mm. Barocke Muster oder einfarbig. • Zackenbänder • Satinband, 6mm Wenn ihr eine Schablone mit der Vorlage anfertigen möchtet, dann benötigt ihr noch Pappe und einen Bleistift. Für glitzernde Dekorationen: • Diverse Schmucksteine • Schmucksteinkleber • Schmucksteinblume • Verschiedene Blumenaccessoires oder Federn © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 16 Ihr solltet folgende Werkzeuge parat haben: • Lochstanzer • Schere • Doppelseitiges Klebeband Schritt 1: Schablonen anfertigen Entweder ihr zeichnet nach eigener Phantasie Masken oder verwendet die Vorlagen im Anhang. Erstellt mit eurer Zeichnung oder der Vorlage Schablonen für die Masken. Für die Schablone können ganz einfache Pappreste, zum Beispiel von einer Cornflakes-Packung verwendet werden. Schritt 2: Maske anfertigen Übertragt die Schablone auf das Kartonpapier und schneidet die Masken aus. Stecht nun mit dem Lochstanzer an den oberen Ecken Löcher. Diese benötigen wir später für die Satinbänder zum Schließen der Maske. Schritt 3: Zackenbänder ankleben Besonders „echt“ wirken die Masken, wenn sie mit einem aufgeklebten Zackenband umrahmt werden. Zur Befestigung eignet sich doppelseitiges Klebeband. Schritt 4: Dekorieren Nach eigener Lust und Laune könnt ihr es jetzt ordentlich glitzern lassen. Tipp: Zunächst die größeren Steine anbringen und phantasievolle Ornamente vor dem Kleben erst zur Probe hinlegen. Auch Federn, die über den Rand der Maske ragen, ergeben einen schönen Effekt. Schritt 5: Satinband befestigen Zum Schluss schneidet ihr das Satinband zu. Nehmt es doppelt und kürzt es auf den gewünschten Kopfumfang plus etwas Platz für eine Schleife zum Schließen der Maske. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 17 Arbeitsblatt 2: Vorlagen für Masken © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 18 © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 19 © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 20 Saltarello tanzen Auch diese Idee beschäftigt sich mit dem schnellen Saltarello-Teil der Ouvertüre. Die Musik (ca. 4:50-6:50) sollte mehrmals angehört werden. Vielleicht haben die Schüler dabei schon Lust, Tanzschritte auszuprobieren. Dabei wird relativ schnell deutlich, dass das rasante Tempo der Musik gar nicht einfach in Bewegung umzusetzen ist. Auf Arbeitsblatt Nr. 3 finden die Schüler dann einige Informationen zum Tanz. Diese können als Anregungen für eigene Choreographien dienen. Es ist aber auch möglich, folgendes mit den Schülern einzustudieren: Zunächst werden zwei Reihen à je ca. 10 Schülern gebildet. Sie spielen die „Zuschauer“ oder das „Spalier“, durch das die Tanzpaare hindurchtanzen. Die Zuschauer halten die Hände an den Hüften und wippen im Takt leicht von rechts nach links. Immer, wenn die schnelle absteigende Melodie ertönt, die in einem Beckenschlag endet, bewegen die Zuschauer die Arme langsam nach oben – wie bei der La Ola – Welle. Diese Welle erklingt Mal am Anfang und Mal am Ende des Musikausschnitts. Weitere Schüler tanzen dann paarweise durch die Zuschauer. Dabei sind verschiedene Hüpfschritte möglich. Entweder im schnellen Wechsel vom rechten auf den linken Fuß, wobei der „freie“ Fuß immer einen Vorwärtskick macht. Oder zwei Hüpfer rechts, zwei Hüpfer links, auch mit Vorwärtskick des „freien“ Fußes. Auch die Tänzer sollten die Hände in die Hüften stemmen. Besonders wirkungsvoll ist es, wenn jeweils einer der Tänzer noch ein Tamburin schwenkt, allerdings ist das auch besonders schwer. Die Schüler, die durch die Reihe getanzt sind, schließen sich dann rechts und links den Zuschauern an und verlängern deren Reihe. So kann jeder einmal Zuschauer und Tänzer sein. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 21 Arbeitsblatt 3: Saltarello tanzen Informationen zum Saltarello: „saltare“ – ist italienisch und heißt so viel wie „springen“ oder „hüpfen“ „ello“ – ist eine Verkleinerungsform Saltarello bedeutet also ungefähr so viel wie „kleiner Sprung“ Schon im 14. Jahrhundert war der Tanz in Italien, besonders in der Gegend von Rom, bekannt und beliebt. Leider kennt man die genauen Schritte, die damals getanzt wurden, nicht mehr. Allerdings tanzte wohl immer ein Paar, während die anderen zusahen. Dann wurde nach einer Weile gewechselt und ein anderes Paar tanzte weiter. Der Mann spielte dazu auf der Gitarre und die Frau hielt ein Tamburin in der Hand. Später wurde der Saltarello ein typischer Tanz des römischen Karnevals. Goethe hat auf seiner Reise durch Italien in Rom den Karneval erlebt und den Tanz beschrieben. Auch der Komponist Mendelssohn hat einen Saltarello komponiert, nachdem er in Rom den Karneval gesehen hatte. Genauso ging es auch Hector Berlioz. Auch er war selbst zur Zeit des Karnevals in Rom, bevor er sein Stück „Carnaval romain“ geschrieben hat. Wichtig für den Saltarello sind viele, schnell aufeinander folgende Sprünge. Saltarello Tanz © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 22 Rhythmusübungen zum Saltarello Der extrem schnelle 6/8-Achtel Rhythmus des Saltarellos stellt sicherlich eine besondere Herausforderung für die Schüler dar. Trotzdem sollten Sie sich daran versuchen, gerade damit die Schüler ein Gespür für die enorme Geschwindigkeit entwickeln können. Auch für die Orchestermusiker ist es eine akrobatische Leistung, bei solch einem Tempo ganz exakte Bewegungen zu machen. Die Schüler sollen zunächst langsam, dann immer schneller, die auf Arbeitsblatt Nr. 4 aufgezeichneten Rhythmen einüben. Auf keinen Fall sollte man versuchen, sofort im Originaltempo zu starten, da sonst nur wilde und unkoordinierte Bewegungen entstehen würden. Das Arbeitsblatt bietet auch die Möglichkeit, die Rhythmen zu sprechen. Es empfiehlt sich, mit Klopfen auf dem Tisch zu beginnen. Dabei ist wichtig, dass die Hand immer sofort vom Tisch wieder hoch federt und nicht unten bleibt. Die Vorstellung, der Tisch wäre 100°C heiß, kann dabei hilfreich sein. Wenn das funktioniert, kann mit Klatschen weiter geübt werden. Erst zum Schluss können auch Versuche mit Trommeln oder Tamburins gemacht werden. Auch hier ist es wichtig, dass die Hand federnd und nicht zu stark auf das Instrument schlägt. Rasseln eignen sich nicht, da ihr Klang bei dieser Geschwindigkeit verschwimmt. Die auf dem Arbeitsblatt notierten Grundrhythmen können nacheinander, aber auch gleichzeitig eingeübt werden. Sie können den Text dabei sprechen oder weglassen. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 23 Arbeitsblatt 4: Rhythmusübungen zum Saltarello Hier seht ihr eine Viertelnote und eine Achtelnote. Die Achtelnote ist genau doppelt so schnell wie die Viertelnote. Deshalb nennen wir die Viertelnoten „lang“ und die Achtelnote „kurz“. Sprecht zuerst die Folge von Viertel und Achtel im Wechsel: lang - kurz - lang - kurz - lang - kurz - lang - kurz - lang - kurz - lang Hier seht ihr drei verschiedene 6-Achtel-Takte, so wie sie auch Berlioz komponiert hat. Versucht, die drei Rhythmen nacheinander zu klopfen oder zu klatschen. Oder ihr sprecht zuerst den Rhythmus und übt dann das Klopfen ein! Wenn das gut funktioniert, könnt ihr die Rhythmen auch gleichzeitig in Gruppen klopfen, dann klingt es schon sehr nach dem „Saltarello“ von Berlioz. Kar-ne-val, Kar-ne-val, Kar-ne-val Kar-ne-val, Kar-ne-val, Kar-ne-val Sal - ta- rel - lo, Sal - ta- rel - lo, Sal -ta- rel - lo Wir tan-zen mit – ja, wir tan-zen mit – ja, wir tan-zen mit - ja! © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 24 Englisch-Horn, Tamburin und Triangel: Instrumentenkunde In seinem Stück „Carnaval romain“ verwendet Berlioz verschiedene Instrumente, die für die Schüler vielleicht unbekannt sind oder die sie nicht in einem Sinfonieorchester vermuten würden. Auf diese Instrumente soll in dieser Unterrichtsidee eingegangen werden. Zu jedem Instrument ist ein Arbeitsblatt für den Unterricht vorhanden. Das Englischhorn: Es gehört zur Gruppe der Holzblasinstrumente und ist eine vergrößerte Oboe. Besonders auffällig ist das „Ei“, das ist eine runde Verdickung am Ende des Rohres. Das Englischhorn wird genauso gespielt wie eine Oboe und ist auch ähnlich gebaut. Der Klang ist weich und angenehm, weshalb das Englischhorn auch oft in sehr liebevollen Melodien verwendet wird. So auch hier: Das Englischhorn-Solo stammt ja aus der Liebesarie zwischen Benvenuto Cellini und Teresa. Der Name „Englischhorn“ geht wahrscheinlich auf ein Missverständnis zurück, denn das Instrument stammt weder aus England, noch ist es ein Horn. Es hieß früher lediglich „corps anglé“ (= abgewinkelter Körper), was dann falsch als „cor anglais“ (= englisches Horn) verstanden wurde. Trotzdem hat es diesen Namen behalten. Das Tamburin: Es ist ein sogenanntes Effektinstrument aus der großen Gruppe der Schlaginstrumente. Das Tamburin ist ein sehr altes Instrument, das immer schon in der Volks- und vor allem in der Tanzmusik verwendet wurde. Auch heute noch gibt es im Karneval viele Menschen, die ein Tamburin mitnehmen, um den Rosenmontagszug, oder auch mal ein Fußballspiel musikalisch zu unterstützen. Berlioz verwendet das Tamburin aus genau diesem Grund in seinem Stück. Es wird an der Stelle eingesetzt, an der er die ausgelassenen Tänze der römischen Bürger auf der Straße vertont hat. Der oder das Triangel: Auch der (man kann auch das sagen) Triangel ist seit dem 18. Jahrhundert ein Bestandteil des Sinfonieorchesters. Ursprünglich stammt es aus der so genannten „Janitscharenmusik“, die über die Türkenkriege nach Europa kam. Es ist also der Herkunft nach ein Militärinstrument, wie viele andere Schlaginstrumente auch. An seinem sehr durchdringenden Klang kann man die Herkunft als Signalinstrument noch erkennen, aber im Orchester wird es häufig in tänzerischen oder fröhlichen Situationen eingesetzt, weil es sehr hoch klingt. Obwohl das Triangel auch in vielen Kindergärten und Schulen anzutreffen ist, ist es nicht einfach, ihm einen schönen Klang zu entlocken. Dazu ist ein sehr präziser und dosierter Schlag mit dem Klangstab aus Metall notwendig. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 25 Arbeitsblatt 5a: Das Englischhorn Schreibt die folgenden Bestandteile des Englischhorns hinter den richtigen Pfeil: Klappen aus Silber, Rohr aus Holz, gewölbter Schallbecher, Mundstück aus Schilfrohr Wenn ihr euch die Abbildung genau anseht, könnte ihr schon viel über das Englischhorn erfahren. Unterstreicht immer den richtigen Begriff! 1. 2. 3. 4. Das Grundmaterial ist Damit es klingt, muss man Es hat ein wenig Ähnlichkeit Um darauf zu spielen, Holz Blech Draht Kunststoff es schütteln hinein blasen es drehen mit einem Klavier mit einer Trommel mit einer Flöte hält man es gerade schräg seitlich Warum heißt das Englischhorn „Englischhorn“??? Es ist kein Horn. Es kommt nicht aus England. Was soll das also? Wegen seiner Länge, hatte es früher einen geknickten Körper. Auf Französisch heißt das „corps anglé“ (sprich: kor anglee) Die Leute haben das falsch verstanden. Sie haben gehört: „kor anglä“ Und das wiederum ist auf Französisch: cor anglais = Horn englisch = Englischhorn! © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 26 Arbeitsblatt 5b: Das Tamburin und das Triangel Das Tamburin gehört zu den Schlaginstrumenten Es wird mit der Hand gespielt. Die linke Hand hält das Instrument an dem Holzring, während mit der rechten Hand oder den Fingern auf das Fell getrommelt wird. Zusätzlich kann man mit der linken Hand das Tamburin schütteln, damit die Metallplättchen im Ring klingen. Es wird schon seit vielen Jahrhunderten gespielt, hauptsächlich, um Tänze zu begleiten. Man kann es spielen und direkt selbst dazu tanzen oder hüpfen. Das Triangel: Das Wort „Triangel“ kommt aus dem Lateinischen und heißt „Dreieck“. Das Instrument ist einfach ein dreieckig gebogener Metallstab. Mit einem etwas dünneren Metallstab wird es gespielt, während es an einer dünnen Schnur aufgehängt ist. Das ist wichtig, denn nur, wenn es frei schwingen kann, klingt es gut. Das Triangel klingt ganz hell und hoch und wird immer dann benutzt, wenn man dem Orchesterklang ein Glitzern verleihen will. Rätsel Ordnet die Begriffe dem richtigen Instrument zu! Achtung: ein Begriff passt zum Tamburin und zum Triangel! Holz – Fell – Metall – Hand – Stab – rund – eckig – schütteln – anspielen – klappern – klingen – Geräusch – Klang – hoch – Tamburin Triangel beide © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 27 Karnevalslied: Schunkeln Um eine Verbindung zwischen dem römischen und dem Kölner Karneval herzustellen, wird in dieser Unterrichtsidee (Arbeitsblatt 6a) ein typisch kölsches „Schunkellied“ präsentiert, das sich auf die langsame Melodie aus dem „carnaval romain“ singen lässt. Im Kölner Karneval unterscheidet man prinzipiell Marschlieder im 4-Viertel-Takt von Schunkelliedern im 3-Viertel-Takt. Berlioz hat für sein Stück ebenfalls einen 3-Viertel-Takt verwendet, der aber wesentlich komplizierter rhythmisiert ist. Die Schüler werden die Melodie aber hoffentlich wieder erkennen. Das Schunkellied folgt dem gängigen Walzerrhythmus mit einer langen 1 (und 2) und einer kurzen drei. Der ¾-Takt von Berlioz ist demgegenüber wesentlich komplizierter: er enthält einige Überbindungen und Synkopen, was gelegentlich sogar dazu führen kann, dass man als Zuhörer eher einen geraden Takt heraushört. Außerdem lässt sich die Originalmelodie auch schwieriger singen als die kölsche Version, was an den zahlreichen Verzierungen und dem größeren Tonumfang liegt: Berlioz hat sein Lied (eine Arie) eben für einen Opernsänger komponiert und nicht für eine Gruppe fröhlicher Jecken. Auch diese Unterschiede werden deutlich, wenn man versucht, beide Versionen zu singen, oder wenn die Schüler die kölsche Version mit der Musik von Berlioz vergleichen. In der zweiten Idee für den Unterricht (Arbeitsblatt 6b) sollen die Schüler einen Schritt weiter gehen und den Text zur Originalmelodie singen. Im Schulkonzert wird das Lied mit allen gesungen. Es ist also sinnvoll, dies mit den Schülern vorzubereiten. In „carnaval romain“ verwendet Berlioz außer der einprägsamen Melodie einen auffälligen Rhythmus. Die Schüler können versuchen ihn zu klopfen. Aus diesen beiden Elementen kann dann ein eigenes Karnevalslied in der Klasse entstehen. Die Schüler erfinden einen eigenen Text und singen ihn zu der Melodie. Auch der Rhythmus kann geklopft werden. Eine Aufnahme der Melodie und des Rhythmus gibt es zu diesen Unterlagen. Jede Klasse kann eine Aufnahme (Video oder Audio) ihres Liedes an das ohrenauf!-Team des Gürzenich-Orchester Köln per Post oder Mail schicken (Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln, [email protected]). Die schönsten werden prämiert! Karneval in Köln 1823-1973 © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 28 Arbeitsblatt 6a: Opernarie und Schunkelversion Hier ist die Originalmelodie von Berlioz abgebildet, darunter eine Schunkelversion mit kölschem Karnevalstext. Hört euch Berlioz Melodie an und versucht das Schunkellied selbst zu singen. Welche Unterschiede gibt es? Vereinfachte Schunkelversion: Textvariante: Hier in Köl-le, sin mer op jöck, mer suche unser jlück, ob jroß, ob klein ob fresch, ob brav, mir singe all: Kölle Alaaf! © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 29 Arbeitsblatt 6b: Aus einer Opernarie wird ein Karnevalslied Hier ist nochmal die Originalmelodie von Berlioz abgebildet. Auf einen Ausschnitt ist bereits ein Text gedichtet. Versucht zu dieser Melodie, wie ihr sie auch im Konzert hören werdet, den Text zu singen. Hört euch dazu auch die Aufnahme Nr.1 (T. 21 – 37 oder 0’30), die es zu diesen Unterlagen gibt, an. Wiederholt das Lied ein paar Mal hintereinander. Aufgabe für echte kölsche Pänz: Der Rhythmus, den ihr unter der Melodie seht, ist in „Le carnaval romain“ oft und sehr deutlich zu hören. Hört euch Aufnahme Nr. 2 an und versucht ihn nachzuklopfen. Benutzt dazu beide Hände. Na, klappt es? Dichtet mit der Melodie und vielleicht sogar mit dem Rhythmus euer eigenes Karnevalslied. Erfindet einfach einen neuen Text. Nutzt dazu die Playback-Aufnahme (Aufnahme Nr. 3)! Nehmt das Lied und schickte es am besten als Video nach dem Schulkonzert an das Gürzenich-Orchester. Die schönsten Karnevalslieder bekommen einen Preis! © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 30 Impressum Redaktion Catharina Starken Elisabeth Zizka-Fuchs Autorin Sabine Kellner Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln Bischofsgartenstraße 1 50667 Köln Fon: 0221 / 221-22437 Fax: 0221 / 221-23800 [email protected] Bildnachweise S. 6 Hector Berlioz: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Legros_-_Berlioz_(dessin).jpg#filelinks. S. 7 Hector Berlioz: Karikatur: By Étienne Carjat [Public domain], via Wikimedia Commons. S. 8 Römischer Karneval 1857: von Gouache de C. Sauvageot photo. et gravée par A. Jourdain (L'Illustration, N° 731, Volume XXIX) [Public domain], via Wikimedia Commons. S. 18ff Maskenvorlagen: www.vbs-hobby.com. S. 22 Saltarello-Tanz: Wikimedia commons, Pinelli_Saltarello. JPG. S. 26 Englischhorn: Hustvedt (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/bysa/3.0) via Wikimedia Commons. S. 27 Logo Gürzi und Gürzenich-Orchester Köln, Tamburin und Triangel: Gürzenich-Orchester Köln. S. 28 Karneval in Köln: scanned by NobbiP (scanned by NobbiP) [Public domain], via Wikimedia Commons. Alle Texte in diesem Materialpaket sind – sofern nicht anders gekennzeichnet – von Autoren des Gürzenich-Orchester Köln verfasst und unterliegen als Beiträge zur Gesamtschrift dem Urheberrecht und anderen Schutzgesetzen. Eine Verwendung außerhalb des Unterrichts bedarf einer vorherigen Genehmigung durch das Gürzenich-Orchester Köln. Sollten durch Inhalte dieses Materialpakets unbeabsichtigt Rechte Dritter betroffen sein, werden die Inhaber dieser Rechte gebeten, sich mit dem Distributor in Verbindung zu setzen. Die Überprüfung der Unterlagen erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen. © 2015 Gürzenich-Orchester Köln | 31