Hemmende Synapsen beeinflussen Signale im Gehirn

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Hemmende Synapsen beeinflussen Signale im Gehirn mit hoher Präzision
Nervenzellsignale können von einzelnen Kontakten moduliert und blockiert werden
Informationen werden in unserem Gehirn über Billionen von Synapsen von einer Zelle
zur nächsten weitergegeben. Für einen optimalen Datenfluss ist jedoch nicht nur
die Übertragung von Informationen wichtig, sondern auch ihre gezielte Hemmung.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried konnten
nun in Mäusen zeigen, dass selbst einzelne hemmende Synapsen die Signalverarbeitung maßgeblich beeinflussen können. Die Studie ergänzt ein wichtiges
Puzzleteil zum Verständnis dieser grundlegenden Gehirnfunktion, die auch
bei manchen Krankheiten eine Rolle spielt.
Das menschliche Gehirn besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen.
Jede dieser Zellen ist über mehrere hundert bis tausend Synapsen mit anderen Zellen
verbunden. Unser Denken, Handeln und Fühlen, aber auch unsere Organ- und
Körperfunktionen werden durch die synaptische Informationsweitergabe gesteuert –
in jeder Sekunde sind es viele Billiarden Impulse. Damit dieser enorme Datenstrom
in geregelten Bahnen läuft, gibt es erregende Synapsen, die Informationen zwischen Zellen
weitergeben, und hemmende Synapsen, die den Informationsfluss eingrenzen und
verändern.
Wie wichtig auch das Unterdrücken unerwünschter Signale ist, zeigt sich unter anderem,
wenn die Funktion der hemmenden Synapsen gestört ist: Es kommt zu einer überhöhten
Erregung im Gehirn, wie sie zum Beispiel bei Epilepsie zu sehen ist. Doch auch um zu
lernen, oder sich zu erinnern, braucht das Gehirn Nervenzellen, die die Aktivität anderer
Nervenzellen regulieren. Die meisten dieser hemmenden Synapsen docken an die
Empfangseinheit der Zielzelle an, die Dendriten. Welche Wirkung diese hemmenden
Synapsen jedoch genau haben und wie präzise sie agieren, war bislang nicht erforscht.
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie konnten nun in Mäusen zeigen,
dass selbst einzelne hemmende Synapsen die Signalverarbeitung in den Dendriten anderer
Zellen entscheidend beeinflussen. Die Neurobiologen untersuchten den Einfluss der
dendritischen Hemmung auf Nervenzellen im Hippocampus, einem Gehirnbereich,
in dem unter anderem Kurzzeit- in Langzeiterinnerungen umgewandelt werden.
Mit einer fein abgestimmten Kombination verschiedener Methoden konnten die Forscher
durch das Mikroskop beobachten, wie schon einzelne hemmende Synapsen die Stärke
und Ausbreitung eines Signals in der gehemmten Nervenzelle erheblich veränderten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Nervenzellsignale durch hemmende Synapsen mit einer
Präzision von wenigen Millisekunden und Mikrometern in ihrer Amplitude reguliert werden
können. Es war bekannt, dass hemmende Nervenzellen eine sehr grundlegende Funktion
im Gehirn erfüllen. "Dass aber bereits einzelne hemmende Synapsen eine wichtige Rolle
spielen und eine so präzise Wirkung haben, hat uns richtig fasziniert", erklärt Fiona Müllner,
die Erstautorin der gerade erschienenen Studie. Aufbauend auf ihre Ergebnisse konnten
die Wissenschaftler mit Hilfe eines Modells zeigen, wie einzelne hemmende Synapsen sogar
die synaptische Plastizität, die Grundlage für Lernen und Gedächtnis, kontrollieren könnten.
"Uns interessiert jetzt natürlich ganz besonders, welche Einflüsse eine so präzise Hemmung
auf die Speicherung von Information im Nervensystem hat ", fügt Tobias Bonhoeffer hinzu,
der mit seiner Abteilung am Max-Planck-Institut für Neurobiologie die Grundlagen der
synaptischen Plastizität untersucht.
© MPI für Neurobiologie
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