Shannon McMullen | Fabian Winkler National Security Garden Die Installation National Security Garden besteht aus einem Beet bepflanzt mit Sojabohnen. Das Beet ist ein Hybridobjekt zwischen landwirtschaftlichem Feld und einem formalen Garten. Die Sojapflanzen im National Security Garden werden nach der Keimphase nachts von unten mit solarenergiebetriebenen LED Lichtern beleuchtet. Diese Installation erzeugt ein öffentliches Bild der Sojapflanze, einer der weltweit wichtigsten agrar-industriellen Nutzpflanzen. Sojapflanzen sind zwar sichtbarer Teil der Landschaft in Anbauzentren wie z.B. dem Mittleren Westen der USA aber ein Bild dieser Pflanze existiert nicht auf der Ebene des nationalen kulturellen Bewusstseins. Das Bild das der National Security Garden von der Sojapflanze erzeugt, sollte jedoch nicht als unkritisch und positivistisch angesehen werden sondern einen Diskurs auslösen, der sich auf den gesamten komplexen Kontext von Sojaanbau und Nutzung bezieht. Daher beruft sich diese Installation kritisch auf die historische Tradition formaler Gärten, die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Überlegenheit gleichstellten mit der Dominanz über die Natur, ausgedrückt durch geometrische Formationen, technische Schauspiele (Springbrunnen, Beleuchtung, Automata, etc.) und Meisterleistungen der Ingenieurswissenschaft (Bewässerungsysteme). Der National Security Garden wirft somit aktuelle Fragen auf über den landwirtschaftlich-industriellen Komplex, den neusten technischen Stand in der Pflanzenwissenschaft, Klimawandel und globalen Energie und Nahrungsmitteldarf: Wird der Sojaanbau durch die globale Erwärmung bald auch in Deutschland in grösserem Masstab möglich und notwendig? Können regionale Anbauauflagen (z.B. das Verbot genetisch manipulierter Sojapflanzen in der EU und BadenWürttemberg als genfreie Zone) im Angesicht einer globalen Klimaveränderung und der hohen Energieeffizienz von Sojaöl auf lange 1 lange Sicht eingehalten werden? Gilt auch im Sojaanbau immernoch die Devise von Earl Butz (amerikanischer Landwirtschaftsminister 1971- 1976) –“ get big or get out” – um den Nahrungsmittel und Energiebedarf der Welt im Jahr 2050 zu decken?1) Im Kontext von Gartenausstellungen (LGS, BGS in Deutschland, “State Fairs” in den USA, etc.) ist der National Security Garden eine ästhetische Darstellung und künstlerische Übersetzung einiger dieser Fragen. Er lädt aber auch Besucher ein, Teil der Diskussion zu werden und ihre eigenen Vorstellungen und Einsichten zum Ausdruck zu bringen, von der Sojapflanze ausgehend hin zu genetisch veränderten Organismen, Energie- und Nahrungsmittelfragen, lokale und globale Klimaveränderungen und Themen der nationalen Sicherheit. Es ist geplant, eine mögliche Installation des National Security Garden in Singen/Htwl. von einem durch die Künstler organisierten Rahmenprogram zu begleiten, das gleichsam den diskursiven Gedanken der Installation wie auch die Vernetzung mit städtischen, regionalen und überregionalen Teilnehmern fördert. Konkret soll das durch eine Vortragsserie erreicht werden, die Resourcen wie z.B. das Singener Kunstmuseum, das Friedrich Wöhler Gymnasium (NwT in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kunst), regionale Landwirte, Universitäten (z.B. Universität Hohenheim), Museen (z.B. Zeppelin Museum in Friedrichshafen), etc. miteinbeziehen. 1) Das Jahr 2050 wird von der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO) schon jetzt als Schwellenjahr angesehen, nach dem - bedingt durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum - eine Versorgung der Weltbevölkerung mit bisherigen landwirtschaftlichen Anbaumethoden und -flächen nicht mehr gewährleistet werden kann (s. FAO - How to Feed the World High Level Expert Forum, Rom, Oktober 2009). Shannon McMullen | Fabian Winkler National Security Garden 2 Optionen für einen möglichen Aufbau in Singen: Zeitplan: Ort: Rathausplatz, zwischen neuer Stadhalle und dem Rathaus, als visuelle Verbindung der Farblichtinstallation an der Stadthalle und Joseph Kosuths Located World am Rathaus. Die Grösse des Gartens richtet sich nach der genauen Positionierung auf dem Rathausplatz. Anfang/Mitte Mai 2012: Aussaat, Soja soll trocken angebaut werden und die Bodentemperatur mindestens 10 °C betragen. Shannon McMullen und Fabian Winkler können zum Anlegen des Feldes/Garten aus den USA anreisen Je nach Positionierung des Gartens ist es denkbar, eine Webcam auf den Garten zu richten, die aktuelle Bilder des Pflanzenwachstums als Teil der künstlerischen Installation im Internet abrufbar macht. khasd Möglicher Aufbau des Feldes - als Hochbeet (s. unten), die Pflanzen befinden sich in ca. 90cm Höhe, was das Betreten des Beetes weitestgehend verhindern soll. Ein oder zwei Stufenpodeste ermöglichen Kindern die Sicht auf die Pflanzen, sowie einen besseren Überblick von Oben. Diese können bei Bedarf nachts weggeräumt werden. Ende Juni: die Pflanzen sollten gross genug sein damit die Beleuchtung des Feldes effektiv eingesetzt werden kann. 4.00m Ende Juni - Mitte Juli: begleitende Vortragsserie in Singen/Htwl. Mitte Oktober: Ernte, spezielle Veranstaltung zur Ernte der Sojabohnen (Bioplastik Workshop, etc.)? 6.00m 0.50m 0.40m Konstruktion mit Holz/Metallbox für Sojapflanzen oben - getragen von einem Metallgerüst. Stufenpodest Shannon McMullen | Fabian Winkler National Security Garden Lichtkonzept: Ausschnitt: Sojafeld mit LED Leuchten (nachtansicht): Die Sojapflanzen werden von unten beleuchtet, das Feld/der Garten wird transformiert. 3 leicht abgeänderte LED Gartenleuchte (solarbetrieben): die LED Lampe ist am Boden angebracht, die Solarzellen befinden sich im Feld über den Sojapflanzenblättern. Tagsüber laden sich die Lampen im Sonnenlicht auf, nachts geben sie die gespeicherte Energie als Licht ab. Shannon McMullen | Fabian Winkler National Security Garden 4 Testfeld angelegt von McMullen | Winkler in West Lafayette, IN (USA) am 26.6.2011 Nahaufnahme des Testfeldes (3x4.5m). Das Testfeld bei Nacht, beleuchtet von solarbetriebenen LED Lampen, 20.7.2011. Beleuchtung, Detail. Sojapflanzen am 18.7.2011. Für weitere Informationen zum National Security Garden siehe: http://www.gardensandmachines.com/NationalSecurityGarden Shannon McMullen | Fabian Winkler National Security Garden 5 Bibliografie Bibliografie Hedin, Jack. “An Almanac of Extreme Weather.” New York Times, 27.1.2010. http://www.nytimes.com/2010/11/28/opinion/28hedin.html (Abfragedatum: 18.1.2011). Pollan, Michael. “Farmer in Chief.” New York Times Magazine, 9.10.2008. http://www.nytimes.com/2008/10/12/magazine/12policy-t.html (Abfragedatum: 13.1.2011). Kester, Grant H. Conversation Pieces: Community and Communication in Modern Art. Berkeley: University of California Press, 2004. Richardson, Tim (Hrsg.). The Vanguard Landscapes and Gardens of Martha Schwartz. New York: Thames and Hudson, 2004. Kwon, Miwon. One Place after Another: Site-Specific Art and Locational Identity. Cambridge, MA: Cambridge University Press.2004. 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