Die klima- und energiepolitische Kehrtwende

Werbung
Die klima- und
energiepolitische
Kehrtwende
Luxemburgs
ist möglich!
Gemeinsame Forderungen von Action Solidarité Tiers Monde,
Caritas Luxemburg, Greenpeace und Mouvement Ecologique
anlässlich der bevorstehenden Parlamentswahl in Luxemburg
Januar 2009
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
B Luxemburg: Klimaschutz
hat keine Priorität
B.1. Überdurchschnittliche Treibhausgasemissionen
Luxemburgs Pro Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen zählt zu den Höchsten weltweit. Mit 28,4
Tonnen CO2 pro Einwohner ist Luxemburg sogar Europa´s Spitzenreiter unter den 27 EUStaaten134. CO2 ist mit 83% das wichtigste Treibhausgas, auf die Treibhausgase Methan
(CH4) und Lachgas (N2O) entfallen jeweils 8%, auf fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen (F-Gase) 2%.
Im Jahr 2005 war der Transportsektor mit 56% die größte Treibhausgasquelle, gefolgt von
der Industrie (ca. 17%), und der nationalen Stromproduktion mit ca. 11 Prozent. Jeweils
4,7% entfallen auf den Heizenergieverbrauch der Haushalte sowie des Handels und des
Dienstleistungssektors, und etwa 5,3% auf die Landwirtschaft135:
Tabelle 1: Treibhausgasemissionen Luxemburgs im Jahr 2005, 2006 und 1990
aufgeschlüsselt nach Sektoren (Quelle: UNFCCC)
Treibhausgasemissionen in
Tonnen CO2Äquivalenten
(2005)
Sektor
%
Treibhausgasemissionen in
Tonnen CO2Äquivalenten
(2006)
Entwicklung
2006/2005 in
Tonnen CO2Äquivalent
Treibhausgasemissionen in
Tonnen CO2Äquivalenten
(1990)
Transport
7.484.690
56,3
7.287.873
- 196.817
2.778.542
Industrielle Erzeugung und
Bauwesen
2.228.460
16,7
2.424.723
+ 196.263
6.927.505
Strom- und Wärmeerzeugung
1.424.860
10,7
1.472.044
+ 47.184
1.304.989
Handel / Dienstleistungssektor
627.350
4,7
621.412
-
5.938
610.176
Haushalte1
629.970
4,7
625.128
-
4.842
615.365
Landwirtschaft
-
5.062
775.944
0
27.510
699.920
5,3
694.858
Flüchtige Emissionen
59.430
0,4
59.430
Abfall
45.160
0,3
45.488
+
328
49.527
Andere
90.770
0,7
90.948
+
178
96.951
Flugverkehr
Summe (ohne Flugverkehr)
1.337.920
1.252.084
- 85.836
403.854
13.290.610
13.321.904
+ 31.294
13.186.509
Luxemburg´s Treibhausgasemissionen lagen im Jahr 2005 um über 100.000 Tonnen höher als
im Kyoto-Basisjahr 1990. Zwischen 2005 und 2006 war wiederum ein leichter Anstieg der
Treibhausgasemissionen zu verzeichnen. Während im Jahr 2006 im Transportbereich, bei den
Haushalten, im Dienstleistungssektor und in der Landwirtschaft ein Rückgang der CO2-Emissionen verzeichnet werden konnte, wurden diese Reduktionen durch die Zunahme der Emissionen im Industriesektor und bei der Stromproduktion „kompensiert“. Im Jahr 2007 lagen die
Emissionen schätzungsweise nur um 0,7%136 unter jenen des Kyoto-Basisjahres 1990.
134
Quelle: Luxemburg greenhouse gas profile 1990-2006, European Environment Agency, http://reports.eea.europa.
eu/technical_report_2008_6/en
135
Quelle: United Nations Framework Convention on Climate Change. Offizielle Emissionszahlen für das Jahr 2007
werden erst Anfang 2009 bekannt.
136
Ministère de l´Environnement, Pressekonferenz am 15. Dezember 2008
55
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
millions
millions
dede
tonnes
tonnes
dede
COCO
2e 2 e
Graphiken: Gesamt-Entwicklung der Treibhausgasemissionen Luxemburgs und in den Sektoren (für
2007 Schätzungen). Quelle: Ministère de l´Environnement, 2008
15
15
14
14
13,19
13,19
13
13
12
12
11
11
10
10
9
9
8
8
7
7
6
6
1990
1990
13,40
13,40
13,60
13,60
1992
1992
1993
1993
13,10
13,10
(-0,7 %
(-0,7
%
par
rapport
par
rapport
à 1990)
à 1990)
objectif Kyoto: 9,48 mio. t CO2e
objectif
Kyoto:
9,48à mio.
(-28% par
rapport
1990t CO2e
(-28%
rapport
à 1990
pour lapar
période
2008-2012)
pour la période 2008-2012)
9,05
9,05
1991
1991
13,29 13,32
13,29 13,32
1994
1994
1995
1995
1996
1996
1997
1997
1998
1998
1999
1999
2000
2000
2001
2001
2002
2002
2003
2003
2004
2004
2005
2005
2006 2007
2006 (est)
2007
(est)
2005
2005
2006 2007
2006 (est)
2007
(est)
8
8
7
7
industrie
industrie
millions
millions
dede
tonnes
tonnes
dede
COCO
2 2
6
6
5
5
4
4
transport routier
transport routier
ménages, services,
ménages,
commercesservices,
commerces
et
autres transports
et autres transports
3
3
2
2
1
1
0
01990
1990
agriculture et déchets
agriculture et déchets
1991
1991
1992
1992
1993
1993
1994
1994
production énergie
production énergie
1995
1995
1996
1996
1997
1997
1998
1998
1999
1999
2000
2000
2001
2001
2002
2002
2003
2003
2004
2004
B.1.1. Luxemburg und seine internationalen
Klimaschutzverpflichtungen
Luxemburg muss aufgrund seiner Verpflichtungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls137 in der
Phase von 2008-2012 den Ausstoß der Treibhausgase um 28 Prozent im Vergleich zu 1990
reduzieren. Dieses Ziel war bereits im Wesentlichen durch die Umstellung der Rohstahlerzeugung von Eisenerz und Koks auf Elektrostahl erreicht worden.
Doch die Erfolge, die durch die Umstrukturierung der Eisenindustrie erzielt werden konnten, wurden Mitte der 90er Jahre systematisch durch mehrere klima- und energiepolitische
137
56
Luxemburg hat das Kyoto-Protokoll am 31.5.2002 ratifiziert. Das Kyoto-Protokoll trat am 16.2.2005 in Kraft.
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Fehlentwicklungen wieder zunichte gemacht. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als bereits
weitreichende Kenntnisse über die Ursachen und Folgen des Klimawandels vorlagen.
Dazu zählen insbesondere der boomende Treibstoffexport, der ansteigende einheimische
Treibstoffverbrauch sowie die Entscheidung für den Bau einer 350 MW Gas-und Dampfturbine ohne eine weitestgehende Auskopplung der bei der Stromerzeugung anfallenden
Wärme.
Derzeit ist Luxemburg weit davon entfernt, sein Kyoto-Ziel zu erreichen: bereits im Jahre
2004 hatte der Ausstoß der Treibhausgasemissionen das Niveau von 1990, dem Basisjahr
des Kyoto-Protokolls, überschritten138. Einer Prognose des Umweltministeriums139 zufolge
würde bei einem Business-as-usual-Szenario der Ausstoß der Treibhausgase im Jahre 2013
um etwa ein Fünftel höher liegen im Vergleich zum Basisjahr 1990 und um fast 66% höher im Vergleich zum Kyoto-Ziel für 2012. Ob diese Prognose wirklich zutreffen wird, ist
allerdings angesichts der Emissionsentwicklung in den letzten drei Jahren ungewiß. Laut
Umweltministerium139 und Europäischer Umweltbehörde (EEA) sind die Treibhausgas-Emissionen seit 2006 leicht rückläufig140.
18
16
12
10
8
Kyoto Protocol
6
4
2
0
1990
1995
2000
Total incl.bunkers
Total excl.bunkers (Kyoto Protocol)
EU ETS emissions
2005
commitment period
(2008-2012)
Mt CO2 eq.
14
2010
Projections (with existing measures)
Projections (with additional measures)
Projections (all measures, CS & KM)
2015
2020
5-year average
Kyoto target
Base-year emissions
Note: Emissions from international bunker fuels are not covered by the Kyoto Protocol
all measures: existing and additional measures — CS: use of carbon sinks — KM: use of Kyoto mechanisms.
The 5-year average is a rolling average of the greenhouse gas emissions in the 5 previous years (Y-4 to Y).
Doch nicht nur das Kyoto-Ziel von –28% Emissionsreduktion im Zeitraum 2008/2012 wird
– insbesondere durch den hohen Beitrag des Treibstoffexports an den CO2-Emission – nicht
erreicht werden. Auch die zukünftigen Klimaschutzziele, die Luxemburg im Rahmen seiner
europäischen Verpflichtungen („Klima- und Energiepaket“) sowie auf internationaler Ebene
(„Kyoto+“) eingehen wird, stellen das Land vor eine klima-, energie- und finanzpolitische
Herausforderung. Bis zum Jahr 2020 muss Luxemburg seine Treibhausgasemissionen um
20% (Basisjahr 2005) reduzieren. Gleichzeitig muss der Anteil der erneuerbaren Energien
138
Quelle: Luxemburg greenhouse gas profile 1990-2006, European Environment Agency, http://reports.eea.europa.
eu/technical_report_2008_6/en
139
Nationaler Allokationsplan 2008 – 2012 für Luxemburg, Umweltministerium, Juli 2006
Luxembourg greenhouse gas profile, 1990-2006, European Energy Agency 2008, Ministère de l´Environnement,
Conférence de presse, 2.10.2008
140
57
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
auf 11% des Gesamtenergieverbrauchs gesteigert werden. Die europäische Energieeffizienzrichtlinie fordert eine Steigerung der Energieeffizienz von 9% bis 2016 in den Sektoren,
die nicht dem Emissionshandel unterliegen.
Die Klima- und Energieziele Luxemburgs könnten ausschließlich durch inländische Maßnahmen und ohne Rückgriff auf „flexible Mechanismen“ erreicht werden. Grundvoraussetzung
hierfür ist jedoch ein schrittweiser Ausstieg aus dem Treibstoffexport. Während dieser von
Politik und Wirtschaft in der Öffentlichkeit immer noch als unüberwindbare Hürde dargestellt wird, gilt der Ausstieg aus dem Treibstoffexport „hinter den Kulissen“ bereits mehr
oder weniger als ein „fait accompli“ (siehe hierzu Kapitel B.2.1.).
B.1.2. Ungerechte Bilanzierungsregeln?
Politiker und Wirtschaftslobbyisten werden nicht müde, die angebliche „Ausnahmesituation Luxemburgs“ gebetsmühlenartig zu beschwören, wenn es um Treibhausgasreduktionen
geht. In den 90er Jahren war offiziell die Stahlindustrie mit ihrer CO2-intensiven Rohstahlproduktion für die unverhältnismäßig hohen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Mittlerweile gibt es einen neuen „Sündenbock“: die durch den Treibstoffexport verursachten
Emissionen (laut Schätzungen des Umweltministeriums etwa 42% der Gesamtemissionen
Luxemburgs) würden nicht durch den Inlandsverbrauch, sondern durch die Auslandsnachfrage verursacht werden. Luxemburg würde aufgrund der Kyoto-Bilanzierungsregeln ungerecht behandelt werden, die CO2-Emissionen dürften der Luxemburger Emissionsbilanz
nicht zugerechnet zu werden.
Umgekehrt wird nur allzu gerne unterschlagen, dass Luxemburg den größten Teil seines
Stromverbrauchs und seiner Konsumgüter aus dem Ausland importiert. Die Emissionen,
die durch den Stromimport im Ausland verursacht werden und welche der Luxemburger
Kyoto-Bilanz nicht zugerechnet werden, wurden im 2. Nationalen Allokationsplan des Umweltministeriums141 auf 3,68 Millionen Tonnen für das Jahr 2004 geschätzt. Hinzu kommt
die „graue Energie“ der hierzulande verbrauchten, aber nicht produzierten Konsumgüter.
Luxemburg kann also kaum als Opfer falscher oder ungerechter Berechnungsgrundlagen
dargestellt werden. Bei einer umfassenderen Betrachtungsweise kann man durchaus davon ausgehen, dass der Luxemburger Verbrauch von Strom und Konsumgütern im Ausland
Emissionen erzeugt, die mindestens in der Größenordnung der treibstoffexportbedingten
Emissionen liegen.
Das Argument, dass bei einem Stopp des Treibstoffexportes global betrachtet keine CO2Emissionsreduktionen eintreten würden, lässt eine ganzheitliche Betrachtung der negativen
Auswirkungen des Verkehrsaufkommens ausser Acht. Einerseits würden sich bei einer Angleichung der Treibstoffpreise die Anfahrten der Tanktouristen (sowohl PKW als auch LKW)
verringern, dadurch würden CO2-Emissionen vermieden werden142. Hinzu kämen weitere,
indirekte Einsparungen, da aufgrund der teureren Treibstoffpreise sowohl in der Grenzregion als auch im Inland a) weniger Kilometer gefahren und b) sparsamere Autos gekauft würden. Schließlich dürfen die negativen Auswirkungen des Treibstoffexports auf Gesundheit,
Strassenverkehr und Staatshaushalt (wie z.B. Luftverschmutzung, Lärmbelästigung, Landschaftsverbrauch, Staus, Unfälle, zusätzlicher Strassenbau, Abnutzung der Strassen) nicht
vergessen werden.
58
141
Nationaler Allokationsplan für Luxemburg 2008-2012, Seite 20
142
Bislang gibt es jedoch keine Untersuchungen zu dieser Problematik.
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Die Spielregeln des Kyoto-Protokolls waren Luxemburg bei der Ratifizierung nicht nur bekannt, man hatte sie damals gerne akzeptiert: Luxemburg konnte sich nicht zuletzt aufgrund
der Bilanzierungsregeln mit einer CO2-Reduktion von –28% als Klimaschutz-Musterschüler
der EU präsentieren. Dass die verantwortlichen Ministerien jetzt die Treibhausgas-Bilanzierungsregeln der Klimarahmenkonvention kritisieren und ihre eigenen Berechnungsmethoden anwenden, ist weder ehrlich noch akzeptabel. Denn der Treibstoffexport ist von Luxemburg durchaus gewollt: das Land profitiert durch Steuereinnahmen des Treibstoffexportes
in Höhe von ca. 1 Milliarde Euro jährlich. Luxemburg ist daher auch für die mit dem Treibstoffexport verbundenen Emissionen verantwortlich, doch die luxemburgische Politik weist
in diesem Punkt bislang jegliche Verantwortlichkeit von sich.
Würden alle Staaten mit der gleichen Logik ihre Emissionsbilanzen in Frage stellen, wäre das
Kyoto-Abkommen zum Scheitern verurteilt !
B.1.3. Luxemburg auf Platz 1 im Modell der „Greenhouse Development
Rights“: höchste Verantwortlichkeit für Klimaschutz
Im „Greenhouse Development Rights“-Modell143 (GDR) sozial und gerecht verteilter Klimaschutzmaßnahmen auf globalem Niveau steht Luxemburg bei den von 1990 bis 2005 kumulierten Pro-Kopf-Emissionen hinter den drei Ölscheichtümern Qatar (167,6 t), Bahrain
(111,7 t) und den Vereinigten Emiraten (106,0 t) mit 97,5 t auf Rang 4, gefolgt von Kuwait,
Singapur, Trinidad und den USA. Beim Pro-Kopf-Einkommen steht Luxemburg 2005 mit
64.088 $ ppp144 an der Spitze aller Länder – und zwar mit weitem Abstand vor den USA
(41.565 $ ppp), Norwegen (41.327 $ ppp) und den anderen nord-und westeuropäischen
Ländern (ca. 35.000 $ppp).
Diese beiden Faktoren führen dazu, dass Luxemburg den mit Abstand höchsten Faktor der
Verantwortung und ebenso der finanziellen Möglichkeiten zum Klimaschutz und damit
Rang 1 aller Länder innehat. Es „besitzt“ trotz seiner geringen Bevölkerungszahl (0.5 Millionen von 6.5 Milliarden Menschen) 0.08% der globalen Verantwortung und Fähigkeit, den
Klimawandel und seine Folgen zu bekämpfen145.
Das GDR-Modell geht von globalen jährlichen Kosten des Klimawandels (Bekämpfungsplus Anpassungskosten) in Höhe von 1 % des Weltbruttosozialproduktes aus; dies ergibt im
Jahr 2005 617 Milliarden $ in angepasster Kaufkraft. Demzufolge müsste jedes Mitglied
der Luxemburger Konsumentenklasse (also fast jeder Luxemburger) im Schnitt einen jährlichen Betrag von 4111 $ in angepasster Kaufkraft (dies entspricht etwa 5490 $ bzw. 3660
Euro) oder 305 Euro pro Monat aufbringen146.
Zum Vergleich : Luxemburg plant, für die fünf Jahre der Kyoto-Verpflichtungsperiode 20082012 Emissionsrechte in der Grössenordnung von ca. 215 - 250 Millionen Euro einkaufen,
also für 43 - 50 Millionen Euro pro Jahr. Dies bedeutet für die knapp 0.47 Millionen Ein-
143
http://ecoequity.org
ppp: reale Kaufkraft/Kopf (ppp = Purchasing Power Parities). Damit läßt sich die reale Kaufkraft des Pro-KopfEinkommens messen. Das Tauschverhältnis von Währungen wird auf der Basis eines Warenkorbs so gestaltet,
dass es dem Verhältnis der jeweiligen Binnenkaufkraft entspricht. Die PPP werden in “internationalen Dollar”
angegeben (nach Stiftung Entwicklung und Frieden 1993/94:391)
144
145
Heinrich Böll-Stiftung (Hg.): The Right to Development in a Climate Constrained World, Nov. 2007.
Zu den 20 Ländern mit den höchsten Pro-Kopf-Klimasteuern gehören die nord- und westeuropäischen und
nordamerikanischen Industriestaaten, Japan, Australien, einige Golfemirate und Singapur. Ein qatarischer
Konsument (Rang 2) würde im Schnitt mit 2741 $ppp, ein US-amerikanischer (Rang 3) mit 2697 $ ppp, ein
belgischer (Rang 10) mit 1862 und ein deutscher (Rang 18) mit 1581 $ppp belastet.
146
59
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
wohner rund 100 Euro pro Person und Jahr (plus die Kosten für die marginalen inländischen
Maßnahmen). Dies ist 36mal weniger als der laut GDR-Modell berechnete „gerechte Klimaschutzbeitrag“ Luxemburgs. Das Kyoto-Modell ist in diesem Lichte ein Billigmodell, das den
Interessen der reichen Länder entgegenkommt. Die 100 „Luxemburger Kyoto-Euro“ sind
jedoch kaum klimarelevant, denn die von Luxemburg erworbenen Emissionsrechte werden
zum überwiegenden Teil mit Projekten im Rahmen der „Clean Development Mechanismen“
(CDM) generiert, womit ihre Klimabilanz gleich Null ist (siehe A.12.)
B.1.4. Das Luxemburger Klimaschutz-Modell: Kauf von
Verschmutzungsrechten im Ausland statt Klimaschutz zu Hause
Die „Klimaschutzpolitik“ Luxemburgs in der Kyoto-Phase von 2008-2012 besteht im Wesentlichen darin, sich von seinen „Klimasünden freizukaufen“: anstatt für eine nachhaltige
Reduzierung der CO2-Emissionen durch nationale Maßnahmen zu sorgen, sollen die erforderlichen Reduktionen fast ausschließlich im Ausland über die sogenannten „Clean Development Mechanismen“ erzielt werden. Nur ein geringer Teil der Reduktionen sollen im
Land selbst erreicht werden (siehe Kapitel B.1.5.).
Für die Jahre 2013-2020 hat die EU im Dezember 2008 neue Spielregeln festgelegt. Demnach können die EU-Staaten bis zu 3 % ihrer 2005er Emissionen im Nicht-ETS-Sektor über
„flexible Mechanismen“ im Ausland „reduzieren“; für 12 EU-Staaten – darunter Luxemburg
- wurde der Anteil sogar auf 4 % erhöht. Das hört sich zwar nach wenig an, bedeutet aber,
daß die EU-Staaten insgesamt etwa drei Viertel der Reduktionen im Nicht-ETS-Sektor im
Ausland einkaufen können.
Für Luxemburg bedeutet der Beschluss des EU-Klima- und Energiepakets, daß es fast 40%
seiner Reduktionsleistung im Nicht-ETS-Sektor einkaufen kann. Dies ist immer noch viel,
aber deutlich weniger als die bisherige Praxis, die bis 2012 auf 100% Zukauf hinausläuft. Die
jahrelang nicht an die aktuellen globalen Herausforderungen angepasste Politik Luxemburgs
in Sachen Klimaschutz kann dann für das Land zum teuren Bumerang werden: denn die Regierung hat über Jahre hinweg Geld in Projekte im Ausland gesteckt, anstatt es rechtzeitig
in langfristige nationale Klimaschutzmaßnahmen zu investieren.
Bis 2020 muss Luxemburg mindestens 60% seiner Treibhausgasemissionen im Nicht-ETS-Bereich reduzieren, und zwar durch inländische Maßnahmen. Ein solches Umsteuern ist nicht von
einem Tag auf den anderen möglich. Es wäre unverantwortlich, wenn die nächste Regierung
erst 2013 damit beginnen würde, über inländische Klimaschutzmaßnahmen nachzudenken,
oder gar der übernächsten Regierung die Lösung dieser Aufgabe überlassen würde.
B.1.5. „Clean Development Mechanismen“: Ein teurer Handel für
Luxemburg
Luxemburg hat die höchsten Pro-Kopf-Emissionen und den höchsten Lebensstandard Europas und ist zugleich jenes europäische Land, das am wenigstens selbst und vor Ort zum Klimaschutz beitragen will. Für die luxemburgische Klimapolitik sind die so genannten „Clean
Development Mechanismen“ zum wichtigsten Instrument geworden.
Am 27. November 2007 veröffentlichte die EU-Kommission die CO2-Projektionen der Mitgliedsländer (siehe Kasten). Die Angaben bezüglich Luxemburg in Kurzfassung: Luxemburg geht schon jetzt davon aus, dass seine Emissionen bis 2010 im Vergleich zu 1990 um
11,9 % steigen werden; damit besteht eine Lücke von 40% zwischen Kyoto-Ziel (von - 28%)
60
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
und der CO2-Prognose bis 2010. Von diesen 40% sollen 37,3% durch „flexible Mechanismen“ ausgeglichen werden. Oder anders ausgedrückt : Luxemburg geht davon aus, seine
Kyoto-Verpflichtungen mehr als vollständig durch Zukauf von Emissionsrechten im Rahmen
von Clean Development-Projekten im Ausland abzudecken; den inländischen Maßnahmen
kommt in dieser Planung mit knapp 3% nur eine marginale Bedeutung zu.
KASTEN147
Emissionen Basisjahr
12,7 Millionen Tonnen CO2
Kyoto-Ziel
- 28,0 %
Projektionen bis 2010
+ 11,9 % (mit bestehenden Gesetzen und Maßnahmen)
Gebrauch von Kyoto-Mechanismen
- 37,3 %
Gebrauch von Kohlenstoffsenken
keine Angabe (gemeint sind inländische Senken)
Zusätzliche Gesetze und Maßnahmen
- 2,7 %
Alle Maßnahmen, Kyoto-Mechanismen und Kohlenstoffsenken:
Projektionen für 2010
- 28,0 %
Lücke zwischen Projektionen und Ziel
0,0 %
Kein anderes europäisches Land beabsichtigt, proportional so viele Rechte einzukaufen wie
Luxemburg. Diese Politik steht im krassen Widerspruch einerseits zum Artikel 6 des Kyoto-Protokolls, der besagt, dass Zukäufe nur zusätzlich (« supplemental ») zu inländischen
Maßnahmen getätigt werden sollen, und andererseits zu dem langfristigen Ziel, dass sich
die Pro-Kopf-Emissionen global angleichen sollen.
Diese Zukäufe (bzw. vereinbarten Optionen) wurden bisher mit Beträgen von rund 55 Millionen Euro aus dem Kyoto-Fonds der Regierung bezahlt bzw. gedeckt; rund drei Viertel davon
sind Emissionsrechte aus Fonds der Weltbank und anderer großer Banken148. Bis 2012 sind
laut 2. Nationalen Allokationsplan Zukäufe von weiteren 16 Millionen Tonnen geplant, die
bei ansteigenden Preisen (Schätzung: 10–12Euro/Tonne CO2) weitere 160 - 192 Millionen
Euro kosten dürften. Insgesamt werden also - bei vorsichtiger Schätzung – die Kosten für die
Zukäufe in der Kyoto-Periode 2008–2012 zwischen 215 und 250 Millionen Euro liegen (Berechnungen auf Basis der Antworten des Umweltministeriums auf zwei parlamentarische
Anfragen149 ). Diese Mittel, die der Größenordnung des jährlichen Budgets des Kooperationsministeriums entsprechen, fehlen für inländische CO2-Reduktions- und Förderprogramme für Energiesparmaßnahmen und erneuerbare Energien.
Die EU-Staats- und Regierungschefs und das EU-Parlament verabschiedeten im Dezember
2008 einen Kompromiss zum EU-Klima-und Energiepaket und beschlossen großzügige Ausnahmeregelungen. Luxemburg darf in der Periode von 2013 bis 2020 jährlich Emissionsrechte in Höhe von 4 % (nicht wie ursprünglich vorgesehen 3%) seiner 2005er Emissionen
im Nicht-ETS-Sektor einkaufen. Dies ergibt acht Jahre lang jährlich CO2-„Credits“ in Höhe
von 0,43 Millionen Tonnen CO2150, also zusammen etwa 3,4 Millionen Credits; dies stellt
etwa 40 % der gesamten Reduktionsmenge im Nicht-ETS-Sektor Luxemburgs dar. Unter der
147
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference= IP/07/1774&format= HTML&aged=1&language=
EN&guiLanguage=en
Vortrag von H. Haine auf dem ASTM-Seminar „A qui appartient l’atmosphère?“ am 5.10.2007
148
149
Antwort von Minister Lux vom 8.5.08 auf die Parlamentarische Anfrage Nr. 2418 des Deputierten E. Berger vom
26.3.08; Antwort von Minister Lux vom 28.8.08 auf die Parlamentarische Anfrage Nr. 2722 des Deputierten C.
Gira vom 24.7.08
150
4 % von 10,66 Millionen Tonnen
61
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Annahme, daß die Preise pro Tonne CO2 für diese Periode im Schnitt zwischen 10 und 15 €
liegen werden und Luxemburg seine Zukaufsmöglichkeiten voll ausschöpfen wird, wird der
Einkauf von Emissionsrechten bis 2020 mit 35 – 50 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Bei einer Fortführung der gegenwärtigen Klimapolitik steht Luxemburg also insgesamt vor
voraussichtlichen Einkäufen von Emissionsrechten in einer Größenordnung von 250-300
Millionen Euro, ohne dass eine öffentliche Diskussion darüber stattfindet. Die Klimarelevanz
dieses Geldes, das für inländische Maßnahmen zum Beispiel bei der Förderung erneuerbarer
Energien oder des Ausbaus des öffentlichen Transports fehlt, ist praktisch gleich null, weil
der weitaus überwiegende Teil der zugekauften Rechte (über 90 %) aus CDM-Projekten151
stammt und nur ein kleiner Teil aus Joint Implementation-Projekten (vor allem in EBRDFonds152).
Luxemburg hat für die Periode bis 2012 die Ausnahme zur Regel und die inländischen Klimaschutz-Maßnahmen zur marginalen Erscheinung gemacht. Für die Kyoto-Plus-Periode, also
ab 2013, sind die Spielräume für Zukauf eingeengt, allerdings kann man davon ausgehen,
dass Luxemburg sicherlich alle vorhandenen flexiblen Möglichkeiten zum zeitlichen Aufsparen und Übernehmen von Rechten aus anderen EU-Mitgliedstaaten ausnutzen wird.
Das Kyoto-Protokoll formuliert als langfristiges Ziel die globale Angleichung der Pro-KopfEmissionen. Das Verhalten Luxemburgs steht jedoch im krassen Gegensatz zu einem global
gerechten Klimaschutz- und Entwicklungsmodell, wie es das „Greenhouse Development
Rights“-Modell darstellt (siehe A.8). Wir beanspruchen für unsere Schadstoffemissionen
viel mehr Platz in der Atmosphäre als uns zusteht, und sind nach wie vor Teil des Problems
und nicht der Lösung.
Wenn sich alle Annex II-Staaten153 der internationalen Klimarahmenkonvention so verhalten
würden, würden die globalen Emissionen einfach weitersteigen. Die Industriestaaten würden nicht als glaubwürdige Verhandlungspartner der Entwicklungsländer für einen KyotoNachfolgevertrag erscheinen, weil sie selbst im eigenen Land kaum etwas zu ändern bereit
sind. In diese Richtung gehen leider die EU-Beschlüsse vom Dezember 2008 – ein schlechtes
Omen für Kopenhagen.
B.1.6. 1er Plan d’action en vue de la réduction des émissions de CO2 :
Nationaler Klimaschutz ohne Strategie und Zielvorgaben
Anfang Mai 2006 wurde vom Umweltministerium der „1. Aktionsplan zum Klimaschutz“
vorgestellt. Der Aktionsplan, der auf den Ergebnissen des Nationalen Allokationsplan 20082012 aufbaut, stellt eine Vielzahl von Politik-Maßnahmen in den Bereichen Gebäude, Transport, erneuerbare Energien und Industrie sowie Maßnahmen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Beratung vor. Auch der Rückgriff auf „flexible Mechanismen“ für den Kauf
von Verschmutzungsrechten wird erwähnt, allerdings eher am Rande - dabei will Luxemburg seine „Emissionsreduktionen“ fast vollständig über den Kauf von Emissionsrechten in
Schwellen- und Entwicklungsländern erreichen.
62
151
CDM-Projekte tragen ihrer Definition zufolge nichts zur globalen Reduktion bei, weil sie den Käufern dieser Rechte
das weitere Emittieren in gleicher Höhe ermöglichen, ihnen jedoch Kosten ersparen.
152
EBRD: Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
153
Der Anhang II der Klimarahmenkonvention beinhaltet alle industrialisierten OECD-Staaten des Jahres 1992, also
die Annex-I-Länder ohne die Transformationsländer. Die Annex-II-Länder haben sich dazu verpflichtet, finanzielle
Mittel bereitzustellen, um den Entwicklungsländern bei der Emissionsreduzierung zu helfen. Außerdem sollen sie
den Transfer umweltfreundlicher Technologien in Entwicklungs- und Transformationsländer unterstützen.
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Der Aktionsplan geht von der Hypothese aus, dass kurzfristig mobilisierbare Einsparpotentiale nur begrenzt zur Verfügung stünden. Mittel- bis langfristig erschließbare Potentiale
lägen vor allem in Maßnahmen im Gebäudebereich und beim Transport. Die technischen
Einsparpotenziale in der Kyoto-Verpflichtungsperiode 2008-2012 könnten maximal zu einer
zusätzlichen Verminderung von etwa 0,45 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr beitragen154.
Dabei wurden im Jahr 2005 alleine in den Sektoren inländischer Transport, Haushalte, Handel, Dienstleistungssektor und Landwirtschaft fast 4 Millionen Tonnen an Treibhausgasen
freigesetzt, das sind 30% der gesamten nationalen Emissionen.
Positiv zu bewerten ist, dass einige langjährige Klimaschutz-Forderungen im Rahmen des
Aktionsplans angegangen wurden, wie z.B. die Förderung von Gebäudesanierungsmaßnahmen und der Ausbau der erneuerbaren Energien. Leider gibt es eine Reihe von Kritikpunkten, die die Wirksamkeit des Planes in Frage stellen:
• Der Treibstoffexport, laut Angaben des Umweltministeriums für mehr als 42% der gesamten Emissionen verantwortlich, findet im 1. Aktionsplan überhaupt keine Beachtung. Die
Regierung will zwar den Nutzen aus dem Verkauf von Treibstoffen ziehen, aber nicht die
dadurch entstehenden Emissionen verbucht haben. Sie betrachtet sich nicht für die aus
dem Treibstoffexport stammenden Emissionen verantwortlich und hält es dementsprechend
auch nicht für notwendig, Strategien für einen schrittweisen Ausstieg aus dem Treibstoffexport aufzuzeigen.
• Es fehlt eine detaillierte Analyse der Emissionen und Energieverbräuche bzw. der Reduktionspotentiale in allen Sektoren (siehe B.1.8.). Auch in den Bereichen Industrie- und Stromproduktion, die für 19,5% der nationalen CO2-Emissionen verantwortlich sind, gibt es keine
Analyse der Reduktionspotentiale sowie detaillierte Maßnahmenvorschläge zur Verringerung der Treibhausgasemissionen.
• Fast allen Maßnahmen ist gemeinsam, dass sich die Regierung keine konkreten und evaluierbaren Zielvorgaben für die Treibhausgasreduktionen in den verschiedenen Sektoren gibt. Industrie und Bankensektor werden lediglich über freiwillige Vereinbarungen eingebunden.
• Sollen die Vorgaben der Lissabon-Strategie von einem jährlichen 4%igen Wirtschaftswachstum eingehalten werden, wäre dies mit einem Arbeitsplatzwachstum von 2,5% jährlich
verbunden. Diese Zunahme an Arbeitnehmern – egal ob im Inland ansässig oder als Grenzgänger im nahen Ausland angesiedelt – würden Luxemburg vor neue Herausforderungen
im Klimaschutz und beim Transport stellen. Wie die Regierung diese Entwicklung in den
Griff bekommen will, ist völlig unklar.
• Die Regierung sieht als ein zentrales Element ihrer Klimaschutzpolitik die Bereitstellung von
finanziellen Mitteln, wie z.B. Fördergelder für erneuerbare Energien, Gebäudesanierung,
sparsame Automobile. Sie schenkt jedoch der Notwendigkeit der Schaffung guter Rahmenbedingungen nicht ausreichend Beachtung. Beispiel Gebäudesanierung: hier wurden die
notwendigen Rahmenbedingungen nicht geschaffen. Zwar wurden strengere Gebäudestandards sowie Fördermaßnahmen für die Gebäudesanierung beschlossen, doch stellt sich
die Frage, in welchem Maße die Potentiale, die in diesem Bereich liegen, aufgrund der fehlenden unabhängigen Beratungsstrukturen und einem Kompetenzmangel im Handwerksbereich tatsächlich ausgeschöpft werden können. Ähnliches gilt im Bereich der erneuerbaren Energien: Geld allein reicht nicht aus, um die Potentiale zu erschließen, hier bedarf
es der Fachberatung sowie einer gezielten Mobilisierungskampagne, um die Erneuerbaren
Energien aus ihrer Nischenrolle herausholen.
154
Quelle: Nationaler Allokationsplan 2008-2012
63
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
• Die Gemeinden als wichtige Akteure z.B. in den Bereichen Transport, Erschließung dezentraler Energieerzeugungs- und Versorgungsstrukturen, Information und Mobilisierung der
Bürger, werden überhaupt nicht eingebunden.
• Beim Transport stehen finanzielle Anreize für den Individualverkehr im Vordergrund (Prämien bzw. niedrigere Steuern für emissionsärmere Autos). Der Ausbau des öffentlichen
Transports wird statt dessen durch neue Strassenbauprojekte unterwandert (siehe der im
Oktober 2008 vorgestellt „Plan sectoriel transport“, siehe B.4.4)
• Der von der Regierung vorgeschlagene Zeitplan für die Umsetzung einer Reihe von wichtigen Maßnahmen im Transportbereich wurde nicht eingehalten, andere Maßnahmen warten
bis heute auf eine Umsetzung. Beispiel „Promotion de la Mobilité douce“: der für September 2006 angekündigte Plan wurde erst im Herbst 2008 vorgestellt, wie die Umsetzung erfolgen soll, ist nicht bekannt. Beispiel „Modal split“: der notwendige Aus- und Neubau der
Schieneninfrastruktur befindet sich immer noch im Planungsstadium, weder die Trambahn
durch Luxemburg-Stadt noch die neuen Eisenbahnstrecken zwischen Luxemburg-Bettemburg oder die Peripheriebahnhöfe wurden bisher realisiert oder wenigstens angefangen. Die
angekündigten P&R-Parkplätze an den Landesgrenzen wurden nicht gebaut. Der Verkehrsbund sowie die Mobilitätszentrale wurden zwar gegründet, fristen aber ein Schattendasein
angesichts mangelnder Kompetenzen und Mittel.
Bei der Einführung des Kyoto-Cents drängt sich der Eindruck auf, dass es sich hierbei überhaupt nicht um eine klimapolitische Maßnahme handelt. 2007/2008 wurde eine Erhöhung
des Benzinpreises von 2 cents/Liter und des Dieselpreises von 2,5 cents/Liter eingeführt. Ob
die Einführung des „Kyoto-Cents“ einen Einfluss auf den Rückgang des Treibstoffverbrauchs
hat, ist fragwürdig. Der aktuelle Rückgang des Treibstoffverkaufs ist wohl eher auf die 2007
und 2008 stark gestiegenen Mineralölpreise zurückzuführen. Der Kyoto-Cents dient wohl
vorrangig zum Füllen des Kyoto-Fonds, über dessen Gelder die Steuerzahler unter anderem
die mehr als zweifelhaften CDM-Maßnahmen finanzieren.
Der CO2-Reduktionsplan soll durch ein interministerielles Kommittee regelmäßig evaluiert
werden. Über die Arbeit dieses Gremiums gibt es bislang jedoch keine öffentlichen Informationen.
Fazit: Die Regierung beschränkt sich in vieler Hinsicht auf das Verteilen von Fördergeldern,
während sie ihrer Aufgabe als Koordinator einer landesweiten und kohärenten Klimaschutzpolitik nicht gerecht wird. Einzelmaßnahmen reichen nicht aus, es bedarf einer ressortübergreifenden Strategie (Umwelt, Transport, Landesplanung, öffentliche Bauten), die nicht nur
sämtliche Akteure einschließt, sondern die bereits heute die prognostizierte Entwicklung
des Landes berücksichtigen muss. Nur so kann verhindert werden, dass das voraussichtliche
Arbeitplatzwachstum nicht zu weiter wachsenden Emissionen im Verkehrsbereich und bei
den Haushalten führen wird.
B.1.7. Fehlende Informationen zu Energieverbrauch und Emissionen bei
Industrien, Mittelstand, Finanzsektor und Privathaushalten
Ein großes Problem der luxemburgischen Klima- und Energieschutzpolitik besteht in der
mangelnden Verfügbarkeit von detaillierten Energieverbrauchs- und Emissionsdaten. Es ist
befremdlich, dass Luxemburg zwar „bis zur Kommastelle genau“ die Treibhausgasemissionen seines Viehbestandes kennt, jedoch im Industriebereich – mit Ausnahme der CO2Emissionen der ETS-Betriebe - keine detaillierten (öffentlich) zugänglichen Daten über CO2Emissionen und Energieverbräuche zur Verfügung stehen. Ähnliches gilt für den Mittelstand,
den Finanzsektor und auch für die privaten Haushalte. Es ist daher so gut wie unmöglich,
64
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
genaue Einsparpotentiale bei CO2-Ausstoß und Energieverbrauch im Vergleich zum „besten
Stand der Technik“ zu ermitteln.
Dies wird sehr gut im Rahmen des 2. Nationalen Allokationsplans (NAP2) deutlich. Im NAP2
wird zwar konstatiert, dass die Produktionsunternehmen über relativ neue und effiziente
Anlagen verfügten, doch sind keine detaillierten Analysen über die Reduktionspotentiale
der einzelnen Anlagen bekannt (zumindest nicht öffentlich). Es ist nicht nachvollziehbar, ob
die Mengen der Emissionsrechte, die den im Emissionshandel beteiligten Industrien zugeteilt wurden, mit dem technischen Potenzial zur Emissionsverringerung in Einklang stehen.
Ebenso wird im NAP2 über die Auswirkungen der prognostizierten Produktionen auf den
CO2-Ausstoß spekuliert.
Auch die Europäische Umweltagentur EEA kritisiert die Prognosen der Regierung bezüglich der zukünftigen Treibhausgasemissionen und die fehlende Evalierung sektorspezifischer
Verbrauchs-Indikatoren155:
“Details of the uncertainty assessment as quoted above, the NAP report suggests
major uncertainties in the modelling.
However the report does not provide details of any uncertainty assessment/s
carried out.”
“REPORTING OF PARAMETERS ON PROJECTIONS
None of the mandatory or recommended parameters on projections were reported;
however Luxembourg did report Total domestic electricity production in the NAP
summary table IIa, with projections up to 2012.”
B.1.8. Freiwillige Vereinbarungen für die Industrie
Der fehlende politische Wille zum Klimaschutz wird insbesondere im Bereich der Industrieemissionen deutlich: die luxemburgische Regierung hat im Rahmen der Nationalen Allokationspläne NAP 1 und NAP 2 dafür gesorgt, dass den am Emissionshandel beteiligten
Industriebetrieben exakt so viele Emissionsrechte zugeteilt wurden, wie diese angefordert
hatten, so dass diese Betriebe keine CO2-Einsparmaßnahmen ergreifen müssen – eine protektionistische Politik, die auch bei der EU-Kommission auf Widerstand gestoßen ist.
Doch welche Effizienzpotentiale hat die Luxemburger Industrie ? Wieviel kann sie zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und des Energieverbrauchs beitragen ? Die Äusserungen des Luxemburger Industrieverbandes FEDIL zu diesen Fragen sind jedenfalls nicht
weiter aufschlussreich. FEDIL weist in einem Pressecommuniqué vom Juli 2008 darauf hin,
dass die Energieintensität der gesamten Luxemburger Industrie von 1990 bis 2007 um 28%
gesunken sei156. Doch auch FEDIL macht keine Aussage darüber, welche Einsparpotentiale in
der Industrie noch brachliegen.
In diesem Zusammenhang muss die Frage aufgeworfen werden, ob die freiwillige Vereinbarung, die 2002 zwischen FEDIL und Umwelt- und Energieministerium vereinbart wurde,
noch angemessen ist. Diese Forderung ist nicht neu. Die Internationale Energie-Agentur
IEA157 hat in ihrer Review von 2004 bereits auf diese Problematik aufmerksam gemacht und
folgende Empfehlungen geäussert:
155
EEA, Greenhouse gas emission trends and projections in Europe 2007 – Country profile
156
L’industrie luxembourgeoise améliore son efficacité énergétique de 28% depuis 1990, Communiqué de presse,
FEDIL, 1.Juli 2008
157
Die IEA bereitet einen neuen Bericht über Luxemburg vor, der voraussichtlich aber erst im März 2009 vorgestellt
werden wird.
65
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
“Energy Efficiency
- Establish a national energy efficiency strategy incorporating targets and strong
cost-effective measures at national and sectoral levels.
- Closely monitor the performance of the voluntary agreement with the industrial
sector. Require participants in the voluntary agreement to provide details on how
they will implement energy efficiency.
- Complement the existing voluntary agreement with company-based sectoral
efficiency improvement targets.
- Conduct more evaluation of the results of efficiency measures.”
Statt freiwilliger Vereinbarungen sollten obligatorisch in allen Betrieben Reduktionspotentiale für Energieverbrauch und CO2-Emissionen von unabhängiger Stelle ermittelt und im
Anschluss durch die Betriebe umgesetzt werden. Angesichts steigender Energiekosten und
der potentiellen Kosten des Emissionshandels haben sämtliche Betriebe ein ureigenstes Interesse daran, ihren Energieverbrauch zu reduzieren.
B.2. Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen in den Sektoren
B.2.1. Treibstoffexport: Hauptquelle der Treibhausgasemissionen
Luxemburgs und Risikofaktor für das Staatsbudget
Der Boom beim Treibstoffverkauf führt seit Ende der 90er Jahre dazu, dass Luxemburg seine
Klimaschutzziele nicht einhalten kann. Die damaligen Regierungen förderten diesen Trend,
obwohl bereits zu jenem Zeitpunkt die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels bekannt waren. Dies war nicht nur eine klimapolitische Fehlentscheidung, sondern hat das
Staatsbudget und damit die Finanzierung von Sozialleistungen auf äusserst volatile Pfeiler
gestellt.
Transport (excluding international aviation and maritime transport)
index 100 = total GHG in 1990
300
262
250
200
GHG
CO2
150
100
50
0
1990
1995
2000
2005
Quelle: Luxembourg Greenhouse gas Profile 1990-2006, European Environment Agency, 2008
66
2010
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Laut Angaben des Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Universität zu Köln
(FiFo) wurden in Luxemburg im Jahr 2005 ca. 660 Millionen Liter Benzin und ca. 2170 Millionen Liter Diesel verkauft. Das FiFo schätzt, dass drei Viertel des in Luxemburg verkauften
Benzins und knapp 90% des in Luxemburg verkauften Diesels nicht im Inland verbraucht
werden158:
Benzin
LU
Binnennachfrage
Tanktourismus
Transitverkehr*
(mit und ohne
Umweg)
24%
BE
4%
7%
7%
DE
3%
14%
0%
FR
Diesel
LU
*
Grenzpendler
7%
Binnennachfrage
Grenzpendler
(einschl.LUAußenhandel)
4%
Tanktourismus
31%
Transitverkehr*
(mit und ohne
Umweg)
11%
BE
6%
2%
15%
DE
6%
6%
0%
FR
5%
2%
48%
Im Transit wird der nächstbeste Tankort aufgeführt, nicht die Nationalität
Der Treibstoffverkauf ist für 56,4% der Gesamt-CO2-Emissionen des Landes verantwortlich.159 Der Anteil der CO2-Emissionen, die durch den Treibstoffexport bedingt werden, beträgt laut Umweltministerium etwa 42% der Gesamtemissionen. Diese werden vollständig
der luxemburgischen Kyoto-Bilanz angerechnet.
Wie aus Tabelle 1, Kapitel B.1. ersichtlich wird, ist der Treibstoffsektor der Sektor, der signifikant zu den CO2-Reduktionszielen Luxemburgs beitragen kann. Um seine Klimaschutzziele zu erreichen, führt für Luxemburg daher kein Weg am schrittweisen Ausstieg aus dem
Tanktourismus vorbei.
Dies wird auch in einem Gutachten des FiFo-Instituts bestätigt:
„Auch wenn ein Teil der das Emissionsbudget übersteigenden Emissionen durch
den Erwerb von CERs, ERUs oder AAUs*160 kompensiert werden kann, müssen
doch eigene nationale Minderungsmaßnahmen durchgeführt werden. Die rein
technischen Potenziale an bestehenden Anlagen sind relativ gering; sie reichen
jedenfalls nicht aus.
Die Energie- und Emissionsdaten zeigen deutlich, dass unter diesen Voraussetzungen
Luxemburg seine Kyoto-Verpflichtungen nur erfüllen kann, wenn das gegenwärtige
Niveau der inländischen und ausländischen Nachfrage nach Treibstoffen für den
Automobilbereich verringert wird. Der gesamte in Luxemburg verkaufte Treibstoff
(...) ist also als strategisches Potential zur vertragskonformen CO2 -Minderung
anzusehen.“161
158
Michael Thöne, Laffer in Luxemburg, Tankverkehr und Steueraufkommen im Großherzogtum, FiFo-CPE Discussion
Paper No. 08-1, Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut an der Universität zu Köln, 2008
159
Quelle: Luxemburg greenhouse gas profile 1990-2006, European Environment Agency, http://reports.eea.europa.
eu/technical_report_2008_6/en
CER: certified emission reduction, ERU: emission reduction unit, AAU: assigned amount units
160
161
Quelle: Informationen zur Bedeutung des nationalen Treibstoffverbrauchs und des grenzüberschreitenden
Tankverkehrs, März 2006
67
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Auswirkungen der kommenden Akzisenerhöhungen
Unabhängig von den nationalen Klimaschutzzielen wird aufgrund der EU-weiten Harmonisierung der Akzisen auf Diesel ein schrittweiser Rückgang des Treibstoffexportes eintreten.
Bereits zum 1.1.2008 wurde der Steuersatz auf Diesel um 2 cents/Liter erhöht. Zum 1.1.2012
wird der Mindeststeuersatz auf Diesel in Belgien und Luxemburg auf 330 Euro/1000 Liter
festgelegt, was zu einer Erhöhung von 4 cents/Liter führt. Weitere Stichdaten, die in Verhandlung sind: 2014 (359 Euro/1000 Liter, +7 cents/Liter) und 2016 (380 Euro/1000 Liter,
+9 cents/Liter)162
Bereits in den Jahren 2006 und 2007 wurde ein Rückgang beim Verkauf von Mineralölprodukten verzeichnet:
“En 2007, les ventes de produits pétroliers ont reculé pour la deuxième année
consécutive (-1%) comme suite aux effets des hausses d‘accises que le Luxembourg
a dû effectuer dans le cadre des mesures d‘harmonisation décidées sur le plan
européen et aux effets des conditions climatiques plus clémentes. Les baisses
des ventes d‘essences (-5%) et de diesel (-1%) et le recule des ventes de mazout
chauffage (-5%) ont été partiellement compensées par la hausse significative des
ventes de carburéacteur à l‘aéroport du Findel“.163
Es gibt unterschiedliche Bewertungen darüber, welche Konsequenzen der Rückgang des
Treibstoffverkaufs auf den Staatshaushalt haben wird. In seinem Gutachten vom April 2008
geht der ‚Conseil économique et social du Luxembourg’ von einem völligen Ende des Treibstoffexportes und, damit verbunden, von Steuereinnahmeverlusten von jährlich 750 Millionen Euro aus:
„D’abord, les recettes perçues au titre des droits d’accises continuent à stagner en
2008 et au-delà. En effet, les engagements pris par le Luxembourg dans le dossier
„changement climatique - Kyoto“ conduiront le Gouvernement à partir de 2012 à
relever plus substantiellement ses taux d’accises. D’après la récente proposition
de directive en la matière, le Gouvernement se verrait même obligé à relever
ceux-ci à un niveau qui ferait que le volet „exportation de carburants“, soit près
de trois quarts des volumes réalisés disparaitrait entièrement du bilan CO2 du
Luxembourg. Il s’agirait de recettes manquantes totalisant environ 750Millionen
EUR, voire davantage dans la mesure où les pays voisins du Luxembourg fixent
librement leurs propres taux d’accises.”164
Auch das Wirtschaftsministerium geht von einem erheblichen Rückgang des Treibstoffexportes aus, wie der Bericht der Internationalen Energieagentur von 2004 belegt :
“The Energy and Communications Directorate within the Ministry of Economic Affairs
expects energy supply to decrease at an annual rate of 1% between 2002 and 2010,
and TFC to decrease at an annual rate of 2% over the same period. Such numbers
are based on the following assumptions:
… Gradual decrease of oil consumption in transport following tax harmonisation
with Luxemburg’s neighbours (1.4 Mtoe in 2010 against 2.2 Mtoe in 2002, a 35%
decrease).”165,166
162
Quelle: Luxemburger Wort
163
Webseite des Groupement Pétrolier Luxembourgeois, www.petrol.lu, 28.4.2008
Avis du Conseil économique et social du Luxembourg, Avril 2008
164
165
zum Vergleich: der Gesamt-Verkauf von Diesel und Benzin im Jahr 2005 betrug 2170 Millionen Liter Diesel und 660
Millionen Liter Benzin
Energy Policies of IEA countries, Luxemburg 2004 Review, International Energy Agency
166
68
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Das FiFo-Institut hat in seiner Studie “Laffer in Luxemburg – Tankverkehr und Steueraufkommen im Großherzogtum“167 versucht, die Entwicklung des Treibstoffverkaufs in Abhängigkeit von Preissteigerungen und daraus folgend die CO2-Einsparungen und Steuereinnahmeverluste zu simulieren:
Hohe Differentialelastizität
Benzin
Preissteigerung
in LU (ct/l)
Veränderung
Aufkommen
(Mio. Euro)
Niedrige Differentialelastizität
Diesel
Veränderung
Emissionen
(Tsd. t CO2)
Veränderung
Aufkommen
(Mio. Euro)
Benzin
Veränderung
Emissionen
(Tsd. t CO2)
Veränderung
Aufkommen
(Mio. Euro)
Diesel
Veränderung
Emissionen
(Tsd. t CO2)
Veränderung
Aufkommen
(Mio. Euro)
Veränderung
Emissionen
(Tsd. t CO2)
0,0
0,0
0
0,0
0
0,0
0
0,0
0
+1,0
+5,0
-6
+3,0
-114
+5,0
-6
+3,3
-111
+2,0
+9,7
-13
+6,1
-222
+10
-12
+9,8
-191
+3,0
+14,1
-21
+3,6
-370
+14,8
-18
+11,8
-302
+4,0
+17,4
-32
-8,6
-588
+19,3
-25
+4,5
-484
+5,0
+18,3
-53
-32,8
-889
+22,3
-38
-13,4
-739
+6,0
+13,7
-92
-71,6
-1289
+21,1
-65
-49,1
-1119
+7,0
-0,5
-165
-128,8
-1809
+8,8
-131
-115,5
-1710
+8,0
-26,8
-278
-197,4
-2389
-20,7
-256
-205,1
-2446
+9,0
-61,0
-415
-256,9
-2882
-62,0
-419
-272,9
-2996
+10,0
-94,5
-546
-297,8
-3224
-100,8
-568
-303,4
-3263
Die Harmonisierung der Dieselakzisen wird laut FiFo zu einer Verringerung der Treibstoffexporte führen. Luxemburg würde dadurch automatisch und ohne eigene technische Anstrengungen erhebliche Mengen an CO2 reduzieren (schätzungsweise mindestens 22%
aufgrund des sinkenden Dieselabsatzes bei einer Akzisenerhöhung von 9 cents/Liter).
Umso unverständlicher ist es daher, dass nicht nur die Regierung, sondern auch Wirtschaftsverbände und das Parlament vehement bestreiten, dass das Erreichen der luxemburgischen
Klimaschutzverpflichtungen durch inländische Maßnahmen möglich sei.
Treibstoffexport: ein risikobehaftetes Standbein des Staatsbudgets
Der boomende Treibstoffexport hat nicht nur die Klimaschutzziele in weite Ferne gerückt.
Er stellt Luxemburg, angesichts der CO2-Reduktionsverpflichtungen und den damit verbundenen Kosten sowie dem zu erwartenden Rückgang des Treibstoffexports bezüglich der
Finanzierung des Staatshaushaltes vor neue Aufgaben. In seiner Stellungnahme vom 29.
September 2008 zur nachhaltigen Entwicklung der Staatsfinanzen, die aufgrund verschiedener Sachverhalte die Zukunftsfähigkeit der Staatsfinanzen in Frage stellt, bemerkt der
nationale Nachhaltigkeitsrat unter anderem:
„(...) Luxemburg ist insoweit in eine Zwickmühle geraten: Behält es seine
niedrigen Akzisensätze bei und attrahiert auf diesem Wege weiterhin eine
so hohe Auslandsnachfrage, so verfügt es über hohe Steuereinnahmen.
Diese Steuereinnahmen müssen aber angesichts voraussichtlich steigender
CO2 -Preise, international verschärfter Reduktionsziele im bestehenden
Zurechnungssystem in zunehmendem Maße für den Zukauf von internationalen
CO2 -Rechten und/oder zur Finanzierung von Maßnahmen verwendet werden,
die dann zur Verbrauchsminderung und damit auf Dauer zum Rückgang der
167
FiFo-CPE Discussion Paper No 08-1, January 2008
69
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Steuereinnahmen führen können. Außerdem ist die jetzige Vorgehensweise aus
der Sicht der „nachhaltigen Entwicklung“ und der anstrebenswerten Reduktion
des Individualverkehrs kaum vertretbar.“
„(...) Zudem wird sich der nationale Handlungsspielraum für die Optimierung des
Mineralölsteueraufkommens durch EU-Aktivitäten (Anhebung der Mindestsätze,
Harmonisierung beim LKW-Diesel) verringern, der politische Druck großer EUStaaten wird zumindest ein weiteres dynamisches Anwachsen der luxemburgischen
Treibstoffexporte verhindern. Da die weitere Erhöhung der Steuersätze für
Luxemburg wohl nicht zu einer Erhöhung des Steueraufkommens führen wird und
ein steigender Anteil des Aufkommens für Umweltmaßnahmen und Rechtekauf
ausgegeben werden muss, geht der CSDD davon aus, dass der Nettobeitrag des
Mineralölsteueraufkommens zum Staatsbudget deutlich schrumpft und damit ein
wesentlicher Teil der bisherigen Finanzierung des Modells ingebüßt wird.”
„(...) Luxemburg wird daher neben anderen Maßnahmen nicht umhin kommen,
entweder die Treibstoffverkäufe im grenzüberschreitenden Verkehr drastisch zu
kürzen oder einen großen Teil seiner internationalen Zusagen dadurch zu erfüllen,
dass es von anderen Ländern international handelbare CO2 -Rechte kauft. Dass
damit in jedem Fall budgetäre Belastungen verbunden sein werden, ist eines der
Probleme (...) Das andere Problem besteht darin, dass es internationale Bestrebungen
gibt, den Einsatz internationaler Rechte zur eigenen Verpflichtungserfüllung zu
begrenzen; so soll der Druck erhöht werden, nationale Maßnahmenprogramme
durchzuführen, auch wenn sie teurer sind als der Rechtekauf.“
„(...) In einem solchen Fall säße Luxemburg in der Klemme. Was auf den ersten Blick
noch wie eine simple budgetäre Optimierungsentscheidung aussieht, entpuppt sich
dadurch bei näherem Hinsehen als eine Kernfrage des luxemburgischen Modells.
Die Steuereinnahmen aus dem Treibstoffverkauf halten (...) zusammen mit einigen
anderen exzeptionellen Steuereinnahmen den Modellmechanismus in Gang, weil
sie es erlauben, die Arbeitskosten auf moderatem Niveau zu halten. Wenn diese
Mittel künftig für den Kauf von Rechten aufgewendet werden müssen oder aufgrund
von Maßnahmen zur Verringerung des Treibstoffverbrauchs stark schrumpfen,
gerät die Finanzierungsstruktur in Unordnung.“
„(...) Dies macht den künftigen ökonomisch-sozialen Sprengstoff für die Entwicklung
unseres Landes aus. Politik und Gesellschaft müssen sich die Frage gefallen
lassen, wie sie die langfristige Finanzierbarkeit der angehäuften Ansprüche an
das Staatsbudget sicherstellen wollen, wie sie die sich abzeichnenden Risiken
auf der Einnahmenseite einschätzen und wie sie sich – angesichts zu erwartender
Finanzierungslücken – Anpassungen auf der Ausgaben und/oder Einnahmenseite
vorstellen.“
Eines wird deutlich: Die in den kommenden Jahren möglicherweise fehlenden Staatseinnahmen können auf keinen Fall dem Klimaschutz angelastet werden. Sie gehen vielmehr
auf das Konto einer nicht nachhaltigen Finanzpolitik und zeigen die Schwachpunkte der
„Nischenpolitik“ Luxemburgs auf (u.a. Treibstoffexport, e-Commerce, Einnahmen durch Alkohol- und Tabaksteuern), die das gesamte Sozialsystem auf unsichere Pfeiler gestellt hat.
Luxemburg wird in jedem Fall gezwungen sein, Alternativen zu den Einnahmen aus dem
Treibstoffexport zu entwickeln, und, wie es aus der umfassenden Analyse des Nachhaltigkeitsrates hervorgeht, Wege erarbeiten müssen, das Staatsbudget auf verlässliche und
nachhaltige Grundlagen zu stellen.
70
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
B.2.2. Entwicklung der Emissionen und des Energieverbrauchs bei
Industrie und Stromerzeugung
Der CO2-Ausstoß in der Industrie ist von 1990 bis 1998 um etwa 60% zurückgegangen.
Dieser Rückgang war auf die Umstellung der Stahlproduktion auf Basis von Eisenerz auf Koks
auf Elektrostahl zurückzuführen. Seitdem konnte jedoch wieder ein Anstieg der Emissionen
verzeichnet werden. Zu den größten CO2-Emittenten in der Industrie zählen neben der Stahl­
industrie auch die Zementklinkerproduktion, die Glasindustrie, die Chemie- und Reifenindustrie und die holzwerkstoffproduzierende Industrie. Der CO2-Ausstoß der Industrie lag im Jahr
2005 bei 2,21 Millionen Tonnen CO2 bzw. 16,7% des nationalen CO2-Ausstoßes.
Industrial processes
Industrial process
index 100 = total GHG in 1990
Quelle:
Luxembourg
Greenhouse gas
Profile 19902006, European
Environment
Agency, 2008
120
100
80
60
47
40
GHG
20
0
1990
1995
2000
2005
CO2
2010
Ähnlich wie im Sektor Industrie konnte auch im Bereich der Energieerzeugung von 1990 an ein
Rückgang der CO2-Emissionen festgestellt werden. Diese stiegen jedoch seit dem Jahr 1998
wieder an, im Wesentlichen durch die Gas- und Dampfturbine in Esch/Alzette verursacht. Im
Bereich der Stromerzeugung zählen neben der bereits erwähnten Gas- und Dampfturbine
noch zwei industrielle Kraftwärmekopplungsanlagen in der Stadt Luxemburg (Kirchberg, Stade) zu den großen CO2-Emittenten. Die Stromerzeugung war im Jahr 2005 für 1,35 Millionen
Tonnen CO2 oder 10,2% der nationalen CO2-Emissionen verantwortlich.
Energy supply and use (excluding transport)
Energy supply and use (excluding transport)
index 100 = total GHG in 1990
120
100
80
60
57
40
GHG
CO2
Quelle: Luxembourg
Greenhouse gas
Profile 19902006, European
Environment
Agency, 2008
20
0
1990
1995
2000
2005
2010
71
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Industrie und industrielle Stromerzeugung werden bis 2012 von den Emissionsreduktionen ausgenommen
Die größten CO2-Verursacher in Industrie und Stromerzeugung unterliegen für die Periode
2005-2007 und 2008-2012 dem Emissionshandel. Theoretisch sollen die Betriebe, die viel
CO2 ausstoßen, sich ihre Verschmutzungsrechte zu Marktbedingungen ersteigern müssen
und, da die Verschmutzungsrechte theoretisch immer teurer werden, dazu angeregt werden, Reduktionen im eigenen Betrieb durchzuführen.
De facto werden aber die 15 dem Emissionshandel unterliegenden luxemburgischen Betriebe
bis Ende 2012 von den Emissionsreduktionen ausgenommen. Ihnen wurden sowohl in der
ersten als auch in der zweiten Handelsperiode mehr Emissionsrechte gratis zugestanden, als
überhaupt Emissionen erzeugt wurden, lediglich 5% der Emissionsrechte sollen auktioniert
werden. Die Emissionsprognose, die von der Regierung im Rahmen des ersten Nationalen
Allokationsplans (NAP1) für die vom Emissionshandel betroffenen Betriebe gemacht wurde,
lag im Dreijahresmittel 2005-2007 18,8% über den tatsächlichen Emissionen168. Zwar wird
von Seiten der Regierung damit argumentiert, dass es schwer sei, die Emissionen aufgrund
der wirtschaftlichen Entwicklung zu prognostizieren. Doch zeigt ein Blick auf die realen
Emissionen der Jahre 2005, 2006 und 2007, dass diese nahezu konstant geblieben sind169.
Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Überallokationen bewusst von der Regierung erteilt
wurden, um Industrie und Stromerzeugung von Emissionsreduktionen zu verschonen.
Auch für den NAP2 hatte die Regierung auf einer nicht nachvollziehbaren Grundlage für
die Emissionsprognosen die Gratis-Emissionsrechte nochmal erhöht. Doch die EU-Kommission hat den völlig überzogenen Vorschlägen der Luxemburger Regierung Einhalt geboten
und die Emissionsrechte für die Industrie im Rahmen des NAP2 von 3,95 Millionen Tonnen
(Vorschlag Regierung) auf 2,68 Millionen Tonnen deutlich gesenkt. Doch selbst mit diesen Vorgaben können Industrie und Stromproduzenten ihr „Business-as-usual“ auch in den
kommenden vier Jahren weiter betreiben, lagen doch die realen Emissionen der 15 Betriebe
im Jahr 2007 bei 2,57 Millionen Tonnen, also 110.000 Tonnen niedriger. Signifikante Emissionsreduktionen in den Sektoren Industrie und industrielle Stromerzeugung sind in den
kommenden vier Jahren also kaum zu erwarten.
Umso skandalöser ist es, dass diese Betriebe von der kostenlosen Zuteilung der Emissionszertifikate profitieren werden, können sie doch die nicht benötigten Zertifikate auf dem freien Kohlenstoffmarkt verkaufen. Ob und wieviele der Zertifikate von den luxemburgischen
Betrieben bislang schon verkauft wurden, ist nicht bekannt. Schätzungen zufolge ist es
jedoch nicht ausgeschlossen, dass die 15 dem Emissionshandel unterliegenden Betriebe sogenannte „Windfall profits“ in der Größenordnung von 3,6 bis 18 Millionen Euro innerhalb
der ersten Handelsperiode von 2005-2007 gemacht haben könnten170.
Ab 2013: 21% weniger CO2-Emissionen im Emissionshandelssektor
Die größten CO2-Emittenten (wie z.B. Stromproduktion, Stahlindustrie etc.) sämtlicher EUStaaten werden in Zukunft als eigener Sektor und unabhängig von den Reduktionszielen der
einzelnen EU-Staaten betrachtet. Dieser sogenannte „ETS-Sektor“ soll seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 21 Prozent (bezogen auf die 2005er Emissionen) reduzieren.
Im Rahmen des im Dezember verabschiedeten EU-Klima- und Energie-Pakets wurde die bestehende Gesetzgebung bezüglich des ETS-Sektors zwar verbessert, doch gibt es eine Reihe
Prognose des Umweltministeriums: 3,23 Millionen Tonnen, tatsächliche Emissionen: 2,6 Millionen Tonnen
(gemittelt über die Jahre 2005-2007)
168
72
169
2005: 2.6 Millionen Tonnen, 2006: 2,7 Millionen Tonnen, 2007: 2,57 Millionen Tonnen. Quelle: Ministère de
l´Environnement
170
Compte rendu des séances publiques No 15, Session ordinaire 2007-2008, Page 588, Chambre des Députés
Luxembourg
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
von Schwachpunkten, die dringend nachgebessert werden müssen. Dazu zählt zum einen
die Tatsache, dass die stromerzeugenden Industrien in Polen und den baltischen Staaten
zu einem grossen Teil vom Emissionshandel ausgenommen werden. Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass die herstellende Industrie nahezu 100% der Emissionszertifikate gratis erhält
und der Handel mit Emissionsrechten nur etappenweise eingeführt wird. Erst 2027 soll ein
100%iger Handel der Emissionszertifikate im Bereich der erzeugenden Industrie stattfinden.
Hinzu kommt, dass 50% der Emissionsreduktionen im Ausland, z.B. über die umstrittenen
Clean Development-Mechanismen geleistet werden können.
Laut Angaben des Umweltministeriums bedeutet dies für die luxemburgischen Betriebe,
die zum ETS-Sektor gehören, eine Reduktion um 0,55 Millionen Tonnen (von 2,6 Millionen
Tonnen im Jahr 2005 auf 2,05 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2020171). Aufgrund der unzureichenden Datenlage ist unklar, inwieweit das Reduktionsziel für den ETS-Sektor „zuhause“
erreicht werden und ob der ETS-Sektor auf den Rückgriff auf flexible Mechanismen verzichten kann.
Gas-und Dampfturbine Twinerg: CO2-Reduktionsmöglichkeiten durch Nutzung
von Fern- und Prozesswärme nicht erschlossen
„Bei desen 19 Entreprisen ass och TGV-Zentral vun Esch, déi bal fir een Drettel vun
den Emissiounen am Industriesektor verantwortlech zeechent.
Mir hun bei der TGV- Zentral vun ESCH 150 Millionen € investéiert fir iwer 1.000.000
Tonnen CO2 ze produzéieren déi eis all Joër e Minimum vun 23 Millionen € an e
Maximum vun 100 Millionen € riskéieren ze kaschten.“
(Rede des Berichterstatters Roger Negri zum Projet de loi 5327 établissant un système
d‘échange de quotas d‘émission de gaz à effet de Serre, 14.12.2004)
Die Gas- und Dampfturbine Twinerg (GuD) ging Ende der 90er Jahre ans Netz. Nur ein Teil
der Stromproduktion der GuD dient zur Deckung des luxemburgischen Strombedarfs (für
die Stahlwerke, u.a. für die Haushaltskunden der Cegedel). Die verbleibende Strommenge
wird ins Ausland exportiert. Demgegenüber stehen jedoch fast eine Million Tonnen CO2,
die durch die Gas- und Dampfturbine verursacht und vollständig der Luxemburger KyotoBilanz angelastet werden. Im Jahr 2005 war die GuD für 7,3% der luxemburgischen CO2Emissionen und für mehr als ein Drittel der industriellen Emissionen verantwortlich.
Um die Gesamtenergiebilanz der GuD zu verbessern, wurde bereits während der Genehmigungsphase der GuD gefordert, dass das Kraftwerk die bei der Stromerzeugung anfallende
Wärme weitestgehend auskoppeln muss, z.B. zu Heizzwecken in Haushalten oder als Heizund Prozesswärme in Industrien.
Bereits 1997 hatte die Agence de l´Energie zusammen mit einem Ingenieurbüro verschiedene Szenarien für die Auskopplung von Wärme durch den Bau von Fernwärmeversorgungsnetzen in Esch/Alzette berechnet. Der Bau und Betrieb des Fernwärmenetzes, das Esch mit
71.000 Megawattstunden Fernwärme beliefert und jährlich über 9.000 Tonnen CO2 eingespart hätte, wäre für einen Zeitraum von 20 Jahren mit Kosten von 668 Millionen Franken
(ca. 16,6 Millionen Euro) verbunden gewesen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die
Auskopplung der Wärme nicht nur zu erheblichen globalen CO2-Reduktionen führen würde172, sondern auch wirtschaftlich interessant wäre173.
171
Haine Henri, Vortrag „Atelier Paquet Climat/Energie, Ministère de l´Environnement, Chambre de Commerce
28.2.2008
172
eine Verringerung der CO²-Emissionen im Vergleich zu dezentral befeuerten Gasheizkesseln um 53%
173
TGV-Projekt Esch/Alzette, Wärmeauskopplung und Ausbau eines Fernwärmenetzes, Zwischenbericht Juni 1997,
Agence de l´Energie, Jean Schmit Engineering
73
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Bis heute, 10 Jahre nach Betriebsbeginn, gibt es keine nennenswerten Erfolge im Bereich
einer Nah- oder Fernwärmeversorgung von Haushalten oder Industrien im Minette. Zwar
wird ab Ende 2008 das Dienstleistungszentrum Agora auf dem ehemaligen Gelände von
Arbed Esch/Belval mit etwa 28 Megawattstunden Fernwärme174 beliefert, doch stellt dies
nur ein verschwindend geringer Teil der potentiell auskoppelbaren Wärme dar. Auch sollen
Neubaugebiete in Esch/Alzette zukünftig mit Nahwärme von der GuD beliefert werden,
doch die Großabnehmer für Prozesswärme fehlen noch immer.
Windfallprofits in Millionenhöhe für die GuD ?
Im Rahmen des 1. Allokationsplans wurden der GuD Gratisemissionsrechte in Höhe von
1.104.000 Tonnen CO2 zugestanden. Dies sind mehr als 136.000 Tonnen CO2 mehr, als
die Anlage durchschnittlich ausgestoßen hat (2005-2007: durchschnittlich 967.667 Tonnen
CO2). Theoretisch kann der Betreiber der Twinerg diese Emissionsrechte auf dem Markt verkaufen. Bei einem Preis von 2 Euro / Tonne CO2 wären dies Profite von rund 818.000 Euro,
die dem Betreiber völlig zu Unrecht zufallen würden (bei einem Preis von 10 Euro/Tonne
CO2 wären es über 4 Millionen Euro).
Im Rahmen des 2. Allokationsplans wurden der Anlage für die Periode 2008-2012 Gratisemissionsrechte von 1.067.091 Tonnen zugeschrieben. Dies sind etwa 99.000 Tonnen
mehr, als die Anlage im Durchschnitt zwischen 2005-2007 ausgestoßen hat. Bei einem Preis
von 2 –10 Euro / Tonne CO2 wären dies Profite von rund 990.000 – 5 Millionen Euro, die
dem Betreiber völlig zu Unrecht zufallen. Insgesamt könnten sich die möglichen Profite der
Twinerg in den Jahren 2005-2012 auf eine Summe in der Höhe von 1,8 – 9 Millionen Euro
belaufen.
Dies wäre ohne Frage eine indirekte, möglicherweise sogar illegale Subventionierung der
GuD durch den Staat. Doch nicht nur das: mit diesem Geld hätte der Staat sinnvolle und
klimaschützende Investitionen tätigen können, z.B. im Bereich von Energiesparmaßnahmen
in der Industrie.
B.2.3. Emissionen Haushalte, Mittelstand sowie inländischer Transport
Haushalte, Finanzdienstleistungssektor, Handel
Die CO2-Emissionen in diesem Sektor sind seit 1990 mehr oder weniger konstant geblieben
und liegen derzeit jährlich bei etwa 1,4 Millionen Tonnen CO2 oder 10,5% der nationalen
Treibhausgasemissionen. Ebenso wie in den Bereichen Industrie und Mittelstand liegen auch
in diesen Sektoren kaum detaillierte Analysen über Energieverbrauch und Einsparpotentiale
vor, wie z.B. durch:
• Reduzierung des Wärme- und Kälteenergieverbrauchs durch hohe Gebäudeenergiestandards (Gebäudesanierung, Passivhausstandard) und Nutzung von erneuerbaren Energien
• Reduzierung des Stromverbrauchs in Privathaushalten, Handel und Servicesektor durch energieeffiziente Geräte und Stromsparmaßnahmen sowie Nutzung erneuerbarer Energien
• Förderung der dezentralen Energieversorgung
174
74
Esch-Belval profitera de la chaleur de l’électricité, L´Essentiel, 14.11.2007
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
8
7
industrie
millions de tonnes de CO2
6
5
4
transport routier
3
ménages, services,
commerces
et autres transports
2
1
agriculture et déchets
0
1990
1991
1992
1993
1994
production énergie
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Quelle: Ministère de l´Environnement, 2008
Seit Januar 2008 gelten zwei neue Förderreglemente, die vor allem Haushalte, aber auch Betriebe in dieser Hinsicht unterstützen sollen: das Reglement zur Förderung von Energiesparmaßnahmen und der erneuerbaren Energien des Umweltministeriums sowie das Reglement
des Wirtschaftsministeriums zur Förderung der erneuerbaren Energien.
Welche Effekte diese Reglemente haben werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
bewertet werden. Augenscheinig ist jedoch schon jetzt der Mangel an Energie- und Bauberatung sowie die fehlende Unabhängigkeit der staatlichen Energieagentur von dem größten nationalen Stromversorger (siehe hierzu auch die ausführliche Stellungnahme in Kapitel B.4.3.).
Fragwürdig ist auch, inweitweit eine freiwillige Vereinbarung mit dem Bankensektor dazu
führen wird, dass dieser Sektor seine Reduktionspotentiale ausschöpft.
Inländischer Transport
Der Ausstoß der Treibhausgase durch den inländischen Verkehr hat sich seit 1990 um 85%
erhöht und liegt derzeit bei etwa 1,7 Millionen Tonnen oder 12,8% der nationalen Treib­
hausgasemissionen. Seit 2005 ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen.
8
millions de tonnes de CO2
7
6
5
4
+164 %
transport routier
par rapport
à 1990
+203 %
par rapport
transport routier: à 1990
exportations
3
2
1
+85 %
transport routier: par rapport
résidents
à 1990
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
(Quelle; Ministère de l´Environnement, 2008)
75
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Innerhalb der aktuellen Legislaturperiode wurden zwar einige Maßnahmen ergriffen, die
zu einer Verringerung des Treibstoffverbrauchs führen sollen (Änderung der Besteuerung
von PKWs, Prämie für sparsamere Autos). Ob und in welchem Umfang diese Maßnahmen
tatsächlich eine Lenkungswirkung haben werden, ist - angesichts der Treibstoffpreise, die in
den Jahren 2007 und 2008 stark gestiegen waren - nur schwer zu bewerten.
Darüber hinaus sind auch die Maßnahmen im Bereich des öffentlichen Transports als weder
kohärent noch ausreichend zu bewerten (siehe hierzu auch die ausführliche Stellungnahme
in Kapitel B.4.4.)
B.2.4. Die Treibhausgasemissionen der luxemburgischen Landwirtschaft
Die Landwirtschaft stellt eine bedeutende Quelle zweier hoch wirksamer Treibhausgase dar:
• Distickstoffmonoxid (N2O, „Lachgas“), das durch den mikrobiellen Umwandlungsprozess
stickstoffhaltiger Düngemittel in den landwirtschaftlich genutzten Böden entsteht und auch
durch die Düngewirtschaft freigesetzt wird
• Methan (CH4), das größtenteils auf den Verdauungsprozess der Wiederkäuer, die enterogene
Fermentation und auch zu einem minimalen Teil auf die Düngewirtschaft zurückzuführen ist.
Treibhausgasemissionen in der luxemburgischen Landwirtschaft175 (2006)
N2O + CH4
Düngewirtschaft:
125.000 Tonnen (18 %)
N2O
Landwirtschaftlich
genutzte Böden:
331.000 Tonnen (48 %)
CH4
Enterische
Fermentation:
238.000 Tonnen (34 %)
Wie in der gesamten EU-27 sind die landwirtschaftlich bedingten Treibhausgasemissionen
rückläufig: sie sind von 780.000 Tonnen CO2eq für das Jahrzehnt 1990-1999 auf weniger
als 700.000 Tonnen CO2eq in den Jahren 2005 und 2006 gefallen, was einem Rückgang von
10 % entspricht. Der Rückgang der Emissionen in der Landwirtschaft ist jedoch in Luxemburg nicht so stark ausgeprägt wie in anderen europäischen Ländern. Der durchschnittliche
Rückgang zwischen 1990 und 2005 innerhalb der EU-27 beträgt 20%; Luxemburg liegt
beim relativen Rückgang der Treibhausgasemissionen auf dem 19. Platz176.
76
175
Quelle: Luxemburger Treibhausgasinventar 1990-2006, UNFCCC
176
Wie sich die Landwirtschaft der EU dem Klimawandel stellt, Europäische Gemeinschaften, 2008
0
1990
1995
2000
2005
2010
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Agriculture
Agriculture
index 100 = total GHG in 1990
120
100
90
80
60
40
GHG
CO2
20
0
1990
1995
2000
2005
2010
B.2.5. Emissionen durch Flugverkehr
Ein Blick auf die Entwicklung der CO2-Emissionen im Flugverkehr zeigt einen explosionsartigen Anstieg: seit 1993 haben sich die Emissionen verdreifacht. Allerdings werden diese
Emissionen entsprechend den Bilanzierungsregeln Luxemburg nicht angerechnet.
International aviation and maritime transport
International aviation and maritime transport
index 100 = total GHG in 1990
350
310
300
250
GHG
200
CO2
150
100
50
0
1990
1995
2000
2005
2010
Auch nach der Verabschiedung des Klima- und Energiepaketes der EU im Dezember 2008
wird der Flugverkehr nur in geringem Maße dem Emissionshandel unterworfen. Der Sektor
erhält auch im Zeitraum 2012-2020 85% seiner Emissionsrechte gratis.
Agriculture
index 100 = total GHG in 1990
120
77
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
B.3. Energieeffizienz und erneuerbare Energien: die unterschätzten
Potentiale
B.3.1. Förderung der Energieeffizienz nicht ausreichend
Energiesparen und Energieeffizienz sind neben den erneuerbaren Energien die beiden
Standbeine einer zukunftsorientierten Klimaschutzpolitik. Luxemburg importiert seine Energiequellen zum überwiegenden Teil und befindet sich dadurch in einer großen Abhängigkeit
von Energieträgern, die immer teurer und damit auch zu einer immer größer werdenden
Belastung für die Wirtschaft und die Haushalte werden.
Verbindliche Energieeffizienzpotenziale werden nicht erreicht
Der EU-Energieeffizienzdirektive zufolge sollen die EU-Staaten ihren Endenergieverbrauch
bis 2016 um 9% verringern. Von den Berechnungen ausgenommen sind der ETS177-Sektor
und der „verteidigungsrelevante“ Energieverbrauch, jedoch nicht der Treibstoffexport. Der
nationale Energie-Effizienzplan (NEEAP) belegt, dass – bei gleich bleibend starkem Treibstoffexport - im Bereich „Energieeffizienz“ stärkere Anstrengungen unternommen werden
müssen, wenn das 9%-Ziel erfüllt werden soll.
Zwar heißt es von Seiten der Regierung, dass Luxemburg sein nationales Effizienzziel mit
1.825 GWh oder 10,4% sogar übererfüllen würde:
“L’objectif indicatif national correspond à 9% de la consommation moyenne annuelle et
se chiffre pour le Luxembourg à 1.582 GWh. Le cumul des mesures retenues permettrait
de dépasser l’objectif de 9% et d’atteindre 10,4%, c’est-à-dire 1.825 GWh. Le plan
énumère un ensemble de mesures visant à aboutir à des économies d’énergie par tous
les acteurs économiques.” 178
Doch diese Aussage ist falsch, denn bei der Berechnung wurde unzulässigerweise der durch
den Tanktourismus verursachte Endenergieverbrauch ausgeklammert. Würde dieser korrekterweise in die Berechnung mit einbezogen werden (durchschnittlicher Wert für 2001-2005:
35.434 GWh), müssten zur Zielerfüllung ca. 3.189 GWh (Durchschnittwert 2001-2005) eingespart werden (anstelle von 1.825 GWh).
Folglich wird Luxemburg sein Energieeffizienzziel mit lediglich maximal 5,2% nicht erreichen, es sei denn, der Treibstoffexport würde erheblich reduziert werden.
In einigen Sektoren liegen jedoch deutlich größere Einsparpotentiale vor, als die Regierung
in ihrem „Nationalen Energieeffizienzplan“ angibt. Ein Beispiel:
78
177
Emission Trading Sector
178
Conseil de gouvernement, Résumé des travaux du 29 février 2008
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Vergleich Stromverbrauch luxemb./deutsche Haushalte/sparsame Haushalte
Haushalte (ohne elektr. Warmwasserbereitung)
9000
jährlicher
Stromverbrauch
in kWh
7700
6900
Luxemburg
6000
5300
5100
4700
3500
2900
2100
1500
2000
1300
1
sparsamer
Verbrauch
4100
3600
2200
2700
Deutschland
3200
800
2
3
4
5
Anzahl Personen im Haushalt
6
7
Diese Graphik veranschaulicht beispielhaft das Energiesparpotential bei den Privathaushalten. Die Graphik zeigt
den durchschnittlichen Energieverbrauch der luxemburgischen Haushalte, der deutschen Haushalte und der
Energieverbrauch energieeffizienter und sparsamer Haushalte179.
Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 5.000 kWh / luxemburgischen Haushalt
könnten, wenn die Effizienz- und Stromsparmöglichkeiten ausgenützt würden, über 40%
des Stromverbrauchs eingespart werden. Bezogen auf alle Haushalte in Luxemburg könnten
dadurch jährlich ca. 425 Gigawattstunden (GWh) Strom eingespart werden. Demgegenüber wird das Effizienz- und Sparpotential in diesem Bereich laut Studie des Wirtschaftsministeriums mit nur 8 GWh / Jahr deutlich unterschätzt.
B.3.2. Förderung der erneuerbaren Energien hat keine Wichtigkeit
Die Förderung der erneuerbaren Energien ist - neben der bereits erwähnten Steigerung
der Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen – der dritte Hauptpfeiler einer zukunftsorientierten, nachhaltigen Energieversorgung. Dadurch werden nicht nur die Belange des
Klimaschutzes berücksichtigt, sondern auch die Sicherung unserer zukünftigen Energieversorgung verbessert und der technische Fortschritt gefördert.
Doch die erneuerbaren Energien fristen seit eh und je ein Schattendasein in Luxemburg: nur
0.9% des nationalen Energiebedarfs werden aus erneuerbaren Energien gedeckt (2005:
davon 3,45% erneuerbarer Strom und 1,88% Wärme aus erneuerbaren Energiequellen).
In den letzten Jahren hat der Ausbau der erneuerbaren Energien stagniert, es sind kaum
noch neue Photovoltaik-Anlagen oder kleine Biogasanlagen installiert worden, zwischen
2004 und 2007 ist keine neue Windkraftanlage ans Netz gegangen180.
Die im Auftrag des Umweltministeriums vom Fraunhofer-Institut erstellte „LuxRes“-Studie181
identifiziert eine ganze Reihe von Schwachpunkten bei der nationalen Förderpolitik für die
179
keine Daten für sparsame Haushalte mit 6 und mehr Personen verfügbar
Quelle: Institut luxembourgeois de régulation
180
181
Bestimmung der Potenziale und Ausarbeitung von Strategien zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energien
79
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
erneuerbaren Energien. Wie sich die Situation aufgrund der neuen Förderreglemente, die
seit Anfang 2008 in Kraft sind, entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Auch bei den erneuerbaren Energien wird ein Umdenken stattfinden müssen, sollen die
zukünftigen Ziele erreicht werden. Luxemburg muss laut der im Dezember 2008 im Rahmen
des EU-Klima- und Energiepaketes verabschiedeten Erneuerbare Energien-Direktive bis zum
Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien von derzeit etwa 0.9% auf mindestens
11% seines Endenergieverbrauchs steigern.
Die Regierung vertritt die Position, das 11%-Ziel sei mehr oder weniger willkürlich von der
EU-Kommission vorgeschlagen worden und dass dies nicht die realistischen Potentiale des
Landes berücksichtige. Diese Behauptung wird sogar von der Ministeriums-eigenen Studie182
widerlegt: Luxemburgs Ziel von 11% ist nicht nur erreichbar, das einheimische Potential für
erneuerbare Energien geht sogar weit über die 11% hinaus:
Endenergieverbrauch 2005:
46.800 GWh
Davon verursacht durch Treibstoffexport:
21.760 GWh
Von anderen Sektoren verursachter
Endenergieverbrauch:
25.040 GWh
LuxRes-Studie:
Status quo erneuerbare Energien (2005):
650 GWh
Realisierbares Potential bis 2010:
1.134 GWh
Realisierbares Potential bis 2020:
2.996 GWh oder ca. 12% des
Endenergieverbrauchs (ohne Tanktourismus)
Technisches Potential erneuerbare Energien
30.626 GWh
Je weniger Energie verbraucht wird, umso größer ist der Beitrag der erneuerbaren Energien
am Endenergieverbrauch. Das 11%-Ziel bis 2020 ist erreichbar, wenn der Ausstieg aus dem
Treibstoffexport und die Möglichkeiten zur Reduzierung des Endenergieverbrauchs durch
Steigerung der Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden. Durch einen stufenweisen Abbau des Treibstoffexportes bis zum Jahr 2020 könnte der Endenergieverbrauch für Luxemburg so weit gesenkt werden, dass das 11%-Ziel zum überwiegenden
Teil durch nationale Maßnahmen erreicht werden könnte.
Mittlerweile gibt es neue Förderprogramme, doch bleibt unklar, welche Ziele erreicht werden sollen bzw. können. Generell ist zu bemängeln, dass die luxemburgische Regierung
gegenüber der Förderung der erneuerbaren Energien ausgesprochen defensiv eingestellt ist.
Unter solchen Bedingungen ist kaum anzunehmen, dass in Luxemburg eine Aufbruchstimmung bei den erneuerbaren Energien eingeleitet wird.
10% Agrokraftstoffe im Transportsektor bis 2020?
Die im Dezember 2008 beschlossene Erneuerbare Energien-Direktive sieht vor, dass bis
2020 der Anteil der erneuerbaren Energien auf 10% des Endenergieverbrauchs im Transportsektor erhöht werden muss, z.B. durch den Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen, Wasserstoff oder durch die umstrittenen Agrokraftstoffe. Die neue EU-Gesetzgebung
ist insbesondere in Bezug auf die Umwelt-und Sozialverträglichkeit von Agrokraftstoffen
unzureichend und stellt eine Bedrohung für Regenwälder, Biodiversität und für die Nahrungsmittelsicherheit von Millionen Menschen dar.
in Luxemburg, Fraunhofer Institut u.a., im Auftrag des Umweltministeriums, 2007
182
80
Bestimmung der Potenziale und Ausarbeitung von Strategien zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energien
in Luxemburg Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (Fh-ISI) Energy Economics Group, TU Wien
(EEG) BSR-Sustainability 2007, im Auftrag des Umweltministeriums
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
Luxemburg muss bis zum Jahr 2020 11% seines Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren
Energien erzeugen. Mehr als 50% des luxemburgischen Endenergieverbrauchs werden vom
Transportsektor im allgemeinen und vom Treibstoffexport im Speziellen verursacht. Luxemburg könnte theoretisch seine nicht nachhaltige Politik im Bereich der öffentlichen Finanzen
und des Verkehrs dadurch „vergrünen“, dass es sein Ziel bei den erneuerbaren Energien
durch den massiven Rückgriff auf Agrokraftstoffe erreicht. Dies ist jedoch unter keinen Umständen akzeptabel.
Import erneuerbarer Energien
Während bislang nur 0.9% des Energieverbrauchs durch erneuerbare Energien im Inland erzeugt werden, ist der Import erneuerbarer Energien, insbesondere im Stromsektor, deutlich
höher. Bereits heute liegt der Anteil an „Gréngem Stroum“, der aus dem Ausland „importiert“ wird, bei über 3% des nationalen Stromverbrauchs. Mehr als 50 Gemeinden versorgen bereits heute ihre gemeindeeigenen Liegenschaften mit Ökostrom, die Eisenbahngesellschaft CFL betreibt ihre Züge seit Anfang 2008 mit „Gréngem Stroum“ und sämtliche
staatlichen Gebäude sollen mit Ökostrom versorgt werden. Der Anteil der Privathaushalte,
die Ökostrom beziehen, liegt mit etwas mehr als einem Prozent weit unter dem möglichen
Potential. Hier fehlen gezielte, verbraucherorientierte Beratungskampagnen.
B.4. Die Verantwortung der Politik
B.4.1. Handlungsunfähige Strukturen in Politik, Verwaltung und
Energieberatung
Die heutigen Regierungsstrukturen und Entscheidungsprozesse in Luxemburg sind derart
angelegt, dass dem Klimaschutz keine Priorität zukommt. Eine Verzettelung der Kompetenzen, eine nicht ausreichende Wahrnehmung von Langfrist-Elementen in Entscheidungsprozessen und ein konsequentes Fehlen von konkreten kurz-, mittel- und langfristigen Klimaschutzzielen und deren Umsetzung sind die politische Realität.
Die Energiepolitik ist ein Kernbereich des Klimaschutzes. Die Tatsache, dass die Energiepolitik dem Wirtschaftsministerium untergeordnet ist, ist a priori einer effizienten Klimastrategie
nicht zuträglich. In der Tat dominiert die ökonomische Sichtweise derart, dass eine gleichberechtigte Herangehensweise in keinster Weise gegeben ist. Hinzu kommt, dass wesentliche
klimaschutzrelevante Kompetenzen auch noch im Wohnungsbauministerium angesiedelt
sind. Im Wohnungsbau seinerseits findet eine ineffiziente Verteilung der Kompetenzen auf
mehrere Ministerien statt: Wohnungsbau, Landwirtschaft, Wirtschaft, Innenministerium.
Die Landesplanung, ein zentrales Element der Klimaschutzpolitik, ist derzeit lediglich eine
Dienststelle im Innenministerium und verfügt somit nicht über die erforderliche Schlagkraft.
B.4.2. Wichtige Akteure des Klimaschutzes: Gemeinden und
Beratungseinrichtungen werden ignoriert
Eine wirkungsvolle Klima- und Energiepolitik braucht das Zusammenwirken von Staat und
Gemeinden. Als Verwaltungen, die nahe am Bürger agieren, genießen die Gemeinden bei
ihren Bürgern eine erhöhte Aufmerksamkeit. Durch viele Aktionsbeispiele, vor allem in den
Klimabündnisgemeinden, wurde bewiesen, dass Gemeinden die Bürger sehr gut mit Infor-
81
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
mationen erreichen und zu konkreten Handlungen im Sinne des Klimaschutzes anregen
können. Akzeptanz für nationale Klimapolitik erreicht der Staat nur, wenn die Gemeinden
dabei mitwirken können und eingebunden werden.
Leider wird auf Regierungsebene nach wie vor keine kohärente Politik bezüglich der Rolle
der Gemeinden im Zusammenhang mit Klimaschutz und Energiepolitik betrieben. Es kam
beispielsweise bereits vor, dass das Umweltministerium einen finanziellen Zuschuss für Aktionen von Gemeinden bereithielt und das Innenministerium genau diese Aktionen nicht
gestattete. Bei innovativen Projekten warten Gemeinden oft monatelang auf eine Entscheidung des Innenministeriums (das Innenministerium hat z.B. bisher kein Taxenreglement für
den Anschluss von Haushalten an ein kommunales Nahwärmenetz genehmigt. Ebenso liegen Reglementsentwürfe der Gemeinde immer noch unbeantwortet beim Ministerium.).
Es ist absolut unvertretbar, dass Gemeinden, die dem Klimabündnis beitreten wollen, vom
Innenministerium einen Hinweis auf den fehlenden ‚intérêt communal’ als Antwort bekommen, der de facto einer Zurückweisung gleichkommt.
Eine Reihe der angesprochenen Probleme rührt daher, dass die Rolle der Gemeinden als
aktive Akteure bei Projekten, die Gewinne abwerfen können, nicht geklärt ist. Darf eine Gemeinde sich an einer Gesellschaft (sàrl oder S.A.) beteiligen, um z.B. eine Energieproduktionsanlage zu betreiben? Darf das Innenministerium das Prinzip, dass eine Gemeinde keinen
Gewinn durch den Verkauf von Dienstleistungen erwirtschaften darf, soweit führen, dass
eine Kostenberechnung in der Praxis fast unmöglich wird? Warum darf eine Gemeindetaxe
keinen dynamischen Kostenfaktor enthalten, der sich z.B. an den Energiekosten des freien
Marktes orientiert?
Klimaschutz darf kein Fremdwort in der kommunalen Bauplanung sein. Das Gesetz von
2004 betreffend der kommunalen Flächennutzung und der Bebauungsplanung schreibt den
Gemeinden konkrete Maßnahmen auf der Ebene der Mobilitätsplanung, der Bautenentwicklung u.a.m. vor. Der Energiebereich bleibt jedoch ausgespart, es scheint nicht gerne
gesehen zu werden, wenn die Gemeinden hier zu sehr ‚verbindliche’ Auflagen erteilen.
Viele Gemeinden sind äußerst motiviert, in Sachen Klimaschutz konkret zu handeln. Dies
gilt z.B. auch für die Beschaffungen der Gemeinde. Allerdings fehlt es in der Praxis oft an
einem entscheidenden Utensil: den juristisch geprüften Ausschreibungs-Texten. Gebraucht
werden z.B. juristisch unanfechtbare Lastenhefte für Kopierer, Computer, Drucker, Büromaterial, Ökostrom etc.
B.4.3. Beratungsangebot mangelhaft
Luxemburg benötigt ein flächendeckendes Beratungsangebot, welches auf Komplementarität und koordiniertes Vorgehen zwischen staatlichen, kommunalen und privaten Akteuren
setzt. Die derzeitige Situation ist nicht haltbar, trotz vieler Absichtserklärungen auf der Ebene der Energieberatung muss einem klaren Versagen gesprochen werden.
Die aktuelle Agence de l’Energie (respektive „MyEnergy“) ist angesichts des großen Beratungsbedarfs vom Arbeitsvolumen total überfordert. Außerdem ist sie nicht unabhängig
von den Energielieferanten und bündelt zu viele Kompetenzen, die sie nicht zufriedenstellend erfüllen kann. Zudem mangelt es gravierend an Kooperationen mit den Gemeinden
und Regionen vor Ort.
82
Lu xemburg : Klimaschut z hat keine Priorit ät
B.4.4. Mangelnde Kohärenz zwischen Öffentlichem Transport,
Güterverkehr, Mobilität und Landesplanung
In den politischen Absichtserklärungen hat der öffentliche Transport durchaus an Bedeutung gewonnen. Doch in der Praxis ist kaum ein ernstzunehmender Durchbruch festzustellen. Immer noch liegt kein definitiver Entwurf des sektoriellen Plans „Transport“ vor, ein
Vorentwurf wurde erst im Herbst 2008 vorgestellt. Das Integrative Verkehrs- und Landesentwicklungskonzept für Luxemburg (IVL) scheint zu stagnieren. Die jetzige Planung des
IVL, die im Klimaaktionsplan übernommen wurde, geht sogar von einem Wachstum der
verkehrsbedingten CO2-Emissionen um 40% aus. Demgegenüber wurden die durch den
Verkehrsbereich hervorgerufenen CO2-Prognosen im Allokationsplan ganz anders dargestellt, hier ging man von einer Reduktion aus.
Von außen betrachtet, scheint es keine kohärente Koordination zwischen Landesplanung
und Verkehr zu geben. Zu befürchten ist in der Tat eine zeitliche „Dephasierung“ zwischen
einerseits der rasant fortschreitenden Urbanisierung z.B. auf Esch-Belval oder im Raum
„Gasperich-Cloche d‘Or“ mit den zusätzlichen tausenden Arbeitsplätzen und Wohneinheiten, die dort entstehen, und andererseits einer verzögerten und nur äußerst langsam vorankommenden Planung und Verwirklichung von neuen Investitionen in den schienengebundenen öffentlichen Transport (z.B. drittes Gleis zwischen Bettemburg und Luxemburg, Bau
des städtischen Tram, Peripheriebahnhöfe...). Beispiele für solche Dephasierungen und das
damit verbundene Verkehrschaos sind beispielsweise der Anschluss der Nordstraße an den
Kirchberg sowie die verschiedenen gewerblichen Ansiedlungen in seinem Umfeld oder die
Universität Luxemburg auf Belval. Dies ist nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes äußerst problematisch, sondern stellt auch einen gravierenden Standort-Nachteil für Luxemburg dar.
Es ist bedauerlich, dass für wesentliche Projekte auf der Ebene des öffentlichen Transportes nach wie vor konkrete Informationen betreffend die Finanzierung fehlen. Der Bau der
Peripheriebahnhöfe beispielsweise figuriert nicht in der pluriannuellen Finanzplanung des
Staatshaushaltes. Dabei sind sie die Dreh- und Angelpunkte des öffentlichen Transports. Das
gleiche gilt für die Stadtbahnprojekte im Norden und Süden des Landes.
Der öffentliche Transport soll, so die politischen Aussagen, Vorrang vor dem Individualverkehr erhalten. Obwohl in den vergangenen Jahren in der Mobilitätsplanung eine Mentalitätsveränderung auf politischer Ebene stattgefunden hat, fehlt es auch hier an mangelnder
Kohärenz. Regelmäßig werden Straßenbauprojekte diskutiert (zum Beispiel die Umgehung
von Bascharage und von Dippach), die vom Bautenministerium183 nicht in Frage gestellt
werden. Für alle im IVL angeführten Straßenbauprojekte werden bereits erste Impaktstudien durchgeführt.184 Gleichzeitig sehen die pluriannuellen Finanzplanungen des Staates nach
wie vor erhebliche Gelder für den Straßenbau vor. Ebenso ist befremdlich, dass z.B. in regionalen Planungen nach wie vor an neuen Straßenbauprojekten gearbeitet wird, so etwa im
Umfeld des PED185 im Südwesten des Landes.
Positiv ist, dass der Verkehrsverbund endlich besteht, ebenso die Mobilitätszentrale. Man
gewinnt jedoch den Eindruck, dass die Schlagkraft dieser Strukturen derzeit in keinem Verhältnis zum realen Handlungsdruck steht.
Luxemburg ist keine Insel. Und auch wenn vereinzelt von der Großregion gesprochen wird,
so stellt man doch leider fest, dass sie in der konkreten politischen Arbeit noch zu wenig Be-
183
Ministère des Travaux publics
So genannte „APS“, avant-projet sommaire
184
185
Pôle européen du développement
83
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
rücksichtigung findet. Kohärente Planung der Mobilität in der Großregion, eine Diskussion,
inwiefern ökonomische Aktivitäten auch jenseits der Grenze angesiedelt werden sollen, all
dies sind Themen, die nicht konsistent gehandhabt werden.
B.4.5. Finanz- und wirtschaftspolitische Fragen
De facto versucht der Luxemburger Staat kaum oder überhaupt nicht, Akzente im Sinne einer nachhaltigen Steuerreform und im Allgemeinen Nachhaltigkeits-Akzente in der Finanzpolitik zu setzen.
Während vieler Jahre wurden zwar Akzente im Sinne einer nachhaltigen Steuerreform im
Koalitionsabkommen vereinbart, jedoch wurden diese nie umgesetzt. In der jetzigen Regierungserklärung tauchen sie sogar nicht mal mehr als Absichtserklärung auf.
Es bleibt absolut unverständlich, warum nicht einmal ansatzweise versucht wird, das aktuelle
Steuersystem im Sinne der nachhaltigen Entwicklung umzugestalten, indem die Arbeitskraft
weniger stark besteuert wird, desto stärker aber der Ressourcen- und Energieverbrauch.
Der Finanzsektor ist die dominierende Wirtschaftsbranche in unserem Land. Jedoch wird
sowohl wenig über seine Verantwortung im Bereich der Energieeinsparung diskutiert (dabei
wird so manche Energie in diesen großen Bürogebäuden benötigt), noch wird er bewusst
in die Gestaltung von öffentlichen Förderprogrammen eingebunden (siehe Beispiel der verschiedenen Förderungsprogramme für Gebäudesanierungsmaßnahmen oder erneuerbare
Energien durch die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW186). Vor allem aber wird
kaum über die Bedeutung und Verantwortung des Finanzsektors als solchem im Bereich
Klimaschutz diskutiert.
In Bezug auf die Wirtschaftspolitik kann man ebenfalls nicht behaupten, dass sich die Regierung klare Ziele im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gegeben hätte; es fehlt sogar an
weitergehenderen Absichtserklärungen. Der Paradigmenwechsel, dass Ökologie, Soziales
und Wirtschaft Hand in Hand gehen müssen, hat sich nicht durchgesetzt. Die Tatsache,
dass die Voraussetzung für ökonomische Aktivitäten eine gewisse ökologische Stabilität
ist, ebenso nicht. Das Wissen um den Umstand, dass der Klimawandel verheerende ökonomische Folgewirkungen haben könnte, scheint noch nicht in Luxemburg angekommen zu
sein. Und auch das Wissen um die Chancen, die durch den Klimaschutz entstehen können
(beispielsweise für den Arbeitsmarkt), ist nur sehr begrenzt vorhanden.
Öko-Audits und ähnliche Instrumente fristen in Luxemburg nach wie vor ein Mauerblümchendasein. Kaum ein Betrieb hat ein Öko-Audit durchlaufen. Der Klimaschutz wird im Rahmen der Genehmigungsverfahren nicht ausreichend berücksichtigt.
Des weiteren ist das Beratungsangebot vor allem für kleine und mittlere Betriebe absolut
unzureichend. Auch spezifische Förderprogramme gibt es nicht.
Die Forderung, Luxemburg als Standort im Bereich Umwelttechnologien zu profilieren, ist
seit langem bekannt und stößt überall auf Akzeptanz. Erst Anfang 2009 will die Regierung
den „Aktionsplan Ecotechs“ vorlegen.
www.kfw.de
186
84
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Glossar
Begriff
Erklärung
Additionalität
Votum Klima
Der Grundsatz der Additionalität ist die zentrale Anforderung für
alle CDM-Projekte. Additionell ist ein Projekt, das zu zusätzlichen
Emissionsreduktionen führt, die sonst nicht stattgefunden hätten.
Das Hauptproblem beim Nachweis der Additionalität ist die
Vorhersage der Emissionsentwicklung, wie sie ohne das Projekt
stattfinden würde. Die Reduktionsleistung eines CDM-Projekts ist
immer hypothetisch, da die tatsächlichen Emissionen mit Projekt mit
einem Referenzszenario verglichen werden, das besagt, wie viele
Emissionen ohne Projekt ausgestoßen worden wären. Jedes CDM, das
überbewertet oder nicht additionell ist, bedeutet Mehremissionen.
Schätzungen gehen davon aus, dass die Hälfte aller CDM gar nicht
additionell sei.
Agrokraftstoffe
Auch: Biotreibstoffe, Biokraftstoffe. Flüssige oder gasförmige
Kraftstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden. Sie kommen für
den Betrieb von Verbrennungsmotoren für mobile und stationäre
Anwendungen zum Einsatz. Ausgangsstoffe für Biokraftstoffe
sind pflanzliche Rohstoffe wie z. B. Ölpflanzen, Getreide,
Zuckerrüben oder -rohr, Wald- und Restholz sowie Holz aus
Schnellwuchsplantagen und speziellen Energiepflanzen.
Es werden unter anderem folgende Arten von Biokraftstoffen
unterschieden: Biodiesel, Pflanzenöl, Bioethanol, Biomethan und
synthetische Biokraftstoffe (Biomass-to-Liquid).
www.wikipedia.de
Anpassung /
Anpassungsfähigkeit
Fähigkeit von Lebewesen oder Gesellschaften, anders zu reagieren;
hier gemeint ist u.a. auf durch den Klimawandel veränderte
Umweltbedingungen oder Schädigungen
www.wikipedia.de
Anpassungskosten
Aufwand (Transaktionskosten), der bei der Anpassung an eine neue
Situation entsteht
www.wikipedia.de
Anpassungsmaßnahmen
Maßnahmen, um die Auswirkungen und Kosten zunehmender,
mit dem Klimawandel in Verbindung stehender Katastrophen wie
Überschwemmungen und Waldbrände zu mindern
www.euractiv.com
Clean Development
Mechanismen
Der Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung oder englisch www.wikipedia.de
„Clean Development Mechanism“ (CDM) ist einer der vom KyotoProtokoll vorgesehenen flexiblen Mechanismen. Er soll dabei helfen,
die Kosten zum Erreichen der vertraglich festgelegten Reduktionsziele
möglichst niedrig zu halten. Ein Land, das im Anhang B des KyotoProtokolls aufgeführt wird, kann bei einem Land, welches dort nicht
aufgeführt wird, certified emission reductions (CERs) einkaufen.
Damit besteht die Möglichkeit, dort die Treibhausgas-Emissionen
zu verringern, wo es am günstigsten möglich ist. Ein erwünschter
Nebeneffekt ist auch der Transfer von neuester Technologie in
Entwicklungsländer.
122
Quelle
Glossar
Begriff
Erklärung
Quelle
CO2-Äquivalent
Das (relative) Treibhauspotenzial (engl.: Global Warming Potential,
www.wikipedia.de
Greenhouse Warming Potential oder GWP) oder CO2-Äquivalent
gibt an, wie viel eine festgelegte Menge eines Treibhausgases zum
Treibhauseffekt beiträgt. Als Vergleichswert dient Kohlendioxid;
die Abkürzung lautet CO2eq (für equivalent). Der Wert beschreibt
die mittlere Erwärmungswirkung über einen bestimmten Zeitraum;
oft werden 100 Jahre betrachtet. Beispielsweise beträgt das CO2Äquivalent für Methan 25: Das bedeutet, dass ein Kilogramm Methan
25-mal stärker zum Treibhauseffekt beiträgt als ein Kilogramm CO2.
Lachgas (N2O) hat einen CO2-Äquivalenzwert von 298, FCKW von bis
zu 14.400.
CO2-Bilanz
Die CO2-Bilanz soll ein Maß für die nachhaltige, ökologisch
langfristige Betrachtung der Menge des Treibhausgases Kohlendioxid
CO2 bieten: Fast alles Leben auf unserer Erde bezieht seine
Energie aus dem Prozess der Veratmung (z. B. Kohlenhydrate
werden mit Sauerstoff umgesetzt - verbrannt - zu CO2 + Wasser).
Tierische Organismen müssen das Substrat dafür mit der Nahrung
aufnehmen, Pflanzen sind in der Lage, dieses mittels Fotosynthese
(aus CO2 + Wasser werden Kohlenhydrate + Sauerstoff gebildet)
selbst herzustellen. Seit der Entstehung des Lebens hat sich auf
der Erde inzwischen ein Gleichgewicht mit einer konstanten CO2Konzentration in der Atmosphäre gebildet.
www.wikipedia.de
CO2-Emissionen
Kohlenstoffdioxid (CO2) Ausstoß
www.wikipedia.de
COP
COP - Engl. Conference of the Parties. Klimaschutz-Verhandlungen
der Vertragsparteien, welche die Klimarahmenkonvention
unterzeichnet haben. Eine Vertragsstaatenkonferenz findet seit 1995
jährlich einmal statt.
www.faz.net
dezentrale
Energieversorgung
Erzeugung von elektrischem Strom in vielen kleinen Anlagen in
räumlicher Nähe zum Verbraucher, beispielsweise in Wohngebieten.
Diese Anlagen sind damit kleiner als die momentan vorherrschenden
Großanlagen wie Kohlekraftwerke oder Kernkraftwerke.
www.wikipedia.de
e-Commerce
Der Begriff E-Commerce (v. eng: „electronic commerce“ mit
electronic für „elektronisch“ und commerce für „Geschäftswelt“,
„Handel“, „Handelsverkehr“) wird sowohl als spezieller als auch als
ein deutlich umfassenderer Begriff verwendet. Er steht im Rahmen
der Automatisierung von Geschäftsprozessen für einen Teilbereich
des E-Business bzw. im Rahmen der Internetwirtschaft etwas weiter
gefasst für Elektronischen Handel.
www.wikipedia.de
EIB
Die Europäische Investitionsbank (kurz EIB) wurde 1958 auf Initiative
des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle gegründet
und hat ihren Hauptsitz in Luxemburg. Die EIB ist ein eigenständiges
Organ der Europäischen Union und somit nicht an Weisungen von
Kommission oder Parlaments gebunden, sie konsultiert diese jedoch.
Zusammen mit dem Europäischen Investitionsfonds bildet sie die
EIB-Gruppe. Kapitaleigner der EIB sind die Mitgliedsstaaten der EU.
Seit der letzten EU-Erweiterungsrunde beläuft sich das gezeichnete
Kapital der EIB auf 163 Milliarden Euro. Von diesem Betrag sind
satzungsmäßig 5 % (8,1 Milliarden Euro) eingezahlt.
www.wikipedia.de
123
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Begriff
Erklärung
Emissionshandel
Der EU-Emissionsrechtehandel (European Emission Trading System,
www.wikipedia.de
ETS) ist ein Politikinstrument der Europäischen Union, um ihr im
Kyoto-Protokoll festgelegtes Klimaschutzziel, die Reduktion von
Treibhausgasemissionen, zu erreichen und die Globale Erwärmung
zu verlangsamen. Er deckt die Stromerzeugung und einige
Industriebereiche wie Zementherstellung oder die Stahlindustrie in
30 europäischen Ländern ab, die zusammen etwa die Hälfte der
europäischen CO2-Emissionen ausmachen. Das erste multinationale
Emissionsrechtehandelssystem trat am 1. Januar 2005 in Kraft und
fungiert als Vorreiter eines möglichen weltweiten Systems. Momentan
(2008/09) wird über die Ausgestaltung der Phase III (ab 2013)
verhandelt.
Emissionsrechte
Siehe Emissionshandel
www.wikipedia.de
Energieeffizienz
Unter Energieeffizienz wird verstanden, dass ein gewünschter
Nutzen mit möglichst wenig Energieeinsatz erreicht wird. Gemäß
dem ökonomischen Prinzip sind Vorgänge auf Dauer nur dann
nachhaltig erfolgreich, wenn jeder unnütze Verbrauch vermieden
wird. Das gilt im Besonderen auch für die Energie, die sich mit der
Zeitdauer der wirkenden Leistung ergibt. Unter Nutzen wird die
Erreichung gewünschter Eigenschaften, Waren, Dienstleistungen
oder Energie verstanden. Im volkswirtschaftlichen Maßstab werden
Effizienzsteigerungen häufig durch den Rebound-Effekt neutralisiert.
www.wikipedia.de
Energieeinsparung
Energieeinsparung bezeichnet alle Maßnahmen zur Verringerung
der „verbrauchten“ Energie der Energieträger. Energieeffizienz
bezeichnet hingegen die Effizienz des Einsatzes von Energie, also das
Verhältnis von Nutzen zum Energieaufwand.
www.wikipedia.de
Entwicklungsländer
Ein Entwicklungsland ist nach allgemeinem Verständnis ein Land,
www.wikipedia.de
das hinsichtlich seiner wirtschaftlichen, sozialen und politischen
Entwicklung einen relativ niedrigen Stand aufweist. Dabei handelt
es sich um einen Sammelbegriff für Länder, die nach allgemeinem
Sprachgebrauch als „arm“ gelten. Welches Land als Entwicklungsland
einzustufen ist oder nicht, hängt vom Maßstab ab, an dem man die
Entwicklung eines Landes misst.
Entwicklungspolitik
Unter Entwicklungspolitik versteht man politische, wirtschaftliche
und soziale Aktivitäten verschiedener Akteure, insbesondere
Staaten, internationaler Organisationen und zivilgesellschaftlicher
Organisationen, die auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen
abzielen. Im Fokus sind dabei vor allem die wirtschaftlichen, sozialen
und politischen Defizite in Entwicklungsländern.
www.wikipedia.de
Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien, auch regenerative Energien oder
Alternativenergien, sind aus nachhaltigen Quellen sich erneuernde
Energien, darunter Energie aus Solarenergie, Wasserkraft,
Windenergie, Bioenergie und Geothermie. Sie bleiben − nach
menschlichen Zeiträumen gemessen − kontinuierlich verfügbar
und stehen hiermit im Gegensatz zu fossilen Energieträgern und
Kernbrennstoffen, deren Vorkommen bei kontinuierlicher Entnahme
stetig abnimmt.
www.wikipedia.de
EU
Europäische Union
124
Quelle
Glossar
Begriff
Erklärung
Quelle
fossile Energiequellen
Werden aus fossilen Brennstoffen gewonnen, die wie Braunkohle,
Steinkohle, Torf, Erdgas und Erdöl in geologischer Vorzeit aus
Abbauprodukten von toten Pflanzen und Tieren entstanden sind.
Sie basieren auf organischen Kohlenstoff-Verbindungen und sind
dem Weltklimarat zufolge wichtige Mitverursacher der globalen
Erwärmung. Je nach Zusammensetzung und Reinheit des fossilen
Brennstoffes resultieren auch andere chemische Verbindungen wie
Stickstoffoxide und Ruß sowie unterschiedlich feine Stäube.
www.wikipedia.de
Gerechtigkeit
Der Begriff der Gerechtigkeit (griechisch: dikaiosýne, lateinisch:
iustitia, englisch und französisch: justice) wird zur Beschreibung
von Handlungsnormen für die Gestaltung eines vernünftigen
gesellschaftlichen Zusammenlebens verwendet.
www.wikipedia.de
globale Erwärmung
Als globale Erwärmung bezeichnet man den während der
vergangenen Jahrzehnte beobachteten allmählichen Anstieg
der Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und
der Meere sowie die künftig erwartete steigende Erwärmung.
Ihre hauptsächliche Ursache liegt nach dem gegenwärtigen
wissenschaftlichen Verständnis „sehr wahrscheinlich“ in der
Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes durch menschliches
Einwirken.
www.wikipedia.de
Green New Deal
Forderung im Rahmen der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise,
Investitionsmaßnahmen in den ökologischen Umbau der Gesellschaft
zu lenken, mit einer stärkeren Regulierung der Finanzwirtschaft,
massiven Investitionen in erneuerbare Energien und den sozialen
Ausgleich.
Investmentfonds
Form der Geldanlage: eine Investmentgesellschaft sammelt das Geld
der Anleger, bündelt es in einen Investmentfonds und investiert es in
unterschiedlichen Anlagebereichen.
www.wikipedia.de
IPCC
Engl. Intergovernmental Panel on Climate Change. Der Weltklimarat
(IPCC,) wurde von UNEP (s.d.) und WMO (s.d.) eingerichtet, um den
drohenden Klimawandel zu erforschen und Maßnahmen dagegen zu
koordinieren.
www.faz.net
Joint Implementation
Das im Kyoto-Protokoll festgelegte Instrument der “Joint
Implementation” (Gemeinschaftsreduktion (GR) bzw. englisch
Joint Implementation (JI)) ermöglicht es den Industrieländern,
gemeinsam Klimaschutz-Projekte durchzuführen. Dabei wird ein
Projekt zur Reduzierung von Emissionen (z.B. die Errichtung einer
Windkraftanlage) in einem Land durchgeführt, aber von einem
anderen Land finanziert. Die so vermiedenen Treibhausgase darf
der Geldgeber in seinem Land zusätzlich ausstoßen oder sich als
Emissionsguthaben gutschreiben lassen.
www.faz.net
Klimagerechtigkeit
Klimagerechtigkeit ist ein normatives politisches Konzept und Teil
www.wikipedia.de
der Umweltgerechtigkeit. Es sieht unter anderem vor, dass der zur
globalen Erwärmung führende Ausstoß von Treibhausgasen stark
reduziert und zudem auf alle Menschen einheitlich aufgeteilt werden
soll. Darüber hinaus bezieht sich Klimagerechtigkeit auf die ungleiche
Verteilung der Folgen der globalen Erwärmung.
Klimarahmenkonvention
der Vereinten Nationen
Engl. United Nations Framework Convention on Climate Change.
Die Klimarahmenkonvention ist der erste internationale Vertrag,
der die Staatengemeinschaft zum Handeln gegen den Klimaschutz
verpflichtet. Die Konvention bildet den Rahmen für die KlimaschutzVerhandlungen, die jährlich als Vertragsstaatenkonferenz stattfinden.
Die Klimarahmenkonvention wurde auf dem Weltgipfel für Umwelt
und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro angenomommen.
www.faz.net
125
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Begriff
Erklärung
Quelle
Klimaschutz
Klimaschutz ist der Sammelbegriff für Maßnahmen, die einer
unnatürlichen globalen Erwärmung entgegen wirken und mögliche
Folgen abmildern oder verhindern sollen. Weil der Klimawandel
aus Sicht vieler Forscher bereits nicht mehr völlig zu stoppen,
sondern nur noch zu mildern und zu begrenzen sei, wären neben
der Verringerung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe Maßnahmen
zur Anpassung an den unvermeidlichen Klimawandel nötig, z. B.
Deichbau und Katastrophenvorsorge.
www.wikipedia.de
Klimawandel
Steht einerseits für die Veränderung des Klimas allgemein – gemeint
ist aber hier die globale Erwärmung, die durch den Menschen
verursachte Veränderung des Klimas.
www.wikipedia.de
Kraftwärmekopplung
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK; auch Wärme-Kraft-Kopplung) nennt
man das Prinzip der Auskoppelung von Nutzwärme aus einer
Anlage, bei der Energie aus einem Brennstoff in mechanische und
elektrische Energie umgewandelt wird. In den meisten Fällen sind
das Kraftwerke, die dann als Heizkraftwerke für die öffentliche
Versorgung fungieren oder Industriekraftwerke, die Prozesswärme
(z.B. in der chemischen Industrie) bereitstellen. Die Abgabe von
ungenutzter Abwärme an die Umgebung wird dabei weitgehend
vermieden.
www.wikipedia.de
Kyoto-Protokoll
1997 beschlossenes Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der
www.arte.tv
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen für den Klimaschutz.
Es schreibt verbindliche Ziele für die Verringerung des Ausstoßes von
Treibhausgasen fest, welche als Auslöser der globalen Erwärmung
gelten. Da die Ziele, die sich manche Staaten gesetzt haben,
sehr ehrgeizig sind, sieht das Kyoto-Protokoll mehrere flexible
Mechanismen vor, mit denen seine Ziele erreicht werden können.
Der Handel mit Emissionsrechten z. B. ist eines der wesentlichen
Instrumente, die im Kyoto-Protokoll verankert sind, oder wenn
ein Industrieland Maßnahmen zur CO2-Reduktion in einem
Entwicklungsland durchführt. Die Ratifizierung hat am 16. März
1998 angefangen und das Protokoll trat im Februar 2005 in Kraft
(es trat in Kraft, als es von mindestens 55 Staaten ratifiziert worden
ist, die 1990 für 55 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes
verantwortlich waren). Inzwischen haben 184 Staaten das KyotoProtokoll ratifiziert.
„LuxRes“-Studie
Studie zur Bestimmung der Potenziale und Ausarbeitung
von Strategien zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren
Energien in Luxemburg, Fraunhofer Institut u.a., im Auftrag des
Umweltministeriums, 2007
MillenniumsEntwicklungsziele
Mit der Millenniumserklärung haben sich die Mitgliedsstaaten der
www.bmz.de
Vereinten Nationen im September 2000 verpflichtet, die weltweite
Armut zu bekämpfen, den Frieden zu sichern, die Umwelt zu
schützen und die Globalisierung gerecht und nachhaltig zu gestalten.
Im September 2001 legte der Generalsekretär der Vereinten Nationen
eine “Roadmap” für die Umsetzung der Millenniumserklärung
vor. Darin sind acht der international vereinbarten Ziele aus dem
Entwicklungs- und Umweltkapitel der Erklärung in einer Liste
zusammengestellt, deren Verwirklichung bis zum Jahr 2015
erreicht werden soll. Sie wurden bekannt als die MillenniumsEntwicklungsziele (Millennium Development Goals - MDGs)
MOP
MOP – engl. “Meeting of the Parties”. Vertragsstaatenkonferenz,
sobald das Kyoto-Protokoll von ausreichend vielen Staaten ratifiziert
wurde und somit in Kraft getreten ist.
126
Votum Klima Papier
www.wikipedia.de
Glossar
Begriff
Erklärung
Quelle
nachhaltige Entwicklung
Nachhaltige Entwicklung ist die übliche Übersetzung des englischen
www.wikipedia.de
Begriffes „sustainable development“ und bezeichnet eine
Entwicklung, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation entspricht,
ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden und
ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (verkürzte Definition gemäß
dem Brundtland-Bericht). Mit diesem Begriff wurde ein zentraler
Aspekt der in der deutschsprachigen Forstwirtschaft entwickelte
Idee der Nachhaltigkeit in die internationale politische und
wissenschaftliche Diskussion eingeführt.
Nachhaltigkeit
Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines
regenerierbaren Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen
wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf
natürliche Weise nachwachsen kann.
Öffentlicher
Personennahverkehr
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) bezeichnet einen Teil des
www.wikipedia.de
öffentlichen Verkehrs (ÖV) und des Personenverkehrs im Nahverkehr. Er
grenzt sich so vom Fernverkehr, Güterverkehr und Individualverkehr ab.
Offizielle Entwicklungsunterstützung
Staatliche Entwicklungszusammenarbeit (EZ), engl. Official
Development Assistance (ODA), als gemeinsames Bemühen von
Industrieländern und Entwicklungsländern, weltweite Unterschiede
in der sozioökonomischen Entwicklung und in den allgemeinen
Lebensbedingungen dauerhaft und nachhaltig abzubauen.
www.wikipedia.de
www.wikipedia.de
ökologische Steuerreform Prinzipien einer ökologischen Steuerreform:
1. Aufkommensneutralität gewährleisten
2. Oeko-Steuern sollten in einem vorhersehbaren Rahmen eingeführt
und graduell erhöht werden
3. Alternativen fördern, die dem Bürger und den Betrieben ein
umweltschonenderes Verhalten erlauben
4. Lenkungseffekt sichern, mit dem Ziel, die Umweltbelastungen zu
verringern und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
www.oeko.lu
Ökosystemleistungen
Leistungen der Natur bzw. von Ökosystemen, die der Mensch
für sich nutzbar machen kann, darunter die Bereitstellung von
Süßwasser durch Niederschlag und Bodenfiltration, die Bindung
von Kohlendioxid in pflanzlicher Biomasse, die Bestäubung von
Pflanzen durch Insektenvölker oder die Klimaregulierung sowie die
Primärproduktion von bspw. Pflanzen, die für den Menschen von
Nutzen sind.
www.drze.de
Schwellenländer
Schwellenländer (Newly Industrializing Economies) sind eine Gruppe
www.wikipedia.de
von Staaten, die traditionell noch zu den Entwicklungsländern
gezählt werden, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweisen.
Deshalb werden sie begrifflich von den Entwicklungsländern
getrennt. Die deutsche Bezeichnung suggeriert, dass sie an der
Schwelle zum Industriestaat stehen, diese „Schwelle“ ist jedoch nicht
definiert. Der englischsprachige Begriff entstand in den 70ern und
bezog sich ursprünglich auf die asiatischen Tigerstaaten.
Stern-Report
Der Stern-Report (englisch Stern Review on the Economics of Climate www.wikipedia.de
Change) ist ein am 30. Oktober 2006 veröffentlichter Bericht des
ehemaligen Weltbank-Chefökonomen und jetzigen Leiters des
volkswirtschaftlichen Dienstes der britischen Regierung Nicholas
Stern. Der im Auftrag der britischen Regierung erstellte rund 650
Seiten starke Bericht untersucht insbesondere die wirtschaftlichen
Folgen der globalen Erwärmung. Siehe www.hm-treasury.gov.uk/
stern_review_report.htm
127
‘ T h i s i s a n e m e r g e n c y, a n d f o r e m e r g e n c y s it u ati o n s w e n e e d e m e r g e n c y a c ti o n … ’
Begriff
Erklärung
Treibhauseffekt
www.arte.tv/de/
Die Energie der Sonne dringt durch die Atmosphäre auf die
Erdoberfläche. Der Boden wandelt diese Energie in Infrarotstrahlung Klimawandel
um. In der Erdatmosphäre bewirken Treibhausgase wie Wasserdampf,
Kohlenstoffdioxid und Methan einen Treibhauseffekt, da sie den
Austritt der Infrarotstrahlung aus der Erdatmosphäre verhindern.
Gäbe es keinen Treibhauseffekt, besäße unsere Erde eine
Durchschnitttemperatur von -18°C. Dieser Prozess hat also einen
entscheidenden Einfluss auf das heutige Klima. Aufgrund dieser
Gegebenheit herrscht auf der Erde eine Durchschnittstemperatur von
15°C.
Treibhausgase
In der Atmosphäre enthaltene Gase, hauptsächlich Kohlendioxid
(CO2), Wasserdampf (H20), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O,
Lachgas) und Ozon (O3). Sie verhindern - wie das Glasdach eines
Treibhauses - die Wärmerückstrahlung von der Erdoberfläche in das
All, so daß auf unserem Planeten statt eisiger Weltraumkälte eine
durchschnittliche Temperatur von 15°C herrscht. Die zunehmende
Konzentration dieser Gase führt zu stärkerer Erderwärmung und
schlimmstenfalls zu einem Klimawandel.
www.faz.net
Umweltkatastrophen
Eine Umweltkatastrophe oder ökologische Katastrophe ist
eine von Menschen verursachte, plötzliche und äußerst starke
Beeinträchtigung der Umwelt, die die Krankheit oder den Tod
von vielen Lebewesen zur Folge hat. Dies macht den deutlichen
Unterschied zur Naturkatastrophe aus, die ihre Ursache in rein
natürlichen, nicht vom Menschen beeinflussbaren Vorgängen wie
Wetter und geologischen Aktivitäten hat.
www.wikipedia.de
UNEP
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP, United Nations www.faz.net
Environment Programme) will eine ressourcenschonende, nachhaltige
Entwicklung förden und die Anstrengungen einzelner Staaten
bündeln. Ein Schwerpunkt sind der drohende Klimawandel und
Maßnahmen dagegen.
UNFCCC
United Nations Framework Convention on Climate Change – siehe
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
www.faz.net
Verkehrsverbund
Ein Verkehrsverbund ist ein rechtlicher und organisatorischer
Zusammenschluss von Gebietskörperschaften zur gemeinsamen und
abgestimmten Durchführung des Öffentlichen Personennahverkehrs
(ÖPNV).
www.wikipedia.de
Verursacherprinzip
Das Verursacherprinzip (engl. „Polluter Pays Principle“) besagt,
dass Kosten, die als Folge eines bestimmten Tuns oder Unterlassens
entstehen, dem Verursacher zuzurechnen sind.
www.wikipedia.de
Welthandelsorganisation
(WTO)
Die Welthandelsorganisation (engl. „World Trade Organization“,
www.wikipedia.de
WTO; französisch „Organisation mondiale du commerce“, OMC)
ist eine internationale Organisation mit Sitz in Genf, Schweiz, die
sich mit der Regelung von Handels- und Wirtschaftsbeziehungen
beschäftigt. Sie wurde 1995 aus dem General Agreement on
Tariffs and Trade (GATT) in der Uruguay-Runde nach siebenjähriger
Verhandlungszeit gegründet. Am 1. Januar 1995 nahm sie ihre Arbeit
in Genf auf. Die WTO ist neben dem IWF und der Weltbank eine
der zentralen internationalen Organisationen für wirtschaftlichen
Fortschritt mit globaler Reichweite.
Weltklimarat
Siehe IPCC
128
Quelle
www.wikipedia.de
Herunterladen