Sie kamen ums Leben

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EMDEN IM LUFTKRIEG
1939
1945
Öffentliche Trauerfeier in Twixlum für die Bombenopfer vom 6./7. Juni 1942
Mehr als 60 Jahre nach Kriegsende legt der Arbeitskreis Bunkermuseum e.V. eine öffentliche Gedenkschrift vor mit den Namen
der Menschen, die in Emden durch Luftangriffe getötet wurden. In
Emden forderte der Luftkrieg 409 Menschenleben, von denen 33
namentlich nicht ermittelt werden konnten. Die Schrift berichtet
über das Sterben im Luftkrieg in Emden, wobei vor allem die Perspektive der Zivilbevölkerung betrachtet wird. Doch nicht nur auf
deutscher Seite gab es Opfer: Zahlreiche Bomber wurden während der Angriffe auf Emden durch die Flak oder von Jagdflugzeugen abgeschossen. Exemplarisch werden deshalb auch die Schicksale einiger alliierter Fliegerbesatzungen dokumentiert, die bei
Emden abstürzten. Hinzu kommt im Anhang erstmalig eine Zusammenstellung aller Angriffe auf unsere Stadt.
Der Abeitskreis Bunkermuseum e.V.
Postfach 1164
26691 Emden
www.bunkermuseum.de
Sie kamen ums Leben
Dallinga/Janßen/Klose
Das Bunkermuseum
Chr.-G. Dallinga
Dietrich Janßen
Marten Klose
Sie kamen ums Leben
Emden im Luftkrieg
1940 - 1945
Herausgeber: Das Bunkermuseum e.V.
Bildnachweis:
2., erweiterte Auflage 2006
Alle Rechte vorbehalten,
auch die des auszugsweisen Nachdrucks
und der fotomechanischen Wiedergabe.
Die Urheberrechte verbleiben
bei den einzelnen Verfassern.
Gestaltung: Dietrich Janßen
Herausgeber: Das Bunkermuseum
Postfach 1164
26691 Emden
www.bunkermuseum.de
Vorwort
55 Jahre nach der fast vollständigen Zerstörung unserer Stadt im Zweiten Weltkrieg am
6. September 1944 wurden im Emder Bunkermuseum der Öffentlichkeit vier Tafeln
zugänglich gemacht, die die Namen der durch kriegerische Ereignisse oder Fliegerbomben Getöteten aufführt. Wir wurden damals und in der nachfolgenden Zeit oft gefragt, warum nicht schon früher nach den Namen geforscht wurde? Musste eine so lange Zeit
„Wenn ich mir vorzustellen versuche,
verstreichen, um die Namen der Toten, auch die
wie die einzelnen gestorben sind,
der Fremd- und Zwangsarbeiter, Kriegsgefanunter welchen Umständen,
genen sowie der Wehrmachtsangehörigen in ununter
welchen
Schmerzen, Flüchen, Gebeten
serer Stadt öffentlich zu nennen und zugänglich
und Schreien,
zu machen?
dann
wird
es
ein
gigantisches Konzert geben.“
Durch die tatkräftige Unterstützung der Emder
Bevölkerung, des Standesamtes Emden, der reHeinrich Böll
formierten und lutherischen Kirchengemeinden
und des Stadtarchivs Emden wurde es möglich,
60 Jahre nach der Kapitulation, eine neue Schrift vorzulegen, die die Namen der inzwischen gefunden Bombentoten in das „Öffentliche Gedenkbuch“ mit aufnimmt. Insgesamt erfassten wir 408 Tote, von denen bisher 34 Personen nicht namentlich genannt
werden können, da es sich entweder um Fremdarbeiter, russische Kriegsgefangene oder
Wehrmachtangehörige handelte, die gar nicht oder in ihren Heimatorten registriert wurden. In diesem Zusammenhang möchten wir das Schicksal von drei russischen Kriegsgefangenen ansprechen, die innerhalb der Flakbatterie Larrelt an den Geschützen als
Artilleristen standen und die am 11. Dezember 1943 ihr Leben verloren. Begraben
wurden die Russen am 17. Dezember 1943 auf dem Friedhof Larrelt und am 11. Oktober 1955 als unbekannte Tote auf den Friedhof Tholenswehr umgebettet.
Es ist schwer, sich heute eine auch nur halbwegs zureichende Vorstellung zu machen
von dem Ausmaß der Zerstörungen gerade zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Noch
schwerer der Gedanke an das Grauen in den Trümmerlandschaften deutscher Städte.
Aus einer Erhebung des Bundesamtes für Statistik und aus anderen offiziellen Quellen
geht hervor, dass an 600.000 Zivilpersonen in Deutschland den Krieg nicht überlebten,
dass dreieinhalb Millionen Wohnungen zerstört wurden, dass bei Kriegsende siebeneinhalb Millionen Menschen obdachlos waren.
Welche Spuren hat das Grauen hinterlassen im Bewusstsein der Menschen, die Tag für
Tag, Nacht für Nacht, über Monate und Jahre hinaus dem unmittelbaren Sterben wahllos ausgesetzt waren. Fast jede Nacht wurden sie durch die Luftschutzsirenen aus ihren
Häusern in die Bunker getrieben. Es sah so aus, als ob sich die das Inferno Überlebenden auf den Straßen zwischen den fürchterlichen Ruinen zwanglos bewegten, als wäre
nichts geschehen oder als ob die Stadt immer so ausgesehen hätte. Die vorliegenden
3
Fotografien aus der Zeit nach dem 6. September 1944 zeigen z.B. auf der Straße Am
Delft geschäftige, lächelnde Menschen, die zur Arbeit gehen. Selbst in den vorliegenden Berichten oder Briefen, die zu den Angehörigen außerhalb Emdens nach den vielen Angriffen geschickt wurden, sind Opfer nicht erwähnt worden, wohl der Verlust an
baugeschichtlich wertvollen Bauten aus Jahrhunderten. Die Verluste an Menschenleben wurden, wie Victor Klemperer in seinen Tagebüchern schrieb, verdrängt. Es war
der Alltag, den zu überleben es galt.
Nicht auszudenken ist, was geschehen wäre, wenn Emden nicht wie andere Städte den
ausreichenden Bombenschutz durch die Bunker gehabt hätte. Weit mehr Menschen
wären bei den Angriffen ums Leben gekommen oder verletzt worden. Dank der Bunker, die das Luftschutzbauamt unter dem damaligen nationalsozialistischen Oberbürgermeister Carl Renken errichtete, behielten so viele Emder Bürger ihr Leben.
„Eine wabernde Hitze, kein Sonnenlicht durchdrang die bleierne Düsternis über der
Stadt. Gefunden wurden Tage darauf Menschen, die überwältigt von Monoxydgas, noch
an der Wand gelehnt in Kellern saßen. Wiederum waren andere in der fast tausend Grad
heißen Feuersglut zu Asche geworden.“ (Sebald, S. 51). Wenige Tage nach dem großen Brand in der Emder Innenstadt am 6. September 1944 blühten viele Bäume und
Büsche, insbesondere die Obstbäume, Kastanien und Fliedersträucher ein zweites Mal.
Es hatte den Anschein, als wäre nichts geschehen, was es zu berichten gäbe.
Opfer gab es auch auf der gegnerischen Seite unter den Bomberbesatzungen, die Luftangriffe auf deutsche Städte flogen. So wurde der englische Flieger-Sergeanten Sposton,
der am 30. September 1939 über Wangeooge sein Leben liess, in Emden auf dem
Bolardusfriedhof mit militärischen Ehren beigesetzt. In den Emder Kriegstagebüchern
und Chroniken der Flakbatterien werden eine große Anzahl von alliierten Bombern
genannt, die die schwere Flak abgeschoss. Einige dieser Flugzeuge liegen noch heute
im Dollart. Beispielhaft soll in dieser Schrift das Schicksal einiger Bomberbesatzungen
aufgeführt werden, die in unserem Bereich mit ihren Flugzeugen abstürzten.
Chris.-G. Dallinga
Dietrich Janßen
Marten Klose
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Chris.-G. Dallinga
Auf der Suche nach den Opfern
Die Ermittlung der Bombentoten in unserer Stadt war ein ergreifendes, aber dringend
notwendiges Thema, gab es doch bisher keine zusammenhängende Namenliste der im
Bombenkrieg umgekommenen Menschen in unserer Stadt. In den Vororten Emdens
und auch im Stadtteil Conrebbersweg sind die Kriegstoten und die Bombentoten namentlich auf Denkmälern verzeichnet. In der Stadt Emden gab es bisher Gedenkstätte,
auf der die Toten des Zweiten Weltkrieges verzeichnet
waren. Um diese Lücke ist die nachstehende Namensauflistung in den Jahren 1998 und 1999 entstanden. Auch
wurde erstmalig versucht, den Toten wieder ein Gesicht zu
geben, indem wir Fotografien und die Geschichten der
Opfer sammelten. Zum 6. September 1999, genau 45 Jahre nach dem schwersten Bombenangriff auf unserer Stadt
lag eine Liste vor, die damals 352 Namen enthielt.
Inzwischen wurde durch den Oberbürgermeister Alwin
Brinkmann der Stadt Emden im Haupteingang des Bunkermuseums eine Gedenktafel eingeweiht, die am 6. September 2000 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Durch unsere weitere, intensive Forschungsarbeit in den
nachfolgenden Jahren ist die Anzahl der ermittelten Toten
auf 408 angewachsen. Im Einzelnen sind 302 Zivilisten,
46 Zwangs- oder Fremdarbeiter und 60 Wehrmachtsangehörige umgekommen. Dabei waren 34 Namen nicht zu ermitteln, da es sich entweder um Zwangs- und Fremdarbeiter oder um russische Kriegsgefangene, die in den Flakstellungen als Munitionsträger eingesetzt waren, sowie um
Wehrmachtssoldaten handelte, die nicht in Emden, sondern
in ihren Heimatorten standesamtlich erfasst wurden. Auch
heute fehlen noch bei einigen der Toten die Orte, an denen
sie bestattet wurden. Gar keine Daten gibt es bisher von Ausschnitt aus der Gedenktafel im Eingangsden französischen Zwangsarbeitern, die in Emden umge- bereich des Bunkermuseums
kommen sind.
Ohne das Standesamt Emden, die Friedhofsverwaltung auf Tholenswehr, die Kirchengemeinden mit ihren Kirchen- und Sterbebüchern und die Hilfe der vielen privaten
Personen hätte diese Auflistung nicht erstellt und weitergeführt werden können. Hinzu
kamen die vorliegenden Kriegstagebücher, wie das des Emder Luftschutzes oder des
Kommandaten im Abschnitt Emdens des 6. Marine Flak-Regiments, die besondere Quel5
len waren, da sie nicht nur die Namen der Opfer nannten, sondern auch noch einen Teil
der privaten Lebensgeschichte der Familie enthielten. Hier handelte es sich um die
Tagebücher 1942 und 1943 der Maria Barghoorn, die täglich die Geschichte ihrer Familie akribisch festhielt. Auch der frühere Standesbeamte Walter Theßmer notierte sich
die Namen der Toten. Hinzu kamen die damaligen Tageszeitungen, die sich in Emden
und Leer in den Archiven befanden, in denen die Traueranzeigen und damit die Namen
aufgesucht wurden.
Nachdem u.a. in der Emder Zeitung und in der Ostfriesenzeitung am 09. Juli 1999 und
in weiteren Zeitungsartikel über unsere Suche berichtet wurde, war das Echo aus der
Emder Bevölkerung überwältigend. Mit so viel Zuspruch hatten wir damals nicht gerechnet. Viele Bürger riefen an, nannten weitere Kontaktpersonen, die Informationen
geben könnten. In diesem Zusammenhang wurde viele erschütternde Gespräche geführt, da bisher von den Angehörigen der schmerzliche Verlust von Eltern, Geschwister
oder näheren Verwandten, selbst 55 Jahre nach dem Kriegsende oder auch bis heute,
nicht aufgearbeitet worden ist. Es kamen von den überlebenden Angehörigen sehr persönliche Lebensgeschichten, die auf tief greifende Wunden und seelische Langzeitfolgen
einer Kriegskindheit schließen ließen. Auch die zunächst unsichtbaren seelischen Folgen von Kriegserlebnissen hielten Jahrzehnte an. Die damaligen Wahrnehmungen wurden in der Nachkriegszeit oftmals mit den Worten abgetan: „Sei froh, dass du überlebt
hast.“ Gesprochen wurde über das Geschehene in den Familie nicht. Das Schweigen
diente dem Überleben im Angesicht von Hunger, Kälte und Obdachlosigkeit.
Bleibt uns, auch an dieser Stelle nochmals allen Dank zu sagen, die mitgeholfen haben,
die nachstehende Liste zu erstellen und zu erweitern.
6
Chris. G. Dallinga
Bombenopfer in Emden, 1940 – 1945
13. Juli 1940
Eilers, Reina
Meentzen, Günther
Meyer, Fritz
Meyer, Wilhelm
Strunk, Helene
Voogdt, Helene
Vügt van, Magiel
15 Jahre
15 Jahre
38 Jahre
31 Jahre
50 Jahre
27 Jahre
45 Jahre
24. Oktober 1940
Janßen, Ewald
14 Jahre
17. Januar 1941
Bekkering, Gerhard
Bekkering, Jan Lukas
Bekkering, Maria
Bekkering, Margaretha
Gerdes, Dettmer-Herm.
Gerdes Harmina Epkea
Gerdes, Dettmer-Herm.
7 Jahre
57 Jahre
13 Jahre
8 Jahre
62 Jahre
63 Jahre
17 Jahre
31. März 1941
Bauersfeld, Hilke
Bauersfeld, Jürren
Bleeker, Dirk
Boomgaren, Adolf
Funk, Engeline Maria
Gerspacher, Luise
Goldenstein, Heikea
Harms, Johann
Harms, Meta
Heeren, Wilhelm
Heerma, Hermann L.
Heerma, Margarethe
Kraner, Janette
Mescher, Frieda
65 Jahre
65 Jahre
49 Jahre
18 Jahre
76 Jahre
40 Jahre
41 Jahre
79 Jahre
81 Jahre
63 Jahre
75 Jahre
67 Jahre
42 Jahre
21 Jahre
Päuler, Johann Bernhard 39 Jahre
Schröder, Gebkea
64 Jahre
09. April 1941
Goth, Maria
57 Jahre
12. April 1941
Risius, Eppo
11. Mai 1941
Ennen, Georg
Gehlen, Emma
Gehlen, Hans
Gehlen, Henriette
Gehlen, Waltraud
Haseloop, Anna
Haseloop, Antje
Haseloop, Christian
Huismann, Reinder
Opolka, Robert
Raveling, Geske
Spree, Gerhardus
Spree, Helene
42 Jahre
19 Jahre
11 Jahre
17 Jahre
4 Monate
71 Jahre
38 Jahre
70 Jahre
39 Jahre
33 Jahre
49 Jahre
49 Jahre
70 Jahre
13. Mai 19411
Heyen, Wilke, Kapt.
Nebuhr, Hinrikus, Matr.
Wilke, Max, Ing.
25. Juli 19412
Derventer van, Emanuel 26 Jahre
Kikkert, Jan
21 Jahre
Klemens, Hendrik
51 Jahre
Koning de, Sievert
42 Jahre
Laferte, Jans
28 Jahre
Mühlenbrock, Evert Johann 49 Jahre
7
Roerig, Johannes
Tuinman, Johannes
Vries de, Jan Roelof
48 Jahre
50 Jahre
25 Jahre
26. Juli 1941
Bandy, Friedrich
Burmeister, Karoline
Cirksena, Ihne
Gronewold, Harm
Häfen von, Bernhard
Hugen, Janna Beeta
Jaeckel, August Julius
Körner, Helene
Lübbers, Evert Johann
52 Jahre
25 Jahre
71 Jahre
35 Jahre
69 Jahre
71 Jahre
60 Jahre
49 Jahre
49 Jahre
20. September 1941
Lübberts, Klaas
53 Jahre
02. November 1941
Hjalmarsen, Berthold (schw. Matr.) 33 Jahre
30. November 1941
Barghoorn, Meta Christine 89 Jahre
Duis, Jürgen
26 Jahre
Fokken, Anna
53 Jahre
Hoffmann, Eintje
35 Jahre
Hoffmann, Harm
59 Jahre
Hoffmann, Helene
56 Jahre
Hoffmann, Reiner Ihno 31 Jahre
Jacobs, Johannes
55 Jahre
Kurowski, Johann
52 Jahre
Maas, Anna Hajedine
33 Jahre
Maas, Bernhard
34 Jahre
Schütte, Friedrich
37 Jahre
Wirtz, Friedrich August 50 Jahre
28./29. Dezember 1941
Ammerksen, Jan
Berends, Edith
Bier, Oskar (Wehrm.)
8
60 Jahre
15 Jahre
19 Jahre
Bruns, Meta
81 Jahre
Dettum van, Hinrike
32 Jahre
Dettum van, Katharine
6 Jahre
Dettum van, Reinhard
½ Jahre
Dettum van, Reint
34 Jahre
Ewen, Margarethe
26 Jahre
Endelmann, Johann
42 Jahre
Franken, Aafkea
15 Jahre
Gerdes, Anna Habben
69 Jahre
Gerdes, Hinrich Lüken 72 Jahre
Heinz, Christa
5 Jahre
Hoinka, Bernhard
17 Jahre
Hönfeld, Karl-H. (Wehrm.)
Ocken, Käthe
31 Jahre
Pauels, Talea Hermanna 39 Jahre
Poelmeyer, Käthe Lina 11 Jahre
Schade, Friedrich59 Jahre
Schooneboom, Derk
36 Jahre
Schooneboom, Olga
30 Jahre
Schooneboom, Oltmann 2 Jahre
Schönfeld, Wilhelm
35 Jahre
Schwill, Otto
Smidt, Ewald Richard
2 Jahre
Smidt, Heike
33 Jahre
Tönjes, Johann
56 Jahre
Tellinghusen á, Meinhard 47 Jahre
Tripp, Gerrit
29 Jahre
10. Januar 1942
Louwers, Johann
38 Jahre
Milanomic, Mikosco (Serbe) 32 Jahre
Milanomic, Grecko (Serbe) 29 Jahre
15. Januar 1942
Fischer, Georg
Hartgenbusch, Theodor
Janßen, Johann
Klinkhammer, Josef
Junker, Hermann
Leroy, Maurice (frz.)
20 Jahre
41 Jahre
17 Jahre
19 Jahre
21 Jahre
29 Jahre
Luszczyk, Franz
Müller, Paul
Schellenberg, Erich
Schmitz, Wilhelm
32 Jahre
23 Jahre
34 Jahre
20 Jahre
17. Januar 19423
ein unbek. Wehrmachtsangehöriger
ein unbek. Wehrmachtsangehöriger
11. Februar 1942
Bulling, Carl
Feldmeyer, Elfriede
Feldmeyer, Johanne
Hinrichs, Christoph
Schmidt, Johann
71 Jahre
21 Jahre
70 Jahre
35 Jahre
40 Jahre
07. Juni 1942
Bootsmann, Almuth
Bootsmann, Johannes
Dirks, Talina
Dirks, Töpke
Dirks, Peter
Dorneck, Albrecht
Dorneck, Hinderika
Engelberts, Künna
Geiken, Harm
Grensemann, Janna
Groot de, Klaas
Hagen, Johann
Harms, Hinrich
Harms, Inge
Harms, Reina
Jacobs, Bertha
Jacobs, Jan
Kirchhoff, Greytje
Raveling, Bette
Remmers, Therese
Saueressig, Peter
Saueressig, Töpke
Terbuyken, Frieda
6 Jahre
34 Jahre
4 Jahre
33 Jahre
3 Jahre
4 Jahre
33 Jahre
77 Jahre
16 Jahre
52 Jahre
43 Jahre
13 Jahre
32 Jahre
1 Jahr
29 Jahre
68 Jahre
36 Jahre
78 Jahre
51 Jahre
3 Jahre
74 Jahre
68 Jahre
31 Jahre
Terbyken, Horst
Terbuyken, Liane
Terbuyken, Paul
Terbyken, Paul
Terbuyken, Richard
Wortelker, Johann
2 Monate
8 Jahre
36 Jahre
5 Jahre
10 Jahre
16 Jahre
23. Juni 1942
Beuth, Meint
50 Jahre
Bröcker, August
33 Jahre
Bröcker, Elisabeth Dorothea 32 Jahre
Holten van, Heinz
4 Monate
Holten van, Johann
2 Jahre
Kuper, Wilhelm Mente 16 Jahre
Nanninga, Johann
71 Jahre
Zuppinger, Walter (Wehrm.) 29 Jahre
12. Juli 1942
Schlötel, Friedrich
33 Jahre
23. August 1942
Baumann, Arthur
Tschebotarew, Michael
33 Jahre
35 Jahre
27. Januar 1943
Arndt, Erich
Arndt, Talea Fokkea
Brands, Dina
Mensing, Gesine
Mensing, Jan Weert
Mülder, Elise
Rinderhagen, Venno
Salge, Helmut
Salge, Minna
1 Jahr
24 Jahre
60 Jahre
39 Jahre
14 Tage
36 Jahre
2 Jahre
6 Jahre
34 Jahre
04. Februar 1943
Schultze, Christian
39 Jahre
21. Mai 1943
Pauk, Friedrich Johann
53 Jahre
9
Rendering, Harm (holl.) 37 Jahre
Schmenolda, Dragina Hapka 23 Jahre
eine unbek. Fremdarbeiterin, Twixlum4
22. September 1943
Boomgarden, Janette
Lucassen, Irmgard
Lucassen, Marga
Meyer, Eberhard
Meyer, Luise
Stomberg, Tini
27. September 1943
Bock, Friedrich
Derr, Johann Hinrich
Eckhof, Jakob
Fißer, Wilhelm
Groenevold, Sophia
Heeren, Hilde
Janßen, Altje
Janßen, Wilhelm
Kirchhoff, Johann
Lömker, Johann
Meyer, Grietje Harms
Siemers, Agathe
Suhr, Anna
Wächter, Lina
Weiland, Anna
Weiland, Engelke
02. Oktober 1943
Barra, Leon (Luxbg.)
Becker, Heyke
Beermann, Reinhard
Bergmann, Meinhard
Boomgaarden, Bernhard
Boutemy, Robert (frz.)
Deppe, Ursula
Fiege, Franz (Wehrm.)
Fischer, Marie-Luise
10
19 Jahre
4 Jahre
28 Jahre
42 Jahre
40 Jahre
18 Jahre
69 Jahre
90 Jahre
65 Jahre
13 Jahre
29 Jahre
42 Jahre
44 Jahre
14 Jahre
69 Jahre
68 Jahre
77 Jahre
64 Jahre
36 Jahre
73 Jahre
70 Jahre
30 Jahre
79 Jahre
41 Jahre
38 Jahre
41 Jahre
45 Jahre
7 Jahre
70 Jahre
Gougne, Jean (frz.)
31 Jahre
Groß, Willi (Wehrm.)
18 Jahre
Hentschel, Josef
59 Jahre
Klamer, Lukas (holl.)
43 Jahre
Klebs, Charles (frz.)
34 Jahre
Klosse, Otto Berend
5 Jahre
Lambert, Ralf (Wehrm.) 18 Jahre
Le Moullee, Hypolyte (frz.) 31 Jahre
Meynol, Felix (frz.)
44 Jahre
Meyertöns, Johann
36 Jahre
Mielke, Otto
38 Jahre
Neubauer, Otto
65 Jahre
Paier, Spartaco (frz.)
17 Jahre
Perron, Jules (frz.)
37 Jahre
Poppinga, Rudolf
36 Jahre
Schick, Hasso
14 Jahre
Viens, Victor (frz.)
41 Jahre
Wahl van der, Hugo
40 Jahre
11. Dezember 1943
Diekmann, Friedrich
85 Jahre
Dinkela, Wilhelm
65 Jahre
Focken, Bertraud
Hurk van der, Antoine (holl.) 28 Jahre
Oostermann, Zwanette
80 Jahre
Opitz, Rudolf
34 Jahre
Poppinga, Johann
51 Jahre
Reints, Hermannus
76 Jahre
Sanders, Egbert
39 Jahre
Schmidt, Katharina
92 Jahre
Stober, Herbert (Wehrm.) 19 Jahre
Wagner, Felix (Wehrm.) 47 Jahre
Wall de, Norbert (Wehrm.) 20 Jahre
Weber, Johann Conrad
65 Jahre
Wiegmann, Wilhelm
85 Jahre
Wilken, Hermann
9 Jahre
03. Februar 1944
Siebrands, Koert
37 Jahre
24. Mai 1944
Luth, Otto (Wehrm.)
38 Jahre
30. Juni 1944
Aswegen von, Johannes
Schmidt, Hermann A.
57 Jahre
64 Jahre
27. August 1944
Albers, Johann Wilko
79 Jahre
Albers, Lauke
40 Jahre
Albers, Lena
45 Jahre
Bleeker, Johannes
12 Jahre
Braaksma, Wytze
23 Jahre
Boer, Evert (holl.)
44 Jahre
Bruns, Ludwig
49 Jahre
Ebbinge, Dirk (holl.)
17 Jahre
Fritzen, Harm
85 Jahre
Groeneweg, Ebbedine
54 Jahre
Hartmann, Anna
20 Jahre
Hassler, Eugen
62 Jahre
Hellmann, Maria
29 Jahre
Hilfers, Hermann
63 Jahre
Hillinga, Gerard (holl.) 29 Jahre
Hillenga, Pieter (holl.)
26 Jahre
Hoogestraat. Hans-Willi 1 Jahr
Hove van, Christoffer
40Jahre
Janßen, Pieter
56 Jahre
Jurkat, Max
66 Jahre
Kiedys, Alexander (russ.) 23 Jahre
Lay, Geerad Geerds
59 Jahre
Leeling, Johann
61 Jahre
Lüken, Wilhelm
42 Jahre
Marosz, Michael (jugo.) 54 Jahre
Marosz, Semen (jugo.) 37 Jahre
Meinen, Hilke
69 Jahre
Meinen, Konke
69 Jahre
Minolts, Minold
79 Jahre
Müller, Gesina
62 Jahre
Müller, Helmut
13 Jahre
Müller, Hilde
27 Jahre
Müller, Johannes
63 Jahre
Müller, Tadea
21 Jahre
Poppinga, Gerhard
26 Jahre
Reints, Wilhemine
21 Jahre
Röling, Ingeborg Ruth (Wehrm.) 20 Jahre
Schmitt, Armand (frz.)
39 Jahre
Schreiber, Georg Arnold 44 Jahre
Schüür, Trientje
60 Jahre
Stavermann, Elisabeth
30 Jahre
Stevens, Gerhard
38 Jahre
Sparberg, Otto
44 Jahre
Vorneweg, Josef
54 Jahre
Weening, Wieger (holl.) 25 Jahre
Zuidhof, Derk (holl.)
36 Jahre
06. September 1944
Baczkiewiez, Aaldert
16 Jahre
Barczus, Moritz
63 Jahre
Bartsch, Moritz (Wehrm.)
Berg van den, Frauke
17 Jahre
Boomgaarden, Anton
19 Jahre
Boyen, Gerhard Nittert 67 Jahre
Bufferne, Paul (frz.)
31 Jahre
Buss, Eilert Coobs
84 Jahre
Buss, Georg
16 Jahre
Dreux, Andre (frz.)
22 Jahre
Engelberts, Theodor
36 Jahre
Fetten, Maria
65 Jahre
Gerdingen van, David (holl.) 37 Jahre
Geerds, Helga
18 Jahre
Geerds, Ingrid
16 Jahre
Geerds, Otto
59 Jahre
Grothe, Hermann
31 Jahre
Henning, Albert
40 Jahre
Hermeling, Jannette
22 Jahre
Jakobs, Erich
14 Jahre
Janssen, Gerke
66 Jahre
Janssen, Harm Tjarks
73 Jahre
Janssen, Jantje
Janssen, Hilko Heien
38 Jahre
11
Karlowski, Erich (Wehrm.) 19 Jahre
Kiewiet, Jan (holl.)
46 Jahre
Mans, Alphone (frz.)
57 Jahre
Menke, Marten
37 Jahre
Mensen, Geertje
68 Jahre
Müller, Johannes
Müller, Deke
84 Jahre
Paschier, Hermann
44 Jahre
Poth, Peter (Wehrm.)
41 Jahre
Stomberg, Jakob
44 Jahre
Terbeek, Albert-Jürgen
½ Jahr
Terbeek, Antonie
4 Jahre
Terbeek, Gebke
64 Jahre
Terbeek, Stienje
34 Jahre
Thiele, Hermann
32 Jahre
Valentin, Andre (frz.)
29 Jahre
Vorobjers, Leontys (Lette) 23 Jahre
Wagner, Heykeline Gesine 24 Jahre
Wagner, Hugo (Wehrm.) 24 Jahre
West, Therese
62 Jahre
West, Deddine
36 Jahre
unbek. Bombentoter5
Willerts, Dirka
33 Jahre
08. September 1944
Heilemann, Johann
Heilemann, Maria
Oser, Leopold
Rölling, Gerda
Wagner, Heti
Wagner, Hugo (Wehrm.)
37 Jahre
30 Jahre
39 Jahre
44 Jahre
24 Jahre
23 Jahre
03. Februar 1945
ein unbek. Wehrmachtsangehöriger6
03. März 1945
Buchhorn, Ferdinand
Linde van der, Haukea
Paetsch, Karl
Tapper, Christa
12
64 Jahre
31 Jahre
50 Jahre
2 ½ Jahre
Uhde, Minna
87 Jahre
02. April 1945
Graalmann, Christian
58 Jahre
08. April 1945
Theeßen, Frerich
52 Jahre
15. April 1945
Nistabet, Oskar (Wehrm.) 32 Jahre
20. April 1945
Meyer, Dirk
37 Jahre
23. April 1945
Jentsch, Martin (Wehrm.) 28 Jahre7
Manske, Paul (Wehrm.) 37 Jahre
Ohlmann, Erich (Wehrm.) 25 Jahre
Schottstedt, Rudolf (Wehrm.) 24 Jahre
Sporn, Anton (Wehrm.) 25 Jahre
Rätsch, Max (Wehrm.)
25 Jahre
Weiß, Wolfgang (Wehrm.) 16 Jahre
25. April 1945
Franken, Bauwinus
13 Jahre
Habighorst, Johann (Wehrm.) 25 Jahre
Kroitzsch, Siefried (Wehrm.) 31 Jahre
Meinen, Gertrud
64 Jahre
26. April 1945
Hinrichs, Tönjes
Meyer, Wilhelm
9 Jahre
13 Jahre
27. April 1945
Breitschuh, Kurt (Wehrm.) 44 Jahre
28. April 1945
Schoon, Johann Wilhelm 65 Jahre
Staden van, Gerriet
59 Jahre
29. April 1945
Grüter, Ludwig
49 Jahre
Kautsmann, Wilhelm (Wehrm.) 31 Jahre
Lübke, Hans-Joachim
19 Jahre
16. Mai 1945
Spiegel, Wilm
14 Jahre
1
01. Mai 1945
Meyer, Anna
35 Jahre
02. Mai 1945
Schoof, Adam
42 Jahre
03. Mai 1945
Rudolph, Artur (Wehrm.) 23 Jahre
04. Mai 1945
Märker, Hans
Tonnenleger „Friesland“, Beschuss auf der Ems.
Holländische Arbeiter.
3
Chronik der Stabsbatterie 6. Marine-Flak-Abt. 236.
4
Kriegstagebuch des Kommandanten im Abschnitt Emden.
5
Grabstein auf dem Bolardusfriedhof.
6
LS-Kriegstagebuch Emden, Beschuss des Lotsendampfers
„Emden“ auf dem Dollart.
7
Wehrmachtsangehörige, die alle durch Tieffliegerbeschuss
oder Bombenabwurf umkamen.
2
18 Jahre
Niederländische Bombenopfer in Emden
Evert Boer
Durch das nicht mehr bestehende niederländische „Museum 1939 – 1945“ in Uithuizen
und durch Mh. Pit Vader (†) erhielten wir die Namen der niederländischen Gefallenen. Die
Suche nach den Opfern gestaltete sich, wie auch in Emden, sehr schwierig. Der Mh. Pit
Vader schaltete neben der Presse auch Behörden, Gemeinden, sogenannte
„Oorlogsgravenstichting“ ein und rief Angehörige an, um nähere Einzelheiten zu erfragen.
Der Verbleib der Opfer konnten, bis auf den Belgier van Derventer, ermittelt werden, obwohl diese Gräber über dem gesamten nordholländischen Raum verteilt sind.
Es stellte sich im Rahmen der Suche nach den Opfern heraus, dass trotz der Kriegswirren
alle niederländischen Bombentoten, genau wie die Opfer in Emden, innerhalb einer Woche
nach dem Tod beigesetzt wurden. Einige sind später nach dem Zweiten Weltkrieg vom
Heimatort auf zentrale Heldenfriedhöfe innerhalb der Niederlande umgebettet worden.
Nachfolgend werden die Namen, der Todestag und der Begräbnisort aufgeführt:
Boer, Evert, gestorben am 27.08.1944 beim Luftangriff auf die Bahnanlage Emden-Süd, beerdigt am 01.09.1944 in
Nieuweschans.
Derventer van, Emanuel, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden. Es sind leider
keine weiteren Angaben von dem Belgier gefunden worden.
Ebbinge, Dirk, gestorben am 28.08.1944 im Krankenhaus Sandhorst an den Folgen seiner schweren Verletzungen
vom 27.08.1944 beim Bombenangriff auf die Bahnanlage Emden-Süd, beerdigt in Groningen, Noorderbegraafplaats,
3° klas, rij 7, nr. 26.
Gerdingen van, David, gestorben beim Großangriff auf Emden am 06.09.1944 in der Stadtmitte Hinter der Halle,
beerdigt auf dem Hegerfriedhof in Osnabrück, niederländisches Ehrenfeld Reihe B, Nr. 3.
13
Hillinga, Gerard, gestorben am 27.08.1944 beim Luftangriff auf die Bahnanlage Emden-Süd, beerdigt in Nieuw
Beerta.
Hillenga, Pieter Eltjo, gestorben am 27.08.1944 beim Luftangriff auf die Bahnanlage Emden-Süd, beerdigt in
Nieuw Beerta.
Hurk van der, Antoin Johann, gestorben am 11.12.1943 beim Luftangriff auf Emden in der Innenstadt Kirchstraße,
beerdigt auf dem Ehrenfriedhof „erefeld“ Loenen, vak C, nr. 237.
Kiewiet, Jan, gestorben am 08.09.1944 im Marinelazarett an den Folgen seiner schweren Verletzungen beim Großangriff auf die Stadt Emden vom 06.09.1944. Der Verstorbene wohnte seit dem 10.05.1940 fest in Deutschland, war
daher in den Niederlanden abgemeldet.
Kikkert, Jan, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden, 1993 umgebettet zum Ehrenfriedhof („ereveld“) Loenen, vak A, Nr. 775.
Klamer, Lukas, gestorben am 02.10.1943 beim Luftangriff auf Emden, beerdigt auf dem Niederländischen Ehrenfriedhof in Osnabrück.
Klemens, Hendrik, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden, umgebettet am 17.03.1958
nach Apeldoorn – Orlogsgraven „Ereveld“ in Loenen, Vak E, graf nr. 411.
Koning de, Siewert, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden, beerdigt
Zuiderbegraafplaats te Groningen, 4e klas, Rij 50, nr. 122.
Laferte, Jans, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden, beerdigt Zuiderbegraafplaats
te Assen, Uitbreiding 1925, Perc D-1.
Rendering, Harm, gestorben am 21.05.1943 in der Klinik Dr. Lüken in Emden an den Verletzungen des Angriffes
am selben Tag im Bereich Twixlum, beerdigt in Oude Pekela.
Roerig, Johannes, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden, beerdigt R.K.-begraafplaats
te Groningen am 30.07.1941.
Tuinman, Johannes, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden, beerdigt auf dem
Zuidergraafplaats te Groningen.
Vries de, Jan Roelof, gestorben am 25.07.1941 im Gemeinschaftslager Eichstraße in Emden, beerdigt algemene
begraafplaats te Assen am 30.07.1941.
Weening, Wieger, gestorben am 27.08.1944 beim Luftangriff auf die Bahnanlage Emden-Süd, beerdigt auf dem
Noorder Begraafplaats in Groningen.
Zuidhof, Derk, gestorben am 27.08.1944 beim Luftangriff auf die Bahnanlage Emden-Süd, beerdigt am 01.09.1944
in Veendam 4° klas, nr. 1154, umgebettet zum „Ereveld“ Loenen, Vak A, Nr. 315.
Waren die in Deutschland arbeitenden Niederländer „Zwangsarbeiter“? In der Anfangszeit nach dem Überfall der
deutschen Wehrmacht am 10. Mai 1940 auf die Niederlande waren die Grenzgänger zwar „freiwillig“ hier beschäftigt, aber diese „Freiwilligkeit“ sah wie folgt aus: Es gab in den Niederlanden in der Kriegszeit fast keine Arbeit. Die
Arbeitslosen erhielten Angebote aus Deutschland, und wenn diese nicht angenommen wurden, gab es Abzüge oder
den völligen Entzug des Arbeitslosengeldes. Aus diesem Grunde waren die Menschen als Zwangsarbeiter zu bezeichnen, die zwar als Pendler oder auch als Wochenendfahrer nach Hause fahren durften. Auch andere allgemein
hier gewährte Vergünstigungen wurden ihnen begrenzt zuteil, wie z.B. Raucherkarten, Textilbezugscheine und Lebensmittelkarten.
14
Dietrich Janßen
„Sie gaben ihr Leben“
Formen des Umgangs mit dem Sterben im Bombenkrieg während des Zweiten Weltkrieges
Zu Anfang möchte ich aus der Veröffentlichung von Utz Jeggle, „In stolzer Trauer“, Umgangsformen mit dem
Kriegstod während des 2. Weltkriegs zitieren: „Der falsche Stolz auf angebliche Heldentaten muss erst untergehen,
dann kann wirkliche Trauer als Einsicht in einen unwiederbringlichen Verlust stattfinden. Erst wenn dieser Heldentod gestorben ist, können die Toten in unserer Erinnerung anders, aber eben realitätsgemäß weiterleben. Solange sie
Opfer – für was auch immer – zu sein scheinen, ist ihre Hinterlassenschaft gefährlich, weil sie uns zu Testamentsvollstreckern machen könnten. Der alte Krieg wird nicht wieder aufgenommen, es werden neue Kriege seine Erbschaft verwalten. Die Zeiten stehen schlecht, noch nicht einmal die Tatsache, dass der nächste große Krieg der letzte
sein wird, scheint die Mehrheit zur Umbesinnung bewegen zu können.“(Jeggle, S. 259)
Obwohl inzwischen, Utz Jeggle schrieb die vorherigen Zeilen 1986, fast 19 Jahre vergangen sind, finden weiterhin
kriegerische Auseinandersetzungen unter anderen Vorzeichen statt. Die weltweite Entspannung in dem Bereich der
ideologischen Auseinandersetzung hat nicht zu weniger Terror gegen die Zivilbevölkerung oder Kriegen geführt. Es
ging so weiter, als hätte es keine Entspannung gegeben.
Die Welt geht auch weiterhin zur allgemeinen Tagesordnung über. Die bedingungslose Kapitulation liegt 60 Jahre
zurück und heute erscheinen in deutschen Tageszeitungen Gedenkanzeigen „auf dem Felde der Ehre“ gefallener
Soldaten. Diese Anzeigen, wie zum Beispiel in der FAZ vom 11. Dezember 1999, stellen eine besondere Form der dauernden Trauer dar, der
nicht überwundene Tod eines Angehörigen, die auch in den Anrufen, die
der Mitarbeiter des Bunkermuseums, Christoph G. Dallinga, bei der Suche der Namen entgegen nahm, deutlich wurden. Auch sollen die heutigen Anzeigen klarstellen, dass diese im Zweiten Weltkrieg gefallenen
Wehrmachtssoldaten nicht mit dem in der „Wehrmachtsausstellung“ des
Hamburger Instituts für Sozialforschung dargestellten Vernichtungskrieg
„Verbrechen der Wehrmacht 1941 – 1944“ in Verbindung zu bringen sind.
Unsere Forschung hat ein vielfaches Echo ausgelöst, da die „Emder Zeitung“ und die „Ostfriesenzeitung“ vom 9. Juli 1999 über die Namensuche
berichtete. In der „Emder Zeitung“ erschien in der Wochenendausgabe
vom 31. Juli 1999 eine Auflistung von 352 Toten, deren Namen damals
aufgefunden worden sind. Insgesamt hat es bei den Angriffen 408 Tote Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Novon Emder Bürgern, Fremd- und Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und vember 1999
Wehrmachtangehörigen gegeben, die hier eingesetzt waren. Auslöser der Namenssuche für die Stadt Emden war die
von Werner Dettmar erstellte Dokumentation, die im Anhang eine Liste der Toten von einem Angriff auf Kassel am
22. Oktober 1943 enthält. Die Liste nennt ca. 6000 Tote, die nach diesem Großangriff namentlich erfasst und
identifiziert werden konnten (Werner Dettmar, Anhang Seiten 257-375).
15
Gedenktafel im Eingangsbereich
Das Bunkermuseum hatte in Erinnerung der fast völligen Zerstörung der Stadt Emden am 6. September 1999 die
Bürger zu einer kleinen Andacht eingeladen, an der 60 vorwiegend ältere Emder teilnahmen. Im Eingangsbereich
des Museums wurden vier Tafeln mit den Namen der Toten, Todesanzeigen, fotografische Aufnahmen der Aufbahrungen auf dem Neuen Markt und einzelne Zerstörungen in einer Kollage, die der Verfasser erstellte, den Besuchern
zugänglich gemacht.
An diesem Tage wurden vom Oberbürgermeister Alwin Brinkmann in einer schlichten Zeremonie die vier Tafeln
der Öffentlichkeit übergeben. Der Oberbürgermeister mahnte dazu, aus der Geschichte zu lernen. „... Hinter jedem
Namen steht ein Schicksal und eine Erinnerung... Es muss tagtäglich dafür gearbeitet werden, dass das ‚Nie wieder‘
gilt...“ (OZ vom 17. September 1999). Danach hielt der Landessuperintendent Werner Könitz eine Andacht im
Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges mit folgenden Worten. Er sagte u.a.: „ ... Geschichte macht uns nur
betroffen, wenn sie mit persönlichen Erinnerungen versehen ist, und wir müssen dieser Zeit gedenken und davon
erzählen, damit dies nicht verloren geht...“ (EZ vom 07. September 1999). Den Abschluss bildete das Glockengeläut der Martin-Luther Kirche, um an den schwersten Angriff auf die Stadt Emden und der Toten der Kriege zu
gedenken.
Gedacht wurde in dieser Zeremonie dem Sterben im Bombenkrieg, aber auch dem an den Fronten beider Seiten, in
den Konzentrationslagern, unter den Zwangsarbeitern und der Menschen, die sich für eine Beseitigung der NSDiktatur einsetzten. Hierbei darf nicht verwechselt werden zwischen dem öffentlichen Bekenntnis und dem privaten
Kummer, denn die Trauer der Hinterbliebenen kann so nicht ausgelöscht werden. Die Söhne und Ehemänner an der
Front, sie haben sicherlich in der Erinnerung ein menschliches Antlitz, das heißt aber nicht, dass der Krieg, den sie
führten oder führen mussten, auch von dieser Menschlichkeit gekennzeichnet war (Vgl. Utz Jeggle, Seite 243).
Dieses gilt auch für die Toten des Bombenkrieges, deren Leben vernichtet wurde. Die bleibende Trauer der unmittelbar Hinterbliebenen ist vom Ansatz her gleich zu setzen.
Öffentliche Trauerfeieren
Hier fragt es sich, ob es nicht noch andere Orte als Friedhöfe und Denkmäler, auf denen der Schmerz verbannt ist,
geben kann. Ist nicht die Trauer über einen Toten ein unantastbares Gefühl im stillen Gedenken, das nach unserem
heutigen Verständnis keine Öffentlichkeit verlangt? Dieses wurde von den Parteileitungen der NSDAP im Allgemeinen anders gesehen, da die Toten als Helden öffentlich zu ehren waren. Deshalb fand eine öffentliche Trauerfeier auf
dem Neuen Markt am 05. April 1941 statt, auf der 16 Bombentote aufgebahrt wurden. Mit den Menschen, die ihr
Leben gaben, wurden Treue, Pflichtbewusstsein und Heldentum verknüpft. Der Nazismus hatte es besser als andere
politische Systeme verstanden, solche Verschmelzung zwischen privatem Schmerz und öffentlichem Dienst durch
seine spezifische „politische Liturgie“ herbeizuführen (Vgl. Georg L. Mosse, 1976).
Die Toten wurden zu Opfern, so wurde ihr Sterben idealisiert und zugleich wurden durch die Kraft des Blutes auch
Zweifelnde eingebunden in dieses System der legalisierten Kriminalität und der kriminellen Legalität (Dazu Wolfgang Loch, Seiten 336-345). Hier beginnt die Verbindung zwischen öffentlich anerkanntem Opfer und privatem
Sterben. Bei der Analyse des seelischen Geschehens, das die Trauer ausmacht, finden wir Schmerz um den Verlust
16
eines Wesens, mit dem der Trauernde in einer tiefer gehenden mitmenschlichen Gefühlsverbindung verbunden war. Mit dem betrauerten Objekt ging etwas verloren, das ein wertvoller Inhalt unserer erlebten Umwelt war
(Mitscherlich, Seite 40).
Aus diesem Grunde ist es heute wenig verständlich, warum in den vielen Kriegstodesanzeigen des 2. Weltkrieges die Begriffe, wie „In treuer Pflichterfüllung
für Führer und Vaterland“ (OTZ vom 15. Juli 1940) „In stolzer Trauer“ genannt werden. Unter den offiziellen Nachrufen stehen die Sätze: „Sie gaben
ihr Leben für Großdeutschlands Freiheit und Zukunft“ (OTZ vom 12. Mai
1941) oder „Auch sie starben im Kampf um Deutschlands Freiheit. Die Toten
selbst ehren wir am besten dadurch, indem wir unsere Pflicht erfüllen, wohin
uns auch der Befehl des Führers stellen mag.“ (OTZ Todesanzeige zum Angriff auf Emden am 27. Januar 1943). Oder die Überschrift über einer Anzeige
vom 15. Oktober 1943: „Ihr Opfertod wird uns Verpflichtung sein!“ Das bisherige Leben der Toten, so kann aus den Anzeigen entnommen werden, ist
Vermächtnis und Verpflichtung für die Lebenden. Um die Lebenden jedoch
geht es in erster Linie. In diesem Sinne soll ein Leben „unvergessen“ sein. Der
Tote „bleibt“ im Gedächtnis der Lebenden: Wer im Gedächtnis der Seinen
lebt, ist nicht tot, er ist nur fern, tot ist, wer vergessen wird. Dieses „unvergessen“ im öffentlichen Gedenken der Anzeigen, soll die Überlebenden anspornen, den Unvergessenen nachzueifern und ihr Leben für die „ehrliche“ Sache
hinzugeben.
Die Toten erhielten in den Gefallenen-Listen, sichtbar ab März 1942, das Eiserne Kreuz hinzu, welches den Tod zum „Heldentod“, gefallen an der „Heimatfront“, hoch stilisierte und die Toten nachträglich „dekorierte“.
Verständlicher für uns heute lesen sich die Familienanzeigen, die nach dem
ersten Angriff auf Emden in der Tageszeitung als Kriegstodesanzeigen erschienen: „Ein tragisches Geschick entriss uns durch Fliegerangriff...“, „Es verschieden infolge Fliegerangriffs die Inhaber...“ oder „Es fielen einem feindlichen Fliegerangriff zum Opfer...“ Weiter heißt es: „Durch Bombenangriff wurde unsere innigstgeliebte Tochter... im blühenden Alter von 15 Jahren von uns
gerissen“ und „Bei einem feindlichen Fliegerangriff verunglückte meine liebe
Frau...“. Es wird in den Anzeigentexten die eigene Ohnmacht deutlich als das
Ende des menschlichen Wollens. Die im Kriege einsetzende unbegreifliche
Übermacht tritt in Folge eines feindlichen Eingriffs, des Bombenkrieges, von
außen in das Leben der Mitmenschen ein. Hier hat nicht Gottes Wille „eingegriffen“, sondern ein Bombenangriff zerstörte die Lebenden.
Daneben steht eine Todesanzeige der NS-Frauenschaft in der OTZ vom 15.
Juli 1940 mit der offiziellen Sprachregelung: „Feindeshand vernichtete in der
Heimat das Leben unserer lieben Kameradinnen...“ Auch die vom NS-Lehrer17
bund aufgegebene Todesanzeige zwei Tage vorher nimmt diese Sprachregelung auf: „Dem verbrecherischen Ueberfall
auf unsere Stadt fiel auch unser Mitglied... zum Opfer.“ Oder: „An den Folgen des feigen Bombenanschlages auf die
Zivilbevölkerung starb unser Gefolgschaftsmitglied... im blühenden Alter von 18 Jahren. Sein Tod ist uns Verpflichtung.“
In den Todesanzeigen des 15. Juli 1940 wird neben dem tragischen Geschick sehr viel Raum für den Opfertod der
Gefallenen für den Führer und die Volksgemeinschaft gegeben, die selbst in den Anzeigen vom 13. Juli 1940 wurde
zur Teilnahme an den Beerdigungen aufgerufen: „Unsere Mitglieder nehmen an der Beerdigung teil.“ oder „Antreten sämtlicher Kameraden zur Teilnahme an der Beerdigung am Dienstag, nachmittags um 4 ½ Uhr, Apfelmarkt, ist
Pflicht.“ Dieses sind nur zwei der vielen Beispiele, in denen
die Hinterbliebenen eine Hebung ihrer seelischen Widerstandskraft im Kriege durch die NS-Frauenschaft und durch die Kameraden, die geschlossen an der Beerdigung teilzunehmen haben, in der Gemeinschaft erfahren. Aus der Formulierung der
Texte wird ein Widerspruch der Hinterbliebenen gegen eine
Teilnahme der NS-Frauenschaft oder der Kameraden von vorn
herein ausgeschlossen. Die Teilnahme an der Trauerfeier war
Dienst am Volk. Nach der Meinung der Partei sollten die Angehörigen in der Totenfeier eine sie erhebende Ehrung ihres
gefallenen Angehörigen sehen. Die Anteilnahme der Volksgemeinschaft soll ihnen ihr Opfer leichter machen, die Volksgemeinschaft zusammenschweißen und ihren Opfer- und Einsatzwillen bestärken (Boberach, S. 1734). Hieraus entwickel- Anzeige in der OTZ vom 13. Juli 1940
te sich die „totale“ Erfassung, sowohl der Lebenden wie auch der Toten, die für den Endsieg zu kämpfen bzw. ihr
Leben für das deutsche Volk zu geben hatten, wie Dr. Goebbels in seiner Rede am 18. Februar 1943 im Berliner
Sportpalast zum totalen Krieg aufrief (Reuth, S. 1897, Fußnote 33 oder S. 1898).
„Die Trauerfeier findet eine halbe Stunde vor der Beerdigung statt.“ Hieraus ist nicht erkennbar, ob es sich bei der
Trauerfeier um einen kirchlichen Trauergottesdienst oder um eine kurze Andacht handelt, die am offenen Grab
gehalten wurde. Die meisten der Toten wurden auf dem Ehrenteil des Bolardusfriedhofes und später auf dem städtischen Friedhof Tholenswehr bestattet.
Die Todesanzeigen, alle militärischen Meldungen, Beiträge und Anzeigen unterlagen einer Vorzensur. Dabei wurden nicht nur wehrpolitische, sondern auch stilistische Beanstandungen vorgebracht und dem Sprachgebrauch
angepasst. Schließlich sollten die Anzeigen die weltgeschichtliche Größe des Kampfes um Großdeutschlands Sieg
veranschaulichen und dass die Opfer nicht umsonst gegeben wurden (Steinert, S. 38). Dem gegenüber bemerkt
Boberach in „Auswirkungen der allgemeinen Propaganda, Presse- und Rundfunkmeldungen in der Zeit vom 9.7. –
11.7.1940“ unter Punkt 3: „Zahlreiche Meldungen weisen darauf hin, dass in den letzten 2 Monaten im Anzeigenteil
bezüglich der Gefallenenanzeigen eine Wandlung zu würdigerer Gestaltung eingetreten ist. Leider würden von
zahlreichen Zeitungen noch immer Sprache und Gedichte aufgenommen, die oftmals konfessionell (Stahlberg, S.
229 ff) bestimmt und in der Art der Abfassung geradezu geschmacklos sind. Es ergab sich auch oft eine Kluft,
beispielsweise zwischen der Anzeige einer Ortsgruppe, die zum Ausdruck bringt, dass der gefallene Kamerad nur
eines kannte: Deutschland, und in der Anzeige, von Angehörigen aufgegeben, die mit „Jesus, Maria und Joseph“
18
überschrieben ist und in der aufgezählt wird, wie vielen konfessionellen Vereinen der Gefallene angehört hat.“
(Boberach, Seite 1365).
Die ersten Bomben auf Emden
Als die ersten Bomben auf unsere Stadt fielen, da wurde am 15. Juli 1940 in der Ostfriesischen Tageszeitung von
„Opfern des britischen Bomben-Attentats“ geschrieben, deren Zahl sich leider auf sieben Tote erhöht hatte. Das
tragische Geschick, gerade dort gewesen zu sein, wo die Bomben fielen, wurde zur bitteren Erfahrung. Ein Schicksalsschlag, den jede Familie treffen konnte. Die Stadt Emden blieb, wie andere Städte auch, vor Luftangriffen nicht
verschont.
Die damals 13-jährige Ingrid Penon zeichnete in ihrem Tagebuch die Angriffe auf, klebte die Zeitungsberichte und
Todesanzeigen, die in der Ostfriesischen Tageszeitung (OTZ) veröffentlicht wurden, dort zusätzlich ein. Handschriftlich vermerkte sie:
12. Juli 1940: 7 Tote, Januar 1941: 7 Tote, 30. März 1941: 17 Tote, 10. April 1941: 3 Tote, 12. Mai 1941: 11 Tote,
27. Juli 1941: 8 Tote... Von dem Angriff am 30. März 1941 berichtete sie: „Von 22 ¼ - 2 ½ Uhr ununterbrochen
geschossen, Maschinengewehr. Kurz vor 23 Uhr brennt die Stadt. 2 Sprengbomben in der Nähe. Wenig Flugzeuge.
A.G. Cramer, Schostek, Alfred Richter, Bruns Drogerie, Weber (Butter), Scheinert bis auf die Grundmauern abgebrannt. Kein telefonieren, Telegrafenamt bis Ecke Hof von Holland ganz weg. 13 Tote. Für Deutschland gestorben:
Dirk Bleeker, Engerline Funk, Hermann Herma, Luise Gersbacher, Gebka Schröder, Johann Harms - Lehrer, Meta
Harms, Adolf Boomgaren, Wilhelm Heeren, Frieda Mescher, Herr Bauersfeld, Janette Kramer.“
Trauerfeier auf dem Neuen Markt
Die erste große öffentliche Trauerfeier für die Fliegertoten, die bei
einem Großangriff am 31. März 1941 starben, fand in Emden am 5.
April 1941 auf dem Neuen Markt statt. Die OTZ berichtete einen
Tag vor der Trauerfeier: „... findet um 13 Uhr auf dem Neuen Markt
die Feierstunde zu Ehren der Opfer des letzten Fliegerangriffes statt.
Die Emder Bevölkerung versammelt sich bis 12.45 Uhr ... zur Teilnahme an dieser Trauerfeier. Es wird gebeten, nach der Feier nicht
eher den Platz zu verlassen, bis die letzten Särge überführt sind.
Die Betriebsführer werden gebeten, den Arbeitsschluss am Sonnabend auf 12 Uhr festzulegen, um ihren Gefolgschaftsmitgliedern
die Teilnahme zu ermöglichen. Die Angehörigen aller Gliederungen, wie Poltische Leiter, SA., NSRR. und HJ. sind entsprechen
früher zu beurlauben. Der Oberbürgermeister hat angeordnet, dass
die Verkaufstellen aller Arten des Einzelhandels innerhalb des Stadtkreises von 12 bis 14 Uhr zu schließen sind.“ Gleichzeitig wird in Die erste öffentliche Trauerfeier auf dem Neuen
der Zeitung darauf hingewiesen, dass die Partei den Krieger- Markt
19
hinterbliebenen hilft.
In der Zeitung am 7. April 1941 berichtete die OTZ über die von der NS-Partei durchgeführten Totenfeier: „Auch
diese Toten sind für Deutschland gefallen“ und darunter „Würdige Trauerfeier für die Opfer des Fliegerangriffes auf
dem Neuen Markt“.
„... Eine große Menschenmenge nahm an der Feier teil, die in ihrer schlichten und würdigen Weise einen tiefen
Eindruck hinterließ.
Das Parteihaus, dessen Stirnwand mit Fahnentuch behangen war, und die umliegenden Häuser hatten halbstock
geflaggt. Auf dem Marktplatz waren die Särge aufgestellt, umhüllt
mit der Hakenkreuzfahne und mit
Kränzen geschmückt. SA.-Männer
hielten die Ehrenwache. Inmitten
von Lorbeergrün standen zwei Pylonen, aus deren Schalen die Flammen loderten ...
Dann sprach der Gauleiter-Stellvertreter Joel. „Wieder einmal“ –
so führte er aus – „haben wir uns
hier zusammengefunden, um Abschied zu nehmen vom Männern
und Frauen unserer Volksgemeinschaft, die zu Tode gekommen sind
bei einem Luftangriff unseres
Feindes ...
Trauerfeier auf dem Neuen Markt, im Hintergrund die Waage
Trostworte für die Angehörigen
der Toten zu sprechen, ist in einer solchen Stunde wie heute nicht möglich. Eins können wir euch nur sagen, dass
eure Toten nicht vergessen werden, sie sind und bleiben in unserer deutschen Volksgemeinschaft. Denn das ist das
Große unserer Zeit, dass wir ein einig Volk geworden sind, dass jeder Deutsche weiß, dass er nicht allein steht, dass
er aufgehoben ist in der Gemeinschaft seiner Brüder und Schwestern. Auch diese Toten sind gefallen für die große
Gemeinschaft ...
So wollen wir in diesen Tagen nicht zusammenbrechen, sondern das Schicksal, das uns auferlegt ist, tragen in der
Gewissheit, dass ihr Tod nicht umsonst gewesen ist.
Das weihevolle Volksgebet von Burkle leitete darauf über zur Totenehrung, wie die OTZ vom 07. April 1941
berichtete. Die Fahnen senkten sich, und unter dumpfen Trommelwirbel verlas ein SA-Mann die Namen der bei dem
Fliegerangriff ums Leben gekommener Volksgenossen ... Wir haben der Toten gedacht und sind voll Mitgefühl für
die Angehörigen; denn sie haben Blut von ihrem Blut verloren. Aber wir alle wollen in dieser Stunde das Gelöbnis
ablegen, nicht zu verzagen, sondern Vertrauen zu haben und auszuhalten, bis durch die endgültige Freiheit des
ganzen deutschen Volkes diese Saat aufgegangen ist ...“
Durch die Trauerfeier und in der Rede versuchte Joel, die Toten festzuhalten, denn diese gehören zur verschworenen
Schicksalsgemeinschaft. „Ein merkwürdiges Bündnis, das die Grenze zum Tod leichter machen sollte, den Leben20
den die Angst vor dem Sterben nehmen wollte, indem es den Toten ein Weiterleben verhieß. Hier konnte die christliche Religion als Vorbild dienen; denn ihre Sorge um die Hinterbliebenen – das Wort schon ist aufschlussreich,
gerade als ginge der Tote voran – bediente sich eines vergleichbaren Tröstungsverfahrens, das den Lebenden die
Illusion schenkt, dass die Toten so tot gar nicht wären. Illusionen sind freilich zwiespältige Geschenke, sie schützen
zwar vor der unerträglichen Realität, aber eben indem sie sich an die Stelle von Realität setzen ... Wenn eine Nation
vermeint, ihre Kriegstoten lebten im Sieg weiter, versucht sie zu siegen, auch wenn sie dabei alles – auch sich selbst
– zerstört.“ (Jeggle, Seite 259) Den Hinterbliebenen wird durch die öffentliche Trauerfeier die schmerzhafte Einsicht versperrt, dass der Mensch schlicht und einfach sterblich ist und nur dieses eine Leben zu verlieren hat.
Kirchliche Trauerfeiern in Emden
Zu den ebenfalls stattgefundenen kirchlichen Trauerfeiern gibt es keine Aussagen. Dieses gilt auch für die religiöse
Einstellung der Toten. Darüber ist bisher nur sehr wenig bekannt geworden. Für Emden gibt es bisher nur ein sehr
seltenes Beispiel, in dem der Glaube des Toten und seine Einstellung zu Gott, gegenüber den zur gleichen Zeit
veröffentlichten Todesanzeigen, sichtbar wird. Die Familie Päuler ließ zusätzlich ein kleines Gedenkkärtchen mit
schwarzem Rand und Kreuz drucken. Der religiöse Text lautet: „Herr, Dein Wille geschehe! Zur Erinnerung an den Organisten und Musiklehrer Bernhard Päuler
geboren am 7. Februar 1902 in Kupferdreh, gestorben am 31. März 1941 zu
Emden. Er wurde das Opfer eines Fliegerangriffes auf Emden. Mitten aus der
Arbeit hat ihn Gott zu sich gerufen. Sein Leben war ausgezeichnet durch tiefreligiöse Gesinnung, durch gewissenhafte Berufs- und Pflichterfüllung und hingebende Liebe und Sorge für seine Familie. Der Herr schenke ihm die ewige
Ruhe! Und das ewige Licht leuchte ihm!“
Unübersehbares Kennzeichen dieses Gedenkkärtchen ist das Kreuzzeichen, das
in den privaten Todesanzeigen in der NS-Zeitung nicht verwandt wird. Dieses in
den heutigen Anzeigen oft dargestellte Kreuzzeichen wurde bei den Soldaten,
die auf dem Felde der Ehre für Deutschlands Freiheit fielen, durch das Eiserne
Kreuz mit Hakenkreuz ersetzt. Bereits die Todesanzeigen der Soldaten des 1.
Weltkrieges schmückte ebenfalls das Eiserne Kreuz, z.B. in der Emder Zeitung
vom 12. Februar 1916 abgebildet.
Im Gegensatz zum Eisernen Kreuz, dem Zeichen des Kriegstodes, soll das hier
verwandte Kreuz als Zeichen für Leiden und Tod Jesu Christi gelten. Es weist
auf das Zerbrechen aller menschlichen Maßstäbe hin angesichts des Todes Jesu
Christi und auf eine darin gelegene, den Tod überwindende Hoffnung. Tod und
Leid, wie sie von Menschen erfahren wird, könnten unter diesem Zeichen das
Ende des menschlichen Rühmens und der Beginn einer christlichen Lebens- Gedenkkärtchen für Bernhard
hoffnung sein. Die Hinterbliebenen wollten, auch durch die Verwendung christ- Päuler
licher Sprüche, bewusst die christliche Haltung des Verstorbenen Bernhard Päuler hervorheben (Geischer, S. 255),
der vor der öffentlichen Trauerfeier auf dem Neuen Markt am 5. April 1941 morgens um 8 Uhr in der katholischen
Pfarrkirche in Emden das feierliche Seelenamt erhielt.
21
Die katholische und die evangelische Kirche veranstalten in zunehmenden Maße für Gefallene an den Fronten
Gedächtnisfeiern, die trotz der gegenteiligen Versuche der NS-Parteileitungen in den Kirchen stattfanden. Diese
Andachten waren losgelöst von den öffentlichen Trauerfeiern der Partei, an denen die Hinterbliebenen teilnehmen
mussten. Nach den „Mitteilungen aus dem Reich“ von Boberach wurden die Gedächtnisfeiern für Gefallene von
Seiten der Kirchen propagandistisch äußerst wirksam gestaltet und waren im allgemeinen sehr gut besucht. „Durch
die Anwesenheit der Angehörigen der Gefallenen waren diese Gedächtnisfeiern, nach einer Münchener Meldung,
Erinnerung an einen Toten, in einem Rahmen, der bis heute weder von Seiten des Staates noch der Partei zum
Ausdruck gebracht wurde. Der äußere Eindruck dieser Feier wurde durch Blumen und zahlreiche Kränze derart
verstärkt, dass es niemanden auffiel, dass der Pfarrer weder vom Führer noch von den Taten des siegreichen Heeres
sprach, sondern lediglich hervorhob, dass der Tote für Gott und die Kirche gefallen sei. Die Predigten waren zum
Teil geeignet, die Trauer über den Verlust zu erhöhen und Zweifel an der Notwendigkeit des Opfers zu erwecken.
Der Schlusssatz einer dieser Predigten lautete: Herr erbarme Dich unserer Jugend, die ohne ein Ziel durchs Leben
geht (Potsdam).“ (Boberach, S. 1427).
Die vorliegenden Berichte aus dem Reich bestätigen ziemlich übereinstimmend, dass in der letzten Zeit die Kirchen
mit allen Mitteln versuchten, sich die Führung auf diesem Gebiet einer seelischen Betreuung zu erhalten oder wieder zurückzugewinnen. Abgesehen von der intensiven Betreuung der Angehörigen der Gefallenen, mit der die Geistlichen sofort bei Bekanntwerden der Todesnachricht beginnen, nimmt der Klerus jede sich bietende Gelegenheit
wahr, seine reichen Erfahrungen in der Feiergestaltung für die Heldenehrung auszunützen, wobei man durchaus
nicht schematisch verfahre, sondern jeweils an örtliche Traditionen und Brauchtumsformen geschickt sich anpasse.
Die kirchlichen Heldenehrungen verstärkten dadurch nach zahlreichen Beobachtungen ganz offensichtlich ihre Breitenwirkung und erhöhten gleichzeitig den seelischen Einfluss (Boberach S. 4311).
Nach den Aussagen der SD-Berichte erreichte insbesondere die katholische Kirche eine außerordentliche Phantasie
in der Ausgestaltung der Totenfeiern. Die Kirche erhält damit einen tiefen und nachhaltigen Einfluss auf die Angehörigen, die ergriffen von der einfachen und schlichten Feier nach der Beerdigung in Begleitung des Geistlichen den
Friedhof verlassen. Die Kirche verstand den Schmerz der Hinterbliebenen besser zu beeinflussen und ihnen zu
versichern, dass diesem Tod nichts Endgültiges innewohne und dass er einen zufriedenstellenden Sinn besitze. Es ist
der Neid der Parteileute zu verspüren, dass sie im Grunde Ähnliches anstrebten, nur andere und profanere Formen
zu benützen versuchten. Es ging auch um die Aufhebung des Todes, aber eben nicht im Reich Gottes, sondern im
Dritten Reich der Zukunft, das es zu schaffen galt, und das die vielen Opfer einzelner rechtfertigte (Jeggle, S. 256).
Wie lange soll der Krieg noch dauern?
In weiteren Verlauf des Krieges wurde immer wieder die Frage gestellt: „Wie lange wird der Krieg noch dauern? Ein
Ende ist noch immer nicht abzusehen!“ Oder: „Was wird uns noch alles bevorstehen?“ Es gab zunehmende Versorgungsschwierigkeiten, Einschränkungen auf allen Gebieten des täglichen Lebens, die an Heftigkeit und Umfang
ständig zunehmenden feindlichen Luftangriffe. Es nahmen auch die Sorgen um das Leben der Angehörigen an der
Front und nicht zuletzt die Blutopfer der Soldaten an der Front und die in der Heimat feindlichen Luftangriffen
ausgesetzte Zivilbevölkerung zu. Diese Faktoren beeinflussten immer mehr die Stimmung weiter Bevölkerungskreise, und es wurde häufig der Wunsch nach einem baldigen Kriegsende geäußert.
Um Lebenszeichen an die Angehörigen, die außerhalb der Luftnotgebiete (Bezeichnung für bombardierte Bereiche
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in der NS-Presse) wohnen, schnell zu ermöglichen, wurde durch die
Reichspost ein Eilnachrichtendienst eingerichtet. Diese Karten sollten
den Angehörigen und insbesondere den Soldaten an der Front die
Ungewissheit, ob die Angehörigen die schweren Angriffe überlebt hatten, nehmen. Nach dem schweren Angriff auf Hamburg im Juli/August
1943 forderte die „Hamburger Zeitung“ am 5. August 1943 die Überlebenden auf: „Schreibt euren Soldaten! Angehörige von Soldaten, die sich
innerhalb oder außerhalb Hamburgs befinden, sollten so schnell wie möglich mit ihren Männern und Söhnen an der Front die Verbindung aufnehmen und den Soldaten mitteilen, dass sie wohlbehalten sind. Damit wird
den Kämpfern draußen die Ungewissheit genommen...“
Auch in Emden wurde die Bevölkerung nach den Angriffen aufgefordert, die Angehörigen zu benachrichtigen. Auf einer Karte, die gebührenfrei und kostenlos abgegeben wurde, konnten kurze Nachrichten als
Lebenszeichen geschrieben werden, z.B.: „Lebenszeichen von Familie
Brahms aus Emden, Zeppelinstr. 36. Datum 7.9.44. Angriff gut überstanden. Haus steht, wir waren im Bunker.“
Die „Meldungen aus dem Reich“ sprachen auch davon, dass es in zahlreichen Städten zu einer regelrechten „Angstpsychosen“ vor Luftangriffen gekommen sei, die alle anderen Ereignisse überlagerte. Übertriebene Alliiertes Flugblatt, welches auch über Emden
Gerüchte über das Ausmaß der Schäden und über alliierte Flugblätter, abgeworfen wurde
die weitere Vernichtungen angekündigt hatten, trugen zu ihrer Vertiefung bei. Die Presse erhielt den Auftrag, zur
Hebung der Moral „das tapfere Verhalten der Bevölkerung der betroffenen Städte“ durch Berichte und Bilder herauszustellen, Aufnahmen und Hinweise auf Schäden und Zerstörungen hingegen möglichst zu vermeiden. In Emden
hat es bis zum 13. Mai 1944 insgesamt 1000 mal Fliegeralarm gegeben (Jöhnke, 1. Flum. Res. Komp. M2, Emden),
in denen die Bürger die Schutzräume aufsuchen mussten .
Die günstige Beeinflussung der Stimmung durch die Westoffensive erhielt kurze Zeit Auftrieb durch ein Nachlassen
der Luftangriffe. Hatte der steigende Bombenterror 1943 und während der ersten Hälfte 1944 eher zu einer Stärkung
der Kriegsmoral beigetragen, indem er den Hass gegen den äußeren Feind aktivierte und damit gleichzeitig der
gärenden Unzufriedenheit im Inneren ein Ventil verschaffte, wirkte sich nun allmählich die kontinuierliche Zermürbung aus. Mehr und mehr beherrschte der Luftkrieg das Leben in der Heimat und wurde zum Thema Nummer eins.
Nervosität und Todesangst steigerten sich von Tag zu Tag. In den Städten gab es keine normale Nachtruhe mehr. Das
Leben wurde zum Provisorium. Man lebte für den Augenblick und verschloss die Augen vor der Zukunft (Steinert,
S.531).
Ehrentafeln für die Gefallenen
Ende 1943 wurden die vielen Todesanzeigen, auch aufgrund der Papierverknappung, immer kleiner und es erschienen in den Tageszeitungen Ehrentafeln, auf denen oftmals 25 Namen und mehr zusammengefasst, unterzeichnet
vom Gauleiter und Reichstatthalter Paul Wegner, in der OTZ vom 15. Oktober 1943 veröffentlicht wurden. Ver23
zeichnet waren in der Zeitung die Namen der Toten der Bombenangriffe des 22. Septembers, 27. Septembers und 2.
Oktobers 1943. Es wurde zu den Namen noch das Eiserne Kreuz und etwas schmückendes Beiwerk in Worten
hinzugefügt: „Auch sie gaben ihr Leben für Volk und Reich. Ihr Opfertod wird uns Verpflichtung sein, nicht eher zu
rasten und zu ruhen, bis Deutschlands Freiheit und Zukunft gesichert ist.“ Ein Jahr später schrieb Victor Klemperer
in seinen Tagebuchaufzeichnungen am 16. August 1944: „Die häufigen Beobachtungen über „sonnige“ Todesanzeigen werden nun wohl ein Ende haben. Seit Montag bringt die „Dresdener Zeitung“ nur noch sozusagende Massengräber oder Ehrentafeln. D. h. innerhalb eines schwarz umrandeten Feldes, eines großen allgemeinen Feldes, stehen
die einzelnen Anzeigen in der Raumknappheit der „kleinen Annoncen“, nur dürftigste Angaben auch diese mit
Abkürzungen, so daß alles schmückende Beiwerk
fortfällt und nicht viel mehr als die Notiz früherer Gefallenen-Listen bleibt.“ (Klemperer, S. 100).
Am 12. Oktober 1944 wird im Tagebuch von
Klemperer angeführt: „In der „Dresdener Zeitung“ vom 10. und vom 11. Oktober stehen im
Rahmen der Heldentoten für Großdeutschland zusammen sechsundzwanzig Namen, davon etwa
zwanzig Frauennamen, bei allen heißt es stereotyp: „wurden uns durch tragisches Geschick entrissen“, und dann wurde das Datum der Beerdigung angegeben. Das sind natürlich einige der Opfer des Bombenangriffs. In früheren Anzeigen, in
der „Dresdener Zeitung“ wie in der „DAZ“, sah
ich wiederholt die Angabe: „beim Terrorangriff
auf München“ oder Ähnliches. Jetzt und hier müssen Bagatellen verschwiegen werden. Wenn es
nicht zur Erwähnung im Heeresbericht langt, hat
Anzeige der Gauleitung Weser-Ems vom 15. Oktober 1943 in der
eine Stadt eben nichts abbekommen. - Bisher sollOTZ
ten von allen deutschen Großstädten nur Dresden und Breslau verschont sein. Breslau ist vor wenigen Tagen im Bericht genannt worden und soll furchtbar
verwüstet sein. Als ich ... Fleischbrühe holte, berichtete man ihr im Laden, die Luftlage sei „mies“, „sie“ seien in der
Nähe – die Orte kann man nicht behalten.“ (Klemperer, S. 140)
Weiter am 26. November 1944: „Gestern mittag dreiviertel zwölf bis halb eins Alarm, nach wenigen Minuten im
Keller. In großer Entfernung, aber sehr deutlich und also nicht weitab, wurde eine gute halbe Stunde lang pausenlos
heftig geschossen. Also muß es sich um einen sehr ernsten Angriff gehandelt und in unserer Nachbarschaft wieder
Zerstörung und Tod gegeben haben - aber niemand erfährt, wo, alles wird verschwiegen. (Höchst charakteristisch:
In den Todesanzeigen nach dem Angriff auf Dresden wurde Dresden nie genannt, es hieß immer nur „durch tragisches Geschick entrissen“. Dagegen liest man hier häufig, daß jemand einen Angehörigen durch Terrorangriff auf
Darmstadt oder München verloren hat. Über den eigenen Bezirk also wird man im dunkeln gehalten.) – Wir sind
auch sonst im dunkeln.“ (Klemperer, S. 153 und 154).
Wie oben bereits ausgeführt, schrieb Victor Klemperer in seiner Tagebuchaufzeichnung vom 16. August 1944, dass
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nur noch sozusagende „Massengräber“ oder Ehrentafeln in einem schwarz umrandeten Feld die Seiten der Zeitungen füllte. Hier wird erkennbar, dass der Tod immer unberechenbarer wurde und die vielen Toten des Bombenkrieges, der die deutschen Städte systematisch zerstörte, nur noch in Massengräber beigesetzt werden konnten. Gegen
Ende des Krieges blieb von den früheren großen Trauerfeiern mit den Aufmärschen der HJ., NS-Frauenschaft, der
Partei und sonstigen Formationen des NS-Staates nichts übrig. Die Toten wurden einfach verscharrt. All dieses ist
heute unfassbar geworden und die davongekommen, die die Städte brennen sahen, die Toten, mussten mit einer
Überladung und Lähmung des Denkens und Fühlens kämpfen. Die Überlebenden unterdrückten jedes Denken, um
das Schreckliche zu vergessen oder umschrieben das Gesehene, das Erfahrene. Die Augenzeugen versteckten sich
hinter Schutzschildern, um überhaupt mit dem innerhalb weniger Stunden sich vollziehenden Feuertod „ihrer“ Stadt
fertig zu werden. Was hinter ihnen blieb, waren die verkohlten Ruinen der Stadtlandschaften, finstere zerrissene
Silhouetten, im irgendwo!
Als W.G. Sebald im Herbst 1997 seine Thesen zu Luftkrieg und Literatur an der Züricher Universität zum ersten Mal
vortrug, war das Echo unerhört. Sebald sprach über „die Unfähigkeit einer ganzen Generation deutscher Autoren,
das, was sie gesehen hatten, aufzuzeichnen und einzubringen in unser Gedächtnis“, und es scheint, dass er in der
Nachkriegsliteratur damit eine offene Wunde getroffen hat, die auch ein halbes Jahrhundert später noch nicht verheilt ist (Sebald,, Buchbesprechungstext im Umschlag). Nur sehr wenige Autoren haben die Schrecken des Luftkrieges beschrieben oder sind darauf eingegangen. Die finstersten Aspekte des von der weitaus überwiegenden Bevölkerung miterlebten Schlussaktes der Zerstörung blieben ein schandbares, mit einer Art Tabu behaftetes Familiengeheimnis, das die Überlebten vielleicht nicht einmal sich selbst eingestehen konnte. Von sämtlichen Ende der
vierziger Jahre entstandenen literarischen Werken ist es eigentlich nur Heinrich Bölls Roman „Der Engel schwieg“,
der eine annähernde Vorstellung vermittelt von der Tiefe des Entsetzens, das damals jeden zu erfassen drohte, der
wirklich sich umsah in den Ruinen (Sebald, S. 18).
A. Ungedruckte Quellen
Vom 1. bis zum 1000. Fliegeralarm in Emden. Vom Fähnrich MA. Hans Jöhnke, 1. Flum. Res. Komp. M2, Emden.
Quelle: Stadtarchiv Emden.
B. Periodika
Ostfriesische Tageszeitung, (OTZ) Jahrgänge 1940 – 1943.
Emder Zeitung, Jahrgang 1999.
Ostfriesenzeitung, Jahrgang 1999.
C. Sonstige gedruckte Quellen und Literatur
Boberach, Heinz (Hrsg.): Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS
1938 – 1945. Band 1 – 17. Herrsching, 1984.
Dettmar, Werner: Die Zerstörung Kassels im Oktober 1943. Eine Dokumentation. Fuldabrück, 1983. Anhang S.
257-375.
Geischer, Hans-Jürgen: Tod und Leben. Volksfrömmigkeit im Spiegel von
Todesanzeichen, Beispiele und
Entwürfe, in Theologia Practica 6. Hamburg 1971. S. 254 – 271.
Jeggle, Utz: In stolzer Trauer. Umgangsformen mit dem Kriegstod während des 2. Weltkriegs, in Tübinger Beiträge
25
zur Volkskunde. 69. Band. Untersuchung des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen, 1986. S. 242 –
259.
Klemperer, Victor: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 – 1945. Bände I – VIII. Berlin, 1998.
Mitscherlich, Alexander und Margarete: Die Unfähigkeit zu Trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. 1988.
Mommsen, Hans und Willems, Susanne: Herrschaftsalltag im Dritten Reich. Düsseldorf, Patmos Verlag, 1988.
Reuth, Ralf Georg: Joseph Goebbels Tagebücher Band 5: 1943-1945. München, 1992.
Sebald, W. G.: Luftkrieg und Literatur. München, Wien, 1999.
Stahlberg, Alexander: Die verdammte Pflicht. Erinnerungen 1932 bis 1945. Berlin, 10. Auflage Oktober 1999.
Steinert, Marlis: Hitlers Krieg und die Deutschen. Stimmung und Haltung der deutschen Bevölkerung im Zweiten
Weltkrieg. Düsseldorf, Wien, 1970.
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Zusammengestellt von Marten Klose
Erlebnisberichte zu Bombenopfern 1941 - 1944
Nachstehend kommen einige Schicksale von Menschen zu Wort, die Angehörige in den Emder Bombennächten
verloren haben. Es war nicht einfach, die Angehörigen zum Reden zu bewegen, da selbst nach über 60 Jahren der
Schock noch immer tief sitzt, einen oder mehrere Familienangehörige verloren zu haben. Lange Zeit redeten viele
unmittelbar Betroffene ihre eigenen Erlebnisse nicht, sondern behielten sie für sich. Der Dank gilt allen, die uns
darüber hinaus auch weiteres Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben.
Engeline-Maria Funk
„Meine Großmutter war eine sehr energische, feine, kluge Dame. Verheiratet war
sie mit dem aus Osteel stammenden Schneidermeister Christian-Gottlieb Funk,
der ein gut gehendes Herren-Schneidergeschäft in seinem Haus am Stephansplatz,
direkt an der Osterpiepe, hatte.
Am 31. März 1941 war meine Großmutter in ihrem Haus in der Großen Osterstraße 16. Als die Sirenen heulten, eilte sie vom oberen Stockwerk nach unten in
den Flur. In diesem Augenblick schlug in ihrem und dem Hause des Rektors Harms
eine britische Luftmine ein. Durch den immensen Luftdruck wurde sie samt der
massiven Haustür auf die Straße geschleudert. Ihr Körper lag halb auf dem Bürgersteig und halb auf der Straße. Die Giebelwand des Hauses stürzte auf die Straße und begrub meine Großmutter.
Wir waren während des Angriffes im Keller des Lebensmittelgeschäftes Thiele in
der Skagerrakstraße. Nachdem Entwarnung gegeben worden war, eilte mein Vater
aus dem Keller und lief in die Große Osterstraße. Die kleine Osterstraße war fast
völlig zerstört, Hof von Holland und die Häuser in der Großen Brückstraße waren
eine Trümmerwüste.
Mein Vater war verzweifelt, da nichts über den Verbleib meiner Großmutter bekannt war. Am nächsten Morgen gruben mein Vater und Soldaten der Marineflak
in den Haustrümmern herum, bis sie gegen Mittag den Leichnam meiner GroßEngeline-Maria Funk
mutter fanden.
Die Eheleute Bauersfeld, die im gleichen Haus wohnten, hatten den Einschlag der
Luftmine im Keller des Hauses überlebt. Die Decke des Hauses war zwar zusammengebrochen, hatte sich aber wie
ein Zelt über den Keller gelegt. Durch eine beschädigte Wasserleitung stieg jedoch das Wasser im Keller, sodass
beide ertranken.
Die Wucht der Luftmine war so heftig, dass die Ofenplatte des Herdes aus dem Haus meiner Großmutter in der
Webergildestraße wieder gefunden wurde.“
Heinrich Bender (Enkel)
Luise Gerspacher
Luise Gerspacher kam im Alter von 40 Jahren bei einem Bombenangriff am 31. März 1941 in Emden ums Leben. Ihr Sohn beschrieb den
Angriff, den er im Keller des Hauses in der Großen Osterstraße 19
überlebte: „Als am späten Abend die Sirenen ertönten, begaben wir
uns, meine Mutter und meine zwei Brüder, in den eingerichteten Luftschutzkeller. Mein Vater, Friedrich Gerspacher, war zum Sicherheitsund Hilfsdienst einberufen und dort hatte er jeden zweiten Tag Dienst.
Auch an diesem Tag war es wieder so. Während wir im Keller saßen,
fielen irgendwo in der Stadt Bomben. Meine Mutter sagte zu uns, sie
gehe noch einmal nach oben um nachzusehen, ob bei uns am Haus etwas passiert ist. Nach etwa 10 Minuten gab es einen riesigen Knall und
das Licht ging aus. Meine Brüder waren erschreckt aufgewacht und wir
versuchten gemeinsam aus dem Keller heraus zu kommen, was uns auch
irgendwie gelang. Ich kroch noch einmal in den Keller zurück, um ein
Paar neue Schuhe zu holen, die ich zu meinem Geburtstag geschenkt
bekommen hatte. Ich fand den Weg, den ich gekommen war, nicht wieder zurück. Es war stockdunkel im Keller und so suchte ich nach einem
Licht. Die Kerze hatte ich schnell gefunden, nur die Streichhölzer nicht.
Da hörte ich meine Mutter um Hilfe rufen. Ich meldete mich und rief:
„Wo bist du?“ Sie sagte: „Ich liege auf der Kellertreppe und eine Tür
Luise Gerspacher
liegt auf mir. Ich kann mich nicht bewegen.“ Ich fand den Weg aus dem
Keller nicht wieder. Dann wurde ich ohnmächtig, aber wohl nur kurz.
Da ich Nässe an meinem rechten Bein fühlte, versuchte ich den Wasserabsperrhahn zu zudrehen. Mein Vater hatte
uns früher einmal erzählt, dass viele Soldaten im Weltkrieg in den Unterständen ertrunken wären.
Dann wurde ich wieder ohnmächtig und durch Lichtblitze wieder kurz wach. Mein Vater und andere schafften es,
mich aus dem Keller zu befreien. Bewusst habe ich meine Rettung nicht erlebt, denn ich wurde wieder wach, als ich
durch den großen Toreingang vom Telegrafenamt getragen wurde. Richtig aufgewacht bin ich erst wieder im Emder
Krankenhaus. Dort erfuhr ich auch, dass meine Mutter tot war. Ich bekam danach im Keller des Krankenhauses
immer panische Angst, wenn die Sirenen in der Stadt aufheulten. Selbst heute, nach über 60 Jahren, fühle ich mich
im Keller nicht wohl. Die Angst kommt immer wieder.“
Karlheinz Gerspacher, Kirchhundem, November 2004
Johann Heinrich Tönjes
„Meine Großeltern, Zwaantje und Johann Hinrich Tönjes, waren während des Angriffes vom 28. Dezember 1941 im
Keller ihres Hauses An der Landstraße 20 (heutige Petkumer Straße). Meine Großmutter hatte kurz vorher Teewasser aufgesetzt. Der Teekessel pfiff und mein Großvater, der bei der Staatswerft als Tischler arbeitete, ging deshalb
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die Treppe hoch. In diesem Augenblick schlug eine Luftmine in das Haus ein und
mein Großvater wurde vom enormen Luftdruck getötet. Meine Großmutter wurde
von einem Balken am Rücken getroffen und verschüttet. Sie hatte zeitlebens große
Rückenprobleme. Die Söhne Hinderk und Wilhelm waren zur Zeit des Angriffes
als Soldaten in Bozen und Frankreich stationiert.
Während des Angriffes waren meine Mutter und ich bei ihren Eltern zu Besuch.
Wir waren auf dem Weg nach Hause und konnten von der Schleuse aus sehen, wie
die Luftmine ins Haus meiner Großeltern einschlug. Der Druck war so gewaltig,
dass die persönlichen Schriftstücke meiner Großeltern später im Hammrich gefunden wurden.
Bei diesem Angriff erhielt auch das Haus der Borssumer Familie Schoneboom
einen Volltreffer. Die ganze Familie, bis auf ein Kind, das in der Badewanne lag
und so vor den herabstürzenden Trümmern geschützt wurde, kam dabei um. Die
Tiere der Schonebooms wurden nach dem Angriff erschossen, um sie von ihren
Qualen zu erlösen.“
Die Großeltern Johann Heinrich Tönjes mit
seiner Ehefrau Zwaantje und Enkeltochter.
Aufgeschrieben von der Enkeltochter im November 2004
Die Aufnahme stammt aus dem jahre 1940.
Angriff auf den Südbahnhof am 20. Januar
1942, links das Bahnhofsgebäude EmdenSüd
Der Bahnhof Emden-Süd war als Verschiebebahnhof das meistbombardierte Gebiet innerhalb der Stadt, da dort die Erzzüge für
das Ruhrgebiet zusammengestellt wurden. Das Erz wurde mit Schiffen aus Narvik transportiert und im Hafen auf Waggons umgeschlagen. Bereits beim ersten Angriff auf die Stadt Emden vom 12./13.
Juli 1940 fielen in diesen Bereich sehr viele Sprengbomben. Das
eigentliche Ziel war das Emder Telegrafenamt, welches nur leicht
beschädigt wurde. Neben dem unten beschriebenen Angriff waren
die Bombenangriffe vom 21. und 26. Januar 1942 besonders schwer,
bei denen wichtige Teile der Bahnanlagen zerstört wurden. Aus der
Luft waren die Bahnanlagen auf Grund ihrer Größe sehr gut zu erkennen und für den Erztransport von außergewöhnlicher Bedeutung.
Deshalb wurde dieser Bereich immer wieder angegriffen.
Friedrich Schütte
„In der Nacht zum 1. Dezember 1941 griffen englische Bomber Emden an. Friedrich Schütte war zu dieser Zeit auf
einer Lokomotive am Südbahnhof, auf der er als Heizer arbeitete. Was genau bei dem Alarm passierte, lässt sich
nicht ganz eindeutig sagen, aber es ist wahrscheinlich, dass die Lok erst rangiert werden musste und die Bahnbediensteten „spät dran“ waren und noch nicht im Bunker waren, als die ersten Bomben fielen. Während die Arbeiter im Laufschritt über die Gleise zum Bunker am Südbahnhof eilten, fiel eine Bombe, durch deren Luftruck Friedrich Schütte gegen ein Puffer geschleudert wurde. Durch den heftigen Aufprall kam er – erst 36 Jahre alt - zu Tode.
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Friedrich Schütte war verheiratet mit Wilhelmine Schütte, geborene van Vügt“.
Von Helmut Gründig
Dorothea und August Bröcker
„Dorothea Elisabeth Bröcker geb. Nauschütt war 1942 mit ihrer kleinen Tochter Liesel ins bombensichere Chemnitz evakuiert worden. Für drei Wochen wollte sie wieder
nach Emden, in ihre Geburts- und Heimatstadt. Ihr Mann August diente bei einer
Polizei-Einheit an der Front und bekam Genesungsurlaub, da seine Hand zerschmettert war. Die Gelegenheit war günstig, einen Besuch in Emden zu machen. Das Ehepaar war gerade drei Tage in Emden, als am 23. Juni 1942 die Sirenen heulten. Die
Engländer griffen wieder an! Bei der Gastwirtschaft Appel in Transvaal stand ein Rundbunker, von allen nur „Torntje“ genannt. In diesen Schutzraum wollte August Bröcker,
doch seiner Frau erschien das zu unsicher. Sie wollte in den großen Luftschutzbunker
in Transvaal. In diesem im Bau befindlichem Bunker war allerdings am gleichen Tag
eine 40 cm dicke Decke gegossen worden, die noch nicht durchgehärtet war. Der
Bunker bekam einen Treffer und Bombensplitter schlugen Dora Bröcker, die neben
ihrem Mann auf der Bunkerbank saß, in den Nacken. Sie warf sich auf den Kinderwagen, der vor ihr stand und in dem ihre eindreiviertel Jahre alte Tochter Elisabeth (Liesel) lag. August Bröcker starb blutüberströmt neben seiner Frau. Die kleine Liesel, die
nach ihrer Mutter fragte, kam zum Onkel und der Tante nach Stargard. Sie hatte beide
Eltern verloren.“
Von Coba Nauschütt
Heinrich Lömker
„Als am 27. September 1943 vormittags die alliierten Bomberpulks unsere Stadt angriffen, war ich mit meiner
Mutter, Großmutter und meinen beiden Geschwistern im Bunker Wolthusen. Mein Vater war mit meinem Großvater
Heinrich Lömker in unserem Haus am Treckfahrtsweg 22. Bombenteppiche fielen im Treckfahrtsweg, der Ziegeleistraße und Tholenswehr. Eine Luftmine traf das Vorderhaus, in dem sich mein Vater und mein Großvater aufhielten.
Mein Vater war Brandwachenführer und rettete sich in den Keller, wo er verschüttet wurde. Mit einem Vorhammer
und einer Brechstange gelang es ihm schließlich, den massiven Splitterschutzstein vor dem Kellerfenster beiseite zu
schieben und einen kleinen Durchgang zu schaffen. Eine weitere Angriffswelle traf das Nebenhaus, dessen Gebälk
jedoch erneut vor das Kellerfenster stürzte und meinen Vater zum zweiten Mal verschüttete. Doch er konnte sich
erneut befreien und eilte meinem Großvater zu Hilfe, der sich im Treppenhaus befand und nach Hilfe rief. Mein
Vater konnte meinen Großvater schließlich bergen. Eine Phosphorbrandbombe ließ das Haus endgültig abbrennen.
Als wir aus dem Bunker kamen und zu unserem Haus eilten, hörten wir schon von den Leuten, die sich darüber
unterhielten, wen es diesmal getroffen habe, dass unser Haus zerstört sei. Voller Schreck lief ich schon vor und bald
kam mir mein Vater entgegen, der mich mit der traurigen Tatsache konfrontierte. Mein Großvater hatte noch eine
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Zeit gelebt, doch ein Krankenwagen kam wegen der Trümmer
nicht durch, sodass Hilfe nur zu Fuß kommen konnte. Nachmittags starb mein Großvater dann an seinen inneren Verletzungen im Krankenhaus in der Großen Straße. Am 3. Oktober
1943 wurden die Toten des Bombenangriffes bei der Gastwirtschaft Mundt in der Wolthuser Straße aufgebahrt und schließlich auf dem Wolthuser Friedhof beigesetzt. Wir waren zwischenzeitlich im Filkuhlweg untergekommen, wo die Wohnung
einer Bekannten leer stand, die mit ihren Kindern ins bombensichere Thüringen evakuiert worden war. Am Tag der Beisetzung gab es wieder einen Angriff auf die Stadt, bei dem auch
Zerstörte Häuser am Treckfahrtsweg
unsere Notunterkunft im Filkuhlweg zerstört wurde.“
Vom Enkel Hermann Lömker
Josef Hentschel
Mein Vater wurde am 13. Februar 1884 in Kleinschnellendorf (heute Male) in Oberschlesien geboren. Im Ersten
Weltkrieg diente er als Leutnant bei der Artillerie, wo er auf Borkum meine Mutter kennen lernte. Meine Eltern
heirateten am 15. September 1917 in Emden. Mein Mutter, eine geborene Ruhmkorf, deren Vater bei der Deutschen
Transatlantischen Telegrafengesellschaft tätig war, starb bereits im Mai 1936.
Mein Vater war Oberinspektor beim Postamt in Emden als Leiter der Packkammer tätig. Am Tag des besagten Angriffs am 2. Oktober 1943 hatte
mein Vater mit weiteren Kollegen seines Amtes an der Beerdigung der
Frau eines Kollegen, die einige Tage vorher bei einem Angriff auf
Tholenswehr getötet wurde, teilgenommen.
Auf dem Rückweg von dieser Beerdigung gab es Fliegeralarm und die
Herren gingen in den Bunker an der Auricher Brücke (heute Thiele TeeBunker). Mein Vater entschied dann aber doch anders und ging zu uns
nach Hause. Wir wohnten damals Außer dem Nordertor 18 in der Villa der
DAT, einem sehr soliden Gebäude, dessen Keller als Luftschutzkeller ausgebaut war. Bei dem Angriff erhielt das Gebäude einen Volltreffer und der
Luftschutzkeller wurde dabei zerstört. Vater fand dabei den Tod.
Meine Stiefmutter, mein Bruder und ich erlebten den Angriff im Bunker in
Wolthusen. Als wir nach dem Angriff vor dem zerstörten Gebäude standen, wussten wir noch nicht, dass mein Vater tot unter den Trümmern lag.
Wir nahmen an, er sei nach der Beerdigung wieder zum Dienst gegangen.
Erst nach langen Rückfragen wurden wir mit der traurigen Tatsache konfrontiert.
Nach dem Verlust meiner Eltern blieben wir vom Krieg nicht verschont: Josef Hentschel
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Ende 1943 sind wir noch einmal in der Boltentorstraße ausgebombt worden, wobei das Gebäude bis auf die Grundmauer ausbrannte.
Mitte Mai 1945 wurden wir dann, wir wohnten jetzt in der damaligen Horst Wessel Straße gegenüber dem alten
Wasserturm, von den Besatzungsbehörden aus unserer Wohnung gewiesen. Wir hatten zwei Stunden Zeit und durften nur das Notwendigste mitnehmen.
Norbert de Wall
„Mein Bruder war U-Bootfahrer und kam am 9. Dezember 1943 nach Emden
auf Heimaturlaub, der bis zum 12. Dezember 1943 dauern sollte. Er war ein
begeisterter Soldat, der sich freiwillig zur Marine gemeldet hatte und dessen
Heimathafen in Plön war. Zunächst war er auf der Schreibstube, was ihm aber
gar nicht gefiel. Er bat um seine Versetzung zu den U-Boot-Männern und hatte
auch einen Einsatz in der Biscaya.
Am 11. Dezember befand sich mein Bruder gerade in der Stadt, als vormittags
alliierte Bomber angriffen. Er suchte Schutz im Lookvenne-Bunker. Nach einiger Zeit mussten die Soldaten und andere Männer den Bunker verlassen, um
in der brennenden Stadt zu löschen. Dabei wurde er von einer Bombe getroffen und wurde sehr entstellt. Mein Vater sah seine Leiche und meinte zu meiner Mutter, es sei gut, dass sie ihn so nicht gesehen habe und sie solle ihn so in
Erinnerung behalten.
Die Bestattung meines Bruders fand auf dem Ehrenteil des Bolardusfriedhofes
statt. Ich war zu der Zeit im Reichsarbeitsdienst in der Lüneburger Heide und
bekam einen Tag Sonderurlaub. An eine militärische Abordnung kann ich mich
nicht erinnern.
Das U-Boot, auf dem mein Bruder fuhr, ist später mit der gesamten Besatzung
in der Biscaya untergegangen. Mein Bruder hätte also auch ohne den Bombenangriff auf Emden den Krieg wahrscheinlich nicht überlebt.“
Norbert de Wall
Bericht der Schwester Margot Dirks, geb. de Wall
Dirka Willerts
„Der 6. September 1944 war ein schöner Spätsommertag, an dem wir noch barfuß liefen. Zum Zeitpunkt des Alarms
befand ich mich in der Innenstadt, denn ich war kurz zuvor bei meiner Großmutter in der Spiegelstraße gewesen.
Obwohl ich in der Neutorstraße war und somit rasch im Stadtgartenbunker Schutz suchen konnte, lief ich weiter, da
meine Mutter immer in großer Sorge war. Unseren Bunker in der Gartenstraße (heute Rudolf-Breitscheid-Straße)
fand ich verschlossen vor, sodass ich und andere erst nach langem Klopfen Eintritt fanden. Am nächsten Morgen
sahen wir das ganze Ausmaß des Angriffes: Einige Häuser brannten noch, andere stürzten im „Hitzesturm“ zusammen. Als mein Großvater uns über etliche Trümmerberge erreichte – er wohnte in der Neuen Reihe (Max-Wind32
müller-Straße), waren wir alle froh, den Angriff überstanden zu haben.
Wie durch ein Wunder ist unser Haus in der Gartenstraße 18 stehen geblieben, in dem wir
eine Etagenwohnung bewohnten. Im Laufe des darauf folgenden Vormittags fing unser Haus
doch noch Feuer und brannte aus. Meine Mutter versuchte – nachdem der Bunker verlassen
werden durfte - Möbel aus unserem Haus aus der Gartenstraße 18 zu retten. Dies war aufgrund der großen Hitze und der vom Phosphor brennenden Straße nicht leicht, obwohl meine Mutter noch Einiges retten konnte. Bei der Bergung der Möbel zog sie sich eine Phosphorvergiftung zu.
Wir wurden nach der Zerstörung unseres Hauses nach Holtrop evakuiert und lebten in einem einfachen Behelfsheim. Als die Vergiftung zum Ausbruch kam, brachten wir meine
Mutter eilig ins Sandhorster Krankenhaus. Wäre die Vergiftung frühzeitig erkannt worden,
hätte meiner Mutter geholfen noch werden können. Doch es war zu spät und sie starb an den Aufnahme 1940
Folgen der Phosphorvergiftung am 9. Oktober 1944. Bestattet wurde die auf dem Friedhof
in Tholenswehr. Wir hatten den Großangriff auf unsere Stadt also nur scheinbar gut überstanden.“
Bericht von Otto Willerts (Jahrgang 1933)
Aufräumarbeiten bei den zerstörten Gebäuden neben dem Telegrafenamt an der
Osterstraße.
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Die Angriffe auf Twixlum vom 6./7. Juni 1942 und dem 21. Mai 1943
Twixlum hat besonders unten den Angriffen auf die Stadt Emden leiden müssen. Zwei schwere Angriffe vom 7. Juni 1942 sowie vom 21.
Mai 1943 haben das Dorf fast vollständig zerstört. Die schwere der
Angriffe wird aus den überlieferten Fotografien ersichtlich, die eine
fast totale Zerstörung zeigen. Unser besonderer Dank gilt Frau Ewekea
Gerdes, die ihre Erinnerung an ihre Kindheit und Jugendzeit aufschrieb
sowie Herrn Johann Koch, der uns für einen Augenzeugenbericht zur
Verfügung stand. Auch geben wir hier einen Bericht von Herrn Jan
Remmers wieder.
Twixlum hat unter den Kriegswirren viel durchmachen müssen. Neben den Gefallenen auf dem Felde, hatten wir im Dorfe noch acht Tote
durch den Luftkrieg zu beklagen. Denen sei am Anfang des Berichtes
in Ehren gedacht.
Schon Ende 1939 wurden wir mit dem Fliegeralarm bekannt gemacht;
täglich, besonders nachts flogen feindliche Flieger über uns hinweg.
Zuerst gingen wir bei Alarm, der mittels eines Hornes, später Sirene,
bekannt gemacht wurde, in die abgestützten Keller. Als dann 1941 die
erste Bombe in der Nähe des Dorfes fiel, dabei Fensterscheiben klirrten und zerbrachen, wurden bald Splitterbunker gebaut, drei an der
Zahl. Einer unter der jetzigen Bäckerei, einer hinterm Hause von H.
Geiken und einer im Pfarrgarten, die dann auch fleißig bei Alarm aufgesucht wurden. Eine ältere Dame, Fräulein Schwanette Ulferts, zog
Snackers Gaststätte am Dorfeingang Juni 1942 jeden Abend gegen fünf Uhr mit Decken und Stove in den Bunker,
Alarm oder Nichtalarm. Morgens gegen 6 Uhr
kam sie wieder zum Vorschein. Mehrmals täglich hatten wir Alarm, vor allen Dingen nachts.
Zwei bis drei Mal zogen wir nachts mit zwei Kindern im Wäschekorb zum Bunker. Die
Bevölkerung gewöhnte sich daran und ging zwischendurch der Arbeit nach, ohne viel Nachtruhe gehabt zu haben. Bis dann am 6./7. Juni 1942 in die Miststätte (Remmers) in der Nähe
wo jetzt das Telefonhäuschen steht, nachts eine Luftmine fiel. Im Umkreis von 100 m waren
sämtliche Häuser zerstört, abgedeckt oder dem Erdboden gleichgemacht. Da hatten wir
acht Tote: Die Großeltern P. Saueressig und Frau (Töpmöh), die Tochter Töpke (Dirks) mit
zwei Kindern Peter und Talina, unter dem Haus verschüttet, in dem selbem Hause die alte
Frau Kirchhoff (Gretjemöh), der 14jährige Junge Harm Geiken, der sich das Schauspiel in
der Tür ansehen wollte, die dreijährige Therese Remmers, tot im Arm der Mutter, der Bruder Geede (sechs Jahre) und Mutter mit zwei Russinnen verschüttet, aber gerettet. Herr
Telkamp, der im Dorfe im Russenlager Soldat war, hat die Familie Remmers unter Einsatz
seines Lebens, nachdem er noch Klopfzeichen und Schreie hörte, aus den Trümmern her- Therese Remmers
Das Dorf Twilum mit den Gebäuden von
Saueressig und Boes Juni 1942
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ausgebuddelt. Frau Remmers kam mit gebrochenem Arm und Kopfwunden in die Lükensche Klinik. Der Schwiegervater Remmers hatte
zwei Lungensplitter erhalten und kam ebenfalls in die Klinik, beide
wurden gerettet. Frau Lübbine Janssen, die zehn Jahre auf dem
Remmerschen Hof als Melkerin tätig war, saß mit ihrer Tochter Traute
(sechs Jahre) im Keller. Das Haus wurde darüber buchstäblich wegrasiert. Die Beiden stiegen wohlbehalten wieder raus. Alsbald fand die
Beerdigung der acht Toten statt, sie alle wurden auf dem Schulhof aufgebahrt. Die Trauerreden hielten der Kreisleiter und Pastor Voget. Die NS-Trauerfeier für die Bombentoten des AngrifAusgebombten wurden notdürftig in Baracken untergebracht und gut fes vom 6./7. Juni 1942
versorgt mit Kleidung, Lebensmitteln und dergleichen. bereits am 22.
Juni wurden Frau Remmers und ihr Schwiegervater wieder aus der Klinik entlassen. Bald wurde mit dem Aufbau
begonnen, die landwirtschaftlichen Betriebe erhielten Notbaracken zur Bergung von Vieh und Futter, auch wurden
Wohnbaracken aufgebaut. Das Leben ging trotz täglichen Fliegeralarms weiter.
Am 21. Mai 1943 fielen bei einem Angriff auf Emden wieder Brand- und Sprengbomben
ums Dorf, dabei wurden die Häuser an der Thedastraße schwer beschädigt. Ein zu Besuch
weilender Landwirt der Familie Ulferts fand dabei den Tod.
Eine Feldscheune von Remmers auf der Weide vor der Bäckerei ging in Flammen auf.
Ringsherum lagen zehn Kälber, 15 Kühe und vier Pferde tot. Kratzenberg hatte auf der
Weide von Tichelwarf 28 Kühe verendet liegen. Diese Tiere wurden alle ordnungsgemäß
von der Kriegsschadensstelle ersetzt. Die Familie Remmers wurde an die Straße nach Larrelt
ausgesiedelt, Janssen außerhalb des Dorfes. Am 21. Mai, dem Unglückstag wurde das gerichtete Vordergebäude von Remmers wieder zerstört, ein holländischer Arbeiter fand dabei den Tod. Auch wurde das notdürftig aufgebaute Platzgebäude von Frerichs wieder
zerstört. Die Bewohner der Thedastraße wurden notdürftig in den Pferde- und Kuhställen
der Bauern untergebracht, bis für diese Bewohner Baracken gebaut wurden. Bis zum Ende
des Krieges hielten diese Alarme an, mehre Angriffe auf Emden fanden dann noch statt,
wobei noch Bomben in die Feldmark fielen. Der Grund, weshalb Twixlum in der Gefahrenzone war, lag wohl daran, dass bei jedem Angriff auf Emden die Stadt eingenebelt wurde,
Jan Remmers, der
wir außerhalb des Nebels blieben und die unmittelbare Nähe der Flakbatterie, der die meiden Angriffsbericht
sten abgeworfenen Bomben galten. Bei Kriegsende wurden wir noch von den hier arbei1943 schrieb.
tenden Kriegsgefangenen belästigt, die als der erste Schuss von der Pogumer Batterie genau auf die Larrelter Batterie landete, wussten, dass für uns der Krieg verloren war und sofort die Arbeit einstellten.
Sie gingen täglich in die Stadt, um mit den Kanadiern den Sieg zu feiern.
Interview Johann Koch
„Bei dem Angriff auf mein Heimatdorf Twixlum am 7. Juni 1942, bei dem eine Luftmine große Schäden anrichtete,
saß ich im Keller. Danach habe ich mit meinem Vater Tote und Verletzte geborgen. Ich lief weg, weil ich das Grauen
nicht mehr ansehen konnte. Später brachte ich – wenn Alarm gegeben wurde – mit meinem Bruder die Twixlumer
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Kinder mit einem Pferdegespann zum Bunker Emden West.
Beim zweiten großen Angriff am 21. Mai 1943 auf Twixlum war ich als Lehrling mit meinem
Meister des Ofenbaugeschäftes Marahrens beim Bauern ten Doornkaat in Bartshausen, wo
wir zwei neue Kachelöfen bauen sollten. Einer der beiden Öfen war als mein Gesellenstück
vorgesehen. Vorher hatten wir den Auftrag bei der dortigen Scheinwerferstellung Bartshausen
Öfen zu reparieren. Diese Scheinwerferstellung hatte auch ein kleines 2,2 cm Geschütz gegen
Tiefflieger. Unsere Firma erhielt schon vorher Aufträge von der Marinestandortverwaltung,
in sämtlichen um Emden liegenden Flak- und Scheinwerferstellungen Öfen einbauen.
Als ich gerade in der Scheinwerferstellung arbeitete, gab es Fliegeralarm. Der Scheinwerferführer forderte mich zum Weggehen auf. Ich sollte ankommende Funksprüche aus Gründen
Johann Koch 1944 der Geheimhaltung nicht mitbekommen. Die Batterie Larrelt schoss wie verrückt auf die
angreifenden Flugzeuge und traf auch die Führermaschine, die in die Ems abstürzte. Über
Meppen drehten die Bomber und kamen zurück. Die Larrelter Batterie wurde wieder angegriffen und wir flüchteten
in den mit Holzbalken abgestützten Keller des Bauern ten Doornkaat. Ein fürchterliches Bombardement begann.
fünf oder sechs serbische Kriegsgefangene, die auf dem Bauernhof arbeiteten, beteten lautstark und mit wild aussehenden Bewegungen. Ich dachte, mein Ende sei nahe und wollte raus, doch mein Meister konnte mich nur mit Mühe
davon abhalten. Dann hörten wir draußen Schreie und eilten mit dem Bauern heraus. Der Scheinwerfer hatte einen
Volltreffer erhalten. Sechs der zwölf Marineartilleristen waren tot. Ich kannte sie alle gut. Der Bauer meinte, die
Bombe hätte genauso den Hof und Keller treffen können, in dem wir gesessen hatten. In Twixlum sahen wir die
Feldscheune des Bauern Remmers brennen. Ich durfte dann mit dem Rad nach Twixlum fahren und unterwegs
musste ich mich in den Schloten vor den heranbrausenden, tieffliegenden Flugzeugen retten, die Phosphorbomben
am Fallschirm abwarfen. Vom auslaufenden Phosphor wurde ich am Nacken verbrannt. In Twixlum sah ich dann das
ganze Ausmaß der Zerstörungen und traf meinen Vater wieder, der vorher Öfen in der Larrelter Flakbatterie gesetzt
hatte. Meiner Familie war glücklicherweise nicht passiert.“
Im Kriegstagbuch des Vorstehers des Hauptzollamtes Emden wurde für diesen Tag vermerkt:
21.5.1943 Fliegerangriff auf Emden und Umgebung sowie Wilhelmshaven. In Emden werden über 200 Sprengbomben abgeworfen. Port Arthur wird schwer getroffen. Eine Lage geht unschädlich in den Dollart. 3 andere in den
Polder von Emden bis Twixlum. 32 Häuser vernichtet, über 100 unbewohnbar. 650 Obdachlose, 2 Schwer- und 15
Leichtverletzte. In und bei Twixlum fallen ca. 160 Bomben, 4 Tote, 8 Schwerverletzte. Große Schäden, viel Obdachlose. Viel Vieh wird auf der Weide getötet. Viele Beamte sind schwer geschädigt, davon einer zum neunten
Male. Ein Bomber wird bei Canum abgeschossen. Von der Besatzung sind 4 tot und 3 abgesprungen. Truppe und
Landwacht nehmen sofort die Suche auf. Der BZKom (G) Emden beteiligt sich im Wagen an der Suche und liefert
einen gefangenen Leutnant an die Wehrmacht ab.
Bei Norderney wird eine deutsche Fliegerleiche gefunden und gemeldet.
Jan Remmers: Twixlum in den Jahren 1939 – 1945. handschriftliche Aufzeichnungen.
Gerdes, Ewekea: Erinnerungen an meine Kindheit und Jugendzeit, Uphusen 2001.
Deke, Manfred und Henninger, Wolfgang: Kriegstagebuch des Vorstehers des Hauptzollamts Emden, S. 32-33.
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Bilder vom Angriff am 21. Mai 1943 um 12:30 Uhr
Teilzerstörter Hof von Jan Remmers
Wohnhaus der Familie Saueressig, das
geräumt wird.
Wohnhaus der Familie Andressen, dessen
Dach wieder eingedeckt wird.
Zerstörte Wohnhäuser in der Thedastraße
Wohnhäuser von Jörgensen und Kruse
Blick auf die zerstörten Häuser am Tief
Bei den Fotografien handelt es sich um einmalige, zeitgeschichtliche Dokumente, die den Augenblick
nach dem Luftangriff wiedergeben.
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Zusammengestellt von Marten Klose
Berichte zu Bomberabstürzen im Bereich der Stadt Emden
Auch unter den alliierten Bomberbesatzungen, die Emden angriffen, gab es erhebliche Opferzahlen. Zum einen lag
dieses an der Marineflak, deren Geschütz- und Scheinwerferstellungen um Emden standen und die Stadt vor Bombenangriffen schützen sollten. Zum anderen an den in
Wittmundhafen stationierten deutschen Jagd- und Nachtjagdflugzeugen, die viele Bomber über Ostfriesland und der
Nordsee abschossen. Die Bomberbesatzungen, die von den englischen Stützpunkten aus die Einsätze über dem deutschen
Reichsgebiet flogen, wussten von der Gefährlichkeit ihrer Missionen. Viele ihrer Kameraden ließen bei den Einsätzen ihr Leben und kehrten nicht mehr auf die Stützpunkte zurück.
Bereits am 29. September 1939 beerdigte die hiesige Standortverwaltung einen abgeschossenen Piloten auf dem
Bolardusfriedhof. Es handelte es sich um den 21-jährigen britischen Sergeant und Hampden-Piloten Percy Edmund Boyce
Sproston, der mit allen militärischen Ehren von einer Emder Der im ersten Kriegsmonat abgeschossene Pilot Sproston
Marineeinheit mit Salutschüssen wurde noch mit allen militärischen Ehren beigesetzt.
in einem mit einer britischen Fahne eingehülltem Sarg bestattet wurde. Diese würdige Beerdigung kam jedoch nur in
der ersten Zeit des Krieges vor: Der Bombenkrieg wurde im Laufe der Zeit härter und
die Verluste unter der Emder Zivilbevölkerung und die Zerstörung der Stadt nahmen
immer größere Ausmaße an. Eine ehrenvolle Bestattung der Piloten fand nun nicht
mehr statt. Vielmehr wuchs der Hass gegen die sog. „Luftgangster“, die in den Augen
der Bevölkerung wehrlose Kinder und Zivilisten mordeten, wie die NS-Propaganda
im „Ostfriesischen Kurier“ nach einem amerikanischen Angriff auf Esens berichtete.
Bei diesem Angriff – am 27. September 1943 - waren 153 Menschen, darunter 80
Schulkinder und 22 Landjahrmädchen aus den Trümmern geborgen worden (Haddinga,
1995, S. 131-132).
Mitunter wurden den toten Piloten sogar Bekleidungsstücke weggenommen, so geschehen bei einem britischen Lancasterabsturz nach einem Angriff auf Emden am 23.
Juni 1942 beim Uhlsmeer. Ein bereits getroffener amerikanischer Bomber wurde am
11.12.43 von Marineflaksoldaten der Batterie Süd (Carel Coenraad-Polder) beschosJohn Robert Dryden war Bord- sen, wobei wenig Rücksicht auf die abspringende Besatzung genommen wurde: Ein
mechaniker der Lancaster I Fallschirm wurde zerfetzt und der Flieger raste – den sichern Tod vor Augen – auf
R5517, die beim Uhlsmeer ab- die Erde zu (Jansen, 1980, S. 230). Sieben Mann der Besatzung einer amerikanischen
stürzte. Er gilt bis heute als „Fliegenden Festung“, die am 4. August 1944 auf Borkum notlandete, wurden von
vermisst.
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einem deutschen Soldaten erschossen, dessen Familie bei einem Bombenangriff auf Hamburg ums Leben gekommen war (Bundesarchiv Koblenz). Eine unschöne Episode ereignete sich am 26. Juli 1943 in Boekzetelerfehn nach
dem Absturz eines amerikanischen B-17 Bombers: Ein Besatzungsmitglied mit schweren Verbrennungen wurde
von einem NS-Funktionär mit Fußtritten und den Worten „Avanti, Avanti“ zur Eile angetrieben.
Aber auch Mitleid wurde den toten Piloten zuteil: In einem Fall stürzte nach einem Angriff auf Emden am 27.
September 1943 ein amerikanischer B-17 Bomber bei Manslagt ab. Eine deutsche Frau wollte den amerikanischen
1/Lt. John C. Thalmann beerdigen, da er mit ihr verwandt sei und sie vor 1940 Briefkontakt zu ihm hatte. Der am 11.
März 1945 beim Manslagter Deich notgelandete Mustang-Pilot LtCol. James V. Wilson (MACR 13392) wurde von
einer Bäuerin mit Bratkartoffeln und Spiegelei bewirtet, während er auf seine Verhaftung wartete. Diese gute Behandlung war der Gegensatz zu dem von Goebbels angeordneten Erlass, in dem er ausdrücklich forderte, dass
Wachmannschaften nicht verhindern dürften, dass sich der Volkszorn an abgeschossenen feindlichen Flieger entlädt
(Langour, 1976, S. 247).
Auch am 6. September 1944, dem Tag des Großangriffes auf Emden, wurde ein Lancaster-Bomber des 7. RAF
Geschwaders abgeschossen und stürzte mit großer Wahrscheinlichkeit bei der Hieve ab. Der Pilot F/Lt. Granville
Wilson kam dabei ums Leben, zwei Mann der Besatzung gelten bis heute als vermisst und fünf wurden gefangen
genommen.
Die Leichen der Piloten barg meist ein aus Wittmundhaven stammendes Luftwaffen-Bergungskommando, das sie
auf dem sog. Garnisonsfriedhof in Wittmund bestattete. Dabei konnten die kanadischen, australischen, englischen,
amerikanischen, polnischen und südafrikanischen Besatzungsmitglieder oft nicht zweifelsfrei identifiziert werden,
da durch Feuer und die Wucht des Aufpralles die Leichen teilweise völlig unkenntlich waren. Auch wurden des
Öfteren tote Besatzungsmitglieder, deren Flugzeuge im Dollart abgestürzt waren, ohne Erkennungsmarken in Emden angespült. Lakonisch wurde im Kriegstagebuch vermerkt: „Bei Upleward (…) wird die Leiche eines feindl.
Fliegers geborgen und gemeldet“ (Deke, S. 25).
Die Absturzstellen der alliierten Flugzeugen erregten die Aufmerksamkeit der Bevölkerung, wie ein Auszug aus der
Dorfchronik der Ortschaft Wiesens belegt: „ Die (…) Ländereien waren mit Flugzeugteilen und Einrichtungsgegenständen übersät. Im weiten Umkreise bot das Land den Anblick eines Trödlerladens. (…). Groß war der Menschenstrom, der kurz nach dem Abschuss und in den nächsten Tagen, besonders am Sonntag (18.04) aus allen Gegenden
zur Besichtigung der Wrackstücke einsetzte. Der Platz glich einem Jahrmarkt, nur dass die Buden, Zelte und das
andere Drum und Dran fehlte“ (Ortschronik Wiesens, o.J., S. 47) Die Schaulustigen nahmen teilweise Teile des
Wracks mit, um sie zu nutzen (Plexiglasscheiben, Panzerplatten, Patronenhülsen, etc.) oder, um einfach ein Souvenir vom Absturz mitzunehmen.
Nach dem Krieg zogen durch das Land alliierte Suchtrupps, die nach vermissten Fliegern fahndeten. Ab 1946
wurden die Gefallenen des British Commonwealth und Polen vom Wittmunder Friedhof auf den British War Cemetery
nach Sage, südlich Oldenburg umgebettet. Die Besatzungsmitglieder der U.S. Air Force wurden im April und Mai
1946 exhumiert. Die Toten wurden auf dem U.S. Military Cemetery Ardennes in Neuville-en-Condroz, ca. 20 km
westlich von Lüttich in Belgien bestattet. Ab 1948 sind viele Flieger auf Wunsch der Angehörigen in die Vereinigten
Staaten überführt worden (Hey, 1997, Gräberverzeichnis des Garnisonsfriedhofes Wittmund).
Im nachfolgenden werden beispielhaft die Schicksale einiger Bomberbesatzungen aufgeführt, die in der
Umgebung von Emden abgeschossen wurden.
Absturz eines britischen Hampden-Bombers bei Campen
Am 10. Januar 1942 um 21:18 Uhr stürzte beim Campener Rüsthof ein britischer Hampden-Bomber ab. Die Hampden
Mk I AE.133 gehörte zum 83. Squadron und war auf dem englischen Flugplatz Scampton stationiert. Angriffsziel
war an diesem Tag Wilhelmshaven, doch der Bomber bekam über Emden so schwere Flaktreffer, dass er abstürzte.
Die Dorfbewohner von Campen hatten große Angst, da der Bomber genau auf die Schule zuflog. Dann machte die
Maschine aber noch eine scharfe Kurve und stürzte auf einem Feld neben dem Rüsthof ab. Zwei Besatzungsmitglieder überlebten den Absturz nicht; einer der beiden Flieger lag tot auf dem Feld an seinem ungeöffneten Fallschirm.
Ein Zeitzeuge berichtete 57 Jahre nach dem Absturz, dass einer der überlebenden Flieger Martin Fletcher hieß und
ein anderer rote Haare hatte und Fotos von seinen Kindern zeigte.
Die zwei Überlebenden wurden in der Schule verhört
und berichteten u.a. folgendes: „Sie hätten sich in etwa
6000 Fuß Höhe über Emden befunden, als sie plötzlich
einen schweren Flaktreffer in den mittleren Motor erhielten. Der eine, der in der Wanne lag, sei als erster
aus der manövrierunfähigen Maschine aus 5000 Fuß
abgesprungen, während der andere sich zunächst mit
seinem Fallschirm irgendwo festgesetzt hätte und der
ca. drei Minuten später in 3000 Fuß herausgekommen
sei. Sie müssten anerkennen, dass sie schon mehrfach
in gut liegendes deutsches Flakfeuer geraten seien und
dass die Flak bei Emden sehr gut geschossen und sie
schnell „erwischt“ hätte. Sie hätten ihre Bomben nicht
Nach einem Angriff auf Emden stürzte in der Nacht des 8. Mai
mehr auslösen können. Nach ihrer Ansicht hätten sich
1941 um 02:35 ein britischer Whitley-Bomber bei Heisfelde ab.
der Flugzeugführer und der Beobachter wegen der
Das Flugzeug gehörte zur 78. Sqn. und wurde von Leutnant Rolf
Schnelligkeit des Abschusses nicht mehr durch FallBokemeyer von der 5./NJG1 abgeschossen. Neben dem Piloten
schirmabsprung retten können, obwohl diese bis zum
Sgt. Lawrence Thorpe kam die gesamte Besatzung ums Leben
dem Flaktreffer wohl beide noch unverwundet geweund wurde in Sage bestattet.
sen seien“ (Janßen, 2001, S. 29). Zur Besatzung gehörten: Sergeant und Pilot MC Fletcher (gefallen), Sergeant und Navigator LA Fox (gefallen), Sergeant und MgSchütze HR Holme sowie Sergeant und Mg-Schütze PY Sekine (Ministry of Defence, Referenznummer D/AHB
(RAF)/8/4 (1999)).
Abschuss einer britischen Aufklärungsspitfire bei Engerhafe
Am 7. September 1942 um 10:27 Uhr stürzte beim Gehöft Beer eine englische Aufklärungsspitfire ab. Ein Volksschullehrer aus Engerhafe sah die Maschine in etwa 1000 Meter Höhe über Engerhafe herumkreisen und alarmierte
die zuständigen Stellen. Sofort stieg in Hage ein deutsches Jagdflugzeug der 2. Staffel des Jagdgeschwaders 1 auf,
das die Spitfire Mk V verfolgte und abschoss. Die Maschine stürzte flach auf einer Wiese beim Gehöft Beer ab.
Kurze Zeit später kam der deutsche Jagdflieger – Unteroffizier Herbert
Biermann - mit einem Kübelwagen an die Absturzstelle. Als er den verbrannten und klein geschrumpften britischen Piloten sah, der noch im
Cockpit saß, sagte er: „Jetzt hat es dich erwischt!“
Bei dem Piloten handelte es sich um den erst 22-jährigen (*20.07.1920)
Flight Lieutenant William John Scafe (Royal Air Force), der in der „1.
Photographic Reconnaisance Unit“ diente. Die Einheit von Scafe war auf
dem RAF-Flugplatz Benson in Oxfordshire stationiert. Am 7. September
1942 befand sich die Maschine auf einem Fotoaufklärungsflug nach Bremen. Gegen das deutsche Jagdflugzeug war der unbewaffnete Foto- Flaksoldat Müseler Saueressig von der Bataufklärer chancenlos (Ministry of Defence, Referenznummer: D/AHB terie Larrelt mit einer „erbeuteten“ Kokarde
(RAF) 8/4 (2001)).
Abschuss einer „Fliegenden Festung“ nördlich von Emden
Silvester 1944 um 13:30 Uhr machte eine amerikanische B-17G (43-38459) zwischen der Harsweger Ziegelei und
Westerhusen eine Notlandung. Der Bomber gehörte zur 3rd Air Division (100. Bombergruppe, 418. Squadron) und
war auf dem Flugplatz Thorpe Abbotts, Norfolk stationiert. Angriffsziel war Hamburg (MACR 11358 u. Dossier J.
Stok). Die Fortress griff noch Hinte an, wobei durch Bordwaffenbeschuss ein Mann in seinem Haus ums Leben kam.
Mehrere Menschen wurden verletzt und ein Haus stark beschädigt (Deke, S. 44).
Paul Janssen aus Groß-Midlum hatte zu dieser Zeit gerade Fronturlaub und war als erster bei
dem notgelandeten Flugzeug. Er trug Uniform, hatte seine Waffe mit und befahl der Besatzung aus dem fast unbeschädigten Flugzeug zu kommen. Einer der Flieger war stark verletzt
und blutete. Er saß – nach Janssen - in der hinteren Mg-Glaskuppel mit einem Durchschuss.
Janssen befahl, ihn vorsichtig auf die Seite zu drehen. Kurze Zeit später erlag der Flieger
seinen Verletzungen. Die Besatzung war niedergeschlagen und dennoch froh, selbst den
Absturz überlebt zu haben; an Flucht dachte keiner mehr. Paul Janssen kroch nun selbst in
die Maschine und inspizierte sie. Er staunte über die perfekte Ausstattung; sogar Zivilkleidung befand sich an Bord. Später kam dann ein Flaksoldat, der für die Festnahme der Flieger
das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhalten haben soll.
Bei dem gefallenen Flieger handelte es sich um den Staff Sergeant Dale S. Brown aus Oak
Dale, der von einem Flaksplitter in die Brust getroffen wurde. Beerdigt wurde er in Wittmund. Paul Janssen
Nach dem Krieg sind seine sterblichen Überreste auf den Ardennes- Friedhof überführt worden. Zur Besatzung gehörten: Lt. John F. Morin (Pilot), 2/Lt. Louis C. Ciriegio (Co-Pilot), 2/Lt. Alfred L. Letourneau
(Navigator), 2/Lt. Emil W. Nawoj (Bombenschütze), S/Sgt. George J. Kouloupanis (Techniker und Mg-Schütze),
S/Sgt. William S. Hanley (Funker und Mg-Schütze), S/Sgt. Billie F. Wright (Kugelturmschütze, wurde verwundet
ins Lazarett nach Emden gebracht), S/Sgt. William B. Berry (Rumpfschütze).
Scheinwerfer 61 (Bierum) meldet um 10:37: 99 Fortress
Batterie Nansum: 13:24 westl. Aurich eine Fortress von Fluko gem. Zielhöhe 200 Meter
13:24 Maschine fliegt langsam, vermutlich angeschossen
13:26 10 km nördlich der Knock eine angeschossene Fortress
Zielhöhe 200 Meter
13:26 Achtung für leichte Flak
13:28 Delfzijl in 86° Fortress; aufgefasste Entfernung 26 km
Maschine hat das Fahrwerk ausgefahren
13:30 Die gemeinte Fortress ist ca. 8 km nördlich der Knock notgelandet
13:35 zur Zeit keine neue Meldungen. (Logbuch Batt. Nansum, 1944, S. 167)
Meldung des Emder Flakkommandeurs zum Absturz: „13:28 Uhr Abschuss einer Fortress, die Flakbereich in 200
Meter Zielhöhe überfliegt, durch Emder schwere, mittlere und leichte Flak in C.P. 5 (südlich Westerhusen). 7 Gefangene, darunter ein Verwundeter. 1 Toter. Durch schnelles Zugreifen der Truppe [konnte die] Vernichtung des Feindflugzeuges, dessen Inneneinrichtung völlig unbeschädigt [war], durch [die] Besatzung verhindert [werden]. Nach
Angaben des Untersuchungskommandos der Luftwaffe wurden wertvolle Geräte und wichtige Schlüsselmittel erbeutet“ (Kriegstagebuch des Kommandanten im Abschnitt Emdens, 1944 ).
Abschuss einer „Liberator“ nahe der Knock
Am 7. Juli 1944 stürzte in die Ems nahe der Knock ein amerikanischer Bomber vom Typ B-24 „Liberator“ ab. Von
der elfköpfigen Besatzung kamen fünf bei dem Absturz ums Leben. Unter ihnen war der Lieutenant Fred L. Staub.
Der damals 27jährige Staub wurde in Union Township/USA geboren und war Absolvent der Decatur Catholic High
School. Im Oktober 1941 trat er in die US Air Force ein und wurde u.a. in Topeka/Kanada ausgebildet. Im März
1944 bekam er seine Abkommandierung nach Europa. Nach einer kurzen Stationierung
in Italien ist Staub nach England versetzt worden, von wo aus er Einsätze über Frankreich
und dem Deutschen Reich flog. Noch drei Tage vor seinem Tod schrieb er seinen Eltern,
Mr. und Mrs. Sylvester A. Staub, dass es ihm gut ginge und alles in Ordnung sei.
Der Neffe von Fred Staub, Tom Staub, hat mit den Überlebenden des Absturzes gesprochen, um mehr über das Schicksal seines Onkels herauszufinden. Ihm ist es zu verdanken, dass die Erinnerung an den Absturz, der sich vor über 60 Jahren ereignete, nicht in
Vergessenheit geraten ist. Von den meisten Fliegern, die in der Umgebung Emdens abgeschossen wurden, ist es nicht mehr nachvollziehbar, was genau sich zugetragen hat. Umso
wertvoller ist der detaillierte Erlebnisbericht des Bombenschützen 2Lt. Everett G. Walker: „ Ich war Bombenschütze in Larsons Crew und an diesem Tag sollten wir „Deputy
Lead“ fliegen, d.h., wir sollten die stellvertretende Führungsmaschine der Formation sein.
Es war unser 18. Einsatz. Wenn man Deputy Lead flog, musste der Bombenzielschütze
Fred Staub
das Bombenzielgerät bedienen, das Ziel ermitteln, anvisieren und bestimmen, wann die
Bomben ausgelöst werden sollten. Wenn die Führungsmaschine getroffen würde und die Formationen verlassen
müsste, hätten wir die Führung übernehmen und dann das Bombenziel anvisieren und bombardieren müssen.
Ein zusätzliches Besatzungsmitglied wurde benötigt, das die Nasenkanzel bemannte und dem Navigator, 2Lt. Charles
D. Wall, assistieren sollte, um den „IP“ zu ermitteln („Initital Point“ – der markante Punkt, der als Ziel ausgewählt
wurde, z.B. eine Fabrik). Diese Person wurde als „Lotsen-Navigator“ bezeichnet. Fred Staub sollte in der Nasen-
kanzel (Kuppel) fliegen. Ich traf ihn frühmorgens bei der Einsatzbesprechung. Ziel war das Mineralölwerk bei
Lützkendorf. Wir diskutierten über den bevorstehenden Einsatz und es kam uns nichts Ungewöhnliches vor, außer
dass das Ziel tief in Deutschland lag.
Das Abheben und der Zusammenschluss mit den anderen Maschinen waren normal. Nach einer Stunde hatte die
Gruppe auf die Führungsmaschine aufgeschlossen, die Formation war gebildet und schwenkte hinter eine andere
Gruppe. Alle Gruppen flogen in Linie, um sich vor feindlichen Jagdflugzeugen zu schützen. Der Flug war normal
bis kurz vor dem „Initial Point“, dem Beginn des Bombardements. Leichte Flak schoss, beschädigte aber kein
Flugzeug. Ein paar Minuten später fiel unser Motor Nr. 1 aus (lt. des Co-Piloten Ralph McGuire 30 Minuten vor
Erreichen des Ziels). Der Zug auf der linken Seite war so stark, dass unser Pilot nicht mehr in der Lage war, die
Position zu halten und scherte an die Seite der Formation aus. Alle Versuche, den Propeller unter Kontrolle zu
bringen oder ihn in Segelstellung zu bringen, schlugen fehl. Der Pilot befahl mir, die Bomben (8000 Pfund) abzuwerfen, um das Gewicht zu verringern. Ich merkte, dass die Bomben in freies Feld fielen, ohne Schaden anzurichten. Leutnant Larson funkte den „Lincoln leader“ (Führer der Formation) an und teilte ihm mit, dass es nicht möglich sei, die Mission fortzuführen. Er bat um Jäger-Unterstützung, um sicher zurück nach England zu fliegen. Dann
eskortierten uns zwei P-47 „Thunderbolts“.
Der Propeller (des ausgefallenen Motors) drehte sich im Luftzug mit mehreren tausend Umdrehungen pro Minute
weiter. Dies führte dazu, dass die Maschine stark zur linken Seite gezogen wurde. Die Motorverkleidung hinter dem
Propeller wurde glühend heiß und ließ die Motorverkleidung schmelzen. Das war einmal bei einem anderen Flugzeug geschehen und der Propeller brach ab und durchschnitt den Flugzeugrumpf. Zu diesem Zeitpunkt fuhr unser
Pilot die Landeräder aus und hoffte, die Räder würden den Propeller abwehren, wenn er abbrach. Als nächstes
begann der Propeller zu blubbern, schnitt die Vorderseite der Motorverkleidung in einer Tiefe von 20cm auf und fiel
dann unter den Flügel und verschwand. Seit dem Verlassen der Formation ist der Pilot mit dem Flugzeug abgestiegen, um die Geschwindigkeit und die Kontrolle des Flugzeuges aufrecht zu erhalten. Später erfuhr ich, dass das
starke Vibrieren den kaputten Motor löste, er herab fiel und in einem Winkel zur Tragfläche hing. Dadurch zog die
Maschine noch stärker auf der linken Seite.
Später, während des Tieferfliegens, gerieten wir beim Überqueren des Ruhrtals in den Wirkungsbereich von sehr
akkuratem 88mm Flakfeuer. Die Deutschen schossen Sperrfeuer und zerstörten so unsere Sauerstoffversorgung
und die innere Sprechanlage der Maschine. In immer weiter absinkender Höhe ging es über die Niederlande. Genaues Navigieren in geringer Höhe war kaum möglich und der Wind blies stärker von links als wir dachten. Wir
mussten Benzin vom linken in den rechten Flügel bekommen, an dem weiterhin zwei intakte Motoren liefen. Das
würde auch das Gewicht des linken Flügels reduzieren. S/Sgt. Walter Rolfe, unser Mechaniker, bediente eines
unserer Seiten-Mgs und ging in den Pilotenraum. Er berichtete, dass der erste Motor in einem Winkel zur Tragfläche
hing. Das führte zu noch mehr Zug auf der linken Seite und dazu, dass die Kontrolle über das Flugzeug immer
geringer wurde. Später erzählte er mir, dass die Windschutzscheibe zertrümmert war und Larson, unser Pilot, von
Glassplittern im Gesicht getroffen wurde. Der Mg-Schütze des „Top-Turrets“, des oberen Geschützturms, S/Sgt.
James A. Butsch, hatte einen direkten Treffer von 20mm-Geschossen in den Kopf bekommen und fiel auf das
Flugdeck unter seine Kanzel.
Ich wusste, wir mussten uns der Küste nähern und ich machte auch bald Wasser in ein Uhr aus. Als dem Wasser
näher kamen, hörte ich Explosionen und merkte, dass Granaten das Flugzeug trafen (lt. Ralph McGuire dachte die
Besatzung über Amsterdam zu sein, statt über Emden) In 2000 Fuß Höhe und in der Mitte des Hafens begann der
Beschuss. Ich verstand nicht, wieso keine der Granaten in die Flugzeugnase einschlugen.
Dann aber sah ich Benzin in die Nasenkuppel tröpfeln. Sofort öffnete ich die Tür der
Nasenkanzel und zog Fred von hinten (rücklinks) heraus. Er konnte die Kanzel nicht von
vorne (also mit dem Gesicht zuerst) verlassen. Unsere Fallschirme waren handlich und wir
halfen uns gegenseitig, die Brustpakete umzuschnallen. Jetzt hatte sich das Benzin entzündet und ich zog die Hebel, um die Tür vom Nasenrad – unserer Rettungsluke - zu öffnen.
Als ich die Luke öffnete, konnte ich ein Besatzungsmitglied sehen, dessen Fallschirm
schon geöffnet hatte. Später erfuhr ich, dass dies der Mechaniker war. Fred und Lt. Wall,
der Navigator, waren direkt hinter mir und ich guckte herunter um zu sehen, ob wir genug
Höhe hatten. Es sah nicht sehr hoch aus, aber es gab keine Wahl, also sprang ich kopfüber
raus. Als ich hoch sah, brannte das Flugzeug lichterloh, es schien so, als würde irgendwas
aus dem Flugzeug fallen. Ich dachte, es musste Fred oder Wall sein. Später stellte sich
heraus, dass es wohl ein Stück vom Flugzeug gewesen war.
Ich fühlte nicht, wie sich mein Fallschirm öffnete und schlug - mit den Füßen zuerst - hart
Fred Staub
auf das Wasser auf und sank tief ein. Ich strampelte, um an die Oberfläche zu kommen und
erinnerte mich schließlich daran, meine Rettungsweste aufzublasen. Das brachte mich ruckartig an die Oberfläche.
Ich hatte mich in den Fallschirmleinen verheddert, als ich gekämpft habe, an die Oberfläche zu kommen und ich
brauchte einige Minuten, um mich zu befreien. Dann klinkte ich das Fallschirmgeschirr aus und ließ Luft in die
andere Kammer meiner Rettungsweste. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig erschöpft, wollte aber sehen,
wo ich mich befand. Ich konnte sehen, dass ich in einer großen Wasserfläche schwamm und vielleicht konnte ich die
Spitzen von hohen Gebäuden sehen, wenn ich mit dem Seegang hochschwabbte. Ich hatte etwas Salzwasser geschluckt und musste treten, um meinen Kopf über Wasser zu halten. Nach einigen Minuten sah ich eine Boje, die
offensichtlich einen Kanal markierte. Ich begann auf die Boje zu zuschwimmen in der Hoffnung, dass ich mich
daran irgendwie festklinken konnte. Ich ermüdete sehr schnell und merkte, dass eine Strömung mich von der Boje
wegzog. Also gab ich den Versuch auf. Vielleicht fühlte ich, dass ich nicht mehr länger konnte und dachte ans
Aufgeben. Plötzlich sah ich ein kleines Fischerboot, das etwa 180 Meter entfernt von mir schwamm. Ein Mann
guckte in eine andere Richtung als in der ich mich befand und ich versuchte zu schreien, aber ich war nicht laut
genug. Dann erinnerte ich mich an die Pfeife, die im Knopfloch meines Kragens befestigt war. Ich nahm sie in den
Mund, blies so hart ich konnte und sah, wie sich der Mann in meine Richtung drehte. Ich spritzte Wasser in die Luft
und das Boot wendete in meine Richtung. In wenigen Minuten holten sie mich an Bord. Ich zeigte in die Richtung,
in der das Flugzeug abgestürzt war, aber sie schüttelten ihre Köpfe und brachten mich schließlich an einen Pier, wo
ein deutscher Soldat auf mich wartete. In ein paar Stunden wurde ich nach Emden in ein Gefängnis gebracht. Ich saß
mit meinem Kopf in den Händen vergraben und wusste nicht, ob irgendein anderer noch überlebt hatte. Während
der nächsten Stunde kam ein Überlebender nach dem anderen herein.
Ralph McGuire, der Co-Pilot, erzählte uns, dass dem Mg-Schütze des „top turrets“ (oberer Geschützturm) in den
Kopf geschossen worden war und er auf dem Flugdeck lag. Nachdem das Flugzeug aufgeschlagen war und zu
sinken begann, versuchte Ralph durch das „top hatch“ (obere Luke) zu entkommen und der Funker schien an irgendetwas fest zuhängen. Ralph hatte sich während des Absturzes an der Hüfte verletzt und konnte knapp entkommen.
Als er an die Oberfläche kam, sah er Larry Larson, den Piloten, mehrere Meter entfernt zappeln. Ralph versuchte ihn
zu erreichen, schaffte es aber nicht bevor er sank und nicht wieder auftauchte. Als das Flugzeug auf das Wasser
schlidderte, wurde Lt. Larson vom Flugdeck geschleudert. Seine Arme
schienen gebrochen, so dass er seine Rettungsweste nicht aufblasen
konnte. Wir hofften, Fred und Wall oder vielleicht einen anderen Überlebenden zu sehen, aber erfuhren, dass wir die einzigen waren“ (Interview Walker und MACR 7229).
Fred Staub, Charles D. Wall, James A. Butsch und der Funker S/Sgt.
Cecil A. Gilbert starben im Wrack des Bombers, das in Stücke zerschellte. James A. Butsch ist auf dem amerikanischen Militärfriedhof
Margraten (Niederlande) bestattet. Die Namen Charles D. Wall und
Fred Staub sind auf den Vermisstentafeln verzeichnet. Die anderen
Ein Teil der Besatzung auf dem Fliegerhorst in
Opfer sind nach dem Krieg in die USA überführt worden.
Die Besatzungsmitglieder, die mit dem Fallschirm absprangen, lande- England
ten alle in der Ems: Der Heckschütze S/Sgt. John D. Dedrickson in Höhe von Borssum, Kugelturmschütze S/Sgt.
Hamilton in Höhe von Widdelswehr, der linke Rumpfschütze Sgt. Austin R. Hall, jr. in Höhe der Petkumer Münte
und Mechaniker Rolfe südlich des Emder Hafens. Ich landete in der Ems in Höhe des Wybelsumer Polders. Wir alle
überlebten.
Im Zolltagebuch steht dazu: „ Auf der Ems werden mehrere Dampfer von Tieffliegern mit Bordwaffen beschossen.
Geringe Schäden. Ein amerikanischer Bomber wird dabei abgeschossen. 7 Mann der Besatzung sind tot, einer wird
durch die Besatzung des Loggers „Dortmund“ geborgen u. gefangen genommen und später an AK Emden abgeliefert. Ein weiterer wird durch die GASt Termunten gefangen genommen und zwei durch die Batterie Knock. Durch
den Logger werden von dem Flugzeug geborgen: 1 Gummischlauchboot, eine Zeltbahn, ein Rucksack, eine Tasche
mit Signalgerät und 8 Patronen, 10 Trinkwasserbehälter, 1 Handluftpumpe und 2 eiserne Behälter. Die Sachen
werden an Fliegerhorst Wittmundhafen abgeliefert“ (Deke, S. 39).
Ungedruckte Quellen:
Bundesarchiv Koblenz: Akte All Prov. 7/165-171 (Lagerungssignatur der Mikrofilme: FC 6259 P - FC 6265 P).
Dossier über die B-17G (43-38459), Jos Stok, Appingedam.
Gräberverzeichnis des Garnisonsfriedhofes Wittmund, erstellt von Jan Hey (1997).
Interview Everett G. Walker
Kriegstagebuch des Kommandanten im Abschnitt Emdens, 6. Marine-Flak-Reg., Flakgruko, Fragment vom
31.12.1944.
Logbuch der Marine-Flak-Batterie Nansum, Zeitraum vom 6.10.1944 – 28.04.1945, Gemeindearchiv Delfzijl.
Ortschronik Wiesens, o.J.
Schreiben vom Ministry of Defence – Air Historical Branch, Referenznummer D/AHB (RAF)/8/4 (1999).
Schreiben vom Ministry of Defence – Air Historical Branch, Referenznummer: D/AHB (RAF)/8/4 (2001).
Verlustbericht aus dem National Archive Washington: Missing Air Crew Report 11358.
Verlustbericht aus dem National Archive Washington: Missing Air Crew Report 13392 (359. Fighter Group).
Verlustbericht aus dem National Archive Washington: Missing Air Crew Report 7229.
Gedruckte Quellen und Literatur:
Deke, Manfred/ Henninger, Wolfgang: Kriegstagebuch des Vorstehers des Hauptzollamts Emden.
Haddinga, Johann: Kriegsalltag in Ostfriesland. 1939-1945, Norden 1995.
Jansen, Ab. A.: Sporen aan de hemel. Kroniek van een luchtoorlog 1943-1945. De strijd van de Amerikaansluchtmacht
tegen de Duitse Luftwaffe boven Nederland, Bd. 2, Baarn 1980.
Janßen, Dietrich: Flak um Emden, Chronik der Marine-Flak-Abteilung 236, Emden 2001.
Langour, Fritz: Tag der Rache – der Borkumprozess, in: Von Hitler zu Adenauer. Deutsche Geschichte von 19451949, Hamburg 1976, S. 246-249.
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