Schilddrüsenkongress in Heidelberg

Werbung
PRESSEMITTEILUNG
Schilddrüsenkongress in Heidelberg
Experten einig: Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen
individuell an Patienten ausrichten
Heidelberg, 8. Oktober 2015 - Vom 08. bis 10. Oktober 2015 fand in Heidelberg das
22. Henning-Symposium
statt
–
mit
dem
Tagungsthema
„Personalisierte
Schilddrüsenmedizin“. Denn der einzelne Patient solle, so die Kongresspräsidentin Prof. Dr.
Dr. med. Dagmar Führer, ausschlaggebend für Therapieentscheidungen sein. Um die
individuelle Schilddrüsenfunktion besser bestimmen zu können, forderte sie anlässlich der
Auftakt-Pressekonferenz (1) präzisere und verlässlichere Untersuchungsmethoden. Sie
berichtete zudem über neue Erkenntnisse zur Schilddrüsenhormonwirkung und zu
Schilddrüsenhormontransportern,
die
einen
Paradigmenwechsel
in
der
Grundlagenforschung einläuten. Außerdem im Mittelpunkt der Veranstaltung: Die
risikoangepasste Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms, das weltweit immer häufiger
auftritt. Des Weiteren wurde diskutiert, wie sich Schilddrüsenstörungen während der
Schwangerschaft und Kindheit auf die Entwicklung auswirken können und was bei deren
Behandlung zu beachten ist. Dieser bundesweit größte Schilddrüsenkongress wurde von
der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in
Zusammenarbeit mit weiteren Fachgesellschaften und Sanofi in Deutschland ausgerichtet.
Komplexe Hormonwirkung – was genau bedeutet schilddrüsengesund?
„Wie ist die gesunde Schilddrüsenfunktion definiert?“ Mit dieser nur scheinbar leicht zu
beantwortenden Frage beschäftigte sich die Kongresspräsidentin Führer. „Ob die Schilddrüse
normal oder krankhaft arbeitet, lässt sich im Einzelfall nicht nur anhand der Konzentration von TSH1
im Blut beantworten“, sagte die Direktorin der Klinik für Endokrinologie und
Stoffwechselerkrankungen des Universitätsklinikums Essen. Nicht selten klagten Patienten trotz
„normaler“ Laborbefunde über eine beeinträchtigte Leistungsfähigkeit oder eine verminderte
Lebensqualität. Hier seien dringend neue Forschungskonzepte und -ansätze nötig, um die
individuelle Schilddrüsengesundheit genauer zu verstehen und beschreiben zu können. Ein Ziel,
das auch im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms Thyroid Trans Act, www.thyroidtransact.de,
verfolgt wird (2). „Als Meilenstein der Forschung sind in diesem Zusammenhang neu entdeckte
Transporterproteine wie der Monocarboxylattransporter 8 (MCT8) zu nennen. Er transportiert
Schilddrüsenhormone aktiv in die Zelle. Zuvor war man davon ausgegangen, dass die Hormone
lediglich passiv die Zellmembran passieren“, erklärte die Wissenschaftlerin. Mutationen im MCT8Gen und damit eine veränderte Transporterfunktion führten zu schweren Entwicklungsstörungen
des Nervensystems – unabhängig von dem Hormonspiegel im Blut (3). „Die etwa zeitgleich
entdeckten Thyronamine (4) haben die Grundlagenforschung ebenfalls revolutioniert. Es handelt
1
T = Thyroidea = Schilddrüse, S = stimulierendes, H = Hormon; die TSH-Konzentration im Blut hilft dabei zu
beurteilen, ob die Schilddrüse gesund ist oder nicht
Vice President Communications Germany, Switzerland, Austria: Miriam Henn
Tel.: +49 (69) 305 5085 . Fax; +49 (69) 305 84418
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH - Industriepark Höchst
Gebäude K 703 – D-65926 Frankfurt am Main
www.sanofi.de
1/4
sich hierbei um biologisch aktive Schilddrüsenhormonabkömmlinge, die gegensätzlich zu den
Schilddrüsenhormonen T4 und T3 zu wirken scheinen“, referierte Führer weiter. Sie würden auch
als „kalte“ Schilddrüsenhormone versus den klassischen „heißen“ beschrieben. Die Wirkung der
verschiedenen Schilddrüsenhormone wird zudem auf Organebene, also z.B. im Herz, der Leber
oder im Gehirn und auch in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht unterschiedlich reguliert. Ein
besseres Verständnis der komplexen Schilddrüsenhormonwirkung könne, so die Spezialistin für
Endokrinologie, auf längere Sicht eine individuellere und stärker auf den Patienten zugeschnittene
Behandlung ermöglichen.
Schilddrüsenkarzinome immer häufiger – individuellere Therapie erforderlich
Auch Prof. Dr. med. Markus Luster sprach sich in seinem Vortrag zum Schilddrüsenkarzinom für
eine individuellere Therapie aus. Das Karzinom habe zwar eine exzellente Prognose und sei in
Deutschland vergleichsweise selten. Jedoch sei auffällig, dass es unter den Tumoren weltweit die
höchste Neuerkrankungsrate aufweise. „Die aktuellen Daten lassen aufhorchen, insbesondere bei
der weiblichen Bevölkerung. Mittlerweile liegt das Schilddrüsenkarzinom in den USA auf Platz 5 der
häufigsten Krebsarten bei Frauen. Und sogar auf Platz 2, wenn wir nur diejenigen unter 40 Jahren
betrachten (5). Dies ist nur teilweise der verbesserten Diagnostik geschuldet“, so der Direktor der
Klinik für Nuklearmedizin der Universitätsklinik Marburg. In erster Linie für den Anstieg
verantwortlich seien papilläre Schilddrüsenkarzinome, die fingerförmig verästelte Strukturen bilden.
„Sie haben glücklicherweise die beste Prognose aller bösartigen Veränderungen des
Schmetterlingsorgans. Umso wichtiger ist es aber, risikoadaptiert, auf den einzelnen Patienten
zugeschnitten zu behandeln.“ Statt direkt zu operieren, könne bei kleineren Tumoren
möglicherweise auch eine kontinuierliche Überwachung in Betracht gezogen werden. Erfahrungen
dazu gäbe es bislang aber nur aus Japan, betonte Luster. Er ging auch auf die konventionelle
Radiojodtherapie ein: „Eine schonendere Therapie mit niedrig dosiertem Radiojod statt der
Standarddosis kann in den meisten Fällen ebenso wirksam sein, jedoch die Strahlenbelastung der
anderen Gewebe vermindern.“ Entscheidend sei eine dynamische Risikoabschätzung (6) mit
entsprechender Therapieanpassung, um weder zu viel noch zu wenig zu behandeln, erklärte Luster
weiter. Denn kaum ein Tumor werde sich im Laufe seiner Entwicklung dauerhaft biologisch
identisch verhalten.
Schilddrüse und Schwangerschaft: Generelle TSH-Bestimmung empfohlen
Nicht nur Karzinome, sondern auch andere Erkrankungen der Schilddrüse sind bei Frauen häufiger
als bei Männern. „Dies ist insbesondere relevant bei unerfülltem Kinderwunsch sowie
Komplikationen während der Schwangerschaft und der Entwicklung des Kindes“, erklärte
Privatdozent Dr. med Onno E. Janßen. Es sei daher essentiell, mögliche Über- oder
Unterfunktionen schon vor der Empfängnis zu erkennen und adäquat zu behandeln. Die European
Thyroid Association (ETA) habe sich deshalb in einer Leitlinie aus dem Jahr 2014 (7) als erste
Fachgesellschaft für eine generelle Bestimmung des TSH-Wertes bei allen Frauen mit
Kinderwunsch und in der Frühschwangerschaft ausgesprochen. „In dieser Zeit sollte ein TSHZielwert von 0 - 2,5 mU/L bei normalen Werten für die freien, ungebundenen Schilddrüsenhormone
(fT4 und fT3) angestrebt werden, da eine Unterfunktion der Schilddrüse mit negativen Effekten wie
einer beeinträchtigten kognitiven Entwicklung des Kindes assoziiert ist. Im Zweifelsfall ist es daher
durchaus empfehlenswert, ein Schilddrüsenhormon-Präparat einzunehmen, da die Therapie nicht
schadet“, sagte der Experte vom Endokrinologikum Hamburg. Ebenfalls wichtig für die geistige
Entwicklung: Eine ausreichende Jodsupplementation bei Schwangeren mit 150 bis 200
Mikrogramm Jodid pro Tag. Denn in Deutschland herrsche weiterhin ein milder Jodmangel, von
dem insbesondere junge Frauen zwischen 18 und 29 Jahren betroffen seien (8). „Weder bei der
Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis noch bei anderen Erkrankungen der Schilddrüse
sollten Frauen darauf verzichten. Einzige Ausnahme ist die manifeste Schilddrüsenüberfunktion der
Mutter“, schloss Janßen.
2/4
Schilddrüsenstörungen während der Kindheit und Jugend
Auch für die weitere Entwicklung während der Kindheit und Jugend sind ausreichend
Schilddrüsenhormone von essentieller Bedeutung. „Andernfalls ist weder eine regelrechte
körperliche noch geistige Reifung möglich“, erklärte Prof. Dr. med. Heiko Krude. Als Beispiele führte
der Leiter des Instituts für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie der Charité Berlin die
angeborene Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder den extremen Fall der Athyreose an,
wenn Kinder ohne Schilddrüse zur Welt kommen. Früher litten Betroffene durch den
Hormonmangel häufig unter bleibenden, schweren geistigen Behinderungen und körperlichen
Missbildungen (Krankheitsbild des Kretinismus). Seit in den 1980iger Jahren für Neugeborene TSHFrüherkennungsuntersuchungen eingeführt wurden, könnten sie sich jedoch völlig normal
entwickeln, wenn Ärzte rechtzeitig innerhalb von 14 Tagen nach der Geburt mit einem
Schilddrüsenhormon-Präparat behandeln. „Während der weiteren Reifung, im Rahmen der Kinderund Jugendvorsorgeuntersuchungen, sollten Ärzte ein besonderes Augenmerk auf die
autoimmunen Erkrankungen wie Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis legen. Sie können
die Entwicklung von Jugendlichen ganz erheblich beeinträchtigen, insbesondere das
Längenwachstum“, empfahl Krude. Außerdem seien bei Kindern wie Jugendlichen besonders die
altersspezifischen Labornormalwerte der Schilddrüsenhormone und des TSH zu beachten. Anhand
dieser Wertebereiche kann der Arzt beurteilen, ob die Blutwerte normal sind und die Schilddrüse
gesund ist.
22. Henning Symposium in Heidelberg
Seit 1973 ist das Henning-Symposium alle zwei Jahre eine feste Anlaufstelle für die auf die
Schilddrüsentherapie spezialisierten Ärzte wie Internisten mit dem Schwerpunkt Endokrinologie,
Nuklearmediziner und Chirurgen. Rund 630 Teilnehmer nutzten das wissenschaftliche Angebot der
diesjährigen Tagung, die bereits zum 22. Mal stattfand. Neben der Sektion Schilddrüse der DGE
und Sanofi zählten die Arbeitsgemeinschaft Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für
Nuklearmedizin, die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Endokrinologie der Deutschen Gesellschaft
für Allgemein- und Viszeralchirurgie und die Sektion Angewandte Endokrinologie der DGE zu den
Veranstaltern.
Quellen:
1.) Pressekonferenz im Rahmen des 22. Henning Symposiums „Schilddrüse 2015“ in Heidelberg,
8. Oktober 2015
2.) D. Führer, K. Brix, H. Biebermann. Schilddrüsenhormonwirkung – jenseits klassischer Konzepte. Das
Schwerpunktprogramm
„THYROID
TRANS
ACT“(SPP
1629)
der
Deutschen
Forschungsgemeinschaft. Dtsch Med Wochenschr 2014; 1390: 492–496
3.) Friesema EC, Grueters A, Biebermann H et al. Association between mutations in a thyroid hormone
transporter and severe X-linked psychomotor retardation. Lancet 2004; 364: 1435–1437
4.) Scanlan TS, Suchland KL, Hart ME et al. 3-Iodothyronamine is an endogenous and rapid-acting
derivative of thyroid hormone. Nat Med 2004; 10: 638–642
5.) Siegel RL, Miller KD, Jemal A. Cancer statistics, 2015. CA Cancer J Clin. 2015 Jan-Feb;65(1):5-29.
doi: 10.3322/caac.21254. Epub 2015 Jan 5.
6.) Perros P, Boelaert K, Colley S et al. Guidelines for the management of thyroid cancer. Clin
Endocrinol (Oxf). 2014 Jul;81 Suppl 1:1-122. doi: 10.1111/cen.12515.
7.) Lazarus J, Brown RS, Daumerie C et al. 2014 European Thyroid Association Guidelines for the
Management of Subclinical Hypothyroidism in Pregnancy and in Children. Eur Thyroid J 2014;3:76-94
8.) Johner SA et al. (2015): Examination of iodine status in the German population: an example for
methodological pitfalls of the current approach of iodine status assessment Eur J Nutr, DOI
10.1007/s00394-015-0941-y
3/4
Über die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Sanofi-Gruppe, eines weltweit
führenden Gesundheitsunternehmens, das therapeutische Lösungen erforscht, entwickelt und
vermarktet, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Patienten. Sanofi setzt seine Schwerpunkte auf
Lösungen bei Diabetes, auf Impfstoffe, innovative Medikamente, frei verkäufliche
Gesundheitsprodukte, Schwellenmärkte, Tiergesundheit und Genzyme. Sanofi ist an den Börsen
von Paris (EURONEXT: SAN) und New York (NYSE: SNY) notiert.
Zukunftsgerichtete Aussagen:
Diese Pressemitteilung enthält zukunftsgerichtete Aussagen (forward-looking statements) wie im U.S. Private Securities
Litigation Reform Act aus dem Jahr 1995 definiert. Zukunftsgerichtete Aussagen sind keine historischen Tatsachen. Sie
enthalten finanzielle Prognosen und Schätzungen und deren zugrunde gelegte Annahmen, Aussagen im Hinblick auf
Pläne, Ziele, Absichten und Erwartungen mit Blick auf zukünftige Ereignisse, Geschäfte, Produkte und Dienstleistungen
sowie Aussagen mit Blick auf zukünftige Leistungen. Zukunftsgerichtete Aussagen sind grundsätzlich gekennzeichnet
durch die Worte „erwartet“, „geht davon aus“, „glaubt“, „beabsichtigt“, „schätzt“ und ähnliche Ausdrücke. Obwohl die
Geschäftsleitung von Sanofi glaubt, dass die Erwartungen, die sich in solchen zukunftsgerichteten Aussagen widerspiegeln, vernünftig sind, sollten Investoren gewarnt sein, dass zukunftsgerichtete Informationen und Aussagen einer
Vielzahl von Risiken und Unsicherheiten unterworfen sind, von denen viele schwierig vorauszusagen sind und grundsätzlich außerhalb des Einflussbereiches von Sanofi liegen und dazu führen können, dass die tatsächlich erzielten
Ergebnisse und Entwicklungen erheblich von denen abweichen, die in den zukunftsgerichteten Information und Aussagen
ausdrücklich oder indirekt enthalten sind oder in diesen prognostiziert werden. Zu diesen Risiken und Unsicherheiten
zählen unter anderem die inhärenten Unsicherheiten der Forschung und Entwicklung, der zukünftigen klinischen Daten
und Analysen einschließlich Postmarketing, Entscheidungen durch Zulassungsbehörden wie die FDA oder die EMA, ob
und wann ein Medikament, ein Medizingeräte oder eine biologische Anwendung die Zulassung erhält, die für ein solches
Entwicklungsprodukt beantragt wird, ebenso wie deren Entscheidungen hinsichtlich der Kennzeichnung und anderer
Aspekte, die die Verfügbarkeit oder das kommerzielle Potenzial solcher Produkte beeinträchtigen könnte, der Umstand,
dass der kommerzielle Erfolg eines zugelassenen Produkts nicht garantiert werden kann, die zukünftige Zulassung und
der kommerzielle Erfolg therapeutischer Alternativen genau wie die in den an die SEC und AMF übermittelten Veröffentlichungen von Sanofi angegebenen oder erörterten Risiken und Unsicherheiten, einschließlich der in den Abschnitten
„Zukunftsorientierte Aussagen“ und „Risikofaktoren“ in Formular 20-F des Konzernabschlusses von Sanofi für das zum
Geschäftsjahr mit Ende zum 31. Dezember 2014 angegebenen Risiken und Unsicherheiten. Soweit nicht gesetzlich
vorgeschrieben, übernimmt Sanofi keine Verpflichtung, zukunftsgerichtete Informationen und Aussagen zu aktualisieren
oder zu ergänzen.
Kontakt: Brigitte Knopp
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Marketing Classic Schilddrüse
Tel.: 030 - 2572 - 2419
Fax: 069 - 2575 - 2607
E-Mail: [email protected]
044329
4/4
Herunterladen