Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür Wenn uns Stress und Co auf den Magen schlagen Autor: Dr. med. Günter Gerhardt 05.03.2007Wenn mir ein Patient erzählt, dass er immer nach dem Essen schlimme Magenschmerzen bekommt, dann tippe ich sofort auf eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür, wobei diese beiden Krankheiten eng miteinander zusammenhängen. Beide zeichnen sich dadurch aus, dass nach dem Essen ein Druckgefühl im so genannten epigastrischen Winkel vorhanden ist, dies ist der Bereich, zwischen den Rippenbögen, direkt dort, wo das Brustbein endet. Die Schmerzen im Magen-Darmbereich geben nämlich meist ziemlich genau Auskunft darüber, um welche Erkrankung es sich handelt. So sprechen Schmerzen direkt unter dem Brustbein für Sodbrennen. Liegen die Schmerzen tiefer und strahlen gürtelförmig aus, ist die Ursache meistens die Gallenblase. Und bei einem Schmerz im nüchternen Zustand ist es in der Regel der Zwölffingerdarm. Oft haben Patienten aber gerade bei der Magenschleimhautentzündung oder einem Geschwür das Gefühl, essen würde die Schmerzen verbessern. Das ist aber ein Trugschluss, denn dann geht es erst richtig los. Es tut dann je nach Schwere der Erkrankung richtig weh, kann auch Übelkeit und Sodbrennen nach sich ziehen und bessert sich nur dann leicht, wenn man eine Wärmeflasche drauflegt.Der Magen ist eigentlich recht widerstandsfähig gegenüber dem, was man isst. Er besitzt eine robuste Magenschleimhaut, der es nichts ausmacht, dass im Magen täglich zwei Liter Magensäure produziert werden. Magensäure enthält ätzende Salzsäure mit einem pH-Wert von 2. Wir brauchen dieses Milieu im Magen, damit Krankheitserreger, die wir hinunterschlucken, abgetötet werden und unserem Körper nicht schaden können. Trotzdem sind einige Faktoren dazu in der Lage, in der Magenschleimhaut Reizungen und Entzündungen hervorzurufen. Das ist dann eine Magenschleimhautentzündung (medizinisch: Gastritis). Hält sie länger an, wird die Magenschleimhaut stärker angegriffen und es kann zu einem Geschwür kommen. Das ist dann sozusagen eine blutende Entzündung, was zu Bluterbrechen und zu schwarzem Stuhl (verdautes Blut wird schwarz) führen kann. Lässt man sich jetzt immer noch nicht behandeln, kann das Geschwür die Magenwand durchbrechen. Das ist richtig gefährlich, denn dann gelangt Mageninhalt in die Bauchhöhle und löst dort möglicherweise eine schwer behandelbare Bauchfellentzündung aus.Wie aber kann es sein, dass der eigentlich so robuste Magen gereizt wird? Die häufigste Ursache ist ein kleines Magenbakterium, das den Namen Helicobacter pylori trägt. Dieses Bakterium lebt in der Magenschleimhaut, wo es den sauren Magensäften nicht so stark ausgesetzt ist, und produziert dort schädliche Enzyme, welche die Schleimhaut angreifen. Die Hälfte der Weltbevölkerung muss übrigens mit diesem Bakterium leben, und fast immer führt ein solcher Befall zu einer Magenschleimhautentzündung. Diese kann stark schmerzen, sie kann aber auch jahrelang nur ein leichtes Unwohlsein verursachen. Wenn man aber nichts dagegen macht, bildet sich unter Umständen ein Magengeschwür. Um sicher zu sein, dass das Magenbakterium tatsächlich der Übeltäter ist und um zu erfahren, welche Schäden es schon angerichtet hat, wird eine Magenspiegelung gemacht. Dabei entnimmt der Arzt auch eine kleine Gewebeprobe. Mit ihr kann er schnell erkennen, ob das Magenbakterium vorhanden ist. In dem Fall verschreibt er meistens 2 verschiedene Antibiotika in Kombination mit einem Säureblocker. Die Tabletten werden eine Woche lang eingenommen. Damit wird das Bakterium ausgerottet und die entzündeten Stellen können heilen.Eine andere häufige Ursache ist die zu starke Produktion von Magensäure. Ursache hierfür ist oft Stress. Dies kann psychischer Stress sein, wenn man zum Beispiel in einer unklaren Liebesbeziehung lebt und nicht weiß, ob die Partnerin oder der Partner seine Liebe wirklich erwidert. Oder es kann auch körperlicher Stress sein. So neigen Menschen dazu, die auf der Intensivstation mit schweren Verletzungen liegen, automatisch auch noch eine Magenschleimhautentzündung zu bekommen. Warum? - Das ist noch gar nicht so richtig geklärt. Die einen vermuten den Grund darin, dass bei Stress der Magen schlechter durchblutet wird und damit die Schutz- und Erneuerungsfähigkeit der Magenschleimhaut geschädigt wird. Andere vermuten, dass Patienten auf der Intensivstation auch oft durch Infusionen ernährt werden. Dadurch ist der Magen "arbeitslos", er übersäuert und verursacht Probleme. Deswegen bekommen alle Patienten auf der Intensivstation vorsorglich Magenpräparate (z. B. Protonenpumpenhemmer). Diese Übersäuerung des Magens hat übrigens nichts mit der Übersäuerung des Körpers zu tun, von der ich auch immer wieder spreche. Letztere bedeutet, dass durch zuviel und zu ungesundes Essen das Blut sauer wird, was vor allem Schäden in Knochengerüst und Bindegewebe hervorruft. Deshalb sollten Sie zwischendurch immer mal wieder eine Kur mit einem mineralischen Entsäuerungsmittel machen, das sich aber erst im Dünndarm auflöst (z. B. Bicanorm), denn die Magensäure brauchen wir ja auch.Eine letzte häufige Form der Magenschleimhautentzündung ist die erosive Gastritis. Sie wird insbesondere durch den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) und andere Entzündungshemmer wie Kortison sowie durch Alkoholmissbrauch und Rauchen ausgelöst. Auch hier besteht die Ursache darin, dass die so genannte Schleimhautbarriere des Magens zusammenbricht. Wenn Sie also regelmäßig immer wieder hohe Dosierungen eines freiverkäuflichen Schmerzmittels gegen etwa Kopf- oder Gelenkschmerzen nehmen, kann es sein, dass Ihnen diese auf den Magen schlagen. Hier muss natürlich zuallererst das Medikament gemieden werden, das die Beschwerden verursacht.Unabhängig von der Art der Magenschleimhautentzündung besteht die weitere Behandlung darin, die Magensäure zu neutralisieren und die Magensäureproduktion zu verringern. Bei leichten Beschwerden genügt oft die Einnahme von Antazida, die die Magensäure neutralisieren. Protonenpumpenhemmer sind die neueren Mittel, sie verringern die Säureproduktion. Wenn infolge der Magenschleimhautentzündung schon ein Geschwür mit einem Magendurchbruch erfolgt ist, wird eine Notoperation durchgeführt.Magenspiegelung: Wann ist sie angeraten?Wenn Sie mit akuten Magenbeschwerden zum Arzt gehen, macht er in der Regel erst einmal eine "Blindtherapie". Das heißt, er kombiniert aufgrund Ihrer Krankheitsanzeichen, dass Sie eine Magenschleimhautentzündung haben, und verschreibt Ihnen in den meisten Fällen einen Protonenpumpenhemmer. Wenn die Therapie allerdings nach zwei Wochen nicht anschlägt, wird er Sie zu einer Magenspiegelung (Gastroskopie) bestellen.Weiterhin sollten alle Magenbeschwerden, die über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, ärztlich abgeklärt werden. Hier lässt sich eine sichere Diagnose hauptsächlich mit Hilfe einer Magenspiegelung stellen.Der dritte Grund für eine Magenspiegelung ist ein zuvor festgestelltes Magengeschwür. Hier muss eine Kontrolle nach vier bis sechs Wochen erfolgen, unabhängig davon, ob Sie noch Beschwerden haben oder nicht.Auch wenn jemand aus Ihrer Familie an einem Magenkrebs verstorben ist, heißt das für Sie, dass Sie sich ab 45 regelmäßig einer Magenspiegelung unterziehen sollten.Der große Vorteil eines Gastroskops: Der Arzt kann ins Innere des Menschen schauen und gleichzeitig eine Gewebeprobe entnehmen. Entdeckt er beispielsweise auf den Schleimhäuten des oberen Verdauungstrakts eine Gewebewucherung, nimmt er noch in der gleichen Sitzung eine Gewebeprobe (Biopsie), die dann auf das Magenbakterium Helicobacter pylori oder auf Krebszellen hin untersucht wird.Möglich ist zudem, auffällige Areale sogleich zu behandeln. Mit winzigen Zangen oder Schlingen lassen sich kleinere Wucherungen direkt entfernen. Mittels eines elektrischen Instruments ist es möglich, beispielsweise Gefäße zu veröden und somit Blutungen zu stoppen.Dank spezieller Beruhigungsmittel und Sprays ist eine Magenspiegelung heute gut auszuhalten, das früher so ungenehme Würgegefühl taucht nur noch abgeschwächt auf.Adressen:Bundesverband Gastroenterologie Deutschland e.V., Olivaer Platz 7, 10707 Berlin, Tel. 030 / 88 72 95 23, Fax 030 / 88 77 47 86, www.gastro-navigator-online.de/, hier finden Sie auf Magenspiegelung spezialisierte Ärzte und Krankenhäuser in Ihrer Nähe.Deutsche Gesundheitshilfe (DGH) e.V. Sektion Magen + Darm, Ansprechperson: Gabriele Krämer, Postfach 94 03 03, 60461 Frankfurt / Main, Telefon: 069 / 789 47 47, Fax: 069 / 78 77 00, tel. Sprechzeiten: Mo-Do 9-12, 14-17, Fr 9-13 Uhr, E-Mail: [email protected], www.gesundheitshilfe.de, hier sind Aufklärungsschriften zum Thema "Gesundheit für Magen und Darm" erhältlich.Bücher:Karin Hofele, "Richtig einkaufen bei Magen-Darm-Beschwerden", Verlag: Trias, 2003, 7,95 EuroAmrei Pfeiffer, "Magen und Darm natürlich behandeln", Verlag: Gräfe & Unzer, 2001, 12,90 Euro