Die Orestie Simon Stone nach Aischylos Uraufführung Sergej Lubic, Eike Weinreich, Henry Meyer Eike Weinreich, Lise Wolle Anja Schweitzer Lise Wolle, M Die Orestie Nur auf den ersten Blick scheint es ein völlig ­abseitiger Einfall zu sein, Mozarts Zauberflöte mit der Orestie des Aischylos und mit der Orestie von Simon Stone vergleichen zu wollen. Der Zusammen­ hang ist in Wirklichkeit eher simpel. Er liegt in den goldenen Worten von Mozarts Sarastro: „In diesen heiligen Hallen kennt man die Rache nicht.“ Auch in den Hallen des Königspalastes von Mykene scheint man von Rache nichts zu ahnen. Aber man betäubt sich. Oder hat heimlich unruhige Träume. Oder man träumt, in totaler Verblendung, sogar einen großen Traum der Menschheit: dass es keinen Rache-Gedanken auf der Welt mehr gäbe. Einen Traum vom ewigen Frieden. Aber tragischerweise träumt man ihn erst nach dem blutigen Verbrechen, das man selber begangen hat. Torsten Bauer Als Agamemnon, der Herrscher von Mykene, seine Frau Klytaimnestra dort einsam zurückließ, um mit Odysseus und zahlreichen anderen griechischen Helden nach Troja aufzubrechen, um einen Frauenraub zu rächen (der trojanische Prinz Paris hatte die schöne Helena, die Gemahlin des Menelaos, entführt), konnte er nicht ahnen, was in seiner Abwesenheit geschehen würde. Aber zehn Jahre sind eine lange Zeit. Konnte Klytaimnestra überhaupt wissen, ob ihr Mann noch lebte? Brauchte sie nicht, allein wegen der Herrschaft in Mykene, einen starken Mann an ihrer Seite? Agamemnons Vetter Aigisthos, der (warum eigentlich?) nicht mit in den Krieg gezogen war, schien sich ihr anzubieten. Agamemnons Schicksal unterliegt einer furchtbaren Ironie: Dass er in den Krieg auszog, um einen Frauenraub durch einen Fremden zu rächen, Moritz Peschke, Anja Schweitzer ermöglicht den Frauenraub im eigenen Haus. Wie sollte er davon ahnen? Andererseits: Wie entsetzt mochten Klytaimnestra und Aigisthos gewesen sein, als der Kriegsheimkehrer plötzlich wieder in Mykene auftauchte? Nach zehn Jahren. Kaum anzunehmen, dass sie kaltblütig waren. Aber ihnen schien keine andere Wahl zu bleiben. Sie mussten ihn sofort umbringen. Und sie taten es. Und dann? Alles wäre wohl gut gewesen, oder: zumindest so geblieben, wie es nun einmal war, wenn es aus der ersten Ehe nicht Kinder gegeben hätte. Gefährliche Altlasten, unberechenbare tickende Zeitbomben, sogar im eigenen Haus: Elektra, Agamemnons Tochter. Konnte Klytaimnestra ihr noch in die Augen sehen? Sergej Lubic, Eike Weinreich Elisabeth Kopp, Lise Wolle Sergej Lubic, Eike Weinreich, Henry Meyer Wurde Elektra im Haus zu einem Leben wie von Aschenputtel verdammt? Verdammte sie sich selbst dazu, im Ekel am Unheil des schändlichen Verbrechens ihrer Mutter? Das ist wahrscheinlicher. Wartete sie nicht wie ein ‚Schläfer’ auf das Wunder? Die Rückkehr ihres verschollenen Bruders Orestes. Wo war Orest? Wer war Orest? War er jemand, der die furchtbare Arbeit eines Mordes auf sich laden würde? Der australische Regisseur Simon Stone inszeniert die Geschichte der Orestie des Aischylos. Aber als ein vollkommen neues Drama, denn alle Dialoge sind von Simon Stone völlig neu geschrieben. Eine Uraufführung also. Aber auch sie kann und will das eine grässliche Wort nicht zum Verstummen bringen: Rache! Tilman Raabke Michael Witte Simon Stone nach Aischylos Die Orestie Uraufführung Mit Elisabeth Kopp, Anja Schweitzer, Lise Wolle / Torsten Bauer, Sergej Lubic, Henry Meyer, Moritz Peschke, Jürgen Sarkiss, Eike Weinreich, Michael Witte Regie Simon Stone Bühne und Kostüme Alice Babidge Mitarbeit Textfassung Brangwen Stone Dramaturgie Tilman Raabke Regieassistenz Bastian Kabuth Bühnenbildassistenz Maria Eberhardt Kostümassistenz Joana Ganser Licht Stefan Meik Ton Heiko Jooß Bühnenmeister Gunther Elsasser Maske Thomas Müller Requisite Hermann Schulz Soufflage Markus Henkel Inspizienz Stephanie Simons Premiere am 01. Februar 2014 im Großen Haus Dauer 1 Stunde 45 Minuten. Keine Pause Theater Oberhausen Spielzeit 13 / 14, Nr. 4 Will-Quadflieg-Platz 1 46045 Oberhausen Telefon 0208/85 78 - 184 Telefax 0208/800 703 [email protected] Intendant Peter Carp Redaktion Tilman Raabke Design Benning, Gluth & Partner, Oberhausen Probenfotos Thomas Aurin Druck Walter Perspektiven www.theater- oberhausen.de Jürgen Sarkiss, Anja Schweitzer