VWL für Juristen - Chair of Financial Economics

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Ziel der VWL
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Banken
VWL für Juristen
I. Allgemeine ökonomische Konzepte
Johannes Tischer
Johannes Gutenberg Universität Mainz
21.4.2012
1 / 44
Ziel der VWL
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Banken
Agenda
1
Ziel der VWL
2
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
3
Geld
Warum existiert Geld
Arten von Geld
4
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
2 / 44
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Banken
Ziel der VWL
”There is no such thing as a free lunch”
=⇒ Ressourcen sind knapp und nichts ist umsonst
Individuen sehen sich bei jeder Entscheidung einem Zielkonflikt (trade-off) gegenüber
=⇒ Nach welchen Kriterien sollen Entscheidungen getroffen
werden?
Kosten-Nutzen Analyse
Beispiel: Entscheidung über Arbeitszeit und Konsum
Streben nach Effizienz: Aus bestehenden knappen Ressourcen
den größtöglichen Nutzen generieren
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
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Das Menschenbild der VWL
Ein Mensch besitzt Präferenzen für alle Güter und Dinge
=⇒ Äpfel sind besser als Bananen sind besser als Wäscheständer
sind...
Diese Präferenzen sind rational
=⇒ Der Mensch kann alle Güter miteinander vergleichen und
seine Wertungen (Präferenzen) widersprechen sich nicht
Die Präferenzen sind konstant
=⇒ Keine situative Wertung, keine Gefühle ...
Die Präferenzen können auch als unterschiedlicher (persönlicher)
Nutzen der Dinge interpretiert werden
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
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Kosten - Nutzen Analyse
Individuen maximieren ihren Nutzen unter der Nebenbedingung einer Budgetrestriktion
Beispiel: Entscheidung über Freizeit und Konsum
sowohl Freizeit als auch Konsum erhöhen den individuellen
Nutzen
aber Budgetbeschränkung: Aufteilen der verfügbaren Zeit
auf Arbeitszeit und Freizeit
Eine wichtige Rolle spielen Opportunitätskosten: worauf muss
man verzichten, um etwas anderes zu erlangen?
im Beispiel: Stundenlohn als Opportunitätskosten für eine
Stunde Freizeit
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
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Untersuchen von Anreizen
Individuen treffen ihre Entscheidungen auf Basis des Vergleichs von Kosten und Nutzen
Verhalten ändert sich, wenn sich Kosten oder Nutzen ändern
=⇒ Menschen reagieren auf Anreize
Beispiele: Subventionen, Regulierung
gerade im Finanzsektor sind Anreize von zentraler Bedeutung
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Warum endet die Entscheidung von Millionen
Haushalten und Unternehmen nicht im Chaos?
auf Basis der individueller Nutzenmaximierung treffen sich
Individuen auf Märkten
Markt = Gruppe potenzieller Käufer und Verkäufer einer
bestimmten Ware
diese Märkte sind gewöhnlich sehr gut bei der Organisation
des Wirtschaftslebens
=⇒ führen zu effizienten Handelsergebnissen
Adam Smith: Die unsichtbare Hand des Marktes
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Die Nachfragekurve
Nachfragekurve zeigt, welche Menge eines Gutes die Menschen bei einem bestimmten Preis kaufen würden, wenn andere Faktoren, die die Kaufentscheidung beeinflussen, konstant sind
Gesetz der Nachfrage:
Bei sonst unveränderten Rahmenbedingungen sinkt die nachgefragte Menge eines Gutes bei steigendem Preis des Gutes
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Determinanten der Nachfragemenge
Preis
Einkommen
Preise verwandter Güter
Vorlieben / Geschmack
Erwartungen
Anzahl der Käufer
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Die Angebotskurve
Angebotskurve zeigt, welche Menge eines Gutes die Produzenten bei einem bestimmten Preis zum Verkauf anbieten
würden, wenn andere Faktoren, die die Angebotsentscheidung beeinflussen, konstant sind
Gesetz des Angebots:
Bei sonst unveränderten Rahmenbedingungen steigt die angebotene Menge eines Gutes bei steigendem Preis des Gutes
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Determinanten der Angebotsmenge
Preis
Input- / Einkaufspreise
Technologie / Fortschritt
Erwartungen
Anzahl der Anbieter
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Zusammenführen von Angebot und Nachfrage
es gibt einen Punkt, wo sich Angebotskurve und Nachfragekurve
schneiden
=⇒ dieser Punkt heißt Marktgleichgewicht
der Preis, bei dem sich die Kurven schneiden heißt
Gleichgewichtspreis
die Menge, bei dem sich die Kurven schneiden heißt
Gleichgewichtsmenge
=⇒ individuelle Entscheidungen von Anbietern und
Nachfragern führen Märkte auf das Marktgleichgewicht!
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Was passiert, wenn Märkte nicht im Gleichgewicht
sind?
zwei Möglichkeiten eines Ungleichgewicht:
1 Angebotsüberschuss
angebotene Menge ist zum herrschenden Preis größer als die
nachgefragte Menge
2
=⇒ Anbieter senken den Preis, bis das Gleichgewicht
erreicht ist
Nachfrageüberschuss
nachgefragte Menge ist zum herrschenden Preis größer als die
angebotene Menge
=⇒ Anbieter erhöhen den Preis, bis das Gleichgewicht
erreicht ist
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Banken
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Wohlfahrtsökonomik
bisher: Wie verteilen Märkte die knappen Ressourcen?
jetzt: Ist das Marktergebnis überhaupt wünschenswert?
=⇒ Wohlfahrtsökonomik = Wie beeinflußt die Allokation
der Ressourcen die wirtschaftliche Wohlfahrt?
drei Konzepte:
1
2
3
Konsumentenrente
Produzentenrente
Gesamtrente
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Wohlfahrtsökonomik
Ist das Marktgleichgewicht überhaupt wünschenswert?
1
Konsumentenrente
Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und Marktpreis
Nutzen der Käufer, die sie durch die Marktteilnahme erlangen
Beachte: Zahlungsbereitschaft der Individuen spiegelt sich in
deren individueller Nachfragekurve wider
⇒ Summe der Konsumentenrenten aller Käufer ist somit die
Fläche unterhalb der Marktnachfragekurve und oberhalb des
Marktpreises
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Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Wohlfahrtsökonomik
Ist das Marktgleichgewicht überhaupt wünschenswert?
1
Produzentenrente
Differenz zwischen Marktpreis und Produktionskosten
Nutzen der Verkäufer aus der Teilnahme am Marktteilnahme
Beachte: Produktionskosten einzelner Anbieter spiegeln sich
in deren individueller Angebotskurve wider
⇒ Summe der Produzentenrenten aller Verkäufer ist somit
die Fläche unterhalb des Marktpreises und oberhalb der
Marktangebotskurve
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Geld
Banken
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Wohlfahrtsökonomik
Ist das Marktgleichgewicht überhaupt wünschenswert?
1
Gesamtrente
Summe aus Konsumentenrente und Produzentenrente
daher gilt:
Gesamtrente = Wertschätzung der Käufer - Kosten der Verkäufer
Nutzen der Käufer und der Verkäufer von ihrer Marktteilnahme
⇒ mögliches Maß für die Wohlfahrt bzw. zur Bewertung des
Marktergebnisses
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Geld
Banken
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Wohlfahrtsökonomik
Bewertung des Marktgleichgewichts
Ressourcenallokation, welche die Gesamtrente maximiert, bezeichnet man als effizient
Ist das Marktgleichgewicht effizient?
Käufer mit Wertschätzung größer als der zu zahlende Preis
kaufen
Käufer mit Wertschätzung kleiner als der zu zahlende Preis
kaufen nicht
Verkäufer mit Kosten unter dem zu zahlenden Preis verkaufen
Verkäufer mit Kosten über dem zu zahlenden Preis verkaufen
nicht
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Geld
Banken
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Wohlfahrtsökonomik
Bewertung des Marktgleichgewichts
drei Erkenntnisse über Marktergebnisse
1
2
3
Güterangebot wird auf Märkten jenen Käufern zugeteilt, die
es am höchsten bewerten
Güternachfrage wird auf Märkten jenen Verkäufern zugeteilt,
die zur Produktion mit den niedrigsten Kosten fähig sind
Märkte führen zur Produktion jener Gütermenge, die zum
Maximum der Gesamtrente der Konsumenten und Produzenten führt
=⇒ Erster Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie:
Märkte führen zu einer Pareto-optimalen Allokation
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Geld
Banken
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Formen des Marktversagens
aber: Märkte sind nicht immer effizient
falsche Anreizstrukturen können zu suboptimalen
Marktergebnissen führen
=⇒ genau hier braucht die Wirtschaft Regeln
Formen des Marktversagens:
Marktmacht (Monopole, Kartelle)
öffentliche Güter
asymmetrische Informationen
Externalitäten
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Banken
Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage
Wohlfahrtsökonomik
Formen des Marktversagens
Formen des Marktversagens
Marktmacht
Unternehmen kann den Preis des verkauften Gutes selbst
mitbestimmen
Beispiel: Tankstellen setzen einen zu hohen Benzinpreis
=⇒ Wohlfahrt geringer als im Fall von vollständigem
Wettbewerb
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Geld
Banken
Warum existiert Geld
Arten von Geld
Warum existiert Geld
Funktionen des Geldes
1
2
3
Tauschmittel
=⇒ Tausch von Geld gegen eine neue Hose
Recheneinheit
=⇒ Die neue Hose kostet 20 Euro
Wertaufbewahrungsmittel
=⇒ Geld unter das Kopfkissen legen und später eine Hose
kaufen
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Geld
Banken
Warum existiert Geld
Arten von Geld
Warum existiert Geld
Funktionen des Geldes
1
2
3
Tauschmittel
=⇒ Tausch von Geld gegen eine neue Hose
Recheneinheit
=⇒ Die neue Hose kostet 20 Euro
Wertaufbewahrungsmittel
=⇒ Geld unter das Kopfkissen legen und später eine Hose
kaufen
22 / 44
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Geld
Banken
Warum existiert Geld
Arten von Geld
Warum existiert Geld
Ohne Geld gäbe es eine reine Tauschwirtschaft
Ein Professor bräuchte Studenten, die z.B. Essen gegen eine
Vorlesung tauschen
Dies zu finden, ist sehr unwahrscheinlich
=⇒ Geld erleichtert Leben und Wirtschaften für jede Person
=⇒ Geld eröglicht modernen Handel
=⇒ Geld fördert die Spezialisierung von Berufen
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Geld
Banken
Warum existiert Geld
Arten von Geld
Arten von Geld
Früher: Warengeld: Geld mit einem intrinsischen Wert
Gold-, Silbermünzen, Zigaretten, ...
Das Tauschmittel an sich musste einen Wert besitzen, um
überall akzeptiert zu werden
Heute: Rechengeld: Geld ohne intrinsischen Wert
Papiergeld, virtuelles Geld, (Münzgeld)
Geld wird vom Staat zum Zahlungsmittel erklärt und (!) von
allen als Zahlsungsmittel akzeptiert
Warum wird wertloses Geld angenommen?
=⇒ ”Money is accepted because it is accepted”
=⇒ Rechtssicherheit
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Geld
Banken
Warum existiert Geld
Arten von Geld
Arten von Geld
Wie misst man die Geldmenge?
Durch die Komplexität des Finanzsystems ist Geld schwer
zu definieren. Daher gibt es mehrere Maße:
Geldmenge M1 (Bargeld und Giroeinlagen) 4815 Mrd. e
M2 (M1 + kurzfristig nicht liquidierbare Anlagen (Festgeld
etc.)) 8684 Mrd. e
M3 (M2 + kurzfristige Schuldverschreibungen und Geldmarktgeschäfte) 9814 Mrd. e
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Warum gibt es Banken
In der traditionellen volkswirtschaftlichen Literatur spielen
Banken bei der Existenz von vollständigen und vollkommenen Märkten keine Rolle
vollständig = es gibt für jeden Zustand der Welt ein Wertpapier
vollkommen = keine Transaktionskosten, Unteilbarkeiten, Handelsbeschränkungen, asymmetrische Informationen
Die traditionellen Aufgaben der Banken werden hier von Finanzmärkten übernommen
aber:
Finanzmärkte sind in der Realität nicht vollkommen
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Warum gibt es Banken
Grundfunktionen:
Bereitstellen eines funktionierenden Zahlungssystems
Transformation von Vermögensgegenständen
1
2
3
Losgrößentransformation
Fristentransformation
Risikotransformation
=⇒ Transformation von kleinen, liquiden, sicheren Einlagen
in große, illiquide und informationsreiche/riskante Kredite
27 / 44
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Warum gibt es Banken
Losgrößentransformation
Kreditbedarf von Unternehmen ist typischerweise größer als
der Anlagebedarf einzelner Haushalte
Aufgabe des Finanzintermediärs: Zusammenfügen von großen
und kleinen Akteuren durch Pooling kleiner Einlagen zu
großen Krediten
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Warum gibt es Banken
Fristentransformation
Einleger wollen jederzeit über Einlagen verfügen
Kredite sind hingegen typischerweise längerfristig (z.B. Investitionsprojekte) und nicht ohne Verlust liquidierbar
Folge:
Banken selbst sind illiquide
Gefahr von Bank-Runs
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Warum gibt es Banken
Risikotransformation
Einleger haben ein großes Sicherheitsbedürfnis
Kredite sind typischerweise jedoch riskant und mit großen
Informationsproblemen behaftet
⇒ Banken können einen besseren Rendite-Risiko Trade-off
bieten als der Markt
beachte: Einleger erwerben einen Anspruch gegenüber der
Bank - nicht gegenüber dem Kreditnehmer!
Banken ermöglichen eine Ersparnis von Kontrollkosten, wenn
sie stellvertretend die Überwachung der Unternehmen übernehmen
aber: wer überwacht den Kontrolleur?
Lösung: Durch gleichzeitige Finanzierung mehrerer Projekte
(Diversifikation) können Kosten reduziert werden
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
Was unterscheidet Banken von ”normalen”
Industriezweigen?
Frage: Welche Auswirkung hat die Insolvenz eines Kaufhauses
(bspw. H&M)?
. . . und was passiert, wenn die Deutsche Bank insolvent wird?
Im Allgemeinen sollen Insolvenzen nicht verhindert werden
⇒ Schwache Unternehmen sollen aus dem Markt austreten
(z.B. Anbieter mit zu hohen Produktionskosten)
Warum ist dies im Bankensektor anders?
zwei wesentliche Rechtfertigungen
1
2
Schutzbedürftigkeit der Einleger
negative Externalitäten auf andere Banken, aber auch auf
Nichtbanken
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
Was unterscheidet Banken von ”normalen”
Industriezweigen?
Frage: Welche Auswirkung hat die Insolvenz eines Kaufhauses
(bspw. H&M)?
. . . und was passiert, wenn die Deutsche Bank insolvent wird?
Im Allgemeinen sollen Insolvenzen nicht verhindert werden
⇒ Schwache Unternehmen sollen aus dem Markt austreten
(z.B. Anbieter mit zu hohen Produktionskosten)
Warum ist dies im Bankensektor anders?
zwei wesentliche Rechtfertigungen
1
2
Schutzbedürftigkeit der Einleger
negative Externalitäten auf andere Banken, aber auch auf
Nichtbanken
31 / 44
Ziel der VWL
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
1. Schutzbedürftigkeit der Einleger
Einleger haben nur wenig Anreiz, ihre Bank zu kontrollieren
sie sind meist auch nur beschränkt dazu fähig (zu klein / zu
uninformiert)
=⇒ Rechtfertigung einer (gesetzlichen) Einlagensicherung
aber: bei vollständiger Absicherung besteht gar kein Anreiz
zur Kontrolle (weiteres Abschwächen der Marktdisziplin)
Gefahr der Risikoerhöhung der Banken
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
2a. Negative Externalitäten auf Nichtbanken
Zerstörung wertvoller, langfristiger Bankbeziehungen
Informationskapital geht verloren:
Unternehmen erhalten bei neuen Kreditgebern typischerweise
schlechtere Konditionen oder sie erhalten gar keine Kredite
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
2a. Negative Externalitäten auf Nichtbanken
Einschränkung der Kreditvergabe durch bestehenden Banken
Verluste bei anderen Banken schmälern das Eigenkapital (steigern
den Verschuldungsgrad)
Reaktion der Banken: Reduzierung der Bilanzsumme (bspw.
durch Einschränken der Neukreditvergabe) um den Verschuldungsgrad zu senken (deleveraging).
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
2a. Negative Externalitäten auf Nichtbanken
sofern Unternehmen keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten
haben kann dies eine Rezession verstärken
die Verstärkung der Rezession wirkt wiederum auf die Banken
zurück (Kreditausfälle)
erneute Verluste ⇒ erneutes deleveraging
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
2b. Negative Externalitäten auf andere Banken
⇒ Ansteckungseffekte im Bankensystem
vier zentrale Kanäle
1
2
3
4
Informationen
Interbankenbeziehungen
Makroökonomische Rückkopplungen
selbst-erfüllende Erwartungen
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
Ansteckung über den Informationskanal
Annahme: Der Zusammenbruch eines Finanzinstituts enthält
Informationen über den Zustand weiterer Finanzinstitute
Diesen könnte das Vertrauen entzogen werden, wodurch sie
sich nicht mehr refinanzieren können
Stärke des Ansteckungseffekts hängt von der Ähnlichkeit mit
anderen Finanzinstituten ab.
37 / 44
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
Ansteckung über Interbankenverbindlichkeiten
Banken sind über Verträge miteinander verflochten (bspw.
Interbankenkredite)
der Ausfall einer Bank hat somit einen unmittelbaren Effekt auf jene Banken mit vertraglichen Beziehungen zu dem
zusammengebrochenen Institut (Dominoeffekte)
Stärke der Ansteckung hängt vom Grad der Vernetzung mit
anderen Finanzinstituten ab
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Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
Ansteckung über makroökonomische Rückkopplungen
durch den Zusammenbruchs eines Finanzinstituts werden
Marktpreise beeinflusst
diese Marktpreisänderungen können auch Institute treffen,
welche nicht in einer direkten Vertragsbeziehung mit der
zusammengebrochenen Bank stehen
Stärke der Ansteckung hängt von der Größe der Bank und
von der Ähnlichkeit mit anderen Banken ab
39 / 44
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
Ansteckung über makroökonomische Rückkopplungen
Beispiel einer Preisspirale:
Ausgangspunkt: Einzelne Banken geraten in Schwierigkeiten
⇒ Probleme bei der Refinanzierung
⇒ Notverkäufe von Vermögensgegenständen
⇒ wenn Finanzmärkte illiquide sind kommt es zu einem
Preisverfall (Fire-Sale Preise)
⇒ Auswirkung auf andere Banken wegen mark-to-market
Bilanzierung (=Bilanzierung der Vermögensgegenstände zu
Marktpreisen)
⇒ weitere Notverkäufe dieser Banken . . .
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
selbst-erfüllende Erwartungen
Der Zusammenbruch einer Bank kann dazu dienen, die Erwartungen der Anleger zu koordinieren
⇒ dies kann zu einer erwartungsgetriebenen Krise führen
Wenn Anleger den Zusammenbruch einer Bank erwarten,
ziehen sie ihr Geld ab
Dies führt schlimstenfalls zur Insolvenz der Bank
Stärke des Ansteckungseffekts hängt von der Größe der zusammengebrochenen Bank und vom Kontext ab.
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Ziel der VWL
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Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Gründe für Regulierung
nochmal der Vergleich mit dem Kaufhaus
Zusammenbruch beinhaltet kaum neue Informationen
Unternehmen sind selten direkt durch Verträge miteinander
verbunden
Transfer von Kundenbeziehungen ist leicht
Wettbewerber profitieren vom Zusammenbruch eines Konkurrenten =⇒ Im Nichtbankensektor spielt das Problem der
Systemrelevanz kaum eine Rolle
Der Regulierungsbedarf ist hier geringer
42 / 44
Ziel der VWL
Tools
Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Fragen zur heutigen
Veranstaltung?
43 / 44
Ziel der VWL
Tools
Geld
Banken
Warum gibt es Banken
Gründe für Regulierung
Vielen Dank für Eure
Aufmerksamkeit
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