Ziel der VWL Tools Geld Banken VWL für Juristen I. Allgemeine ökonomische Konzepte Johannes Tischer Johannes Gutenberg Universität Mainz 21.4.2012 1 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Agenda 1 Ziel der VWL 2 Tools Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens 3 Geld Warum existiert Geld Arten von Geld 4 Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung 2 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Ziel der VWL ”There is no such thing as a free lunch” =⇒ Ressourcen sind knapp und nichts ist umsonst Individuen sehen sich bei jeder Entscheidung einem Zielkonflikt (trade-off) gegenüber =⇒ Nach welchen Kriterien sollen Entscheidungen getroffen werden? Kosten-Nutzen Analyse Beispiel: Entscheidung über Arbeitszeit und Konsum Streben nach Effizienz: Aus bestehenden knappen Ressourcen den größtöglichen Nutzen generieren 3 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Tools Das Menschenbild der VWL Ein Mensch besitzt Präferenzen für alle Güter und Dinge =⇒ Äpfel sind besser als Bananen sind besser als Wäscheständer sind... Diese Präferenzen sind rational =⇒ Der Mensch kann alle Güter miteinander vergleichen und seine Wertungen (Präferenzen) widersprechen sich nicht Die Präferenzen sind konstant =⇒ Keine situative Wertung, keine Gefühle ... Die Präferenzen können auch als unterschiedlicher (persönlicher) Nutzen der Dinge interpretiert werden 4 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Tools Kosten - Nutzen Analyse Individuen maximieren ihren Nutzen unter der Nebenbedingung einer Budgetrestriktion Beispiel: Entscheidung über Freizeit und Konsum sowohl Freizeit als auch Konsum erhöhen den individuellen Nutzen aber Budgetbeschränkung: Aufteilen der verfügbaren Zeit auf Arbeitszeit und Freizeit Eine wichtige Rolle spielen Opportunitätskosten: worauf muss man verzichten, um etwas anderes zu erlangen? im Beispiel: Stundenlohn als Opportunitätskosten für eine Stunde Freizeit 5 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Tools Untersuchen von Anreizen Individuen treffen ihre Entscheidungen auf Basis des Vergleichs von Kosten und Nutzen Verhalten ändert sich, wenn sich Kosten oder Nutzen ändern =⇒ Menschen reagieren auf Anreize Beispiele: Subventionen, Regulierung gerade im Finanzsektor sind Anreize von zentraler Bedeutung 6 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Warum endet die Entscheidung von Millionen Haushalten und Unternehmen nicht im Chaos? auf Basis der individueller Nutzenmaximierung treffen sich Individuen auf Märkten Markt = Gruppe potenzieller Käufer und Verkäufer einer bestimmten Ware diese Märkte sind gewöhnlich sehr gut bei der Organisation des Wirtschaftslebens =⇒ führen zu effizienten Handelsergebnissen Adam Smith: Die unsichtbare Hand des Marktes 7 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Die Nachfragekurve Nachfragekurve zeigt, welche Menge eines Gutes die Menschen bei einem bestimmten Preis kaufen würden, wenn andere Faktoren, die die Kaufentscheidung beeinflussen, konstant sind Gesetz der Nachfrage: Bei sonst unveränderten Rahmenbedingungen sinkt die nachgefragte Menge eines Gutes bei steigendem Preis des Gutes 8 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Determinanten der Nachfragemenge Preis Einkommen Preise verwandter Güter Vorlieben / Geschmack Erwartungen Anzahl der Käufer 9 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Die Angebotskurve Angebotskurve zeigt, welche Menge eines Gutes die Produzenten bei einem bestimmten Preis zum Verkauf anbieten würden, wenn andere Faktoren, die die Angebotsentscheidung beeinflussen, konstant sind Gesetz des Angebots: Bei sonst unveränderten Rahmenbedingungen steigt die angebotene Menge eines Gutes bei steigendem Preis des Gutes 10 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Determinanten der Angebotsmenge Preis Input- / Einkaufspreise Technologie / Fortschritt Erwartungen Anzahl der Anbieter 11 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Zusammenführen von Angebot und Nachfrage es gibt einen Punkt, wo sich Angebotskurve und Nachfragekurve schneiden =⇒ dieser Punkt heißt Marktgleichgewicht der Preis, bei dem sich die Kurven schneiden heißt Gleichgewichtspreis die Menge, bei dem sich die Kurven schneiden heißt Gleichgewichtsmenge =⇒ individuelle Entscheidungen von Anbietern und Nachfragern führen Märkte auf das Marktgleichgewicht! 12 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Was passiert, wenn Märkte nicht im Gleichgewicht sind? zwei Möglichkeiten eines Ungleichgewicht: 1 Angebotsüberschuss angebotene Menge ist zum herrschenden Preis größer als die nachgefragte Menge 2 =⇒ Anbieter senken den Preis, bis das Gleichgewicht erreicht ist Nachfrageüberschuss nachgefragte Menge ist zum herrschenden Preis größer als die angebotene Menge =⇒ Anbieter erhöhen den Preis, bis das Gleichgewicht erreicht ist 13 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Wohlfahrtsökonomik bisher: Wie verteilen Märkte die knappen Ressourcen? jetzt: Ist das Marktergebnis überhaupt wünschenswert? =⇒ Wohlfahrtsökonomik = Wie beeinflußt die Allokation der Ressourcen die wirtschaftliche Wohlfahrt? drei Konzepte: 1 2 3 Konsumentenrente Produzentenrente Gesamtrente 14 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Wohlfahrtsökonomik Ist das Marktgleichgewicht überhaupt wünschenswert? 1 Konsumentenrente Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und Marktpreis Nutzen der Käufer, die sie durch die Marktteilnahme erlangen Beachte: Zahlungsbereitschaft der Individuen spiegelt sich in deren individueller Nachfragekurve wider ⇒ Summe der Konsumentenrenten aller Käufer ist somit die Fläche unterhalb der Marktnachfragekurve und oberhalb des Marktpreises 15 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Wohlfahrtsökonomik Ist das Marktgleichgewicht überhaupt wünschenswert? 1 Produzentenrente Differenz zwischen Marktpreis und Produktionskosten Nutzen der Verkäufer aus der Teilnahme am Marktteilnahme Beachte: Produktionskosten einzelner Anbieter spiegeln sich in deren individueller Angebotskurve wider ⇒ Summe der Produzentenrenten aller Verkäufer ist somit die Fläche unterhalb des Marktpreises und oberhalb der Marktangebotskurve 16 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Wohlfahrtsökonomik Ist das Marktgleichgewicht überhaupt wünschenswert? 1 Gesamtrente Summe aus Konsumentenrente und Produzentenrente daher gilt: Gesamtrente = Wertschätzung der Käufer - Kosten der Verkäufer Nutzen der Käufer und der Verkäufer von ihrer Marktteilnahme ⇒ mögliches Maß für die Wohlfahrt bzw. zur Bewertung des Marktergebnisses 17 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Wohlfahrtsökonomik Bewertung des Marktgleichgewichts Ressourcenallokation, welche die Gesamtrente maximiert, bezeichnet man als effizient Ist das Marktgleichgewicht effizient? Käufer mit Wertschätzung größer als der zu zahlende Preis kaufen Käufer mit Wertschätzung kleiner als der zu zahlende Preis kaufen nicht Verkäufer mit Kosten unter dem zu zahlenden Preis verkaufen Verkäufer mit Kosten über dem zu zahlenden Preis verkaufen nicht 18 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Wohlfahrtsökonomik Bewertung des Marktgleichgewichts drei Erkenntnisse über Marktergebnisse 1 2 3 Güterangebot wird auf Märkten jenen Käufern zugeteilt, die es am höchsten bewerten Güternachfrage wird auf Märkten jenen Verkäufern zugeteilt, die zur Produktion mit den niedrigsten Kosten fähig sind Märkte führen zur Produktion jener Gütermenge, die zum Maximum der Gesamtrente der Konsumenten und Produzenten führt =⇒ Erster Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie: Märkte führen zu einer Pareto-optimalen Allokation 19 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Formen des Marktversagens aber: Märkte sind nicht immer effizient falsche Anreizstrukturen können zu suboptimalen Marktergebnissen führen =⇒ genau hier braucht die Wirtschaft Regeln Formen des Marktversagens: Marktmacht (Monopole, Kartelle) öffentliche Güter asymmetrische Informationen Externalitäten 20 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Die Marktkräfte von Angebot und Nachfrage Wohlfahrtsökonomik Formen des Marktversagens Formen des Marktversagens Marktmacht Unternehmen kann den Preis des verkauften Gutes selbst mitbestimmen Beispiel: Tankstellen setzen einen zu hohen Benzinpreis =⇒ Wohlfahrt geringer als im Fall von vollständigem Wettbewerb 21 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum existiert Geld Arten von Geld Warum existiert Geld Funktionen des Geldes 1 2 3 Tauschmittel =⇒ Tausch von Geld gegen eine neue Hose Recheneinheit =⇒ Die neue Hose kostet 20 Euro Wertaufbewahrungsmittel =⇒ Geld unter das Kopfkissen legen und später eine Hose kaufen 22 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum existiert Geld Arten von Geld Warum existiert Geld Funktionen des Geldes 1 2 3 Tauschmittel =⇒ Tausch von Geld gegen eine neue Hose Recheneinheit =⇒ Die neue Hose kostet 20 Euro Wertaufbewahrungsmittel =⇒ Geld unter das Kopfkissen legen und später eine Hose kaufen 22 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum existiert Geld Arten von Geld Warum existiert Geld Ohne Geld gäbe es eine reine Tauschwirtschaft Ein Professor bräuchte Studenten, die z.B. Essen gegen eine Vorlesung tauschen Dies zu finden, ist sehr unwahrscheinlich =⇒ Geld erleichtert Leben und Wirtschaften für jede Person =⇒ Geld eröglicht modernen Handel =⇒ Geld fördert die Spezialisierung von Berufen 23 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum existiert Geld Arten von Geld Arten von Geld Früher: Warengeld: Geld mit einem intrinsischen Wert Gold-, Silbermünzen, Zigaretten, ... Das Tauschmittel an sich musste einen Wert besitzen, um überall akzeptiert zu werden Heute: Rechengeld: Geld ohne intrinsischen Wert Papiergeld, virtuelles Geld, (Münzgeld) Geld wird vom Staat zum Zahlungsmittel erklärt und (!) von allen als Zahlsungsmittel akzeptiert Warum wird wertloses Geld angenommen? =⇒ ”Money is accepted because it is accepted” =⇒ Rechtssicherheit 24 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum existiert Geld Arten von Geld Arten von Geld Wie misst man die Geldmenge? Durch die Komplexität des Finanzsystems ist Geld schwer zu definieren. Daher gibt es mehrere Maße: Geldmenge M1 (Bargeld und Giroeinlagen) 4815 Mrd. e M2 (M1 + kurzfristig nicht liquidierbare Anlagen (Festgeld etc.)) 8684 Mrd. e M3 (M2 + kurzfristige Schuldverschreibungen und Geldmarktgeschäfte) 9814 Mrd. e 25 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Warum gibt es Banken In der traditionellen volkswirtschaftlichen Literatur spielen Banken bei der Existenz von vollständigen und vollkommenen Märkten keine Rolle vollständig = es gibt für jeden Zustand der Welt ein Wertpapier vollkommen = keine Transaktionskosten, Unteilbarkeiten, Handelsbeschränkungen, asymmetrische Informationen Die traditionellen Aufgaben der Banken werden hier von Finanzmärkten übernommen aber: Finanzmärkte sind in der Realität nicht vollkommen 26 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Warum gibt es Banken Grundfunktionen: Bereitstellen eines funktionierenden Zahlungssystems Transformation von Vermögensgegenständen 1 2 3 Losgrößentransformation Fristentransformation Risikotransformation =⇒ Transformation von kleinen, liquiden, sicheren Einlagen in große, illiquide und informationsreiche/riskante Kredite 27 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Warum gibt es Banken Losgrößentransformation Kreditbedarf von Unternehmen ist typischerweise größer als der Anlagebedarf einzelner Haushalte Aufgabe des Finanzintermediärs: Zusammenfügen von großen und kleinen Akteuren durch Pooling kleiner Einlagen zu großen Krediten 28 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Warum gibt es Banken Fristentransformation Einleger wollen jederzeit über Einlagen verfügen Kredite sind hingegen typischerweise längerfristig (z.B. Investitionsprojekte) und nicht ohne Verlust liquidierbar Folge: Banken selbst sind illiquide Gefahr von Bank-Runs 29 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Warum gibt es Banken Risikotransformation Einleger haben ein großes Sicherheitsbedürfnis Kredite sind typischerweise jedoch riskant und mit großen Informationsproblemen behaftet ⇒ Banken können einen besseren Rendite-Risiko Trade-off bieten als der Markt beachte: Einleger erwerben einen Anspruch gegenüber der Bank - nicht gegenüber dem Kreditnehmer! Banken ermöglichen eine Ersparnis von Kontrollkosten, wenn sie stellvertretend die Überwachung der Unternehmen übernehmen aber: wer überwacht den Kontrolleur? Lösung: Durch gleichzeitige Finanzierung mehrerer Projekte (Diversifikation) können Kosten reduziert werden 30 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung Was unterscheidet Banken von ”normalen” Industriezweigen? Frage: Welche Auswirkung hat die Insolvenz eines Kaufhauses (bspw. H&M)? . . . und was passiert, wenn die Deutsche Bank insolvent wird? Im Allgemeinen sollen Insolvenzen nicht verhindert werden ⇒ Schwache Unternehmen sollen aus dem Markt austreten (z.B. Anbieter mit zu hohen Produktionskosten) Warum ist dies im Bankensektor anders? zwei wesentliche Rechtfertigungen 1 2 Schutzbedürftigkeit der Einleger negative Externalitäten auf andere Banken, aber auch auf Nichtbanken 31 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung Was unterscheidet Banken von ”normalen” Industriezweigen? Frage: Welche Auswirkung hat die Insolvenz eines Kaufhauses (bspw. H&M)? . . . und was passiert, wenn die Deutsche Bank insolvent wird? Im Allgemeinen sollen Insolvenzen nicht verhindert werden ⇒ Schwache Unternehmen sollen aus dem Markt austreten (z.B. Anbieter mit zu hohen Produktionskosten) Warum ist dies im Bankensektor anders? zwei wesentliche Rechtfertigungen 1 2 Schutzbedürftigkeit der Einleger negative Externalitäten auf andere Banken, aber auch auf Nichtbanken 31 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung 1. Schutzbedürftigkeit der Einleger Einleger haben nur wenig Anreiz, ihre Bank zu kontrollieren sie sind meist auch nur beschränkt dazu fähig (zu klein / zu uninformiert) =⇒ Rechtfertigung einer (gesetzlichen) Einlagensicherung aber: bei vollständiger Absicherung besteht gar kein Anreiz zur Kontrolle (weiteres Abschwächen der Marktdisziplin) Gefahr der Risikoerhöhung der Banken 32 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung 2a. Negative Externalitäten auf Nichtbanken Zerstörung wertvoller, langfristiger Bankbeziehungen Informationskapital geht verloren: Unternehmen erhalten bei neuen Kreditgebern typischerweise schlechtere Konditionen oder sie erhalten gar keine Kredite 33 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung 2a. Negative Externalitäten auf Nichtbanken Einschränkung der Kreditvergabe durch bestehenden Banken Verluste bei anderen Banken schmälern das Eigenkapital (steigern den Verschuldungsgrad) Reaktion der Banken: Reduzierung der Bilanzsumme (bspw. durch Einschränken der Neukreditvergabe) um den Verschuldungsgrad zu senken (deleveraging). 34 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung 2a. Negative Externalitäten auf Nichtbanken sofern Unternehmen keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten haben kann dies eine Rezession verstärken die Verstärkung der Rezession wirkt wiederum auf die Banken zurück (Kreditausfälle) erneute Verluste ⇒ erneutes deleveraging 35 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung 2b. Negative Externalitäten auf andere Banken ⇒ Ansteckungseffekte im Bankensystem vier zentrale Kanäle 1 2 3 4 Informationen Interbankenbeziehungen Makroökonomische Rückkopplungen selbst-erfüllende Erwartungen 36 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung Ansteckung über den Informationskanal Annahme: Der Zusammenbruch eines Finanzinstituts enthält Informationen über den Zustand weiterer Finanzinstitute Diesen könnte das Vertrauen entzogen werden, wodurch sie sich nicht mehr refinanzieren können Stärke des Ansteckungseffekts hängt von der Ähnlichkeit mit anderen Finanzinstituten ab. 37 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung Ansteckung über Interbankenverbindlichkeiten Banken sind über Verträge miteinander verflochten (bspw. Interbankenkredite) der Ausfall einer Bank hat somit einen unmittelbaren Effekt auf jene Banken mit vertraglichen Beziehungen zu dem zusammengebrochenen Institut (Dominoeffekte) Stärke der Ansteckung hängt vom Grad der Vernetzung mit anderen Finanzinstituten ab 38 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung Ansteckung über makroökonomische Rückkopplungen durch den Zusammenbruchs eines Finanzinstituts werden Marktpreise beeinflusst diese Marktpreisänderungen können auch Institute treffen, welche nicht in einer direkten Vertragsbeziehung mit der zusammengebrochenen Bank stehen Stärke der Ansteckung hängt von der Größe der Bank und von der Ähnlichkeit mit anderen Banken ab 39 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung Ansteckung über makroökonomische Rückkopplungen Beispiel einer Preisspirale: Ausgangspunkt: Einzelne Banken geraten in Schwierigkeiten ⇒ Probleme bei der Refinanzierung ⇒ Notverkäufe von Vermögensgegenständen ⇒ wenn Finanzmärkte illiquide sind kommt es zu einem Preisverfall (Fire-Sale Preise) ⇒ Auswirkung auf andere Banken wegen mark-to-market Bilanzierung (=Bilanzierung der Vermögensgegenstände zu Marktpreisen) ⇒ weitere Notverkäufe dieser Banken . . . 40 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung selbst-erfüllende Erwartungen Der Zusammenbruch einer Bank kann dazu dienen, die Erwartungen der Anleger zu koordinieren ⇒ dies kann zu einer erwartungsgetriebenen Krise führen Wenn Anleger den Zusammenbruch einer Bank erwarten, ziehen sie ihr Geld ab Dies führt schlimstenfalls zur Insolvenz der Bank Stärke des Ansteckungseffekts hängt von der Größe der zusammengebrochenen Bank und vom Kontext ab. 41 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Gründe für Regulierung nochmal der Vergleich mit dem Kaufhaus Zusammenbruch beinhaltet kaum neue Informationen Unternehmen sind selten direkt durch Verträge miteinander verbunden Transfer von Kundenbeziehungen ist leicht Wettbewerber profitieren vom Zusammenbruch eines Konkurrenten =⇒ Im Nichtbankensektor spielt das Problem der Systemrelevanz kaum eine Rolle Der Regulierungsbedarf ist hier geringer 42 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Fragen zur heutigen Veranstaltung? 43 / 44 Ziel der VWL Tools Geld Banken Warum gibt es Banken Gründe für Regulierung Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit 44 / 44