Gerhild Romberger Robert Dean Smith Budapest Festival Orchestra

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Internationale Orchester 5
Gerhild Romberger
Robert Dean Smith
Budapest Festival
Orchestra
Iván Fischer
Sonntag
12. März 2017
18:00
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Internationale Orchester 5
Gerhild Romberger Mezzosopran
Robert Dean Smith Tenor
Budapest Festival Orchestra
Iván Fischer Dirigent
Sonntag
12. März 2017
18:00
Pause gegen 18:35
Ende gegen 20:00
PROGRAMM
Felix Mendelssohn Bartholdy 1809 – 1847
Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 (1833 – 34)
(»Italienische«)
Allegro vivace
Andante con moto
Con moto moderato
Saltarello. Presto
Pause
Gustav Mahler 1860 – 1911
Das Lied von der Erde (1908 – 09)
für Tenor, Alt/Bariton und Orchester
Texte nach Hans Bethges »Die chinesische Flöte«
Das Trinklied vom Jammer der Erde
Der Einsame im Herbst
Von der Jugend
Von der Schönheit
Der Trunkene im Frühling
Der Abschied
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DIE GESANGSTEXTE
Gustav Mahler
Das Lied von der Erde (1908 – 09)
für Tenor, Alt/Bariton und Orchester
Texte nach Hans Bethges »Die chinesische Flöte.
Nachdichtungen chinesischer Lyrik«
Das Trinklied vom Jammer der Erde
Schon winkt der Wein im gold’nen Pokale,
Doch trinkt noch nicht, erst sing ich euch ein Lied!
Das Lied vom Kummer soll auflachend
in die Seele euch klingen. Wenn der Kummer naht,
liegen wüst die Gärten der Seele,
Welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang.
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.
Herr dieses Hauses!
Dein Keller birgt die Fülle des goldenen Weins!
Hier, diese Laute nenn’ ich mein!
Die Laute schlagen und die Gläser leeren,
Das sind die Dinge, die zusammen passen.
Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit
Ist mehr wert als alle Reiche dieser Erde!
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.
Das Firmament blaut ewig und die Erde
Wird lange fest steh’n und aufblühn im Lenz.
Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?
Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen
An all dem morschen Tande dieser Erde!
Seht dort hinab! Im Mondschein auf den Gräbern
hockt eine wildgespenstische Gestalt –
Ein Aff ist’s! Hört ihr, wie sein Heulen hinausgellt
in den süßen Duft des Lebens!
Jetzt nehm den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!
Leert eure gold’nen Becher zu Grund!
Dunkel ist das Leben, ist der Tod!
3
Der Einsame im Herbst
Herbstnebel wallen bläulich überm See;
Vom Reif bezogen stehen alle Gräser;
Man meint, ein Künstler habe Staub vom Jade
Über die feinen Blüten ausgestreut.
Der süße Duft der Blumen is verflogen;
Ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder.
Bald werden die verwelkten, gold’nen Blätter
Der Lotosblüten auf dem Wasser zieh’n.
Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe
Erlosch mit Knistern;
es gemahnt mich an den Schlaf.
Ich komm’ zu dir, traute Ruhestätte!
Ja, gib mir Ruh’, ich hab Erquickung not!
Ich weine viel in meinen Einsamkeiten.
Der Herbst in meinem Herzen währt zu lange.
Sonne der Liebe, willst du nie mehr scheinen,
Um meine bittern Tränen mild aufzutrocknen?
Von der Jugend
Mitten in dem kleinen Teiche
Steht ein Pavillon aus grünem
Und aus weißem Porzellan.
Wie der Rücken eines Tigers
Wölbt die Brücke sich aus Jade
Zu dem Pavillon hinüber.
In dem Häuschen sitzen Freunde,
Schön gekleidet, trinken, plaudern,
Manche schreiben Verse nieder.
Ihre seidnen Ärmel gleiten
Rückwärts, ihre seidnen Mützen
Hocken lustig tief im Nacken.
Auf des kleinen Teiches stiller
Wasserfläche zeigt sich alles
Wunderlich im Spiegelbilde.
Alles auf dem Kopfe stehend
In dem Pavillon aus grünem
Und aus weißem Porzellan;
Wie ein Halbmond steht die Brücke,
Umgekehrt der Bogen. Freunde,
Schön gekleidet, trinken, plaudern.
4
Von der Schönheit
Junge Mädchen pflücken Blumen,
Pflücken Lotosblumen an dem Uferrande.
Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie,
Sammeln Blüten in den Schoß und rufen
Sich einander Neckereien zu.
Gold’ne Sonne webt um die Gestalten,
Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,
Ihre süßen Augen wider,
Und der Zephyr hebt mit Schmeichelkosen
das Gewebe
Ihrer Ärmel auf,
führt den Zauber
Ihrer Wohlgerüche durch die Luft.
O sieh, was tummeln sich für schöne Knaben
Dort an dem Uferrand auf mut’gen Rossen?
Weithin glänzend wie die Sonnenstrahlen;
Schon zwischen dem Geäst der grünen Weiden
Trabt das jungfrische Volk einher!
Das Roß des einen wiehert fröhlich auf
Und scheut und saust dahin;
Über Blumen, Gräser, wanken hin die Hufe,
Sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunknen Blüten.
Hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen,
Dampfen heiß die Nüstern!
Gold’ne Sonne webt um die Gestalten,
Spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Und die schönste von den Jungfrau’n sendet
Lange Blicke ihm der Sehnsucht nach.
Ihre stolze Haltung ist nur Verstellung.
In dem Funkeln ihrer großen Augen,
In dem Dunkel ihres heißen Blicks
Schwingt klagend noch die Erregung ihres Herzens nach.
5
Der Trunkene im Frühling
Wenn nur ein Traum das Leben ist,
Warum denn Müh und Plag?
Ich trinke, bis ich nicht mehr kann,
Den ganzen, lieben Tag!
Und wenn ich nicht mehr trinken kann,
Weil Kehl’ und Seele voll,
So tauml’ ich bis zu meiner Tür
Und schlafe wundervoll!
Was hör ich beim Erwachen? Horch!
Ein Vogel singt im Baum.
Ich frag’ ihn, ob schon Frühling sei,
Mir ist als wie im Traum.
Der Vogel zwitschert: »Ja! Der Lenz
Ist da, sei kommen über Nacht!«
Aus tiefstem Schauen lausch ich auf,
Der Vogel singt und lacht!
Ich fülle mir den Becher neu
Und leer ihn bis zum Grund
Und singe, bis der Mond erglänzt
Am schwarzen Firmament!
Und wenn ich nicht mehr singen kann,
So schlaf ich wieder ein,
Was geht mich denn der Frühling an!
Laßt mich betrunken sein!
6
Der Abschied
Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.
In allen Tälern steigt der Abend nieder
Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.
O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt
Der Mond am blauen Himmelssee herauf.
Ich spüre eines feinen Windes Weh’n
Hinter den dunklen Fichten!
Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.
Die Blumen blassen im Dämmerschein.
Die Erde atmet voll von Ruh und Schlaf,
Alle Sehnsucht will nun träumen.
Die müden Menschen geh’n heimwärts,
Um im Schlaf vergess’nes Glück
Und Jugend neu zu lernen!
Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.
Die Welt schläft ein!
Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.
Ich stehe hier und harre meines Freundes;
Ich harre sein zum letzten Lebewohl.
Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite
Die Schönheit dieses Abends zu genießen.
Wo bleibst du? Du lässt mich lang allein!
Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute
Auf Wegen, die vom weichen Grase schwellen.
O Schönheit! O ewigen Liebens, Lebenstrunk’ne Welt!
Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk
Des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin
Er führe und auch warum es müßte sein.
Er sprach, seine Stimme war umflort: Du, mein Freund,
Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold!
Wohin ich geh? Ich geh, ich wandre in die Berge.
Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.
Ich wandle nach der Heimat, meiner Stätte.
Ich werde niemals in die Ferne schweifen.
Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!
Die liebe Erde allüberall
Blüht auf im Lenz und grünt
Aufs neu! Allüberall und ewig
Blauen licht die Fernen!
Ewig … ewig …
7
ZU DEN WERKEN
Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler – ein größerer Gegensatz scheint kaum denkbar. Das gängige Mendelssohn-Bild ist hell, das eines jünglingshaften und – passend zur
Bedeutung seines Vornamens »der Glückliche« – unbeschwerten Erdenbürgers, dem alles leicht von der Hand ging und dessen kompositorisches Schaffen vom Aufbruch in die Romantik
beflügelt war. Das gängige Mahler-Bild dagegen ist dunkel, ja
abgründig, das eines an sich und der Welt Leidenden, dessen
Kompositionen den Abgesang des – so der britische Historiker
Eric Hobsbawm – »langen« 19. Jahrhunderts symbolisieren.
Doch all ihrer menschlich-künstlerischen Unterschiede zum Trotz
lassen sich bei diesen auf den ersten Blick so konträren Künstlern durchaus Gemeinsamkeiten ausmachen: Ohne ihre jüdischen Wurzeln je zu verleugnen, konvertierten beide aus beruflich-wirtschaftlichen Gründen zum Christentum – was aber nicht
verhinderte, dass ihre Werke verunglimpft und während des
Nazi-Terrors verboten wurden, sodass es anschließend geraume
Zeit dauerte, bis diese wieder Eingang ins Musikleben fanden.
Zudem verblüffen Mendelssohn und Mahler ob ihrer künstlerischen Vielseitigkeit, ihres Wirkens als Komponist, Dirigent und
innovationsfreudige Leiter berühmter Institutionen wie des Leipziger Gewandhauses und der Wiener Hofoper. Rastlos, getrieben
und häufig überanstrengt, blieben ihnen oft nur die Ferien zwischen einer und der nächsten Konzertsaison, um ihrer Herzensangelegenheit nachzukommen, dem Komponieren. Last but not
least hatte sowohl Mendelssohn als auch Mahler – der übrigens
in seinem letzten Konzert in New York anno 1911 Mendelssohns
»Italienische« dirigierte – eine Vorliebe für die volksnahe Lyrik der
durch von Arnim und Brentano herausgegebenen Sammlung Des
Knaben Wunderhorn, für volksliedhafte Melodien und kantable
Linienführung. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass sie
über den Gebrauch liedhafter Melodien hinaus beide bisweilen
gesungene Texte in ihre Sinfonien integrierten. Und schaut man
genauer auf ihre Kompositionen, dann zeigt sich alsbald, dass
Mendelssohns Werke trotz ihrer positiven Grundstimmung häufig
einen melancholischen Ton anschlagen, jene von Mahler, deren
Grundzug unbestritten ein dunkler, trauriger, melancholischer ist,
dagegen immer wieder von einem freundlichen Lichtstrahl erhellt,
ja teilweise sogar von heiteren Abschnitten durchzogen sind.
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Luftiges Kind aus dem Süden
Als Felix Mendelssohn Bartholdy 1830 voller Euphorie zu seiner ausgedehnten Bildungsreise nach Italien aufbrach, war er
im Musikleben kein Unbekannter mehr. Erst im Vorjahr hatte
er mit seiner Aufführung der hundert Jahre lang verschollenen Bach’schen Matthäus-Passion immenses Aufsehen erregt.
Eigene Werke wie die Ouvertüre zum Sommernachtstraum, das
Oktett und seine erste große Sinfonie rangierten beim Publikum
ganz oben auf der Beliebtheitsskala, und um seine neuesten
Kompositionen rissen sich die Verleger bereits im Voraus.
Doch auch Mendelssohn brauchte bisweilen Termindruck, um
Angefangenes zu vollenden. Die Arbeit an der bereits während
seiner Italienreise begonnenen A-Dur-Sinfonie setzte er jedenfalls erst fort, als er schon wieder in nördlicheren Gefilden weilte
und die Londoner Philharmonic Society bei ihm ein Orchesterwerk in Auftrag gab. Und weil anfänglich von Mendelssohn als
»Italienische« angekündigt, in der er seine Faszination von der
dortigen Lebensfreude in Töne zu fassen gedachte, gilt diese
Sinfonie von jeher als luftiges Kind aus dem Süden, als heiter,
grazil und ausgelassen.
Ein Diktum, das der Kopfsatz denn auch ohne Probleme einzulösen vermag. Forsch vorwärtsstürmend und trotzdem elastischelegant stimmen die Geigen das rufartige Hauptthema an. Im Nu
steigern sich die kaum mehr als einen Takt umfassenden Phrasen
zu einem atemlosen Perpetuum mobile, das Mendelssohn noch
verstärkte, indem er einen Klangteppich aus stetig pulsierenden
Achtelrepetitionen darunter ausbreitet. Doch schon der zweite
Satz, der an »Es war ein König von Thule« von Mendelssohns Kompositionslehrer Carl Friedrich Zelter erinnert, will mit seinem
gedeckten, melancholischen Ton nicht so richtig in die ItalienSchublade passen. Und obwohl als Saltarello betitelt – ein lebhafter neapolitanischer Springtanz, bei dem ostinat wiederholte,
schwirrende Geigenfiguren tamburinartige Effekte zaubern –,
kommt auch beim Finale nicht so wirklich jenes unbeschwerte
oder gar fröhliche Flair auf, das man gemeinhin mit Italien oder
dem gängigen Mendelssohn-Bild assoziiert. Zu elegisch sind die
Episoden, die sich zwischen das omnipräsente Saltarello-Thema
9
mischen, zu verhalten das a-Moll, das Mendelssohn statt der den
Kopfsatz bestätigenden Tonart A-Dur für dieses Finale wählte.
Doch Italien hin oder her: Die 1833 in London mit großem Erfolg
uraufgeführte A-Dur-Sinfonie wurde zu einem weiteren Meilenstein in Mendelssohns Komponistenkarriere. Was den unerbittlichen Perfektionisten nicht davon abhielt, das Werk argwöhnisch
unter die Lupe zu nehmen, die letzten drei Sätze gründlich zu
überarbeiten und seinem Freund Karl Klingemann zu verkünden, dass er auch am Kopfsatz noch »knabbere«, der »vielleicht
ganz neu«, jedenfalls »ganz anders werden« müsse. Ob die Sinfonie zu Mendelssohns Lebzeiten je in einer neuen Fassung
aufgeführt wurde, ob der Komponist den Kopfsatz tatsächlich
revidierte oder welche Version des zweiten, dritten und vierten
Satzes er letztlich favorisierte: All dies ist nicht überliefert. Einer
von mehreren Verlegern anvisierten Drucklegung seiner A-DurSinfonie aber stimmte Mendelssohn, gleich in welcher Fassung,
nie zu. Was streng genommen bedeutet, dass wir uns seit mehr
als anderthalb Jahrhunderten an einem Werk erfreuen, das der
Komponist nie als »fertig« sanktionierte.
Abschied von Jugend,
Schönheit und Freundschaft
Die Gesundheit durch einen angeborenen Herzklappenfehler
schwer angeschlagen, den Tod der knapp vierjährigen Tochter
Maria Anna mitnichten verwunden, der Position des Hofopern­
direktors in Wien enthoben; zudem vom nagenden Gefühl
gequält, als Komponist kaum Anerkennung zu finden und
gleichwohl rastlos von einer Arbeit zur nächsten zu hetzen: Die
Lebensbilanz, die der 47-jährige Gustav Mahler anno 1907 zog,
hätte negativer kaum ausfallen können. Sogar sein gerade abgeschlossener Vertrag als Dirigent an der Metropolitan Opera in
New York und seine recht passablen Einkünfte konnten dies
nicht wettmachen. Doch statt zur Besinnung zu kommen, das
Arbeitspensum drastisch zu reduzieren und auf seine Gesundheit zu achten, ließ sich der »überheizte Motor« – wie seine Frau
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Alma ihren Mann charakterisierte – nicht davon abbringen, sein
kräfteraubendes Doppelleben als Dirigent und Komponist fortzusetzen und zwischen einer und der nächsten Opern- und Konzertsaison regelmäßig von den Vereinigten Staaten in die »Komponierferien« nach Europa zu reisen.
So entstand – nach ersten Vorarbeiten in besagtem Negativjahr
1907 – in den Sommermonaten 1908 und 1909 im südtirolerischen Toblach Das Lied von der Erde. Nach den vorangegangenen Erlebnissen wollte Mahler mit diesem von Bruno Walter im
Jahr 1911 posthum uraufgeführten Werk für Tenor, Alt (oder Bariton) und Orchester seinen Weltschmerz und damit einhergehend
die Vereinsamung des Menschen zum Ausdruck bringen. Der
Grundzug der von Mahler aus Angst, ihm könnten wie Beethoven
und Bruckner vom Schicksal nur neun Sinfonien vergönnt sein,
lediglich im Untertitel als »Sinfonie« bezeichneten Komposition
ist denn auch – seinem Anliegen entsprechend – Melancholie,
abgrundtiefe Traurigkeit, Resignation; wenngleich freundliche,
helle Töne, ja sogar heitere Szenen nicht fehlen.
Als Texte legte er dem Werk die 1907 erschienenen, vom Jugendstil beeinflussten Nachdichtungen altchinesischer Lyrik Hans
Bethges zugrunde, die schon bei der Uraufführung als sentimentale Verschnitte einer fremden, damals noch exotisch anmutenden Kultur galten. Doch Mahler interessierten die Gedichte weder
als Literatur noch als realistische Beschreibung eines fernen Landes; sie dienten ihm lediglich als Quelle der musikalischen Inspiration. Deshalb hatte er auch keine Probleme, die Textvorlage
ungeniert seinen Bedürfnissen anzupassen, Zeilen wegzulassen,
umzustellen oder, wie im letzten Satz der Komposition, Eigenes
hinzuzufügen.
Sowohl inhaltlich als auch musikalisch lässt sich eine bogenförmige Anlage erkennen: Die beiden Mittelsätze korrelieren
miteinander, indem sie teils heiter, teils verträumt-empfindsam
alte Erinnerungen an die unwiederbringliche Vergangenheit
heraufbeschwören. Ebenso stehen – thematisch um die Gegenpole Herbst und Frühling, Alter und Jugend, Trauer und Heiterkeit kreisend – der ruhige zweite Satz und der bewegte fünfte
Satz in Wechselbeziehung zueinander. Mit schier unendlicher
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Zeit schildert der zweite Satz die Mühsal des Alters, Einsamkeit,
Müdigkeit und Überdruss; während der fünfte in rezitativischer
Manier gegen sentimentale Nachdenklichkeit und – mit den
Worten »Ich trinke, bis ich nicht mehr kann« – für krude Lebensfreuden plädiert. Auch der erste und letzte Satz beziehen sich
aufeinander: Hier steht, so Mahler, der »von Jugend, Schönheit und Freundschaft Abschied nehmende Mensch« im Mittelpunkt. Beide Sätze manifestieren mit ihren weit ausgreifenden,
durchführungsartigen Orchesterzwischenspielen die sinfonische Grundhaltung des Werks. Der gestisch zerrissene Kopfsatz
beginnt pompös, expressiv überzogen; und schließt – die fast an
jedem Strophenende wiederkehrende Textzeile »Dunkel ist das
Leben, ist der Tod« bestätigend – mit einem trockenen Paukenschlag. Im Finale, das beinahe so lang ist wie alle übrigen Sätze
zusammen, greift Mahler sowohl musikalisch als auch inhaltlich
auf den Kopfsatz zurück und zieht ein resignatives Fazit des Vorangegangenen – freilich mit dem Ausblick auf eine Erlösungs­
vision am Ende: Im Anschluss an den expressiven Trauermarsch
hellt sich die Stimmung auf, und die Beschwörung der Beständigkeit von Natur und Erde nimmt dem Tod Angst und Bitternis.
Mit der siebenmaligen Wiederholung des Wortes »ewig«, den
zerbrechlichen, allmählich ersterbenden Klängen von Celesta,
Harfe und Mandoline sowie einem gleichermaßen sanften wie
schwerelosen Vorhalt öffnet sich – der Welt bereits entrückt –
gleichsam der Blick ins Unendliche.
Doch wie ist dieses Ende zu verstehen? Als »Laut des Abschieds
und Entschwebens« – wie der Dirigent der Uraufführung Bruno
Walter es interpretierte? Als musikalische Formulierung der
»Geste des Verlusts« – die nach Meinung des Dirigenten Giu­
seppe Sinopoli von Beginn an im Œuvre Mahlers allgegenwärtig
ist? Als »auskomponierter Zerfall« – wie der Musikwissenschaftler und -kritiker Dietmar Holland vermutete? Als Verneigung vor
einer wie immer gearteten übergeordneten Macht oder gar als
Aufgehen in einen höheren Zustand im Sinne der fernöstlichen
Religionen? Ob Mahler eine konkrete Interpretation überhaupt im
Sinn hatte – darüber kann nur spekuliert werden.
Ulrike Heckenmüller
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BIOGRAPHIEN
Gerhild Romberger
Gerhild Romberger, geboren und aufgewachsen im Emsland, schloss nach
dem Studium der Schulmusik an der
Hochschule für Musik in Detmold ihre
Gesangsausbildung bei Heiner Eckels
mit Konzertexamen ab. Kurse bei den
Professoren für Liedgestaltung Mitsuko
Shirai und Hartmut Höll ergänzten ihr
Studium. Mittlerweile lebt sie mit ihrer
Familie in Detmold, wo sie eine Professur für Gesang an der Hochschule für
Musik innehat.
Die Altistin hat sich in ihrem Singen immer auf den Konzertgesang konzentriert. Schwerpunkte ihrer Arbeit bilden Liederabende unterschiedlichster Thematik sowie die Beschäftigung
mit zeitgenössischer Musik. Das außergewöhnlich weitgespannte
Repertoire der Sängerin umfasst alle großen Alt- und Mezzopartien des Oratorien- und Konzertgesangs vom Barock über die
Klassik und Romantik bis hin zur Literatur des 20. Jahrhunderts.
Wichtige Stationen in den vergangenen Jahren waren für Gerhild Romberger die Konzerte mit Manfred Honeck, der sie u. a. für
Aufführungen von Mahler-Sinfonien, Beethovens Missa solemnis und der Großen Messe von Walter Braunfels einlud, darüber
hinaus ihre Arbeit mit den Berliner Philharmonikern und Gustavo
Dudamel, dem Los Angeles Symphony Orchestra unter Herbert
Blomstedt sowie mit dem Leipziger Gewandhausorchester und
Riccardo Chailly (mit Mahlers dritter Sinfonie in Luzern). Darüber
hinaus war sie zu Gast bei den Wiener und den Bamberger Symphonikern (unter der Leitung von Daniel Harding), an der Mailänder Scala (unter Franz Welser Möst) und beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (unter Bernard Haitink).
In der Saison 2016/2017 ist sie bzw. war u. a. beim Radio Philharmonisch Orkest in Utrecht und Amsterdam mit Szymanowskis
Stabat Mater unter der Leitung von Markus Stenz, mit den Wiener Philharmonikern und der ersten Sinfonie von Karl Amadeus
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Hartmann in Hamburg und in der Kölner Philharmonie, sowie in
Leipzig mit dem Gewandhausorchester und Beethovens neunter
Sinfonie (unter Andris Nelsons) zu Gast.
Des Weiteren führt sie die große Tournee mit dem Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván Fischer (mit Mahlers
Lied von der Erde) nach Zürich, Genf, Paris, Lugano und Budapest.
Mit Mahlers zweiter Sinfonie war sie in der neu eröffneten Hamburger Elbphilharmonie (unter Thomas Hengelbrock) zu hören
und wird sie beim Pittsburgh Symphony Orchestra (Leitung Manfred Honeck) gastieren. Anschließend ist sie mit Beethovens
Missa solemnis an der Mailänder Scala unter der Leitung von
Bernard Haitink zu erleben.
In der Kölner Philharmonie war Gerhild Romberger zuletzt im
Januar diesen Jahres zu Gast.
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Robert Dean Smith
Robert Dean Smith wurde in Kansas, USA, geboren und studierte an
der Pittsburg State University Gesang.
Daneben studierte er Saxophon und
spielte in diversen klassischen- und
Jazz-Ensembles. Anschließend setzte
er sein Gesangsstudium an der New
Yorker Juilliard School fort. Seit seinem
Debüt bei den Bayreuther Festspielen
1997 als Walter von Stolzing ist er regelmäßig an den führenden internationalen Opernhäusern und in den Konzertsälen u. a. in Wien, München, Berlin, Dresden, Barcelona, Madrid, Brüssel, Amsterdam,
Paris und London zu hören.
Wie viele Heldentenöre begann Robert Dean Smith seine Karriere als Bariton und war bis zu seinem Fachwechsel über mehrere
Jahre mit lyrischen Bariton-Partien zu hören. In seinem Repertoire finden sich u. a. Wagners Parsifal und Lohengrin, Verdis Il
Trovatore (Manrico), Forza del Destino (Alvaro) und Don Carlo, Puccinis Tosca (Cavaradossi) und Manon Lescaut (Des Grieux), Bizets
Carmen (Don José), Ponchiellis La Gioconda (Enzo), Leoncavallos
I Pagliacci (Canio), Beethovens Fidelio (Florestan), Tschaikowskys Pique Dame (Hermann), Offenbachs Les Contes d’Hoffmann
(Hoffmann) und Webers Freischütz (Max). Der Künstler arbeitete mit namhaften Dirigenten wie Daniel Barenboim, Wolfgang
Sawallisch, Sir Colin Davis, Christian Thielemann, Antonio Pappano, Bernard Haitink, Gerd Albrecht, Marcello Viotti und Peter
Schneider.
Seit seinem Debüt 1997 kehrte Robert Dean Smith regelmäßig als
Stolzing nach Bayreuth zurück. Darüber hinaus sang er bei den
Festspielen 2001 den Lohengrin und gab sein Debüt als Siegmund in der Walküre. 2005 sang er in Bayreuth erstmals den Tristan. Unter weiteren Engagements sind daneben u. a. Pique Dame
an der Bayerischen Staatsoper zu nennen (2001), das amerikanische Opern-Debüt mit Stolzing 2001 in San Francisco, 2002
Siegmund in Tokio, Bacchus (Ariadne) in Barcelona, Lohengrin
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und Parsifal an der Deutschen Oper Berlin sowie Stolzing an der
Dresdener Semperoper. Am Royal Opera House Covent Garden
in London war er als Stolzing und Lohengrin sowie in Ariadne auf
Naxos zu hören, an der Mailänder Scala debütierte er als Florestan (Fidelio) unter der Leitung von Riccardo Muti, es folgten die
Meistersinger in Florenz und München (unter Zubin Mehta) sowie
Barcelona, sein Debüt als Kaiser in der Frau ohne Schatten in Los
Angeles, den er später auch in Madrid und Chicago sang, Carmen und Daphne an der Dresdner Semperoper, Manon Lescaut
in München, Pique Dame an der Hamburgischen Staatsoper,
La Forza del Destino in Tokio, Neuproduktionen von Lohengrin und
Tannhäuser an der Mailänder Scala, Tristan und Isolde in Madrid,
Andrea Chenier in Toulouse, Die Tote Stadt, Walküre, Aida und Tristan und Isolde an der Opera de Bastille in Paris sowie Ariadne und
Madame Butterfly an der New Yorker Metropolitan Opera.
Sein Konzertrepertoire umfasst u. a. Werke von Beethoven, Verdi,
Elgar, Rossini und Strauss. Im Amsterdamer Concertgebouw war
er unter der Leitung von Riccardo Chailly in Oedipus Rex zu hören.
Mahlers Das Lied von der Erde sang er u. a. in München unter der
Leitung von Lorin Maazel, in Amsterdam unter der Leitung von
Mariss Jansons und zuletzt in Zürich, Genf und Paris mit dem
Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer. Ferner war er zu
hören in Dvořáks Requiem an der Accademia Nazionale di Santa
Cecilia Rom, mit Schönbergs Gurreliedern unter der Leitung von
Michael Gielen und mit Beethovens 9. Sinfonie am Gewandhaus
Leipzig unter der Leitung von Riccardo Chailly.
Robert Dean Smith hat eine Solo-CD mit Arien von Wagner aufgenommen. Darüber hinaus erschien eine CD mit Auszügen aus
Tristan und Isolde.
In der Kölner Philharmonie war Robert Dean Smith zuletzt im
Oktober 1999 zu Gast.
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Budapest Festival Orchestra
Das Budapest Festival Orchestra (BFO) wurde 1983 von Iván
Fischer, der seither Musikdirektor des Orchesters ist, und Zoltán Kocsis gegründet. Ziel war es zunächst, mit erstklassigen
Mitgliedern und durch intensive Probenarbeit ein Orchester für
drei bis vier herausragende Konzertveranstaltungen pro Jahr zu
schaffen, die das ungarische Musikleben bereichern sollten, und
zugleich in Budapest ein neues Sinfonieorchester internationalen
Ranges zu etablieren. Zwischen 1992 und 2000 wurde die Arbeit
des Ensembles allmählich über die gesamte Saison ausgeweitet.
Die Verwaltung des Orchesters liegt seit dem Jahr 2000 in den
Händen der BFO Foundation (zusammengesetzt aus 15 ungarischen und multinationalen Körperschaften sowie Banken). 2003
erklärte das ungarische Bildungs- und Kulturministerium das
Orchester zu einer staatlich unterstützten nationalen Institution.
Heute ist das Budapest Festival Orchestra nicht nur lebendiger Bestandteil des Budapester Musiklebens, sondern auch ein
regelmäßiger Gast in den international bedeutendsten Musikzentren. Davon zeugen Auftritte in den großen Konzertsälen in
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Wien, Zürich, New York, Chicago, Los Angeles, San Francisco,
Montreal, Tokio, Hong Kong, Paris, Berlin, Rom und Amsterdam.
Auch bei den Festivals in Salzburg, Edinburgh, Luzern, Mon­
treux, London, Florenz, Prag und Brüssel ist das Budapest Festival
Orchestra regelmäßig zu Gast.
Zahlreiche herausragende Dirigenten und Solisten haben mit
dem Orchester zusammengearbeitet, darunter Sir Georg Solti, der
bis zu seinem Tod Erster Gastdirigent des Orchesters war, Yehudi
Menuhin, Kurt Sanderling, Eliahu Inbal, Charles Dutoit, Gidon Kremer, Radu Lupu, Sándor Végh, Sir András Schiff, Heinz Holliger,
Martha Argerich, Yuri Bashmet, Rudolf Barshai, Kiri te Kanawa,
Pinchas Zukerman, Richard Goode und viele andere mehr. Die
bekannten Music Marathons des Orchesters und das eigene
Bridging Europe Festival, das sich jährlich einmal der Kultur
eines bestimmten Landes widmet, werden zusammen mit Müpa
Budapest, einer der führenden kulturellen Institutionen Ungarns,
organisiert.
Seit 2014 spielt das Orchester in Community Weeks kostenlose
Konzerte in Alters- und Pflegeheimen, Kirchen, ehemaligen Synagogen und Einrichtungen für Kinder. Eines der besonderen
Engagements des Orchesters sind seine Konzerte speziell für
autistische Kinder und ihre Familien. 2008 wählten international
renommierte Kritiker das Orchester zum neuntbesten Orchester
weltweit, und die Produktion von Le nozze di Figaro wurde 2013
vom New York Magazine als bestes klassisches Musikereignis der
Stadt ausgezeichnet.
Für seine Einspielungen erhielt das Orchester zwei Gramophone
Awards. Die Aufnahme von Mahlers erster Sinfonie wurde 2013
für einen Grammy nominiert. 2014 wurde die Einspielung von
Mahlers fünfter Sinfonie sowohl mit dem Diapason d’Or als auch
mit dem Schallplattenpreis Toblacher Komponierhäuschen für
die beste Mahler-Aufnahme ausgezeichnet. Die argentinische
Kritikervereinigung wählte das Budapest Festival Orchestra zum
besten ausländischen Sinfonieorchester.
In der Kölner Philharmonie war das Budapest Festival Orchestra
zuletzt im Oktober 2013 zu hören.
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Die Besetzung des
Budapest Festival Orchestra
Viola
Csaba Gálfi
Ágnes Csoma
Miklós Bányai
Cecília Bodolai
Zoltán Fekete
Barna Juhász
Nikoletta Reinhardt
Nao Yamamoto
István Rajncsák
István Polónyi
László Bolyki
György Fazekas
Violine I
Raphael Crist
Violetta Eckhardt
Ágnes Bíró
Mária Gál-Tamási
Radu Hrib
Erika Illési
István Kádár
Péter Kostyál
Eszter Lesták Bedő
Gyöngyvér Oláh
Gábor Sipos
Csaba Czenke
Tímea Iván
Emese Gulyás
Balázs Bujtor
Zsuzsa Berentés
Violoncello
Péter Szabó
Lajos Dvorák
Éva Eckhardt
György Kertész
Gabriella Liptai
Kousay Mahdi
Rita Sovány
Orsolya Mód
Theresa Schneider
György Markó
Violine II
János Pilz
Györgyi Czirók
Tibor Gátay
Krisztina Haják
Zsófia Lezsák
Levente Szabó
Zsolt Szefcsik
Antónia Bodó
Noémi Molnár
Anikó Mózes
Zsuzsa Szlávik
Pál Jász
Gabriella Nagy
Erika Kovács
Kontrabass
Zsolt Fejérvári
Attila Martos
Károly Kaszás
Géza Lajhó
László Lévai
Csaba Sipos
Rui Rodriguest
Brittany Conrad
19
Trompete
Zsolt Czeglédi
Tamás Póti
Zoltán Tóth
Flöte
Gabriella Pivon
Anett Jóföldi
Zofia Neugebauer
Bernadett Nagy
Posaune
Balázs Szakszon
Attila Sztán
Justin Clark
Oboe
Kai Frömbgen
Eva Neuszerova
Jeremy Sassano
Tuba
József Bazsinka
Klarinette
Ákos Ács
Rudolf Szitka
Roland Csalló
Daniel Roscia
Zoltán Szűcs
Pauke
Roland Dénes
Schlagzeug
László Herboly
István Kurcsák
Ulf Breuer
Fagott
Dániel Tallián
Sándor Patkós
Nikolaj Henriques
Harfe
Ágnes Polónyi
Kinga Katinka Szilágyi
Horn
Zoltán Szőke
András Szabó
Dávid Bereczky
Zsombor Nagy
Celesta
László Adrián Nagy
20
Iván Fischer
Iván Fischer, Mitbegründer und Musikdirektor des Budapest Festival Orchestra, wurde 1951 geboren. Er studierte
zunächst Klavier, Violine, Cello und
Komposition in Budapest, später dann
in der berühmten Dirigierklasse von
Hans Swarowsky in Wien. Zwei Spielzeiten lang arbeitete er anschließend
als Assistent von Nikolaus Harnoncourt.
Seine internationale Karriere begann
1976 in London, als er den Dirigierwettbewerb der Rupert Foundation gewann. Er arbeitete ein Jahr
mit den Orchestern der BBC und wurde dann vom London Symphony Orchestra zu einer Welttournee eingeladen. Anschließend
erhielt er zahlreiche Einladungen zu Gastdirigaten, darunter auch
sein USA-Debüt mit einer Serie von Brahms-Konzerten beim Los
Angeles Philharmonic. 1983 kehrte er nach Budapest zurück, um
das Budapest Festival Orchestra zu gründen, das er seither als
Musikdirektor leitet.
Iván Fischer war Chefdirigent des National Symphony Orchestra
in Washington DC und von 2001 bis 2003 Musikdirektor der Opéra
de Lyon. Außerdem war er Musikdirektor der Northern Sinfonia
und der Kent Opera sowie Erster Gastdirigent beim Cincinnati
Symphony Orchestra. Im August 2012 nahm er seine Arbeit als
Musikdirektor des Konzerthauses Berlin und als Chefdirigent des
Konzerthausorchesters Berlin auf.
Als Gastdirigent hat er die Berliner Philharmoniker über zehn Mal
dirigiert. Alljährlich arbeitet er für zwei Wochen mit dem Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam. Regelmäßig dirigiert er auch die führenden US-amerikanischen Sinfonieorchester wie das New Philharmonic und das Cleveland Orchestra.
Neben Konzerten leitete Iván Fischer auch einige sehr erfolgreiche Opernproduktionen. In den letzten Jahren machte er sich
zudem einen Namen als Komponist, dessen Werke in den USA,
den Niederlanden, in Belgien, Ungarn, Deutschland und Österreich aufgeführt wurden. Viele der von Iván Fischer dirigierten
21
Einspielungen wurden mit bedeutenden internationalen Preisen
ausgezeichnet.
Iván Fischer ist Mitbegründer der ungarischen Mahler-Gesellschaft und Schirmherr der British Kodály Academy. Als »Botschafter der ungarischen Kultur« erhielt er vom ungarischen
Präsidenten eine Goldmedaille. Daneben ist er Träger des Kossuth-Preises und wurde von der französischen Regierung zum
Chevalier des Arts et Lettres ernannt. Ferner bekam er den Crystal Award des World Economic Forum für seine Verdienste um
die internationalen Kulturbeziehungen. 2011 wurde Iván Fischer
mit dem Royal Philharmonic Society Music Award und dem niederländischen Ovation Prize ausgezeichnet. 2013 erhielt er die
Ehrenmitgliedschaft der Royal Academy of Music in London.
2015 wurde er mit dem Abu Dhabi Festival Award geehrt.
In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im Oktober 2013 zu
Gast, damals ebenfalls mit dem Budapest Festival Orchestra.
22
KölnMusik-Vorschau
März
SA
18
20:00
MI
15
Christian Lillingers Grund
Pierre Borel sax
Tobias Delius sax
Christopher Dell vib
Achim Kaufmann p
Jonas Westergaard b
Robert Landfermann b
Christian Lillinger dr, comp
20:00
Kimmo Pohjonen Akkordeon, Stimme,
Komposition
Mikko Helenius Orgel, Stimme
Tuomas Norvio Sounddesign, LiveElektronik, Komposition
Otso Vartiainen Licht- und Bilddesign
Für viele ist Christian Lillinger ein vollkommen neuer Typus des Jazz-Schlagzeugers. Der Spiegel feiert ihn gar als
»Drum-Revoluzzer«. Nun stellt Lillinger,
der auch mit Größen wie Joachim
Kühn und Alexander von Schlippenbach arbeitet, sein außergewöhnliches
Septett »Grund« vor. Zwei Bässe, zwei
Harmonieinstrumente, zwei Blasinstrumente und ein Schlagzeug – so fällt
die ungewöhnliche Besetzung einer
Band aus, darunter der Kölner Robert
Landfermann, der schon jetzt großes
Zukunftspotential attestiert wird.
Kimmo Pohjonen
Ultra Organ
für Orgel, Orgel-Samples, Akkordeon,
Sound und Visuals
Kompositionsauftrag der KölnMusik
Uraufführung
A
●
Orgel Plus 4
FR
17
A
●
20:00
Roberto Fonseca p
Abrahan Aristilde voc
Javier Zalba sax, fl, clar
Jimmy Jenks sax
Matthew Simon trp
Yandy Martinez b, el-b
Ramsés Rodríguez dr
Adel Gonzales perc
ABUC
Aus Kuba kommen regelmäßig Pianisten, bei denen der Latin-Jazz-Funke
sofort überspringt. Zu ihnen gehört
Roberto Fonseca, der im vergangenen
Jahr gemeinsam mit der Sängerin Fatou
das Publikum begeisterte. Fonseca
hat inzwischen mit Jazz-Giganten wie
Herbie Hancock und Wayne Shorter
gejammt. Jetzt kommt der aus Havanna
stammende Musiker mit eigener Band,
um mit unerschöpflicher Phantasie und
ansteckender Energie seine afro-kubanischen Wurzeln in Köln mit Jazz, Drum
’n’ Bass und Soul kurzzuschließen.
23
Jazz-Abo Soli & Big Bands 5
SO
SO
19
26
18:00
20:00
Stéphane Degout Bariton (Ulisse)
Katarina Bradić Mezzosopran (Penelope)
Anicio Zorzi Giustiniani Tenor (Telemaco / Giove)
Jörg Schneider Bariton (Iro)
Pierre Derhet Tenor (Eurimaco)
Thomas Walker Tenor (Eumete)
Mirella Hagen Sopran (Amore / Giunone)
Mark Milhofer Tenor (Pisandro)
Johannes Chum Tenor (Anfinomo)
Marcos Fink Bass (Antinoo)
Marie-Claude Chappuis Sopran
(Minerva / L’umana fragilità)
Mary-Ellen Nesi Mezzosopran
Ugo Guagliardo Bass (Tempo / Nettuno)
Hagen Quartett
Lukas Hagen Violine
Rainer Schmidt Violine
Veronika Hagen Viola
Clemens Hagen Violoncello
Joseph Haydn
Streichquartette d-Moll op. 76,2
Hob III:76, B-Dur op. 76,4 Hob. III:78
und Es-Dur op. 76,6 Hob. III:80
A
●
DO
30
B’Rock Orchestra
René Jacobs Dirigent
20:00
Claudio Monteverdi
Il ritorno d’Ulisse in patria (1639/40)
Oper in einem Prolog und drei Akten
Libretto von Giacomo Badoaro
Annette Dasch Sopran
Wolfram Rieger Klavier
Lieder von Erich Wolfgang Korngold,
Alban Berg, Viktor Ullmann und
Gustav Mahler
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e. V.
A
●
A
●
Baroque … Classique 5
SO
26
16:00
Dorothee Mields Sopran
François Lazarevitch Block- und
Traversflöte, Musette
Rüdiger Lotter Violine
Ensemble 1700
Dorothee Oberlinger Blockflöte
und Leitung
Werke von Jacob Van Eyck, Henry Purcell, Georg Philipp Telemann, Georg
Friedrich Händel, Antonio Vivaldi,
Georg Muffat, Heinrich Ignaz Franz
von Biber und Nicolas Chédeville
A
●
Quartetto 5
Sonntags um vier 4
24
Liederabende 5
Yuja
Wang
Foto: Deutsche_Grammophon_Nor-
spielt Werke von
Franz Schubert,
Johannes Brahms
und Frédéric Chopin
19:00 Einführung in das Konzert
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
Mittwoch
29.03.2017
20:00
Ihr nächstes
Abonnement-Konzert
April
Mo
10
April
20:00
SO
02
Chamber Orchestra of Europe
Sir András Schiff Klavier und Leitung
20:00
Johann Sebastian Bach
Nr. 2: Ricercar a 6
aus: Musikalisches Opfer BWV 1079 (1747)
für Instrumentalensemble
MusicAeterna Choir
Vitaly Polonsky Leitung
Mahler Chamber Orchestra
Teodor Currentzis Dirigent
Béla Bartók
Musik für Saiteninstrumente,
Schlagzeug und Celesta Sz 106 (1936)
Johann Sebastian Bach
»Jesu, meine Freude« BWV 227
»Singet dem Herrn ein neues Lied«
BWV 225
Johannes Brahms
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2
B-Dur op. 83 (1881)
»Komm, Jesu, komm, mein Leib
ist müde« BWV 229
A
●
Luciano Berio
Coro
für 40 Stimmen und Instrumente
Seit 2010 arbeiten das Mahler Chamber
Orchestra und der griechische Shooting-Star und Dirigent Teodor Currentzis
regelmäßig zusammen. Dabei schlagen
sie stets musikalisch spannende Bögen
– wie jetzt mit unterschiedlichen Vokalmanifesten. Zunächst steht Currentzis’
MusicAeterna Choir mit drei Motetten
von Bach im Mittelpunkt. Danach
widmet man sich der 1977 uraufgeführten Volkslied-Phantasie »Coro« von
Luciano Berio, bei der jedem Sänger ein
ganz bestimmtes Orchesterinstrument
zugeordnet ist.
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e. V.
19:00 Einführung in das Konzert
durch Oliver Binder
16.04.2017 15:00 Filmforum
Der Lieblingsfilm von Teodor Currentzis
»Die Farbe des Granatapfels«
A
●
Klassiker! 5
26
Philharmonie für Einsteiger 5
Internationale Orchester 6
Sir András
Schiff
Klavier und Leitung
Chamber Orchestra of Europe
Johann Sebastian Bach
Ricercar a 6
aus: Musikalisches Opfer
BWV 1079
Béla Bartók
Musik für Saiteninstrumente,
Schlagzeug und Celesta Sz 106
Foto: Heike_Fischer
Johannes Brahms
Konzert für Klavier und
Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
Montag
10.04.2017
20:00
Philharmonie-Hotline 0221 280 280
­koelner-­philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner ­Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie
und Geschäftsführer der
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
­koelner-­philharmonie.de
Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
kommunikationsgestaltung GmbH
Textnachweis: Der Text von Ulrike
Heckenmüller ist ein Originalbeitrag für
dieses Heft.
Fotonachweise: Gerhild Romberger © Rosa
Frank; Robert Dean Smith © Photopulse;
Iván Fischer © Marco Borggreve
Gesamtherstellung:
adHOC ­Printproduktion GmbH
Annette
Dasch
singt Lieder von
Erich Wolfgang Korngold,
Alban Berg, Viktor Ullmann
und Gustav Mahler
Foto: Daniel_Pasche
Wolfram Rieger Klavier
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
Donnerstag
30.03.2017
20:00
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