Die stille Gefahr Entstehung und Behandlung von Bluthochdruck Ein Service Ihres Versorgungsteams Inhalt Was ist Bluthochdruck? 4 Die Ursachen und Anzeichen 6 Die Diagnose 7 Die Folgen 8 Die Therapie 9 Beherzigen Sie die folgenden Tipps 10 Wie Medikamente helfen 12 Bluthochdruck-Quiz 14 Zum Schluss … 15 Sämtliche medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren auf den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. oder der anerkannten Lehrmeinung. Unsere Broschüre wurde für Sie von einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern verfasst. Um unsere Broschüren schneller und einfacher lesbar zu machen, unterscheiden wir nicht zwischen „weiblicher“ und „männlicher“ Schreibweise. 2 Bluthochdruck – bleibt er unbemerkt, wird’s riskant Liebe Leser, Bluthochdruck (Hypertonie) ist nicht schmerzhaft und verursacht häufig über Jahre oder Jahrzehnte hinweg keine Beschwerden. Er wird deshalb unterschätzt und bleibt lange unentdeckt. In dieser Zeit richtet er aber still und leise Schäden an den Blutgefäßen an – Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ­können die Folge sein. Ein hoher Blutdruck belastet zudem das Herz und verstärkt eine bestehende Herzschwäche. Daher ist es wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu messen und die Werte im Auge zu behalten. So können Sie bei Bedarf rechtzeitig gegensteuern – nicht nur mit den passenden Medikamenten, sondern vor allem auch durch einen gesunden Lebensstil. Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie uns einfach an oder kontaktieren Sie direkt Ihren Arzt. Ihr KKH Versorgungsteam 3 Was ist Bluthochdruck? Volkskrankheit Bluthochdruck Bluthochdruck ist in Deutschland eher die Regel als die Ausnahme: Bundesweit haben mehr als 55 % aller Frauen und Männer im Alter zwischen 35 und 64 Jahren zu hohe Messwerte. Damit liegt Deutschland noch deutlich vor den meisten anderen Industrienationen wie den USA (knapp 28 %) oder England (ca. 42 %). Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil an Bluthochdruckpatienten. Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass der Blutdruck im Alter höher sein darf und keinen Schaden anrichtet. Von Bluthochdruck (Hypertonie) spricht man, wenn der Druck des Blutes im Gefäßsystem das gesunde Maß übersteigt. mmHg 200 Systolischer Wert 190ó 180 170 Der Blutdruck setzt sich aus zwei Messwerten zusammen: einem oberen (systolischen) und einem unteren (diastolischen) Wert. Jedes Mal, wenn sich das Herz zusammenzieht und dabei Blut in die Körperschlagader (Aorta) presst, herrscht in den Gefäßen ein hoher Druck. Er wird systolischer Blutdruck genannt. Zwischen jeder Kontraktion entspannt sich der Herzmuskel und nimmt neues Blut auf. Der Druck in den Gefäßen ist in diesem Moment gering; er wird als diastolischer Blutdruck gemessen. 160 150 140 130 120 110 100 90óó ó Diastolischer Wert 1ó 2ó 3ó 4ó 5ó 6ó 7ó Tage 8ó 9ó 10ó 11ó 12 An 12 Tagen wurde hier ein erhöhter Blutdruck gemessen. 4 Was ist normal, was ist zu hoch? Beide Blutdruckwerte werden in der Einheit „Millimeter Quecksilbersäule (mmHg)“ angegeben. Als optimal gelten Messwerte unter 120/80 mmHg (sprich: „120 zu 80 mmHg“), wobei 120 für den systolischen und 80 für den diastolischen Druck steht. Wenn Ihre Werte geringfügig darüber liegen (bis 129/84 mmHg), gilt das noch als normal. Bei einem Blutdruck von 130 bis 139 mmHg systolisch und 85 bis 89 mmHg diastolisch sprechen Mediziner von „hoch normal“. Eine Behandlung ist nicht in jedem Fall notwendig, sondern nur, wenn der Betroffene noch weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Übergewicht oder Diabetes aufweist. Der eigentliche Bluthochdruck beginnt ab Messwerten von 140/90 mmHg. Dabei wird zwischen drei Schweregraden unterschieden: Bluthochdruckwerte im Überblick: Kategorie Systolisch (mmHg) Diastolisch (mmHg) Grad 1 (leichter Bluthochdruck) 140ó– 159ó 90ó– 99 Grad 2 (mittelschwerer Bluthochdruck) 160ó– 179ó 100ó– 109 ≥ó180ó ó≥ó110 Grad 3 (schwerer Bluthochdruck) 5 Die Ursachen und Anzeichen Zu viel Gewicht, wenig Bewegung, Stress – Bluthochdruck kann unterschiedliche Auslöser haben. Oftmals wird er nicht bemerkt. Bei fast 90 Prozent der Betroffenen findet der Arzt keine konkrete Erkrankung, die für den erhöhten Blutdruck verantwortlich ist. Mediziner sprechen von essenzieller oder primärer Hypertonie. Sie tritt besonders bei Menschen auf, die übergewichtig sind, sich zu wenig bewegen, an chronischem Stress leiden, zu viel Alkohol trinken oder sich sehr salzreich ernähren. Das Gegenstück zum primären Bluthochdruck ist die sekundäre Hypertonie. Hier lässt sich eine konkrete Ursache benennen: Meist steckt eine andere Erkrankung dahinter, beispielsweise der Nieren. Seltener ist der Hormonhaushalt die Ursache. Manchmal sind auch bestimmte Medikamente wie hormonelle Verhütungs- oder einige Rheumamittel der Grund für die erhöhten Messwerte. Auch große Mengen an Lakritz oder Alkohol wirken blutdrucksteigernd. 6 Ein hoher Blutdruck macht sich oft erst bemerkbar, wenn er bereits Schäden an den Organen angerichtet hat. Achten Sie daher auf mögliche Alarmsignale wie: óó auffällig gerötete Gesichtsfarbe, bereits ohne körperliche Anstrengung óó Müdigkeit óó Kopfschmerzen óó Schwindel óó Nasenbluten óó Kurzatmigkeit und Atemnot Hinter diesen unspezifischen Beschwerden können verschiedene Ursachen stecken. Treten sie häufiger auf, sollten Sie zum Arzt gehen und Ihren Blutdruck messen lassen. Die Diagnose Blutdruckwerte schwanken und sind belastungsabhängig. Um die Werte eindeutig bestimmen zu können, sind daher meist mehrere Messungen erforderlich. Wenn Sie bei einer Messung erhöhte Blutdruckwerte haben, müssen Sie nicht unbedingt an Bluthochdruck leiden. Es gibt viele Faktoren, die den Blutdruck beeinflussen. Die Werte schwanken im Verlauf von 24 Stunden und werden zum Beispiel durch Stress, Aufregung, körperliche Aktivität oder Koffein beeinflusst. Nach drei Tassen Kaffee oder einem flotten Spaziergang ist es also vollkommen normal, wenn Ihr Blutdruck höher ist als in Ruhe. Hypertensive Krise Schießt der Blutdruck plötzlich in die Höhe (auf mehr als 230/130 mmHg), sprechen Mediziner von einer hypertensiven Krise. Nicht immer zeigen sich Alarmsymptome, mögliche Anzeichen können aber sein: óó Für Ärzte ist es deshalb oft schwierig, einen Bluthochdruck sicher zu diagnostizieren. Das gilt vor allem, wenn ein Patient etwa immer nur in der Arztpraxis erhöhte Messwerte hat. Experten sprechen vom „Weißkittelsyndrom“. Betroffene sind beim Arztbesuch so aufgeregt, dass ihr Blutdruck in die Höhe schießt. Außerhalb der Praxis sind ihre Werte aber normal. Um Blutdruckwerte richtig einordnen zu können, sind mehrere Messungen nötig – an verschiedenen Tagen, zu unterschiedlichen Zeiten, mal im Liegen, mal im Stehen und vielleicht auch mehrmals am Tag. Manchmal ist auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung notwendig. Patienten tragen einen Tag óó óó óó Plötzliche Sehstörungen Bewusstseinsstörungen Starke, akute Atemnot Engegefühl in der Brust Wenn Sie solche Symptome bemerken, sollten Sie den Notarzt rufen. lang ein Blutdruckmessgerät, das den Blutdruck zu bestimmten Zeiten misst und die Werte speichert. Anhand der Messergebnisse lässt sich feststellen, ob und wie stark Sie an Bluthochdruck leiden. 7 Die Folgen Bei Bluthochdruck verdicken sich die Wände der Gefäße durch Ablagerungen (z. B. Cholesterinplaques) und können im fortgeschrittenen Stadium die Blutbahn einengen. Solche Engpässe können in der Folge zu Nierenschäden, aber auch zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Herz und Kreislauf Nieren Gelegentliche Kopfschmerzen oder Kurzatmigkeit infolge des Bluthochdrucks sind sehr unangenehm. Viel gravierender aber sind die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System: Bluthochdruck verursacht Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße (Arte­riosklerose). Die Passage für das Blut wird immer enger und es bilden sich leichter Blutgerinnsel. Diese können ein Gefäß noch weiter verengen oder sogar ganz verstopfen – im Bereich der Herzkranzgefäße kommt es so zum Herzinfarkt; im Kopf löst ein Gefäßverschluss einen Schlaganfall aus. Die Verkalkung betrifft auch die Gefäße der Nieren. Die bohnenförmigen Organe werden deshalb nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. In der Folge schütten die Nieren Hormone aus, die den Blutdruck steigern und damit die Durchblutung anregen. Das schädigt die Gefäße noch mehr, woraufhin die Niere weitere Hormone bildet – ein Prozess, der den Blutdruck immer höher klettern lässt. Ein hoher Blutdruck schädigt zudem langfristig den Herzmuskel. Um noch ausreichend Blut in die verengten Gefäße pressen zu können, verdickt er sich zunächst. Unter der Dauerbelastung kann das Herz schließlich nicht mehr richtig arbeiten und ausreichend Blut durch den Körper pumpen. Es kommt zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Die Verkalkung lässt zudem die kleinen Nierengefäße porös werden. Sie können so ihre Aufgaben Blutreinigung und Wasserausscheidung – nicht mehr richtig erfüllen. Giftige Abfallprodukte des Stoffwechsels sammeln sich an und Flüssigkeit staut sich im Gewebe. Im Extremfall arbeitet die Niere überhaupt nicht mehr und der Patient braucht eine Dialyse. Ablagerungen Plaque Plaque Blutgerinnsel Herzkranzgefäße frischer Verschluss durch Blutgerinnsel Gefäßwand abgestorbenes Gewebe (Infarkt) Blut Arteriosklerose 8 Herzinfarkt Die Therapie Ein gesunder Lebensstil kann viel bewirken. Ob dann noch Medikamente erforderlich sind, richtet sich nach den Messwerten und eventuell vorhandenen Risikofaktoren. Therapieplanung Selbst aktiv werden! Auch Patienten, die einen im gleichen Maß erhöhten Blutdruck haben, bekommen nicht unbedingt die gleiche Therapie. Denn neben den Messwerten entscheiden auch eventuelle Risikofaktoren darüber, ob und wie der Bluthochdruck behandelt wird. Wer beispielsweise zusätzlich an Übergewicht oder Diabetes leidet, hat ein erhöhtes Risiko für HerzKreislauf-Erkrankungen. Im Unterschied zu vielen anderen Erkrankungen können Sie bei Bluthochdruck häufig sehr viel selbst tun, um den Gesundheitszustand zu verbessern. Ein gesünderer Lebensstil reicht manchmal sogar aus, um die Blutdruckwerte in den Griff zu bekommen. Zumindest lässt sich aber durch eine gesunde Lebensweise die Medikamentendosis reduzieren. Folgende Faktoren spielen bei der Therapieplanung eine Rolle: óó Bluthochdruck in der Familie (bei Blutsverwandten wie Eltern oder Geschwistern) óó Höheres Alter (Männer > 55, Frauen > 65 Jahre) óó Übergewicht (besonders die sogenannte Bauchfettleibigkeit, mit einem Bauchumfang bei Männern größer als 102 cm und bei Frauen größer als 88 cm) óó Diabetes mellitus óó Menopause óó Nierenerkrankungen óó Erhöhte Cholesterinwerte óó Rauchen Ungesunde Gewohnheiten abzulegen ist nicht leicht und braucht Zeit. Diese sollten Sie sich nehmen und Ihren Lebensstil in kleinen Schritten ändern. Lassen Sie sich auch durch Rückschläge nicht entmutigen wichtig ist, dass Sie Ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren! 9 Beherzigen Sie die folgenden Tipps Mit der langfristigen Änderung einiger Verhaltensweisen können Sie Ihren Bluthochdruck und somit Ihre Lebensqualität deutlich verbessern. 1. Nehmen Sie ab, wenn Sie zu viel wiegen Überschüssige Kilo bedeuten eine zusätzliche Belas­tung für’s Herz. Es muss stärker arbeiten, um genügend Blut durch den Körper zu pumpen – der Blutdruck steigt. Eine Gewichtsabnahme lässt die Werte sinken, und zwar pro Kilo um bis zu 2 mmHg. Weniger Gewicht auf Hüfte und Po entlastet außerdem die Gelenke. Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine Kennzahl, mit der sich das Gewicht eines Menschen beurteilen lässt (z. B. als über- oder untergewichtig). Der BMI lässt sich wie folgt errechnen: BMI = Körpergewicht (kg) Körpergröße (m) x Körpergröße (m) Ab einem BMI von 25 kg/m2 sprechen Mediziner von Übergewicht, ab 30 kg/m2 von Fettleibigkeit (Adipositas). 2. Sorgen Sie für viel Bewegung Versuchen Sie, möglichst jeden Tag 30 bis 40 Minuten aktiv zu sein. Das hilft, einen erhöhten Blutdruck auf Dauer zu senken. Optimal sind Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Wandern, Laufen, Skilanglauf, Schwimmen oder Radfahren. Besprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrem Arzt, welcher Sport der Richtige für Sie ist und wie stark Sie sich belasten dürfen. In vielen Orten gibt es spezielle Herzsportgruppen, die gemeinsam unter fachlicher Anleitung trainieren. 3. Bauen Sie regelmäßige Entspannungsmomente in Ihren Alltag ein Stress ist Gift für den Blutdruck, egal ob körperlicher oder seelischer Natur. Sorgen Sie im Alltag für genügend Verschnaufpausen, etwa durch einen kurzen Spaziergang, ein kleines Mittagsschläfchen oder regelmäßige Entspannungsübungen (z. B. Yoga, Meditation, Progressive Muskelentspannung, Qi Gong). 10 4. Essen Sie salzarm Eine reduzierte Salzzufuhr kann helfen, den Blutdruck zu senken. Experten empfehlen, dass Erwachsene maximal etwa fünf Gramm Salz pro Tag verzehren sollten. Das entspricht ungefähr einem Teelöffel. Beim Kochen können Sie Salz durch Gewürzkräuter ersetzen, ohne dass der Geschmack der Speisen darunter leidet. Meiden Sie außerdem salzreiche Produkte (z. B. Laugengebäck, Fertiggerichte, Chips, Ketchup, Speck) und greifen Sie stattdessen zu salzarmen Nahrungsmitteln. Dazu zählen unter anderem Obst und Gemüse, Milch, Quark, Fleisch, frischer Fisch, Nudeln, Reis, Kartoffeln. 5. Essen Sie gesund und fettarm Wenn Sie auf den Fettanteil in Ihrer Ernährung achten, können Sie leichter Ihr Gewicht halten bzw. überschüssige Pfunde loswerden. Denn in Fett stecken sehr viele Kalorien (fast doppelt so viele wie in der gleichen Menge Kohlenhydrate oder Eiweiß!). Nicht alle Fette sind gleichermaßen ungesund. Durch die Zufuhr „richtiger“ Fette (einfach ungesättigte Fettsäuren, z. B. in Oliven- und Rapsöl) können Sie beispielsweise einen erhöhten Cholesterinspiegel senken. Dieser ist, wie auch der Bluthochdruck, ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 6. Verzichten Sie auf’s Rauchen Zigaretten & Co führen zu Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose). Die Kombination aus Bluthochdruck und Nikotinkonsum erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall beträchtlich! 7. Trinken Sie Alkohol nur in Maßen Hin und wieder ein Glas Rotwein schadet nicht, sondern kann Herz und Gefäßen sogar gut tun. Mit steigender Menge verkehrt sich der Effekt aber schnell ins Gegenteil: Zu viel Alkohol schädigt die Leber und treibt den Blutdruck in die Höhe. Absolut tabu sein sollte Alkohol, wenn Sie Medikamente einnehmen – egal welcher Art. Alkohol kann deren Wirkung abschwächen oder verstärken. Abgesehen davon: Alkohol ist eine Kalorienbombe – ein Glas Bier liefert etwa ebenso viel Energie wie 12 Stück Würfelzucker, ein Glas Wein sogar so viel wie rund 20 Stück! Weitere Informationen zu gesunder Ernährung, Bewegung und Stressabbau erhalten Sie von Ihrem Versorgungsteam. Nützliche Tipps finden Sie außerdem in folgenden Broschüren: „Ernährung bei Fettstoffwechselstörungen“ óó „Vollwertig essen und trinken“ óó „Bewegung und Entspannung für Ihr Herz“ óó 11 Wie Medikamente helfen Verschiedene Medikamente setzen den Blutdruck gezielt und auf Dauer herab. Voraussetzung ist, dass die Wirkstoffe regelmäßig und durchgehend eingenommen werden. Medikamente gegen den hohen Blutdruck sollten Sie konsequent einnehmen. Viele Patienten setzen aber die Tabletten selbstständig ab, wenn sich die Blutdruckwerte normalisieren oder Nebenwirkungen auftreten. Sprechen Sie auf jeden Fall zuerst mit Ihrem Arzt. Er kann die Dosierung anpassen oder Ihnen ein anderes, besser verträgliches Medikament verschreiben. Lassen Sie sich nicht entmuti­ gen, wenn der Blutdruck nicht gleich nach der ersten Tablette sinkt. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Zur Behandlung von Bluthochdruck stehen verschiedene Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Die bekanntesten sind: Diuretika („Wassertabletten“) Der Ausdruck „Wassertabletten“ beschreibt schon die Hauptwirkung der Diuretika. Es handelt sich um harntreibende Arzneimittel, das heißt sie bewirken eine Ausschwemmung von Flüssigkeit. Weniger Flüssigkeit im Körper bedeutet auch weniger Flüssigkeit in den Blutgefäßen, was den Blutdruck sinken lässt – das Herz muss weniger stark pumpen. Diuretika sind allgemein gut verträglich. Zusammen mit der Flüssigkeit schwemmen sie jedoch vermehrt wichtige Mineralstoffe (z. B. Kalium) aus dem Körper. Durch den Wasser- und Mineralstoffverlust können Mangelsymptome wie Wadenkrämpfe, Kopfschmerzen, Schwindel, Mundtrockenheit oder Herzrhythmusstörungen auftreten. Informieren Sie Ihren Arzt über solche Beschwerden; er kann gegebenenfalls die Dosis anpassen. 12 Bei den Namen Furosemid, Torasemid, Xipamid oder Hydrochlorothiazid handelt es sich um „Wassertabletten“ (beispielhafte Aufzählung). Achten Sie auf die Endung „-id“; man findet sie bei allen Wirkstoffen dieser Gruppe. Übrigens: Versuchen Sie nicht, Ihren Blutdruck zu senken, indem Sie weniger trinken. Das kann die Nieren schädigen! Patienten mit Herzschwäche sollten die richtige Trinkmenge mit ihrem Arzt be­sprechen. Betablocker AT1-Rezeptor-Blocker (Sartane) Das Herz verfügt über bestimmte Andockstellen (Beta-Rezeptoren) für körpereigene, blutdrucksteigernde Hormone. Betablocker besetzen diese Andockstellen, sodass die Hormone nicht mehr ansetzen und ihre Wirkung entfalten können. Die Folge: Der Herzschlag wird langsamer, der Blutdruck sinkt. Wie bei ACE-Hemmern spielt auch hier das blutdrucksteigernde Hormon Angiotensin-II eine Rolle. Statt seine Bildung zu hemmen (das machen die ACE-Hemmer), blockieren die AT1-Rezeptor-Blocker die Andockstellen von Angiotensin-II an den Blutge­ fäßen und unterbinden dadurch dessen Wirkung. So bleiben die Gefäße erweitert und der Blutdruck sinkt. Nicht nur das Herz, sondern auch andere Organe verfügen über Beta-Rezeptoren. So wirken die Betablocker auch dort. Das kann zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel, kalten Füßen und Händen oder depressiven Verstimmungen führen. Metoprolol, Atenolol, Bisoprolol und Celiprolol sind Beispiele für Betablocker. Achten Sie auf die Endung „-lol“; man findet sie bei allen Wirkstoffen dieser Gruppe. Man nennt diese Medikamentengruppe auch „Sartane“, dementsprechend enden die Namen der Wirkstoffe Losartan, Valsartan und Candesartan. Dies sind einige Beispiele. ACE-Hemmer Kalzium-Antagonisten ACE ist die Abkürzung für „Angiotensin Converting Enzym“. Es ist an der Bildung des Hormons Angiotensin-II (AT-II) beteiligt. Dieses hilft bei der Regulierung des Blutdrucks mit: Das Hormon verengt die Gefäße und hält den Druck dadurch hoch. ACE-Hem­ mer wirken diesem Effekt entgegen: Sie blockie­­ren die Bildung von AT-II und senken dadurch den Blutdruck. Gleichzeitig helfen sie, die Wasserausscheidung zu steigern, was ebenfalls den Druck in den Gefäßen sinken lässt. In den Wänden der Blutgefäße befinden sich Muskelzellen, die sich anspannen, wenn Kalzium in die Zellen einströmt. Das verengt die Gefäße und lässt den Blutdruck steigen. Kalzium-Antagonisten wirken dem Kalzium-Einstrom entgegen – die Gefäße erweitern sich und der Blutdruck sinkt. Captopril, Enalapril, Ramipril und Lisinopril sind einige Beispiele für ACE-Hemmer. Achten Sie auf die Endung „-pril“; man findet sie bei allen Wirkstoffen dieser Gruppe. Diese Medikamente sind gut verträglich. Die häu­figs­te Nebenwirkung der ACE-Hemmer ist trockener Husten und Blutdruckabfall. Bei plötzlichem Schwächegefühl oder Schwindel sowie ständigem Husten sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Die Medikamente verursachen keine bedeutenden Nebenwirkungen und sind eine Alternative zu ACEHemmern, wenn ein Patient sie nicht verträgt. Die entspannende Wirkung auf die Gefäße ist sehr stark, wodurch Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe übertreten kann. Mögliche Folgen sind Kopfschmerzen, geschwollene Knöchel und Hautausschlag. Durch die erweiterten Gefäße wird zudem die Haut stärker durchblutet, was zu Gesichtsrötung und Wärmegefühl führt. Als Reaktion auf das Absinken des Blutdruckes verstärkt der Körper den Herzschlag. Das macht sich als Herzklopfen bemerkbar. Amlodipin, Nifedipin oder Nisoldipin sind Beispiele für Kalzium-Antagonisten. Welche Medikamente der Arzt Ihnen verschreibt, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Entscheidend ist beispielsweise, ob noch weitere Erkrankungen vorliegen oder ob Sie bereits andere Medikamente einnehmen. Oft reicht ein Medikament allein nicht aus, um den Blutdruck zu senken. Es müssen zwei oder mehr Wirkstoffe miteinander kombiniert werden. Es werden entweder verschiedene Tabletten eingenommen oder nur eine einzige, die mehrere Wirkstoffe enthält. Die erste Variante hat den Vorteil, dass sich die Dosis der einzelnen Wirkstoffe individuell anpassen lässt. 13 Bluthochdruck-Quiz Sie haben viel Wissenswertes über Bluthochdruck erfahren. Jetzt können Sie Ihr Wissen testen. Die Lösungen finden Sie unten auf der Seite. Viel Spaß! 1. Noch „normal“ oder schon „zu hoch“ – ab welchem Blutdruck sprechen Mediziner von Bluthochdruck? a) 120/80 mmHg b) 170/100 mmHg c) 140/90 mmHg 2. Welche Bluthochdruck-Patienten haben ein besonders hohes Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall? a) Besonders schlanke Menschen b) Diabetiker c) Junge Frauen 3. Mit einem gesunden Lebensstil können Sie Bluthochdruck in den Griff bekommen. Welche Maßnahme senkt die Blutdruckwerte nicht? a) Viel Bewegung b) Eiweißreiche Ernährung c) Ein stressarmer Alltag 4. Welche Aussage ist richtig? a) Rauchen senkt den Blutdruck. b) Alkohol und Medikamente vertragen sich gut. c) Übergewichtige sollten abnehmen, um ihren Blutdruck zu senken. 5. Welcher Satz über die Behandlung von Bluthochdruck stimmt? a) Diuretika bewirken, dass der Körper vermehrt Flüssigkeit ausscheidet. b) Alle Bluthochdruck-Patienten bekommen die gleichen Medikamente. c) Wenig trinken senkt den Blutdruck. Lösungen: 1 c, 2 b, 3 b, 4 c, 5 a 14 Zum Schluss … Ernährung, Sport, Entspannungsübungen – es gibt verschiedene Wege, einen zu hohen Blutdruck unter Kontrolle zu bringen. Am wirksamsten ist es natürlich, wenn Sie mehrere Ansätze miteinander kombinieren, beispielsweise eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Eine solche Umstellung geht aber selten von heute auf morgen. Wählen Sie zunächst den Bereich, der Ihnen am meisten zusagt und sich dadurch meist leichter erreichen lässt. Das kann zum Beispiel ein regelmäßiger Spaziergang sein oder Obst statt Chips als Snack für den Fernsehabend. Haben Sie dieses Ziel erreicht, seien Sie stolz darauf – um dann motiviert den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Durchhalte­vermögen beim Erreichen Ihrer Ziele! Diese Broschüre soll Ihnen helfen, Ihre Erkrankung und den Sinn ärztlicher Maßnahmen zu verstehen. Sie ersetzt nicht den Arztbesuch. Falls Sie noch Fragen haben, sprechen Sie uns einfach an oder nehmen Sie direkt Kontakt mit Ihrem Arzt auf. Wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite. Alles Gute für Sie und Ihre Gesundheit wünscht Ihnen Ihr KKH Versorgungsteam 15 F 7474 – 10/16 KKH Kaufmännische Krankenkasse 30125 Hannover [email protected] www.kkh.de