Stromrichtungen und Vorzeichen

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Kirchhoffsche Gesetze
Es gibt zwei Kirchhoffsche Gesetze in elektrischen Netzwerken:
1. Maschenregel: die Summe der Spannungsgewinne entlang eines
geschlossenen Weges ist gleich Null. Spannungsgewinne und
Spannungsverluste heben einander auf.
2. Knotenregel: die Summe der in einen Teilbereich zufließenden Ströme ist
gleich Null Zu- und abfließende Ströme heben einander auf. Insbesondere trifft
diese Regel für jeden Knoten zu.
Anwendung der Kirchhoffschen Gesetze zur Berechnung der Spannungen und
Ströme in elektrischen Netzwerken
Die Gesetze sind für Gleich- und Wechselstrom anwendbar. Man muss sich zuerst
für eine Frequenz entscheiden, für die man die Stromflüsse und die Spannungen
berechnen will. Die Superposition der Teillösungen für verschiedene Frequenzen
ergibt die Gesamtlösung.
Löst man die lineare inhomogene Differentialgleichung, dann beschreibt die
homogene Lösung Einschwingvorgänge, und die partikuläre Lösung beschreibt den
erzwungenen Schwingungszustand.
Sehr einfach ist die Untersuchung des erzwungenen Schwingungszustandes.
Amplitudenverhältnis von Spannung und Strom und deren Phasendifferenz werden
als Polarkoordinaten des komlexen Widerstandes, der sogenannten Impedanz,
verwendet. Die Netzwerkberechnung erfolgt bei Wechsel- und Gleichstrom nach
denselben Methoden. Die Impedanzen werden für ϖ → 0 reell.
Beispiel: In die Zweige einer gegebenen Schaltung
G1
R1
I1
G2
R2
G3
R3
+
G
R
U1
-
trägt man Ströme ein. Dabei kann man so verfahren, dass man die Knotenregel
durch die Art der Strombenennung erfüllt und dadurch überflüssige Variablen und
Gleichungen einspart. Die hier dargestellte Maxwellsche Zykelmethode erfüllt die
Knotenregel elegant. Dieselben Maschen, die für die geschlossenen Teilströme
gewählt wurden, dienen der Aufstellung von Gleichungen zur Erfüllung der
Maschengleichungen.
Stromrichtungen und Vorzeichen
Man wählt eine Richtung, in der man die Masche durchläuft und die Spannungen
aufaddiert. Die Summe muss Null sein. Spannungsabfälle werden positiv gerechnet.
Ein negatives Vorzeichen ist zu nehmen, wenn der angenommene Strom der
gewählten Maschendurchlaufrichtung entgegen kommt. Spannungspfeile an
Spannungsquellen sind deswegen von + nach – orientiert, dass der negativ zu
rechnende Spannungsgewinn sich von selbst dadurch ergibt, dass man ein
negatives Vorzeichen dann nimmt, wenn der Spannungspfeil der gewählten
Maschendurchlaufrichtung entgegen kommt. Man rechnet so, als würde der Strom
aus dem Pluspol einer Spannungsquelle treten, ungeachtet des
Leitungsmechanismus durch Elektronen in Festkörpern.
Aufstellung der Maschengleichungen
− U 1 + R1 ⋅ I1 + R2 ⋅ ( I1 − I 2 ) = 0
U 2 − R2 ⋅ ( I1 − I 2 ) + R3 ⋅ ( I 2 − I 3 ) = 0
(1)
− U 2 − R3 ⋅ ( I 2 − I 3 ) + R ⋅ I 3 = 0
Der Übersicht wegen werden die Gleichungen zuerst umgeordnet. Die
Spannungsquelle U2 und die Stromquelle I1 sind vorgegeben. Gesucht sind U1, I2, I3.
R2
1

 0 R2 + R3
0
− R3

 U 1   0 R1 + R2 
   
 U 
− R3  ⋅  I 2  =  − 1 R2  ⋅  2 
I
0   1 
R3 + R   I 3   1
0
U 1 
 ∆ − R2 ( R3 + R) − R2 R3   0 R1 + R2 
 

 
 U 
−1
R3 + R
R3  ⋅  − 1 R2  ⋅  2 
 I2  = ∆ ⋅  0
I
I 
0
R3
R2 + R3   1
0   1 
 3

∆ := R2 R3 + R3 R + RR2 = R2 R3 R(G2 + G3 + G )
U 1 
 R2 R
 

−1
 I2  = ∆ ⋅  − R
I 
 R
 3
 2
So ist etwa I 3 =
R1 R2 R3 R(G1 + G2 + G3 + G ) 
 U 2 
R2 ( R3 + R)
 ⋅  
  I1 
R2 R3

G
⋅ (G3 ⋅ U 2 + I1 )
G2 + G3 + G
(2)
(3)
Überlagerungsmethode nach Helmholtz
In Gleichung (2) fällt auf, dass die beiden Spaltenvektoren der Matrix einer
bestimmten Strom- oder Spannungsquelle zugeordnet sind. Die Lösung
U 1 
 
 I 2  kann als Superposition von Teillösungen betrachtet werden, die durch
I 
 3
U 2 
 
 0 
0
und   verursacht werden:
 I1 
U 11 
 R2 R



−1
 I 21  = ∆ ⋅  − R
I 
 R
 31 
 2
R1 R2 R3 R(G1 + G2 + G3 + G ) 
 U 2 
R2 ( R3 + R)
 ⋅  
  0 
R2 R3

U 12 
 R2 R



−1
 I 22  = ∆ ⋅  − R
I 
 R
 32 
 2
R1 R2 R3 R(G1 + G2 + G3 + G ) 
 0
R2 ( R3 + R)
 ⋅  
  I1 
R2 R3

U 1  U 11  U 12 
  
 

 I 2  =  I 21  +  I 22 
I  I  I 
 3   31   32 
U 2  U 2   0 
  =   +  
 I 1   0   I1 
Für die Ausdrucksmittel der Schaltungsanalyse ist
1. ein verschwindender Strom mit der Auftrennung einer Leitungsverbindung
identisch.
2. eine verschwindende Spannung mit einem Kurzschluss identisch.
Die graphische Illustration der Teillösungen hat in neuen Schaltbildern zu erfolgen, in
denen eine der gegebenen Spannungs- oder Stromquellen aufscheint. Die anderen
Spannungsquellen werden durch Kurzschlüsse ersetzt, die anderen Stromquellen
werden durch offene Verbindungen ersetzt. Die Gesamtlösung erhält man durch
Addition aller Ströme und Spannungen in den entsprechenden Zweigen.
Insbesondere dann, wenn nur einzelne Größen gesucht sind, zeigt sich die Eleganz
der Methode in der Kombination mit Formeln für Parallel- und Serienschaltung,
Stern- Dreieck- Umwandlung, Strom- und Spannungsteilerregel. Schließlich leiten
sich diese rasch anzuwendenden Methoden von Gleichungssystemen her.
Wir betrachten im Folgenden die Superposition in der Schaltungsdarstellung.
Die drei Widerstände liegen an derselben Spannung, weshalb sich der Strom I1 direkt
G
proportional ( I = G ⋅ U ) zu den Leitwerten aufteilt. I 31 =
⋅ I1
G2 + G3 + G
Der Gesamtleitwert ist
am Strom I 22
1
=
(G2 + G ) ⋅ G3
G
. Der Strom I32 ist der Anteil
G2 + G
G2 + G3 + G
1
+ R3
G2 + G
(G + G ) ⋅ G3
G ⋅ G3
= 2
⋅ U 2 , also I 32 =
⋅U 2 .
G2 + G3 + G
G2 + G3 + G
Der gesuchte Strom I 3 = I 31 + I 32 =
G
⋅ ( I1 + G3 ⋅ U 2 ) in Übereinstimmung mit
G2 + G3 + G
Gleichung (3).
Das Strom- Spannungsverhalten des aktiven Zweipols
Das Interesse galt dem konstanten passiven Bauteil R. Man kann stattdessen R
durch eine Spannungsquelle oder durch eine Stromquelle ersetzen und den sich
einstellenden Strom, bzw. die sich einstellende Spannung ausrechnen. Die
Lösungsmenge muss in beiden Fällen dieselbe sein.
1. Externe Spannungsquelle vorgegeben
Die Summe der vom Pluspol der Spannungsquelle U in die Schaltung fließenden
Ströme ist
I = − I1 − G3 ⋅ U 2 + (G2 + G3 ) ⋅ U
die Summe der Spannungen ist U.
2. Externe Stromquelle vorgegeben
(4a)
Die Summe der Ströme ist I, die Summe der Spannungen ist
U=
I1
R ⋅U
I
+ 2 2 +
G2 + G3 R2 + R3 G2 + G3
(4b)
Wie zu erwarten war, haben (4a) und (4b) dieselbe Lösungsmenge, denn
R2 ⋅ R3 ⋅ (G2 + G3 ) = R2 + R3 .
I + I1 + G3 ⋅ U 2 = (G2 + G3 ) ⋅ U
(4c)
Kehren wir wieder zum Anfang zurück! Dort war ein Widerstand gegeben, der ein
festes Verhältnis von U und I bedeutet. Man substituiert U durch R.I und erhält
wieder Glg. (3), jedoch mit negativem Vorzeichen vor I, weil zuletzt die Stromrichtung
anders gewählt wurde.
Zusammenfassung: es ist nicht nur allgemeiner, sondern auch übersichtlicher, mit
Strom- und Spannungsquellen zu arbeiten als mit Widerständen.
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