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Lernen – Was heisst das?
Ist dir aufgefallen,
dass es verschiedene Lerntypen gibt?
dass nicht alle mit der gleichen Lernmethode Erfolg haben?
dass du deinen Lernerfolg beeinflussen kannst?
Lerntypen
Nachstehend sind die typischen Eigenschaften der vier Lernstile aufgeführt und Anregungen
formuliert, wie du dein Lernen und Arbeiten erfolgreicher meistern kannst. Studiere
diejenigen Lerntypen, welchen dir am ehesten entsprechen, und versuche, die
beschriebenen Empfehlungen in deinen Hausaufgaben umzusetzen.
Entdecker
Sinnliche Wahrnehmungen (sehen, fühlen, hören usw.) sind dir wichtig. Du besitzt eine gute
Beobachtungsgabe und hast eine starke Fantasie. Du entdeckst überall Alternativen und
entwickelst neue Ideen. Sorgfältiges Abwägen aufgrund gesammelter Fakten ist dir wichtiger
als rasches Entscheiden.
Nutze deine Stärken ganz bewusst, beachte jedoch beim Lernen und Arbeiten folgende
Punkte, welche negative Auswirkungen haben könnten:
Du brauchst für die Bearbeitung einer Aufgabe aufgrund deiner vielen Ideen und häufiger
Umwege viel Zeit und neigst dazu, dich im Detail zu verlieren. Setze dir klare Ziele, lege Prioritäten
fest und halte dich daran.
Du neigst dazu, dich ablenken zu lassen. Suche dir eine ruhige Lernumgebung, schliesse
Störfaktoren aus, es könnte dir helfen, bei der Sache zu bleiben.
Macher
Praktische Erfahrungen sind dir wichtig. Du arbeitest pflichtbewusst, zuverlässig und
effizient. Du bist flexibel und anpassungsfähig. Deine Devise lautet: «Probieren geht über
Studieren». Lieber tust du etwas Falsches als gar nichts. Du bist begeisterungsfähig für
Neues und willst vorwärts.
Nutze deine Stärken ganz bewusst, beachte jedoch beim Lernen und Arbeiten folgende
Punkte, welche negative Auswirkungen haben könnten:
Du neigst dazu, planlos vorzugehen und andere durch vorschnelles Handeln zu überfahren. Vergiss
ob deinem Tatendrang die ersten drei Schritte «sich Informieren, prüfen, entscheiden» nicht.
Du neigst dazu, von einer Aufgabe zur andern zu springen. Versuche nach Möglichkeit,
Teilaufgaben abzuschliessen, bevor du dich einer neuen zuwendest. Du verringerst damit den
Aufwand, um eine unterbrochene Arbeit wieder aufzunehmen.
Entscheider
Du beurteilst Ideen und Theorien nach ihrer praktischen Verwendbarkeit und setzt diese in
die Praxis um. Du erfasst Situationen rasch, suchst allgemeingültige Lösungen und
schreitest sachlich und direkt den gesetzten Zielen zu. Du bist an sichtbaren Ergebnissen
interessiert und hast wenig Sinn für Spielereien. Deine Prinzip lautet: «Erfolg ist planbar».
Nutze deine Stärken ganz bewusst, beachte jedoch beim Lernen und Arbeiten folgende
Punkte, welche negative Auswirkungen haben könnten:
Du neigst dazu, durch vorschnelle, pauschale Urteile und Entscheidungen andere zu überfahren.
Achte vermehrt auf das sorgfältigen Sammeln und Bewerten von Entscheidungsgrundlagen.
Du neigst dazu, bei fehlender Erfolgsaussicht schnell aufzugeben. Überdenke deine Meinungen
und Entscheidungen, lasse dir Zeit, das könnte dir helfen, auch in schwierigen Situationen
weiterzukommen.
Denker
Du hast Freude am Theoretisieren, denkst logisch, suchst nach genauen Begriffen und
allgemeinen Schlussfolgerungen und strebst nach Objektivität. Du arbeitest systematisch
und lässt dich in deinem Handeln und Entscheiden wenig von Gefühlen leiten.
Nutze deine Stärken ganz bewusst, beachte jedoch beim Lernen und Arbeiten folgende
Punkte, welche negative Auswirkungen haben könnten:
Du neigst zur Perfektion, hast oft Mühe, dich zu entscheiden. Bereite Entscheidungen bewusst vor,
setze dabei Prioritäten, nicht alles ist gleich wichtig. So vermeidest du Stress und Misserfolge.
Du bist nicht so spontan, wirkst eher nüchtern und hast oft Mühe, dich andern mitzuteilen. Gehe
auf andere zu, hole dir deren Meinung ein, es kann dir helfen, deine Umgang mit Dritten
erträglicher zu gestalten.
Superhirn – Auch du hast es! Nutze es!
Ist es dir auch schon so ergangen, dass du vor und vielleicht auch nach einer Prüfung die
richtige Antwort wusstest, diese dir aber während der Prüfung einfach nicht einfiel? Oder
dass du genau wusstest, wo die im Test geforderte Information im Buch oder auf den
Arbeitsblättern steht – z. B. links oben oder rechts unten – du jedoch die gewünschte
Information nicht abrufen konntest, so sehr du dich auch bemühtest oder ärgertest? In
beiden Fällen hast du entweder die Informationen nicht hirnkompatibel abgespeichert, oder
dein Hirn und damit deine Person waren nicht in demjenigen Zustand, der erforderlich
gewesen wäre, um problemlos an die Informationen heranzukommen.
Tatsache ist, dass die meisten Menschen mehr über ihre Kaffeemaschine oder ihr Töffli
wissen als über die Funktionsweise ihres Hirns. Zwar hat man uns mit der komplexesten und
funktionstüchtigsten Hardware ausgestattet, leider haben wir keine Gebrauchsanweisung
und auch keinen Garantieschein mitgeliefert bekommen. So sind die meisten von uns zwar
Gehirnbesitzer, jedoch nur wenige hocheffiziente Gehirnbenützer.
In verschiedenen Kapiteln sollst du hirngerechte Software mit auf den Weg bekommen, die
es dir ermöglicht, dein persönliches Potenzial optimaler zu nutzen. Unbestritten ist, dass du
nie so erfolgreich und wirkungsvoll gelernt hast, wie in der Zeit zwischen Geburt und
Kindergarten. So hast du mit Leichtigkeit gelernt, deine Muttersprache (sozusagen) fehlerlos
zu sprechen, ohne jemals etwas von Grammatik gehört zu haben. Du hast gelernt, deinen
Körper zu kontrollieren und dich in deiner näheren Umwelt entdeckend und erfolgreich zu
orientieren. Nie mehr in deinem Leben hast du derart viel in so kurzer Zeit erlernt. Man ist
heute der Ansicht, dass Kinder über die besten Lernstrategien verfügen. Nun ist es so, dass
diese Fähigkeiten immer noch in uns stecken und es gilt, diese durch hirngerechte
Massnahmen wieder zu nutzen.
Die Lern- und Lehrmethoden und lernfördernden Faktoren, welche im Kindesalter – also vor
der Schule – so erfolgreich waren, sind es auch heute noch:
ganzheitliche Erfahrungen mit allen Sinnen – lernen durch tun.
Entspannung, Humor, Tagträumerei sowie Fantasie und Vorstellungsvermögen
Musik und Singen
eine visuell anregende und optimistische Umgebung
positive anspornende Reaktionen der Umgebung, eine nie ermüdende Unterstützung und
Zuwendung
lernunterstützende Gruppenarbeit in Spielen, verbunden mit körperlichen Aktivitäten
eine angstfreie, Neugier weckende Atmosphäre
hohe Erwartungen und zielorientiertes Vorgehen
die Fähigkeit, Verunsicherung zuzulassen und staunen zu können
Alle diese Faktoren können dazu beitragen, dass man sich in einem Zustand befindet, in
dem man leicht und mühelos lernt. Achte deshalb bei der Organisation deines Lernens
darauf, ob du die Situation selbst so verändern kannst, dass möglichst viele dieser Faktoren
zum Tragen kommen. Nimm Einfluss auf dein Lernen und deine Lernsituation, und du wirst
erstaunliche Ergebnisse erhalten.
Modell des dreiteiligen Hirns
Dieses Modell unterscheidet zwischen Stammhirn, Zwischenhirn und Grosshirn.
Das Stamm- oder Reptilienhirn ist der entwicklungsgeschichtlich älteste Teil unseres Hirns.
Dieser Teil ist für die unbewusste Steuerung unserer biologischen Vorgänge verantwortlich
und sorgt beispielsweise dafür, dass wir atmen und dass unser Herz schlägt, ohne dass wir
uns bewusst darum kümmern müssen.
Das Zwischenhirn ist massgebend dafür, ob wir uns gut oder schlecht fühlen, einen guten
oder einen schlechten Tag erwischt haben. In ihm wird ein Grossteil der gefühlsmässigen
Vorgänge verarbeitet, und es entscheidet innerhalb von Sekundenbruchteilen darüber, ob wir
etwas positiv oder negativ beurteilen. Beispielsweise beurteilt es unsere tägliche Routine,
unsere Gefühle und Erinnerungen. Die Wichtigkeit dieser Informationen für unser Lernen ist
einfach zu erklären.
Wenn Informationen, Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse aus dem Gedächtnis
abrufbar sein sollen, ist es von Vorteil, wenn sie gefühlsmässig positiv aufgeladen sind.
Genau deshalb haben wir im Vorschulalter so gut gelernt. Du kannst diesen Sachverhalt
leicht an dir selbst überprüfen: Wenn du z. B. nicht zum Lernen motiviert bist, dein Hirn also
gewissermassen auf Abwehr eingestellt ist, fällt Lernen unheimlich schwer und du lässt es
besser.
Der dritte Teil unseres Hirns ist das Grosshirn, es ist verantwortlich für unser Denken.
Diesen Teil gebrauchen wir, um zu planen, zu organisieren, zu entwerfen und um Probleme
zu lösen. Es befasst sich mit den bewussten Informationen, wobei wir uns darüber klar sein
müssen, dass ständig Informationen verarbeitet werden, die sich unserem Bewusstsein
entziehen.
Linke und rechte Hirnhälfte
Das Grosshirn besteht aus einer rechten und aus einer linken Hirnhälfte, die durch den so
genannten Balken, der für den Informationsaustausch zwischen den beiden Hälften
verantwortlich ist, verbunden sind. Linke und rechte Hirnhälfte haben die Eigenart, dass sie,
je nach dem welche momentan bei einem Menschen vorherrschend ist, gleiche
Informationen auf völlig unterschiedliche Weise verarbeiten.
Linke und rechte Hirnhälfte sprechen gewissermassen eine völlig unterschiedliche Sprache:
Die linke sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, weil sie Informationen Schritt für
Schritt – Baum für Baum – verarbeitet, während die rechte vor lauter Wald die einzelnen
Bäume kaum beachtet, weil sie darauf angelegt ist, Informationen als Ganzes zu betrachten
und zu verarbeiten.
Denkst du an Liebe, Palmenhaine, Sonne und Weihnachten, arbeitet vorwiegend deine
rechte Hirnhälfte, welche unter anderem für die Bereiche Fantasie, Gefühle, Gedankenblitze
und Kreativität verantwortlich ist. Überlegt man aber, wie dies alles zu bezahlen ist, oder wie
man am schnellsten und billigsten das Ziel erreicht, arbeitet vorwiegend die linke Hirnhälfte
mit ihrer Vorliebe für Verstand, Logik und rationelles Arbeiten.
Je nach Charakter und Persönlichkeit funktioniert eine Hälfte vorherrschend. Der Künstler
«denkt» mehr mit der rechten Hirnhälfte, ist flexibel, verspielt und «denkt» bildlich; der
Techniker denkt mehr mit der linken Hirnhälfte, geradlinig, nüchtern, zielgerichtet. Wenn ein
Mensch eine Idee entwickelt, denkt er zuerst «rechtshirnig», also fantasievoll und befasst
sich mit den unterschiedlichsten Realisierungsmöglichkeiten. Sobald es um die tatsächliche
Realisierung des Projekts geht, ist die linke Hirnhälfte gefragt, welche alles rational überprüft.
Wenn beide Hirnhälften optimal zusammenarbeiten und sich gegenseitig ergänzen, sind
Topleistungen leichter zu erreichen.
Stelle dir als erstes den Eiffelturm vor. Siehst du ihn so, wie er in Paris dasteht? Und dann
stellst du dir einen spanischen Torero, einen richtigen Torero mit schwarzem Hut und rotem
Tuch, der gross und mächtig auf der obersten Plattform des Eiffelturms steht. Und falls du
jetzt nochmals genau hinschaust: Auf seinem Kopf trägt er das Berliner Brandenburger Tor,
welches du sicher aus Reportagen über Berlin kennst. Auf dem Brandenburger-Tor steht
plötzlich ein überdimensional grosser Teller Spaghetti, und – kaum zu glauben – um den
Teller Spaghetti kreist ein silberner Rolls Royce einfach so in der Luft herum.
Kannst du dir dies alles vorstellen, selbst wenn deine linke Hirnhälfte einwendet, dies sei in
der Realität unmöglich? Deine rechte Hirnhälfte schafft es trotzdem. Und jetzt schaue noch
einmal genauer hin. Auf der Kühlerhaube des Rolls Royce steht eine weisse, griechische,
antike Marmorsäule. Auf dieser griechischen Säule kniet der dänische Prinz Hamlet, der
flüstert: «To beer or not to beer», und blickt erwartungsvoll in die Ferne. In der linken Hand
hält der dänische Prinz ein Schwert, in der rechten einen Totenschädel, aus dem ein grosses
vierblättriges irisches Kleeblatt und eine halb so grosse, winzige, orange Tulpe spriessen. Zu
seinen Füssen liegt eine Schachtel feinster Pralinen aus Brüssel, und dazu spielt ein
Miniradio Musik von Radio Luxemburg.
Stelle dir das Ganze möglichst plastisch vor und rufe dir die Bilder noch einmal ins
Gedächtnis. Oder noch besser: Setzte dich hin und versuche dieses irreale Gebilde zu
zeichnen.
Übrigens: Du hast dir, ohne dir dessen bewusst zu sein, die ursprünglichen zwölf EU-Staaten
gemerkt und zwar geordnet nach ihrer flächenmässigen Grösse vor der Vereinigung von
Ost- und Westdeutschland und bevor zusätzliche Staaten dazu gekommen sind.
Informationen speichern und abrufen
Unser Gedächtnis besitzt die Fähigkeit, Erlerntes zu speichern und zu einem späteren
Zeitpunkt die Informationen wieder abrufen zu können. Damit das mit dem Abrufen klappt,
muss Erlerntes richtig gespeichert werden. Das heisst, es muss im sogenannten
Langzeitgedächtnis verankert werden, damit es auch nach Tagen oder Jahren noch
verfügbar ist.
Wie wird nun Information im Langzeitgedächtnis verankert? Das Hirn nimmt zuerst erfasste
Informationen detailreich in das so genannte Kurzzeitgedächtnis auf. Anschliessend werden
die wesentlichen Inhalte und starken Eindrücke in das Langzeitgedächtnis überführt. Die im
Langzeitgedächtnis abgelegten Informationen schwächen sich mit der Zeit ab und werden
von neuen Inhalten überdeckt, so dass der Zugriff darauf erschwert wird.
Damit Information im Langzeitgedächtnis richtig verankert wird und später auch wieder
abrufbar ist, braucht es somit drei Voraussetzungen:
Information muss als wesentlich empfunden werden. Je eindrücklicher Information aufgenommen
wird – je grösser z. B. der Aha-Effekt ist – umso direkter wird sie ins Langzeitgedächtnis abgelegt.
Information muss in wohldosierter Menge aufgenommen werden. Bei zu grosser
Informationsmenge wird Vorhandenes überdeckt und damit der Zugriff darauf erschwert.
Information muss mehrmals wieder bewusst gemacht werden, um der Abschwächung
entgegenzuwirken. Dies geschieht durch das Repetieren.
Je länger du mit dem Repetieren zuwartest, desto grösser ist der Aufwand, um die
ursprüngliche Wissensmenge wieder zu erreichen. Eine erste Repetition sollte deshalb je
nach Art der Information bereits nach ungefähr einer halben Stunde, spätestens jedoch nach
einem Tag erfolgen. Da nach Repetitionen das Absinken der Erinnerungskurve flacher wird,
kann die Dauer bis zur nächsten Repetition nach jedem Mal grösser werden.
Quelle: Auszug aus PowerWork, gekürzt und leicht verändert
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