Langinterview Dr. Ploss – 5152 Zeichen (inkl. Leerzeichen) Megatrend Naturheilmittel Gut erforscht, wirksam und gut verträglich Seit denkende Wesen unsere Erde bevölkern, werden natürliche Wirkstoffe zur Vorbeugung und zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Doch dann kam der vermeintliche Heilsbringer Chemie und sein Unfehlbarkeitsanspruch. Wie es zu der Rückbesinnung auf Naturarzneien kam und warum sie heute besonders in Deutschland ein Megatrend sind, darüber sprachen wir mit dem an der Universität Münster lehrenden Experten für Naturheilverfahren, Dr. Oliver Ploss. Redaktion: Herr Dr. Ploss, fast wäre die Naturmedizin in der Versenkung verschwunden. Wie kam es zu dieser Trendwende? Dr. Ploss: Sie haben Recht. Noch in den späten Jahren des 20. Jahrhunderts galten Naturheilmittel breiten Teilen der Bevölkerung als unzeitgemäß. Da war der Glaube an die allmächtige Chemie und ihre chemisch-synthetischen Medikamente ungebrochen. Erst spät stellte sich heraus, dass viele der in Laboren entwickelten Wirkstoffe neben ihrer Wirkung eben auch nebenwirken. Dass manche chemische Erkältungs- und Hustenmedizin auf den Magen schlägt, innere Organe angreift, müde und im Extremfall sogar abhängig machen kann, dass chemische Schmerzmittel Leber und Nieren schädigen können. Redaktion: Das leitete das Umdenken ein? Dr. Ploss: Ja. Und hinzu kommt, dass Arzneien natürlichen Ursprungs ihre Wirkungsweisen in aufwendigen wissenschaftlichen Studien immer besser nachweisen können. Das zeigte Wirkung. Inzwischen stehen laut einer aktuellen Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach etwa 90 Prozent der Deutschen Naturheilmitteln positiv gegenüber oder haben sie schon verwendet. Das ist ein beachtlicher Anstieg von etwa 20 Prozent in zwei Jahrzehnten. Redaktion: Sie erwähnen gute Forschungsergebnisse. Welche Naturheilmittel gelten denn als besonders gut erforscht? Dr. Ploss: Ein sehr bekanntes Beispiel ist die durchblutungsfördernde Eigenschaft eines Extraktes aus Blättern des Ginkgo-Baumes. Hier wurde sehr genau nachgewiesen, wie effektiv er die Durchblutung im Gehirn und damit die Sauerstoffversorgung der Nervenzellen verbessert sowie deren Vernetzung fördert. Das Präparat, das es nur in Apotheken gibt, gilt heute als eines der am besten erforschten rezeptfreien Arzneimittel überhaupt. Ein weiteres Beispiel einer wissenschaftlich gut dokumentierten Arzneipflanze ist „Orthosiphon“, auch „Katzenbart“ genannt. Redaktion: Das ist ein Harnwegsinfekten, richtig? Präparat zur Behandlung von Blasenentzündungen und Dr. Ploss: Richtig. Hier konnten aktuelle Untersuchungen an meiner Heimatuniversität in Münster eindeutig eine antibakterielle Wirkung nachweisen. Kombiniert mit anderen harnwegsaktiven Pflanzen ist Orthosiphon heute in Apotheken rezeptfrei verfügbar. Generell gilt ja, dass Naturheilmittel für fast jedes Leiden wirksame Alternativen zu chemisch-synthetischen Präparaten bieten. Redaktion: Der wichtigste Bereich dürfte ja die Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen und grippalen Infekten sein. Dr. Ploss: Ich will vielleicht nicht von dem wichtigsten, aber vom größten sprechen. Das erklärt auch, warum der Medikamentenmarkt rund um die Erkältung so umkämpft wird. Wir sehen ja ganz aktuell, wie intensiv die chemisch-synthetische Industrie mittels massiver Werbekampagnen versucht, den Trend hin zu gut verträglichen, natürlichen Mitteln zu stoppen. Dabei wären für die Patienten Naturarzneien oft der bessere Weg. Redaktion: Wegen der Nebenwirkungen? Dr. Ploss: Nicht nur. Sicher hat die „chemische Keule“ manchmal deutliche Nebenwirkungen. In meinen Augen wichtiger aber ist die Tatsache, dass meist nur einzelne Symptome kuriert werden. Bewährte natürliche Arzneimittel hingegen sind häufig in der Lage, den gesundheitlichen Beschwerden auch ganzheitlich entgegenzuwirken. Da kommt auch die Homöopathie ins Spiel. Zum Beispiel ein speziell entwickelter, nur in Apotheken erhältlicher homöopathischer Trikomplex. Frühzeitig eingenommen, versetzt er den Körper in die Lage, insbesondere die für die Ansteckung verantwortlichen Viren wirksam zu bekämpfen und den Erkältungsverlauf deutlich zu verkürzen. Redaktion: Wo wir gerade bei Erkältungen sind. Auch eine akute Bronchitis kann auf natürliche Weise therapiert werden? Dr. Ploss: Sicher doch. Hierfür und generell zur Behandlung entzündlicher Atemwegserkrankungen wird sogar von der Schulmedizin seit Jahren ein Extrakt aus den Wurzeln der Kapland-Perlagonie eingesetzt, ebenfalls eines der wirklich gut untersuchten Naturheilmittel. Zum Schluss will ich aber auf etwas ganz Entscheidendes hinweisen. Redaktion: Das wäre? Dr. Ploss: Der Markt ist ja voll von Naturarzneien. Ob im Supermarkt, dem Drogeriemarkt, der Apotheke, überall gibt es „was Natürliches“. Ich finde es überaus wichtig, in der Vielfalt der angebotenen Naturarzneien auf eine kompetente Beratung zu setzen, beim Arzt, Heilpraktiker oder in den Apotheken. Denn hier ist das nötige Fachwissen vorhanden, eben wirklich wirksame, gut erforschte und wirkstoffreiche Präparate zu empfehlen. Schließlich soll die Entscheidung für die Naturmedizin auch in eine erfolgreiche Therapie münden und nicht in Enttäuschungen, weil an der falschen Stelle ein paar Euro eingespart wurden.