Die Hybridproblematik – Vogelspinnen Was ist ein Hybrid: In der Zoologie bezeichnet man als Hybriden (mask.) oder besser Hybride (fem.) ein Lebewesen, das durch Kreuzung von Eltern verschiedener Zuchtlinien, Rassen oder Arten hervorgegangen ist (auch Bastard). Aktuelle Problematik in der Terrarienhaltung: Dem Großteil der Vogelspinnenhalter ist das Problem der Hybridisierung hinreichend bekannt, für alle anderen möchte ich an dieser Stelle genauer darauf eingehen. Es gibt sehr viele unterschiedliche Vogelspinnen die sich bis aufs kleinste Haar ähnlich sehen. So passiert es recht schnell, das man ein Männchen einer anderen Art zu seinem Weibchen setzt. Die Nachkommen, sollten sie fertil sein, wären somit eine eigenständige Züchtung, bzw. Hybriden, die wiederum verpaart werden könnten und weitere Nachkommen zeugen könnten. Diese vermeindliche neue Art würde dazu führen, das der Arterhalt der Ursprungsarten über kurz oder lang nicht mehr möglich wäre. Um genauer zu werden, möchte ich dies an der Gattung Avicularia genauer erläutern. Es gibt seit vielen Jahren Diskussionen über die Art Avicularia metallica. Nach der Erstbeschreibung des Holotypus, hat dieses Tier keine rote Behaarung, dafür aber weiße Haarspitzen. Mittlerweile werden jedoch die als „Rotarsch“ betitelten Avicularia cf. metallica angeboten. Kaum jemand kennt die Erstbeschreibung, wenn er neu in das Hobby einsteigt und vertraut somit den Bezeichnungen der Händler/Züchter. Leider ist es so, das sich adulte Männchen beider Arten, so sehr ähneln, das man nicht mehr weiß, was ist denn nun was? So sitzt vielleicht ein Avicularia cf. metallica Männchen bei einem Avicualria metallica Weibchen, sie zeugen Nachkommen und diese werden wieder als Avicularia metallica angeboten, obwohl es keine sind. Diese Problematik führte mittlerweile dazu, das man der gesamten Gattung Avicularia, recht misstrauisch entgegen blickt. So gibt es inzwischen fast von jeder Avicularia Art eine cf. Variante und auch die Flut an unbeschriebenen spec. und ex. Tieren will nicht abreißen. Es scheint, als sei lediglich Avicularia minatrix sicher zu identifizieren. Sieht man sich die Entwicklung an, so lässt sich ähnliches, bei anderen Gattungen erkennen. Auch die Gattung Brachypelma gibt weiter Rätsel auf. Brachypelma albopilosum lässt sich immer häufiger nicht mehr von anderen Brachypelma Arten unterscheiden, bzw. B. vagans und B. angustum oder B. smithi und B. auratum. Will man sicher gehen, keinen Hybriden zu zeugen, so dürfte man nicht mehr verpaaren und müste das Tier bis zu seinem Tode pflegen. Ein weiteres Beispiel, wenn auch nicht derart kompliziert, zeigt uns die Gattung Psalmopoeus, lassen sich Männchen der Arten Psalmopoeus cambridgei und Psalmopoeus irminia, vor der Reifehäutung noch gut unterscheiden, so sind sie nach dieser fast identisch gefärbt. Hybrid = Züchtung: Die Rassenmischung zur Züchtung von stärkeren, gesünderen und langlebigeren Tieren ist bereits seit der Antike bekannt. Viele Hunderassen entstanden erst durch gezielte Kreuzung unterschiedlicher Tiere, wie z.B. der Kreuzung von Hund und Wolf oder eben Gattungs interne Kreuzungen, welche teilweise mit recht hohen Summen gehandelt werden, wenn diese einem gewissen Bild entsprechen. In der Terraristik wird dies am deutlichsten, wenn man sich die Kornnatter Variationen ansieht und welcher Hyper um diese gemacht wird. Hybriden in der freien Natur? Auch die Natur lässt uns hier nicht immer das sehen, was wir gerne sehen würden. Die neuen Funde der Avicularia spec. und Avicularia ex. Tiere zeigen dies deutlich. Was ist eine wirklich neu entdeckte Art, was lediglich eine Farbform und was ein vorübergehender oder dauernder Hybrid? Weiterhin stellt sich die Frage, welche als valide Arten beschriebenen Tiere sind Hybriden? Ein Hybrid bleibt nur so lange ein Hybrid, bis er sich über mehrere Generationen mit sich selbst, zeugungsfähig und dem Bild gleich, vermehrt und sich in einem Gebiet etabliert. Wie lange dies dauert und wie oft dies schon geschah kann niemand genau vorhersagen, das dies geschah steht allerdings ohne Zweifel fest. Mit freundlichen Grüßen Michael Hecht 2008