Stiftung Männergesundheit

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Hintergrundinformation: Der Stellenwert von ReBiopsien
Prof. Dr. Lothar Weißbach, HAROW-Studienleiter und wissenschaftlicher Vorstand der
Stiftung Männergesundheit
In der HAROW-Studie wiesen knapp dreiviertel der Patienten keine Progression im
Studienzeitraum von fast zwei Jahren auf. Bei 28,3% der 473 „Active Surveillance“/ASPatienten bestätigte sich allerdings ein Fortschreiten der Erkrankung durch eine Re-Biopsie.
Wir möchten an dieser Stelle ein häufiges Missverständnis ausräumen: Bei diesen knapp
30% ist der Krebs im Laufe der Zeit nicht aggressiver geworden, sondern die erste
Biopsie hat zu einer Unterdiagnose geführt. Eine große amerikanische Studie [1] zeigte
im letzten Jahr, dass eine Zunahme der Aggressivität eines Tumors, also die Erhöhung des
Gleason-Scores, sehr unwahrscheinlich ist. Hingegen ist bekannt, dass die Stanzbiopsie zu
einer Unterdiagnose führen kann, wenn sie nicht alle Tumoren in der Prostata „trifft“.
Denn auch wenn 10-12 Gewebezylinder entnommen werden, kann es passieren, dass nicht
alle Tumoren erfasst werden. Der Anteil der tumorhaltigen Gewebeproben ist dann geringer
und die tatsächliche Tumorlast wird unterschätzt. Um diesen „sampling error“ zu verringern,
sollte daher eine Re-Biopsie nach frühestens 6 Monaten erfolgen. Bestätigt sich der niedrige
Gleason-Score auch in der Zweitbiospie, werden in der Regel keine weiteren Biopsien
erforderlich.
Denn natürlich sollte nicht zu häufig bioptiert werden, da jeder Eingriff mit einem – wenn
auch geringen – Infektionsrisiken einhergeht, häufige Prostatabiopsien zudem zu Impotenz
und Inkontinenz führen können. Durch die Biopsie werden allerdings nicht, wie von
vielen Patienten befürchtet, Tumorzellen „verschleppt“ und eine Metastasierung
begünstigt!
[1] Penney, Kathryn L et al. Gleason Grade Progression is uncommon. Cancer Res 2013;
73: 5163; http://cancerres.aacrjournals.org/content/73/16/5163
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