Fastenzeit – Karwoche – Ostern Die Fastenbrez’n Im Christentum war während der 40-tägigen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag bis ins Mittelalter nicht nur der Genuss von Fleisch untersagt, sondern auch der von Butter, Milch und Eiern. Aus dieser Zeit kommen die Fastenbrezen, die bis ins 18. Jahrhundert in der Regel nur “in tempore quadragesimali“, also während der vierzig Tage vor Ostern gebacken wurden. Wie bei allen großen Anlässen des Jahresablaufes entwickelten sich auch im Osterkreis eigene Speisebräuche. Dabei kommt dem Brot als Hauptnahrungsmittel eine besondere Rolle zu. So findet man unter den Fastenspeisen auch die Brez’n. Die Fastenbrez’n hat eine lange christliche Tradition in unserer Region. Der Name kommt vom lateinischen "brachium", das soviel bedeutet wie Arm, also das "Gebäck in Form verschlungener Arme". Die Fastenbrez’n kommt aus der Zeit der Mönche, und ist hauptsächlich in den damaligen Klosterbäckereien hergestellt worden. Während der Fastenzeit verteilten die Mönche die "Fastenbrezen" an Arme und Kinder aus. Die Kreuzwegandacht Die Kreuzwegandacht wird - vor allem in katholischen Kirchen - in der 40-tägigen Passionszeit abgehalten, besonders feierlich jedoch am Karfreitag. In Jerusalem feierte man schon im 3. Jahrhundert die ganze Heilige Woche, indem man den Weg Jesu nachging. Vorläufer der heutigen Kreuzwegandachten sind seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Noch 1590 gab es dabei 12 Stationen, 1625 fügte der spanische Franziskaner - Antonius Daza - die 2 restlichen hinzu, sodass heute 14 Stationen üblich sind. Palmsonntag – Beginn der Karwoche (Kummer- oder Klagewoche) Am Palmsonntag feiert die Kirche den Einzug Jesu in Jerusalem, daher werden auch Prozessionen abgehalten. Im Mittelpunkt des Tages steht die Weihe der „Palmen“. Nicht überall werden - wie bei uns – Weidenruten mit Kätzchen verwendet. In manchen Gegenden sind es Stechpalme, Wacholder, Eibe und Immergrün. Beim Tragen des Palmbuschen setzt ein Wettstreit ein: Je höher der Buschen ist, umso mehr Weihe kann ihn erreichen. In zahllosen Bräuchen kommt zum Ausdruck, dass man das geweihte Grün weit über den kirchlichen Segen hinaus für heil- und segenskräftig hielt. Zu Hause wird das Kreuz im Herrgottswinkel oder überhaupt jedes Kreuz mit Palmzweigen geschmückt. Auch unter das Hausdach wurden ein paar Palmzweige gesteckt, damit der Blitz nicht einschlagen kann. Auch das Vieh erhielt eine Hand voll Palmkätzchen, denn dadurch wurden Hexen und Druden vertrieben. Die Hausbewohner schluckten ein „Palmkatzerl“, damit wurden Halsschmerzen ferngehalten. Wer als Letzter aus seinem „Nest“ kommt, also der Langschläfer, wird noch heute als Palmesel bezeichnet. Statt einem Buschen kann auch ein Palmkreuz oder ein kleines „Kreuzerl“ zur Weihe hergerichtet werden und danach hinters Kruzifix im Herrgottswinkel gesteckt werden. © Isargau, Bayerische Heimat- und Volkstrachtenvereine e. V. Fastenzeit – Karwoche – Ostern Die einzelnen Teile des Palmbuschens sind Sinnbilder für Jesu Leben und Leiden. Freude und Trauer liegen am Palmsonntag nah beieinander. Jesus wird einerseits als König verehrt, andererseits ist der Einzug nach Jerusalem der Beginn seines Leidensweges. Der Holzstab erinnert an ein Zepter als Zeichen für die Königswürde Jesu, oder an die Lanze, mit der die Soldaten am Karfreitag Jesus in die Seite gestochen haben. Die immergrünen Zweige stehen für die Zweige, mit denen Jesus in Jerusalem begrüßt wurde. Außerdem sind sie Zeichen für das ewige Leben nach der Auferstehung, da sie immer grün sind. Die Buschen werden aus verschiedenen Zweigen gebunden. So sagt man den Palmkatzerln Abwehr von Krankheiten nach. Der Buchs soll für das Fernhalten von allem Bösen gut sein. Die Haselnussstecken drücken Stärke und Kraft aus. Und die Thuja und der Wacholder gelten als der Lebensbaum. Die bunten Bänder haben folgende Bedeutung: Zum Beispiel drücken Lila und Schwarz Trauer aus, Gelb und Orange die Auferstehungsfreude, gelb ist auch das Gold der Kirche. Grün die Hoffnung, weiß die Reinheit und rot die Liebe. Die Farben könnten auch an die Kleider erinnern, welche die Menschen damals auf den Boden legten. Die Antlasseier - Gründonnerstag Als Antlasseier bezeichnet man alle Eier die am Gründonnerstag gelegt werden. Der Brauch geht zurück auf die Zeit, als die Bauern am Gründonnerstag ihren Grundherren Steuern in Form von Eiern bezahlen mussten; "Antlasseier" (von Ablass) so nannte man sie, wurden rot gefärbt als Hinweis auf das Blut Christi, das von Schuld freispricht; die Schulden waren getilgt. Dieser Brauch ist besonders in Bayern und Österreich verbreitet. Karfreitagsratschen Einem alten religiösen Brauch zufolge wird das Glockengeläut in den katholischen Kirchen von Gründonnerstag bis Karsamstag durch hölzerne Instrumente (Ratschen oder Knarren) ersetzt. Man sagt: "Die Glocken fliegen nach Rom, um geweiht zu werden". Da die Kirchenglocken zumeist eine festliche Stimmung ausdrücken, ist deren Geläute in der Zeit des Todes Jesu nicht angebracht. Nicht selten bleibt dabei auch die Orgel in vielen katholischen Kirchen in dieser Zeit unberührt. In der Zeit ziehen die Ministranten mit den Ratschen durch die Straßen der Dörfer und Stadtteile, um die Gläubigen mit unterschiedlichen Sprüchen, wie: „Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß, den jeder Christ heute beten muss. Fallt nieder, fallt nieder auf eure Knie, bet’s drei Vaterunser und ’s Ave Marie“, an die Gebetszeiten und Andachten zu erinnern. In ländlichen Gegendengehen die Ministranten mit großen Körben, während der Älteste einen Beutel für das Geld bei sich hat, von Haus zu Haus und rufen gemeinsam in einem hohen singenden Gleichton: „Die Ministranten bitten um Ratscheier“! Die gesammelten Eier, Süßigkeiten und andere Gaben werden dann nach Rangordnung verteilt. © Isargau, Bayerische Heimat- und Volkstrachtenvereine e. V. Fastenzeit – Karwoche – Ostern Es erhält ein Anfänger wesentlich weniger Eier und Geld als die älteren Ratscher. "Karfreitagsratschn“ hat auch noch eine andere Bedeutung. So manche Frau wird (unberechtigt!) als "Ratschn" oder gar als "Karfreitagsratschn“ bezeichnet und zwar dann, wenn sie nimmer aufhört zu reden, und oder alles rumratscht. Karsamstag Er ist auch der Tag des Eierfärbens. Zum Einfärben der Eier verwendete man früher Safran, Zwiebelschalen oder Moos. Die Eier durften nur drei Farben haben: rot, gelb und grün. Ihren Glanz erhielten die Eier durch das Abreiben mit einer Speckschwarte. Ostereier färben mit Tee: Schwarztee: orange / braun, Kamillentee: gelb, Früchteteemischungen: grau bis lila, Grüner Tee und Kräutertee: Grüntöne In der Osternacht wird das Feuer geweiht, die Osterkerze und das Taufwasser. Ostern Ostern, vom Kalender her ein „bewegliches Fest“, findet jedes Jahr am Sonntag nach dem ersten Frühlingsmond statt. Es ist das Fest der Auferstehung Jesu von Nazareth vom Tod, die große Freudenfeier der christlichen Kirchen, nach vierzigtägiger Buß-und Fastenzeit der große Wendetag zu einer fünfzigtägigen frohen Zeit bis zum Samstag nach Pfingsten. In der abendländischen Kirche galt Ostern als wichtiger Tauftag; heute wird in der Liturgie das Taufversprechen erneuert. Dem Fest geht die Ostervigil voraus, die älteste Vigil (=nächtliches Wachen unter Gebet und Lesung bzw. nächtlicher Gottesdienst), wohl schon seit der apostolischen Zeit in der Nacht vom Karsamstag auf den Ostersonntag gefeiert. Osterkerze Meist ein Kreuz, ein Baum, ein Lamm, eine Taube, das Sonnenlicht oder Wasser. Auf der Osterkerze werden an dem Kreuz mit 5 Wachsnägeln, Weihrauchkörnern usw. die 5 Kreuzmale Jesu angedeutet und oberhalb des Kreuzes der erste griechische Buchstabe Alpha für Anfang und unterhalb der letzte griechische Buchstabe Omega für Ende platziert. Symbol für: "Ich bin der Anfang und das Ende". Auch die Jahreszahl kann – aus Wachsplatten geschnitten - auf die Kerze geklebt werden. Die weiße Kerzenfarbe steht für die Hoffnung und das neue Leben. Die Osterkerze brennt nur während der 50-tägigen Osterzeit von Ostern bis Pfingsten, an Taufgottesdiensten, um an ihr die Taufkerze zu entzünden und an Begräbnismessen. Die Speisenweihe In der Osternacht oder bei der Messfeier am Ostermorgen werden die Speisen geweiht. Der Korb ist gefüllt mit Greicherten (Rauchfleisch), Osterkuchen oder Fladen, Brot, Eiern, Salz und Kren. Der Korb für die Speisenweihe kann mit einer Weihkorbdecke abgedeckt werden. Auf Der Weihkorbdecke kann im Kreuzstich Christus als Osterlamm oder Das Christussymbol verbunden mit alten und neuen Mustern gestickt werden. Die geweihten Speisen werden beim festlichen Frühstück verzehrt. Jedes Familienmitglied soll von jeder Speise etwas essen. Eierschalen und Reste sollen nicht weggeworfen, sondern verbrannt werden. Im 12. Jahrhundert ist die erste „Eierweihe“ nachzuweisen. Sie hat wohl den gleichen Ursprung wie die Weihe der anderen Speisen zum Osterfest: Das so lange Verbotene soll als geweihte Speise genossen werden. Früher wurden vor allem die Antlasseier (siehe oben) zur Weihe getragen. Die geweihten Eier wurden in den Äckern vergraben, um das Wachstum zu fördern und die Ernte vor Unwetter zu bewahren. Um Fruchtbarkeit für das © Isargau, Bayerische Heimat- und Volkstrachtenvereine e. V. Fastenzeit – Karwoche – Ostern nächste Jahr zu erlangen, wurden diese Eier in die erste gebundene Erntegarbe gelegt. Die Schalen dieser Eier wurden mit der Asche des Osterfeuers auf die Äcker gestreut um den Ertrag zu steigern. Das Ei gilt als Sinnbild des werdenden Lebens. Das bunt bemalte Osterei wird traditionell an Ostern verschenkt. Der Osterhase ist der Überbringer der hartgekochten, bunt bemalten Eier. Der Emmausgang Ein nahezu in Vergessenheit geratener Brauch am Ostermontag ist der sogenannte "Emmausgang". Er ist in Anlehnung an das Evangelium des Ostermontages (Lk 24, 13 35) eine volkstümliche Bezeichnung für den Osterspaziergang. D. h., in vorwiegend katholischen Gemeinden wandert man einzeln, mit der Familie oder mit Freunden durch die erwachende Natur zur nächstgelegenen Wallfahrtskapelle oder zur Kirche. Im Lukasevangelium heißt es, dass zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus miteinander über all das redeten, was sich in Jerusalem ereignet hatte. Jesus geht mit ihnen, aber sie erkennen ihn nicht. Erst als er das Brot mit ihnen teilt, erkennen sie, dass es der Herr ist. Ingrid Stigler, Brauchtumswartin © Isargau, Bayerische Heimat- und Volkstrachtenvereine e. V.