Ebola: US-Seuchenschützer suchen 132 Flugpassagiere Einen Tag

Werbung
Ebola: US-Seuchenschützer suchen 132 Flugpassagiere
Einen Tag, bevor sie die ersten Symptome entwickelte, ist die zweite in den USA an
Ebola erkrankte Pflegerin geflogen. Zur Sicherheit wurden alle Mitreisenden dazu
aufgerufen, sich zu melden. Präsident Barack Obama hat ein Krisentreffen einberufen.
Dallas – Die zweite in den USA mit Ebola infizierte Pflegerin ist kurz vor Ausbruch der
Krankheit noch mit einem Passagierflugzeug gereist. Sie sei am Abend des 13. Oktober von
Cleveland im Bundesstaat Ohio nach Dallas in Texas geflogen, teilte die USGesundheitsbehörde CDC am Mittwoch mit. Am Morgen danach habe sie Fieber bemerkt.
Inzwischen wurde sie positiv auf Ebola getestet und auf eine Isolierstation eingewiesen.
Die Behörde rief alle übrigen 132 Passagiere des Flugs 1143 der Linie Frontier Airlines dazu
auf, sich zu melden. Außerdem plant die Fluggesellschaft, zu den Passagieren Kontakt
aufzunehmen. Die Flugreisenden, die besonders gefährdet für eine Ansteckung seien,
würden dann beobachtet. Die Krankenschwester habe nach Angaben der Flugbegleiter
während des Fluges aber noch keine Symptome gezeigt.
Normalerweise sind Ebola-Infizierte während der Inkubationszeit – also bis zum Ausbruch der
Krankheit – nicht ansteckend. Wegen der kurzen Zeitspanne zwischen Flug und dem
einsetzenden Fieber entschied sich die Gesundheitsbehörde jedoch für die
Sicherheitsmaßnahme. Die Beschwerden durch eine Infektion mit Ebola-Viren entwickeln sich
erst, wenn sich die Krankheitserreger im Körper ausreichend vermehrt haben. Von dieser
sogenannten Viruslast hängt auch ab, wie ansteckend ein Patient ist.
70 Krankenhausmitarbeiter unter Bebobachtung
Die Pflegerin des Texas Health Presbyterian Hospital hatte sich – wie zuvor schon eine
weitere Kollegin – bei der Behandlung eines Liberianers mit dem Ebola-Virus infiziert. Der
Mann war aus seinem Heimatland in die USA gereist, wo das Fieber ausbrach und
diagnostiziert wurde. Er starb am vergangenen Mittwoch an den Folgen seiner Infektion. Die
Krankenschwester selbst bekam nach Angaben des texanischen Gesundheitsministeriums
erst diesen Dienstag Fieber.
Die Frau lebt allein und hat keine Haustiere, berichtete der Bürgermeister von Dallas, Mike
Rawlings. Ihre Nachbarn seien über die Erkrankung informiert worden. Insgesamt stellten die
Gesundheitsbehörden laut AFP inzwischen mehr als 70 Krankenhausmitarbeiter unter
Beobachtung, die bei der Behandlung des Liberianers mit dem Virus in Kontakt gekommen
sein könnten.
Das Krankenhaus in Dallas bereitet nun offenbar die Überweisung der Patientin nach Georgia
vor. Man stehe mit dem Emory University Hospital in Atlanta in Kontakt, teilte die Klinik via
Twitter mit. Gesundheitsministerin Sylvia Burwell sagte, die Krankenschwester solle noch am
Mittwoch verlegt werden.
Die aktuellen Entwicklungen im eigenen Land beschäftigen auch US-Präsident Barack
Obama. Er verschob deswegen eine geplante Reise nach New Jersey und Connecticut.
Stattdessen will er mit Vertretern verschiedener Ministerien zusammenkommen, die
Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit koordinieren, wie das Weiße Haus mitteilte. Der
Uno-Sicherheitsrat forderte derweil die internationale Gemeinschaft zu mehr Einsatz im
Kampf gegen Ebola auf. "Bislang ist die Reaktion der internationalen Gemeinschaft dem
Ausmaß des Ebola-Ausbruchs und seinen Konsequenzen nicht gerecht geworden", hieß es
in einer Mitteilung.
Bereits am Wochenende war der Fall einer anderen Krankenschwester bekannt geworden,
die sich in Dallas mit dem Virus infiziert hat. Sie gilt als erster Fall einer Übertragung von
Mensch zu Mensch innerhalb der USA. Die 26-Jährige sagte am Dienstag, es gehe ihr "gut".
Noch ist unbekannt, wie sich die beiden Pflegerinnen trotz Schutzkleidung und strenger
Sicherheitsvorkehrungen infizieren konnten. Bei der am Wochenende erkrankten Pflegerin
wird vermutet, dass sie sich mit einem kontaminierten Handschuh ins Gesicht gefasst hat.
Alle Körperflüssigkeiten sind hochinfektiös
Nach den beiden Fällen wächst in den USA die Kritik an den Vorbereitungen des
Gesundheitssystems auf Ebola-Patienten. Hunderte Pfleger hätten sich beschwert, dass ihre
Krankenhäuser nicht ausreichend auf Ebola vorbereitet seien, teilte der KrankenpflegerVerband National Nurses United (NNU) am Mittwoch mit. Die Pfleger-Gewerkschaft wehrte
sich auch gegen den Vorwurf, die beiden jetzt infizierten Pflegekräfte hätten sich nicht an ein
Protokoll zum Umgang mit Ebola-Patienten gehalten.
"Die Krankenschwestern sagen, es habe kein Protokoll gegeben", sagte die NNUVorsitzende, Roseann DeMoro. Ebola wird zwar nicht wie etwa die Grippe per
Tröpfcheninfektion übertragen. In der Phase der Erkrankung, in der die Patienten starke
Beschwerden haben und sich etwa übergeben, sind jedoch alle Körperflüssigkeiten – auch
der Schweiß – hochinfektiös. Dann kann schon der kleinste Fehler zu einer Infektion führen.
Herunterladen