21. Bevor ich mit der Beschreibung der Schaltung beginne, zunächst ein kurzer Besuch in der Physik, genauer eine kurze Beschreibung von Gasentladungen, wie sie z.B. in Leuchtstofflampen vorkommen. Eine Gasentladungsstrecke besteht -vereinfacht- aus einem abgeschlossenem Gasvolumen zwischen 2 Elektroden. Wird an diese Elektroden eine geringe Spannung angelegt, passiert zunächst nichts besonderes. Die vereinzelten Ionen und freien Elektronen, die immer vorhanden sind, bewegen sich zu den jeweils entgegengesetzt geladenen Elektroden, und ergeben einen geringen Reststrom im Bereich von nA (NanoAmpere). Wird die Spannung erhöht, werden die Ladungsträger immer stärker beschleunigt, bis schließlich beim Zusammenprall mit neutralen Atomen diese in weitere Ionen und Elektronen gespalten werden. Auch bein Aufprall von positiven Ionen auf die Kathode werden Elektronen aus dem Metall freigesetzt. In diesem Zustand steigt der Strom in die Größenordnung von mA an, während die Spannung bis unter 100V absinken kann. Es brennt eine Glimmentladung, wie sie z.B. in den altbekannten Neonlampen als rötlich-oranges Licht zu sehen ist. Wird nun die Leistung erhöht, so bleibt die Spannung ungefähr gleich, während der Strom ansteigt. Erhitzt sich die Kathode z.B. durch den fließenden Strom soweit, daß sie thermisch Elektronen emmitieren kann, so bricht die Spannung zusammen, und fällt bis auf einzelne Volt. Der Strom kann in diesem Zustand fast unbegrenzt ansteigen, falls er nicht extern begrenzt wird. Es brennt eine Bogenentladung. Während bei Glimmlampen, (echten) Neonröhren, Natriumdampflampen, Xenonlampen, und Hochdruck-Quecksilberlampen direkt das Licht der Gasentladung genutzt wird, erzeugen Leuchtstofflampen zunächst mit Quecksilberdampf niedrigen Druckes kurzwellige UVStrahlung, die von einem Leuchtstoff auf der Innenseite des Glasbehälters in sichtbares, meistens weißes Licht umgewandelt wird. "Normale" Leuchtstofflampen arbeiten üblicherweise mit einer stromschwachen Bogenentladung von 100mA bis 1.5A bei 20 bis 120V Brennspannung, die neuen CCFLRöhren dagegen benutzen eine Glimmentladung mit 2mA bis 10mA und 100V bis 1KV Brennspannung. Aus dieser (stark vereinfachten) Beschreibung sind die Forderungen an eine gute Stromversorgung für Leuchtstofflampen unschwer abzuleiten. Bereitstellung einer hinreichenden Zündspannung hoher Innenwiderstand um einen annähernd konstanten Strom zu erzielen evtl. eine Vorheizung von dafür ausgelegten Elektroden, um die Zündung zu erleichtern. hohe Arbeitsfrequenz (>1Khz), damit der Lichtbogen nicht nach jedem Stromnulldurchgang neu gezündet werden muß Hierzu eignet sich bei niedrigen Betriebsspannungen ein stromgespeister ParalellGegentaktoszilator recht gut: Zur Funktion: Vernachlässigen wir zunächst einmal alle sekundären Kreise, so erhalten wir mit L1ab und Cp einen Paralellschwingkreis. Damit in diesem Kreis eine dauernde Schwingung aufrecht erhalten (und Leistung entnommen) werden kann, muß natürlich ständig neue Energie nachgeliefert werden. Zu diesem Zweck wird über die Wicklung L2 eine Spannung entnommen, welche die beiden Transistoren ansteuert. Da deren Basis/Emmiterstrecke einen sehr niedrigen Eingangswiderstand darstellt, reicht eine Steuerspannung von <1V völlig aus, um den Basisstrom vollständig umzusteuern. So wie nun beide Transistoren abwechselnd angesteuert werden, so schalten diese auch ihren Kollektorstrom abwechselnd auf L1a und L1b. Sind die Wicklungen richtig gepolt, so ist die Schaltung stark mitgekoppelt, und schwingt kräftig, stabil und verlustarm. Ein sehr wichtiges Detail an dieser Stelle ist die Drosselspule im gemeinsamen Kollektorkreis, welche dafür sorgt, daß ein annähernd konstanter Strom eingespeist wird, obwohl die Gegenspannung vom Oszilator die charakteristische Form einer vollwellengleichgerichteten Sinusspannung hat. In diesem Zustand schwingt der Oszilator zunächst einmal mit einer recht hohen Frequenz. Zündet die angeschlossene Lampe, so bricht ihr Innenwiderstand von fast unendlich auf verhältnismäßig kleine Werte zusammen, sekundärseitig an L3 ist nun der Kondensator Cs voll wirksam, und die Frequenz fällt auf den normalen Arbeitswert. Gleichzeitig stellt dieser Kondensator einen kapazitiven Vorwiderstand für den Lichtbogen dar, der dadurch sehr stabil brennen kann. Die Lampe leuchtet nun, und unser Ziel ist erreicht. Die gleiche Schaltung kann nun aber auch mit MOSFETs aufgebaut werden, und sieht dann so aus: . Die MOSFET-Variante hat den Vorteil, daß der Basiskreis entfällt, was eine Vereinfachung des Wandlertrafos bedeutet und die Verluste im Basisvorwiderstand fehlen natürlich auch. Dafür ist das Umschaltverhalten schlechter, da im Umschaltmoment eine hohe Restspannung an den Gates benötigt wird um den Betriebsstrom weiterfliesen zu lassen. Zusammengefaßt eignet sich die Bipolarvariante vor allem für kleine Leistungen bei Spannung von sagen wir mal 6 bis 15V. Die MOSFET-Variante geht ab 12V aufwärts akzeptabel, und ist bei Verwendung von HV-FETs bis mindestens 50V verwendbar. Die Verwendung von Logikpegel-MOSFETs sollte den Wirkungsgrad verbessern, aber auch schon mit normalen IRF530 geht alles bestens. Bei einer 11W-Lampe bleiben die Transistoren lauwarm, und 20W gehen immer noch bestens ohne Kühlkörper. Lediglich die Gateansteuerung muß den jeweiligen Transistoren angepaßt werden, um dasSchaltverhalten zu optimieren. Ich gehe in der Regel von 1 Kiloohm-Widerständen aus, und optimiere dann die Paralellkondensatoren dahin, daß die Schaltung den geringsten Leerlaufstrom aufnimmt (typischerweise ist rund 1nF nötig). Zündung der Lampe Bevor die Lampe irgendwie betrieben werden kann, muß zunächst einmal die Gasentladung gezündet werden. Am einfachsten ist es wenn -wie bei den CCFL-Lampen- eine so hohe Spannung angelegt wird, daß ein direkter Überschlag in der Gasfüllung stattfindet. Die Lampe leuchtet dann sofort auf. Nachteilig ist bei "normalen" Leuchtstofflampen der starke Verschleiß derElektroden, da diese nicht für einen solchen Betrieb ausgelegt sind. Immerhin müssen in den ersten paar hundert Millisekunden die Elektronen regelrecht mit Gewalt (Spannungen von vielen hundert Volt) aus den noch kalten Elektroden herausgerissen werden, bis diese durch den Lichtbogen ihre Normaltemperatur erreicht haben. Ein solcher Start ist eigentlich nur für billige Kleinstlampen (4W bis 8W in Stabform) vertretbar, die nur selten benutzt werden. Die klassische Lösung des Problems ist der Glimmstarter, welcher vorübergehend die Lampe kurzschließt. Der dann fliesende Strom heizt die Elektroden vor, und wenn der Glimmstarter öffnet liegt die Lampe an Spannung und sollte Zünden (was in der Regel aber erst nach mehreren Versuchen gelingt). glimmstarter arbeiten mit HF-Wandlern akzeptabel zusammen, aber der Entstörkondensator paralell zum Starter muß entfernt werden, da er den gesamten Betrieb verhindert. Diese Lösung empfiehlt sich vor allem für Kompaktlampen mit im Sockel integriertem Starter. Eine weitere (und von mir neuerdings bevorzugte) Methode ist es den Glimmstarter durch ein Relais zu ersetzen, welches die Lampe einmal für 1 Sekunde überbrückt um die Elektroden vorzuheizen. Entweder startet die Lampe danach augenblicklich, oder sie ist mit Ihrer Lebensdauer am Ende ünd müßte sowieso gewechselt werden. Dies erfordert zwar ein Relais und einen kleinen Schalttransistor zusätzlich, ist aber die vermutlich beste Lösung um eine größere Leuchtstofflampe sanft und sicher zu starten und mit bestem Wirkungsgrad und höchster Lebensdauer zu betreiben. Dann bleibt noch die amerikanische "Rapid Start" - Schaltung übrig, welche die Lampe dauernd an Betriebsspannung legt, und die Elektroden aus zusätzlichen Wicklungen vorheizt (wie beim Wandler mit Bipolartransistoren eingezeichnet). Sobald die Elektroden heiß genug sind zündet der Lichtbogen von selbst. Dies ist eine sowohl schaltungstechnisch einfache Lösung, als auch eine schonendere Startmethode als die Erstgenannte. Leider hat die dauernde Fremdheizung der Glühwendel den Nachteil, daß permanent Energie verschwendet wird. Gerade bei einem hocheffizientem System mit Leuchtstofflampen, ist dies unscön, und kann die Betriebszeit einer Akkulampe merklich verkürzen. Dimensionierung der Schaltung: Zunächst sammeln wir einmal die vorhandenen Daten, und legen die Arbeitsbedingungen fest: Lampe ( Betriebsdaten für Leuchtstofflampen ) o Nennstrom, bei HF-Lampen lt. Datenblatt, sonst sollte er ca. 10-20% unter dem 50Hz-Wert liegen. o Spannungsabfall, bei HF-Lampen lt. Datenblatt, sonst ca. 30-50% unter dem 50Hz-Wert o Startmethode, Vorheizung u.ä. Trafodaten o Induktivität je N^2 o Sättigungsgrenze Arbeitsbedingungen o Arbeitsfrequenz, ich empfehle 25 bis 35Khz o Verhältnis von Sekundärspannung zu Lampenspannung, bei vorgeheizten Elektroden reicht 3 meistens aus, bei direkter Zündung sollte die Trafospannung mindestens 5* höher als die Brennspannung sein. o Betriebsspannung, der häufigste Wert liegt wohl bei 12V Die folgenden Rechnungen zeige ich am Beispiel eines Wandlers für eine 11WKompaktlampe an einem 12V-Bleiakku. Betriebsspannung 12V Lampenstrom 140mA Lampenspannung ungefähr 60-70V Arbeitsfrequenz soll 30Khz sein Ferritkern in EI-Form aus N27, Außenabmessungen l*b*h 27*42*18mm, innere Kernbreite 10mm, Luftspalt ungefähr 2*0.6mm. AL-Wert ca. 450nH*N^2, Sättigung bei dieser Kerngröße und diesem Luftspalt nicht zu erwarten. Zündung durch Vorheizung mit ca. 5V (bei dieser Lampe hatte ich den eingebauten Starter zu Testzwecken entfernt) Sekundärspannung 240V Berechnen wir zunächst einmal die Spannung am Serienkondensator, Ucs=sqr(Usek^2-Ul^2), wir erhalten im Beispiel etwa 230V. Aus dieser Spannung, dem fließendem Strom von 140mA und der Arbeitsfrequenz von 30Khz läßt sich nun die erforderliche Kapazität berechnen zu Cs=I/(2*PI*f*Uc), bei meiner Schaltung also zu 3.22nF, als nächster Normwert empfehlen sich 3.3nF mit 400V. Als nächstes berechnen wir nun die Sekundärinduktivität L3=1/((2*PI*f)^2*Cs), in meinem Beispiel zu ungefähr 8.5mH. Für diese Induktivität benötigen wir L=sqr(L/AL) Windungen, im Beispiel also ungefähr 137. Das Übersetzungsverhältnis berechnet sich nun bekanntlich zu Ü=U1/U2=N1/N2=I2/I1. In meinem Fall ergibt sich für 12V Primär und 240V Sekundär ein Verhältnis von 1+1:20. Teilen wir die bereits berechneten Sekundärwindungszahl durch dieses Verhältnis, so erhalten wir 2*6.9 Windungen, was wir auf 2*7 Aufrunden. jetzt benötigen wir noch den Kondensator Cprim, dieser sollte -umgerechnet- etwa ein Zehntel von Cs betragen, so daß die Leerlauffrequenz etwa das 3-fache der Arbeitsfrequenz beträgt. Rechnen wir nun den Cs auf die primäre Seite um, so erhalten wir Csequiv=Cs*(NL3/NL1ab)^2, in meinem Beispiel erscheint Cs auf der Primärseite mit 330nF, als Cp habe ich hierbei 47nF gewählt. Die Rückkopplungswicklung bekommt 1 Windung, die rückgekoppelte Spannung von 1.7V ist mehr als ausreichend um den Oszilator zum Schwingen zu bringen. Als letzte Wicklungen müssen jetzt noch die Vorheizwicklungen L4 und L5 berechnet werden, diese habe ich mit jeweils 3 Windungen für 5V Heizspannung bemessen. Als nächstes Bauteil ist jetzt die Drosselspule an der Reihe, diese ist völlig unkritisch, solange sie für die doppelte Betriebsfrequenz geeignet ist, mindestens einige 100uH Induktivität hat, und den Betriebsstrom verträgt. Hierzu eignen sich sowohl Ferritdrosseln mit Luftspalt als auch Eisenpulver-Ringkernspulen sehr gut. Als Schalttransistoren eignen sich alle Typen, mit einer Sperrspannung von mindestens 3*Ub, die den Betriebsstrom der Schaltung verkraften, und dabei noch eine ausreichende Stromverstärkung haben. Ich persönlich habe hierzu BD437 benutzt, je nach geforderter Leistung sind aber auch viele andere Typen denkbar. Für kleine Leistungen reichen z.B. BC337 aus, während für Hochleistungswandler dagegen BD249 angemessen wären. Eine Kühlung wird bei kleineren Leistungen nicht benötigt, da die Transistoren kaum Verluste haben. An letzter Stelle erwähne ich den Basiswiderstand, er muß ausreichend Strom fließen lassen, um den jeweils aufgesteuerten Transistor voll zu sättigen. Reicht der Basisstrom nicht aus, so schwingt die Schaltung trotzdem normal, aufgrung der überhöhten Verluste werden die Transistoren jedoch sehr heiß, und brennen durch, falls nicht sofort abgeschaltet wird. Ich benutze in meinem Beispiel 330 Ohm, welche 36mA Basisstrom fließen lassen. Ich habe mir bei diesem Beispiel Mühe gegeben, die Werte so zu wählen, daß jeweils runde Zahlen entstehen, um die Beispielrechnungen zu vereinfachen. Sowohl die im Text erwähnte, als auch mehrere andere ähnliche Wandler funktionieren bei mir schon seit einiger Zeit störungsfrei. Wer zufällig einen Ferritkern mit gleichen Daten zur Hand hat, kann die angegebenen Werte direkt als Bauanleitung betrachten. Da es für den Hobbyelektroniker jedoch meistens ein Problem ist, an Ferritkerne zu kommen, werde ich in nächster Zeit auch einen Artikel über das Ausmessen, und Neubewickeln von Ferritkernen schreiben, verwendbares Material findet sich sowohl in jedem Schaltnetzteil (Defekter Videorecorder, Computermonitor, Fernsehempfänger usw.) als auch für wenig Geld bei einschlägigen Restpostengeschäften. Im Nachtrag möchte ich noch erwähnen, daß sich diese Schaltung auch für ganz andere Zwecke verwenden läßt bei denen größere HF-Leistungen mit ein paar 10 bis 100 kHz benötigt werden. Ich habe u.a. auch eine Versuchsschaltung mit der Sekundärspule eines TVZeilentrafos gebaut, die alle möglichen Gasentladungslampen (Plasmakugeln, echte Neonröhren...) mit guten 10kV bei 60kHz versorgen kann. Dies ermöglicht sogar komplett freischwebende elektrodenlose Glimmentladungen nur aufgrund des elektrischen Feldes, ist aber eine recht gefährliche Sache für den Anfänger (So eine Schaltung kann kräftige Lichtbögen liefern, die schmerzhafte Verbrennungen zur Folge haben und auch alles mögliche in Sekundenbruchteilen entflammen lassen. Zur Schaltungsübersicht Zur Hauptseite Möge diese Schaltung Ihnen die Erleuchtung bringen :)