1. Grundlagen und Anwendungen in der Hydro- und Balneotherapie 1.1 Definition Die Physiotherapie veranlasst den Körper zur aktiven Überwindung von Störungen, Fehlregulationen und Krankheitsprozessen, die er ohne Mittel direkt und spontan nicht bewältigen kann. Die Physiotherapie bewirkt dies indirekt über die Reaktionen auf ihre Reize. 1.1.1 Teilgebiete der Physiotherapie Hydrotherapie Balneotherapie Thermotherapie Fototherapie Elektrotherapie Ultraschall Aerosoltherapie Kinesietherapie Manuelle Therapie Massage Anwendungen mit Wasser in seinen 3 Aggregatzuständen Anwendung der im Kurort vorkommenden Heilwasser, -gase, -peloide(Schlamm) Klimatotherapie (Heilklimafaktoren) Talassotherapie (mit „Meereswasser“) Lichtbehandlung (z.B. Infrarotlicht, UV-Licht, Sonnenlicht, Farblichtspektren) Behandlungen mit elektrischen Geräten Behandlung mit hochfrequenten Schwingungen Zerstäubung von Medikamenten & Heilwasser und deren Transport in die Atemwege Bewegungsbehandlung Behandlungstechniken um Bewegungsstörungen und -blockierungen zu beseitigen (z.B. Chiropraktik) Anwendungen mechanischer Reize an der Körperoberfläche und dem darunter liegenden Gewebe 1.1.2 Ziele der Physiotherapie - allgemeine Vorbeugung, Konditionierung und Kälteadaptation Verhütung von Körperschädigungen Behandlung von Krankheiten Wiederherstellung nach Krankheiten Nachsorge Dauerbetreuung Spezielle Ziele Beseitigung von Schmerzen Beseitigung von Bewegungsstörungen Überwindung von Störungen an inneren Organen schnellere und vollständige Genesung (Rekovaleszens = Wiederherstellung) Dämpfung oder Aktivierung physischer und psychischer Erregungszustände Endziel: Adaptation des Körpers an 1. das senso-motorische und 2. das thermo-regulatorische System PHASEN (1) Schonung (Ruhe, Entladung, Entstörung des Organismus) (2) Normalisierung (Anregung, Normalisierung und Übung; Stoffwechsel- und Funktionsadaptation (3) Funktions- und Leistungssteigerung (fast ausschl. in der Sportphysiotherapie) Adaptation wird nur durch Serienanwendungen erreicht, durch die die physiologischen (hier im Sinne von „gesunden“) Bedingungen wiederhergestellt werden 1.1.3 Angriffsstellen in der Physiotherapie a) Haut b) Senso-Motorium zu a) Haut Haut und auch Schleimhaut = größtes Organ, Körperdecke und –perpherie Reizaufnahmeorgane sind Rezeptoren, von denen afferente (= zuführend zum ZNS) fortgeleitete Erregungen ausgehen wichtige Rezeptoren Thermorezeptoren (Haut, Schleimhaut, Eingeweide, Rückenmark, verlängertes Rückenmark = medulla oblongata, und im Hypothalamus) Mechanorezeptoren (Haut, Muskeln, Schleimhaut, Eingeweide, Lunge, Sehnen, Bänder, Gelenke, Herz, Gefäße, Innenohr) Chemorezeptoren (Schleimhäute, Lunge, Muskeln, Hypothalamus, medulla oblongata) - - Angriffsflächen variieren zwischen großen (z.B. Bäder), kleinen (z.B. Elektroden) und punktförmigen (Akupunktur) Angriffsflächen zu b) - Senso-Motorium der Physiotherapeut löst bei der Kinesietherapie über Auge, Ohr und die motorische Hirnrinde die Muskelaktivität aus → Angriffsstelle ist nicht die Körperperipherie sondern das ZNS 1.2 Anwendungen und Wirkungen in der Hydrotherapie 1.2.1 Vortrag (Ramona) 1.2.2 Reizfaktoren 1.2.2.1 Thermischer Reizfaktor – Wärmedosis - wichtigster Reizfaktor dargestellt in der Hydro-Thermo-Skala (gibt die durchschnittlichen Temperaturempfindungen nach einer kurzen Adaptationszeit der Thermorezeptoren an das veränderte Milieu an Stufe + VI +V + IV + III + II +I +0 -0 -I - II - III - IV -V - VI °Celsius 49-50 47-48 45-46 43-44 41-42 39-40 35-38 31-34 25-30 19-24 13-18 7-12 0-6 -5 bis -1 Temperaturempfindung unerträglich heiß unangenehm heiß sehr heiß heiß sehr warm warm lauwarm (obere Indifferenzstufe) laukühl (untere Indifferenzstufe) kühl kalt sehr kalt unangenehm kalt unerträglich kalt kryo - die Kälteempfindungen verstärken sich, und gleichzeitig werden Gegenmaßnahmen des Körpers aktiviert → gesteuert vom Hypothalamus → chem. & physikal. Temperaturregulation chemisch → - reguliert Körperinneres & Skelettmuskulatur (entspr. Wärmebildung) physikalisch → - Extremitätengefäße & Schweißsekretion (entspr. Wärmeabstrom) Je stärker der thermische Reiz und je größer die Reizfläche, desto mehr wird der Wärmeabstrom eingeschränkt und die Wärmebildung angeregt. Das hydro-thermische Empfinden hängt von der Hauttemperatur, der Temperaturänderung in der Zeit, der Reizfläche, der Reizregion und der Gewöhnung ab. 1.2.2.2 Reizfaktor Applikationsfläche – Reizdosis große Reizfläche = viele Thermorezeptoren = starke Reaktion Einteilung des Körpers in 6 Reizzonen: (1) (2) (3) (4) (5) (6) Unterschenkel mit Füßen Oberschenkel Becken und Unterleib Lendengegend und Bach bis zum Brustbein Brust und Rücken (bis einschl. Schulterblattgräte) Schultergürtel, Arm, Hand 1 Teilgebiet = 1 Flächendosis deren reaktive Wertigkeit jedoch von den topographischen Unterschieden abhängt 1.2.2.3 Reizfaktor Applikationsdauer – Zeitdauer je höher der thermische Reizfaktor, umso niedriger die Flächen- und Zeitdosis o 6 Abstufungen der Zeitdosis (ZD) I. II. III. IV. V. VI. 1 min 1-5min 5-10min 10-20min 20-40min 60min und mehr z.B. Kryotherapie z.B. Wechselduschen/ Warm-Kalt-Anwendungen z.B. Sauna z.B. Heiße Rolle z.B. Wickel z.B. Wickel (können bis zu 2h angewendet werden) o Zusammenhang von Zeitdosis und Wärmedosis (Thermische Stufen) ZD I ZD II – IV ZD V – VI entspricht entspricht entspricht thermische Stufe 5-6 thermische Stufe 1-4 indifferente Wassertemperatur 1.2.2.4 Reizfaktor hydrostatischer Druck – Druckdosis der hydrostatische Druck bewirkt den Auftrieb eins unter Wasser befindlichen Körpers er bewirkt mit zunehmender Wasserhöhe eine Entleerung der Blut- und Lymphgefäße mit zunehmender Tiefe wird der hydr. Druck größer und ist an der Wasseroberfläche = 0